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153 Jahre<br />
Seite 20: Australier forscht<br />
nach Ahnen in Aichach<br />
Oberbernbacher Weg7,86551 Aichach, Telefon (0 82 51) 880-140, Telefax (0 82 51) 880-149, www.aichacher-zeitung.de Nr. 238 /Montag, 15. Oktober 2018 17<br />
AZ INTERN<br />
Ab heute sind es 77 Tage bis zum Jahresende.<br />
Vielleicht fragt sich manch einer bereits, was<br />
er an Silvester macht. Oder trauern Sie wie<br />
einige Redaktionsmitglieder dem Sommer hinterher,<br />
wobei Trauer gar nicht angebracht ist bei diesem<br />
wunderbaren Herbst, der mit über 20 Grad<br />
mehr als freundlichdaherkommt.<br />
Mesut Özil wird heute 30. Ob er seinen Geburtstag<br />
imGarten feiert, ist nicht bekannt. Rein wettertechnisch<br />
könnte er. Denn auch in London strahlt<br />
die Sonne derzeit jeden Tag. Viel interessanter ist<br />
die Frage, ob Mesut noch Freunde hat, die mit ihm<br />
Party machen und ihm ein Ständchen zum runden<br />
Ehrentag trällern möchten, nachdem er sich zuletzt<br />
so viele Feinde gemachthat. Anstoßen könnte er mit<br />
Chris de Burgh, der ebenfalls heute Geburtstag hat.<br />
Der irische Sänger und Komponist, bekannt geworden<br />
mit dem Titel „Lady in Red“, wird 70. Friedrich<br />
Nietzsche hatteebenfalls am 15. Oktober Geburtstag<br />
und wurde heute vor 174 Jahren geboren. Im Alter<br />
von nur 55Jahren verstarb Nietzsche, einer der bedeutendsten<br />
deutschen Philosophen des 19. Jahrhunderts.<br />
Abseinem 45. Lebensjahr litt der in Röcken<br />
geborene Pfarrerssohn unter einer schweren<br />
psychischen Krankheit, die ihn arbeitsunfähig<br />
machte. Tragisch auch die Tatsache, dass er seine<br />
Berühmtheit nicht mehr miterleben durfte, da diese<br />
erst postumeinsetzte.<br />
Wir schließen dieses AZ-Intern mit einem seiner<br />
Zitate und spannen soden Bogen zum goldenen<br />
Oktober: „Wer von seinem Tagnicht zwei Drittel für<br />
sich selbsthat,ist ein Sklave.“<br />
Einen freien Tag,<br />
wünschtdie nicht versklavteAZ-Redaktion<br />
Wo steht’s?<br />
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Filmfestival zeigt Wüstenblume Seite 20<br />
Aic-Creativ stellt im Köglturmaus Seite 21<br />
Dasinger Bücherei eröffnet Seite 22<br />
Einbrecher stiehlt<br />
Geld aus Vase<br />
300 Euro in Affing entwendet<br />
Affing –Ein bislang unbekannter Täter brach in der<br />
Nachtzum Freitaginein Bürogebäude eines Gewerbetriebs<br />
in der Straße „Auf der Höh“ in Affingzuverschaffen.<br />
Dem Täter gelang es, die Zugangstüre aufzuhebeln.<br />
Dabei entstand ein Sachschaden in Höhe<br />
von mindestens 100 Euro. Der Täter entwendete<br />
dann aus dem Büroraum eine Vase in der 300 Euro<br />
Bargeld abgelegt waren. Die Polizeiinspektion Aichach<br />
bittet um sachdienliche Hinweise unter Telefon<br />
08251/898 90.<br />
Am Ende rangen sich doch alle ein Lächeln ab: Peter Tomaschko (Mitte, grauer Anzug) schaffte den Wiedereinzug in den Landtag, Karlheinz Faller (FDP, Vierter<br />
von rechts) könnte sein neuer Kollege werden, wenn die FDP am Ende der bayernweiten Auszählung wirklich die fünf Prozent geschafft hat. Josef Settele<br />
(AfD, Dritter von rechts) fuhr das drittbeste Erststimmenergebnis im Landkreis Aichach-Friedberg ein, bei den Zweitstimmen musste die Partei den Freien<br />
Wählern den Vortritt lassen. Ein besonders schwarzer Tag war esfür Bernd Bante (rechts), der als Kreisvorsitzender der SPD 6,76 Prozent als Endergebnis<br />
auf der Leinwand sah.<br />
Foto: Carina Lautenbacher<br />
Tomaschkosichert sich den<br />
Wiedereinzug in den Landtag<br />
Karlheinz Faller muss Bangen: Reicht es für die FDP, könnte der Dasinger ebenfalls Abgeordneter werden<br />
VonCarina Lautenbacher<br />
und Robert Edler<br />
Aichach – Peter Tomaschko (CSU)<br />
bleibt der Direktabgeordnete für den<br />
Landkreis Aichach-Friedberg im<br />
bayerischen Landtag. Allerdings hat<br />
auch er mit 41,66 Prozent bei den<br />
Erststimmen deutlich Federn lassen<br />
müssen (2013 schaffte er 52,47<br />
Prozent). Doch an diesem Wahlabend<br />
im Landratsamt war auch<br />
noch ein weiterer potenzieller neuer<br />
Abgeordneter zugegen: FDP-Mann<br />
Karlheinz Faller. Ermusste bis weit<br />
nach Mitternacht –und damit auch<br />
nach Redaktionsschluss –zittern, ob<br />
die Liberalen wirklich die fünf Prozent<br />
für den Einzug schaffen. Dann<br />
erst zeigte sich, ob für ihn Listenplatz<br />
eins in Schwaben genug war, um eines<br />
der FDP-Mandate zubekommen<br />
(mehr dazu morgen).<br />
Auch im Wittelsbacher Land sind<br />
die Grünen zweitstärkste Kraft geworden<br />
(15,78 Prozent der Zweitstimmen),<br />
gefolgt von den Freien Wählern<br />
(11,97 Prozent) auf Rang drei<br />
und der AfD (11,44 Prozent) ganz<br />
knappdahinter.<br />
Über weite Strecken war die Stimmung<br />
im Foyerdes Landratsamts, wo<br />
nach und nach die Ergebnisse einliefen,<br />
eher entspannt –und das, obwohl<br />
vor allem CSU-Anhänger anwesend<br />
waren. Die waren von den Umfrageergebnissen<br />
der vergangenen<br />
Wochen und Monate auf den Wahlausgang<br />
offenbar entsprechend vorbereitet.<br />
Auch der Erfolg der AfD war<br />
kaum ein Thema; zu lange wardieses<br />
Ergebnis schon absehbar.<br />
Im Gespräch mit unserer <strong>Zeitung</strong><br />
wurde immer wieder ein Ortgenannt,<br />
an dem die CSU-Verluste ihren Ursprung<br />
haben: Berlin. Und genau so<br />
oft wurde mal namentlich, mal verklausuliertdie<br />
Person genannt, die einen<br />
wesentlichen Anteil an dem Ergebnis<br />
hat:HorstSeehofer.<br />
„Aus Berlin kam alles andere als<br />
Rückenwind“, formulierte es der wiedergewählte<br />
CSU-Landtagsabgeordnete<br />
Peter Tomaschko. „Mit Sicherheit<br />
hat Horst Seehofer seinen Anteil<br />
daran. Seine Themen warengut,aber<br />
seine Darstellung eher problematisch.“<br />
Gemeint waren damit unter<br />
anderem der Rücktritt und der Rücktritt<br />
vom Rücktritt, aber auch grundsätzlich<br />
habe man die erzielten Erfolge<br />
den Wählern nicht gutvermittelt.<br />
Ein anderer CSU-Name fällt ebenfalls:<br />
Andreas Scheuer. „Als Wahlkämpfer<br />
hätten wir uns mehr Rückendeckung<br />
aus dem Verkehrsministerium<br />
in der Diesel-Frage gewünscht“,<br />
sagt Tomaschko. Und am<br />
Ende hätte auch noch der Fall Maaßenfür<br />
Verdruss beiden Wählern gesorgt.<br />
Er muss es wissen: Rund 300<br />
Wahlkampftermine hat der Merchinger<br />
trotz der massiven Folgen eines<br />
Fahrradunfalls absolviert. Statt auf<br />
Schuld- und Personaldebatten sollte<br />
sich die CSU seiner Ansicht nach auf<br />
eine schnelle Regierungsbildung<br />
konzentrieren und darauf hinwirken,<br />
Werist Schuld am<br />
CSU-Ergebnis?<br />
„Berlin und Seehofer“<br />
dass inBerlin wieder Ruhe einkehre.<br />
Im Übrigen hat Tomaschko zugehört,<br />
wasdie Wähler vermisst haben, wenn<br />
sie ihre Aufmerksamkeit nicht den<br />
<strong>Landtagswahl</strong> –Stimmkreis Aichach-Friedberg<br />
60 %<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
41,65<br />
6,76<br />
Zweitstimmen<br />
in Prozent 2018 2013<br />
11,97<br />
15,78<br />
Bundesthemen zugewendet haben.<br />
Da hört man Ungewöhnliches aus<br />
dem CSU-Mund: „Ein Punkt war Flächensparen<br />
und vielleicht muss man<br />
sich mehr um das Thema Naturschutz<br />
bemühen.“<br />
Desillusioniert war Bernd Bante,<br />
Kreisvorsitzender der SPD, dessen<br />
Partei nur noch fünftstärkste Kraft im<br />
Landkreis Aichach-Friedberg ist.„Wir<br />
müssenmit echter Kärrnerarbeit wieder<br />
ganz von vorne anfangen“, sagte<br />
er im Gespräch mit unserer <strong>Zeitung</strong>.<br />
„Die Kommunikation klappt nicht.<br />
Wir haben doch ein Standbein in der<br />
Arbeitnehmerschaft, das müssen wir<br />
zu reaktivieren versuchen.“ Dass es<br />
ein Fehler war, in die GroßeKoalition<br />
im Bund zu gehen, sieht er nicht.<br />
„Wenn man vorhat, etwas zu ändern,<br />
muss man inder Regierung sein und<br />
nicht außerhalb.“<br />
n =CSU n =CSU (54,66 %)<br />
n =SPD n =SPD (16,37 %)<br />
n =FW n=FW(6,49 %)<br />
n =Grüne n =Grüne (7,47 %)<br />
n =FDP n =FDP (3,15 %)<br />
n =Linke n =Linke (1,73 %)<br />
n =ÖDP n =ÖDP (2,13 %)<br />
n =AfD<br />
n =AfD (nicht angetreten)<br />
4,59<br />
2,16 1,63<br />
11,44<br />
KOMMENTAR<br />
Die CSU wird’s überleben, die SPD wohl kaum<br />
VonRobert Edler<br />
Hohler Würfel<br />
sorgt für Durchblick<br />
Der Holzwürfel am Kreisel in Höfarten und im Hintergrund<br />
das satte Gelb des Herbstlaubs hat unsere<br />
Fotografin Claudia Neumüller festgehalten. Das<br />
Konstrukt steht in der Nähe des Ponyhofs.<br />
Die gute Nachricht zuerst: Auch<br />
heute wird die Zugspitze noch der<br />
höchste Berg Bayerns und Deutschlands<br />
sein. Das Leben geht weiter,<br />
auch für die CSU. Sie hat eine herbe<br />
Schlappe einstecken müssen, sogar<br />
im traditionell „schwarzen“ Wittelsbacher<br />
Land purzelten die Prozentpunkte<br />
zweistellig dahin. Da mag<br />
man jetzt die Schuld schnell und<br />
gerne Berlin zuschieben, doch haben<br />
nicht gerade die CSU-Alphatiere<br />
für die eigentlich unnötige Polarisierung<br />
gesorgt und Geister geweckt,<br />
die man trotz aller Bemühungen<br />
nicht mehr los wurde? Da reichten<br />
dann keine Millionengeschenke, die<br />
Spitzenkandidaten wie Monstranzen<br />
vor sich hertragen konnten. Es wurde<br />
Vertrauen verspielt!<br />
Das von Markus Söder im Vorfeld<br />
an die Wand gemalte Schreckgespenst<br />
von den Berliner Verhältnissen<br />
wird nicht eintreten. Koalitionen<br />
sind grundsätzlich eine feine demokratische<br />
Einrichtung, die CSU hat<br />
jetzt sogar mehrere Optionen für eine<br />
stabile Regierung. Der Zeitdruck,<br />
den die bayerische Verfassung ausübt,<br />
wird zudem dazu beitragen,<br />
dass es schnelle Ergebnisse geben<br />
wird.<br />
Im Landkreis hat Peter Tomaschko<br />
deutlich an Stimmen verloren, aber<br />
dennoch ein für ihn persönlich zufriedenstellendes<br />
Ergebnis eingefahren.<br />
Der Wähler hat seinen Fleiß honoriert<br />
–andie 300 Termine hat er<br />
allein im Wahlkampf absolviert.<br />
Dass es offenbar auch anders geht,<br />
zeigen derweil die Freien Wähler. Ihr<br />
Spitzenkandidat Johannes Hatzold<br />
hat faktisch keinen Wahlkampf gemacht<br />
und als „Phantom“ dennoch<br />
über elf Prozent bekommen. Da darf<br />
man sich verwundert die Augen reiben.<br />
Die Grünen haben allen Grund<br />
zur Freude, auch wenn sie hinter<br />
dem Bayern-Ergebnis zurückgeblieben<br />
sind.<br />
Und die SPD? Für Dr. Simone<br />
Strohmayr dürfte der Landtag Geschichte<br />
sein. Ihre SPD ist nur noch<br />
einstellig, wurde regelrecht filetiert,<br />
eine einst so stolze Volkspartei wurde<br />
zur Bedeutungslosigkeit degradiert.<br />
Das ist die wahre und eigentliche<br />
Katastrophe dieser Wahl.<br />
Nicht weniger deprimierend ist<br />
das praktisch flächendeckend gute<br />
Abschneiden der AfD. Auch in den<br />
Städten. „Aichach ist bunt und wählt<br />
nicht braun“, hat Aichachs Bürgermeister<br />
Klaus Habermann in einer<br />
persönlichen <strong>Zeitung</strong>sanzeige betont.<br />
Fast zwölf Prozent haben es<br />
doch getan. Man kriegt eine Partei<br />
nun mal nicht klein, in dem man ihre<br />
Rhetorik übernimmt. Gerade in diesem<br />
Punkt hat die CSU schwere Fehler<br />
begangen und das zu spät eingesehen.