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LATEIN - WAS SONST?<br />

Carpe diem – Genieße den Tag. Das ist der Lieblingsspruch von 21 Schülerinnen und Schülern in<br />

ihrem Leistungskurs am Regino-Gymnasium in Prüm. Sie haben sich für Latein entschieden. Die<br />

Ersten sind sie damit nicht.<br />

Das ist doch eine „tote“ Sprache, wofür<br />

braucht man die noch? Die klassischen<br />

Vorurteile gegenüber ihrem Lieblingsfach<br />

am „Regino“ kennen Doreen und Jakob nur<br />

allzu gut. Sie sind zwei von 21 im Schnitt<br />

17-jährigen Schülerinnen und Schülern, die<br />

das ganz anders sehen. „Durch Latein kann<br />

man andere romanische Sprachen viel besser<br />

ableiten“, antwortet dann etwa Doreen. Und<br />

Jakob meint nur: „Die deutsche Grammatik<br />

ist viel leichter zu verstehen, wenn man<br />

Latein kann“.<br />

Für Stephan<br />

Welker, stellvertretender<br />

Schulleiter<br />

am Prümer<br />

Gymnasium, sind<br />

das naheliegende<br />

Antworten. Alleine<br />

er unterrichtet<br />

gerade den vierten<br />

Leistungskurs<br />

Latein. Schon mehr als 80 Schülerinnen und<br />

Schüler haben das als „LK“ unter Welkers<br />

Leitung freiwillig belegt, was heute nur noch<br />

im Vatikan Pflicht ist. Und es wird auch an<br />

Welkers Unterrichtsstil liegen, dass so viele<br />

Schüler nach sechs Jahren Latein in der Unter-<br />

und Mittelstufe bis zum Abitur dem Fach<br />

treu bleiben.<br />

Dazu kommen aber auch ganz praktische<br />

Gründe: Für viele Studiengänge ist das<br />

„Latinum“ – Abschlussnote mindestens 4 –<br />

eine Voraussetzung. Nicht nur für Lara aus<br />

Daleiden, die gerade ihr Abitur gemacht hat<br />

und Latein und Geschichte auf Lehramt studieren<br />

will. Judith, Abiturientin 2013, studiert<br />

in Sydney Psychologie. Ihr kam Latein als<br />

Unterrichtsfach am Prümer Gymnasium ganz<br />

grundlegend zugute: „Ich habe eine leichte<br />

Lese-Rechtschreibschwäche. Da hilft es ungemein,<br />

wenn Wörter so geschrieben werden,<br />

wie man sie spricht. Das ist im Latein so, in<br />

Deutsch trifft es aber nur auf 60 Prozent des<br />

Wortschatzes zu“.<br />

An der australischen Uni zeigte sich dann,<br />

welche weiteren Vorteile die Ausbildung<br />

unter Stephan Welker hatte: „Im Physiologie-<br />

Teil meines Studiums habe ich für meine<br />

Neuroanatomieprüfung nur zwei Stunden<br />

gelernt und mit 97 Prozent bestanden. Ich<br />

Drei, die Latein am Regino-Gymnasium als Leistungskurs hatten und die alte Sprache jetzt sogar studieren, oder beim<br />

Studium die Kenntnisse gut gebrauchen können (von links): Laura möchte Latein auf Lehramt studieren, Jana studiert in<br />

Münster Germanistik und Philosophie, Judith in Sydney Psychologie.<br />

konnte mir sämtliche<br />

Hirnregionen<br />

durch Übersetzen<br />

erschließen.“<br />

So weit sind Eva,<br />

Maike, Ann-Kathrin<br />

und Jonas im<br />

aktuellen Latein-<br />

Leistungskurs noch<br />

nicht. Die Klasse<br />

beschäftigt sich<br />

gerade mit „Ciceros Reden gegen Verres“: Der<br />

junge Anwalt Marcus Tullius Cicero vertrat 70<br />

vor Christus vor Gericht die Bevölkerung Siziliens<br />

gegen den römischen Statthalter Verres.

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