Poster zur Bachelorarbeit 2 des Jahrgangs 2015-2018
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Romy Engl<br />
Der Burgbau zu Friesach<br />
Veränderungen der Lebensqualität<br />
Studiengang<br />
Ergotherapie<br />
Hintergrund<br />
Ergebnisse<br />
„Arbeit ist das halbe Leben ..“<br />
Die Ergotherapie geht davon aus, dass „tätig sein“ ein menschliches Grundbedürfnis ist<br />
[1]. Werden Menschen aber durch soziale Rahmenbedingungen wie zum Beispiel<br />
Arbeitslosigkeit in ihrer Handlungsfähigkeit und dem damit Verbundenen „tätig sein“<br />
eingeschränkt, kann es zu physischen und psychischen Veränderungen, zu<br />
Verminderung und Verlust von Fertigkeiten und Fähigkeiten und <strong>zur</strong> Auflösung von<br />
Gewohnheiten und Strukturen kommen [2].<br />
Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Arbeitslosigkeit auf lange Sicht den<br />
Gesundheitszustand verschlechtert: Arbeitslose können als Hochrisikogruppe für<br />
Gesundheitsprobleme angesehen werden [3] und Arbeitslosigkeit kann als schwere<br />
Belastung betrachtet werden [4].<br />
Damit Arbeitslosigkeit nicht <strong>zur</strong> beruflichen Endstation wird, gibt es Auffangsysteme in<br />
Form von Projekten <strong>des</strong> zweiten Arbeitsmarktes. In Friesach heißt dieses Projekt „Der<br />
Burgbau zu Friesach“, dieses zielt unter anderem darauf ab, die teilnehmenden<br />
Personen in den ersten Arbeitsmarkt zu reintegrieren und langfristige, regionale<br />
Arbeitsplätze zu schaffen [5]. Auch wenn das Burgbauprojekt an sich kein<br />
ergotherapeutisches Handlungsfeld darstellt, lässt sich bei genauerer Betrachtung<br />
erkennen, dass die Besonderheiten <strong>des</strong> Projektes (z.B. Arbeit ohne maschinelle Hilfe) ein<br />
einmaliges Forschungssetting bieten und ergotherapeutische Beleuchtung verdienen.<br />
Anhand Abbildung 2 ist erkennbar, dass Veränderungen bezogen auf die Lebensqualität<br />
bei TransitmitarbeiterInnen zwischen der ersten und der zweiten Erhebung im ersten<br />
Drittel der Teilnahmephase auftreten, diese Ergebnisse sind jedoch nicht signifikant (t-<br />
Test p=0,373). Die für diese Abbildung verwendeten Lebensqualitätswerte sind<br />
Mittelwerte, die aus den vier Domänen und dem Globalwert erhoben wurden.<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
2 3 4 5 6 7 8 9 11 12 13 14<br />
LQ Erhebung 1 LQ Erhebung 2<br />
Abbildung 2: Veränderungen der Lebensqualität zwischen erster und zweiter Erhebung<br />
[7]<br />
Um die WHOQOL-BREF Ergebnisse in den einzelnen Domänen darzustellen, wurde<br />
dieses Liniendiagramm verwendet:<br />
85,00<br />
Forschungsfrage<br />
Welche Veränderungen bezogen auf die Lebensqualität treten bei<br />
TransitmitarbeiterInnen <strong>des</strong> Burgbauprojektes Friesach im ersten Drittel der<br />
Teilnahmephase am Projekt auf?<br />
Methodik<br />
80,00<br />
75,00<br />
70,00<br />
65,00<br />
60,00<br />
75,25<br />
74,70<br />
80,26<br />
76,39<br />
73,96<br />
75,42<br />
67,36<br />
62,50<br />
73,26<br />
69,80<br />
69,01<br />
70,69<br />
Erhebung 1<br />
Erhebung 2<br />
Normwert<br />
66,66<br />
Physisch Psychisch Soziale Beziehungen Umwelt Global<br />
69,55<br />
66,66<br />
Systematische Literaturrecherche<br />
• Fachhochschulbibliothek Kärnten<br />
• Elektronische Datenbanken: EBSCOhost, PubMed, OTseeker<br />
Abbildung 3: Veränderungen der Lebensqualität zwischen erster und zweiter Erhebung<br />
gegliedert in Domänen [8]<br />
Quantitative Forschungsmethode<br />
• WHOQOL-BREF<br />
• Ersterhebung am 13. April mit 17 TransitmitarbeiterInnen<br />
• Folgeerhebung am 22. Juni mit 14 TransitmitarbeiterInnen<br />
• Auswertung: Computergestützt mittels IMB SPSS Statistics Version 23 & per Hand<br />
mithilfe mathematischer Formeln<br />
Diskussion<br />
Mögliche Gründe für die Veränderung der Lebensqualität:<br />
• Positive Bewertung <strong>des</strong> Erlebens am Projekt → Anstieg der subjektiven Lebensqualität<br />
• Spezielle Art der Umweltbedingungen<br />
• Aspekte wie wenig Zeitdruck, wenig akustische Reize, Tiere am Gelände und uralte<br />
Handwerkstechniken<br />
Im Hinblick auf die in der Literatur dargestellten Wirkungen von Ergotherapie bei<br />
Arbeitslosigkeit zeigte sich, dass es angebracht wäre, Ergotherapie zum Beispiel durch<br />
arbeitsrehabilitative Maßnahmen in den Alltag von (Langzeit-)Arbeitslosen zu integrieren.<br />
Fazit<br />
Die Verfasserin geht anhand der Ergebnisse davon aus, dass es zu Verbesserungen der<br />
Lebensqualität durch „tätig sein“ kommen kann. Auch dass ein Bedarf an therapeutischrehabilitativen<br />
Berufen besteht, welche die Betroffenen darin unterstützen, ihr<br />
Arbeitsleben zu verbessern und den ErgotherapeutInnen die Chance bieten, sich in<br />
neuen Wirkungsfeldern zu etablieren.<br />
Abbildung 1: Zimmermänner bei der Holzarbeit [6]<br />
„Arbeit ist die beste Medizin, die uns die Natur gegeben hat.“ (Galen)<br />
Literatur:<br />
[1] DACHS (2007). Ergotherapie: Definition/Beschreibung. DACHS-Definition der Ergotherapie. Zugriff am 22.05.<strong>2018</strong> unter http://www.dachs.it/de/kap-1.php<br />
[2] Nieuwesteeg, Marie-Theres & Somazzi, Mario (2002). Das Bieler Modell. In: Marotzki, Ulrike (Hrsg.), Ergotherapeutische Modelle praktisch angewandt. Eine Fallgeschichte - vier Betrachtungsweisen (Rehabilitation und Prävention ). Berlin: Springer, 29–53.<br />
[3] Herbig, Britta, Dragano, Nico & Angerer, Peter (2013). Health in the Long-Term Unemployed. Deutsches Ärzteblatt international, (110), 413-419. Zugriff am 22.05.<strong>2018</strong> unter https://www.aerzteblatt.de/int/archive/article?id=140502<br />
[4] Faust, Volker (2016). Die Arbeitslosigkeit und ihre psychosozialen Folgen. Zugriff am 22.05.<strong>2018</strong> unter http://www.psychosoziale-gesundheit.net/pdf/Int.1-Arbeitslosigkeit_und_psychsoziale_Folgen.pdf<br />
[5] Haberl, Wolfgang (2016). Pressetext AMS Kärnten; PK 21.4.2016; "Burgbau Friesach". Zugriff am 22.05.<strong>2018</strong> unter http://burgbau.at/burgbaufrie/wp-content/uploads/2016/04/Burgbau-Friesach-AMS-Wolfgang-Haberl.docx<br />
[6] Bild „Zimmermänner“ mit freundlicher Genehmigung von Jürgen Müller | Burg Friesach Errichtungs-GmbH<br />
Hintergrundbild mit freundlicher Genehmigung von Jürgen Müller | Burg Friesach Errichtungs-GmbH<br />
[7] & [8] Selbst erstellte Abbildung/Eigene Darstellung<br />
Romy Engl<br />
Fachhochschule Kärnten | Studiengang Ergotherapie<br />
RomyStefanie.Engl@edu.fh-kaernten.ac.at