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HANDEL IM WANDEL| w.news 11.2018

11.2018 | Wirtschaftsmagazin der IHK Heilbronn-Franken. Themen: Handel im Wandel • Bundesgartenschau Heilbronn 2019 • Advertorial B4B Themenmagazin

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KONTAKT<br />

Dalila Nadi<br />

IHK-Referentin Außenwirtschaft<br />

Telefon 07131 9677-121<br />

E-Mail dalila.nadi@<br />

heilbronn.ihk.de<br />

Blocking-Verordnung gegen US-Sanktionen<br />

Als Gegenmaßnahme zu den US-Sanktionen<br />

hat die EU ein Abwehrgesetz reaktiviert, das<br />

1996 im Streit um Sanktionen gegen Kuba,<br />

den Iran und Libyen erlassen wurde. Das sogenannte<br />

„Blocking-Statut“ (Blocking Regulation<br />

EC No. 2271/96) hat allerdings aufgrund<br />

der Beilegung des damaligen Sanktionsstreits<br />

nie Anwendung gefunden, sollte damals aber<br />

eine Möglichkeit bieten, europäische Unternehmen<br />

vor US-Sanktionen zu schützen, indem<br />

es EU-Unternehmen unter Androhung<br />

von Strafe verbietet, sich an die US-Sekundärsanktionen<br />

zu halten. Der praktische Wert<br />

einer solchen Verordnung dürfte letztlich gering<br />

bleiben und würde zudem europäische<br />

Firmen durch zusätzliche Bürokratie (Anträge<br />

auf Ausnahmegenehmigungen etc.) belasten.<br />

So bleibt den Unternehmen die Entscheidung,<br />

ob sie weiterhin Geschäfte mit dem Iran<br />

machen, letztendlich selbst überlassen.<br />

„Legitime finanzielle Transaktionen“: Zahlungen<br />

abseits der üblichen Kanäle<br />

Die Europäische Union (EU) will mit einer<br />

neuen Finanzinstitution US-Sanktionen gegen<br />

den Iran umgehen und Zahlungswege offen<br />

halten, um den Handel weiter zu ermöglichen,<br />

ohne von den Strafmaßnahmen der USA getroffen<br />

zu werden. Mithilfe dieses sogenannten<br />

„Special Purpose Vehicle“ (SPV) soll es<br />

möglich sein, Zahlungen abseits der üblichen,<br />

vom Dollar dominierten, Finanzkanäle durchzuführen.<br />

Die Zweckgesellschaft könnte auch<br />

„anderen Partnern“ offen stehen.<br />

Weitere Folgen der US-Sanktionen<br />

Die gemäßigte iranische Regierung wird derzeit<br />

stärker denn je von den mächtigen Hardlinern<br />

unter Druck gesetzt. Präsident Rouhani braucht<br />

das Abkommen für sein politisches Überleben.<br />

Revolutionsführer Khamenei sagte an die iranische<br />

Regierung gerichtet: „Wenn ihr solche Garantien<br />

(für wachsendes wirtschaftliches Engagement<br />

der Europäer) nicht erhaltet – und ich<br />

bezweifle wirklich, dass ihr dies könnt – können<br />

wir nicht so weitermachen.“ Die Bedenken des<br />

Irans hinsichtlich der EU-Ankündigungen beziehen<br />

sich zum einen auf die Entschlossenheit<br />

der EU, das Abkommen zu erhalten. Denn trotz<br />

der Meinungsverschiedenheit mit Washington<br />

seien die USA noch immer Europas wichtigster<br />

Verbündeter, so Kommentare in Teheran. Des<br />

Weiteren werden die realen Möglichkeiten der<br />

EU, Schutz vor den US-Sanktionen zu bieten,<br />

angezweifelt. Auch sei das Bekenntnis der EU<br />

zum Abkommen nicht vereinbar mit den Ankündigungen<br />

großer Unternehmen, den Iran<br />

verlassen zu wollen.<br />

US-Sanktionen beflügeln Kooperation mit<br />

China<br />

Laut GTAI (Germany Trade and Invest) dürfte<br />

es nur wenige Länder geben, in denen „Made<br />

in Germany“ eine größere Strahlkraft besitzt<br />

als im Iran. Die Wertschätzung deutscher Produkte<br />

kann aber nur begrenzt in Absatzerfolge<br />

umgesetzt werden. Die reaktivierten US-Sanktionen<br />

behindern den Zahlungsverkehr und<br />

die Finanzierung der Irangeschäfte und viele<br />

deutsche Unternehmen fahren ihre Iranaktivitäten<br />

zurück. Im Gegenzug ist „Made in China“<br />

zwar nicht unbedingt beliebt, aber eben verfügbar.<br />

Auch Finanzierungshilfen werden von<br />

chinesischer Seite bereitgestellt. Zudem gilt<br />

mittlerweile das Qualitäts- und Technologieniveau<br />

vieler chinesischer Produkte als zumindest<br />

akzeptabel, das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

als gut. Gerade während Sanktionsphasen<br />

haben sich chinesische Firmen als zuverlässige<br />

Handelspartner bewährt und auch jetzt dürfte<br />

der Iran wieder auf Peking zählen können.<br />

China ist heute mit Abstand Irans wichtigster<br />

bilateraler Handelspartner. Nach Angaben<br />

des iranischen Zolls steigerte der Iran 2017/18<br />

seinen Import aus China um 23 Prozent auf<br />

13,2 Milliarden US-Dollar. Dies entsprach<br />

knapp einem Viertel des Gesamtimports. Die<br />

iranischen Nichtölexporte nach China erhöhten<br />

sich im Gegenzug um acht Prozent auf<br />

9,1 Milliarden US-Dollar. Ferner ist China<br />

Irans wichtigster Ölabnehmer. Der amerikanische<br />

Ausstieg aus dem Atomabkommen und<br />

der dadurch verursachte Rückzug europäischer<br />

und anderer westlicher Unternehmen<br />

bieten China nun weitere Expansionschancen.<br />

Zudem wird Peking jetzt von Teheran eine<br />

langfristige Absicherung der weiter wachsenden<br />

chinesischen Dominanz fordern. Damit<br />

würde der westlichen Konkurrenz nach einem<br />

Ende der „Trump-Ära“ der Zugang zum iranischen<br />

Markt erheblich erschwert werden.<br />

NOVEMBER 2018 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 42 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- www.heilbronn.ihk.de

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