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Lehrlinge<br />
mein Führungsstil als lehrlingsausbildner<br />
MaG. PeTer Müller<br />
geschäftsführer der timeout academy<br />
– müller & Partner Kg<br />
info<br />
timeout academy müller & Partner Kg<br />
office@timeoutacademy.com<br />
www.timeoutacademy.com<br />
Menschen zu führen ist eine herausfordernde<br />
Aufgabe, insbesondere<br />
bei jungen Menschen in ihrer<br />
pubertären Phase, in denen diese manchmal<br />
trotzig, oft auch unsicher sind und<br />
zu Beginn der Lehrzeit manchmal über<br />
ein geringes Selbstverantwortungsgefühl<br />
verfügen.<br />
Doch wie führt man dann im professionellen<br />
Sinn? Die beiden gängigsten<br />
Führungsstile zeichnen sich durch autoritäres<br />
oder demokratisches Führungsverhalten<br />
aus. Beim autoritären Stil gibt<br />
es eine klare Ordnung zwischen Vorgesetzten<br />
und MitarbeiterInnen. Diese<br />
haben Anordnungen oder Aufträge<br />
auszuführen, ohne dass ihre persönliche<br />
Meinung gefragt ist. Anordnung<br />
und Kontrolle stehen im Mittelpunkt<br />
und schaffen Klarheit in der Arbeitsbeziehung.<br />
Entscheidungen werden<br />
ausschließlich von der Führungskraft<br />
getroffen und sind ohne viel Diskussion<br />
umzusetzen. Beim demokratischen<br />
Führungsstil sind Mitsprache und Meinung<br />
der MitarbeiterInnen gewünscht<br />
und diese haben in der Erledigung ihrer<br />
Aufgaben einen definierten Freiraum.<br />
Dabei zählt das Ergebnis, während der<br />
Weg dorthin dem Einzelnen oft überlassen<br />
wird.<br />
Und was ist jetzt der richtige Führungsansatz<br />
vor allem bei Jugendlichen?<br />
Irgendwie klingt das ja alles plausibel.<br />
Die Antwort darauf ist einfach und<br />
schwierig zugleich. Menschen professionell<br />
zu führen bedeutet situativ zu führen.<br />
Ob ich als AusbildnerIn autoritäres<br />
oder demokratisches Verhalten lebe,<br />
hängt einerseits von der jeweiligen Situation<br />
ab. Bei Entscheidungen, die ich<br />
als Führungskraft nicht abgeben kann,<br />
kann ich mir gerne Meinungen der MitarbeiterInnen<br />
oder Lehrlinge einholen,<br />
aber letztlich habe ich die Entscheidung<br />
zu treffen und diese auch zu vertreten.<br />
Und letzteres ist autoritär und<br />
sehr wichtig. Andererseits hängt mein<br />
Führungsverhalten auch von der Persönlichkeit<br />
des Lehrlings ab. Wenn ich<br />
Lehrlinge mit hoher Selbstverantwortung<br />
und entsprechender Erfahrung in<br />
ihrem Arbeitsgebiet habe, dann würde<br />
ein rein autoritärer Führungsstil bei den<br />
Jugendlichen demotivierend wirken und<br />
sie auch nicht in ihrer Entwicklung stärken.<br />
Lehrlinge zu Beginn der Lehrzeit<br />
wären jedoch durch zu viel Freiraum oft<br />
überfordert und brauchen klare Strukturen<br />
mit eher autoritär agierenden<br />
Führungskräften. Mit zunehmender Erfahrung<br />
sollten dann zunehmend demokratische<br />
Führungselemente im Vordergrund<br />
stehen. Aber auch bei Lehrlingen<br />
im letzten Lehrjahr muss zum Beispiel in<br />
Gefahrensituationen unverzüglich autoritär<br />
gehandelt werden.<br />
Lehrlinge professionell zu führen bedeutet<br />
also eine richtige Einschätzung<br />
der Person aber auch der Situation vorzunehmen<br />
und den Lehrlingen sukzessive<br />
mehr Freiraum und Verantwortung<br />
zu übertragen, um diese zu eigenverantwortlichen<br />
und vollwertigen MitarbeiterInnen<br />
zu entwickeln. Und das ist jeden<br />
Tag aufs neue eine herausfordernde aber<br />
auch spannende Aufgabe!<br />
y<br />
16 | <strong>11</strong> . <strong>2018</strong>