20 InnkurV'n Pass langkampfen Spass, Tradition und Brauchtum
In Tirol war man schon seit je her gezwungen in herausfordernden Zeiten näher zusammenzurücken. Der Respekt vor dem harten Winter ließ uns das ganze Jahr über ausreichend Vorräte anlegen und vor allem für genügend Brennholz sorgen. Dass die kalte, dunkle Jahreszeit und deren Herausforderungen unsere Kultur, unsere Heimat geprägt hat und mit vielerlei Mythen oder Ritualen behaftet ist, liegt förmlich auf der Hand. Unterschiedlichste Bräuche um vermeintlich bösen Wintergeistern, allem Schlechten oder einfach nur negativen Wahrscheinlichkeiten den Garaus zu machen, wurden vor allem in unserem Alpenraum überliefert. Das hierzulande mit großer Begeisterung betriebene Perchtenlaufen erfreut sich ständig zunehmender Beliebtheit. Unzählige Passen beeindrucken bei diversen Veranstaltungen wochenlang mit grausigsten Masken, blutrot-leuchtenden Augen, welche teilweise auch ohne weiteres in hochklassigen Horrorfi lmen vorkommen könnten, aufwendigsten Shows inklusive unglaublicher Pyrotechnik, ausgefeilten Rhythmen und Percussioneinlagen, wo sich mancher Karnevalsverein in Rio womöglich noch etwas abschneiden könnte. Zwischen den unterschiedlichen Gruppen entstand offensichtlich ein handfester Wettstreit, wer die verheerendste Gruselshow auf das öffentliche Parkett legen kann – höher, schneller, weiter! Vergleiche mit der fortschreitenden Eventisierung des geschichtsträchtigen Almabtriebes liegen durchaus nahe. Nicht so die Innkurv‘n Pass aus Oberlangkampfen. Michael Radinger, langjähriger Tamperer und gehuldigter DJ im Perchtenkammerl, über die Tradition: „Zuallererst will ich festhalten, dass bei unserer Pass kein sogenannter „Chef“ existiert und ich von der Gruppe regelrecht genötigt wurde, mich als obergescheiter Pressesprecher auszugeben. Vermutlich bin ich der Intelligenteste dieser total verrückten Truppe, was zugegeben nicht unbedingt eine riesige Herausforderung sein sollte. Ich werde natürlich mein Bestes geben – hoffentlich reicht‘s! :o) Wir betreiben den Perchtenlauf abseits jeglicher Großveranstaltungen, wo in höchster Schlagzahl, völlig unpersönlich, eine Pass auf die andere folgt, noch komplett urtümlich. Fernab meterhoher Flammen, dröhnender Bassklänge oder dichter Zuschauergedränge, gehen wir im kleinen aber feinen Heimatort Langkampfen zu unseren Freunden, Bekannten und leben dort, im überschaubaren, privaten Kreis, das wunderbare Ritual unserer Vorväter. Die einzigen Ausnahmen sind der jährliche Auftritt beim RZ Bad Häring, um den Patienten unentgeltlich eine Freude zu bereiten und unsere Abschlusskür beim Stammlokal, der Jausenstation Ferchl in Oberlangkampfen, wo wir wegen Christine, der lieben Inhaberin, immer wieder sehr gerne vorbeikommen. Der eigentliche Perchtenauftritt steht dabei fast im Hintergrund. Das lustige anschließende Zusammensitzen und Herumblödeln bei den einzelnen Stationen ist wahrscheinlich der noch größere Antrieb. Michael Radinger 21 In einer Zeit, wo die Auswüchse der weltweiten Globalisierung Identitäten zunehmend egalisieren lassen und die für uns so wichtige Heimatliebe regelmäßig auf nicht immer nachvollziehbare Prüfstände legen, bewegen wir uns bewusst den eindeutigen Schritt zurück, zur wertvollen Tradition. Zusammenhalt oder Kameradschaft sind dabei nicht nur irgendwelche Schlagworte, sondern die grundlegende Basis für unser Schaffen. Das Motto: „Wir stehen und fallen gemeinsam!“, erklärt diesen Ansatz womöglich sehr gut. Einige unserer, durch die Bank langjährigen, Mitglieder und Freunde treffen wir mittlerweile nur mehr in dieser magischen Zeit. Beruf, Familie, verändernde Lebensmittelpunkte verringern zwar gemeinsame Stun-