SportArt_Ausgabe_8_Online
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In einer Zeit, wo die Terminkalender der Kinder<br />
bereits sehr früh mit allen möglichen<br />
Aktivitäten vollgepackt werden, muss man<br />
versuchen das Wettrennen ehestmöglich zu<br />
gewinnen.<br />
Hurra, wir haben es geschafft und unser<br />
Fußballkindergarten ist gut gefüllt! Nur wie<br />
geht es jetzt weiter? In den meisten Clubs<br />
herrscht akuter Mangel an gut ausgebildeten,<br />
qualitativen Nachwuchstrainern. Meist<br />
trainieren motivierte Väter, welche selbst<br />
lange Zeit Fußball spielten, die Mannschaften<br />
ihrer eigenen Sprösslinge. Ich verneige<br />
mich selbstverständlich vor jedem einzelnen,<br />
der diese verantwortungsvolle Aufgabe übernimmt<br />
und seine kostbare Freizeit liebevoll<br />
opfert. Nur ohne fundierte Ausbildung bleibt<br />
hier leider vieles auf der Strecke. Allein die<br />
Tatsache, dass man selbst früher ein guter<br />
Fußballer war, bedeutet nicht automatisch,<br />
dass man in der Lage ist sein Wissen auch,<br />
vor allem altersgemäß, weiterzuvermitteln.<br />
Trotz unveränderter Kernelemente, hat sich<br />
der Sport in den letzten Jahren zudem massiv<br />
verändert und man ist gezwungen sich ständig<br />
am direkten Puls der Zeit zu bewegen. Um<br />
den umfassenden Grundstein für die weitere<br />
sportliche Entwicklung bestmöglich zu legen,<br />
werden ausgerechnet im Nachwuchsbereich<br />
auch die allerbesten Trainer benötigt. Man<br />
erntet bekanntlich, was man sät!<br />
Zugegeben, dieses Procedere ist durchaus<br />
mit Kosten und Aufwand verbunden. Speziell<br />
bei Vereinen, wo sehr viel Geld für Spielertransfers<br />
und Prämien in deren erfolgreichen<br />
Kampfmannschaften ausgegeben wird,<br />
bleibt für die unteren Jahrgänge oftmals<br />
nicht mehr viel übrig – so beißt sich wieder<br />
mal der Hund genüsslich in den eigenen<br />
Schwanz!<br />
Nun gut, jetzt haben wir längerfristig volle<br />
Nachwuchsteams und die besten Trainer,<br />
welche sich um die Ausbildung der eigenen<br />
Talente kümmern. Dann ist ja alles in Butter?<br />
Wenn man so viel in den eigenen Nachwuchs<br />
investiert, dann sollten diese Teams natürlich<br />
auch dementsprechend erfolgreich sein! Vereine,<br />
Trainer und vor allem Eltern messen sehr<br />
oft die Gesamtqualität der Nachwuchsarbeit<br />
an der Tabellenplatzierung oder am Erreichen<br />
von höchstmöglichen, individuellen Mannschaftszielen.<br />
Das ist meiner Ansicht nach<br />
vollkommen falsch! Nachwuchstrainer, welche<br />
den Erfolg der eigenen Mannschaft über<br />
alles stellen, im Verein ihren eigenen Weg gehen,<br />
nicht erkennen, dass sie ihre Spieler nur<br />
ein Stück des Weges begleiten und wichtige<br />
Erfahrungen in adäquaten Leistungsstufen<br />
gluckenhaft behindern, stellen womöglich<br />
eines der größten Probleme dar. Bei einem<br />
konkreten regionalen Beispiel hat eine Jugendmannschaft<br />
großen Spielermangel und<br />
erhält vom Trainer der völlig überbelegten<br />
Altersklasse darunter Woche für Woche nur<br />
äußerst schwer Ergänzung für die laufende<br />
Meisterschaft und wenn, dann nur Spieler,<br />
welche im eigenen Team sowieso auf der<br />
Bank sitzen würden. Trotz der Tatsache, dass<br />
bei dem großen Kader nicht alle Kinder genügend<br />
Spielzeiten ergattern und die meisten<br />
Partien sowieso haushoch gewonnen werden<br />
– was soll man dazu noch großartig sagen?<br />
Die Erfahrung hat gezeigt, dass viele Spieler,<br />
speziell aus hocherfolgreichen Nachwuchsteams,<br />
zwar technisch und taktisch überdurchschnittlich<br />
gut ausgebildet sind, jedoch<br />
nie das Gesamtspektrum des umfassenden<br />
Fußballspieles erlernt haben. Mannschaften,<br />
welche die eigene Liga dominieren, nur sehr<br />
wenige Spiele im Jahr absolvieren, wo sie<br />
wirklich gefordert sind, selten an Grenzen stoßen,<br />
lernen die unverzichtbaren, zusätzlichen<br />
Kernkompetenzen wie zum Beispiel Kampfgeist,<br />
Wille, körperliches Durchsetzungsvermögen,<br />
bedingungsloser Zweikampf um den<br />
Ball oder effektive Lösungen im 1 gegen 1,<br />
äußerst schwer. Die meisten Gegner werden<br />
bis zum erfolgreichen Torabschluss einfach<br />
klassisch ausgespielt. Oft steht der krasse<br />
Gewinner bereits schon vor Anpfi ff fest. Es<br />
geht im Prinzip nur darum wie hoch das Ergebnis<br />
ausfallen wird. Die jungen Spieler machen<br />
sich im Vorfeld oftmals mehr Gedanken<br />
über den akribisch einstudierten Torjubel, als<br />
das anstehende Spiel selbst. Die nicht mal<br />
handvoll Partien im Jahr, wo man auf ebenbürtige<br />
oder sogar überlegene Gegner stößt,<br />
werden von allen Seiten hochstilisiert und die<br />
Emotionen steigen ins schier Unermessliche.<br />
Die große Angst, schon allein vor der simplen<br />
Möglichkeit des extrem seltenen Verlierens,<br />
überlagert in diesen Momenten sehr oft die<br />
„gesunde Gier“ auf den Sieg. Erst bei einem<br />
Gleichgewicht von beiden wird gelernt, dass<br />
Erfolg nicht selbstverständlich ist und man<br />
laufend sein Bestes geben muss, um gewinnen<br />
zu können – Charakterbildung!<br />
Fakt ist, dass die höchste Ausfallquote von<br />
Spielern im Übergang zum Erwachsenenfußball<br />
liegt. Natürlich spielt dabei auch die<br />
Pubertät eine bedeutende Rolle! Der eigene<br />
Aktionsradius wird größer, der schulische<br />
bzw. berufl iche Aufwand steigt, die Hormone<br />
spielen verrückt, das andere Geschlecht wird<br />
zunehmend interessanter, alles bisherige<br />
wird kritisch in Frage gestellt, auf nicht immer<br />
nachvollziehbare oder logische Waagen<br />
gelegt. Ein völlig normaler Generationenkonfl<br />
ikt ist evolutionstechnisch nicht unbedingt<br />
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