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Pharmaproduktion 01.2017

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ist dabei die automatische Abfüllanlage. Dieser<br />

Raum erfüllt die Anforderungen der Reinraumklasse<br />

A. Um diesen zentralen Raum herum<br />

befinden sich im Uhrzeigersinn weitere<br />

Funktionsräume: Mitarbeitereingang mit den<br />

entsprechenden Umkleide- und Waschräumen,<br />

Materialeingang, Trocknung, Sterilisation<br />

sowie Vorbereitungsräume und Zuführungsschleusen<br />

zur Abfüllanlage. Der Abfüllung<br />

folgen Verpackungs- und Logistikräume<br />

sowie die Ausgänge mit vorgelagerten Umkleiden<br />

für die Belegschaft.<br />

„Alle Räume sind druckreguliert und in ihrer<br />

Gesamtheit als Druckkaskade angelegt“, erläutert<br />

BC-Projektleiter Horst Lang. Die sehr<br />

exakt geregelte Be- und Entlüftung ist angesichts<br />

der zum Teil kleinen Räume mit entsprechend<br />

geringer Kubatur von großer Bedeutung,<br />

um die geringen Druckunterschiede im<br />

Bereich weniger Pascal sicher zu gewährleisten.<br />

Insgesamt wird der Reinraumbereich der<br />

neuen Produktionsstätte mit 56 914 m 3 Zuluft<br />

pro Stunde versorgt.<br />

Abgehängte Decke<br />

Zum Bau des Reinraumes wurde eine Zwischendecke<br />

in die bestehende Etage eingezogen.<br />

Die damit einhergehende Installation der<br />

Deckenkonstruktion erlaubte die Nutzung des<br />

modular aufgebauten Cleanoflex-Systems. Innerhalb<br />

der Rastermaße wurden die Wände<br />

gestellt sowie die Filter-Fan-Units (FFU) platziert.<br />

Um eine angenehme Situation mit im<br />

wahrsten Sinne viel Durchblick zu schaffen,<br />

prägen große Fensterflächen das Innenleben<br />

der Produktionsstätte. So wird ein Gefühl von<br />

Enge vermieden, „gleichzeitig ist die Belegschaft<br />

in die Lage versetzt, den Produktionsablauf<br />

zu überblicken und bei Bedarf schnell einzugreifen“,<br />

so Howald.<br />

Während die Flaschen oder Edelstahlcontainer<br />

für die Zellkulturmedien über Schleusen zunächst<br />

überhaupt in die Anlage eingeführt<br />

werden und nach Trocknung und Sterilisation<br />

über eine weitere Schleuse zur Abfüllmaschine<br />

gelangen, wird die benötigte Flüssigkeit innerhalb<br />

der Anlage generiert. Bioconcept<br />

nutzt für die Gewinnung des WFI-Wassers das<br />

Verfahren der umgekehrten Osmose mit<br />

Dampferzeugung durch einen leistungsstarken<br />

elektrischen Generator. Das Wasser muss<br />

in jedem Fall im gesamten Prozess mehr als<br />

80 °C aufweisen, um mikrobakterielle Verunreinigungen<br />

auszuschließen.<br />

Zwei Lüftungsstrategien<br />

Dieser starke Wärmeeintrag hat die Reinraumbauer<br />

bewogen, zwei Lüftungsstrategien zu<br />

Große Fensterflächen schaffen in den insgesamt 21 Reinräumen unterschiedlicher Größe ein<br />

angenehmes Arbeitsklima<br />

implementieren. In den außenliegenden Bereichen<br />

erfolgt die Be- und Entlüftung über die<br />

Außenluft, während in den C- und D-klassierten<br />

zentralen Räumen der Abfüllung und der<br />

WFI-Erzeugung eine Umwälzung über die Zwischendecke<br />

erfolgt. Konkret befinden sich dort<br />

mittig in der Zwischendecke FFU-Einheiten,<br />

die die Zuluft laminar, also gleichgerichtet, bis<br />

in Bodennähe einblasen. Im Randbereich der<br />

Räume befinden sich Rückluftelemente, die<br />

die Umluft wieder in den luftführenden Bereich<br />

der Zwischendecke absaugen. So entsteht<br />

eine turbulenzarme und klar definierte<br />

Verdrängungsströmung im Raum. Über Wärmetauscher<br />

erfolgt die Temperaturregulierung,<br />

wobei die Energie zur Trocknung und Beheizung<br />

weiterer Flächen genutzt und so die<br />

Energiebilanz der gesamten Anlage verbessert<br />

wird. In den anderen Räumen erfolgt eine turbulente<br />

Mischlüftung über Zu- und Abluftkanäle.<br />

Wichtig: Jeder einzelne Raum verfügt<br />

über eine eigene Zu- und Ablufteinrichtung,<br />

sodass Kreuzkontaminationen ausgeschlossen<br />

sind.<br />

Flexibel bei höchsten Standards<br />

Mit der Produktionsanlage sieht Howald die<br />

Bioconcept nicht nur produktionstechnisch<br />

optimal aufgestellt, sondern insbesondere für<br />

regulatorische Änderungen gerüstet, etwa<br />

wenn Regelungen der Medizintechnik durch<br />

GMP-Standards der Pharmakologie ersetzt<br />

würden. Die Qualifizierung der neuen Produktion<br />

nach GMP-Standard der Wirkstoffherstellung<br />

ist mit der ausgefeilten Anlage umzusetzen.<br />

Falls indes noch Änderungen notwendig<br />

sein sollten, lassen diese sich prinzipiell mit<br />

überschaubarem Aufwand realisieren. „Die<br />

Flexibilität des modularen Systems erlaubt die<br />

Trennung oder Zusammenlegung bestehender<br />

Räume, die Veränderung von Raumgrößen<br />

und auch Änderungen der Belüftung durch<br />

Versetzen von FFUs und Rückluftmodulen“,<br />

verweist Lang auf einen unschätzbaren Vorteil.<br />

Diese Flexibilität gilt gleichermaßen bei<br />

Änderung von Produktionsprozessen. Der modulare<br />

Aufbau des Cleanoflex-Systems mit vielen<br />

Normteilen hat nicht nur den schnellen<br />

Bau des Reinraums ermöglicht, sondern auch<br />

das Budget geschont. Die veranschlagten Gesamtkosten<br />

konnten um zehn Prozent unterschritten<br />

wurden.<br />

„Durch die Flexibilität des Systems sehen wir<br />

uns mit der neuen Produktionsfläche gut für<br />

die Zukunft aufgestellt“, freut sich Howald.<br />

Die strategische Entscheidung gegen einen<br />

Neubau und für die zentrale Lösung erweise<br />

sich bislang als richtig. Darüber hinaus trägt<br />

der neue Reinraum dank seiner Energieeffizienz<br />

dazu bei, die Nachhaltigkeitsbilanz der<br />

Bioconcept zu verbessern.<br />

» www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: php0117bc-technology<br />

Autorin<br />

Silke Ernst<br />

Leitung Marketing,<br />

BC Technology<br />

<strong>Pharmaproduktion</strong> 1/2017 49

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