Pharmaproduktion 01.2017
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Wärmerückgewinnung für raumlufttechnische Anlagen<br />
(ABL – Abluft, FOL – Fort-, AUL – Außen- und<br />
ZUL – Zuluft): Mithilfe eines Wärmeträgermediums<br />
wird die Wärme (rot) bzw. die Kälte (blau) vom Abluft-<br />
zum Zuluftgerät geleitet<br />
Produktionsgebäude von Caelo in Hilden<br />
Anforderungen an die Luftqualität und was<br />
kann zusammengefasst werden? Können Synergien<br />
genutzt werden? Welche Anforderungen<br />
stellen sich hierbei an die Gebäudetechnik?<br />
Bei Caelo ermöglichten es die detaillierten<br />
Bedarfsanalysen und Grundlagenermittlungen<br />
auch in einer späteren Projektphase,<br />
die Kosten zu optimieren. Jedoch gilt generell:<br />
Je weiter das Projekt fortgeschritten ist, desto<br />
aufwendiger und zeitintensiver stellen sich<br />
Änderungen in der Planung dar.<br />
Die Produktion von Caelo teilt sich bautechnisch<br />
in die Reinraumklassen D und F auf. Um<br />
Kontaminationen aus den Produktionsbereichen<br />
in den Flurbereich zu vermeiden, kommt<br />
das Clean-Corridor-Prinzip zum Einsatz. Im Fokus<br />
stand die Einhaltung der Standards für die<br />
betreffenden Reinraumklassen bei gleichzeitiger<br />
Kostenbetrachtung. Ein weiterer wichtiger<br />
Gesichtspunkt war der wirtschaftliche Betrieb<br />
der Anlagen. Bei der Auswahl der Anlagentechnik<br />
für die Produktionsbereiche hat sich<br />
Caelo bewusst für energieeffiziente Systeme<br />
entschieden. Dank eines intelligenten Konzepts<br />
zur Energierückgewinnung kann das Unternehmen<br />
deshalb Betriebskosten dauerhaft<br />
sparen. Konkret ermöglichen dies die hocheffizienten<br />
Kreislaufverbundsystem-Wärmerückgewinnungen<br />
an den beiden zentralen Raumluftgeräten.<br />
Um den Reinraumstatus beizubehalten,<br />
darf die Raumlufttechnik der Produktionsbereiche<br />
nicht abgeschaltet werden. Die<br />
Investition in effiziente Geräte wird sich also<br />
in überschaubarer Zeit amortisieren. Insbesondere<br />
für einen Reinraum eignet sich das<br />
Kreislaufverbundsystem sehr gut: Die strenge<br />
Trennung von Zu- und Abluftstrom stellt sicher,<br />
dass keine Mikroorganismen, Schadstoffe<br />
oder Gerüche übertragen werden.<br />
Lagerraum mit speziellen Ansprüchen<br />
In der neu errichteten Lagerhalle mit einer Fläche<br />
von 750 m 2 ist die Temperaturführung ein<br />
zentraler Aspekt. Dort soll eine gleichmäßige<br />
Temperatur zwischen 15 und 25 °C herrschen,<br />
die eine GDP-konforme Lagerung von Ausgangsstoffen<br />
ermöglicht. Bei klassischen Lagerbereichen<br />
beruhen die Baunormen für die<br />
Heiz- und Kühllastberechnung auf der meteorologischen<br />
Statistik. Da es sich hier allerdings<br />
um eine temperaturgeführte Lagerhalle handelt,<br />
muss die Bewältigung der Temperaturdifferenz<br />
auch im Falle extremer Wetterbedingungen<br />
garantiert werden. Die Temperierung<br />
wird dann mittels Umluftgeräten mit Heizund<br />
Kühlfunktion realisiert. Um einer möglichen<br />
ungewollten Temperaturschichtung im<br />
hohen Hallenbereich vorzubeugen, werden<br />
die Temperaturen in unterschiedlichen Höhenlagen<br />
gemessen. Ein intelligentes Zu- und<br />
Wegschalten der Umluftgeräte verhindert<br />
dann die Temperaturschichtung.<br />
Auf die Flexibilität kommt es an<br />
Neben den strengen regulatorischen Anforderungen<br />
zeigt sich ein weiterer Faktor als maßgeblich<br />
für die technische Gebäudeausrüstung:<br />
Der Raumbedarf orientiert sich auch an<br />
der Marktsituation und Unternehmensstrategie.<br />
Will also ein Unternehmen flexibel auf<br />
diese Veränderungen reagieren und im Laufe<br />
der Zeit Produktionsbereiche einer anderen<br />
Nutzung zuführen, ist es von Vorteil, dies in allen<br />
Hochbau-Gewerken frühzeitig in der Planung<br />
zu berücksichtigen. Das ist vor allem bei<br />
der Systemwahl der Anlagentechnik zu beachten.<br />
Deshalb ist es zielführend, sich bereits im<br />
Zuge der Planung Gedanken über mögliche<br />
Nutzungsänderungen in der Zukunft zu machen<br />
und die Anlagen der technischen Gebäudeausrüstung<br />
möglichst flexibel auszulegen.<br />
Bei Caelo wurden im F-Bereich vorausschauend<br />
Filterkästen für den nachträglichen Einbau<br />
von endständigen Filtern vorgesehen. Somit<br />
sind diese Räume ohne größeren Aufwand<br />
und mit überschaubaren Kosten in der Raumlufttechnik<br />
um eine Reinraumklasse nach<br />
oben upzugraden.<br />
Mit seinem umfangreichen Neubauvorhaben<br />
setzte sich Caelo ein hohes Ziel – und erreichte<br />
es im Juni 2016 mit der Eröffnung des Campus<br />
erfolgreich. Die Einhaltung der Qualitäten<br />
wurde sichergestellt und gleichzeitig wurden<br />
die Kosten so niedrig wie möglich gehalten.<br />
Dabei ging es nicht nur um die Investitionsausgaben,<br />
die bis in den von Caelo gewünschten<br />
Bereich gesenkt wurden, sondern auch um<br />
die Wirtschaftlichkeit im Betrieb. Dies ermöglichte<br />
vor allem die schnittstellenübergreifende<br />
Zusammenarbeit. Für den Bauherrn bedeutete<br />
das, dass er einen Ansprechpartner hatte,<br />
der sich um die übergreifende Koordination<br />
kümmerte und das Wissensmanagement<br />
übernahm.<br />
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Autor<br />
Engelbert Lüke<br />
Projektpartner,<br />
Drees & Sommer<br />
<strong>Pharmaproduktion</strong> 1/2017 53