DIE ENERGIEWENDE. SCHÖNE BESCHERUNG FÜR UNTERNEHMEN| w.news 12.2018

Titel
DER AUTOR
Karsten Herre ist öffentlich
bestellter und vereidigter Sachverständiger
für Photovoltaik
aus Schwäbisch Hall. Seine
Tätigkeitsfelder umfassen
unter anderem Gutachten
zu Photovoltaikanlagen, Fehlersuche
und Fehleranalyse,
Schadensursachenermittlung,
Wertermittlung, Qualitätssicherung
bei der Abnahme sowie
Baubegleitung.
KONTAKT
Karsten Herre
Telefon 0791 95663436
E-Mail k.herre@herre.solar
http://herre.solar
Gibt es weitere wichtige Punkte, über die
zukünftige Betreiber von Photovoltaikanlagen
sich im Vorfeld Gedanken machen
sollten?
Ein weiterer wichtiger Punkt der im Vorfeld
geklärt werden muss, ist der Montageort
der Wechselrichter. Diese Geräte erzeugen
Wärme und manche auch nicht gerade geringe
Geräusche. Wird der Wechselrichter
in einem kleinen Elektroraum montiert, ist
es möglich, dass dieser Raum durch die Abwärme
zu stark aufgeheizt wird. Der Wechselrichter
schützt sich dann selbst vor Überhitzung,
indem er seine Leistung reduziert.
Das hat dann Ertragsverluste zur Folge.
Der rauschende Lüfter eines Wechselrichters
ist in einer Maschinenhalle vermutlich
kein Problem, im Flur eines Bürohauses
wahrscheinlich schon. In der erwähnten
Maschinenhalle können die Lüfter verschmutzen.
An dieser Stelle kommt das
Thema Wartung ebenfalls noch ins Spiel.
Entgegen früheren Aussagen sind Photovoltaikanlagen
nicht wartungsfrei, sondern
lediglich wartungsarm. Außerdem möchte
ich auch auf die berufsgenossenschaftlichen
Verordnungen hinweisen, welche
eine regelmäßige Prüfung von elektrischen
Anlagen, also auch von Photovoltaikanlagen,
verlangen. Daher sollten alle Teile der
Anlage leicht zugänglich montiert werden,
um die Wartung und Messungen, die bei
der regelmäßigen Überprüfung durchgeführt
werden müssen, zu erleichtern. Wird
für Wartungsarbeiten an einem Wechselrichter
jedes Mal eine Hebebühne benötigt,
verursacht dies nur unnötig hohe Kosten.
Auch auf dem Dach sollte für Wartungsarbeiten
auf ausreichend Platz zwischen den
Modulreihen geachtet und Wartungsgänge
eingeplant werden. Dies erleichtert den
Austausch von Solarmodulen bei eventuellen
Defekten. In landwirtschaftlichen
Umgebungen kann es zu Verschmutzungen
der Module kommen, welche trotz der
Beschichtung von Solarmodulen durch
den Regen nicht ausreichend abgewaschen
werden. Wartungsgänge erleichtern in diesem
Fall auch eventuell notwendige Reinigungsarbeiten.
Ebenso hat sich die Unterstützung
des Anlagenbetreibers durch
einen Sachverständigen bei der Abnahme
als nützlich erwiesen.
Thema Stromspeicher – gibt es Anwendungen
für die sie besonders geeignet sind oder
lohnt sich eine Anwendung für jeden?
Die mit Abstand häufigste Anwendung von
Stromspeichern ist die Eigenverbrauchsoptimierung.
Dabei wird die tagsüber erzeugte
Energie gespeichert und in der Nacht verbraucht.
Wie eingangs erwähnt, ist es auch
hier wichtig, seine Verbräuche und abgerufenen
Leistungen genau zu kennen. Ist der
Nachtverbrauch bekannt, kann das Speichersystem
optimal darauf ausgelegt werden. Die
Photovoltaikanlage wird in ihrer Leistung
dann so dimensioniert, dass ausreichend
Energie für den Eigenverbrauch am Tag und
für die Aufladung des Speichers für die Nacht
erzeugt wird. Wer mit dem Gedanken der
Anschaffung eines Energiespeichersystems
spielt, dem empfehle ich, seine Verbräuche
und abgerufenen Leistungen über einen
längeren Zeitraum getrennt nach Tag und
Nacht messtechnisch zu erfassen. Die Planung
ist dann viel exakter möglich und das
System kann viel genauer an den wirklichen
Bedarf angepasst werden. Dadurch werden
unnötige Investitionen vermieden und die
Wirtschaftlichkeit steigt. Neben der Eigenverbrauchsoptimierung
gibt es eine recht
hohe Anzahl von weiteren Anwendungen.
Unternehmen mit hohem Stromverbrauch
kennen sicher den Begriff der Viertelstunden-Lastgangmessung
(registrierende Leistungsmessung).
Dem Stromkunden wird
dabei ein Leistungspreis berechnet, der aus
der in einer Viertelstunde maximal bezogenen
Leistung ermittelt wird. Sind in dem
Unternehmen viele Maschinen vorhanden,
fordern diese beim Anlauf eine hohe Leistung
ab, welche sich nach kurzer Zeit aber
wieder deutlich reduziert. Erfolgt die Leistungsmessung
in einer solchen Phase mit
hoher Last, verursacht dies auch hohe Kosten.
Hier setzt die Lastspitzenkappung (oder
Peak-Shaving) an. Für diese Anwendung geeignete
Speichersysteme werden so gebaut,
dass sie auch hohe Leistungen in kurzer Zeit
liefern können. Damit werden die Lastspitzen
reduziert, was wiederum die Energiekosten
mindert. Ein weiterer Anwendungsfall ist die
unterbrechungsfreie Stromversorgung oder
Notstromversorgung, welche Speichersysteme
sicherstellen können. Blindleistungsbereitstellung,
Regelleistungsvermarktung oder vermie-
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