Gesundheitsheft 2019
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SPECIAL<br />
GESUNDHEIT<br />
<strong>2019</strong>
LIEBE LESER<br />
die Medizin macht weiter große<br />
Fortschritte und nicht zuletzt<br />
durch die PrEP hat sich einiges<br />
zum Guten verändert. Trotzdem<br />
gibt es vieles zu beachten und<br />
zu wissen, wenn man als aktiver<br />
Mensch gesund bleiben will. In<br />
unserem Gesundheits-Special<br />
haben wir für dich alles Neue<br />
und Wissenswerte zusammengetragen,<br />
was Mann/Frau/Queer<br />
jetzt wissen sollte. Wir haben<br />
hier aber nicht nur ernste<br />
Themen recherchiert, auch<br />
Wellness- und Schönheitsangebote<br />
kommen vor ...<br />
Und wir lassen Ärzte und<br />
Experten mit dir ihr Fachwissen<br />
teilen, denn schließlich<br />
wollen wir, dass du umfassend<br />
informiert bist.<br />
Einen guten – saferen –<br />
Rutsch ins neue Jahr und viel<br />
Spaß beim Lesen!<br />
Dein Team von der<br />
blu mediengruppe<br />
blu media network GmbH,<br />
Rosenthaler Str. 36, 10178 Berlin<br />
Telefon: (030) 44 31 98-0<br />
Fax: (030) 44 31 98-77<br />
E-Mail: christian.fischer@blu.fm<br />
www.blu.fm<br />
Projektleitung: Christian Fischer (V.i.S.d.P.)<br />
Anzeigen: Christian Fischer<br />
Redaktion: Felix Just (fj), Michael Rädel (rä),<br />
Christian Knuth (ck), Martin Lewicki<br />
Grafik: Denis Hegel<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion wieder. Die Abbildung oder<br />
Erwähnung einer Person ist kein Hinweis auf ihre sexuelle<br />
Identität. Für eingesandte Manuskripte und Fotos wird nicht<br />
gehaftet. Redaktionelle Änderungen sind vorbe halten. Der<br />
Nachdruck von Text, Fotos, Grafik oder Anzeigen ist nur mit<br />
schriftlicher Genehmigung des Verlages möglich.<br />
Der Gerichtsstand ist Berlin.<br />
3
MÄNNER<br />
GESUNDHEIT<br />
WAS, WANN, WARUM?<br />
An dieser Stelle wollen wir speziell<br />
den Herren ein wenig Rüstzeug an<br />
die Hand geben, damit sie vielleicht<br />
ein wenig gegenüber den Frauen<br />
aufholen, die immer noch eine sieben<br />
Jahre höhere Lebenserwartung<br />
haben. Auch weil Frauen sich mehr<br />
um ihre Gesundheit sorgen, als das<br />
sogenannte starke Geschlecht,<br />
das erst zum Doktor kriecht,<br />
wenn außer kriechen nicht mehr<br />
viel geht. Für den Überblick über<br />
die Männergesundheit haben wir<br />
uns als fachliche Verstärkung Dr.<br />
Stefan Fenske vom ICH Hamburg<br />
(www.ich-hamburg.de) an Bord<br />
geholt. *ck<br />
Ab wann sollte der Mann beginnen,<br />
sich auf welche Krebsarten<br />
untersuchen zu lassen?<br />
Die gesetzliche Krankenversicherung<br />
zahlt folgende Krebsvorsorgeuntersuchungen:<br />
Ab 35 alle<br />
zwei Jahre kann man, am besten<br />
kombiniert mit der Gesundheitsvorsorgeuntersuchung,<br />
die Haut<br />
auf Krebs bzw. Vorstufen untersuchen<br />
lassen. Diese Untersuchung<br />
macht der Hausarzt. Ab 45 kommt<br />
jährlich die Krebsvorsorgeuntersuchung<br />
primär auf Prostatakrebs<br />
dazu (mittels Abtasten mit dem<br />
Finger). Ab 50 wird der Stuhl auf<br />
Blut untersucht, optimalerweise<br />
4
wird diese Stuhluntersuchung mit<br />
55 durch eine Darmspiegelung<br />
ersetzt. Sie ist eine sehr effektive<br />
Methode, um auch Krebsvorstufen,<br />
sogenannte Polypen, erkennen und<br />
entfernen zu können! Die Untersuchung<br />
findet in Kurznarkose statt,<br />
ist also nicht schmerzhaft. Es gibt<br />
ansonsten viele Angebote, die<br />
vermeintlich zur Krebsvorsorge gut<br />
sein sollen. Diese Untersuchungen<br />
muss man selbst bezahlen. Ich rate<br />
dringend, solche Untersuchungen<br />
zunächst mit dem Arzt seines<br />
Vertrauens zu besprechen, bevor<br />
man gegebenenfalls unnötig Geld<br />
ausgibt!<br />
Was leistet die Gesundheitsvorsorgeuntersuchung<br />
ab 35?<br />
Hier wird zunächst abgefragt, wie<br />
die eigenen Risikofaktoren sind<br />
(beispielsweise Rauchen) und ob<br />
in der Familie bestimmte Krankheiten<br />
gehäuft vorkommen. Dann<br />
gibt es eine körperliche Untersuchung,<br />
eine Blutuntersuchung<br />
auf Zucker und Cholesterin sowie<br />
eine Urinuntersuchung. Diese<br />
Vorsorge dient also hauptsächlich<br />
dazu, häufige Volkskrankheiten<br />
wie Bluthochdruck oder Diabetes<br />
zu erkennen, Erkrankungen, von<br />
denen man ja oft viele Jahre selbst<br />
gar nichts merkt.<br />
5
Welche Impfungen sind empfohlen<br />
und wie oft müssen sie wiederholt<br />
werden?<br />
Vorausgesetzt, dass die sogenannte<br />
Grundimmunisierung im<br />
Kindesalter stattgefunden hat,<br />
sollte sich jeder Mensch alle zehn<br />
Jahre gegen Tetanus, Diphtherie<br />
und Keuchhusten impfen lassen.<br />
Menschen, die ab 1970 geboren<br />
sind, sollten sich gegen Masern<br />
impfen lassen, wenn im Kindesalter<br />
nicht vollständig geimpft wurde.<br />
MSM sollten natürlich auch einen<br />
Impfschutz gegen Hepatitis A und<br />
B haben, hier gibt es keine klaren<br />
Regeln zur Auffrischung. Wichtig ist<br />
mir, dass alle Impfungen Kassenleistungen<br />
sind, dies hat sich bei<br />
den Hepatitisimpfungen für MSM<br />
leider immer noch nicht bei allen<br />
Ärzten herumgesprochen! Allerdings<br />
muss man sich natürlich dem Arzt<br />
gegenüber diesbezüglich outen.<br />
Alle Menschen mit chronischen<br />
Erkrankungen und alle, die über<br />
60 Jahre alt sind, sollten außerdem<br />
an die jährliche Grippeimpfung im<br />
Herbst denken.<br />
Gibt es eine Faustregel, wie oft<br />
sich Mann auch ohne, dass etwas<br />
juckt oder sonst wie auffällt,<br />
auf bestimmte STI testen lassen<br />
sollte?<br />
Nein, feste, anerkannte Regeln<br />
gibt es hier nicht. Ich denke, es<br />
kommt sehr auf das eigene Sexualverhalten<br />
an, sprich: Wie sieht<br />
es mit Kondomgebrauch aus, hat<br />
man viele wechselnde, gegebenenfalls<br />
unbekannte Partner und<br />
so weiter? Wegen der langfristigen<br />
Relevanz für die Gesundheit und<br />
bei entsprechendem Sexualverhalten<br />
würde ich regelmäßig Untersuchungen<br />
auf HIV und Syphilis<br />
empfehlen, was sicher einmal pro<br />
Jahr ausreicht. Wie sinnvoll Abstriche<br />
auf andere STI (Gonokokken,<br />
Chlamydien) bei Menschen<br />
ohne Symptome sind, weiß man<br />
nicht. Diese Untersuchungen sind<br />
wegen der fehlenden Leistungspflicht<br />
der Krankenkassen auch<br />
nur über entsprechende Angebote<br />
von Beratungsstellen möglich, bzw.<br />
müssten privat bezahlt werden.<br />
6
7
8
Infektiologie<br />
Ärzteforum Seestrasse<br />
Medizinisches Versorgungszentrum<br />
Schwerpunktpraxis für HIV/AIDS,<br />
Infektiologie, Hepatologie, Suchtmedizin,<br />
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9
BETTER<br />
SMILE<br />
SCHÖNER LÄCHELN MIT TIPPS VOM PROFI<br />
Ist Bleaching schädlich für<br />
den Zahnschmelz? Müssen Wurzelbehandlungen<br />
schmerzhaft<br />
sein? Was ist dran am Mythos<br />
„Zahnseide“? Alles was du einen<br />
Zahnarzt schon immer mal fragen<br />
wolltest, haben wir für dich<br />
Mohammed Alef von The Urban<br />
Dentist gefragt.<br />
Du betreibst mit zwei anderen<br />
Zahnärzten eine Praxis in Berlin,<br />
Friedrichshain, mit Fokus auf Ästhetische<br />
Zahnmedizin. Was würdest<br />
du sagen, ist ein einfacher<br />
Eingriff, der das Erscheinungsbild<br />
der Zähne auf simple und effektive<br />
Weise verbessert?<br />
Der einfachste Ansatz wäre die<br />
Zahnfarbe. Durch eine professionelle<br />
Zahnreinigung lassen sich<br />
effektiv Verfärbungen entfernen.<br />
Mit einem Bleaching lassen sich<br />
mit geringem Aufwand die Zähne<br />
aufhellen. Bei kleinen Zahnfehlstellungen<br />
oder ungünstiger Zahnform<br />
können sogenannte Veneers helfen,<br />
Keramikverblendschalen, die zu<br />
tollen ästhetischen Ergebnissen<br />
führen.<br />
10
Für Patienten mit Zahnfehlstellungen<br />
bietet ihr auch Korrekturen per<br />
Invisalign an. Was ist der Vorteil der<br />
Methode? Und wie lange dauert die<br />
Behandlung in etwa? Sagen wir bei<br />
einer leichten Fehlstellung.<br />
Mit Invisalign haben wir die Möglichkeit<br />
kieferorthopädische<br />
Korrekturen unkompliziert mit<br />
durchsichtigen Kunststoffschienen<br />
durchzuführen. Keine störenden<br />
Metalldrähte, keine optische Beeinträchtigung<br />
beim Tragen im Alltag.<br />
Die Therapie ist nach 12 Wochen<br />
abgeschlossen.<br />
Viele potentielle Patienten sind<br />
skeptisch gegenüber einem Bleaching,<br />
da sie befürchten, dass der<br />
Zahnschmelz angegriffen wird.<br />
Kannst du ihnen diese Angst<br />
nehmen?<br />
In unserer Praxis verwenden wir<br />
mit dem Philips Zoom System ein<br />
hochwirksames und gleichzeitig<br />
schonendes Bleaching-System,<br />
das sich bewährt hat. In der Regel<br />
ist das Bleaching unproblematisch,<br />
eine vorherige Beratung durch den<br />
Zahnarzt aber unabdingbar.<br />
11
Ihr arbeitet auch mit Implantaten. Die<br />
allgemeine Meinung lautet hier: Das<br />
kann nur teuer werden. Stimmt das?<br />
Implantate sind eine sehr hochwertige<br />
Art des Zahnersatzes. Keine andere<br />
Versorgung kommt einem eigenen<br />
Zahn so nahe. Auch wenn die Kosten<br />
höher sein können, so investiert man<br />
hier in eine sehr langlebige Versorgung.<br />
Muss eine Wurzelbehandlung<br />
schmerzhaft sein?<br />
Nein, überhaupt nicht. Mit einer Anästhesie<br />
können wir so gut wie jede<br />
Behandlung schmerzfrei gestalten,<br />
auch eine Wurzelkanalbehandlung.<br />
Mit den heutigen technischen Möglichkeiten,<br />
die wir nutzen, ist selbst eine<br />
angenehme Wurzelkanalbehandlung<br />
mit hohen Erfolgsaussichten möglich.<br />
Unser Zahnfleisch ist mehr oder<br />
weniger nicht reparabel. Was kann<br />
ich bei der täglichen Zahnpflege tun,<br />
um mein Zahnfleisch zu schützen?<br />
Zweimal am Tag Zähne putzen, ruhig<br />
auch das Zahnfleisch mit der Zahnbürste<br />
massieren. Nicht zu viel Druck, und<br />
bitte kein „wildes Schrubben“. Mit der<br />
Zahnbürste von rot nach weiß, also vom<br />
Zahnfleisch wegputzen. Und natürlich<br />
Zahnseide verwenden.<br />
Mythos Zahnseide: Wie wichtig<br />
ist die regelmäßige Anwendung?<br />
Sehr wichtig. In die Zahnzwischenräume<br />
kommt leider keine Zahnbürste.<br />
Werden diese nicht sauber<br />
gehalten kann es zu Karies oder<br />
Zahnfleischentzündungen kommen,<br />
langfristig zu Parodontitis.<br />
Dein Tipp für Angstpatienten?<br />
Das Wichtigste: Einen Zahnarzt<br />
finden, dem man vertraut und<br />
der genügend Zeit und Empathie<br />
aufbringt um einem die Angst zu<br />
nehmen. Wenn alles nicht hilft besteht<br />
die Möglichkeit zahnärztliche<br />
Behandlungen in Sedierung durchzuführen,<br />
zum Beispiel mit Lachgas<br />
oder Dormicum.<br />
www.theurbandentist.de<br />
The Urban Dentist,<br />
Warschauer Str. 32,<br />
10243 Berlin<br />
12
Beratung, Vorsorge (auch PREP),<br />
Untersuchungen (auch HIV-Schnelltest)<br />
und Behandlung aller sexuell übertragbarer Erkrankungen<br />
hausärztliche Versorgung<br />
Kooperation mit Psychotherapeuten vor Ort<br />
Linienstraße 127<br />
10115 Berlin<br />
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13
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Tel.: (030) 45 02 65 25<br />
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Mo – Fr 8.30 – 18.30 Uhr (Do bis 20.00 Uhr) | Sa 8.30 – 14.00 Uhr<br />
Freundliche und kompetente Beratung bei Fragen zu HIV und AIDS<br />
14
POSITIV miteinander leben ...<br />
daran ist nichts negativ!<br />
Denn bei uns steht der<br />
Mensch im Mittelpunkt!<br />
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15
PSYCHE<br />
AUCH OHNE TWITTER ZWITSCHERT‘S<br />
Mittlerweile dürfte es jeder<br />
wissen: Detoxing mit Drinks<br />
etc. gibt es nicht wirklich. Und<br />
schon gar nicht mit Cremes und<br />
Masken. Aber digitales Detoxing<br />
funktioniert.<br />
Einfach mal offline sein, um zur<br />
Ruhe zu kommen. Nicht viermal pro<br />
Urlaubstag die Geschäfts-E-Mails<br />
bearbeiten, sich das Recht nehmen,<br />
mal das Handy auszulassen und<br />
nicht im Urlaub all die WhatsApp-<br />
Nachrichten, Facebook-Nachfragen<br />
und SMS von Geschäftskontakten<br />
zu beantworten.<br />
Man muss auch mal bei sich, bei der<br />
realen (Wahl-)Familie sein dürfen.<br />
Abschalten auf dem Land oder im<br />
Kloster, zur Ruhe kommen beim<br />
Joggen (ohne Zeitdruck) oder<br />
auch nur beim besten Freund im<br />
Garten. Technik und Internet machen<br />
das Leben leichter, klar, sie<br />
können aber auch Stress verursachen.<br />
Und wenn man gestresst<br />
mit halber Energie unter (selbst<br />
gemachtem) Druck Sachen, Personen<br />
abarbeitet, tut man sich<br />
nichts Gutes. Und dem Kontakt<br />
letztendlich auch nicht. Wer öfters<br />
offline ist, sammelt Energie, um<br />
dann „richtig“, also aufmerksam<br />
online zu sein. Und wer Dinge in<br />
Büchern nachschlägt, der merkt<br />
sie sich besser, als wenn Datenkrake<br />
Google einem alles sagt.<br />
Daher: Digital Detoxing geht<br />
ganz einfach und spart Strom.<br />
Einfach mal ausmachen, die digitalen<br />
Alltagshelfer! *rä<br />
16
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/DAMEDEESO<br />
17
Hartmut-Spittler-Fachklinik<br />
in Berlin-Schöneberg<br />
Entwöhnung von Alkohol, illegalen<br />
Drogen und Medikamenten.<br />
Wir sind rund um die Uhr für Sie da.
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Aufnahmekoordination/Beratung<br />
Ariane Hübner, Tel. 030 130 20 8603<br />
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Kontakttelefon<br />
Tel. 030 130 20 8600<br />
Für Fragen rund um die Entwöhnung<br />
und Vereinbarung von Vorgesprächen<br />
können Sie uns auch schreiben an<br />
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Rubensstraße 125, 12157 Berlin<br />
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Bildnachweis: © Innovated Captures - Fotolia.com
EREKTILE<br />
DYSFUNKTION<br />
WENN EIN MANN WILL,<br />
ABER NICHT KANN<br />
Die Erektion eines Mannes ist<br />
weder ein echter Liebesbeweis<br />
noch ein verlässlicher Indikator<br />
für sexuelle Erregung. Doch kaum<br />
ein Moment ist so enttäuschend<br />
und peinlich, wie die fehlende<br />
„Latte“ beim Liebesspiel. Erst<br />
dann wird deutlich, wie fragil,<br />
komplex und wichtig eine<br />
Erektion ist. Als Single ist eine<br />
sexuelle Störung ein Beziehungshemmnis,<br />
während in festen<br />
Partnerschaften die Impotenz zur<br />
harten Bewährungsprobe wird.<br />
Wir sprachen mit dem Experten<br />
und Gründer der ersten deutschen<br />
Selbsthilfegruppe für Männer mit<br />
sexuellen Störungen, Günther<br />
Steinmetz, über die Ursachen,<br />
die Therapiemöglichkeiten und<br />
das Leiden impotenter Männer.<br />
Interview: Martin Lewicki<br />
In welchem Alter tritt eine ED in den<br />
meisten Fällen ein?<br />
Die Häufigkeit von ED ist stark altersabhängig.<br />
In der Altersgruppe von 30 bis<br />
39 Jahren sind 2,3 Prozent der Männer<br />
betroffen, während es bei den 70- bis<br />
79-jährigen 53,4 Prozent sind.<br />
Ist eine ED gleichzusetzen mit einem<br />
Libidoverlust? Sind die Ursachen hier<br />
die gleichen?<br />
Nein, ED und Libidoverlust sind zunächst<br />
mal zwei verschiedene Baustellen. Aber<br />
bei einer ED kann der Libidoverlust auch<br />
eine Art unbewusster Selbstschutz sein,<br />
der den Mann davor bewahrt, in eine<br />
Situation zu geraten, die er als extrem<br />
peinlich und erniedrigend empfindet.<br />
Was sind die „typischen“ beziehungsweise<br />
häufigsten Ursachen für eine ED?<br />
Häufige Ursachen von ED sind Diabetes<br />
(rund die Hälfte aller Diabetiker leidet<br />
früher oder später unter ED), Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen sowie Operation<br />
und Bestrahlungen im kleinen Becken bei<br />
Blasen-, Enddarm- und Prostatakrebs.<br />
20
Warum ist die ED heutzutage immer<br />
noch ein Tabuthema?<br />
Das wüsste ich auch gerne! Anscheinend<br />
ist für viele Männer die Vorstellung<br />
von Männlichkeit untrennbar mit<br />
sexueller Potenz verbunden. Dafür<br />
gibt es viele Gründe, angefangen<br />
vom Stellenwert der Sexualität in<br />
unserer Gesellschaft bis hin zu unserer<br />
menschlichen Entwicklungsgeschichte.<br />
Anhaltende Erektionsstörungen lösen<br />
daher bei vielen Männern ein wahres<br />
Gefühlschaos aus: Sie fühlen sich nicht<br />
mehr als „richtiger“ Mann, sondern als<br />
„Versager“ und „Schlappschwanz“ und<br />
trauern der vermeintlich für immer<br />
verlorenen Sexualität nach.<br />
Sind aus Ihrer Erfahrung mit Betroffenen<br />
die Gründe eher psychisch<br />
oder organisch?<br />
Bei jungen Männern liegen oft psychische<br />
Ursachen wie zum Beispiel<br />
Stress und Versagensangst vor, während<br />
bei älteren Männern meistens<br />
körperliche Ursachen der Auslöser sind.<br />
Allerdings führen auch ursprünglich<br />
rein organisch verursachte Erektionsstörungen<br />
fast immer zu psychischen<br />
Problemen wie der Beeinträchtigung<br />
des Selbstwertgefühls, Versagensangst,<br />
Vermeidung von sexuellen Aktivitäten<br />
und Depressionen, die ihrerseits die<br />
Erektionsstörung verstärken und<br />
aufrechterhalten können. Bei körperlichen<br />
Ursachen ist der Verlauf der<br />
ED meistens schleichend, während<br />
bei psychischen Ursachen die ED oft<br />
plötzlich auftritt.<br />
Wie sollte sich ein Mann am besten<br />
verhalten, wenn er merkt, dass er<br />
über einen längeren Zeitraum trotz<br />
sexueller Erregung keine Erektion<br />
bekommt?<br />
Eine ED kann ein erstes auffälliges<br />
Symptom einer gefährlichen Krankheit<br />
wie beispielsweise Bluthochdruck, Arteriosklerose,<br />
koronare Herzkrankheit,<br />
Diabetes und Depressionen sein. Studien<br />
haben gezeigt, dass viele Männer<br />
mit einem Herzinfarkt schon Jahre<br />
vorher Erektionsstörungen hatten!<br />
Deshalb ist der Arztbesuch für jeden<br />
Mann mit ED unbedingt erforderlich.<br />
Wie wird eine ED am besten behandelt,<br />
wie sind die Therapiemöglichkeiten?<br />
Getreu dem Grundsatz „Vor der Therapie<br />
steht die Diagnostik“ sollte bei einer ED<br />
zunächst mittels einer ausführlichen<br />
Anamnese, einer körperlichen Untersuchung<br />
und einer Laboruntersuchung<br />
eine fundierte Diagnose erstellt werden.<br />
Die darauf folgende Behandlung besteht<br />
aus: Behandlung von Begleiterkrankungen,<br />
Beratung und eventuell<br />
21
Therapie bei psychischen Problemen,<br />
Austausch von Medikamenten, die eine<br />
ED verursachen können, Änderung von<br />
schädlichen Lebensgewohnheiten, also<br />
mehr körperliche Aktivitäten, mediterrane<br />
Ernährung, abnehmen, mit dem<br />
Rauchen aufhören, Stress abbauen<br />
und schließlich die symptomatische<br />
Behandlung der ED.<br />
Wie sieht eine symptomatische<br />
Behandlung aus?<br />
Hier werden in erster Linie die sogenannten<br />
PDE-5-Hemmer wie Cialis,<br />
Levitra, Spedra und Viagra eingesetzt.<br />
Wenn die nicht wirken, dann stehen<br />
weitere Optionen zur Verfügung:<br />
Schwellkörperautoinjektionstherapie<br />
(SKAT), Vakuumpumpe, MUSE und<br />
Vitaros sowie ein Schwellkörperim-<br />
plantat. Bei all diesen Möglichkeiten<br />
sollte „Mann“ nicht vergessen, dass es<br />
auch befriedigenden Sex ohne Erektion<br />
gibt, denn ein Orgasmus ist auch mit<br />
schlaffem Penis möglich.<br />
Ist Ihnen bekannt, ob es zu einem<br />
Suchtverhalten bei der Einnahme<br />
von Potenzmitteln kommen kann?<br />
Ich kenne keine Veröffentlichungen, die<br />
den PDE-5-Hemmern eine suchterzeugende<br />
Wirkung bescheinigen. Wenn die<br />
PDE-5-Hemmer nur zur Leistungssteigerung<br />
verwendet werden, dann werden<br />
sie oft mit anderen Stimulanzien<br />
kombiniert. Dabei ist äußerste Vorsicht<br />
geboten. Besonders die Kombination<br />
von PDE-5-Hemmern und Poppers<br />
kann zu einem lebensgefährlichen<br />
Blutdruckabfall führen.<br />
GÜNTHER STEINMETZ<br />
Günther Steinmetz ist Gründer der ersten deutschen Selbsthilfegruppe für Männer<br />
mit Erektionsstörungen. 1997 wurde bei ihm Prostatakrebs diagnostiziert. Drei<br />
Wochen später wurde die Prostata entfernt. Bei der Operation wurden die für die<br />
Erektion verantwortlichen Nerven zerstört. Dadurch kann er auf natürlichem Weg<br />
keine Erektion mehr bekommen. Er selbst sagt: „Sex ist die schönste und intensivste<br />
Möglichkeit, sich Nähe, Akzeptanz und Zuneigung zu zeigen. Die Impotenz war für<br />
mich eine Nummer zu groß, um allein damit fertig zu werden. Deshalb wollte ich mich<br />
mit anderen betroffenen Männern austauschen und wissen, wie sie mit dem Problem<br />
umgehen.“ Da es zum damaligen Zeitpunkt keine Foren und Anlaufstellen für impotente<br />
Männer gab, gründete er eine Selbsthilfegruppe, die deutschlandweit Bekanntheit<br />
erlangte. Mittlerweile besuchen tausende von Betroffenen seine Website, die über alle<br />
Formen der Erektionsstörung berichtet und aufklärt: www.impotenz-selbsthilfe.de<br />
22
Verabschiede<br />
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E-Mail: anmeldung@oralchirurgen.berlin<br />
Telefon: 030 / 782 15 62<br />
24
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In allen Fragen für sie da:<br />
Stephan Lehmann<br />
25
BERTHOLD<br />
ROTHAS:<br />
„YOGA, KAKAO UND HONIG“<br />
Seit über acht Jahren ist Berthold<br />
Rothas ein erfolgreiches<br />
Model. Nebenbei hat er sich<br />
aber auch ein zweites Standbein<br />
aufgebaut: Er unterrichtet<br />
Yoga. Und studiert hat er auch,<br />
nämlich Schauspiel in New York.<br />
Genug Stoff also für ein Interview!<br />
Hast du dich schon vor dem Modeln<br />
für Yoga interessiert oder<br />
kam das dadurch?<br />
Modeln tue ich schon seit acht Jahren,<br />
Yoga mache ich erst seit drei. Klar<br />
wusste ich auch schon vor meiner<br />
Modelkarriere vom Yoga, hab das<br />
allerdings erst vor vier Jahren über<br />
eine Freundin in New York entdeckt.<br />
Und als ich dann eine lange Reise<br />
startete, nahm ich mir vor, jeden Tag<br />
Yoga zu machen.<br />
Worauf kommt es beim Yoga an?<br />
Yoga ist Spiel mit kosmischer Energie.<br />
Es ist ein Wechselspiel zwischen Kraft<br />
und Hingabe und verleiht dir den<br />
Ritterschlag eines vollkommenen<br />
Freiheitsgefühls. Yoga ist schlussendlich<br />
die Beziehung zwischen deiner<br />
Seele, deinem Geist und deinem<br />
Körper – und am wichtigsten, wie<br />
mit jeder anderen Beziehung auch,<br />
ist es, etwas dafür zu tun.<br />
Du machst eine besondere Art<br />
von Yoga, oder?<br />
Kundalini-Yoga, das auch als „The<br />
Yoga of Awareness“ bezeichnet<br />
wird. Kundalini ist in der Mythologie<br />
die Schlangengöttin, die<br />
an der Wirbelsäule die Chakras<br />
hinauftanzt. Dabei findet eine<br />
Aktivierung statt, die zu Bewusstseinserweiterung<br />
führt.
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FOTO: PICJUMBO.COM/VIKTOR HANACEK<br />
Du ernährst dich bewusst, verrate<br />
mir, was du so isst ...<br />
Meine Lieblingsessen sind Guacamole<br />
mit Mango, Bananen, Erdbeeren, Kiwis,<br />
Himbeeren, Brombeeren, Walnüsse,<br />
Mandeln, Paranüsse, Cashewnüsse,<br />
frisch gemahlene Kakaobohnen. Oder<br />
einfach nur Avocado-Banane, Erdnüsse<br />
und Kakao mit Honig.<br />
Du hast einen Tribe gegründet,<br />
wie kommt man da rein? Was<br />
sind die Regeln?<br />
Wir nennen uns Cosmic Pirates und<br />
haben unsere Homebase am See<br />
Atitlan in Guatemala. Regeln gibt<br />
es eigentlich keine. Das Ganze fing<br />
damit an, dass ich eine Superfood-<br />
Küche gestartet habe, zu einem<br />
Musikfestival über Neujahr in Guatemala.<br />
Danach haben wir einen<br />
Chicken-Bus gekauft und in San<br />
Marcos am See Atitlan ein Restaurant<br />
eröffnet. Ein Schloss gibt es<br />
auch noch! Ende des Jahres buche<br />
ich ein Ticket zum Neujahrsfestival<br />
in Guatemala, wo wir diesmal<br />
mit dem Chicken-Bus vorfahren<br />
und die üblichen Verdächtigen mit<br />
gehörig geladenen Prana-Bomben<br />
versorgen werden. Shantaram sagt:<br />
„Die Idee ist es, eine Bewegung zu<br />
schaffen, die unsere Generation<br />
zu einem neuen kollektiven Bewusstsein<br />
führt, die lebendig ist,<br />
spielerisch und Schlagkraft hat.“<br />
On board kommt man per Anmeldung<br />
bei Capt. Zenon über unsere<br />
Facebook-Seite.<br />
•Interview: Michael Rädel<br />
Facebook: Cosmic Pirates Inc.<br />
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ICH HAB MIGRÄNE<br />
WENN ES POCHT UND SCHMERZT<br />
Migräne wird einerseits als<br />
Begriff inflationär verwendet,<br />
wenn man nur einen Kater oder<br />
Kopfweh hat. Andererseits ist die<br />
wirkliche Migräne ein äußerst<br />
schmerzhafter Zustand, an dem<br />
rund 10% der Bevölkerung leiden<br />
sollen. Scheinbar gibt ein neues<br />
Mittel dagegen.<br />
32<br />
Botox, jenes vor allem in der Schönheitsindustrie<br />
eingesetzte Gift kann<br />
helfen, den lähmende Schmerz auszuschalten.<br />
Das von Bakterien erzeugte<br />
Gift gilt als nebenwirkungsarmes Medikament<br />
zur Behandlung muskulärer<br />
Überaktivität, wirkt gegen Mimikfalten,<br />
soll hyperaktive Blasen beruhigen und<br />
auch bei Depressionen helfen. Und<br />
eben bei Migräne.
Foto: istockphotocom_AleksandarNakic<br />
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Denn die kann u. a. dadurch entstehen,<br />
dass man sich in der Nackenregion<br />
verkrampft, was zu der Theorie passt,<br />
dass Migräne NACH Stressphasen<br />
auftritt, nicht währenddessen. Ist<br />
man unter Druck und angespannt,<br />
verkrampft man Tag für Tag mehr und<br />
hat irgendwann diese stechenden,<br />
pochenden Kopfschmerz, oft auch<br />
begleitet von Lichtempfindlichkeit,<br />
Geräusch- und Geruchsempfindlichkeit<br />
sowie Übelkeit.<br />
Interessant dabei ist, dass die Migräne<br />
sich langsam ankündigt, Betroffene<br />
und daran Forschende berichten von<br />
vier Phasen: der Vorboten-, Aura-,<br />
Kopfschmerz- und Rückbildungsphase.<br />
In der Vorbotenphase kann es<br />
zu Heißhunger auf bestimmtes Essen<br />
kommen, was mit dem empfundenen<br />
Stress zusammenhängen kann – die<br />
Kopfschmerzen sind nicht eine Reaktion<br />
auf das Essen selbst. Die sogenannte<br />
Auraphase ist durch Kribbeln („Ameisen“)<br />
in den Gliedmaßen und optische Wahrnehmungsstörungen<br />
gekennzeichnet.<br />
Die Kopfschmerzphase ist die Phase,<br />
die dann jedem Patienten als Migräne<br />
auffällt: pochende Schmerzen an<br />
Stirn, Schläfe und Auge, man zieht<br />
sich zurück, will es lieber dunkel und<br />
ruhig haben, hat kaum Appetit – und<br />
das bis zu drei Tagen lang. Dann folgt<br />
die bis zu 24 Stunden andauernde<br />
Rückbildungsphase.<br />
Als Auslöser für Migräne werden<br />
Hormonschwankungen, Stress und<br />
eine plötzliche Änderung der Schlafgewohnheiten<br />
betrachtet, das kann<br />
aber individuell und von Attacke zu<br />
Attacke variieren.<br />
Ziemlich erfolgsversprechend ist ein<br />
relativ neues Verfahren: Botox gegen<br />
Migräne. Hierbei werden die Muskeln im<br />
hinteren Nackenbereich durch Botox<br />
(Botulinumtoxin A) ruhig gestellt, man<br />
kann also nicht mehr verkrampfen.<br />
Das lässt hoffen. *rä<br />
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