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COMMUNICATION<br />

POWER LADY GABRIELE KOERNER<br />

KOMMUNIKATION<br />

QUO VADIS<br />

PROFI-CONSULTANT UND AURUM 999.9 COMMUNITY MEMBER<br />

GABRIELE KOERNER ÜBER KOMMUNIKATION<br />

text by<br />

GABRIELE KOERNER<br />

Kommunikations- und Verhaltenstrainerin,<br />

Betriebswirtin und systemische Unternehmensberaterin<br />

Gabriele.koerner@gknetcom.at<br />

Foto: privat<br />

EINE BERECHTIGTE FRAGE in Zeiten der Digitalisierung. Der gesamte<br />

Lebensalltag wird bereits bestimmt durch technisch unterstützte<br />

Kommunikation und zeitgleich verstummen wir immer mehr. Die<br />

ständige Bereitschaft allen alles mitzuteilen ist so wichtig geworden,<br />

dass die sog. Face-to-face-Kommunikation in den Hintergrund getreten<br />

ist. Social Media spielen eine größere Rolle im Familienverband als<br />

das persönliche Gespräch miteinander im Wohnzimmer.<br />

Nun gut könnte man sagen, es dient ja alles dem Fortschritt und wir erzielen<br />

große Erleichterungen durch die allumfassende Digitalisierung.<br />

Wir können um den ganzen Globus kommunizieren und das alles sogar<br />

mit echten Livebildern. Wir brauchen keine Eingangstüren mehr<br />

betätigen und auch Rollos und die Heizung können je nach Wunsch<br />

und Laune aus der Ferne bedient werden.<br />

Wir können sogar Computer gestalten, die wie echte Menschen aussehen<br />

und miteinander sprechen lassen. Das bekannteste Beispiel ist<br />

Sophia, die bereits große Erfolge feiert.<br />

Aber was bezwecken wir mit diesen Entwicklungen? Haben wir uns<br />

schon mehr Gedanken zu dem Thema Kommunikation mit technischer<br />

Unterstützung für die Zukunft gemacht als nur darüber nachzudenken,<br />

was alles machbar ist?<br />

Es gibt einige Aspekte, die bereits offensichtlich werden. Zum einen<br />

die menschliche Gesundheit. Haben Sie schon mal bewusst gesehen,<br />

was die ständige Online Präsenz mit den Menschen macht? Der Kopf<br />

vorne übergeneigt und die Finger und Handgelenke im ständigen Fokus<br />

einer Sehnenscheidenentzündung. Der hängende Kopf, der in der<br />

Körpersprache durchaus traurige Stimmung signalisieren kann, kann<br />

natürlich Gesundheitsschäden hervorrufen, die traurig machen. Aber<br />

ist das wirklich unser Ziel?<br />

Oder der Wisch-und-Weg-Modus ich schreibe mir den Frust von der<br />

Seele und versende diesen und glaube, mir damit einen Gefallen getan<br />

zu haben. In Wahrheit sind diese Gedanken – anders als in papierförmigen<br />

Tagebüchern – auf ewig allen Mitwissern im Netz verfügbar und<br />

können zu einer Last werden.<br />

Wollen wir Computer steuern und Roboter konstruieren, die uns dienen<br />

und unser Leben erleichtern oder geben wir zukünftig immer mehr<br />

unsere Kreativität und Gestaltungsfreiheit aus der Hand und werden<br />

immer mehr zu „Sklaven“ der Technik, die uns „MANIPULIERT“!!!<br />

Kommunikation bedeutet sich zu überlegen, wohin mein Weg führen<br />

soll. Und das beginnt bei den Kleinsten. Geben wir nachfolgenden Generationen<br />

dieselben Chancen, die wir hatten – zugegeben eher unbewusst!<br />

Wie sollen Babies die Haptik lernen, wenn das Spielen mit Bauklötzen<br />

dem Wischen auf dem Tablett weicht? Wie sollen Kinder ihre Kreativität<br />

entwickeln, wenn sie das Spüren und das Riechen nicht mehr<br />

erleben dürfen, da alles bereits vorprogrammiert fertig ist und steril, am<br />

besten aus nahezu geruchlosem Kunststoff? Sie glauben ich übertreibe?<br />

Hier ein paar Beispiele:<br />

Beispiel Nr. 1:<br />

Zwei Väter – zwei Söhne im Volksschulalter; der eine Wissenschaftler<br />

mit großem Hang zur Technik, der andere Hands-on-Hotelier. Der<br />

Wissenschaftler beschäftigt sich in seiner Freizeit mit seinem Sohn vor<br />

allem am Computer, drinnen, sitzend. Der Hotelier zeigt seinem Sohn<br />

in der Freizeit wie man ein Baumhaus bauen kann oder ein Modellauto<br />

fürs „Seifenkistlrutschen“ konstruiert werden kann, draußen, in der<br />

Natur.<br />

Beide agieren als VOR-BILD im Verhalten, ein wesentliches Kommunikationselement<br />

der Menschen.<br />

Beispiel Nr. 2:<br />

Ferienreise zu Destinationen für Hochzeitspaare; neuerster Trend: frisch<br />

verheiratetes Paar liegt auf zwei einzelnen, etwas entfernt von einander<br />

stehenden Liegen mit dem Rücken zueinander und dem Iphone in der<br />

Hand und tippseln was das Zeug hält. Keine verliebten Blicke mehr,<br />

keine Umarmungen, keine Zusammengehörigkeitszeichen nach außen.<br />

Trauen wir hinkünftig nur mehr dem gesendeten Bild, dem geschriebenen<br />

Wort und nicht mehr unserer Fähigkeit die Mimik und Gestik<br />

des Partners lesen zu können und zu wissen, wie es ihm geht und wie<br />

er / sie zu mir steht?<br />

Beispiel Nr.3:<br />

Eine große öffentlich rechtliche Institution, die viele Kunden betreut,<br />

da sie das „Grundrecht“ auf eine Wohnung bedient. Anrufe erfolgen<br />

von Kundenseite dort normalerweise nur, wenn der/die Kunde etwas<br />

von dieser Institution benötigt und dies im Normalfall für den Einzelnen<br />

ein Problem darstellt, das gelöst werden sollte. Sie treffen auf das<br />

Callcenter; dort fragt sie eine geschulte Person eine halbe Stunde nach<br />

all Ihren persönlichen Daten aus (trotz Datenschutzgrundverordnung),<br />

fragt sie nach dem Problem und beendet das Gespräch mit dem Hinweis,<br />

dass sie nun als Geschäftszahl gelistet sind und sie ein/e Mitarbeiter/in<br />

zurückrufen wird. Es erfolgt weder eine zeitliche Eingrenzung des<br />

Rückrufs, noch ein Hinweis welche/r Mitarbeiter/in das sein wird, d.h.<br />

keine Namen und keine Telefondurchwahlen und schon gar nicht, ob<br />

diese Person auch in der Sache zuständig oder kompetent wäre.<br />

Sie bleiben verärgert zurück, da sie keine hilfreiche oder zufriedenstellende<br />

Auskunft zum Zeitpunkt Ihres Anrufs erhalten haben. Stellen<br />

Sie sich das mal vor, wenn Sie einen Wasserschaden in Ihrer Wohnung<br />

haben und der Vermieter sie vielleicht erst in zwei Tagen zurückruft.<br />

Auch ihre Geschäftszahl erfahren Sie nicht, erst im Schriftverkehr, der<br />

nachfolgt, falls man Sie telefonisch nicht erreichen konnte, irgendwann.<br />

Ein klassisches Beispiel für eine Kommunikationsstörung – größerer<br />

Ärger vorprogrammiert.<br />

Beispiel Nr. 4:<br />

Eine Frau aus der Schweiz – mit viel Humor - berichtet über ein Gespräch<br />

mit ihrem fünfund-dreißigjährigen Sohn, als Sie bei diesem<br />

zu Besuch ist. Der Sohn lebt mit seiner Frau in einer schönen Penthouse-Wohnung<br />

mit Terrasse. Er geht mit seiner Mutter auf die Terrasse<br />

und eröffnet ihr voller Stolz: „liebe Mama, darf ich Dir meine<br />

Kinder vorstellen“ und präsentiert ihr drei unterschiedliche Produkte<br />

zum Grillen und Abbraten von Fleisch, Fisch, Gemüse, etc. Die Frau –<br />

mit viel Humor – kommentiert diese Episode mit den Worten: „mein<br />

Sohn, ich glaube ich habe in Deiner Erziehung etwas falsch gemacht.“<br />

Stark übertrieben könnte man sagen, die Freude auf die nächste Menschen-Generation<br />

wurde in der Kommunikation gleich gesetzt mit der<br />

Freude auf technische Objekte für unser Freizeitvergnügen.<br />

Die Beispiele sind nur ein kleiner Ausschnitt der gerade stattfindenden<br />

Kommunikationsrealitäten und sie haben alle wirklich stattgefunden.<br />

Daher plädiere ich einmal mehr dafür, über die Möglichkeiten einer bewussten<br />

Kommunikation nachzudenken und wie mit dieser umgehen.<br />

Geben wir nächsten Generationen eine Chance! Eine Chance auf Entwicklung<br />

als Mensch, mit all für uns als Mensch notwendigen menschlichen<br />

Ausprägungen.<br />

Die Baby Boomer sind die erste Generation, die mit Rahmenbedingungen<br />

aufgewachsen ist, die den technischen Fortschritt bis heute erleben<br />

durfte und ihre ganz eigenen Erfahrungen im Umgang mit den Entwicklungen<br />

erlernen durfte.<br />

Geben wir den nächsten Generationen auch noch diese Möglichkeiten<br />

selbständig zu lernen ein Mensch zu sein und leben wir die Face-to-face-Kommunikation<br />

weiter mit dem gleichen Stellenwert in unserem<br />

Dasein, wie die digitale Kommunikation.<br />

Sowohl die Gesellschaft als auch die Wirtschaft wird von unserem heutigen<br />

TUN und VERHALTEN im Thema Kommunikation zukünftig<br />

profitieren.<br />

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