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akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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10<br />
TITEL<br />
HELEN DAHM, "MOHN", 1911, ÖL AUF LEINWAND, 68 × 88,5 CM, PRIVATBESITZ, FOTO: © SIK-ISEA, ZÜRICH<br />
UNKONVENTIONELLE<br />
PIONIERIN<br />
CH – Warth | rue. Eigenwillig, suchend, selbstbestimmt: Helen Dahm (1878–1968) war eine außergewöhnliche<br />
Persönlichkeit. Die in Kreuzlingen geborene Künstlerin gilt als Pionierin der Schweizer<br />
Moderne, sprühte vor Schaffenskraft und entdeckte gerne Neues. Doch ihr Werk blieb unterschätzt.<br />
Das Kunstmuseum Thurgau will dies mit einer umfassenden Retrospektive ändern.<br />
Helen Dahm hat ihr Leben lang gerne experimentiert<br />
– mit Formen, Materialien und Motiven.<br />
Ihr Werk beginnt in der Spätromantik und<br />
reicht bis zum Action Painting. Knapp 80 Jahre<br />
alt war sie, als sie sich der abstrakten Malerei<br />
zuwandte. Dies allein lässt erahnen, wie vielseitig<br />
ihr Werk ist und wie bewegt ihr Leben<br />
war. Gleichwohl hat sie lange nicht richtig Fuß<br />
fassen können in einer Zeit, in der der Kunstbetrieb<br />
(noch mehr als heute) von Männern<br />
dominiert wurde. Die ersehnte Anerkennung<br />
wurde ihr spät zuteil: 1954 erhielt sie den wichtigen<br />
Kunstpreis der Stadt Zürich – als erste<br />
Frau überhaupt.<br />
Helen Dahm ging stets ihren eigenen Weg, oft<br />
kompromisslos und mit radikalen Wendungen.<br />
Als junge Frau ließ sie ihre Familie in Zürich zurück<br />
und zog 1906 mit ihrer Freundin in die damalige<br />
Kunstmetropole München. Dort lernte<br />
sie Gabriele Münter, Wassily Kandinsky sowie<br />
andere Künstler des Blauen Reiters kennen.<br />
„Diese Begegnungen und die Mitgliedschaft in<br />
der Künstlervereinigung ,Die Walze‘, wie überhaupt<br />
das Kunstgeschehen in den turbulenten<br />
Jahren 1906 bis 1913, die Geburt der künstlerischen<br />
Moderne, prägten Dahms eigenes<br />
Schaffen entscheidend“, erläutert die Kuratorin<br />
Stefanie Hoch diese Schaffensphase. Nachdem<br />
Helen Dahm wieder nach Zürich zurückgekehrt<br />
war, entstanden vom Jugendstil ausgehende<br />
Holz- und Linoldrucke von tanzenden Frauenakten,<br />
Landschaften und Porträts.<br />
Eine entscheidende Kursänderung nahm sie<br />
zu Beginn der 1920er-Jahre vor: Helen Dahm<br />
zog mit ihrer Lebensgefährtin Else Strantz in<br />
ein Bauernhaus nach Oetwil am See im Zürcher<br />
Oberland. „Dieser Ausbruch in die Natur entsprach<br />
nicht nur ihrem Wesen, sondern auch<br />
dem Drang der damaligen Künstlergeneration,<br />
Inspiration und Freiheit außerhalb der Städte zu<br />
suchen“, erklärt Hoch. In der Abgeschiedenheit