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akzent Februar '19 BO

akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN

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SEE-LEUTE<br />

GEGEN<br />

GEWALT<br />

UND<br />

DISKRIMI-<br />

NIERUNG<br />

CH – Thalwil / D – Köln | Die Gynäkologin<br />

Monika Hauser reiste<br />

1992 mitten in den Krieg nach Bosnien,<br />

um sich für durch Kriegsgewalt<br />

traumatisierte Frauen einzusetzen.<br />

Aus diesem mutigen und spontanen<br />

Engagement heraus entstand die<br />

Frauenrechtsorganisation medica<br />

mondiale e.V., die bis heute weltweit<br />

Projekte in Krisengebieten unterstützt.<br />

Aber leben wir hier eigentlich<br />

in einer Friedensgesellschaft?<br />

In Deutschland gibt es täglich über 20 Fälle von sexualisierter<br />

Gewalt an oder Nötigung von Frauen, in<br />

der Schweiz und Österreich ist die Lage ähnlich. Was<br />

die Gewalttätigkeit im Krieg noch fördere, sei der<br />

Zusammenbruch von Strukturen und die Straflosigkeit<br />

der Täter. Die Voraussetzungen für Gewalt an<br />

Frauen gebe es aber überall, ist Monika Hauser überzeugt:<br />

„Es sind die patriarchalen Strukturen in der<br />

Gesellschaft, die es Männern ermöglichen, Gewalt<br />

gegen Frauen auszuüben.“ Die aus Thalwil, St. Gallen<br />

stammende Ärztin lebt in Köln und leitet medica<br />

mondiale mit Sitz in der Domstadt seit 25 Jahren.<br />

Regelmäßig besucht sie die Partnerorganisationen<br />

in Krisengebieten, doch auch hier bei uns gibt es viel<br />

zu tun: Werbung, die überall auf den Straßen oder in<br />

Medien zu sehen ist, evoziert ein Frauenbild, das suggeriert,<br />

der weibliche Körper sei jederzeit verfügbar.<br />

„Was macht das mit einem jungen Mann?“, fragt die<br />

Frauenrechtlerin. „Es gibt viele verletzte, gekränkte<br />

oder unsichere Männer, die alles Weibliche zu verachten<br />

beginnen.“ Von dort aus sei es kein weiter<br />

Weg mehr zur Gewalt.<br />

Männliche Macht und Medien machen Frauen<br />

zum Objekt<br />

Welche Frau kennt es nicht: In der Disco spürt man<br />

plötzlich eine fremde Hand am Po – spricht frau den<br />

Mann auf sein übergriffiges Verhalten an, erfährt sie<br />

selten Verständnis für ihre Ablehnung: „Feministische<br />

Zicke!“ oder „Das ist doch ein Kompliment!“<br />

sind gängige Reaktionen. Es ist aber kein Kompliment,<br />

sondern eine Respektlosigkeit, eine Degradierung<br />

zum Objekt; Nährboden für weitere Übergriffe<br />

und Ausdruck eines Machtgefälles. „Jungen und<br />

Mädchen wachsen heute immer noch mit den gesellschaftlichen<br />

Stereotypen auf, dass Frauen Männern<br />

gefallen müssen, sich anpassen sollen und nicht<br />

aufbegehren dürfen. Die Erwachsenen machen ihnen<br />

das vor.“<br />

Neben vielen weiteren Auszeichnungen erhielt Hauser<br />

2008 den Alternativen Nobelpreis für ihren Einsatz<br />

für Frauen in Krisenregionen. Besonders freute sie<br />

sich, als sie 2017 von der Uni St. Gallen den Ehrendoktortitel<br />

in Staatswissenschaft für die „gesellschaftsverändernde<br />

Arbeit“ von medica mondiale<br />

verliehen bekam; doppelt erfreulich, da Hauser in<br />

im Kanton St. Gallen aufwuchs. Sie findet: „Es muss<br />

in Gesellschaft und Politik ein Umdenken in großem<br />

Maße stattfinden: was häusliche Gewalt betrifft, die<br />

allgegenwärtige sexistische Werbung, Frauen verachtende<br />

TV Sendungen oder entwürdigende Internetbeiträge.“<br />

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