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akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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TITEL<br />
OBEN: HELEN DAHM MIT SEIFENBLASEN, UNDATIERT,<br />
FOTOGRAF UNBEKANNT, NACHLASS REGULA WITZIG,<br />
OETWIL AM SEE<br />
UNTEN: HELEN DAHM, OHNE TITEL [FIGUR MIT ORNAMENT],<br />
UNDATIERT, CA. 26,5 × 26 CM, LINOLSCHNITT ODER HOLZSCHNITT<br />
AUF JAPANPAPIER, GRAPHISCHE SAMMLUNG ETH ZÜRICH<br />
schuf Helen Dahm unzählige Gemälde im Stil des<br />
Expressionismus mit leuchtenden Blumendarstellungen<br />
und sanften Voralpenlandschaften.<br />
Ein tiefer Einschnitt in ihrem Leben war die Trennung<br />
von Else Strantz im Jahr 1932. Einige Jahre<br />
später lernte Helen Dahm durch ihren Freundeskreis<br />
den indischen Guru Meher Baba kennen, der<br />
auch in Europa eine größere Gefolgschaft hatte.<br />
Helen Dahm war auf der Sinnsuche und fasziniert<br />
von seiner Lehre. Im Alter von 60 Jahren verkaufte<br />
sie ihren Besitz, reiste 1938 mit drei Freundinnen<br />
nach Indien und lebte in einem Frauen-Ashram.<br />
Trotz eines von Meher Baba auferlegten Malverbots<br />
zeichnete sie Stadtarchitekturen, Menschen<br />
und Tiere in kleine Skizzenbücher, die ebenfalls in<br />
der Ausstellung zu sehen sind. Schließlich erhielt<br />
Helen Dahm von Meher Baba den Auftrag, dessen<br />
zukünftige Grabstätte auszumalen. Diese Wandgemälde<br />
existieren heute noch. Nachdem Helen<br />
Dahm schwer an Ruhr erkrankt war, reiste sie vor<br />
dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 mit<br />
einem der letzten Schiffe zurück nach Europa.<br />
Zurück in Oetwil schöpfte sie noch jahrelang aus<br />
ihren Reiseeindrücken. Neben Darstellungen von<br />
Kamelen und Wüstenlandschaften intensivierte<br />
sie ihre religiöse Malerei. Engel, Christusfiguren<br />
und andere biblische Gestalten verknüpfte sie mit<br />
Selbstporträts und Frauendarstellungen. Malerei<br />
war für sie ein Spiegel der Seele – auch in den abstrakten<br />
Formen, denen sie sich später zuwandte.<br />
Helen Dahm war zeitlebens auf der Suche nach einem<br />
authentischen künstlerischen Ausdruck.<br />
Das Kunstmuseum Thurgau will mit der Ausstellung<br />
„Helen Dahm – Ein Kuss der ganzen Welt“<br />
ihrem Werk „den gebührenden Stellenwert in der<br />
Kunstgeschichtsschreibung einräumen“, wie es in<br />
einer Mitteilung heißt. Der Fokus soll von ihrer<br />
Biografie hin zu ihrem Werk gelenkt werden. 170<br />
zum Teil noch nie gezeigte Arbeiten sind zu sehen.<br />
Im Katalog zur Ausstellung werden Dahms Bilder<br />
den Werken von anderen Künstlern wie Emil Nolde,<br />
Paul Cézanne oder Paula Modersohn-Becker<br />
gegenübergestellt, um zu zeigen, wie fortschrittlich<br />
diese Künstlerin war. Ausstellung und Katalog entstanden<br />
in Zusammenarbeit mit dem Helen Dahm<br />
Museum in Oetwil am See.<br />
bis 25.08.<br />
Kunstmuseum Thurgau<br />
Kartause Ittingen, CH-8532 Warth<br />
+41 (0)58 345 10 60<br />
www.kunstmuseum.ch<br />
BILDER: © HELEN DAHM GESELLSCHAFT, OETWIL AM SEE<br />
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