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Für Mama & Papa<br />
eine Kooperation von<br />
Selbstbildung<br />
Frühkindliche Bildung braucht die Unterstützung der Erwachsenen<br />
Wir wissen heute, dass Kinder am besten lernen, wenn sie<br />
selbstgewählten Tätigkeiten nachgehen. Jedes Kind bringt von<br />
Geburt an Potenziale mit auf die Welt. Diese Potenziale sind in<br />
ihm selbst angelegt und beschreiben die Fähigkeit, sich an seinem<br />
eigenen Tun und Handeln bzw. in der sinnlichen Interaktion mit<br />
Materialien oder der Umgebung selbst zu bilden.<br />
&<br />
Haus der<br />
Telfer Kinder<br />
Eltern-Kind-Zentrum<br />
Forschungsdrang und Kreativität<br />
sind den Kindern angeboren. Kinder<br />
können nur gefördert und begleitet<br />
werden, wenn sie verstanden<br />
werden. Daher sind Beobachtungen<br />
sehr wichtig - was die Kinder sagen,<br />
was sie spielen, malen, basteln, tanzen<br />
und singen. Statt fixer Planung<br />
sind Improvisation und Mut zu<br />
einem offenen Ende gefordert. Wir<br />
nehmen im Haus der Telfer Kinder<br />
die Interessen der Kinder ernst und<br />
gehen spontan auf diese ein.<br />
„Selbstbildung erfolgt daher im<br />
Rahmen der Möglichkeiten, die dem<br />
Kind von außen zugetragen werden.“<br />
Schäfer 2011<br />
Kinder brauchen Spiel- und Lernräume,<br />
sie müssen sich mit ihrer<br />
Umwelt auseinandersetzen können,<br />
Gesetzmäßigkeiten hinterfragen<br />
dürfen, sich an Umgebung und Material<br />
ausprobieren können sowie<br />
Hypothesen aufstellen, Phänomene<br />
deuten, Schlussfolgerungen wieder<br />
verwerfen und sich ihre ganz eigene<br />
Welt konstruieren dürfen. Kinder<br />
brauchen eine Umgebung, die sie<br />
herausfordert, ihnen ihre Grenzen<br />
aufzeigt, sie neue Wege gehen lässt.<br />
Diese Umgebung muss jedoch von<br />
uns Erwachsenen gut vorbereitet<br />
sein, damit die Kinder in ihrem<br />
Prozess nicht ständig unterbrochen<br />
werden. Und Kinder brauchen Zeit,<br />
Dinge auf ihre Weise zu tun und zu<br />
Ende zu bringen.<br />
„Menschen bilden bedeutet nicht,<br />
ein Gefäß zu füllen, sondern ein Feuer<br />
zu entfachen.“<br />
Aristophanes<br />
Das folgende Beispiel zeigt, wie<br />
Selbstbildungsprozesse im Hort<br />
ablaufen können:<br />
Die Kinder interessieren sich für Farben,<br />
sie mischen Farben, sie experimentieren<br />
mit Farben, sie mischen<br />
Farben mit Wasser. Sie beobachten<br />
wie die Farben sich verändern, wie<br />
sie mit Wasser heller werden und am<br />
Waschbecken entlangrinnen und<br />
dann verschwinden. Die Pädagogin<br />
beobachtet die Kinder und nimmt<br />
dieses Interesse der Kinder wahr.<br />
Doch nicht nur der Pädagogin fällt<br />
auf, was die Kinder machen, auch<br />
die anderen Kinder interessieren sich<br />
für die spannenden Experimente.<br />
Die Pädagogin stellt den Kindern<br />
zunächst ausreichend Farben zur<br />
Verfügung: Verschiedenste Farben<br />
wie Holzfarben, Filzstifte, Wasserfarben,<br />
Ölkreiden und Fingerfarben.<br />
Die Kinder mischen die unterschiedlichsten<br />
Farben und verwenden<br />
dazu Pinsel, Schwämme, Roller,<br />
die Hände und auch die Finger.<br />
Kinder brauchen Spiel- und Lernräume, sie müssen sich an Umgebung und Material<br />
ausprobieren können.<br />
Fotos: Haus der Telfer Kinder<br />
Die Kinder machen verschiedenste<br />
Erfahrungen und ziehen Schlussfolgerungen.<br />
Sie bemerken, dass<br />
Holzfarben und Filzstifte sich nur<br />
schlecht vermischen. Sie malen mit<br />
Wachsmalkreiden ein Blatt bunt an<br />
und dann schwarz darüber und kratzen<br />
dann das Bunte wieder frei. Sie<br />
mischen sehr viele Farben miteinander,<br />
bis es nur mehr ein sehr dunkler<br />
Fleck ist.<br />
Die Kinder forschen immer mehr in<br />
die Richtung, welche Farben entstehen,<br />
wenn man zum Beispiel Gelb<br />
und Blau mischt. Daher richtet die<br />
Pädagogin ein Farblabor ein, bei<br />
welchem in einem kleinen Holzregal,<br />
Reagenzgläser mit Wasser und<br />
den Grundfarben (Lebensmittelfarbe:<br />
rot, blau, gelb) zur Verfügung stehen.<br />
Die Kinder tröpfeln mit Pipetten<br />
neue Farben in die noch leeren<br />
Reagenzgläser. Sie geben jeweils nur<br />
einen Tropfen jeder Farbe in ein Re-<br />
agenzglas und schauen, was entsteht,<br />
oder sie geben zu einer Farbe nur einen<br />
Tropfen einer anderen Farbe.<br />
Die Kinder entdecken, dass dunkle<br />
Farben schwer umzufärben sind und<br />
dass eine helle Farbe sich schnell<br />
verändert, wenn eine andere Farbe<br />
dazu kommt. Es passiert auch, dass<br />
die Kinder alles so vermischen, dass<br />
alle Reagenzgläser einen ähnlichen<br />
Farbton haben und die Kinder beschließen,<br />
sie schütten diese Farben<br />
weg und starten noch einmal mit<br />
den Grundfarben. Außerdem steht<br />
eine Farbtafel zur Verfügung, bei der<br />
die Kinder probieren, die Farben<br />
nachzumischen.<br />
So entsteht ein Projekt, das sich über<br />
einen längeren Zeitraum erstreckt.<br />
Die Kinder beschäftigen sich aus<br />
eigenem Interesse intensiv mit dem<br />
Thema Farben.<br />
30./31. Jänner 2019<br />
RUNDSCHAU Seite 23