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TE KW 05

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Für Mama & Papa<br />

eine Kooperation von<br />

Selbstbildung<br />

Frühkindliche Bildung braucht die Unterstützung der Erwachsenen<br />

Wir wissen heute, dass Kinder am besten lernen, wenn sie<br />

selbstgewählten Tätigkeiten nachgehen. Jedes Kind bringt von<br />

Geburt an Potenziale mit auf die Welt. Diese Potenziale sind in<br />

ihm selbst angelegt und beschreiben die Fähigkeit, sich an seinem<br />

eigenen Tun und Handeln bzw. in der sinnlichen Interaktion mit<br />

Materialien oder der Umgebung selbst zu bilden.<br />

&<br />

Haus der<br />

Telfer Kinder<br />

Eltern-Kind-Zentrum<br />

Forschungsdrang und Kreativität<br />

sind den Kindern angeboren. Kinder<br />

können nur gefördert und begleitet<br />

werden, wenn sie verstanden<br />

werden. Daher sind Beobachtungen<br />

sehr wichtig - was die Kinder sagen,<br />

was sie spielen, malen, basteln, tanzen<br />

und singen. Statt fixer Planung<br />

sind Improvisation und Mut zu<br />

einem offenen Ende gefordert. Wir<br />

nehmen im Haus der Telfer Kinder<br />

die Interessen der Kinder ernst und<br />

gehen spontan auf diese ein.<br />

„Selbstbildung erfolgt daher im<br />

Rahmen der Möglichkeiten, die dem<br />

Kind von außen zugetragen werden.“<br />

Schäfer 2011<br />

Kinder brauchen Spiel- und Lernräume,<br />

sie müssen sich mit ihrer<br />

Umwelt auseinandersetzen können,<br />

Gesetzmäßigkeiten hinterfragen<br />

dürfen, sich an Umgebung und Material<br />

ausprobieren können sowie<br />

Hypothesen aufstellen, Phänomene<br />

deuten, Schlussfolgerungen wieder<br />

verwerfen und sich ihre ganz eigene<br />

Welt konstruieren dürfen. Kinder<br />

brauchen eine Umgebung, die sie<br />

herausfordert, ihnen ihre Grenzen<br />

aufzeigt, sie neue Wege gehen lässt.<br />

Diese Umgebung muss jedoch von<br />

uns Erwachsenen gut vorbereitet<br />

sein, damit die Kinder in ihrem<br />

Prozess nicht ständig unterbrochen<br />

werden. Und Kinder brauchen Zeit,<br />

Dinge auf ihre Weise zu tun und zu<br />

Ende zu bringen.<br />

„Menschen bilden bedeutet nicht,<br />

ein Gefäß zu füllen, sondern ein Feuer<br />

zu entfachen.“<br />

Aristophanes<br />

Das folgende Beispiel zeigt, wie<br />

Selbstbildungsprozesse im Hort<br />

ablaufen können:<br />

Die Kinder interessieren sich für Farben,<br />

sie mischen Farben, sie experimentieren<br />

mit Farben, sie mischen<br />

Farben mit Wasser. Sie beobachten<br />

wie die Farben sich verändern, wie<br />

sie mit Wasser heller werden und am<br />

Waschbecken entlangrinnen und<br />

dann verschwinden. Die Pädagogin<br />

beobachtet die Kinder und nimmt<br />

dieses Interesse der Kinder wahr.<br />

Doch nicht nur der Pädagogin fällt<br />

auf, was die Kinder machen, auch<br />

die anderen Kinder interessieren sich<br />

für die spannenden Experimente.<br />

Die Pädagogin stellt den Kindern<br />

zunächst ausreichend Farben zur<br />

Verfügung: Verschiedenste Farben<br />

wie Holzfarben, Filzstifte, Wasserfarben,<br />

Ölkreiden und Fingerfarben.<br />

Die Kinder mischen die unterschiedlichsten<br />

Farben und verwenden<br />

dazu Pinsel, Schwämme, Roller,<br />

die Hände und auch die Finger.<br />

Kinder brauchen Spiel- und Lernräume, sie müssen sich an Umgebung und Material<br />

ausprobieren können.<br />

Fotos: Haus der Telfer Kinder<br />

Die Kinder machen verschiedenste<br />

Erfahrungen und ziehen Schlussfolgerungen.<br />

Sie bemerken, dass<br />

Holzfarben und Filzstifte sich nur<br />

schlecht vermischen. Sie malen mit<br />

Wachsmalkreiden ein Blatt bunt an<br />

und dann schwarz darüber und kratzen<br />

dann das Bunte wieder frei. Sie<br />

mischen sehr viele Farben miteinander,<br />

bis es nur mehr ein sehr dunkler<br />

Fleck ist.<br />

Die Kinder forschen immer mehr in<br />

die Richtung, welche Farben entstehen,<br />

wenn man zum Beispiel Gelb<br />

und Blau mischt. Daher richtet die<br />

Pädagogin ein Farblabor ein, bei<br />

welchem in einem kleinen Holzregal,<br />

Reagenzgläser mit Wasser und<br />

den Grundfarben (Lebensmittelfarbe:<br />

rot, blau, gelb) zur Verfügung stehen.<br />

Die Kinder tröpfeln mit Pipetten<br />

neue Farben in die noch leeren<br />

Reagenzgläser. Sie geben jeweils nur<br />

einen Tropfen jeder Farbe in ein Re-<br />

agenzglas und schauen, was entsteht,<br />

oder sie geben zu einer Farbe nur einen<br />

Tropfen einer anderen Farbe.<br />

Die Kinder entdecken, dass dunkle<br />

Farben schwer umzufärben sind und<br />

dass eine helle Farbe sich schnell<br />

verändert, wenn eine andere Farbe<br />

dazu kommt. Es passiert auch, dass<br />

die Kinder alles so vermischen, dass<br />

alle Reagenzgläser einen ähnlichen<br />

Farbton haben und die Kinder beschließen,<br />

sie schütten diese Farben<br />

weg und starten noch einmal mit<br />

den Grundfarben. Außerdem steht<br />

eine Farbtafel zur Verfügung, bei der<br />

die Kinder probieren, die Farben<br />

nachzumischen.<br />

So entsteht ein Projekt, das sich über<br />

einen längeren Zeitraum erstreckt.<br />

Die Kinder beschäftigen sich aus<br />

eigenem Interesse intensiv mit dem<br />

Thema Farben.<br />

30./31. Jänner 2019<br />

RUNDSCHAU Seite 23

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