Mitteilungen Nr. 86 Sommer/Johanni 2009 - Stiftung Rüttihubelbad

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2 Inhalt Nur frisch, nur frisch gesungen, Otto Spirig............................3 Mit Kind und Kegel ins Sensorium, Reto Störi.........................6 Im Heim zuhause?, Irène Schrepfer ......................................10 Die Mitarbeitenden der Stiftung, Franziska Blau ...................12 Kinderangebot im Rüttihubelbad, Arbeitsgruppe..................13 Eine Auszeit im Rüttihubelbad, Rosemarie Vogt....................14 Kultur für die ganze Familie, Bart van Doorn........................16 Rüttihubelfest ......................................................................17 Verborgenes – Erfahrbares – Bekanntes, Ilmar Randuja.........18 Kulturobligation 2007-2012, Beatrice Breitenmoser .............20 Unser Erliwald, Harry Hofer .................................................22 Qualitätsmanagement, Yolanda Jenzer Greub ......................23 Kultur Programmvorschau....................................................25 urCHix Festival Programm ....................................................26 Ein Schauender mit dem Zeichenstift unterwegs ..................27 Interview mit Walter Siegfried Hahn.....................................28 Bildung, Übersicht Kurse Juli bis November 2009 .................30 Der Sonne Licht Der Sonne Licht durchflutet Des Raumes Weiten Der Vögel Singen durchhallet Der Luft Gefilde, Der Pflanzen Segen entkeimet Dem Erdenwesen, Und Menschenseelen erheben In Dankgefühlen Sich zu den Geistern der Welt. Rudolf Steiner Impressum Herausgeberin: Stiftung Rüttihubelbad CH-3512 Walkringen Tel.: +41 (0)31 700 81 81 Fax: +41 (0)31 700 81 90 E-Mail: info@ruettihubelbad.ch www.ruettihubelbad.ch Editorial dengruppen mit den Spendenkonto: Stiftung Rüttihubelbad PC Konto 30-38824-6 Als neue Geschäftsleiterin der Stiftung habe ich mich gefragt, warum wir imRüttihubelbad eine solche Vielfalt an Angebo- ten haben und worin sich denn die anthroposophische Grund- haltung der Stiftung zeigt. Die Frage der Vielfalt klärte sich rasch: Wir wollen ein Zentrum sein, das unterschiedliche Kun- Möglichkeiten anspricht, selber Erfahrungen zu machen, Interessantes zu erleben oder schöne Momente zu ge- niessen. Dabei ist es für uns zentral, weltoffen zusein sowohl gegenüber den Menschen als auch gegenüber den Herausforderungen unserer Zeit. Das Rüttihubelbad will bestehende Bedürfnisse für Menschen abdecken unabhängig davon, obsich diese der Anthroposophie zugehörig fühlen oder nicht. Wir Mitarbeitenden des Rüttihubelbads verpflichten uns mit unserer Arbeit zu einem Menschenbild, das im Kern vom Entwicklungsgedanken ausgeht: Vom ersten Atem- zug bis zum Tod entwickeln und verändern wir uns und dieser Prozess ist nur inder Begegnung mit anderen Menschen möglich. Im Rüttihubelbad möchten wir Frei- Raum für Begegnungen und Entwicklungen schaffen. Die vorliegenden „Johanni-Mitteilungen“ sind ausgestal- tet als Jahresheft mit dem Rückblick auf das finanziell er- folgreiche Jahr 2008. Vor allem aber ist das Johanni-Heft der Versuch, unsere Grundhaltung am Thema „Kinder / Familie / Entwicklung“ aufzuzeigen – nicht theoretisch, sondern gelebt inunseren konkreten Angeboten. Ich freue mich, wenn Sie sich auf die Lektüre einlassen und das Verbindende in der Vielfalt erkennen. Für Ihre Unterstützung –auch für neue Projekte –danken wir Ihnen herzlich. Beatrice Breitenmoser Auflage: 7‘300 Exemplare Erscheint 4 x jährlich Gestaltung und Satz: B. + B. Uhlig, Buochs Druck: Rub Graf-Lehmann AG, Bern Diese Mitteilungen wurden auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt
Nur frisch, nur frisch gesungen und (fast) alles wird wieder gut! oder „Warum sind Kindheitserinnerungen wichtig für die alten Menschen?“ Otto Spirig Musik und Erinnerung Neben allgemeiner Animation, Belebung und Beseelung des Alltages mit Musik, kann durch gezieltes Anhören von Musik und Liedern aus der Zeit, in der die „Alten“ Kinder, Jugendliche, jüngere Erwachsene waren, durch Singen von Volksliedern, alten Ohrwürmern und Schlagern der Zugang zu früherer Energie gefunden werden. Es gilt den Code zu knacken, der bei den alten Menschen die „lebensnotwendige Erinnerungsarbeit“ in Gang setzt oder in Gang hält. Vor allem singend kommt in vielen Fällen das Gedächtnis, das Denken ganz oder wenigstens zum Teil oder in Bruchstücken wieder. Die Melodie als Emotionsträger ist im Hirn an einer anderen Stelle gespeichert als die Worte, die im logisch-mathematischen Bereich ihren Platz haben. Melodien sind offensichtlich resistent gegen das Ver- gessen und stellen eine Verbindung zum Text her. Dieser verbindet sich mit der Melodie und schon fliesst das Ganze und holt Erinnerungen hervor. Emotionale und sensorische Verankerung Viele Lebenssituationen und wichtige Ereignisse der früheren Generation waren mit Musik verbunden: Alltagsrituale, Arbeitssituationen, Feste, Feiern, Gottesdienste usw. Mit allen Sinnen erlebte Ereignisse, gekoppelt mit Musik und Klängen oder eben mit aktivem Singen, sind optimal im Altzeitgedächtnis verankert und haben grosse Chancen, singend hervorgeholt zu werden. Auch wenn das Ereignis je nach Gedächtnisleistung nicht mehr wiedergegeben kann, so sind mindestens die Emotionen da, die mit einem Ereignis verbunden waren: Herr M. erinnert sich, als ich in der Weihnachtszeit „Jingle bells“ singe und spiele, an einen Spaziergang an der Hand der Mutter an einem Wintertag gegen Abend in der Stadt. An einer Ecke ein Mann mit einem Leierkasten, der die Melodie „Jingle bells“ spielte. Es schneite in grossen Flocken und in der Luft lag der Duft von gebratenen Kastanien. Noch ein paar Mal in der Weihnachtszeit, wenn ich das Lied spielte, hatte Herr M. Tränen in den Augen und sagte: Ja, ja meine Mutter. Oder: – Das war schön! – Das waren noch Zeiten! – Da war ich dabei?! – Da war es mir gar nicht wohl. – usw. Selbstbestimmt – Fremdbestimmt Frau R. sang gerne das Lied „I Mueters Stübeli, do geit der Wind“ und das traurige „Guggisberger Lied“. Sie möchte die Erinnerung an ihre Grossmutter behalten, bei der sie als Kind Ferien in Guggisberg verbracht hatte. Frau R. erinnert sich an die liebe Grossmutter, den Sitzofen in der Stube und je nach Jahreszeit an den Duft nach Dörrobst. Die Erinnerung gibt Frau R. Energie in der heutigen Situation im Heim und macht das Schicksal erträglicher. Solange Frau R. die Lieder noch selber wünschen konnte, war es für mich einfach, den Wunsch zu erfüllen. Später, aus der Erfahrung heraus, dass Frau R. eine sehr persönliche Beziehung zu den erwähnten Liedern hatte, spielte ich oder sang ich diese von mir aus. Je nach Reaktion von Frau R. spielte ich alles oder brach ab. Eine Reaktion konnte ein zustimmendes Kopfnicken sein oder eine ablehnende, kleine Geste mit den Händen oder ein Hängenlassen der Schultern. 3
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