KEM Konstruktion 01-02.2019
Trendthemen: Digitalisierung, Digitaler Zwilling, Systems Engineering; KEM Porträt: Hans van der Velden, Geschäftsführer, Bossard; KEM Perspektiven: Maschineering holt den digitalen Zwilling aus der Cloud
Trendthemen: Digitalisierung, Digitaler Zwilling, Systems Engineering; KEM Porträt: Hans van der Velden, Geschäftsführer, Bossard; KEM Perspektiven: Maschineering holt den digitalen Zwilling aus der Cloud
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TRENDS<br />
SERIE DIGITALER ZWILLING<br />
Serie Grundlagen der Technik – Teil 1: Digitale Zwillinge aus virtuellen Baugruppen<br />
Simulationslösungen<br />
reduzieren Entwicklungskosten<br />
Mithilfe virtueller Baugruppen werden Digitale Zwillinge realisiert, die nicht vom realen System zu unter -<br />
scheiden sind. Durch die Kombination realer und virtueller Komponenten können Unternehmen eine Anlage<br />
bereits in der Konzeptphase „betreiben“. Sie führen damit reale Inbetriebnahmen an virtuellen Komponenten<br />
durch und nutzen ihre Schattenanlagen parallel zur realen Produktion.<br />
Oliver Riedel, Christian Scheifele, Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen<br />
(ISW), Universität Stuttgart; Hanna Kuhn, Christian Daniel, ISG Industrielle Steuerungstechnik GmbH, Stuttgart<br />
Reale Inbetriebnahmen an virtuellen<br />
Komponenten<br />
Bild: ISG Steuerungstechnik<br />
Unternehmen können Maschinen und Anlagen heute nur wirtschaftlich,<br />
in hoher Qualität und mit kurzen Lieferzeiten herstellen,<br />
wenn sie diese weitgehend aus wiederverwendbaren Modulen<br />
(zumeist mechatronischen Baugruppen) konfigurieren. Virtuelle<br />
Baugruppen, die sich hinsichtlich der Schnittstellen, des Verhaltens<br />
in Steuerungsechtzeit und der Parametrierung 1:1 wie reale<br />
Baugruppen verhalten, ermöglichen die Erstellung Digitaler Zwillinge,<br />
die ihren realen Gegenübern zu 100 %entsprechen. Sie dienen<br />
als Grundlage für belastbare Integrations- und Systemtests, mit denen<br />
Unternehmen neue beziehungsweise adaptierte Produktionsanlagen<br />
noch vor dem Produktionshochlauf hinsichtlich Qualität und<br />
Performance absichern können. Die Aufwände solcher Tests können<br />
durch Methoden der Testautomatisierung reduziert und dabei die<br />
Testqualität massiv gesteigert werden. Die Voraussetzung sind<br />
Hardware-in-the-Loop Echtzeitsimulationssysteme<br />
mit virtuellen<br />
Baugruppen, die Anwender oder<br />
Testautomaten durch reale<br />
Steuerungen im Sinne eines Systemtests<br />
steuern. Das Simulationssystem<br />
steht bereits in der<br />
Entwicklungsphase allen Unternehmensbereichen<br />
als Integrationsplattform<br />
zur Verfügung. Es<br />
begleitet die Anlage über ihr gesamtes<br />
Produktleben und ist jederzeit<br />
verfügbar für virtuelle Inbetriebnahmen,<br />
Anlagenoptimierungen<br />
im Betrieb, Fernwartung,<br />
Mitarbeiter- und Kundenschulungen<br />
etc. Simulationsmodelle gestatten<br />
Planungsansätze, die die<br />
reale Welt möglichst ohne Einschränkungen<br />
abbilden, um flexible und rekonfigurierbare Produktionsanlagen<br />
verwirklichen zu können. Die virtuellen Baugruppen sind<br />
in einer Bibliothek abgelegt und unterstützen den schnellen Aufbau<br />
neuer virtueller Anlagen. Mit Ansätzen zur automatischen Modellgenerierung<br />
kann der wirtschaftlichen Einsatz Digitaler Zwillinge im<br />
Entwicklungsprozess neuer Kundenlösungen durch eine massive<br />
Reduzierung der Aufwände bei der Modellerstellung gewährleistet<br />
werden.<br />
Virtueller Zwilling doubelt reale Komponenten<br />
Ein Digitaler Zwilling aus virtuellen Komponenten verhält sich an<br />
den Schnittstellen (in Steuerungsechtzeit) und hinsichtlich der Funktionalität<br />
(Logik, Kinematik, Dynamik und Materialfluss) wie die realen<br />
Komponenten. Somit können Maschinen- und Anlagenbauer Parameter<br />
der realen Komponenten, zum Beispiel der Positionierantriebe,<br />
inklusive der Betriebsarten 1:1 bidirektional austauschen. Digitale<br />
Zwillinge sind in allen Phasen des Lebenszyklus einer Produktionsanlage<br />
wichtig: In der ersten Phase „Design“ geht es um die<br />
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