KEM Konstruktion 01-02.2019
Trendthemen: Digitalisierung, Digitaler Zwilling, Systems Engineering; KEM Porträt: Hans van der Velden, Geschäftsführer, Bossard; KEM Perspektiven: Maschineering holt den digitalen Zwilling aus der Cloud
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AUTOMATISIERUNG<br />
MESSTECHNIK & SENSOREN<br />
Untersuchung der Auslösekräfte und Dosiermomente von Pen-Injektoren<br />
Kraftänderungen exakt erfassen<br />
Um die Auslösekraft eines Pens für die Injektion zu optimieren, muss der Einfluss einzelner Bauteile,<br />
ihre Materialien und mögliche Schmiermittel bestimmt und gemessen werden. Dazu setzt das Schweizer<br />
Medizintechnik-Unternehmen Ypsomed eine Prüfmaschine von Zwick Roell ein, die dank hoher Messwertauflösung<br />
auch kleinste Kraftänderungen erkennt und den Bediener von der Vorbereitung der Messung<br />
über deren Durchführung bis hin zur Analyse unterstützt.<br />
Dr. Peter Stipp, Awikom GmbH, Bensheim<br />
Bild: Zwick Roell<br />
Einweg-Pens und wiederverwendbare Pen-Injektoren werden<br />
zur Selbstverabreichung von Medikamenten eingesetzt. Der<br />
große Vorteil für Patienten ist, dass auf Knopfdruck eine genau definierte<br />
Menge des Medikaments abgegeben wird. Ob das Handling<br />
des Pens als angenehm empfunden wird, hängt nicht nur von Größe,<br />
Form und einer einfachen Dosierungseinstellung ab, sondern<br />
auch von der benötigen Auslösekraft. Das Schweizer Medizintechnik-Unternehmen<br />
Ypsomed hat untersucht, welche Komponenten<br />
diese Kräfte verursachen und wie sie am besten gemessen werden<br />
können. Dazu wurde eine Prüfmaschine von Zwick Roell eingesetzt.<br />
Die bei Ypsomed zur Prüfung<br />
von Uno-Pens eingesetzte Prüfmaschine<br />
Zwicki Line Z 2.5 von<br />
Zwick Roell ist für Kräfte bis<br />
2,5 kN ausgelegt<br />
Kraft und Reibungswiderstand<br />
Pens sind aus einer Vielzahl von Einzelteilen aufgebaut. Eine Studie<br />
des Unternehmens hat gezeigt, dass die Kraft, die beim Auslösen<br />
auf die Kartusche übertragen wird, hauptsächlich auf dem Reibungswiderstand<br />
zwischen Gewindehülse und -stange beruht: Dieser Parameter<br />
hängt neben Adhäsion, Rauigkeit sowie lokalen Deformationen<br />
davon ab, aus welcher Werkstoffkombination beide bestehen.<br />
Ein weiterer Einflussfaktor ist die Schmierung dieser Teile. Dies<br />
bezieht sich sowohl auf externe Schmiermittel wie Silikonöl, als<br />
auch auf „interne“, wie den Polymeren zugesetzte Additive. Gemessen<br />
wurde das Drehmoment bei insgesamt 15 Drehungen vor und<br />
zurück über einen Bereich von 450° mit 90° pro Sekunde. Zusätzlich<br />
wurde eine axiale Belastung von 10 N aufgebracht. Die Umwandlung<br />
von Kraft und Drehmoment in den gesuchten Reibungskoeffizienten<br />
erfolgte über ein einfaches physikalisches Modell.<br />
Materialkombination und Schmierung<br />
Die bei Ypsomed zur Messung eingesetzte Prüfmaschine Zwicki Line<br />
Z 2.5 des Ulmer Prüfspezialisten ist für Kräfte bis 2,5 kN ausgelegt.<br />
Um die Zug- oder Druckbelastungen mit einer Torsion zu kombinieren,<br />
steht ein Torsionsantrieb in den Abstufungen 2 oder 20 Nm<br />
zur Verfügung. Ein sehr steifes Lastrahmenprofil der Prüfmaschine<br />
reduziert den Neigungswinkel der Traverse unter Last, so dass eine<br />
präzise Ausrichtung und Krafteinleitung in die Probe möglich ist.<br />
Kombiniert mit einer hohen 24 Bit-Messwertauflösung der Mess-,<br />
Steuer- und Regelungstechnik Test Control II, lassen sich so auch<br />
kleinste Kraftänderungen an den Proben noch exakt erfassen und<br />
darstellen. Zur Prüfung der beiden Kunststoffbauteile wird die Gewindehülse<br />
im oberen rotierenden Teil der Maschine, die Gewindestange<br />
im unteren Teil fixiert. Wie erwartet zeigen sich je nach Werkstoff<br />
sehr unterschiedliche Werte für die berechneten Koeffizienten.<br />
Bei einigen Kombinationen sind beispielsweise typische Einlaufeffekte<br />
(höherer Widerstand am Beginn) zu sehen oder deutlich unterschiedliche<br />
Werte bei einer Wiederholung der Drehbewegung. Darüber<br />
hinaus zeigten die Ergebnisse, dass einige Kombinationen<br />
trotz Schmierung zum Selbstblockieren neigen. Eine Reduzierung<br />
der notwendigen Kraft ist daher nur über ein gezieltes Zusammenspiel<br />
zwischen bestimmten Materialien und Schmierungen zu erreichen.<br />
Die gewonnenen Messdaten wurden dazu genutzt, die idealen<br />
Werkstoffe für die Anwendung im Pen zu identifizieren. Auch<br />
lässt sich mit der beschriebenen Methodik die Krafteffizienz des Gesamtsystems<br />
bestimmen.<br />
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