blu März/April 2019
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MUSIK<br />
INTERVIEW<br />
DADDY’S BOY<br />
TOM WALKER<br />
Eigentlich müsste Tom Walker<br />
das Jahr 2018 erst einmal in<br />
Ruhe verdauen. „Es war sehr busy!“,<br />
fasst Tom 130 Auftritte, über dreißig<br />
Festivalgigs und die Aufnahmen<br />
für das Debütalbum „What A Time<br />
To Be Alive“ nonchalant zusammen.<br />
Und das alles wegen des<br />
Songs „Leave A Light On“, von dem<br />
weltweit mittlerweile 1,8 Millionen<br />
Exemplare verkauft wurden und<br />
der Platz eins der iTunes-Charts in<br />
sechzehn Ländern erreichte. Alles<br />
also nur wegen dieses Hits – und<br />
wegen seines Vaters.<br />
Nach seiner Geburt in Schottland wurde<br />
Tom mit drei Jahren von seiner Familie<br />
runter nach Manchester geschleppt,<br />
aber ansonsten gibt es nichts, worüber<br />
er sich bei ihnen beschweren könnte.<br />
Zum Beispiel und vor allem über die Liebe<br />
seines Vaters zur Musik. So hat ihn sein<br />
Erziehungsberechtigter mit nach Paris genommen,<br />
damit sie zusammen AC/DC live<br />
sehen konnten. Tom war neun. Und wollte<br />
danach auch eine Gitarre haben, womit<br />
sein Vater null Probleme hatte. Auch nicht,<br />
als Tom anfing, sich weitere Instrumente<br />
selbst beizubringen, inklusive ausgerechnet<br />
Schlagzeug. „Mein Vater sah einfach, dass<br />
ich Musik wirklich liebte. Und dann hatte<br />
ich auch noch das Glück, dass ich gut darin<br />
war. Und ich war an nichts sonst interessiert.<br />
Ich hasste die Schule sogar!“, lacht er<br />
heute. Gab es also gar keinen anderen Weg<br />
für ihn? „Ich bin mir sicher, irgendetwas<br />
hätte ich machen können. Ich war eine<br />
Zeit lang Koch zum Beispiel …“ Was ja im<br />
Idealfall auch ein kreativer Beruf gewesen<br />
wäre. „Und etwas, das ich mit meinen<br />
Händen mache! Jede Arbeit, die ich je<br />
hatte, war sehr aktiv. Ich bin nicht gut<br />
darin, rumzusitzen wie in einem Büro, wo<br />
ich E-Mails schreiben soll. Die schreibe ich<br />
schon so nie! Was alle mittlerweile auch<br />
begriffen haben!“, lacht Tom wieder.<br />
Noch ein weiterer entscheidender Anstoß<br />
kam von seinem Vater. „Ich habe mir<br />
immer Lieder ausgedacht, oben in meinem<br />
Zimmer, was mein Vater unten mitgehört<br />
hat. Eines Tages kam er mit einem<br />
Aufnahmegerät nach Hause: ,Ständig<br />
spielst du neue Ideen – und dann vergisst<br />
du sie wieder. Nimm sie auf!‘“ Das war der<br />
Moment, in dem Tom begann, die Sache<br />
ernst zu nehmen. Erst wurde er Gitarrist in<br />
einer Schülerband namens Plastik College,<br />
wo ihm die Idee angetragen wurde, dass er<br />
singen sollte. Was er später in seiner eigenen<br />
Band und vor allem solo umsetzte.<br />
So ging es auch durch die Pubs. „Ich war<br />
zu Beginn nur am Schwitzen, sehr nervös,<br />
und wahrscheinlich wirkte ich wie ein<br />
komplettes Wrack! Anfangs wurde ich<br />
einfach ignoriert, aber irgendwann hörten<br />
sie dann doch zu – und ich bekam mehr<br />
und mehr Auftritte.“ Der entscheidende<br />
Moment kam, als das Management eines<br />
Freundes auf einen Remix aufmerksam<br />
wurde, den sie zusammen von einem seiner<br />
Lieder gemacht hatten. „Sie fragten, ob<br />
ich mehr solcher Songs machen könnte.<br />
Und ich antwortete: ,Ja! Klar doch!‘, und<br />
wirkte wohl, als meinte ich es so, aber<br />
eigentlich hatte ich keine Ahnung, was ich<br />
da sagte!“ Doch der Rest ist, wie man so<br />
schön sagt, Geschichte. Eine Geschichte,<br />
die mit „What A Time To Be Alive“ erst<br />
richtig beginnen wird. *fis