RE KW 09
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„Tunnelblick“ – dieser Ausdruck ist zum Synonym für eine verengte<br />
Sichtweise geworden. Manche Politiker (sei es auf Bundes-,<br />
Landes- oder Gemeindeebene) scheinen indes nach Auffassung<br />
vieler zur Lösung von Verkehrsproblemen nur ein Mittel zu kennen:<br />
neue Tunnel. Diesem Thema widmete sich am Donnerstag<br />
eine Veranstaltung in Haiming. Dort allerdings fanden Tschirgant-<br />
und Fernpassscheitel-Tunnel so gut wie keine Freunde.<br />
Dass dieses Thema die Menschen<br />
bewegt, war daran zu erkennen, dass<br />
im Oberlandsaal kein Stuhl frei blieb.<br />
Auch Außerferner pilgerten vom<br />
Lech- ins Inntal, um sich Informationen<br />
und Debatten anzuhören und<br />
beim Abend unter dem Motto „Kein<br />
Tunnelblick“ selbst mitzudiskutieren.<br />
Dass der Abwehrkampf gegen die<br />
Röhre unter dem Simmering (wie<br />
der Gipfel des Tschirgant-Massivs<br />
konkret heißt) nun schon über eineinhalb<br />
Jahrzehnte anhält – daran<br />
erinnerte Haimings Bürgermeister<br />
Josef Leitner gleich zu Beginn. 2004<br />
Faszination Mathematik<br />
Krabacher erklärt, was in Schulen und Nachhilfe-Instituten<br />
unterrichtet wird! Ja, wo gibt‘s denn sowas.<br />
Mathematik ist seine Leidenschaft:<br />
Ing. Karl Krabacher aus Obermieming<br />
gibt Nachhilfe und das mit großem<br />
Erfolg. Sein Rezept ist einfach: Er motiviert<br />
seine Schülerinnen und Schüler<br />
mit ausführlichen Erklärungen und<br />
praktischen Beispielen und handelt<br />
stets nach dem Motto: „Es gibt nichts<br />
Praktischeres als Theorie”. … und so<br />
erfährt man, dass viele Probleme doch<br />
gar keine sind. Willkommen sind<br />
Schülerinnen und Schüler aus Gym,<br />
HAK, HTL, AHS, HBLA, BAKI, FH,<br />
PÄDAK, Abendschulen und Hauptschulen.<br />
Auch Fachrechnen und<br />
RUNDSCHAU Seite 10<br />
Gegenwind für Tunnelpläne<br />
In Haiming diskutierte man über Auswege aus dem Transit-Dilemma – auch Außerferner dabei<br />
Von Jürgen Gerrmann<br />
hätten sich bei einer Beteiligung von<br />
30 Prozent in einer Volksbefragung<br />
84 Prozent gegen dieses Projekt ausgesprochen<br />
und der Gemeinderat daraufhin<br />
beschlossen, keinen Grund<br />
dafür zur Verfügung zu stellen – und<br />
2017 zudem jeglichen Eingriff in die<br />
Wasserreserven unter dem Tschirgant<br />
abgelehnt.<br />
DIE GEOLOGIE. Dem „unter<br />
Geologen berühmten“ Tschirgant-<br />
Karst wandte sich Ingenieurkonsulent<br />
Oliver Montag aus Leonding bei<br />
Linz zu. Dort fließe das Wasser mehrere<br />
hundert Meter pro Tag, der Berg<br />
habe eine geringe Filterwirkung, aber<br />
Fachkunde für HTL- und Berufsschüler<br />
werden angeboten. ANZEIGE<br />
Krabacher zeigt ,was hinter den Zahlen steht.<br />
AUSSERFERNER<br />
SEIT 1922<br />
NACHRICHTEN<br />
Sie saßen bei der von Martin Muigg-Spoerr moderierten Info-Veranstaltung in Haiming<br />
auf dem Podium: Hubert Wammes (Obstbauer und Obmann der Wasserversorgung),<br />
Bürgermeister Josef Leitner, Fritz Gurgiser vom Transitforum Austria-Tirol, Wasserwirtschaftler<br />
Johannes Matzinger und Geologe Oliver Montag (v.l.). RS-Foto: Gerrmann<br />
eine hohe Speicherkapazität: „Die<br />
Niederschläge geraten fast direkt ins<br />
Grundwasser.“ Das Trinkwasser dort<br />
sei „sehr empfindlich gegen Schadstoffe<br />
oder Schmutz.“ Der Experte:<br />
„Ich kennen keinen Tunnelbau ohne<br />
Auswirkungen – zum Beispiel auf<br />
das Grundwasser.“ Ob man so ein<br />
Projekt realisiere, sei indes eine gesellschaftspolitische<br />
Frage und müsse<br />
in einem politischen Prozess abgewogen<br />
werden: „Da gilt es, das Schutzgut<br />
Wasser gegen die Anforderungen<br />
der Infrastruktur abzuwägen.“<br />
MÜHLVIERTLER TUNNEL-<br />
PROBLEME. Ein Beispiel aus<br />
Oberösterreich schilderte Johannes<br />
Matzinger, seines Zeichens Kulturtechniker<br />
der Wasserwirtschaft. Der<br />
Götschka-Tunnel im Zuge der neuen<br />
S10 zwischen Linz und Freistadt<br />
verlaufe im Vergleich zum Tschirgant<br />
zwar nur durch einen Hügel. Aber es<br />
habe dennoch gravierende Probleme<br />
gegeben: „Quellen sind von einem<br />
Tag auf den anderen versiegt, über<br />
50 Brunnen ausgetrocknet.“ Der Loibersdorfer<br />
Bach führe kein Wasser<br />
mehr, weil der Grundwasserspiegel<br />
um 50 Meter tiefer gefallen sei, die<br />
landwirtschaftlichen Nutzpflanzen<br />
dort könnten sich nicht mehr über<br />
die Kapillare mit Wasser versorgen.<br />
Nun pumpe man das im Tunnel gesammelte<br />
Wasser künstlich über eine<br />
2,1 Kilometer lange Röhre 130 Höhenmeter<br />
hoch, damit oben wieder<br />
ein Rinnsal fließe. All diese Risiken<br />
seien zuvor bekannt gewesen und<br />
abgewogen worden, man habe sich<br />
dennoch für den Bau entschieden.<br />
Wobei die ASFINAG bei der Regulierung<br />
der Schäden „fair und professionell<br />
gehandelt“ habe.<br />
SORGE UMS WASSER. Hubert<br />
Wammes ist nicht nur passionierter<br />
Obstbauer, sondern auch Obmann<br />
der Wassergenossenschaft Haiming.<br />
Er schwärmte von den riesigen Reserven<br />
im Tschirgant: Das Wasserbassin<br />
im Ort fasse eine Million Liter, im<br />
Berge ruhten noch Tausende solcher<br />
Massen. Der Klimawandel setze den<br />
Obstbauern massiv zu, die Ernte sei<br />
gegenüber der Jahrtausendwende<br />
nun zwei Wochen früher, es gebe 30<br />
statt zehn Hitzetage jährlich (und<br />
bald sogar 50). Ohne Wasser könnten<br />
die Kulturen im Inntal aber nicht betrieben<br />
werden: „Wir haben Angst,<br />
dass durch den Tunnel das Grundwasser<br />
absinkt. Und wir brauchen<br />
Reserven für den Katastrophenfall.“<br />
„<strong>RE</strong>CHT AUF GESUND-<br />
HEIT“. In Fahrt kam (trotz oder gerade<br />
wegen des Staus auf den Tiroler<br />
Straßen) natürlich Fritz Gurgiser, der<br />
Obmann des Transitforums Austria-<br />
Tirol: Mittlerweile werde durch die<br />
Blechlawine die einheimische Bevölkerung<br />
Wochenende für Wochenende<br />
eingesperrt. Nun müssten die Verantwortlichen<br />
endlich den Mumm<br />
aufbringen, den Schutz der Tiroler<br />
und der regionalen Wirtschaft an die<br />
oberste Stelle zu setzen und auch auf<br />
den Straßen endlich das Verursacherprinzip<br />
einzuführen.<br />
Es müsse endlich gehandelt werden:<br />
„Wir haben die Zeit nimmer,<br />
wir können nicht mehr warten. Das<br />
27./28. Februar 2019