Routenführer der Herzschlaufen 2019
Die Schweiz entdecken per E-Bike. Die Veloland-Route 99 führt vom Bodensee zum Genfersee in 13 Tagesetappen quer durch die ganze Schweiz. Eine wunderbare Route abseits vom Verkehr durch die schönsten Regionen der Schweiz. Die Veloland-Routen 299 (Herzschlaufe Sense - Eröffnung März 2019), 399 (Herzschlaufe Napf) und 599 (Herzschlaufe Seetal) erweitern die "Original-Herzroute" ideal und verzaubern mit idyllischen Landschaften. Radwandern für Geniesser - jetzt auf mehr als 1000km!
Die Schweiz entdecken per E-Bike. Die Veloland-Route 99 führt vom Bodensee zum Genfersee in 13 Tagesetappen quer durch die ganze Schweiz. Eine wunderbare Route abseits vom Verkehr durch die schönsten Regionen der Schweiz. Die Veloland-Routen 299 (Herzschlaufe Sense - Eröffnung März 2019), 399 (Herzschlaufe Napf) und 599 (Herzschlaufe Seetal) erweitern die "Original-Herzroute" ideal und verzaubern mit idyllischen Landschaften. Radwandern für Geniesser - jetzt auf mehr als 1000km!
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Willisau – Langnau<br />
51<br />
Auf den weichen Schultern<br />
des Napfs dahingleiten<br />
Unterwegs vom Willisauerland in<br />
Richtung Oberaargau und<br />
Emmental.<br />
Im Oberaargau trifft man so<br />
manchen landschaftlichen<br />
Leckerbissen an.<br />
Die Landschaft ist nicht<br />
Selbstzweck, son<strong>der</strong>n dient<br />
höheren Zielen, nämlich <strong>der</strong><br />
Milchwirtschaft.<br />
Wer frisch rasiert im putzigen Landstädtchen Willisau steht, den FLYER eben erst in<br />
Empfang genommen, die Beine noch leicht steif von <strong>der</strong> Bahnfahrt, kann sich auf<br />
etwas freuen: Diese Etappe hat es in sich.<br />
Natürlich startet alles gesittet und in schweizerischer Gepflogenheit. Willisau ist<br />
bekannt für seine Gastfreundschaft, die man mit o<strong>der</strong> ohne Ringli gerne über sich<br />
ergehen lässt. Kaum ist aber das Städtchen hinter uns, öffnet sich auch schon die<br />
Landschaft auf beeindruckende Weise. Das Mühletal saugt den Veloreisenden ein,<br />
sein sich langsam verengen<strong>der</strong> Schlund zieht magisch an, die schmale Strasse schnurrt<br />
zufrieden unter den prallen Reifen des Elektrovelos. Hier ist man am Schwelgen.<br />
Ein erster Aufstieg erinnert daran, dass man es mit dem Napf und seinen unzähligen<br />
Ausläufern zu tun hat, die man auf dessen Umrundung einzeln serviert bekommt. Die<br />
Kreten sind famos, die Gräben fürchterlich schön und das Wechselspiel ein Gaudi <strong>der</strong><br />
besten Art.<br />
Nach dem Luthertal, das sich dem Reisenden vor allem als Kiesgrube mit Hauptstrasse<br />
präsentiert (was seinem Naturell ganz und gar nicht gerecht wird), erklimmt<br />
man bereits die nächste Kretenlage und merkt: jetzt geht es zur Sache. Man wird<br />
immer weiter in die Höhe gehoben, spürt Naturstrassen unter sich und verliert sich<br />
alsbald in den Untiefen landschaftlicher Kapriolen im Grenzgebiet zwischen Luzern<br />
und Bern. Gut, hat man die weinroten Schil<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> 399, ohne sie wäre man doch<br />
reichlich verloren.<br />
Hier oben, auf den ersten Kilometern Oberaargau, stürzt <strong>der</strong> ganze Liebreiz des<br />
Napfs auf den Betrachter ein. Die Hügel geben sich wie befreundete Schultern, auf<br />
denen man schwerelos dahintanzt, den Blick in die Ferne und vor allem in die weiten<br />
Nie<strong>der</strong>ungen gerichtet, <strong>der</strong>en kleinräumiges Landschaftsmuster wie aus einem<br />
Kin<strong>der</strong>buch <strong>der</strong> 1930er Jahre zu stammen scheinen.<br />
Mit Eriswil findet man kurz in die Zivilisation zurück, die sich aus diesem Dorf aber<br />
auch schon zurückgezogen hat. Der «Bahnhof» zeugt von einer einstigen Eisenbahnlinie,<br />
die Gasthäuser von früheren Reisenden auf dem Weg über die Fritzenflue ins<br />
Emmental. Wir geben dem ruhenden Dorf einen sanften Kuss und stehlen uns wie<strong>der</strong><br />
hinaus in die weite Landschaft. Erneut greift <strong>der</strong> Napf nach unseren Rä<strong>der</strong>n, noch<br />
immer aber ist er fein und dezent, massiert uns mit dosierten Höhenlinien und<br />
verwöhnt unsere Augen mit Ausblicken.<br />
Nach Wyssachen än<strong>der</strong>t die Gangart etwas. Man spürt das nahende Emmental und<br />
das etwas forschere Profil des Hügelmonsters an unserer Seite. Plötzlich werden die<br />
Wäl<strong>der</strong> schroffer, die Strassen steiler und die Gräben düsterer. Wir geniessen den<br />
Kitzel des Wildromantischen und passieren die kulminierende Kretenlage bei<br />
Oberwald.<br />
Was danach kommt, gehört ins Poesiebuch jedes Radfahrerherzens. Eine Abfahrt<br />
wie im Kino, ein Tanz mit Hügeln und Ausblicken, ein Rausch <strong>der</strong> Impressionen und<br />
Gemälde. Dieses Emmental ist eine Kategorie für sich. Pfundige Höfe, geschwungene<br />
Hügelzüge, wogende Kurvenfolgen, Kaskaden aus grün und blau. Erst in<br />
Fast irreal muten gewisse Passagen<br />
und ihre Wegführungen an.