RE KW 14
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<strong>14</strong>. Folge<br />
Aus alten<br />
Klassenzimmern<br />
RUNDSCHAU Seite 16<br />
Am Anfang kam s’ Proviserle<br />
Schulalltag in Musau<br />
800 Jahre liegt die erste historischen<br />
Nennung der Gemeinde<br />
Musau („Muosowe/Mussowe“)<br />
in einer Urkunde bereits<br />
zurück. Weniger genau sind<br />
die historischen Daten über<br />
das Schulwesen der kleine Gemeinde<br />
überliefert.<br />
Von Werner Friedle<br />
Sicher ist aber, dass am Beginn<br />
des 19. Jahrhunderts Unterricht in<br />
Mu-sau erteilt wurde. Anfänglich<br />
wurden die Kinder in Bauernhäusern<br />
unterrichtet. Zum Unterricht<br />
kam ein Lehrer aus Vils, das „Proviserle“,<br />
aus Vils nach Musau. Als<br />
1820 das Haus Nr. 22, vulgo „Hoarer“<br />
abbrannte, wurde beschlossen,<br />
ein eigenes Schulhaus zu errichten.<br />
Dieses erste Schulhaus bestand aus<br />
einem geräumigen Zimmer und<br />
einem kleinen Hausgang, daneben<br />
ein kleines Kämmerlein und ein<br />
viereckiger Raum für das Schulholz<br />
und zum Einheizen. Dieser Raum<br />
dürfte auch als Küche gedient haben.<br />
Um 1890 bestand die Absicht,<br />
dieses kleine Schulhäuschen durch<br />
einen An- und Aufbau zu vergrößern,<br />
um eine Lehrerwohnung zu<br />
schaffen. Die Schüler trugen mit<br />
großer Freude die Schuleinrichtungsgegenstände<br />
in das helle und<br />
geräumige Schulzimmer im neuen<br />
Schulhaus. 1892/93 wurde das<br />
Schulhaus aufgelassen und diente<br />
dann als Spritzenhaus und als „Totenkammer“.<br />
Später fand die Musikkapelle<br />
dort Unterkunft. 1895<br />
dann die Schulordnung vom k. u.<br />
k. Bezirksschulrat in Reutte: Festlegung<br />
der Sommer- und Winterschule.<br />
Die Kinder aus dem Ortsteil<br />
„Saba“ gingen über den „Schulstiegel<br />
II, später Fußstiegel, über die<br />
Felder zur Schule. So erzählte es<br />
Ambros Horndacher, der ehemalige<br />
Bäckermeister, dem dann dieses Anwesen<br />
gehörte.<br />
Der erste wirkliche Musauer Lehrer<br />
war Peter Ostheimer, Bauer in<br />
Sabach. Das Gehalt für einen Lehrer<br />
fiel damals sehr gering aus und<br />
betrug ca. 35 Gulden. Kein Wunder,<br />
wenn sich ein Lehrer bei solch<br />
kargem Lohne um Nebenverdienste<br />
umsehen musste, so ging er zum<br />
Beispiel im Sommer als Maurer ins<br />
Ausland.<br />
Auch über zeitweilige Geschenke<br />
in Form von großen, fetten Kuchen,<br />
die die Kinder am Montag<br />
AUSSERFERNER<br />
SEIT 1922<br />
NACHRICHTEN<br />
Das Schulhaus in Musau 1954.<br />
Foto: aus dem Album „Sie Lehreschaft des Bezirkes Rreutte 1954“, nach Alois Pohler.<br />
Das letzte Foto im alten Schulhaus.<br />
nach dem 1. Fastensonntag mit in<br />
die Schule brachten (es dürfte sich<br />
hier um die Kiachlen handeln, die<br />
zum Funkensonntag in jedem Haus<br />
gebacken wurden) freute sich der<br />
Lehrer sehr. 1883 wurde die Entlohnung<br />
für den Schullehrer bedeutend<br />
aufgebessert, sodass die<br />
Lehrperson in Musau im Ganzen<br />
300 Gulden einnahm, nebst unentgeltlicher<br />
Wohnung und freiem<br />
Holzbezug. Vom 1. Mai bis 30.<br />
Juni galt die Sommerschulregelung<br />
und der Unterricht wurde halbtägig<br />
abgehalten. Die Winterschulzeit<br />
galt vom 15. Oktober bis 15. April.<br />
Am 2. Dezember 1898 feierte<br />
ganz Österreich das goldene Regierungsjubiläum<br />
Kaiser Franz Josef<br />
I. In allen Kirchen und Schulen<br />
wurde dieser Tag festlich begangen.<br />
Auch die Gemeinden Pinswang und<br />
Musau nahmen an der kirchlichen<br />
Festfeier teil. 1905 war ein außergewöhnliches<br />
Jahr. Die Witterung<br />
war besonders schlecht, die Bauern<br />
konnten Grummet, Kartoffeln und<br />
Streu nicht einbringen, da es ab<br />
Foto: Schulchronik Musau<br />
der zweiten Augusthälfte kein anhaltend<br />
schönes Wetter gab. Am 1.<br />
Oktober fiel der erste Schnee.<br />
Am 30. Oktober baten die Schüler<br />
um das Fernbleiben vom Unterricht,<br />
um beim Einbringen des<br />
Grummets helfen zu können.<br />
Ende Oktober 1905 um 16.30 Uhr<br />
ertönte zum ersten Mal der schrille<br />
Pfiff der Lokomotive, die am Schulhaus<br />
vorbeifuhr. Am 16. Dezember<br />
1905 wurde die Lokalbahn von<br />
Pfronten nach Reutte in Betrieb<br />
genommen. Alle 47 Schüler waren<br />
bei der Haltestelle Musau in Reihen<br />
aufgestellt, als der geschmückte Zug<br />
unter den Klängen der Dorfmusik<br />
vorbeifuhr.<br />
DIE NEUE SCHULE. Der 15.<br />
November 1975 war ein ganz besonderer<br />
Tag in Musau: das neue<br />
Gemeindehaus und damit auch die<br />
neuen Schulräumlichkeiten konnten<br />
eingeweiht werden.<br />
17 Knaben und 17 Mädchen zogen<br />
mit Lehrer Johann Dengg, Pater<br />
Angelus und der Arbeitslehrerin W.<br />
3./4. April 2019