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Touring Mai 2019

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DOSSIER<br />

Sie sind (fast) überall<br />

Wer denkt, dass hierzulande der Einsatz von Drohnen im gewerblichen Bereich<br />

hauptsächlich in Fotografie, Film und Transportwesen stattfindet oder erprobt<br />

wird, irrt. Die fliegenden Vielkönner erweisen sich bereits in der Landwirtschaft,<br />

im Baugewerbe und bei der Bahn als höchst nützlich.<br />

TEXT JULIANE LUTZ<br />

Drohnen im Baugewerbe<br />

Die fliegenden und fotografierenden Helfer werden<br />

in diesem Bereich vor allem eingesetzt, um<br />

die Bodenbeschaffenheit zu analysieren, mögliche<br />

Schwierigkeiten gleich zu erkennen und um anschliessende<br />

Erdmassebewegungen genau zu berechnen.<br />

Bei Strabag Schweiz ist eine Drohne seit<br />

März im Einsatz. Die Fotos, die sie von Oberflächen<br />

zurückbringt, werden mithilfe von Photogrammetrie<br />

in 3-D-Modelle umgewandelt. «Im<br />

Gegensatz zu den früher angewandten manuellen<br />

Messmethoden sind die von den Drohnen gelieferten<br />

Daten wesentlich genauer und daher besser als<br />

Grundlage für die Erstellung von Offerten geeignet»,<br />

sagt Pascal Strebel, Vermesser bei der Strabag<br />

AG. So lasse sich exakt der mögliche Aushub berechnen<br />

– bis hin zur benötigten Anzahl von Lastwagenfuhren.<br />

Strabag lässt die Drohne bei Bedarf<br />

auch während der Bautätigkeit über die Baustelle<br />

fliegen, um den Baufortschritt zu dokumentieren<br />

oder um weitere Kubaturen und Flächen zu<br />

ermitteln. Die 3-D-Daten liefern zudem<br />

die Grundlagen für das sogenannte<br />

Building Information<br />

Modeling (BIM), eine im Baugewerbe<br />

immer häufiger eingesetzte<br />

Methode, mittels der alle<br />

relevanten Bauwerksdaten digital<br />

modelliert, kombiniert und<br />

erfasst werden können.<br />

Drohnen bei der Bahn<br />

Seit 2017 lassen die SBB Risikohänge entlang der<br />

Gotthard-Region, wie zum Beispiel den Rossberg,<br />

von Drohnen überwachen, um die Gefahr möglicher<br />

Bergstürze rechtzeitig zu minimieren. Die<br />

Multikopter ersparen den entsprechenden Verantwortlichen<br />

viel Zeit. Musste früher der Rossberg<br />

zu Fuss begangen und begutachtet werden, nahm<br />

das einen Tag in Anspruch. Drohnen dagegen<br />

schaffen 800 Höhenmeter und 500 Meter Distanz<br />

schon in ein paar Minuten. Geplant sind Einsätze<br />

auf weiteren Streckenabschnitten in dieser Region.<br />

Vielversprechend waren auch Versuche, bei denen<br />

Multikopter Güterzüge vor der Abfahrt zu Kontrollzwecken<br />

Waggon für Waggon abflogen. Auf<br />

diese Weise können die Disponenten aus der Ferne<br />

anhand der Aufnahmen kontrollieren, ob etwa<br />

Ladungen sachgerecht verstaut sind oder die Blachen<br />

korrekt angebracht sind. Auch bei der Inspektion<br />

von Brücken kann man sich bei den SBB<br />

künftig die Nutzung von Drohnen vorstellen, da<br />

sie vor allem den Zeitaufwand verringern. «Passagen,<br />

die bisher mühsam erklettert werden oder<br />

mit Helikoptern abgeflogen werden mussten, können<br />

von den Drohnen schnell dokumentiert werden.<br />

Aber natürlich sind für die Brückeninspektion<br />

nach wie vor Fachleute nötig», sagt Christian<br />

Ginsig, Sprecher der SBB. Auch überlege man sich,<br />

Drohnen bei der Vegetationskontrolle entlang des<br />

3300 km umfassenden Streckennetzes des Bahnunternehmens<br />

zu nutzen. «Die Aufnahmen der<br />

Multikopter zeigen, wo Neophyten, also invasive<br />

und gebietsfremde Pflanzen entlang der Gleise<br />

wachsen. Mit Bildern von Drohnen aus der Luft<br />

können wir störende Neophyten schneller als bisher<br />

identifizieren», so Ginsig. Die eingeschleppten<br />

und sich aggressiv verbreitenden Pflanzen, welche<br />

die einheimische Flora verdrängen und in der<br />

Schweiz aus Artenschutzgründen eliminiert<br />

werden müssen, können so<br />

schneller beseitigt werden. ◆<br />

Die SBB setzen Drohnen<br />

unter anderem bei der<br />

Vegeationskontrolle ein<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2019</strong> | touring 21

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