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DOSSIER<br />
Sie sind (fast) überall<br />
Wer denkt, dass hierzulande der Einsatz von Drohnen im gewerblichen Bereich<br />
hauptsächlich in Fotografie, Film und Transportwesen stattfindet oder erprobt<br />
wird, irrt. Die fliegenden Vielkönner erweisen sich bereits in der Landwirtschaft,<br />
im Baugewerbe und bei der Bahn als höchst nützlich.<br />
TEXT JULIANE LUTZ<br />
Drohnen im Baugewerbe<br />
Die fliegenden und fotografierenden Helfer werden<br />
in diesem Bereich vor allem eingesetzt, um<br />
die Bodenbeschaffenheit zu analysieren, mögliche<br />
Schwierigkeiten gleich zu erkennen und um anschliessende<br />
Erdmassebewegungen genau zu berechnen.<br />
Bei Strabag Schweiz ist eine Drohne seit<br />
März im Einsatz. Die Fotos, die sie von Oberflächen<br />
zurückbringt, werden mithilfe von Photogrammetrie<br />
in 3-D-Modelle umgewandelt. «Im<br />
Gegensatz zu den früher angewandten manuellen<br />
Messmethoden sind die von den Drohnen gelieferten<br />
Daten wesentlich genauer und daher besser als<br />
Grundlage für die Erstellung von Offerten geeignet»,<br />
sagt Pascal Strebel, Vermesser bei der Strabag<br />
AG. So lasse sich exakt der mögliche Aushub berechnen<br />
– bis hin zur benötigten Anzahl von Lastwagenfuhren.<br />
Strabag lässt die Drohne bei Bedarf<br />
auch während der Bautätigkeit über die Baustelle<br />
fliegen, um den Baufortschritt zu dokumentieren<br />
oder um weitere Kubaturen und Flächen zu<br />
ermitteln. Die 3-D-Daten liefern zudem<br />
die Grundlagen für das sogenannte<br />
Building Information<br />
Modeling (BIM), eine im Baugewerbe<br />
immer häufiger eingesetzte<br />
Methode, mittels der alle<br />
relevanten Bauwerksdaten digital<br />
modelliert, kombiniert und<br />
erfasst werden können.<br />
Drohnen bei der Bahn<br />
Seit 2017 lassen die SBB Risikohänge entlang der<br />
Gotthard-Region, wie zum Beispiel den Rossberg,<br />
von Drohnen überwachen, um die Gefahr möglicher<br />
Bergstürze rechtzeitig zu minimieren. Die<br />
Multikopter ersparen den entsprechenden Verantwortlichen<br />
viel Zeit. Musste früher der Rossberg<br />
zu Fuss begangen und begutachtet werden, nahm<br />
das einen Tag in Anspruch. Drohnen dagegen<br />
schaffen 800 Höhenmeter und 500 Meter Distanz<br />
schon in ein paar Minuten. Geplant sind Einsätze<br />
auf weiteren Streckenabschnitten in dieser Region.<br />
Vielversprechend waren auch Versuche, bei denen<br />
Multikopter Güterzüge vor der Abfahrt zu Kontrollzwecken<br />
Waggon für Waggon abflogen. Auf<br />
diese Weise können die Disponenten aus der Ferne<br />
anhand der Aufnahmen kontrollieren, ob etwa<br />
Ladungen sachgerecht verstaut sind oder die Blachen<br />
korrekt angebracht sind. Auch bei der Inspektion<br />
von Brücken kann man sich bei den SBB<br />
künftig die Nutzung von Drohnen vorstellen, da<br />
sie vor allem den Zeitaufwand verringern. «Passagen,<br />
die bisher mühsam erklettert werden oder<br />
mit Helikoptern abgeflogen werden mussten, können<br />
von den Drohnen schnell dokumentiert werden.<br />
Aber natürlich sind für die Brückeninspektion<br />
nach wie vor Fachleute nötig», sagt Christian<br />
Ginsig, Sprecher der SBB. Auch überlege man sich,<br />
Drohnen bei der Vegetationskontrolle entlang des<br />
3300 km umfassenden Streckennetzes des Bahnunternehmens<br />
zu nutzen. «Die Aufnahmen der<br />
Multikopter zeigen, wo Neophyten, also invasive<br />
und gebietsfremde Pflanzen entlang der Gleise<br />
wachsen. Mit Bildern von Drohnen aus der Luft<br />
können wir störende Neophyten schneller als bisher<br />
identifizieren», so Ginsig. Die eingeschleppten<br />
und sich aggressiv verbreitenden Pflanzen, welche<br />
die einheimische Flora verdrängen und in der<br />
Schweiz aus Artenschutzgründen eliminiert<br />
werden müssen, können so<br />
schneller beseitigt werden. ◆<br />
Die SBB setzen Drohnen<br />
unter anderem bei der<br />
Vegeationskontrolle ein<br />
<strong>Mai</strong> <strong>2019</strong> | touring 21