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(iep) Über mangelnde Beschäftigung<br />
konnte sich der in<br />
den Fisser Höfen beheimatete<br />
Bildhauer und Maler nie beklagen,<br />
und auch im Ruhestand<br />
kennt er keine Langeweile. In<br />
seinen viel fältigen Arbeiten<br />
drückt Siegfried Krismer seine<br />
tiefe Verbundenheit zu Natur<br />
und Tradition aus.<br />
„Langeweile kenn’ ich nicht“<br />
Siegfried Krismer aus Fiss ist ein vielfältiger Künstler<br />
Das Interesse am Künstlerischen<br />
war bei dem 1944 in Fiss geborenen<br />
Siegfried Krismer schon in der<br />
Volksschulzeit vorhanden. In der<br />
Hauptschule verstärkte es sich, was<br />
dem damaligen Direktor Engelbert<br />
Gitterle nicht verborgen blieb. Gitterle,<br />
selbst Künstler, spürte das Talent<br />
des Schülers und ermutigte ihn,<br />
die Höhere Technische Lehranstalt<br />
in Innsbruck, Fachrichtung Holzund<br />
Steinbildhauerei, zu besuchen.<br />
Sein Vater war von dieser Idee nicht<br />
sehr angetan, war es doch in seinen<br />
Augen kein Beruf, auf dem man<br />
eine Existenz aufbauen könnte. Mit<br />
Vorbehalt hat er dann doch die Entscheidung<br />
seines Sohnes akzeptiert.<br />
Nach dem Abschluss der schulischen<br />
Ausbildung übernahm Krismer den<br />
elterlichen Landwirtschaftsbetrieb an<br />
Stelle seines älteren Bruders, sehr zur<br />
Freude seines Vaters.<br />
Neben den Ausstellungen regionaler Künstler präsentiert Krismer auch seine Arbeiten in der „Galerie am Kirchplatz“, einem<br />
der ältesten Gebäude von Fiss. RS-Fotos: Pfurtscheller<br />
Objekte aus der Umgebung zählen zu den Motiven der Aquarelle Krismers.<br />
EINS KAM ZUM ANDERN.<br />
Mit der Landwirtschaft ist Krismer<br />
aufgewachsen, und so war die<br />
Weiterführung für ihn ganz natürlich:<br />
„Das ginge ja so nebenbei mit<br />
links.“ Es sei dann doch recht vielseitig<br />
geworden. Zu der Landwirtschaft<br />
kam noch die Zimmervermietung,<br />
und nebenher wollte auch<br />
die Kunst nicht vernachlässigt werden.<br />
Nach einigen Gemeinschaftsausstellungen<br />
in Innsbruck folgten<br />
Ausstellungen in Prutz und 1982<br />
eine recht umfangreiche im Gymnasium<br />
Landeck bei Gerald Kurdoglu<br />
Nitsche. Daraufhin sei es eigentlich<br />
so richtig los gegangen. In den folgenden<br />
Jahren präsentierte Krismer<br />
seine Arbeiten bei zahlreichen Ausstellungen<br />
im In- und Ausland und<br />
nahm erfolgreich an diversen Wettbewerben<br />
teil. Nebenbei betrieb er<br />
auch noch seine eigene „Galerie am<br />
Kirchplatz“, um seine Arbeiten auch<br />
im Dorf besser präsentieren zu können.<br />
Seit rund zehn Jahren ist die<br />
Galerie Ausstellungsort für Künstler<br />
aus der Region. Seine künstlerische<br />
Vielfalt zeigte Krismer zuletzt im<br />
Dezember 20<strong>18</strong> bei einer vielbeachteten<br />
Ausstellung im Landecker<br />
Schloss, wo er einen Querschnitt<br />
seines Schaffens präsentierte; darunter<br />
Aquarelle, Holzschnitte sowie<br />
umfangreiche Arbeiten in Holz<br />
und Bronze. Bei vielen seiner Werke<br />
kommt der starke Bezug zu Religion<br />
und Spiritualität zum Ausdruck.<br />
BRONZE STEHT FÜR BE-<br />
STÄNDIGKEIT. Obwohl Krismer<br />
vielseitig künstlerisch tätig ist, gehört<br />
Holz zu seinem bevorzugten<br />
Werkstoff. Sein Vater war Tischler<br />
und hatte eine eigene Werkstatt,<br />
sodass Krismer mit Holz schon<br />
früh in Berührung kam. Für seine<br />
Arbeiten verwendet er neben Linde<br />
und Eiche vor allem Zirbenholz.<br />
Nicht nur weil es gut zu bearbeiten<br />
ist, sondern auch wegen seines<br />
besonderen Duftes. Dass Bronze<br />
fasziniert, entdeckte Krismer bei<br />
einer Ausstellung in Reutte, daraufhin<br />
erlernte er 1988 bei Bildhauer<br />
Johann Weinhart in Biberwier den<br />
Bronzeguss. Die Beständigkeit und<br />
die kraftvolle Ausstrahlung des Materials<br />
haben den Künstler für sich<br />
eingenommen. In den nächsten Jahren<br />
will sich Krismer verstärkt mit<br />
diesem Werkstoff beschäftigen.<br />
<strong>LA</strong>NGEWEILE IST EIN<br />
FREMDWORT. Seit der Landwirtschaftsbetrieb<br />
von seinem Sohn<br />
übernommen wurde, ist Krismer ein<br />
rundum zufriedener Mensch. Er hat<br />
jetzt Muße und Zeit, sich anderen<br />
Tätigkeiten zu widmen, und hier<br />
vor allem der Kunst. Einige Aufträge<br />
müssen erledigt werden und neue<br />
Arbeiten sind in Planung. Sobald<br />
der Brennofen einen Platz gefunden<br />
Die Skulptur „Geburt Jesu“ zählt zu seinen<br />
neueren Arbeiten.<br />
hat, geht es los mit dem Bronzeguss.<br />
Weiters ist geplant, seine österlichen<br />
Holzstiche, die in „Durchkreuzte<br />
Wege“ mit der Imster Dichterin<br />
Annemarie Regensburger veröffentlicht<br />
wurden, um die Osterzeit<br />
herum zu präsentieren. Auch die<br />
Teilnahme an der Gemeinschaftsausstellung<br />
„Kunst am Berg“, die<br />
alljährlich im September im Rahmen<br />
des Genussherbstes Serfaus-<br />
Fiss-Ladis am Schönjoch stattfindet<br />
und an der Krismer schon dreimal<br />
mitbeteiligt war, fasst er ins Auge.<br />
Der aktive Pensionist, der in diesem<br />
Jahr seinen 75. Geburtstag feiert,<br />
hat keine Zeit für Langeweile.<br />
„Langeweile kenn’ ich nicht, das ist<br />
ein Fremdwort für mich.“ Und das<br />
sei auch gut so, denn eine Beschäftigung<br />
in der Pension wäre wichtig.<br />
„Gar nix tun, das wär’ arg.“<br />
RUNDSCHAU Seite 34 2./3. Mai 2019