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StadtMagazin_September_web

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GESUNDHEIT<br />

Mit Humor der Krankheit trotzen<br />

Multiple Sklerose (MS), Morbus Parkinson und Schlaganfall: Tagung NEURO erstmals in Bremen<br />

NEURO ist eine Tagung für Experten, Therapeuten, Betroffene und Angehörige von neurodegenerativen Krankheiten.<br />

Fotos: M. Bahlo (4), Stefan Polten<br />

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Matthias Prehm weiß: „Humor ist,<br />

wenn man trotzdem lacht“. Der<br />

Humortrainer ist spezialisiert auf<br />

den Gesundheitsbereich und kennt den<br />

Klinikalltag aus eigener Erfahrung – 25<br />

Jahre war er als Krankenpfleger tätig.<br />

Am Samstag, 9. <strong>September</strong>, gibt er im<br />

Rahmen der Tagung NEURO Betroffenen<br />

und Fachleuten Tipps und Ideen,<br />

wie sie mit belastenden Situationen umgehen<br />

können. Erstmals findet die Veranstaltung<br />

für Mediziner, Therapeuten,<br />

Pflegende und Betroffene im Congress<br />

Centrum Bremen statt. Experten aus<br />

Forschung und Praxis berichten dann<br />

über neue Erkenntnisse zu den neurodegenerativen<br />

Krankheiten Multiple<br />

Sklerose (MS), Morbus Parkinson und<br />

Schlaganfall. „NEURO ermöglicht einen<br />

Erfahrungsaustausch zwischen allen Beteiligten.<br />

Renommierte Experten halten<br />

deshalb die meisten Vorträge zweifach,<br />

einmal für Fachleute und einmal für Patienten<br />

und Angehörige“, erklärt Kordula<br />

Grimm, zuständige Projektleiterin bei<br />

der Messe Bremen, das Konzept der Veranstaltung.<br />

Wie groß der Informationsbedarf ist,<br />

zeigt der Blick in die Statistik. So erleiden<br />

jedes Jahr rund 250.000 Deutsche<br />

einen Schlaganfall. Im akuten Fall bedeutet<br />

das: „Zeit ist Hirn. Denn je länger<br />

ein Patient unversorgt bleibt, desto<br />

höher ist das Risiko, dass er behindert<br />

oder pflegebedürftig bleibt“, erklärt Professor<br />

Dr. Pawel Kermer vom Nordwest-<br />

Krankenhaus Sanderbusch. Er spricht<br />

bei NEURO über vier unterschiedliche<br />

Akuttherapien. Wichtig zu wissen: „Ein<br />

Schlaganfall tut nicht weh, deshalb ist<br />

die Hemmschwelle höher, die 112 zu<br />

wählen“, so Kermer. Im Verdachtsfall<br />

kann ein Schnelltest für Gewissheit sorgen,<br />

mit dem Symptome wie eine Halbseitenlähmung<br />

oder eine Sprachstörung<br />

festgestellt werden. „Wenn die betroffene<br />

Person einen einfachen Satz nicht<br />

nachsprechen kann oder beim Lächeln<br />

ein Mundwinkel herunterhängt, sollte<br />

man den Notruf wählen“, nennt der<br />

Neurologe Beispiele.<br />

Neue Informationen zur Verbreitung<br />

und Behandlung gibt es bei MS. „Laut<br />

aktuellen Studien sind in Deutschland<br />

zwischen 160.000 bis 170.000 Menschen<br />

erkrankt – mehr, als bisher angenommen“,<br />

sagt Professor Dr. Andreas Kastrup<br />

vom Klinikum Bremen-Mitte und<br />

Bremen-Ost. Verfügbar oder kurz vor<br />

der Zulassung sind neue Therapien mit<br />

Substanzen, die auch bei hochaktiven<br />

Krankheitsverläufen wirken. Für diese<br />

Verläufe gab es bisher keine Behandlungsmöglichkeiten.<br />

Aber auch Veränderungen<br />

des Lebensstils können helfen.<br />

So empfiehlt Kastrup, auf Nikotin<br />

zu verzichten. Studien zeigten, dass die<br />

Aufgabe des Rauchens die gleiche Wirkung<br />

habe wie die MS-Basistherapie,<br />

die zum Beispiel Schübe verhindern soll.<br />

Auch in der Parkinson-Forschung<br />

gibt es Neues: Noch in Vorbereitung befinden<br />

sich drei Studien, die zukünftig<br />

eine Impfung gegen Parkinson ermöglichen<br />

sollen. Darüber spricht Professor<br />

Dr. Heinz Reichmann vom Dresdener<br />

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus.<br />

Als Auslöser mancher Parkinsonformen<br />

gelten bestimmte Eiweiß-Ablagerungen<br />

im Gehirn. Medikamente dagegen werden<br />

nun getestet. „Sind diese Substanzen<br />

gut verträglich, ist eine Impfung in<br />

fünf bis sieben Jahren denkbar“, meint<br />

Prof. Reichmann.<br />

Weitere Vorträge thematisieren etwa<br />

die Auswirkungen der MS auf Schwangerschaft<br />

und Stillen oder die Behandlung<br />

neurogener Sprech- und Schluckstörungen.<br />

In einer Pro-Contra-Debatte<br />

diskutieren Experten mit dem Publikum<br />

über die Therapiemöglichkeiten mit<br />

Cannabis. (SM)<br />

NEURO 2017 findet statt am Samstag,<br />

9. <strong>September</strong> von 9.30 bis 16.00 Uhr im<br />

Congress Centrum Bremen. Die Tagung<br />

begleitet eine Industrieausstellung. Der<br />

Eintritt beträgt für Betroffene 10 Euro,<br />

für Therapeuten und Pflegende 15 Euro<br />

sowie für Ärzte 20 Euro. Weitere Informationen<br />

und Anmeldung unter www.<br />

neuro2017.de.

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