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Was macht ...<br />
Eigentlich war Fußball im Fernsehen<br />
ohne Jörg Wontorra<br />
undenkbar. Bis er im Mai vergangenen<br />
Jahres seine letzte<br />
„Doppelpass“-Sendung moderierte.<br />
Ein Grund für Martin Märtens,<br />
einmal nachzuhaken, was der 67-Jährige<br />
heute so macht.<br />
Wie geht es Ihnen zurzeit?<br />
Richtig gut. Ich bin ein rüstiger Rentner!<br />
Das mit dem Rentner ist bei Ihnen irgendwie<br />
nur schwer vorstellbar …<br />
Ich mache ja auch immer noch einiges.<br />
Nur habe ich mittlerweile die Balance<br />
zwischen Freizeit und Beruf gefunden.<br />
Was machen Sie denn mittlerweile?<br />
Meine Stiftung, die Hansestiftung, erfordert<br />
ein hohes Engagement. Momentan<br />
treiben wir gerade ein großes<br />
Bolzplatzprojekt in Bremen voran. Ich<br />
wollte vor allem für die Integration von<br />
Jugendlichen etwas tun – und das geht<br />
über Sport meines Erachtens am besten.<br />
Zudem veranstalte ich Charity-Golfturniere,<br />
habe eine kleine Hausverwaltung<br />
und natürlich die Kolumne im<br />
Weser-Kurier. Vier Dinge, die mich von<br />
Montag bis Freitag gut ausfüllen. Und<br />
am Wochenende habe ich jetzt endlich<br />
mal frei.<br />
Sie wohnen aber doch eigentlich die<br />
meiste Zeit in Marbella, oder?<br />
Nicht mehr, aufgrund der zahlreichen<br />
Aufgaben, gerade meine Stiftung betreffend,<br />
bin ich im Januar wieder nach<br />
Bremen gezogen. So drei Monate im<br />
Jahr, zumeist in den Ferien, verbringe<br />
ich in Marbella.<br />
Zur Person<br />
Jörg Wontorra wurde 1948 in Lübeck<br />
geboren. Der Moderator war unter<br />
anderem Sportchef bei Radio Bremen,<br />
moderierte die Sportschau sowie „Bitte<br />
melde dich“ und war zuletzt das Gesicht<br />
vom Doppelpass. Legendär seine<br />
Reportage („Flieg Albatross, flieg“) zur<br />
Goldmedaille über 200 Schmetterling<br />
von Michael Groß bei Olympia 1984.<br />
Mittlerweile lebt Jörg Wontorra wieder<br />
in Bremen und engagiert sich für seine<br />
Hanse-Stiftung.<br />
Das letzte Seite Interview:<br />
Wie geht es Ihnen zurzeit,<br />
Herr Wontorra?<br />
Sie sagten mal in einem Interview, dass<br />
Sie gerne in Marbella leben, da man dort<br />
den „Doppelpass“ nicht kenne und sie<br />
sich so frei bewegen könnten. Nun sind<br />
Sie zurück in Bremen, wo Sie eigentlich<br />
so gut wie jeder kennt …<br />
Ja, aber hier ist das anders. In Bremen<br />
gehöre ich ja quasi zum Inventar,<br />
bin eine ganz normale Erscheinung im<br />
Stadtbild. Hier kann ich leben wie ein<br />
normaler Mensch, kann meinen Hobbys<br />
nachgehen oder im Restaurant essen,<br />
ohne angesprochen zu werden. Es sei<br />
denn ich habe einen Kommentar über<br />
Werder geschrieben, dann kann das<br />
schon einmal anders sein.<br />
Sie haben vor ziemlich genau einem Jahr<br />
Ihre letzte „Doppelpass“-Sendung moderiert.<br />
Vermissen Sie das Fernsehen?<br />
Überhaupt nicht. Ich glaube, ich habe<br />
meine Fernsehpflicht getan. Es gibt zum<br />
Glück auch noch viele Kollegen, die<br />
mich noch nicht ganz vergessen haben<br />
und immer mal wieder in ihre Sendungen<br />
einladen. Demnächst bin ich dann<br />
sogar beim Promi-Special von „Wer<br />
wird Millionär“.<br />
Foto: Sport1<br />
Wie ist damals, 1992, bei Ihnen die Idee<br />
zu „Bitte melde dich“ entstanden?<br />
Ich war damals bei Radio Bremen im öffentlich<br />
rechtlichen Fernsehen und hatte<br />
das Angebot, als freier Mitarbeiter zu<br />
„ran“, also zum Privatfernsehen, zu gehen.<br />
Ich wollte für mich eine Sicherheit<br />
haben, deshalb bat ich bei Sat1 um eine<br />
zweite Sendung. Dann hat man mir „Bitte<br />
melde dich“ angeboten, dass Konzept<br />
hat mich überzeugt, zumal ich schon bei<br />
Radio Bremen einen Hang zur Unterhaltung<br />
hatte. Das war noch wirklich Reality-Fernsehen,<br />
kein Trash-Fernsehen<br />
wie heute.<br />
Sie waren Sportchef bei Radio Bremen,<br />
haben die „Sportschau“ und „ran“ moderiert,<br />
waren bei Olympia und zwölf Jahre<br />
lang das Gesicht vom „Doppelpass“. Was<br />
hat Ihnen am meisten Spaß gemacht?<br />
Olympia ist unwiederbringlich. Das<br />
sind Erlebnisse, die ich nie vergessen<br />
werde. Ich könnte wahrscheinlich viele<br />
Ereignisse von allen zwölf Olympischen<br />
Spielen, bei denen ich dabei gewesen<br />
bin, im Schlaf aufzählen. Das waren allerdings<br />
Events. Die schönste Zeit auf<br />
Strecke waren aber meine zehn Jahre<br />
bei Radio Bremen, weil ich dort selbst<br />
gestalten und kreative Entscheidungen<br />
treffen konnte.<br />
Haben Sie Ihren Job eigentlich als Arbeit<br />
empfunden?<br />
Ich habe das immer gelebt und es auch<br />
geliebt. Es gibt für mich keinen schöneren<br />
Beruf auf dieser Welt.<br />
Es war aber zu hören, dass Sie zunächst<br />
nicht gerade begeistert über die Berufswahl<br />
Ihrer Tochter waren, die dem Vater<br />
nacheifert.<br />
Ich war am Anfang entsetzt und habe<br />
ihr als erstes die Nachteile aufgezählt,<br />
die der Beruf mit sich bringt: ständige<br />
Wochenendarbeit, immer unterwegs,<br />
keine Zeit für die Familie. Sie wollte es<br />
aber trotzdem unbedingt, also haben<br />
wir ein Handy-Video aufgenommen.<br />
Ihre Moderation war, sagen wir mal,<br />
vom textlichen suboptimal. Ihre Ausstrahlung<br />
hingegen war hervorragend.<br />
Also habe ich ihr sogar zu dem Beruf<br />
geraten, wenn sie vorher ihr Studium<br />
beendet und nach Möglichkeit noch ein<br />
Volontariat macht. Das hat sie getan.<br />
Die Fragen stellte Martin Märtens.<br />
Talkgast: Marco Bode<br />
Talk-Event im Café Sand<br />
Bremens neue Talk-Reihe –<br />
sinnlich, streitbar, bremisch<br />
> 6. 5. 2016, 22 Uhr<br />
> Eintritt: 10 € (inkl. Begrüßungsgetränk + Laugenbrezel)<br />
> gratis Fährfahrt hin und zurück<br />
> Aufzeichnung ab 8. 5. auf weser-kurier.de abrufbar<br />
After-Talk<br />
Party<br />
mit DJ choco<br />
und dj wolle<br />
Moderator: Axel Brüggemann