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Leseprobe stahlmarkt 4.2019 (April)

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Informationen aus Stahlindustrie,<br />

Stahlhandel und Stahlverarbeitung<br />

4<br />

<strong>April</strong> 2019<br />

Stahlverarbeiter drängen auf mehr Importwettbewerb (Seite 14)<br />

Marktmonitor: Harte Zeiten für Italiens Stahlunternehmen (Seite 16)<br />

Handelsströme, Hightech und Herausforderungen:<br />

Tagungsrückblick »Zukunft Stahl« (Seite 54)<br />

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·


Editorial 3<br />

einen besonders tiefen Einblick in die aktuelle Stimmungslage<br />

der Stahlbranche gaben zwei Veranstaltungen, die im<br />

vergangenen Monat zeitgleich in Düsseldorf stattfanden.<br />

Sowohl auf der Handelsblatt-Jahrestagung »Zukunft<br />

Stahl« (S. 54) als auch auf den Düsseldorfer Edelstahltagen<br />

(S. 53) streifte der Blick sorgenvoll über den Atlantik<br />

in Richtung des US-Präsidenten Donald Trump und seiner<br />

Handelspolitik. Die Rede war ebenso vom »Protektionswettlauf«<br />

wie vom »Spannungsfeld Außenhandel«. Natürlich<br />

hat gerade die Stahlindustrie als diejenige Branche, die am<br />

häufigsten Opfer protektionistischer Machenschaften wurde,<br />

geschärfte Sinne für solche Themen. Und noch etwas<br />

wurde auf geradezu spürbare Weise deutlich: wie stark<br />

regionale Perspektiven durch globale Entwicklungen<br />

Chefredakteur Philipp Isenbart: »Die Stahlindustrie<br />

ist eine spannende Branche!«<br />

bestimmt werden, wie es Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, auf den Punkt<br />

brachte. Doch machten beide Veranstaltungen ebenso Hoffnung: Vorträge über die Möglichkeiten der<br />

additiven Fertigung und die mit der Digitalisierung einhergehenden Chancen verdeutlichten, dass die Stahlbranche<br />

auf vielversprechendem Pfad in Richtung Zukunft unterwegs ist.<br />

Beim Thema Safeguards scheiden sich die Geister – sogar im Stahlbereich. Während die Stahlhersteller die<br />

verhängten EU-Importquoten gegen Stahl aus Drittländern als essenzielle Schutzmaßnahmen verteidigen,<br />

stellen die Verarbeiter das Szenario einer großen Stahlschwemme infrage und fürchten steigende Preise.<br />

In unserem Branchenbericht stellen wir beide Positionen vor und lassen Befürworter wie Gegner zu Wort<br />

kommen (S. 14).<br />

Auch wenn es in der Stahlbranche Fragen gibt, bei denen man geteilter Meinung sein kann, dürfte eines<br />

jedoch unstrittig sein: Die Stahlindustrie ist eine spannende Branche! Das zeigt der Blick nach Italien (S. 16)<br />

ebenso wie unser Special »Edelstahl in der Baukultur« (S. 24) – und natürlich der Rückblick auf die beiden<br />

Düsseldorfer Tagungen.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen<br />

Philipp Isenbart<br />

Chefredakteur<br />

+49 2203 3584 121<br />

<strong>stahlmarkt</strong>@maenken.com<br />

<strong>stahlmarkt</strong> 3.2019


8 24<br />

Foto: Shutterstock.com<br />

Foto: WZV / ThyssenKrupp AG<br />

SEITENBLICK<br />

Gegen den Trend: Während viele westeuropäische Länder, die<br />

USA und China zusehends in Richtung Dienstleistungsgesellschaft<br />

tendieren, will Deutschland seine Industrie noch stärker machen.<br />

Allerdings ist dieser Schritt mit großen Herausvorderungen<br />

verbunden.<br />

EDELSTAHL IN DER BAUKULTUR<br />

Wachsende Städte, steigende Anforderungen: Um die hohen<br />

Ansprüche an Gestaltung und Leistung von Architektur zu<br />

erfüllen, wird im modernen Städtebau gezielt auf den Werkstoff<br />

Edelstahl zurückgegriffen – wie auch bei der Fassade des Burj<br />

Khalifa in Dubai<br />

INHALT <strong>4.2019</strong><br />

KURZ & KNAPP<br />

7 OECD-Stahlausschuss besorgt über<br />

Stahlüberkapazitäten<br />

7 Energieintensive Industrien warten auf<br />

Förderprogramm zur Dekarbonisierung<br />

SEITENBLICK<br />

8 Die Wiederentdeckung der Industrie<br />

STEEL INTERNATIONAL<br />

10 Aussicht auf neue Zölle alarmiert amerikanische<br />

Autokäufer<br />

12 Schmolz + Bickenbach erreicht Jahresziele<br />

13 Modernisierte Brammenstranggießanlage bei<br />

Angang Iron & Steel<br />

BRANCHENBERICHT<br />

14 Stahlverarbeiter drängen auf mehr<br />

Importwettbewerb<br />

ITALIEN<br />

16 Marktmonitor prognostiziert harte Zeiten für<br />

Italiens Stahl- und Metallunternehmen<br />

18 Markt der Flacherzeugnisse schwächelt<br />

20 Made in Steel: Nachhaltigkeit und Innovation sind<br />

die Leitmotive<br />

21 Marcegaglia erweitert sein Sortiment an Koh len -<br />

stoff stahl blechen<br />

GUT ZU WISSEN<br />

22 Totalverlust einer Forderung bei Insolvenz<br />

nicht zwangsläufig<br />

EDELSTAHL IN DER BAUKULTUR<br />

24 Hoch hinaus: Edelstahl im modernen Städtebau<br />

28 Design-Klassiker aus Edelstahl Rostfrei<br />

BAUMA 2019<br />

36 Effizienzgewinne als Innovationstreiber<br />

<strong>stahlmarkt</strong> <strong>4.2019</strong>


42 54<br />

Foto: MicroStep Europa GmbH<br />

Foto: Willi Nothers für Euroforum<br />

ROHRSCHNEIDEN MIT<br />

ROBOTERTECHNOLOGIE<br />

Roboterarm beim Schneiden eines Rohres: Mit einer Plasma-<br />

Autogenschneidanlage kombiniert der Seebaggerspezialist Jan<br />

De Nul Group Schneid- und Robotertechnologie zur Bearbeitung<br />

von Blechen und Rohren.<br />

RÜCKBLICK TAGUNG<br />

»ZUKUNFT STAHL«<br />

Handel und Hightech im Fokus: Neben der Marktentwicklung<br />

war die Digitalisierung das zentrale Tagungsthema. Katja Windt<br />

von der SMS group GmbH sprach über die Herausforderungen bei<br />

der Etablierung digitaler Services im Anlagenbau.<br />

STAHLSTANDORT DEUTSCHLAND<br />

37 Die smarte Zukunft der Metallverarbeitung<br />

40 Klöckner & Co SE: 2018 mit erneuter Steigerung<br />

des operativen Ergebnisses<br />

41 Behälter: Großtransporte in die weite Welt<br />

AUS DEN UNTERNEHMEN<br />

42 Rohrschneiden mit Roboter-Technologie<br />

44 Förch schafft Kapazitäten für weiteres Wachstum<br />

HANNOVER MESSE<br />

47 Steuerung und Überwachung von Maschinen mit<br />

5G-Mobilfunkstandard im Fokus<br />

AUS DER PRODUKTWELT<br />

50 Monitoring der Bandkanten-Kontur in Echtzeit<br />

RÜCKBLICK DÜSSELDORFER<br />

EDELSTAHLTAGE<br />

53 Von Spannungsfeldern, Schlaglöchern und<br />

richtungsweisenden Technologien<br />

RÜCKBLICK TAGUNG »ZUKUNFT STAHL«<br />

54 Handelsströme, Hightech und<br />

Herausforderungen<br />

RUBRIKEN<br />

6 Weltrohstahlproduktion<br />

56 StahlTermine<br />

57 Veranstaltungen/Inserentenverzeichnis<br />

58 Personalien<br />

58 Vorschau/Impressum<br />

<strong>stahlmarkt</strong> <strong>4.2019</strong>


6 Weltrohstahlproduktion<br />

Weltrohstahlproduktion 1) im Februar 2019<br />

Februar<br />

2019<br />

Februar<br />

2018<br />

% Veränd.<br />

Feb. 19/18<br />

2 Monate<br />

2019 2018<br />

Veränderung<br />

in %<br />

Belgien 515 e 628 -17,9 1.085 1.255 -13,5<br />

Bulgarien 50 e 55 -9,1 105 110 -4,5<br />

Deutschland 3.120 e 3.442 -9,4 6.575 7.118 -7,6<br />

Finnland 237 322 -26,3 568 698 -18,7<br />

Frankreich 1.248 1.251 -0,3 2.486 2.623 -5,2<br />

Griechenland 120 e 127 -5,5 255 254 0,4<br />

Großbritannien 485 e 567 -14,4 1.022 1.152 -11,3<br />

Italien 2.046 2.104 -2,7 4.005 4.135 -3,1<br />

Kroatien 15 e 4 267,7 31 9 228,4<br />

Luxemburg 155 e 185 -16,3 325 375 -13,3<br />

Niederlande 572 554 3,2 1.190 1.142 4,2<br />

Österreich 632 631 0,1 1.317 1.290 2,2<br />

Polen 800 e 858 -6,8 1.690 1.768 -4,4<br />

Schweden 410 358 14,6 872 819 6,6<br />

Slowenien 50 55 -9,5 107 114 -5,5<br />

Spanien 1.135 1.107 2,5 2.315 2.221 4,2<br />

Tschechien 398 399 -0,4 837 834 0,4<br />

Ungarn 156 161 -3,3 312 316 -1,3<br />

Weitere EU-Länder (28) (e) 840 e 856 -1,9 1.780 1.736 2,5<br />

Europäische Union (28) 12.984 13.664 -5,0 26.878 27.968 -3,9<br />

Bosnien-Herzegowina 70 e 66 5,7 150 140 7,4<br />

Mazedonien 18 23 -22,9 36 48 -25,7<br />

Norwegen 55 e 47 17,0 115 101 14,0<br />

Serbien 141 153 -8,0 317 330 -4,1<br />

Türkei 2.635 3.011 -12,5 5.203 6.199 -16,1<br />

Europa außer EU 2.918 3.300 -11,6 5.821 6.818 -14,6<br />

Kasachstan 325 e 355 -8,5 685 736 -6,9<br />

Moldawien 35 e 47 -25,5 75 79 -5,1<br />

Russland 5.230 e 5.473 -4,4 11.020 11.539 -4,5<br />

Ukraine 1.689 1.608 5,0 3.539 3.553 -0,4<br />

Usbekistan 55 e 49 12,2 115 102 12,7<br />

Weißrussland 200 e 154 29,9 420 369 13,8<br />

C.I.S. (6) 7.534 7.686 -2,0 15.854 16.378 -3,2<br />

El Salvador 10 e 8 21,4 20 16 21,4<br />

Guatemala 20 e 24 -18,3 45 50 -10,0<br />

Kanada 1.040 e 1.114 -6,7 2.190 2.254 -2,8<br />

Kuba 20 e 17 15,3 40 36 12,0<br />

Mexiko 1.435 e 1.642 -12,6 3.024 3.357 -9,9<br />

USA 6.896 6.592 4,6 14.414 13.483 6,9<br />

Nordamerika 9.421 9.398 0,2 19.733 19.196 2,8<br />

Argentinien 318 417 -23,7 689 761 -9,4<br />

Brasilien 2.662 2.708 -1,7 5.595 5.569 0,5<br />

Chile 80 e 99 -19,6 170 192 -11,3<br />

Ecuador 45 e 50 -9,9 95 99 -3,8<br />

Kolumbien 80 e 102 -21,7 170 190 -10,6<br />

Paraguay 3 e 1 188,5 6 3 92,3<br />

Peru 90 e 92 -2,2 190 192 -0,9<br />

Uruguay 5 e 3 60,6 10 9 7,0<br />

Venezuela 5 e 16 -68,8 10 27 -63,0<br />

Südamerika 3.288 3.489 -5,8 6.935 7.042 -1,5<br />

Ägypten 686 583 17,8 1.408 1.248 12,8<br />

Libyen 48 48 1,5 77 96 -19,1<br />

Südafrika 528 e 491 7,5 1.050 1.068 -1,7<br />

Afrika 1.263 1.122 12,6 2.535 2.412 5,1<br />

Iran 2.015 e 1.656 21,7 4.245 3.945 7,6<br />

Katar 175 152 15,4 397 385 3,1<br />

Saudi-Arabien 2) 448 385 16,3 917 808 13,5<br />

Vereinigte Arabische Emirate 289 202 43,0 593 484 22,6<br />

Mittlerer Osten 2.927 2.395 22,2 6.152 5.622 9,4<br />

China 70.988 e 65.020 9,2 149.581 137.006 9,2<br />

Indien 8.738 8.545 2,3 17.921 17.899 0,1<br />

Japan 7.743 8.295 -6,6 15.885 17.321 -8,3<br />

Pakistan 255 e 436 -41,5 510 866 -41,1<br />

Südkorea 5.471 5.414 1,1 11.849 11.720 1,1<br />

Taiwan, China 1.815 e 1.482 22,5 3.825 3.303 15,8<br />

Thailand 230 e 369 -37,6 487 736 -33,8<br />

Vietnam 3) 1.260 e 825 52,7 2.680 1.875 42,9<br />

Asien 96.500 90.385 6,8 202.739 190.725 6,3<br />

Australien 385 425 -9,4 853 918 -7,1<br />

Neuseeland 53 52 3,4 109 111 -1,8<br />

Ozeanien 439 477 -8,0 962 1.029 -6,5<br />

Gesamt (64 Länder) 137.274 131.916 4,1 287.609 277.191 3,8<br />

1)<br />

Die an worldsteel berichtenden Länder repräsentieren etwa 99 % der Weltrohstahlproduktion 2017 in 1.000 t.<br />

2)<br />

nur HADEED<br />

3)<br />

Teildaten, 75 % des Gesamtbetrages e – geschätzt<br />

<strong>stahlmarkt</strong> <strong>4.2019</strong>


Kurz & knapp 7<br />

OECD-STAHLAUSSCHUSS BESORGT ÜBER<br />

STAHLÜBERKAPAZITÄTEN<br />

Niedrige Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft, eine nachlassende<br />

Stahlnachfrage und nahezu unveränderte Stahlerzeugungskapazitäten<br />

führen zu schweren und anhaltenden Überkapazitäten im<br />

Stahlsektor. Das sagte der Stahlausschuss der Organisation für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Ende seiner<br />

Sitzung am 25. und 26. März. Wie die OECD mitteilt, bekräftigte der<br />

Ausschuss die Notwendigkeit von Kapazitätsreduzierungen in den<br />

relevanten Volkswirtschaften sowie die Beseitigung von Subventionen<br />

und anderen Unterstützungsmaßnahmen, die die Stahlmärkte verzerren.<br />

Aufgrund neuer Stahlwerke könnte die weltweite Kapazität der<br />

Stahlerzeugung zwischen 2019 und 2021 um vier bis fünf Prozent<br />

steigen, so der Ausschuss, der ferner die jüngsten Handelsmaßnahmen<br />

für Stahl- und Stahlerzeugungsrohstoffe erörterte.<br />

KRAMP-KARRENBAUER UND SÖDER DRÄNGEN<br />

AUF KLARHEIT BEI ENERGIEWENDE<br />

Berlin (Reuters). CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und<br />

der CSU-Vorsitzende Markus Söder haben eine Überprüfung der<br />

Beschlüsse zur Energiewende angemahnt. Wie die Nachrichtenagentur<br />

Reuters berichtete, sagte Kramp-Karrenbauer, dass es zwar beim Ausstieg<br />

aus Kohle und Atomkraft bleibe. Aber die Regierung müsse nun auch<br />

sagen, wie dies genau gelingen solle. »Der Ausstieg aus der Kohle ist<br />

noch kein Alternativkonzept«, habe Bayerns Ministerpräsident Söder<br />

betont, so Reuters. Söders Worten zufolge hätten mittlerweile so gut wie<br />

alle Bundesländer Probleme mit der Umsetzung der Energiewende, die<br />

einen schrittweisen Ausbau der Erneuerbaren Energien und den Ausstieg<br />

aus Kohle und Atomstrom vorsieht.<br />

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer<br />

Foto: Shutterstock.com<br />

ENERGIEINTENSIVE INDUSTRIEN WARTEN AUF<br />

FÖRDERPROGRAMM ZUR DEKARBONISIERUNG<br />

Gerade die energieintensiven Industrien benötigen neue Technologien<br />

und Produktionsverfahren, um dem Ziel einer treibhausgasneutralen<br />

Wirtschaft näherzukommen. Das meldete das Internetportal »stahl-online.de«<br />

unter Verweis auf einen Bericht aus dem Handelsblatt. Mit<br />

den heutigen Anlagen sei dies nicht zu schaffen, so Jörg Rothermel,<br />

Geschäftsführer der Energieintensiven Industrien. Daher warten die<br />

Unternehmen auf die Umsetzung des Förderprogramms zur Dekarbonisierung<br />

im Industriesektor, das spätestens 2020 starten soll. Die<br />

Investitionszyklen der energieintensiven Industrien seien sehr lang.<br />

Deshalb müssten schnell die Weichen gestellt werden, damit die Klimaziele<br />

2030 und 2050 erreicht werden könnten.<br />

<strong>stahlmarkt</strong> <strong>4.2019</strong>


8<br />

SEITENBLICK<br />

Die Wiederentdeckung der Industrie<br />

Viele westeuropäische Länder, die USA und auch China entwickeln sich immer stärker zu Dienstleistungsgesellschaften.<br />

Deutschland dagegen will seine ohnehin starke Industrie noch stärker machen und steht dabei<br />

vor großen Herausforderungen.<br />

Von unserem Autor Stefan Weber<br />

Wirtschaftswissenschaftler wissen: Je<br />

größer der Wohlstand einer Volkswirtschaft<br />

ist, umso mehr gewinnt der Dienstleistungsbereich<br />

an Bedeutung. Parallel dazu verliert<br />

die Industrie. In China lässt sich eine solche<br />

Verschiebung der Gewichte derzeit besonders<br />

eindrucksvoll beobachten. Nach Jahren<br />

des Aufschwungs steuert die politische Führung<br />

die Wirtschaft massiv in Richtung<br />

Dienstleistungen. Der industrielle Sektor ist<br />

nicht verpönt, aber er sollte sich nach dem<br />

Willen von Peking stärker auf die Fertigung<br />

hochwertiger Produkte konzentrieren. Entsprechend<br />

dieser Vorgaben ist der Anteil<br />

des verarbeitenden Gewerbes an der<br />

gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung<br />

in China im Zeitraum 2007 bis 2017<br />

von 32,1 Prozent auf 28,8 Prozent zurückgegangen.<br />

Tendenz: weiter fallend.<br />

Noch stärker haben sich die Kräfteverhältnisse<br />

in den vergangenen zehn Jahren<br />

in Schweden verschoben. Dort büßte das<br />

verarbeitende Gewerbe gut fünf Prozentpunkte<br />

ein und steuerte 2017 nur noch<br />

15,4 Prozent zur Wertschöpfung bei. Und<br />

»<br />

Auf<br />

selbst in einem bereits weitgehend deindustrialisierten<br />

Land wie den USA verlor der<br />

industrielle Sektor zuletzt weiter an Boden.<br />

Im Jahr 2017 betrug sein Anteil an der<br />

gesamten Wertschöpfung nur noch zwölf<br />

Prozent.<br />

Angesichts solcher Tendenzen klingt es<br />

zunächst verwunderlich, dass das Bundeswirtschaftsministerium<br />

vor kurzem eine<br />

»Nationale Industriestrategie 2030« verkündete.<br />

Das erklärte Ziel: die Industrie<br />

massiv zu stärken, auf dass ihr Anteil an der<br />

gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung<br />

von heute 23 Prozent um zwei Prozentpunkte<br />

steigt. Diese Wiederentdeckung<br />

dem Heimatmarkt bremst vor allem der Mangel an qualifizierten<br />

Mitarbeitern. Mehr als eine Million Stellen sind derzeit nicht besetzt.<br />

Besserung ist nicht in Sicht.<br />

In China lässt sich eine starke Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft beobachten.<br />

alter Stärken ergibt sehr viel Sinn. Schließlich<br />

läuft die heimische Industrie nach Einschätzung<br />

des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

derzeit Gefahr, an Bedeutung<br />

zu verlieren: Die Automobilhersteller<br />

kämpfen mit Diesel-Fahrverboten, und in<br />

den Zukunftstechnologien wie der künstlichen<br />

Intelligenz oder der Elektromobilität<br />

hat Deutschland im Vergleich zur internationalen<br />

Konkurrenz erheblichen Nachholbedarf.<br />

Zudem geht China in der deutschen<br />

Industrie seit einiger Zeit verstärkt auf Einkaufstour.<br />

Im Fokus der Firmenjäger aus<br />

Fernost stehen vor allem Technologieführer.<br />

So investierten chinesische Unternehmen<br />

im Zeitraum 2016 bis 2018 mehr als 32 Milliarden<br />

Euro für Übernahmen oder den<br />

Erwerb von Beteiligungen an deutschen<br />

Betrieben – zehn Mal so viel wie in den fünf<br />

Jahren zuvor.<br />

In dieser Gemengelage wäre es nach Einschätzung<br />

von Fachleuten für Deutschland<br />

möglicherweise bereits ein Erfolg, den –<br />

gemessen am EU-Durchschnitt von 16 Prozent<br />

– vergleichsweise hohen Anteil der<br />

Industrie auch nur zu halten. Wie realistisch<br />

ist da eine Anhebung auf 25 Prozent? Das<br />

Foto: Shutterstock.com<br />

<strong>stahlmarkt</strong> <strong>4.2019</strong>


9<br />

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hält<br />

das Vorhaben »vorsichtig formuliert für<br />

ambitioniert«. Schließlich resultiere die bislang<br />

gute Entwicklung zu einem großen Teil<br />

aus dem Exportwachstum im Bereich der<br />

Investitionsgüter. Deutsche Unternehmen<br />

seien gefragte Ausrüster chinesischer und<br />

osteuropäischer Fabriken. Doch hier drohe<br />

Gegenwind, warnen die Forscher des IW.<br />

Tatsächlich hat sich das Wachstum in China<br />

(wenn auch auf hohem Niveau) zuletzt verlangsamt.<br />

Zudem baut Peking die Wirtschaft<br />

in Richtung Dienstleistungen und<br />

heimische Fertigung von Maschinen um.<br />

Auch die Geschäfte deutscher Industrieunternehmen<br />

mit Kunden in Osteuropa laufen<br />

schlechter, weil die Konjunktur dort an<br />

Fahrt verliert. Hinzu kommt der zunehmende<br />

Protektionismus wichtiger Handelspartner<br />

wie den USA. Auch ist noch nicht abzusehen,<br />

welche Auswirkungen der Brexit<br />

haben wird.<br />

Auf dem Heimatmarkt bremst vor allem<br />

der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern.<br />

»<br />

Energieintensive<br />

Ein Arbeiter gießt flüssiges Metall in Formen. Gerade die industriellen Schlüsselbranchen wie etwa<br />

die Stahlindustrie kämpfen mit einer immer strengeren EU-Klimapolitik.<br />

Sparten wie die Stahlindustrie sehen sich durch<br />

steigende Umwelt- und Klimakosten bereits seit Jahren ›einer<br />

schleichenden Verdrängung ausgesetzt‹.<br />

In einer Befragung des Deutschen Industrieund<br />

Handelskammertages (DIHK) gaben<br />

mehr als die Hälfte der Unternehmen an, ihr<br />

größtes Geschäftsrisiko seien fehlende<br />

Fachkräfte. Mehr als eine Million Stellen<br />

sind derzeit nicht besetzt. Besserung ist<br />

nicht in Sicht. Im Gegenteil: Aufgrund der<br />

demografischen Entwicklung spricht viel<br />

dafür, dass sich der Personalmangel in den<br />

nächsten Jahren eher noch verschärfen<br />

wird. Hinzu kommt: Mit ihren vergleichsweise<br />

hohen Arbeitskosten besitzt die deutsche<br />

Industrie einen Standortnachteil, den<br />

andere Faktoren, etwa eine gute Infrastruktur<br />

oder ein hoher Wissensstand, nicht<br />

immer ausgleichen können.<br />

Gerade die vom Bundeswirtschaftsministerium<br />

definierten industriellen Schlüsselbranchen<br />

kämpfen mit einer weiteren Herausforderung:<br />

der immer strengeren EU-Klimapolitik.<br />

Energieintensive Sparten wie die<br />

Stahl-, Kupfer- und Aluminiumindustrie<br />

sowie die Chemie sehen sich nach Beobachtung<br />

des IW durch steigende Umwelt- und<br />

Klimakosten bereits seit Jahren »einer<br />

schleichenden Verdrängung ausgesetzt«.<br />

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Die chemische Industrie reagiere bereits<br />

und investiere nicht einmal mehr im<br />

Umfang der Abschreibungen.<br />

All das macht es schwer, den Stellenwert<br />

der Industrie in den nächsten Jahren markant<br />

zu erhöhen. Helfen würden dagegen<br />

bessere Rahmenbedingungen für Investitionen<br />

– und dazu gehört neben einer guten<br />

IT-Infrastruktur auch dafür zu sorgen, dass<br />

die Energiekosten sowie Steuern und Abgaben<br />

nicht aus dem Ruder laufen.<br />

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<strong>stahlmarkt</strong> <strong>4.2019</strong><br />

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10 Steel International<br />

Aussicht auf neue Zölle alarmiert<br />

amerikanische Autokäufer<br />

Bericht des US-Handelsministeriums über mögliche Autozölle weiterhin geheim<br />

New York. Unlängst erörterte das US-Handelsministerium in einem bislang unveröffentlichten Bericht die Frage, ob<br />

Autoimporte als Gefahr für die nationale Sicherheit einzustufen sind. Nahezu alle Unternehmens- und Konsumentenvertreter<br />

warnten wegen befürchteter Preiserhöhungen vor Autozöllen. Experten schätzen, dass die drohenden Zölle<br />

den Preis eines im Ausland produzierten Autos um umgerechnet gut 4 400 Euro verteuern könnten.<br />

Von unserer Korrespondentin Brigitte Nacos<br />

Obwohl sich in den jüngsten Verhandlungen<br />

keine Einigung im Handelsstreit<br />

zwischen den USA und China abzeichnete,<br />

sprach US-Präsident Donald Trump von<br />

»ermutigenden Fortschritten«. Anstelle der<br />

angedrohten, zusätzlichen Strafzölle auf<br />

chinesische Importe im Werte von vielen<br />

Milliarden US-Dollar, die Anfang März ohne<br />

chinesische Konzessionen in Kraft treten<br />

sollten, verschob Trump diese Deadline auf<br />

unbestimmte Zeit und kündigte ein weiteres<br />

Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping<br />

an.<br />

Ford: Knapp 663 Millionen Euro<br />

Mehr kosten durch Stahl- und Aluminiumzölle<br />

Hingegen gab es keine Signale aus dem Weißen<br />

Haus, die auf ein Fallen der Strafzölle<br />

von 25 Prozent auf Stahleinfuhren aus Europa,<br />

Kanada und Mexiko schließen ließen.<br />

Dazu traf das US-Handelsministerium Mitte<br />

Februar eine Entscheidung darüber, ob die<br />

Einfuhr von Autos und Autoteilen die nationale<br />

Sicherheit des Landes gefährde und ob<br />

Strafzölle zum Schutz einheimischer Autohersteller<br />

notwendig seien. Der gleiche<br />

Gesetzesparagraph 232, der als Grundlage<br />

für die Stahl- und Aluminiumzölle diente,<br />

stand im Zentrum der Ermittlungen des Handelsministeriums.<br />

Und obwohl die Entscheidung<br />

bislang nicht veröffentlicht worden ist,<br />

gehen die meisten Beobachter davon aus,<br />

dass die von US-Handelsminister Wilbur Ross<br />

geführte Behörde zum gleichen Schluss kam<br />

wie in der Frage der Stahlimporte. Bei Anhörungen<br />

im Handelsministerium warnten fast<br />

alle Unternehmens- und Konsumentenvertreter<br />

vor Autozöllen, weil sie eine Preiserhöhung<br />

für alle Autos befürchteten – in einer<br />

ähnlichen Entwicklung wie im Stahlsektor.<br />

Das Gros der Autos »made in USA« – sowohl<br />

Personen- als auch Lastwagen – enthalten<br />

bis zu 50 Prozent importierte Autoteile. Alle<br />

Autohersteller im Land sprachen sich gegen<br />

neue Zölle aus, weil sie infolge höherer<br />

Importpreise auch anziehende Preise für<br />

Inlandstahl erwarteten. In ihrem Jahresbericht<br />

bezifferte die Ford Motor Company die<br />

im vergangenen Jahr durch Stahl- und Aluminumzölle<br />

entstandenen Mehrkosten mit<br />

umgerechnet knapp 663 Millionen Euro. Das<br />

habe den Jahresprofit des Unternehmens<br />

und die Profitbeteiligung der Belegschaft<br />

reduziert: Ein Autoarbeiter bei Ford erhielt<br />

etwa 6 700 Euro – das seien knapp 663 Euro<br />

weniger infolge der Metallzölle.<br />

Ab Erhalt des Reports vom Handelsministerium<br />

hat Trump 90 Tage Zeit für seine Entscheidung<br />

in Sachen Autozölle. Diese können<br />

allein für Autoimporte, lediglich für<br />

eingeführte Autoteile oder für beides gelten.<br />

Sofern die betroffenen Länder – insbesondere<br />

Deutschland, Frankreich und Italien –<br />

nicht den Handelsforderungen des US-Präsidenten<br />

nachkommen, drohen ihnen folgenschwere<br />

Strafzölle. In einem Tweet nannte<br />

sich Trump »Tariff Man« – ein Mann, der<br />

Zölle liebt.<br />

Gute Stimmung in der US-amerikanischen<br />

Stahlbranche<br />

Die Aussicht auf neue Zölle hat gerade jene<br />

Amerikaner alarmiert, die den Kauf eines<br />

neuen Automobils planen. Experten warnten,<br />

dass die potenziellen Zölle den Preis<br />

eines im Ausland produzierten Autos um<br />

umgerechnet gut 4 400 Euro und den für<br />

Wagen der Luxusklasse sogar um durchschnittlich<br />

5 126 Euro erhöhen würden.<br />

Auch der Preis für Inlandwagen könnte sich<br />

im Fall von Zöllen auf ausländischen Autoteile<br />

um circa 1 590 Euro erhöhen. Infolge<br />

solcher Nachrichten verstärkte sich der<br />

Absatz auf dem bis dahin schwächeren<br />

Automarkt.<br />

Dass traditionelle Allianzen für die US-Regierung<br />

zurzeit eher eine untergeordnete<br />

Rolle spielen, erfuhr das Nachbarland Kanada,<br />

als das Handelsministerium Strafzölle für<br />

angeblich gedumpte Stahlrohre mit großen<br />

Durchmessern verkündete: Einschlägige<br />

Importe aus Kanada wurden mit einem Zoll<br />

von zehn Prozent belegt, Einfuhren aus der<br />

Türkei mit nur fünf Prozent. Diese Zuschläge<br />

wurden zusätzlich zu den bereits verhängten<br />

25-Prozent-Zöllen verkündet.<br />

Produktionssteigerung um fünf<br />

Prozent<br />

Aufgrund des neuen Handelsabkommens<br />

zwischen den Vereinigten Staaten, Kanada<br />

und Mexiko wären die beiden Nachbarländer<br />

nicht von amerikanischen Zöllen auf<br />

importierte Autos und Autoteile betroffen.<br />

Allerdings nur, wenn die Parlamente aller<br />

drei Länder den Vertrag ratifizieren. Das war<br />

zu Beginn der 90-tägigen Entscheidungsfrist<br />

nicht geschehen.<br />

Im Stahlsektor sorgten Preiserhöhungen<br />

für Stahlbleche und andere Produkte für<br />

eine optimistische Stimmung. Weil die<br />

25-Prozent-Zölle die Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Auslandstahls entschieden erschwert<br />

<strong>stahlmarkt</strong> <strong>4.2019</strong>


Steel International 11<br />

haben, erwarten Marktbeobachter ein<br />

zumindest leichtes Ansteigen der Inlandpreise<br />

für einheimische Stahlprodukte. Diese<br />

Stimmung und die soliden Gewinne der<br />

führenden Stahlunternehmen seit dem Verhängen<br />

der Stahlzölle spiegelten sich auch<br />

an der Wall Street mit steigenden Aktienpreisen<br />

wider.<br />

Erfahrene Stahlarbeiter<br />

gesucht<br />

Im vergangenen Jahr erhöhte die US-Stahlindustrie<br />

ihre Produktion um fünf Prozent.<br />

Mehrere Unternehmen steigerten ihre Herstellungskapazitäten<br />

und planten die Wiederinbetriebnahme<br />

oder den Neubau von<br />

Werken. Nach einer vierjährigen Unterbrechung<br />

hat US Steel den Bau einer Mini-Mill<br />

in Fairfield, Alabama, fortgesetzt. Auf dem<br />

Höhepunkt einer chinesischen Importschwemme<br />

hatte das Unternehmen dieses<br />

Projekt gestoppt, einen Teil des existierenden<br />

Werks in Fairfield stillgelegt und 1 000<br />

Stahlarbeiter entlassen. Nach seiner Fertigstellung<br />

sollen im neuen Werk lediglich 150<br />

Arbeiter beschäftigt werden.<br />

Doch nicht nur dort fehlt es zurzeit an<br />

erfahrenen Stahlarbeitern, weil in den Krisenjahren<br />

die ältere Generation in den Ruhestand<br />

ging und die jüngere Generation Jobs<br />

in anderen Sektoren fand. Dieses Problem<br />

könnte die Stahlindustrie durch gute Trainingsprogramme<br />

und attraktive Löhne<br />

lösen.<br />

Anträge auf Zollverzicht weitestgehend<br />

abgelehnt<br />

Auch zusätzliche Kapazitäten in der einheimischen<br />

Stahlindustrie haben bisher ein Problem<br />

von Stahlverbrauchern nicht lösen<br />

können: Viele Produkte werden nicht im<br />

Inland hergestellt. Für diese Fälle etablierte<br />

das Handelsministerium einen Eingabeprozess,<br />

in dem bestimmte Auslandsprodukte<br />

von den 25-Prozent-Zöllen befreit werden.<br />

Der Baumaschinenhersteller Caterpillar<br />

gehört zu den Großunternehmen, die auch<br />

Stahlprodukte brauchen, welche nicht im<br />

Inland produziert werden. Alle Anträge werden<br />

online veröffentlicht und können von<br />

dritten Parteien angefochten werden, selbst<br />

wenn es sich um Konkurrenten der Antragsteller<br />

oder Stimmen aus der Stahlindustrie<br />

handelt. US Steel und Nucor protestierten im<br />

vergangenen Jahr gegen insgesamt 5 800<br />

Anträge auf Zollverzicht. Und in fast allen<br />

Fällen erreichten sie, dass das Handelsministerium<br />

Anträge auf die Befreiung von Zöllen<br />

ablehnte.<br />

Abschließend ein paar Zahlen zum Thema<br />

Stahlzölle: 59 Prozent der 14 000 gewährten<br />

Anträge auf den Verzicht von Zöllen betrafen<br />

Tochterfirmen von ausländischen Unternehmen.<br />

370 Unternehmen waren mit ihren<br />

Anträgen für insgesamt 4,1 Millionen Tonnen<br />

Stahlprodukte erfolgreich – 38 Prozent<br />

davon aus China und Japan.<br />

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<strong>stahlmarkt</strong> <strong>4.2019</strong>

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