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Stahlmarkt 07-08/2020

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<strong>07</strong>- <strong>08</strong> | Juli / August <strong>2020</strong><br />

HANDEL & SERVICE<br />

Erweiterte<br />

Digitalisierung im<br />

Stahlgeschäft I 14<br />

Corona fordert<br />

Krisenmanagement I 20<br />

HANDEL • INDUSTRIE • MENSCHEN<br />

SPECIAL<br />

Stahl in Zahlen:<br />

Die große Statistik I 26<br />

Fertigungsqualität<br />

auch eine Frage der<br />

Anlagentechnik I 40


Editorial<br />

»Der Stahlstandort Deutschland<br />

muss wettbewerbs- und zukunftsfähig bleiben.«<br />

Liebe Leserinnen & Leser,<br />

grundsätzlich stimmt es zuversichtlich, dass mit dem vom<br />

Bundeskabinett beschlossenen Handlungskonzept<br />

Stahl die heimische Stahlbranche bei ihrer Transformation<br />

zu einer klimafreundlichen Produktion<br />

unterstützt und vor unfairem Wettbewerb<br />

geschützt werden soll (S. 9). Es bleibt zu hoffen,<br />

dass die in Aussicht gestellten politischen Instrumente<br />

schnell zum Einsatz kommen und entsprechend<br />

greifen. Schließlich muss der Stahlstandort<br />

Deutschland wettbewerbs- und zukunftsfähig bleiben.<br />

Apropos zukunftsfähig: Auch an anderen Stellen schauen wir in die<br />

Zukunft der Branche. Das betrifft etwa das Unternehmen thyssenkrupp<br />

Schulte. Dirk Haarmann, der dort den Bereich »Walzstahl/Rohre« leitet,<br />

gewährt im Exklusivinterview spannende Einblicke in die Welt des Werkstoffhandels<br />

(S. 10). Und dass die Digitalisierung im Stahlgeschäft alles<br />

andere als ferne Zukunftsmusik ist, zeigt das Beispiel des Kölner Softwareentwicklers<br />

ETIV-System (S. 14). In unserer Stahl-Statistik (S. 26)<br />

befassen wir uns hingegen mit den Entwicklungen der vergangenen<br />

Jahre und Monate. Denn um zu wissen, wohin man künftig will, sollte<br />

klar sein, wo man gerade steht.<br />

Chefredakteur<br />

Philipp Isenbart<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und gute Gesundheit<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 3


INHALT <strong>07</strong>-<strong>08</strong>.<strong>2020</strong><br />

HANDEL & SERVICE<br />

News<br />

7 Rohstahlproduktion in Deutschland gefallen<br />

7 Klöckner & Co erwartet positives Ergebnis<br />

8 US-Strafzölle auf türkische Stahlimporte<br />

rechtswidrig<br />

8 NORDWEST meldet positive<br />

Geschäftsentwicklung<br />

8 VDMA erleichtert über Gipfel-Einigung<br />

8 Studie zu Nachhaltigkeit: Potenzial für 395<br />

Millionen neue Jobs<br />

9 Stahlindustrie begrüßt Handlungskonzept<br />

Stahl<br />

9 Lieferkettengesetz: Diskussion hält an<br />

Deutschland<br />

10 thyssenkrupp Schulte: Zukunftsfähig<br />

aufgestellt<br />

13 ArcelorMittal-Stahlhandel: Millionen-<br />

Investition am Standort Neckarsulm<br />

14 Erweiterte Digitalisierung im Stahlgeschäft<br />

15 rff: Sicherheitsstandards zertifiziert<br />

Marktbericht<br />

16 Angespannte Situation im Eisen- und<br />

Stahlsektor<br />

International<br />

18 Bangen und Hoffen im amerikanischen<br />

Stahlsektor<br />

Know-how<br />

20 Corona: Krisenmanagement in der<br />

Stahlindustrie<br />

INDUSTRIE & TECHNOLOGIE<br />

Deutschland<br />

22 Gemeinschaftsprojekt »ASRA« erschließt<br />

neue Messmöglichkeiten<br />

Branche im Fokus<br />

24 Großanlagenbau: Digital und nachhaltig<br />

aus der Krise?<br />

ANWENDER<br />

Automotive<br />

48 Die perfekte Welle<br />

SPECIALS<br />

Stahl-Statistik<br />

26 Stahl weltweit<br />

29 Stahl in China<br />

30 Stahl in der EU<br />

33 Stahl in Deutschland<br />

Baden-Württemberg & Bayern<br />

36 Weinmann Aach: Neue Vernetzung und<br />

digitale Vollintegration<br />

38 Mipart: Lasercutting gelauncht<br />

Fertigungstechnik<br />

40 Fertigungsqualität auch eine Frage der<br />

Anlagentechnik<br />

Edelstahl<br />

44 Wissen, was die Stunde geschlagen hat<br />

Baubranche<br />

51 Trotz Corona: Bauunternehmen<br />

bleiben gefasst<br />

MENSCHEN & EVENTS<br />

Seitenblick<br />

52 Eingeschränkte Sicht<br />

Stahlkultur<br />

54 Fernrohr in die Vergangenheit<br />

Events<br />

56 Termine<br />

VIP<br />

57 Personen<br />

STANDARDS<br />

3 Editorial<br />

6 Stahlerzeugung<br />

57 Inserentenverzeichnis<br />

58 Vorschau/Impressum<br />

4 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Inhalt<br />

18<br />

Fotos (2): Shutterstock<br />

Bangen und Hoffen im amerikanischen<br />

Stahlsektor<br />

Die Stilllegung der US-Wirtschaft durch die Corona-<br />

Krise hat die amerikanische Stahlindustrie besonders<br />

hart getroffen. Unter anderem hat die gedrosselte<br />

Erdölförderung in den USA infolge der globalen Petroschwemme<br />

den starken Einbruch der Stahlnachfrage<br />

begünstigt.<br />

SPECIAL<br />

Wissen, was die Stunde<br />

geschlagen hat<br />

44<br />

Zeit ist die physikalische Größe, die am exaktesten<br />

gemessen werden kann. Ob Sonnen- oder<br />

Atomuhr: Wenn es darum geht, anzuzeigen,<br />

was die Stunde geschlagen hat, ist das Material<br />

Edelstahl fast immer mit dabei.<br />

20<br />

Krisenmanagement in der Stahlindustrie<br />

Auch wenn die Folgen der Corona-Pandemie noch nicht<br />

ganz überschaubar sind, steht fest: Die Stahlbranche gerät<br />

durch die aktuelle Lage noch stärker in die Bredouille.<br />

Vorstände und Geschäftsführer können allerdings einiges<br />

tun, um der Krise entgegenzuwirken.<br />

22<br />

Foto: Salzgitter Flachstahl GmbH<br />

Foto: WZV / Physikalisch-Technische Bundesanstalt<br />

Gemeinschaftsprojekt »ASRA«<br />

erschließt neue Messmöglichkeiten<br />

Um die Effizienz in der Produktion nachhaltig zu<br />

steigern, kooperieren drei Unternehmen, die Ruhr-<br />

Universität Bochum und das Fraunhofer-Institut<br />

für Hochfrequenzphysik und Radartechnik (FHR) im<br />

Projekt »ASRA «: Erstmals soll mittels Radarverfahren<br />

eine Konturmessung der Walzgutkante innerhalb<br />

einer Warmwalzstraße realisiert werden.<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 5


Stahlerzeugung<br />

Juni Juni % Veränd. 6 Monate Veränderung<br />

<strong>2020</strong> 2019 Juni 20/19 <strong>2020</strong> 2019 in %<br />

Belgien 580 e 634 -8,5 3 560 4 005 -11,1<br />

Bulgarien 50 e 55 -9,4 3<strong>08</strong> 3<strong>07</strong> 0,3<br />

Deutschland 2 475 3 405 -27,3 17 457 20 717 -15,7<br />

Finnland 230 e 287 -19,8 1 770 1 937 -8,6<br />

Frankreich 836 1 285 -34,9 5 633 7 676 -26,6<br />

Griechenland 95 e 126 -24,6 568 762 -25,5<br />

Großbritannien 5<strong>07</strong> 606 -16,3 3 458 3 788 -8,7<br />

Italien 1 810 2<strong>08</strong>0 -13,0 10 <strong>07</strong>5 12 547 -19,7<br />

Kroatien 0 e 2 -100,0 0 50 -100,0<br />

Luxemburg 150 190 -21,0 9<strong>07</strong> 1 181 -23,2<br />

Niederlande 338 515 -34,3 3 057 3 438 -11,1<br />

Österreich 510 e 632 -19,4 3 337 3 963 -15,8<br />

Polen 615 e 659 -6,7 4 020 4 794 -16,1<br />

Schweden 333 362 -7,8 2 358 2 558 -7,8<br />

Slowenien 38 54 -28,9 289 331 -12,6<br />

Spanien 834 1 218 -31,5 5 495 7 464 -26,4<br />

Tschechien 299 398 -25,0 2 238 2 448 -8,6<br />

Ungarn 145 122 18,9 834 936 -10,9<br />

Weitere EU-Länder (28) (e) 310 e 839 -63,1 2 914 5 033 -42,1<br />

Europäische Union (28) 10 156 13 469 -24,6 68 278 83 934 -18,7<br />

Bosnien-Herzegowina 40 e 53 -25,0 265 421 -37,1<br />

Mazedonien 0 e 25 -100,0 74 133 -44,8<br />

Norwegen 57 58 -0,6 336 328 2,7<br />

Serbien 117 171 -31,5 734 1 033 -28,1<br />

Türkei 2 799 2 689 -4,1 16 290 16 986 -4,1<br />

Europa außer EU 3 014 2 996 0,6 17 709 18 901 -6,3<br />

Kasachstan 235 e 334 -29,7 1 660 1 964 -15,5<br />

Moldawien 20 e 34 -41,9 142 180 -21,3<br />

Russland 5 600 e 6 058 -7,6 35 254 36 289 -2,9<br />

Ukraine 1809 1 659 9,0 10 104 10 930 -7,6<br />

Usbekistan 75 e 61 23,0 471 309 52,4<br />

Weißrussland 210 e 221 -4,8 1 288 1 320 -2,4<br />

C.I.S. (6) 7 949 8 367 -5,0 48 919 50 993 -4,1<br />

El Salvador 5 e 7 -32,7 40 48 -17,0<br />

Guatemala 10 e 24 -58,2 114 148 -22,7<br />

Kanada 750 e 1 <strong>08</strong>4 -30,8 5 572 6 572 -15,2<br />

Kuba 10 e 17 -39,9 86 105 -18,4<br />

Mexiko 1 130 e 1 439 -21,4 8 157 9693 -15,8<br />

USA 4 746 7 244 -34,5 36 198 44 313 -18,3<br />

Nordamerika 6 651 9 814 -32,2 50 167 60 878 -17,6<br />

Argentinien 241 412 -41,4 1 471 2 319 -36,6<br />

Brasilien 2 100 e 2 883 -27,1 14 241 17 324 -17,8<br />

Chile 90 e 96 -5,9 586 506 15,8<br />

Ecuador 20 e 50 -59,8 233 302 -22,9<br />

Kolombien 65 e 120 -45,9 475 673 -29,4<br />

Paraguay 1 e 2 -38,3 8 8 2,2<br />

Peru 40 e 109 -63,1 420 612 -31,4<br />

Uruguay 2 e 5 -57,8 22 28 -22,5<br />

Venezuela 2 e 5 -57,8 17 36 -52,1<br />

Südamerika 2 561 3 679 -30,4 17 472 21 8<strong>08</strong> -19,9<br />

Ägypten 600 e 603 -0,5 4 117 4 097 0,5<br />

Libyen 45 e 54 -17,2 242 280 -13,7<br />

Südafrika 230 e 454 -49,3 1 587 3 133 -49,4<br />

Afrika 875 1 112 -21,3 5 947 7 511 -20,8<br />

Iran 2 425 2 303 5,3 13 886 12 599 10,2<br />

Katar 80 231 -65,5 763 1 289 -40,8<br />

Saudi Arabien 541 745 -27,5 3 689 4 214 -12,4<br />

Vereinigte Arabische Emirate 219 287 -23,8 1 354 1 652 -18,0<br />

Mittlerer Osten 3 264 3 566 -8,5 19 692 19 754 -0,3<br />

China 91 579 87 671 4,5 499 011 491 959 1,4<br />

Indien 6 917 9 387 -26,3 43 127 56 930 -24,2<br />

Japan 5 598 8 793 -36,3 42 209 51 <strong>08</strong>6 -17,4<br />

Pakistan 295 e 300 -35,0 1 442 1 669 -13,6<br />

Südkorea 5 097 5 949 -14,3 32 592 36 022 -9,5<br />

Taiwan, China 1 700 e 1809 -6,0 10 719 11 418 -6,1<br />

Thailand 290 e 400 -27,6 2 049 2 137 -4,1<br />

Vietnam 1 922 1 695 13,4 1<strong>08</strong>48 10 371 4,6<br />

Asien 113 297 116 004 -2,3 641 997 661 592 -3,0<br />

Australien 470 476 -1,2 2 702 2 719 -0,6<br />

Neuseeland 59 58 0,6 251 335 -25,0<br />

Ozeanien 582 534 -1,0 2 953 3 054 -3,3<br />

Gesamt 64 Länder (1) 148 295 159 541 -7,0 873 134 928 425 -6,0<br />

1)<br />

Die an worldsteel berichtenden Länder repräsentieren etwa 99 % der Weltrohstahlproduktion 2018 in 1.000 t.<br />

e – geschätzt<br />

6 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


News<br />

Handel & Service<br />

Rohstahlproduktion in Deutschland gefallen<br />

Düsseldorf. Die negativen Auswirkungen der Corona-Krise auf die Rohstahlproduktion in Deutschland sind<br />

deutlich sichtbar. Wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl mitteilt, ist die Rohstahlerzeugung im Juni dieses Jahres<br />

um 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gefallen, nachdem es bereits im April und Mai gravierende<br />

Rückgänge gegeben hatte. Im zweiten Quartal <strong>2020</strong> habe die Produktion das Niveau des Vorjahres um<br />

26 Prozent unterschritten, nachdem sie bereits im ersten Vierteljahr um 6 Prozent gesunken sei. Damit liege<br />

die Stahlerzeugung im ersten Halbjahr <strong>2020</strong> rund 16 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum.<br />

Klöckner & Co erwartet positives Ergebnis<br />

Duisburg. Die negativen Auswirkungen<br />

der globalen Covid-19-Pandemie<br />

auf den Absatz und das<br />

operative Ergebnis (EBITDA) der<br />

Klöckner & Co SE im zweiten Quartal<br />

konnten stärker als erwartet<br />

abgemildert werden, teilt der<br />

Stahl- und Metallhändler Klöckner<br />

& Co mit. »Gegenüber der bisherigen<br />

Prognose eines negativen operativen<br />

Ergebnisses vor wesentlichen<br />

Sondereffekten im niedrigen<br />

zweistelligen Millionen-Euro-Bereich<br />

rechnet die Gesellschaft nun<br />

vielmehr mit einem positiven<br />

EBITDA von 0 bis 10 Millionen Euro<br />

vor wesentlichen Sondereffekten,<br />

welche insbesondere im Rahmen<br />

der Reduzierung von mehr als 1 200<br />

Arbeitsplätzen entstehen. Darüber<br />

hinaus wird unverändert ein positiver<br />

Cashflow aus betrieblicher<br />

Tätigkeit im zweiten Quartal erwartet«,<br />

so das Unternehmen.<br />

Der vollständige Zwischenbericht<br />

zum ersten Halbjahr <strong>2020</strong> soll am<br />

14. August <strong>2020</strong> veröffentlicht<br />

werden.<br />

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<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 7


Handel & Service<br />

News<br />

US-Strafzölle auf türkische Stahlimporte rechtswidrig<br />

Düsseldorf. Der US-Handelsgerichtshof<br />

hat entschieden, dass die<br />

von der US-Regierung beschlossene<br />

Verdoppelung der Einfuhrzölle<br />

auf türkischen Stahl in den Jahren<br />

2018 und 2019 rechtswidrig gewesen<br />

ist. Das meldete das Internetportal<br />

»stahl-online.de«. Demnach<br />

begrüßten die türkischen Stahlexporteure<br />

das Urteil und würden<br />

nun Schadenersatzansprüche geltend<br />

machen. Der Anteil der türkischen<br />

Exporte in die USA habe sich<br />

von 15 Prozent im Jahr 2017 auf<br />

jetzt nur noch rund 3 Prozent verringert,<br />

wie Adnan Aslan, Leiter<br />

des Verbands der türkischen Stahlexporteure,<br />

sagte. US-Präsident<br />

Donald Trump hatte im August<br />

2018 nach politischen Spannungen<br />

um den amerikanischen Pastor<br />

Andrew Brunson die Zölle nach<br />

Section 232 für Stahl aus der Türkei<br />

auf 50 Prozent verdoppelt.<br />

VDMA erleichtert über Gipfel-Einigung<br />

Frankfurt. »Wir sind erleichtert, dass der EU-Gipfel sich nach tagelangen<br />

Verhandlungen doch noch auf den Corona-Hilfsfonds und einen<br />

neuen EU-Mehrjahreshaushalt geeinigt hat«, sagt Thilo Brodtmann,<br />

Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />

(VDMA). Wichtig seien nun technologieneutrale und sektorübergreifende<br />

Maßnahmen, ohne weitere staatliche Detailregelungen,<br />

so der VDMA. »Es wäre ein verheerendes Signal gewesen, wenn<br />

Europa selbst in dieser Ausnahmesituation nicht zur Solidarität mit<br />

den von der Pandemie am härtesten getroffenen Ländern bereit gewesen<br />

wäre. Die größte Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg<br />

braucht eine europäische Antwort. Jetzt muss es darum gehen, die<br />

Hilfsgelder nicht wirkungslos versickern zu lassen, sondern effizient<br />

die europäische Wirtschaft wieder anzukurbeln«, betont Brodtmann.<br />

Dafür müssten die EU-Mitgliedstaaten beim Einsatz der Gelder<br />

marktwirtschaftliche Prinzipien berücksichtigen. »Konkret brauchen<br />

wir technologieneutrale und sektorübergreifende Maßnahmen –<br />

ohne weitere staatliche Detailregelungen und ohne neue bürokratische<br />

Hürden für die Unternehmen. Die EU sollte auf unternehmerische<br />

Freiheit beim Wiederankurbeln der europäischen Wirtschaft<br />

setzen«, meint Brodtmann. Mittel- bis langfristig wirkende Infrastruktur-Investitionen<br />

in Klimaschutz und Digitalisierung seien die<br />

richtigen Schwerpunkte.<br />

Studie zu Nachhaltigkeit: Potenzial<br />

für 395 Millionen neue Jobs<br />

Frankfurt. Einer jüngst veröffentlichten Studie des Weltwirtschaftsforums<br />

(WEF) zufolge könnte die Corona-Pandemie eine<br />

Chance für eine Neuordnung des weltweiten Arbeitsmarktes<br />

sein. Wie die Börsen-Zeitung berichtete, könnten laut Studie in<br />

den nächsten zehn Jahren etwa 395 Millionen neue Arbeitsplätze<br />

entstehen, wenn Staaten und Unternehmen ihre Wirtschaft<br />

nach der Krise auf mehr Nachhaltigkeit ausrichteten.<br />

Dabei komme es nicht allein darauf an, Ressourcen zu schonen.<br />

Vielmehr gehe es um neue Ideen und eine Verbesserung der<br />

Effizienz in etablierten Geschäftsbereichen.<br />

NORDWEST<br />

meldet positive<br />

Geschäftsentwicklung<br />

Dortmund. Mit den Geschäftszahlen<br />

des vergangenen Jahres setzt die<br />

NORDWEST Handel AG eigenen Angaben<br />

zufolge wiederholt Maßstäbe.<br />

Demnach wird der Wert aus dem<br />

Jahr 2018 mit einem Geschäftsvolumen<br />

von 3.327,8 Millionen Euro um<br />

9,4 Prozent übertroffen. »Das Lagergeschäft<br />

erzielt mit 173,4 Millionen<br />

Euro ebenfalls einen neuen Höchstwert.<br />

Damit übertrifft es die bisherige<br />

Bestmarke aus dem Jahr 2018 um<br />

+6,1 Prozent«, teilt das Unternehmen<br />

mit. Das operative Ergebnis (EBIT)<br />

entwickele sich analog zum Geschäftsvolumen<br />

und liege 2019 bei<br />

11,5 Millionen Euro. Die Anzahl der<br />

Fachhandelspartner habe im abgelaufenen<br />

Jahr um 39 auf 1.091 gesteigert<br />

werden können. »Der Geschäftsbereich<br />

Stahl erzielt mit einem Geschäftsvolumen<br />

von 1 226,3 Millionen<br />

Euro einen weiteren Höchstwert und<br />

übertrifft den Rekordwert aus dem<br />

Vorjahr um nahezu 3 Prozent. Die<br />

abgesetzte Tonnage konnte dabei<br />

sogar um 9,1 Prozent gegenüber dem<br />

Vorjahr gesteigert werden«, so<br />

NORDWEST. Diese Entwicklung sei<br />

hauptsächlich auf die hohe Nachfrage<br />

aufgrund intensiver Bautätigkeiten<br />

zurückzuführen.<br />

8 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


News<br />

Handel & Service<br />

Stahlindustrie begrüßt Handlungskonzept Stahl<br />

Düsseldorf. Nach den Worten von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier stellt sich die Bundesregierung<br />

mit dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie erarbeiteten und am 15. Juli <strong>2020</strong> vom Bundeskabinett<br />

beschlossenen Handlungskonzept Stahl klar hinter eine wettbewerbs- und zukunftsfähige<br />

Stahlindustrie am Standort Deutschland. Das meldete das Internetportal »stahl-online.de« unter Berufung<br />

auf verschiedene Quellen. Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, begrüßte das<br />

Konzept. Es adressiere die Herausforderungen für die Branche. Die kommenden Monate müssten nun genutzt<br />

werden, um die Folgen der Corona-Pandemie zu bewältigen, eine neue Stahl-Importkrise zu verhindern<br />

und faire Wettbewerbsbedingungen in der Energie- und Klimapolitik zu schaffen. Zudem gelte es,<br />

zeitnah die entsprechenden politischen Instrumente für die Transformation zu einer CO 2<br />

-armen Stahlproduktion<br />

auf den Weg zu bringen.<br />

Lieferkettengesetz: Diskussion hält an<br />

Berlin. Der Plan der Bundesregierung, Unternehmen in<br />

ihren Lieferketten zum Schutz der Menschenrechte zu<br />

verpflichten, wird konkreter. Berichten verschiedener<br />

Medien zufolge kündigten die Bundesminister für Entwicklung<br />

und Arbeit, Gerd Müller und Hubertus Heil,<br />

ein Lieferkettengesetz an, dessen Eckpunkte das Bundeskabinett<br />

im August beschließen solle. Die Minister<br />

sollen sich durch die Ergebnisse eines Monitorings in<br />

ihrem Vorhaben bestätigt sehen. Bundeswirtschaftsminister<br />

Peter Altmaier warnte indessen vor möglichen<br />

Wettbewerbsverzerrungen in der EU durch eine<br />

zu schnelle nationale Festlegung auf striktere Vorgaben.<br />

Er plädierte für eine schnelle europäische Lösung,<br />

um einen »nationalen Flickenteppich« zu verhindern.


Handel & Service<br />

Deutschland<br />

Fotos (4): thyssenkrupp Materials Services<br />

Umfangreiches Lager- und Lieferprogramm: Das Sortiment von thyssenkrupp Schulte umfasst rund 100 000 verschiedene<br />

Produkte.<br />

thyssenkrupp Schulte:<br />

Zukunftsfähig aufgestellt<br />

Dirk Haarmann im Exklusivinterview<br />

Welche neuen Entwicklungen gibt es beim Unternehmen thyssenkrupp Schulte am Standort<br />

Frankfurt? Welche Dienstleistungen im Bereich »Anarbeitungsservice« werden besonders oft<br />

genutzt, und worin bestehen momentan die großen Herausforderungen und Chancen für produzentenunabhängige<br />

Werkstoffhändler? Im Exklusivinterview mit dem »stahlmarkt« gewährt Dirk<br />

Haarmann (Leitung Walzstahl/Rohre) von thyssenkrupp Schulte interessante Einblicke in die Welt<br />

des Werkstoffhandels im Stahl- und Metallbereich.<br />

Was gibt es Neues bei thyssenkrupp<br />

Schulte am Standort Frankfurt?<br />

Dirk Haarmann: Gerade Frankfurt hat<br />

sich in den vergangenen zwei Jahren<br />

extrem gut entwickelt – und zwar in<br />

allen Bereichen, unter anderem in der<br />

Leistungsstärke, Produktpalette, aber<br />

auch deutlich in der Präsenz am<br />

Markt. Die Niederlassung Frankfurt<br />

hat sich in dieser Zeit nahezu neu<br />

aufgestellt und in kürzester Zeit zu<br />

einem der nachhaltigsten, leistungsund<br />

umsatzstärksten Standorte im<br />

gesamten Distrikt »Süd/West« von<br />

thyssenkrupp Schulte entwickelt.<br />

Ich will nicht sagen, dass wir uns<br />

neu erfunden haben. Aber wir haben<br />

uns zukunftsfähig aufgestellt, die Besonderheiten<br />

der Partner – unserer<br />

Kunden – sowie des Marktes verstanden<br />

und die in uns gesetzte Erwartungshaltung<br />

positiv umgesetzt. Wir<br />

haben über alle Produktsparten unser<br />

Leistungsportfolio neu definiert, entsprechende<br />

Anarbeitungsmöglichkeiten<br />

geschaffen und auch unsere Lie-<br />

10 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Deutschland<br />

Handel & Service<br />

ferperformance optimiert.<br />

War das Produkt<br />

»Formstahl/ Breitflanschträger«<br />

als Beispiel in der<br />

Vergangenheit durchaus<br />

eher ein Nebenprodukt,<br />

so haben wir heute die<br />

Dirk Haarmann<br />

(Leitung Walzstahl/<br />

unsere Möglichkeiten<br />

optimiert. Unsere heutige<br />

Leistungsfähigkeit –<br />

und da möchte ich ausdrücklich<br />

alle bekannten<br />

Geschäftsarten mit einbeziehen<br />

– ermöglicht es<br />

Rohre bei thyssenkrupp<br />

Schulte)<br />

gesamte Abmessungspalette<br />

im Programm, einduell<br />

auf die Wünsche<br />

uns, explizit und indivischließlich<br />

der Güte S 355.<br />

Abgerundet wird dies durch unsere<br />

neue, hochmoderne Sägeanlage.<br />

Dass dieser Weg nicht immer einfach<br />

war, möchte ich gar nicht verheimlichen.<br />

Was nunmehr daraus entstanden<br />

ist, ist umso beeindruckender.<br />

unserer Kunden eingehen<br />

zu können und unser tägliches<br />

Handeln konsequent daran auszurichten.<br />

Wie zuvor beschrieben spielt<br />

dieses Produktsegment heute wieder<br />

eine sehr starke Rolle bei uns und<br />

verzeichnet eine starke Entwicklung.<br />

Dies war eine echte Teamleistung<br />

unserer Niederlassung.<br />

Welche Rolle spielt Ihr Unternehmen<br />

im Bereich »Materials Services« des<br />

thyssenkrupp-Konzerns?<br />

Haarmann: thyssenkrupp Schulte ist<br />

mit mehr als 3 000 Mitarbeitern eine<br />

der größten Gesellschaften von thyssenkrupp<br />

Materials Services. Als<br />

Werkstoffhändler und -Dienstleister<br />

sind wir für unsere Kunden erster Ansprechpartner,<br />

wenn es um Profile,<br />

Flachprodukte oder Rohre, ebenso<br />

aber auch um Edelstahl und NE-Produkte<br />

geht, und bieten individuelle<br />

und bedarfsgerechte Lösungen an.<br />

Mit mehr als 40 Standorten deutschlandweit<br />

ist unser Unternehmen immer<br />

schnell und zuverlässig für seine<br />

Kunden da – sei es durch ein vielfältiges<br />

Produktsortiment, kompetente<br />

fachliche Beratung oder umfassende<br />

Serviceleistungen.<br />

Wie groß ist Ihr Programm an Standard-<br />

und Spezialprofilen zurzeit?<br />

Haarmann: Bei thyssenkrupp Schulte<br />

verfügen wir über ein sehr breites<br />

und umfangreiches Liefer- und Lagerprogramm<br />

mit circa 100 000 verschiedenen<br />

Produkten. Durch dieses<br />

vollumfängliche Produktsortiment in<br />

den Sparten Stahl, Edelstahl, Rohre<br />

und NE-Metalle sind wir in der Lage,<br />

nahezu alle Kundenbedürfnisse hinsichtlich<br />

Produkt und Werkstoff im<br />

Stahl-/Metallbereich abzudecken.<br />

Kaum ein anderer Stahlhändler kann<br />

diese Vielzahl an Produkten aus vorhandenem<br />

Lagermaterial so abbilden.<br />

Somit können wir auch die individuellsten<br />

Kundenwünsche bedienen.<br />

Allein unser breites Programm<br />

in Frankfurt, das alle Produktsparten<br />

des Stahlhandels umfasst, ermöglicht<br />

eine reibungslose und termingenaue<br />

Umsetzung dieser Bedürfnisse. Neben<br />

unserem Sortiment an Walz- und<br />

Flachstahl sowie Trägern und Profilen<br />

bis hin zur gesamten Produktpalette<br />

an Edelstahl und NE-Metallen sowie<br />

Rohren und Qualitäts- und Edelbaustählen<br />

bieten wir ein breites Programm<br />

an Zusatzprodukten an. Diese<br />

Produktvielfalt sorgt dafür, dass alle<br />

Erfordernisse und auch individuelle<br />

Kundenwünsche abgedeckt werden<br />

können.<br />

Inwieweit unterliegt Ihr Angebot<br />

Trends?<br />

Haarmann: Stahlhandel ist produktseitig<br />

weniger getrieben von Trends.<br />

Hier ändert sich das Lagerprogramm<br />

und die daraus resultierende Produktpalette<br />

eher seltener. Von daher ändert<br />

sich unser Angebot in Frankfurt<br />

kaum und hat Bestand. Dies schließt<br />

natürlich nicht aus, dass wir für unse-<br />

Welche neuen Entwicklungen gibt<br />

es speziell im Segment »Formstahl/<br />

Breitflanschträger«?<br />

Haarmann: Gerade dieses Produktsegment<br />

hat bei uns eine überaus<br />

positive Entwicklung genommen.<br />

Hier haben wir uns insbesondere in<br />

Frankfurt komplett neu aufgestellt<br />

und zusätzlich im gesamten Distrikt<br />

Material für individuellste Kundenwünsche: Die Produktvielfalt sorgt nach Unternehmensangaben<br />

dafür, dass alle Erfordernisse abgedeckt werden können.<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 11


Handel & Service<br />

Deutschland<br />

Zusätzlich ergänzt wird der Service durch die kostenlose App »Easy Supply« zum<br />

einfachen Nachbestellen von Material.<br />

re Niederlassung zusätzliche Produkte<br />

in unser Lagerprogramm aufnehmen<br />

– eher als Ergänzung, weniger<br />

als Trend. Am Ende des Tages orientieren<br />

wir uns an den Kundenwünschen.<br />

Neben der beeindruckenden Größe<br />

Ihrer Produktpalette bieten Sie<br />

auch einen umfassenden Anarbeitungsservice<br />

an. Welche Leistungen<br />

werden besonders häufig<br />

nachgefragt?<br />

Haarmann: Ein umfassender Anarbeitungsservice<br />

ist in der heutigen Zeit<br />

für den Werkstoffhandel unabdingbar<br />

und wird natürlich auch von unserem<br />

Team gewährleistet. Wenn Sie<br />

nach häufigen Leistungen fragen, ist<br />

das Sägen auf Fixmaß – gerade oder<br />

auf Gehrung – von verschiedensten<br />

Produkten ebenso zu nennen wie das<br />

Sandstrahlen oder Grundieren. Ergänzt<br />

werden diese Services durch<br />

zusätzliche Dienstleistungen, welche<br />

wir optimiert für unsere Kundschaft<br />

umsetzen.<br />

Sie bieten auch »Just in time«-<br />

Lieferungen an?<br />

Haarmann: Natürlich. Sie fragten zuvor<br />

nach unserem Anarbeitungsservice.<br />

Dieser spielt gerade bei »Just-intime«-Services<br />

eine ganz besondere<br />

Rolle. Wir verstehen uns als Servicedienstleister<br />

und arbeiten für das optimale<br />

Leistungsspektrum eng mit<br />

unseren Kunden zusammen. Dies umfasst<br />

neben den Anarbeitungen, aber<br />

auch Services wie zum Beispiel Entgraten,<br />

Schleifen oder Verpacken.<br />

Hier sind wir bereits heute sehr gut<br />

aufgestellt und werden unsere Services<br />

in Zukunft noch weiter kundenorientiert<br />

ausbauen.<br />

Was sind zurzeit die großen Herausforderungen<br />

und Chancen für<br />

einen produzentenunabhängigen<br />

Werkstoffhändler wie thyssenkrupp<br />

Schulte?<br />

Haarmann: Die aktuell größte Herausforderung<br />

ist sicherlich der Umgang<br />

mit den Auswirkungen von Covid-19<br />

– natürlich gesundheitlich für<br />

uns alle, aber auch wirtschaftlich.<br />

Dies ist eine noch nie dagewesene<br />

Situation, für die es keine Patentlösung<br />

gibt. Für unseren Frankfurter<br />

Standort kann ich sagen, dass wir<br />

frühzeitig und schnell umfassende<br />

Sicherheits- und Hygienemaßnahmen<br />

umgesetzt, Schichtmodelle angepasst<br />

haben und jederzeit auf die Flexibilität<br />

und Einsatzbereitschaft des gesamten<br />

Teams vertrauen können. Insofern<br />

können wir bis heute für unsere<br />

Kunden jederzeit da sein.<br />

Aber jede Krise birgt auch ihre Chancen.<br />

In unserer Niederlassung haben<br />

wir uns die Krise zunutze gemacht.<br />

Unser Team war dank des Einsatzes<br />

digitaler Tools in der Lage, im gewohnten<br />

Maße für unsere Kunden<br />

verfügbar zu sein. Auch unsere digitalen<br />

Vertriebskanäle oder automatisierten<br />

Bestellmöglichkeiten haben<br />

wir weiter vorangetrieben. In diesem<br />

Zusammenhang wäre auch unsere<br />

kostenlose App thyssenkrupp »easy<br />

supply« zu nennen, die für unsere<br />

Kunden das einfache Nachbestellen<br />

von Material möglich macht. Dies<br />

wirkt sich insgesamt auf die »new art<br />

of working« aus, und wir werden uns<br />

dieser Herausforderung in Zukunft<br />

noch intensiver stellen.<br />

Über welche Entwicklung der<br />

jüngeren Zeit sind Sie persönlich<br />

besonders stolz?<br />

Haarmann: Natürlich bin ich stolz auf<br />

die tolle Entwicklung der vergangenen<br />

zwei Jahre in Frankfurt und auf<br />

den pragmatischen und lösungsorientierten<br />

Umgang des Teams mit der<br />

Krise. Stolz können wir alle auch auf<br />

die Resonanz unserer Kundschaft und<br />

die daraus resultierenden Partnerschaften<br />

sein. Dies ist nicht selbstverständlich<br />

und für unsere tägliche Arbeit<br />

Ansporn genug, diesen Weg<br />

gemeinsam genauso weiter zu beschreiten.<br />

Was sind Ihre Pläne für die<br />

Zukunft?<br />

Haarmann: Ich glaube, dass Covid-19<br />

für jeden von uns seine eigenen Pläne<br />

relativiert und auf ein mögliches Maß<br />

beschränkt hat. Wir schauen trotz<br />

allem positiv nach vorne und möchten<br />

natürlich unsere Ziele erreichen,<br />

welche wir uns im gesamten Distrikt<br />

»Süd-West« gesteckt haben. Vor allem<br />

ist es aber unser Ziel, dass wir alle<br />

gesund bleiben und diese Krise<br />

schnell wieder der Vergangenheit angehört.<br />

Die Fragen stellte Philipp Isenbart.<br />

•<br />

12 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Deutschland<br />

Handel & Service<br />

Stahl ∙ Edelstahl ∙ Anschlagrohre ∙ Bauelemente<br />

ArcelorMittal:<br />

Millionen-Investition<br />

für Neckarsulm<br />

Neue Strahlanlage inklusive Lackiereinheit<br />

ist voll einsatzfähig<br />

Neckarsulm. Die ArcelorMittal-Stahlhandel-Niederlassung in<br />

Neckarsulm ist modernisiert worden: Mit einer Ersatzinvestition<br />

von knapp einer Million Euro erhielt der Standort dem Stahlkonzern<br />

zufolge eine neue Strahl- und Primeranlage.<br />

Nach der Ausstattung aller Lagerhallen<br />

mit LED-Beleuchtungen<br />

sei dies der nächste<br />

Meilenstein gewesen, teilte Arcelor-<br />

Mittal mit. In Neckarsulm bietet der<br />

Stahlhandel von ArcelorMittal<br />

Downstream Solutions eine breite<br />

Produktpalette an kalt- und warmgefertigten<br />

Hohlprofilen, Rundrohren<br />

und Trägern aus Walzstahl inklusive<br />

Anarbeitungsmöglichkeiten. Das Projekt<br />

sei innerhalb von nur drei Monaten<br />

realisiert worden, kommentiert<br />

Franz-Günter Kleine, CEO des ArcelorMittal-Stahlhandels<br />

für Deutschland<br />

und die Schweiz.<br />

Höhere Leistung, bessere<br />

Arbeitsergebnisse<br />

Eine neue Strahlanlage vom Typ Marathon<br />

A 1506 mit je 22 Kilowatt Leistung<br />

pro Turbine und zusätzlicher<br />

Frequenzregelung hat ArcelorMittal<br />

am Standort bereits in Betrieb genommen.<br />

Die Durchlassöffnung beträgt<br />

1 600 x 700 Millimeter, und die<br />

Produkte werden mit einer Strahlqualität<br />

von SA 2,5 gestrahlt. Die neue<br />

Anlage ersetzt ihren Vorgänger aus<br />

dem Jahr 1992. Höhere Leistung, bessere<br />

Arbeitsergebnisse und eine Umwelttechnik,<br />

die den Anforderungen<br />

an eine moderne Produktion entsprechen,<br />

seien die Vorteile, die die neue<br />

Anlage biete, so ArcelorMittal. Mit<br />

der Anlage seien auch die Sicherheitstechnik<br />

und die Schaltschränke erneuert<br />

worden.<br />

Zwei separate Farbsysteme<br />

Gleichzeitig wurde eine neue Lackieranlage<br />

mit zwei separaten Farbsystemen<br />

installiert. Dort sollen zwei unterschiedliche<br />

wasserlösliche Farben<br />

ohne Unterbrechung und ohne manuellen<br />

Eingriff auf die Farbfässer verarbeitet<br />

werden können. Damit verfügt<br />

die ArcelorMittal-Stahlhandel- Niederlassung<br />

Neckarsulm über zwei Grundfarben<br />

(rot und grau). Auch Sonderfarben<br />

seien auf Wunsch möglich,<br />

betont der Konzern. Um zu verhindern,<br />

dass Farbe über das Material auf<br />

die Rollen der Transportanlage außerhalb<br />

der Lackieranlage kommt, sei ein<br />

automatischer Abstreifmechanismus<br />

an der letzten Rolle in der Lackieranlage<br />

eingebaut worden.<br />

»Für die Stahlhandel-Kunden bedeutet<br />

das mehr Wahlmöglichkeiten<br />

und schnellere Prozesse, zudem eine<br />

optimierte Qualität, das alles auf der<br />

Basis umwelt- und sicherheitstechnisch<br />

höchster Standards«, so Arcelor-<br />

Mittal.<br />

https://germany.arcelormittal.com<br />

•<br />

WIR LIEFERN!<br />

TRÄNENBLECHE<br />

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STÄRKE:<br />

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<strong>2020</strong> 13


Handel & Service<br />

Deutschland<br />

Erweiterte Digitalisierung im<br />

Stahlgeschäft<br />

Software-Entwickler ETIV-System verspricht erstmalige Transparenz<br />

der gesamten Supply Chain<br />

Die Digitalisierung der Industrieprozesse<br />

führt zu einer<br />

Verkürzung der Marktzyklen.<br />

Foto: Shutterstock<br />

Köln. Das Softwareunternehmen ETIV-System hat ein digitales Zertifi<br />

zierungsverfahren entwickelt, das Optimierungspotenziale für die<br />

Stahlbranche aufdecken helfen soll. Das Verfahren erfasst erstmalig<br />

Daten entlang der Supply Chain vom Hersteller bis zum Endverbraucher,<br />

bereitet diese visuell auf und macht sie nutzbar. Das System ist auf die<br />

Stahlbranche zugeschnitten und eignet sich insbesondere für Lang- und<br />

Flachprodukte wie Blankstahl, Werkzeugstahl, Rohre, Bleche und Platten<br />

sowie Draht und Ketten.<br />

Von Dr. Hossein Askari*<br />

Die Stahlbranche ist wie kaum<br />

eine andere Branche von globalen<br />

Umwälzungen und<br />

Trends betroffen: Die Unternehmen<br />

des Stahl- und Werkstoffhandels sowie<br />

die Stahl-Service-Center fungieren<br />

als Mittler zwischen Industrie und<br />

Verarbeitung. Dabei entsprechen sie<br />

dem Wunsch der Stahlwerke und Metallhersteller<br />

nach großvolumigen<br />

Bestelleinheiten und dem ihrer Kunden<br />

nach bedarfsgerechter Belieferung<br />

mit Werkstoffen für maßgeschneiderte<br />

Einsatzzwecke.<br />

Zunehmender Veränderungsdruck<br />

Die Stahlunternehmen – das heißt<br />

Stahlhersteller, Stahlhändler und<br />

Stahl-Service-Center – stehen deshalb<br />

unter Druck, ihre Strukturen und Prozesse<br />

so aufzustellen, dass sie sich flexibel<br />

und adaptiv auf die Veränderungen<br />

in ihrem Marktumfeld einstellen können.<br />

Die eher traditionellen Markt- und<br />

Wettbewerbsstrategien in der Vergangenheit<br />

waren überwiegend auf die<br />

Parameter Wachstum und Restrukturierung<br />

(Kostensenkung) gerichtet, wobei<br />

die Restrukturierungsbemühungen<br />

noch keineswegs abgeschlossen sind.<br />

Die zukünftige Erfolgsstrategie<br />

lautet, sich durch konsequente Markt-<br />

und Kundenorientierung vom reinen<br />

Produktanbieter zum kompetenten<br />

strategischen Partner der Stahlkunden<br />

zu entwickeln, wobei der Fokus<br />

auf die Diversifizierung wie auf die<br />

Spezialisierung gerichtet sein kann.<br />

Dabei sorgt die Digitalisierung der<br />

Industrieprozesse, wie Cloud-Lösungen<br />

und On-Demand-Produktion, für<br />

eine Verkürzung der Marktzyklen. In<br />

Zukunft wird es wichtig sein, die richtige<br />

Balance zwischen Produktportfolio,<br />

Bearbeitungskompetenz und<br />

Reaktionsfähigkeit innerhalb der Lieferkette<br />

unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Digitalisierungsmöglichkeiten<br />

zu erreichen.<br />

Chancen von Industrie 4.0<br />

realisieren<br />

Auf Basis von Experteninterviews und<br />

Branchenanalysen hat der Kölner<br />

Softwareentwickler ETIV-System eine<br />

IT-Lösung entwickelt, die Stahlunternehmen<br />

helfen soll, die Chancen von<br />

Industrie 4.0 zu realisieren. Eine Digitalisierung<br />

von Produktion und Vertrieb<br />

ist die Voraussetzung für neue<br />

Wachstumschancen und Wettbewerbsvorteile,<br />

eine dynamische, flexible<br />

und effiziente Produktion sowie<br />

einen Informationsfluss über die gesamte<br />

horizontale Wertschöpfungskette:<br />

Die digitale End-to-End Echtzeitinformation<br />

und Verifikation von<br />

ETIV-System liefert Daten entlang der<br />

horizontalen Wertschöpfungskette,<br />

erhöht die Fälschungssicherheit von<br />

Produkten und stellt als einsatzbereite<br />

Software einen konkreten Ansatz<br />

zur Realisierung von Optimierungspotenzialen<br />

dar. Da zum ersten Mal<br />

durch ETIV-System in der Stahlbranche<br />

die Logistik beziehungsweise die Produktlieferkette<br />

bis zum Endkunden in<br />

Echtzeit visualisiert wird, ist eine signifikante<br />

Optimierung der Supply<br />

Chain – darunter Lagerbestände, Liefergeschwindigkeiten<br />

und Prognosen<br />

– möglich. Die Fälschungssicherheit<br />

der Produkte und deren Zertifikate ist<br />

zudem mit Nutzung dieses Verfahrens<br />

sehr hoch, da es digital keine Möglichkeiten<br />

zur Manipulation der Produktzertifikate<br />

gibt.<br />

https://etiv-system.de<br />

*Der Autor ist Geschäftsführer des<br />

Kölner Softwareentwicklers ETIV-<br />

System.<br />

In der nächsten Ausgabe zeigen wir<br />

Ihnen ein praktisches Beispiel des Megatrends<br />

»Industrie 4.0« in der Stahlbranche.<br />

•<br />

14 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Deutschland<br />

Handel & Service<br />

Zulassung nach ISO 45001<br />

rff: Sicherheitsstandards zertifiziert<br />

Stuhr/Bremen. Bescheinigter Mitarbeiterschutz vor berufsbedingten Unfällen und Erkrankungen:<br />

Erstmals wurden die Sicherheitsstandards des Handelshauses rff Rohr Flansch Fitting vom TÜV-<br />

Nord mit der Zulassung nach ISO 45001 zertifiziert.<br />

Die Norm ISO 45001 gibt einen Rahmen vor, um die<br />

Risiken am Arbeitsplatz proaktiv zu reduzieren<br />

und so die Gesundheit und das Wohlergehen der<br />

Beschäftigten nachhaltig zu verbessern. Jens Fuhrken,<br />

Leiter IMS (Integriertes Managementsystem) bei rff,<br />

nimmt im Interview Stellung zu den Beweggründen und<br />

den Veränderungen, die sowohl auf rff als auch auf Kunden<br />

und Lieferanten zukommen.<br />

Können Sie erklären, was die ISO 45001 genau ist und<br />

warum sich rff hat zertifizieren lassen?<br />

Jens Fuhrken: Beim betrieblichen Gesundheits- und Arbeitsschutz<br />

ist die ISO 45001 der weltweit erste internationale<br />

Standard. Sie gibt jedem Unternehmen einen Rahmen<br />

vor, wie sich Risiken aktiv reduzieren und die Gesundheit<br />

der Beschäftigten nachhaltig verbessern lassen. In<br />

erster Linie werden hierdurch die eigenen Mitarbeiter<br />

noch besser geschützt, aber auch die bei unseren Lieferanten<br />

und Dienstleistern. Um das zu erreichen, war es<br />

wichtig, alle Mitarbeitenden in die Aspekte einzubeziehen.<br />

Das Haus rff arbeitet seit vielen Jahren mit Geschäftspartnern<br />

auf der ganzen Welt zusammen. Daher war es<br />

für uns die logische Konsequenz, die hohe Verantwortung,<br />

die wir als verlässlicher Arbeitgeber und global<br />

agierendes Handelsunternehmen haben, durch den TÜV-<br />

Nord zertifizieren zu lassen. Es ist das sichtbare<br />

Zeichen, dass wir das Thema schon immer<br />

sehr ernst genommen haben.<br />

Was ändert sich für Lieferanten?<br />

Fuhrken: Das grundlegend Neue an<br />

dieser Zertifizierung ist, dass man<br />

sich auf die Interaktion eines Unternehmens<br />

mit seinem Geschäftsumfeld<br />

konzentriert. Alle Firmen,<br />

die mit rff zusammenarbeiten, sind<br />

verpflichtet für die Sicherheit ihrer<br />

Mitarbeiter Sorge zu tragen. Zukünftig<br />

werden wir noch mehr auf die Einhaltung<br />

der Auflagen, die dem Schutz der Menschen<br />

vor Gefahrenquellen dienen, achten. Neben<br />

den hohen Qualitätsstandards, die wir von unseren Lieferanten<br />

erwarten, achten wir bei der Auditierung verstärkt<br />

auf einen proaktiven Arbeits- und Gesundheitsschutz.<br />

»Mit der Zertifizierung<br />

nach ISO 45001<br />

haben wir eine Lücke<br />

geschlossen und das<br />

Managementsystem<br />

komplettiert.«<br />

Jens Fuhrken,<br />

Leiter IMS bei rff<br />

Jens Fuhrken ist als Leiter IMS (Integriertes Managementsystem)<br />

unter anderem für den Bereich »Qualitätsmanagement«<br />

bei rff verantwortlich.<br />

Wie profitieren Kunden von der Zertifizierung?<br />

Fuhrken: Mit der Zertifizierung nach ISO 45001 haben<br />

unsere Kunden die Sicherheit, dass wir alle Maßnahmen<br />

ergriffen haben, die zu weniger Störungen im Betriebsablauf<br />

führen. Des Weiteren erleichtert es unseren Kunden,<br />

die auch ein Managementsystem einsetzen, eine<br />

regelmäßige Lieferantenbewertung zu vollziehen.<br />

Es erleichtert darüber hinaus die<br />

Kommunikation zu diesen Themen, da<br />

dieses Sicherheitsbewusstsein bei<br />

vielen unserer Kunden ebenfalls<br />

vorhanden ist. Die meisten Unternehmen,<br />

die mit uns zusammenarbeiten,<br />

achten mittlerweile auf<br />

diese Aspekte und arbeiten – genau<br />

wie rff – nur mit Lieferanten<br />

zusammen, die neben hohen Standards<br />

bei Qualität und Umweltschutz<br />

auch Wert auf Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

legen. Mit der Zertifizierung nach ISO<br />

45001 haben wir eine Lücke geschlossen und das<br />

Managementsystem komplettiert.<br />

•<br />

www.rff.de<br />

Foto: rff<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong><br />

15


Handel & Service<br />

Marktbericht<br />

Angespannte Situation im<br />

Eisen- und Stahlsektor<br />

Volkswirtschaftliches Umfeld belastet weiterhin bei Flachstahl<br />

Ernüchternde Zahlen: Die Auftragseingänge im Eisen- und Stahlbereich fielen im April gegenüber<br />

dem Vormonat um 35,7 Prozent. Damit lagen sie 52,6 Prozent niedriger als im Januar.<br />

Von Peter Fertig*<br />

Die Prognosen der quantitativen<br />

Modelle von MBI Research<br />

sind für die Flachstahlpreise<br />

im deutschen Markt optimistisch.<br />

Doch die aktuelle Preisentwicklung<br />

spricht eine andere Sprache: In den<br />

vergangenen Wochen ging es kräftig<br />

bergab. Die Modellprognosen orientieren<br />

sich stark an den Produktionskosten.<br />

Derzeit dominiert jedoch das<br />

makroökonomische Umfeld. MBI Research<br />

ist deshalb vorsichtiger und<br />

geht eher von einem weiteren leichten<br />

Rückgang aus. Selbst im besten<br />

Fall dürften Preisaufschläge eher im<br />

niedrigen einstelligen Prozentbereich<br />

bleiben.<br />

Schon besser dürften die Modellvorhersagen<br />

bei Langstahl liegen,<br />

denn hier werden stabile bis leicht<br />

höhere Preise auf Sicht von vier Wochen<br />

erwartet. Aber auch in diesem<br />

Index<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

Segment gingen die Preise in den vergangenen<br />

Wochen zurück. Mit der<br />

Lockerung der Maßnahmen gegen die<br />

Ausbreitung des Coronavirus dürfte<br />

die Bautätigkeit steigen, was die Preisentwicklung<br />

unterstützen sollte. MBI<br />

Research erwartet, dass sich die Preise<br />

für Langstahl besser als für Flachstahl<br />

entwickeln dürften.<br />

Flachstahlpreise im Rückgang<br />

Die Finanzmärkte konnten weiter zulegen,<br />

da sie von einer V-förmigen<br />

Erholung der Wirtschaft ausgehen.<br />

Deshalb schüttelten sie auch die deutschen<br />

Daten für Auftragseingang und<br />

Industrieproduktion im April einfach<br />

ab. Sicherlich handelt es sich hierbei<br />

um alte Daten. Dennoch könnte es<br />

Auswirkungen darauf haben, wie lange<br />

es dauern wird, bis die Vor-Corona-Werte<br />

wieder erreicht werden.<br />

Trotz Erholung des Index der Einkaufsmanager dürfte<br />

Industrieproduktion tief im Minus bleiben<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

%<br />

Darüber hinaus könnten sich die Daten<br />

auf die Preisentwicklung auswirken.<br />

Die Industrieproduktion fiel im<br />

April um 17,9 Prozent, nach einem<br />

Rückgang von 8,9 Prozent im Vormonat.<br />

Noch düsterer ist die Lage im Eisen-<br />

und Stahlsektor. Auf der Grundlage<br />

der Rohdaten sanken die Auftragseingänge<br />

im Eisen- und Stahlbereich im<br />

April gegenüber dem Vormonat um<br />

35,7 Prozent und lagen 52,6 Prozent<br />

niedriger als im Januar. Bereinigt um<br />

saisonale und arbeitstägliche Effekte<br />

fiel der Index des Auftragseingangs<br />

im April um 27,1 Prozent und lag 48,1<br />

Prozent niedriger als im Januar. Die<br />

Produktion hielt sich jedoch deutlich<br />

besser. Die Implikation ist, dass bei<br />

einem weitaus stärkeren Einbruch der<br />

neuen Aufträge im Vergleich zur Produktion<br />

die Auftragsbücher schmelzen<br />

wie Schnee in der Sonne, und dass<br />

sich die Verhandlungsmacht der Stahlproduzenten<br />

rapide verschlechtert<br />

hat. Dies hatte eine sehr negative Auswirkung<br />

auf die Preise im Flachstahlsektor,<br />

da die steigenden Kosten nicht<br />

an die Verbraucher weitergegeben<br />

werden konnten. Die Verluste bei der<br />

Herstellung einer Tonne Flachstahl<br />

waren in den vergangenen Wochen<br />

erheblich gestiegen.<br />

40<br />

35<br />

30<br />

20<strong>08</strong> 2010 2012 2014 2016 2018 <strong>2020</strong><br />

PMI Manufacturing Eurozone Vorlauf 1 Monat (l.S.)<br />

Industrieproduktion Eurozone Veränderung ggü. Vorjahr (r.S.)<br />

-30<br />

-40<br />

Bessere Preisentwicklung für<br />

Langstahl<br />

Nach den vorläufigen Daten haben<br />

sich die Indizes der Einkaufsmanager<br />

(PMI) im Verarbeitenden Gewerbe<br />

im Juni weiter erholt. Besonders<br />

kräftig fiel das Plus beim Index für<br />

16 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Marktbericht<br />

Handel & Service<br />

USD/t<br />

Gute Stahlnachfrage in China führt zu steigenden Kosten für Eisenerz<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 <strong>2020</strong><br />

Frankreich aus, der von 40,6 auf 52,1<br />

Punkte stieg. Der Index für Deutschland<br />

ging hingegen nur von 36,6<br />

Punkten im Mai auf 44,6 Punkte<br />

nach oben. Der PMI für die Eurozone<br />

insgesamt verbesserte sich von 39,4<br />

auf 46,9 Punkte.<br />

Chinas Wirtschaft zeigt gute<br />

Erholung<br />

In China hingegen hat sich die Wirtschaft<br />

schnell und kräftig erholt. Der<br />

<strong>Stahlmarkt</strong> konnte sich auf die Regierung<br />

verlassen. Es dauerte zwar bis<br />

zum Nationalen Parteitag, der auf<br />

Ende Mai verschoben wurde, aber es<br />

gab keinen Zweifel daran, dass Investitionen<br />

in die Infrastruktur vorgezogen<br />

werden würden. Die Zentralbank<br />

senkte die Zinssätze und stellte reichlich<br />

Liquidität zur Verfügung. Während<br />

die EZB ebenfalls schnell reagierte,<br />

benötigte die deutsche Regierung<br />

jedoch bis zur ersten<br />

Juniwoche, um eine Entscheidung<br />

über fiskalische Stimulierungsmaßnahmen<br />

zu treffen. Daher ist es nicht<br />

überraschend, dass in China beide<br />

PMIs des verarbeitenden Gewerbes es<br />

wieder über die 50er-Schwelle schafften.<br />

Chinas Industrieproduktion verbesserte<br />

sich im Mai <strong>2020</strong> weiter, blieb<br />

Eisenerz SGX-Frontmonat (l.S.)<br />

SHFE Betonstahl Terminkontrakt (r.S.)<br />

allerdings etwas hinter den Erwartungen<br />

zurück. Lag die Wachstumsrate<br />

im Vorjahresvergleich im April noch<br />

bei 3,9 Prozent, so ging sie im Mai<br />

weiter auf 4,4 Prozent nach oben. Daher<br />

überrascht es nicht, dass der<br />

Welt-Branchenverband der Stahlindustrie<br />

einen Anstieg der Stahlnachfrage<br />

in China um 1 Prozent vorhersagt,<br />

während die Stahlnachfrage in<br />

diesem Jahr in der übrigen Welt voraussichtlich<br />

um 17 Prozent sinken<br />

dürfte. Aus Sicht von MBI Research<br />

könnte die Schätzung für China noch<br />

etwas zu vorsichtig ausfallen.<br />

Die Rohstahlproduktion in China<br />

stieg bereits im April um 0,2 Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahr. Da die Gewinnmarge<br />

attraktiv blieb, stieg im<br />

Mai die Rohstahlproduktion weiter.<br />

Sie nahm von 85 Millionen im April<br />

auf knapp 92,3 Millionen Tonnen zu.<br />

Positiv entwickelte sich auch die Nachfrage<br />

nach Stahl. So legte der Automobilabsatz<br />

erstmals seit Juni 2018<br />

wieder im Vorjahresvergleich zu. Auch<br />

die Baubranche hat sich belebt und<br />

von der üblichen Flaute durch die Regensaison<br />

im Süden des Landes ist<br />

noch nichts zu spüren. So gingen auch<br />

die Lagerbestände bei Betonstahl zurück,<br />

ebenso wie die Lagerbestände<br />

an warm- und kaltgewalztem Stahl.<br />

Dies deutet auf eine robuste Nachfrage<br />

nach Stahl hin.<br />

4500<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

CNY/t<br />

Mit einer steigenden Stahlproduktion<br />

in China geht natürlich auch eine Zunahme<br />

der Nachfrage nach Eisenerz<br />

einher. Die chinesische Förderung<br />

nahm von 74,4 Millionen Tonnen im<br />

April auf 74,6 Millionen Tonnen im<br />

Mai zu. Allerdings sind die Importe<br />

im Mai auf 87 Millionen Tonnen gefallen,<br />

während sie im April noch 95,7<br />

Millionen Tonnen betrugen. Doch<br />

dies lag primär an geringeren Verschiffungen<br />

aufgrund coronabedingter<br />

Ausfälle. Während die sinkende<br />

Stahlproduktion in der übrigen Welt<br />

auf der Eisenerznachfrage lastet,<br />

steigt die chinesische Nachfrage. Und<br />

da China der wichtigste Akteur auf<br />

dem überseeischen Eisenerzmarkt ist,<br />

steigt die Nachfrage nach diesem<br />

Rohstoff für die Stahlerzeugung. Auf<br />

der Angebotsseite heizte die Ausbreitung<br />

des Coronavirus in Brasilien Spekulationen<br />

über Angebotsverluste an.<br />

Während Vale seinen Ausblick für<br />

Eisenerzlieferungen aufrechterhielt,<br />

ordnete ein Gericht in Brasilien die<br />

Schließung einiger Minen an, die das<br />

Unternehmen betreibt.<br />

Stahlschrott: Türkische<br />

Nachfrage kräftig gestiegen<br />

Die Koks-Terminkontrakte an der DCE<br />

gingen im Mai steil nach oben und<br />

setzten den Anstieg in der ersten Juniwoche<br />

fort. Der Index von MBI Research<br />

für die Produktionskosten<br />

über das BOF-Verfahren stieg in den<br />

vergangenen Wochen zum 19. Juni<br />

um 3,1 Prozent, was in erster Linie an<br />

den Eisenerzpreisen lag. Dies ist der<br />

Hauptgrund für die optimistischen<br />

Modellprognosen für die Flachstahlprodukte<br />

in Deutschland.<br />

Im Mai ging es mit den Preisen für<br />

Stahlschrott etwas auf und ab. Aber<br />

im Juni stiegen die Preise für Stahlschrott<br />

in den Häfen der ARA-Region<br />

und für Importe in die Türkei deutlich.<br />

Besonders kräftig stieg die türkische<br />

Nachfrage. <br />

*Der Autor ist Senior Analyst beim<br />

Informationsdienstleister MBI.<br />

•<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 17


Handel & Service<br />

International<br />

Foto: Shutterstock<br />

Auch die gedrosselte Erdölförderung in den USA infolge der globalen Petroschwemme hat zum starken Einbruch der Stahlnachfrage<br />

beigetragen.<br />

Bangen und Hoffen im<br />

amerikanischen Stahlsektor<br />

Angekündigtes Infrastrukturpaket sorgte für kurzzeitigen Optimismus<br />

New York. Die von der Coronakrise verursachte Stilllegung der US-Wirtschaft hat die amerikanische<br />

Stahlindustrie besonders empfindlich getroffen. Die zuweilen komplett gestoppte Produktion<br />

in der Automobilindustrie, die Schließung aller Hoch- und Tiefbauprojekte und die gedrosselte<br />

Erdölförderung in den USA infolge der globalen Petroschwemme haben die Stahlnachfrage dramatisch<br />

runtergeschraubt. Selbst nach der teilweisen Wiedereröffnung der Wirtschaft, darunter<br />

die Automobilproduktion, bleibt die Nachfrage schwach.<br />

Von unserer New Yorker Korrespondentin Brigitte Nacos<br />

Als US-Präsident Donald Trump Mitte Juni ein massives<br />

Infrastrukturpaket mit einer Finanzierung<br />

von einer Billion US-Dollar (umgerechnet 850<br />

Milliarden Euro) ankündigte, katapultierte das den Kurs<br />

der Stahlaktien für einen optimistischen Tag in die Höhe.<br />

So stiegen die Aktien des Unternehmen US Steel um zwölf<br />

Prozent – und verloren einen Tag später fast den gesamten<br />

Gewinn. Das Auf und Ab an der Börse, nicht nur an<br />

diesen Tagen und nicht nur in Bezug auf Stahlaktien, ist<br />

symptomatisch für die wirtschaftliche und politische Unsicherheit<br />

im Land.<br />

Corona-Angst erschwert Entscheidungen<br />

Der größte Faktor für diese Unsicherheit war der Verlauf<br />

der Erkrankung Covid-19, die in den USA traurige Rekorde<br />

bei Infektionen und Todesfällen verzeichnet. Während<br />

18 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


International<br />

Handel & Service<br />

in New York und anderen der zu Anfang am schwersten<br />

betroffenen Regionen im Nordwesten des Landes die<br />

Auswirkungen des Coronavirus abklangen, stieg im Juni<br />

im südlichen und westlichen »Sun belt« die Zahl der infizierten<br />

Personen dramatisch. In dieser Situation sind in<br />

einflussreichen Wirtschaftskreisen die Sorgen über eine<br />

neue Welle von Corona-Ansteckungen und einer erneuten,<br />

drastischen Stilllegung der Wirtschaft gewachsen, die<br />

bereits in einer tiefen Rezession steckt. Das erschwert<br />

wichtige Entscheidungen – auch in der Stahlindustrie.<br />

Als die US Steel Corporation einen der stillgelegten<br />

Hochöfen im Werk Mon Valley in der Nähe von Pittsburgh<br />

in der zweiten Juniwoche wieder hochfuhr, wurde die<br />

Entscheidung von einigen Marktkennern infrage gestellt.<br />

Zu diesem Zeitpunkt lag die Kapazitätsnutzung<br />

der US-Stahlindustrie bei 53,3 Prozent, ein<br />

Rückgang von 36 Prozent zum Vergleichsmonat<br />

im vergangenen Jahr.<br />

Für das laufende Jahr betrug die<br />

Kapazitätsnutzung 68,6 Prozent<br />

gegenüber 81,4 Prozent für den<br />

gleichen Zeitraum des Vorjahres.<br />

Marktexperten sahen darin<br />

nicht gerade günstige Bedingungen<br />

für eine Erhöhung der<br />

Produktionskapazität. Gleichzeitig<br />

beschlossen die Manager von<br />

US Steel angesichts der anhaltenden,<br />

weltweiten Ölschwemme die<br />

Schließung von Werken, die Produkte<br />

für die einheimische Erdöl- und Erdgasindustrie<br />

herstellten. In Ohio legte US Steel das<br />

Werk Lorain still, das Stahlrohre produzierte und 200<br />

Arbeiter beschäftigte. Das Gleiche galt für zwei US-Steel-<br />

Werke in Texas, Lone Star Tubular Operations und Weld<br />

Mills, wo insgesamt 600 Arbeiter ihre Jobs verloren. Mitte<br />

Juni warnte die Unternehmensleitung von US Steel vor<br />

einem Verlust im zweiten Jahresquartal aufgrund der<br />

Covid-19-Probleme. Zwei Wochen vor Ende des zweiten<br />

Quartals wurde einen Verlust von umgerechnet knapp 267<br />

Millionen Euro oder 2,58 Euro pro Aktie erwartet, die zu<br />

diesem Zeitpunkt unter zehn US-Dollar (8,46 Euro) gehandelt<br />

wurde. Unter dem finanziellen Stress dieser Wirtschaftskrise<br />

kündigte das Unternehmen den Verkauf von<br />

50 Millionen zusätzlichen Aktien an – etwa ein Drittel der<br />

derzeit ausstehenden Aktien.<br />

Hoffnungsschimmer Infrastrukturinitiative<br />

Schon bevor Covid-19 der Stahlindustrie empfindliche<br />

Probleme bereitete, zeigte die Branche nach einem vorübergehenden<br />

Aufschwung infolge der trumpschen Strafzölle<br />

Schwächen in puncto Nachfrage und Preisniveau.<br />

Einen Hoffnungsschimmer sahen manche in der Branche,<br />

als Trump zum Sommeranfang eine Infrastrukturinitiative<br />

als wichtigen Teil für die Wiederbelegung der Wirtschaft<br />

und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in Aussicht stellte.<br />

Während Trump im März dieses Jahres von einem Infrastrukturplan<br />

in Höhe von zwei Billionen US-Dollar (rund<br />

1,7 Billionen Euro) sprach, halbierte er diese Summe für<br />

die jüngste Initiative. Das Gros der von Trump avisierten<br />

Ausgaben soll in die Verbesserung der traditionellen Infrastruktur<br />

– Straßen, Brücken, Tunnel – gesteckt werden.<br />

»Schon bevor<br />

Versprechen ohne Einlösung<br />

Covid-19 der Stahlindustrie<br />

empfindliche Probleme bereitete,<br />

zeigte die Branche nach<br />

einem vorübergehenden Aufschwung<br />

infolge der trumpschen<br />

Strafzölle Schwächen in<br />

puncto Nachfrage und<br />

Preisniveau.«<br />

Für einen kleineren Teil der Ausgaben versprach<br />

der US-Präsident den Bau drahtloser<br />

Breitband- und 5G-Netze in<br />

landwirtschaftlichen Gegenden.<br />

Wie kein anderer Industriezweig<br />

redete die amerikanische<br />

Stahlindustrie seit Jahren einer<br />

starken Ausweitung und Erneuerung<br />

der Infrastruktur<br />

des Landes das Wort. Aber die<br />

plötzliche Eile des US-Präsidenten<br />

bezüglich dieses Plans<br />

hat wohl nicht nur mit dem<br />

Einfluss der Stahl-Lobby und der<br />

derzeitigen Rezession zu tun.<br />

Trump, der im Wahlkampf eine Wiedergeburt<br />

der US-Stahlindustrie und die<br />

Verbesserung der amerikanischen Infrastruktur<br />

versprach und die Unterstützung vieler Stahlarbeiter<br />

gewann, hat diese Versprechen bislang nicht eingelöst.<br />

In Meinungsumfragen lag er zu Beginn des Sommers<br />

in einigen Bundesstaaten im Rostgürtel hinter dem demokratischen<br />

Kandidaten, Ex-Vize-Präsident Joe Biden, unter<br />

anderem in den einstigen Stahlhochburgen Pennsylvania<br />

und Ohio. In diesen beiden Bundesstaaten besiegte Trump<br />

vor vier Jahren Hillary Clinton. Offenbar hofft er wenige<br />

Monate vor dem Wahltag im November, dass er mit einem<br />

handfesten Infrastrukturplan die Siege von damals wiederholen<br />

kann. Denn die Stahlindustrie gehört zu den<br />

Industriezweigen, die sich von einer fundamentalen Überholung<br />

der Infrastruktur eine starke Absatzerhöhung<br />

versprechen. Gleichzeitig würde der Ausbau der Breitband-<br />

und 5G-Infrastruktur auch jenen Farmern im Mittleren<br />

Westen zugute kommen, deren Exporte nach China im<br />

trumpschen Handelskrieg mit Beijing stark zurückgingen<br />

und zu hohen Verlusten führten.<br />

•<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 19


Handel & Service<br />

Know-how<br />

Fotos (2): Shutterstock<br />

Zweiteilige<br />

Serie<br />

TEIL 2<br />

Eine Maßnahme, den Liquiditätsabfluss zu reduzieren, kann die Suche nach günstigeren Alternativlieferanten<br />

und -dienstleistern sein.<br />

Wege aus der Corona-Krise<br />

Krisenmanagement in der Stahlindustrie<br />

Düsseldorf. Auch wenn sich die Folgen der Corona-Pandemie noch<br />

nicht ganz abschätzen lassen, steht fest: Die Stahlbranche gerät durch<br />

die aktuelle Krise noch stärker unter Druck. Vorstände und Geschäftsführer<br />

haben allerdings einige Möglichkeiten, der Krise entgegenzuwirken.<br />

Von Steffen Follner, Dr. Sebastian Mielke und Kathrin Seiz*<br />

Neben der Kreditaufnahme erlaubt<br />

der Gesetzgeber es Unternehmen<br />

aktuell, Sozialversicherungsbeiträge<br />

und Steuerzahlungen<br />

zu stunden, um eine<br />

andernfalls drohende Insolvenz abzuwenden.<br />

Weil dies bei größeren Unternehmen<br />

vielfach nicht ausreichen<br />

wird, kann es angeraten sein, Anlagevermögen<br />

im Wege des Sale-and-<br />

Lease-Back (Rückmietverkauf, eine<br />

Sonderform des Leasings, Anm. d.<br />

Red.) zu verkaufen, um einen kurzfristigen<br />

Liquiditätszufluss zu erreichen.<br />

Bei langen Zahlungszielen kann<br />

auch das Factoring von Außenständen<br />

Liquidität sichern.<br />

Alternativen im Auge behalten<br />

Eine Maßnahme, den Liquiditätsabfluss<br />

zu reduzieren, kann die Suche<br />

nach günstigeren Alternativlieferanten<br />

und -dienstleistern sein. Bei Energielieferanten<br />

oder Versicherungen<br />

beispielsweise besteht häufig ein<br />

nicht unerheblicher Spielraum. In einer<br />

energieintensiven Branche wie<br />

dem Stahlsektor sollten zudem die<br />

Möglichkeiten von Steuerentlastungen<br />

im Energiebereich und die Begrenzung<br />

von EEG-Umlagebescheiden<br />

genutzt werden. Parallel empfiehlt<br />

es sich, frühzeitig mit<br />

20 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Know-how<br />

Handel & Service<br />

Lieferanten über die Verlängerung<br />

von Zahlungszielen oder Stundungen<br />

zu verhandeln.<br />

Kurzarbeit zur Reduzierung der<br />

Personalkosten<br />

Unmittelbar nachdem die Politik den<br />

Zugang zum Kurzarbeitergeld erleichtert<br />

hat, haben bereits zahlreiche<br />

Unternehmen von der Möglichkeit<br />

Gebrauch gemacht, die Arbeitszeit<br />

und das Entgelt ihrer Belegschaft<br />

vorübergehend zu reduzieren. Bei<br />

der »Kurzarbeit null« kann die Arbeit<br />

sogar vollständig eingestellt werden.<br />

Wichtig zu wissen: Betriebe können<br />

Kurzarbeit im Zuge der Corona-Krise<br />

bereits dann anmelden, wenn zehn<br />

Prozent – nicht mehr wie bislang ein<br />

Drittel – der Belegschaft vom Arbeitsausfall<br />

betroffen sind. Die Bundesagentur<br />

für Arbeit erstattet die Sozialversicherungsbeiträge<br />

für die ausgefallenen<br />

Arbeitsstunden nunmehr<br />

in voller Höhe. Bislang musste der<br />

Arbeitgeber hierfür sowohl den Arbeitgeber-<br />

als auch den Ar beit nehmer<br />

anteil alleine tragen. Betriebe<br />

müssen zudem Arbeitszeitkonten<br />

nicht mehr ins Minus fahren, wenn<br />

sie Vereinbarungen zu Arbeitszeitschwankungen<br />

nutzen.<br />

Sonderzahlungen<br />

einschränken<br />

Kurzarbeit stellt hingegen keine Option<br />

dar, wenn die Auftragsbücher<br />

gut gefüllt sind. In den Vordergrund<br />

rücken dann die mögliche Kürzung<br />

oder das Einstellen von Sonderzahlungen<br />

wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld.<br />

Hier lohnt ein Blick in die<br />

Arbeitsverträge. Sind dort Freiwilligkeits-<br />

oder Widerrufsvorbehalte verankert,<br />

erlauben es diese den Betrieben,<br />

sich einseitig von solchen Sonderzahlungen<br />

zu lösen.<br />

Bei erfolgsabhängigen Boni ist zu<br />

prüfen, ob die Festsetzung der Sondervergütung<br />

im Ermessen des Arbeitgebers<br />

liegt; dann kann die Höhe des<br />

Bonus auch von der wirtschaftlichen<br />

Situation des Unternehmens abhängig<br />

gemacht werden. Hat sich das Unternehmen<br />

in Betriebsvereinbarungen<br />

zu Sonderzahlungen verpflichtet,<br />

kann es diese Leistungen einseitig<br />

durch Kündigung mit einer Frist von<br />

in der Regel drei Monaten einstellen.<br />

Sollen die Sonderzahlungen hingegen<br />

nicht vollständig eingestellt, sondern<br />

nur gekürzt und anders verteilt werden,<br />

muss der Betriebsrat ins Boot<br />

geholt werden.<br />

Abbau von Arbeits- oder<br />

Urlaubszeit<br />

Der Abbau von Arbeitszeitguthaben<br />

oder Betriebsferien helfen zwar nicht,<br />

die Liquidität zu erhöhen, können<br />

sich aber positiv in der Bilanz niederschlagen.<br />

Bei Kurzzeitkonten kann<br />

das Unternehmen festlegen, dass<br />

Kurzarbeit stellt keine Option dar, wenn<br />

die Auftragsbücher gut gefüllt sind.<br />

Plusstunden durch Freizeitausgleich<br />

ausgeglichen werden, ohne dass die<br />

Mitarbeiter dem zustimmen müssen.<br />

Ausnahme: Die Zustimmung ist vertraglich<br />

vereinbart. Auch Betriebsferien<br />

kann das Unternehmen anordnen<br />

– in Unternehmen mit Betriebsrat<br />

ist dazu allerdings das Einverständnis<br />

des Betriebsrats nötig.<br />

Sanierungstarifvertrag<br />

verhandeln<br />

Nicht zuletzt wegen des Fachkräftemangels<br />

ist es auch in Krisenzeiten<br />

wichtig, die Stammbelegschaft stabil<br />

zu halten, um langfristig erfolgreich<br />

wirtschaften zu können. Sanierungstarifverträge,<br />

die mit der Gewerkschaft<br />

geschlossen werden, können<br />

hierzu beitragen. Sie sehen meist<br />

Einschnitte beim Entgelt vor; beispielsweise<br />

werden Zuschläge gekürzt,<br />

Sonderzahlungen ausgesetzt<br />

oder die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich<br />

heraufgesetzt. Im Gegenzug<br />

sichert der Arbeitgeber zu, für eine<br />

begrenzte Zeit auf betriebsbedingte<br />

Kündigungen zu verzichten und<br />

mancherorts auch in bestimmte Geschäftsbereiche<br />

zu investieren. Da<br />

solche Lösungen den Tarifparteien<br />

vorbehalten sind, kann der Betriebsrat<br />

in der Regel nicht Partner eines<br />

solchen Bündnisses sein. Dort, wo<br />

Arbeitgeber und Betriebsrat vertrauensvoll<br />

und betriebsnah zusammenarbeiten,<br />

können entsprechende<br />

Vereinbarungen gleichwohl gelingen.<br />

Im ersten Teil unserer Serie berichteten<br />

wir über Möglichkeiten der Staatshilfe<br />

und erleichterten Kreditvergabe für<br />

Unternehmen.<br />

*Die Autoren sind Rechtanwälte der<br />

Stuttgarter Kanzlei Menold Bezler<br />

Rechtsanwälte.<br />

www.menoldbezler.de<br />

•<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 21


Industrie & Technologie<br />

Deutschland<br />

Foto: Salzgitter Flachstahl GmbH<br />

Die rauen Umgebungsbedingungen in Warmwalzwerken stellen eine besondere Herausforderung für Messsysteme dar.<br />

Gemeinschaftsprojekt »ASRA«<br />

erschließt neue Messmöglichkeiten<br />

Kooperation entwickelt erstmals Radarverfahren zur Konturmessung<br />

der Walzgutkante innerhalb einer Warmwalzstraße<br />

Heiligenhaus/Hilchenbach. Um die Effizienz in der Produktion nachhaltig zu steigern, kooperieren<br />

die Unternehmen IMS Messsysteme GmbH, SMS group GmbH, IMST GmbH sowie der Lehrstuhl<br />

für Integrierte Systeme der Ruhr-Universität Bochum und das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik<br />

und Radartechnik FHR im Projekt »ASRA (Adaptive Regelung von Stahlbändern in<br />

Warmwalzstraßen auf Basis hochpräziser Radarsignalverarbeitungsverfahren)«: Erstmals soll<br />

nach Informationen der IMS Messsysteme GmbH mittels Radarverfahren eine Konturmessung<br />

der Walzgutkante innerhalb einer Warmwalzstraße realisiert werden. Variable Kantenformen,<br />

Skibildung sowie die Erkennung des Walzgutkopfes und -fußes nebst Geschwindigkeitsmessung<br />

sollen dank Echtzeitregelung hohe Energie- und Kosteneinsparungen aufgrund signifikant reduzierten<br />

Ausschusses ermöglichen.<br />

22 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Deutschland<br />

Industrie & Technologie<br />

Bei der Verarbeitung von<br />

Stahl- und Aluminiumband<br />

in Warmwalzwerken<br />

kann die Breite des Materials<br />

Angaben der SMS group GmbH<br />

zufolge lediglich in der Vorstraße<br />

gezielt beeinflusst werden. Das Erreichen<br />

der gewünschten Bandbreite mit hoher<br />

Genauigkeit erfordere neben der Beeinflussbarkeit<br />

der Breite über geeignete Stellglieder und einem<br />

geeigneten Regelsystem »auch ein ausreichend genaues,<br />

zuverlässiges und robustes Messsystem, welches auch<br />

unter den in einer Stahl-Vorstraße herrschenden rauen<br />

Umgebungsbedingungen (unter anderem Wasser, Dampf,<br />

große Hitze) dauerhaft funktioniert.« Die Radartechnik<br />

habe sich durch ihre Robustheit und Präzision als geeignete<br />

Technologie für solche Anwendungen erwiesen, wie<br />

IMS Messsysteme und das FHR mitteilten. Das zeigten die<br />

beiden Unternehmen bereits mit der Entwicklung einer<br />

radarbasierten Breitenmessung.<br />

Die sogenannte freie Endausbreitung am Vorgerüst<br />

stellt jedoch weiterhin eine große, noch ungelöste Herausforderung<br />

dar. »Die Ausformung der Breite im Bandfilet,<br />

aber insbesondere der Bandenden, ergibt sich aus dem<br />

Zusammenspiel von Stauch- und nachfolgendem Flachstich,<br />

Breitenreduktion und Rückbreitung«, erläutert Dr.<br />

Thomas Haschke von der SMS Group. Der Walzgutkopf<br />

ähnelt dabei typischerweise in seiner Form einer Zunge,<br />

das Walzgutende einem Fischschwanz. »Der Teil des Walzgutes,<br />

der aufgrund der Ausformungen der Bandenden<br />

von der Sollbreite abweicht und daher vor dem Einlaufen<br />

des Vorbandes in die Fertigstraße in der weiteren Bearbeitung<br />

abgeschnitten werden muss, kann einen Meter oder<br />

mehr betragen«, so Haschke. Um den Materialausschuss<br />

möglichst zu minimieren, wird die Anstellung der Stauchwalzen<br />

beim Durchlauf der Walzgutenden in Form kurzer<br />

Ausschläge, sogenannter »Short Strokes«, relativ zum<br />

Mittelteil weiter aufgefahren. Die optimale Fahrweise der<br />

Staucheranstellung hängt dabei von der aktuellen Form<br />

des Walzgutes und den gewählten Prozessparametern ab<br />

und muss daher für jeden Stich am Vorgerüst separat ermittelt<br />

werden. Da aufgrund fehlender Messdaten auf<br />

»Im Vorhaben ASRA soll<br />

zum ersten Mal eine präzise<br />

Abbildung der Kontur des Walzgutes<br />

und eine darauf basierende,<br />

schnelle und angepasste<br />

Regelung entwickelt werden.«<br />

Dr. Bettina Fischer, Abteilung Entwicklung<br />

bei IMS Messsysteme GmbH<br />

Modelle zurückgegriffen werden<br />

müsse, sei eine Optimierung<br />

und Anpassung der Fahrkurven<br />

an die tatsächlichen Gegebenheiten<br />

nur bedingt möglich,<br />

führt Haschke aus.<br />

»Als Konsequenz wird das Material<br />

heute üblicherweise mit einer gewissen<br />

Überbreite produziert, die in den nachfolgenden<br />

Kaltverarbeitungsprozessen besäumt werden muss. Der<br />

beim Schopfen der Bandenden und Besäumen der gewalzten<br />

Bänder anfallende Schrott wird zwar wieder eingeschmolzen,<br />

führt aber zu finanziellen Verlusten der Anlagenbetreiber.<br />

Damit hat die erzielbare Breitengenauigkeit<br />

einen erheblichen Einfluss auf Ausbringung, Ressourceneffizienz,<br />

CO 2<br />

-Bilanz und Kosten des Herstellungsprozesses«,<br />

teilt der Maschinen- und Anlagenbauer SMS group mit.<br />

Genaue und stabile Breitenmessung über die<br />

gesamte Walzgutlänge<br />

»Im Vorhaben ASRA soll zum ersten Mal eine präzise<br />

Abbildung der Kontur des Walzgutes und eine darauf<br />

basierende, schnelle und angepasste Regelung entwickelt<br />

werden«, erklärt Dr. Bettina Fischer vom Unternehmen<br />

IMS Messsysteme. »Auf diese Weise soll eine genaue und<br />

stabile Breitenmessung über die gesamte Walzgutlänge<br />

auch bei Skibildung (Aufbiegung des Walzgutkopfes) und<br />

variablen Kantenformen erreicht werden. ln Kombination<br />

mit einer Geschwindigkeitsmessung sowie einer genauen<br />

Erkennung des Walzgutkopfes und -fußes wird so erstmals<br />

eine an die aktuellen Walzgutparameter angepasste Breitenregelung<br />

an den Walzgutenden (Short-Stroke-Regelung)<br />

ermöglicht«, konkretisiert Fischer. Der Walzgutbereich,<br />

der von der Sollbreite abweiche und entfernt werden<br />

müsse, werde so verringert und ermögliche aufgrund<br />

des deutlich geringeren Materialausschusses hohe Energie-<br />

und Kosteneinsparungen.<br />

Dieses Vorhaben mit einer Laufzeit vom 01.<strong>07</strong>.2019 bis<br />

30.06.2022 wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für<br />

regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.<br />

www.ims-gmbh.de<br />

•<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 23


Industrie & Technologie<br />

Branche im Fokus<br />

Foto: Shutterstock<br />

Aufträge aus Kraftwerken haben dem Großanlagenbau im vergangenen Jahr noch Gewinne in Milliardenhöhe verschafft.<br />

Großanlagenbau: Digital und<br />

nachhaltig aus der Krise?<br />

Trend zur »grünen« Produktion stellt die Branche vor Trendwende<br />

Frankfurt/Main. Inmitten der Corona-Krise und Chinas kontroversen Handelspraktiken muss<br />

sich der deutsche Großanlagenbau einer zunehmenden Unsicherheit stellen. Während die Pläne<br />

für eine nachhaltige Produktion konkreter werden, eröffnen sich neue Geschäftsfelder.<br />

Von unserem Redakteur Niklas Reiprich<br />

Die wirtschaftlichen Auswirkungen<br />

der Corona-Pandemie<br />

schüren auch im Großanlagenbau<br />

hohe Unsicherheiten. Ein Rückgang<br />

der Auftragseingänge im laufenden<br />

Jahr erscheine demnach als<br />

unvermeidlich, so die Arbeitsgemeinschaft<br />

Großanlagenbau (AGAB) im<br />

Verband Deutscher Maschinen- und<br />

Anlagenbau (VDMA). Jürgen Nowicki,<br />

Sprecher der Arbeitsgemeinschaft,<br />

findet hinsichtlich der heiklen<br />

Lage dennoch optimistische Worte:<br />

»Der Großanlagenbau reagiert agil<br />

und flexibel auf diese herausfordernde<br />

Situation.«<br />

2019: Exportquote bei<br />

81 Prozent<br />

Im vergangenen Jahr lagen die Auftragseingänge<br />

mit 18,3 Milliarden<br />

Euro noch stabil auf dem Vorjahresniveau.<br />

So schreibt es der Fachverband<br />

in seinem aktuellen Lagebericht. In<br />

einem Jahr, das auch ohne den Einfluss<br />

der Corona-Krise von starkem<br />

Preis- und Wettbewerbsdruck sowie<br />

politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten<br />

geprägt war, habe sich die<br />

Branche gut behauptet. Erfreulich ist<br />

nach Angaben der AGAB, dass die<br />

Mitglieder des Fachverbandes 2019<br />

deutlich mehr Großaufträge als noch<br />

24 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Branche im Fokus<br />

Industrie & Technologie<br />

im Vorjahr verbuchten. Bei diesen zumeist<br />

schlüsselfertigen EPC-Projekten<br />

(Engineering, Procurement, Construction;<br />

Anm. d. Red.) spielen neben der<br />

Planung immer häufiger auch Bau,<br />

Betrieb und Wartung der Anlagen<br />

eine entscheidende Rolle.<br />

Die inländischen Bestellungen sind<br />

im vergangenen Jahr um zwei Prozent<br />

auf 3,6 Milliarden Euro gestiegen. Als<br />

besonders positiv stellt die AGAB die<br />

Entwicklung im Markt für Kraftwerke<br />

heraus, wo die Auftragseingänge erstmals<br />

seit 2014 wieder über der Milliarden-Euro-Marke<br />

notierten. Allerdings<br />

haben dort Großaufträge keine<br />

wesentliche Rolle gespielt, so der Verband.<br />

Vielmehr habe es sich in diesem<br />

Rahmen um Modernisierungsprojekte<br />

sowie Services gehandelt. »Dass sich<br />

dieser Aufschwung in den nächsten<br />

Jahren fortsetzen könnte, ist angesichts<br />

des absehbaren Endes der Kernenergie<br />

und der Kohleverstromung in<br />

Deutschland unwahrscheinlich«, prognostiziert<br />

Nowicki. Hingegen kamen<br />

über vier Fünftel der Bestellungen im<br />

vergangenen Jahr aus dem Ausland,<br />

das für das Geschäft im Großanlagenbau<br />

weiterhin eine große Bedeutung<br />

hat. 2019 lag die Exportquote wie im<br />

Vorjahr bei 81 Prozent, und das Auftragsniveau<br />

erreichte einen Wert von<br />

14,7 Milliarden Euro. Die USA sind der<br />

AGAB zufolge aufgrund mehrerer<br />

Großaufträge für metallurgische Anlagen<br />

der wichtigste Auslandsmarkt<br />

für die Branche: 1,5 Milliarden Euro<br />

spielten die Bestellungen aus dem<br />

Land ein.<br />

Starke Konkurrenz aus China<br />

Für die AGAB gilt der chinesische Anlagenbau<br />

branchenübergreifend als<br />

wichtigster Wettbewerber. 70 Prozent<br />

der VDMA-Großanlagenbauer<br />

zählen die Unternehmen der Volksrepublik<br />

zu ihren Hauptkonkurrenten.<br />

China unterliegt nicht den Beschlüssen<br />

der Organisation für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(OECD), zu dessen Mitgliedstaaten<br />

die entwickelten Industrieländer<br />

zählen – darunter auch Deutschland.<br />

Sie haben sich darauf geeinigt, bestimmte<br />

Mindeststandards bei öffentlich<br />

unterstützten Exportkrediten<br />

einzuhalten. Durch das Übereinkommen<br />

soll ein internationaler Subventionswettlauf<br />

zwischen den Ländern<br />

vermieden werden, bei dem sie der<br />

jeweiligen Exportwirtschaft Wettbewerbsvorteile<br />

durch die Gewährung<br />

von Exportkrediten verschaffen, die<br />

aus öffentlichen Mitteln subventioniert<br />

werden. China hingegen ist es<br />

laut AGAB dank seiner »weltweit<br />

Jürgen Nowicki, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft<br />

Großanlagenbau (AGAB)<br />

im Verband Deutscher Maschinen- und<br />

Anlagenbau (VDMA)<br />

größten staatlichen Exportförderung«<br />

gelungen, gezielt den<br />

OECD-Konsens zu unterbieten. Nun<br />

nehme das Land zunehmend Auslandsprojekte<br />

in den entwickelten<br />

Industrieländern ins Augenmerk – aus<br />

der Sicht des Fachverbandes ein unfairer<br />

Wettbewerbsvorteil.<br />

So hat sich die Wahrnehmung des<br />

gleichzeitig wichtigen Handelspartners<br />

im Maschinenbau gewandelt. Die<br />

bisher geduldeten Subventionsverzerrungen<br />

und der ungleiche Marktzugang<br />

seien nicht länger hinnehmbar,<br />

betont die AGAB. »China ist in vielen<br />

Bereichen schon lange kein Entwicklungsland<br />

mehr. Deshalb müssen für<br />

China die gleichen internationalen<br />

Handelsregeln wie für Deutschland<br />

oder die EU gelten«, fordert Ulrich<br />

Foto: Linde Engineering<br />

Ackermann, Leiter VDMA Außenwirtschaft.<br />

Vor diesem Hintergrund appelliert<br />

der Dachverband VDMA in einem<br />

Positionspapier an die deutschen und<br />

europäischen Institutionen, ihre handelspolitischen<br />

Instrumente zu überprüfen<br />

und den neuen Gegebenheiten<br />

anzupassen.<br />

Nachhaltige Produktion birgt<br />

Chancen<br />

Um in diesem herausfordernden<br />

Marktumfeld weiter bestehen zu<br />

können, setzt der Großanlagenbau<br />

auf ein breites Bündel technischer<br />

und planerischer Maßnahmen. Konkret,<br />

so die AGAB, arbeiten die Unternehmen<br />

daran, ihre Kompetenzen<br />

im Risiko- und Supply-Chain-Management<br />

sowie in der Finanzierung von<br />

Projekten zu stärken. Die Erschließung<br />

neuer Geschäftsfelder und<br />

Märkte werde ebenfalls mit Nachdruck<br />

forciert, betont der Fachverband.<br />

So setzt der Großanlagenbau<br />

verstärkt auf Technologien zur Einsparung<br />

von Energie und Treibhausgasen.<br />

»Die Branche ist mit ihrer umwelttechnischen<br />

Kompetenz ein<br />

Wegbereiter der Energiewende und<br />

ein zentraler Partner der Industrie bei<br />

der Erreichung globaler Klimaziele«,<br />

so Nowicki. Unter anderem entwickeln<br />

die Mitglieder des Fachverbandes<br />

Anlagen für eine CO 2<br />

-freie Energieerzeugung,<br />

Verfahren zum Recycling<br />

von Metallen oder Systeme zur<br />

Vermeidung von Emissionen.<br />

Darüber hinaus liefert die Branche<br />

Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff,<br />

die in der Energiewirtschaft der<br />

Zukunft als Stromspeicher und Energieträger<br />

eine zentrale Rolle spielen<br />

könnten. »Als Voraussetzung für die<br />

Etablierung eines solchen nachhaltigen<br />

Systems muss die Politik jedoch<br />

rasch verlässliche Rahmenbedingungen<br />

schaffen«, mahnt Nowicki zügiges<br />

Handeln an. Denn ohne die Nutzung<br />

erneuerbarer Energien kann der<br />

AGAB zufolge kein Sektor entscheidende<br />

Beiträge zum Klimaschutz erbringen.<br />

•<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 25


Special<br />

Stahl-Statistik<br />

Stahl weltweit<br />

Hier finden Sie wieder unsere jährliche STAHL-Statistik<br />

Welt-Rohstahlproduktion nach Regionen (Anteil in %)<br />

Quelle: World Steel Association,<br />

2019 vorläufige Daten<br />

Stahlproduktion der worldsteel-Länder (in 1000 t)<br />

2019 2018 Veränd. in %<br />

Deutschland 39.675 42.434 -6,5<br />

Italien 23.245 24.532 -5,2<br />

Frankreich 14.451 15.387 -6,1<br />

Spanien 13.581 14.320 -5,2<br />

Polen 9.065 10.167 -10,8<br />

Belgien 7.905 7.980 -0,9<br />

Österreich 7.423 6.885 7,8<br />

Großbritannien 7.225 7.268 -0,6<br />

Niederlande 6.657 6.813 -2,3<br />

Schweden 4.721 4.654 1,4<br />

Tschechische Republik 4.563 4.938 -7,6<br />

Finnland 3.474 4.146 -16,2<br />

Luxemburg 2.200 2.228 -1,3<br />

Ungarn 1.770 1.989 -11,0<br />

Griechenland 1.376 1.467 -6,2<br />

EU (28) 159.430 167.655 -4,9<br />

Türkei<br />

And. europ. Länder gesamt<br />

GUS gesamt (6)<br />

Russland<br />

Ukraine<br />

Nordamerika gesamt<br />

USA<br />

Kanada<br />

Südamerika gesamt<br />

Brasilien<br />

Asien gesamt<br />

China<br />

Indien<br />

Japan<br />

Südkorea<br />

26 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Stahl-Statistik<br />

Special<br />

Welt-Stahlhandel*: Import-Export-Bilanz 2019 / 2018– in Mio. t<br />

Quelle: Amtliche Außenhandelsstatistiken mit eigenen Berechnungen, z. T. geschätzt<br />

2019 2018 Veränd. in %<br />

2019 2018 Veränd. in %<br />

33.743 37.312 -9,6<br />

37.333 40.821 -8,5<br />

100.168 100.799 -0,6<br />

71.570 72.122 -0,8<br />

20.848 21.100 -1,2<br />

119.962 120.880 -0,8<br />

87.927 86.6<strong>07</strong> 1,5<br />

12.790 13.444 -4,9<br />

41.161 44.947 -8,4<br />

32.236 35.4<strong>07</strong> -9,0<br />

1.327.926 1.254.452 5,9<br />

996.342 920.027 8,3<br />

111.246 109.272 1,8<br />

99.284 104.319 -0,3<br />

71.421 72.464 -1,4<br />

Vietnam 20.066 14.0<strong>08</strong> 43,2<br />

Afrika gesamt 13.530 14.530 -6,9<br />

Ägypten 7.257 6.870 5,6<br />

Südafrika 5.666 6.327 -10,4<br />

Mittlerer Osten gesamt 7.257 6.870 5,6<br />

Iran 31900 24520 30,1<br />

Ozeanien gesamt 6.160 6.341 -2,9<br />

worldsteel gesamt (64 Länder) 1.848.548 1.786.0<strong>07</strong> 3,5<br />

Quelle: World Steel Association<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 27


Special<br />

Stahl-Statistik<br />

Top-Stahlhersteller des Jahres 2019<br />

Rohstahlproduktion in Millionen metrischer Tonnen<br />

2019<br />

Ranking<br />

Companies<br />

HQ<br />

Tonnage<br />

2019<br />

Tonnage<br />

2018<br />

Tonnage<br />

2017<br />

Tonnage<br />

2016<br />

1 ArcelorMittal(1) Luxemburg 97.31 96.42 97.03 95.45<br />

2 China Baowu Group(2) China 95.47 67.43 65.39 63.81<br />

3 Nippon Steel Corporation (3) Japan 51.68 49.22 47.36 44.65<br />

4 HBIS Group (4) China 46.56 46.80 45.56 46.18<br />

5 POSCO Südkorea 43.12 42.86 42.19 41.80<br />

6 Shagang Group China 41.10 40.66 38.35 33.25<br />

7 Ansteel Group China 39.20 37.36 35.76 33.19<br />

8 Jianlong Group China 31.19 27.88 20.26 16.45<br />

9 Tata Steel Group (5) Indien 30.15 27.27 25.11 24.49<br />

10 Shougang Group China 29.34 27.34 27.63 26.80<br />

11 Shandong Steel Group China 27.58 23.21 21.68 23.02<br />

12 JFE Steel Corporation Japan 27.35 29.15 30.15 30.29<br />

13 Valin Group China 24.31 23.01 20.15 15.48<br />

14 Nucor Corporation USA 23.09 25.49 24.39 21.95<br />

15 HYUNDAI Steel Company Südkorea 21.56 21.88 21.23 19.86<br />

16 IMIDRO (6) Iran 16.79 16.79 15.60 14.02<br />

17 JSW Steel Limited Indien 16.26 16.83 16.06 14.91<br />

18 Steel Authority of India Ltd. (SAIL) Indien 16.18 15.93 14.80 14.38<br />

19 Benx Steel China 16.18 15.90 15.77 14.40<br />

20 Fangda Steel China 15.66 15.51 15.11 13.68<br />

21 Novolipetsk Steel (NLMK) Russland 15.61 17.39 17.<strong>08</strong> 16.64<br />

22 Baotou Iron & Steel (Group) Co., Ltd. China 15.46 15.25 14.20 12.30<br />

23 China Steel Corporation Taiwan, China 15.23 15.88 15.33 15.52<br />

24 Techint Group (7) Argentinien 14.44 15.38 11.75 7.98<br />

25 Liuzhou Steel China 14.40 13.53 12.30 11.05<br />

26 Rizhao Steel China 14.20 14.95 14.98 13.86<br />

27 United States Steel Corporation USA 13.89 15.37 14.43 14.22<br />

28 EVRAZ Russland 13.81 13.02 14.03 13.53<br />

29 CITIC Pacific China 13.55 12.55 8.77 8.40<br />

30 Gerdau S.A. Brasilien 13.13 15.80 16.50 15.95<br />

31 Jingye Steel China 12.58 11.25 10.41 11.01<br />

32 Magnitogorsk Iron & Steel Works (MMK) Russland 12.46 12.66 12.86 12.54<br />

33 Shaanxi Steel China 12.45 11.38 10.24 7.30<br />

34 Sanming Steel China 12.40 11.68 11.19 10.39<br />

35 thyssenkrupp Deutschland 12.25 12.58 13.22 17.24<br />

36 Zenith Steel China 11.93 8.70 10.36 9.24<br />

37 Severstal Russland 11.85 12.04 11.65 11.63<br />

38 Tsingshan Stainless Steel China (e) 11.40 9.29 N.A. N.A.<br />

39 Nanjing Steel China 10.97 10.05 9.85 9.01<br />

40 Taiyuan Steel China 10.86 10.70 10.50 10.28<br />

53 Salzgitter AG Stahl und Technologie Deutschland 6.90 7.04 7.31 6.80<br />

76 Huttenwerke Krupp Mannesmann Deutschland (e) 4.39 4.39 5.90 4.78<br />

(1) Enthält Anteile von AM/NS India<br />

(2) Enthält Tonnage von Maanshan Steel und Chongqing Steel<br />

(3) Enthält Tonnage von NIPPON STEEL Stainless Steel Corporation, Sanyo Special Steel, Ovako, als auch Anteile von USIMINAS und in AM/NS India<br />

(4) Enthält Tonnage von Serbia Iron & Steel d.o.o. Beograd und MAKSTIL A.D. in Macedonia<br />

(5) Enthält Tonnage von Bhushan Steel Ltd.<br />

(6) Gemeinsame Tonnage von Mobarrakeh Steel, Esfahan Steel, Khuzestan Steel and NISCO<br />

(7) Enthält Anteile von USIMINAS<br />

Quelle: World Steel Association<br />

Hinweise zum Unternehmensbesitz und der Tonnagevermittlung:<br />

Für chinesische Unternehmen wurde die offizielle CISA-Tonnagen-Veröffentlichung herangezogen, außer dort, wo besondere Anmerkungen verzeichnet<br />

sind. Die Zahlen stellen die konsolidierte Tonnage bis 31. Dezember 2019 dar – einschließlich Tochtergesellschaften und Gemeinschaftsunternehmen.<br />

28 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Stahl-Statistik<br />

Special<br />

Stahl in China<br />

Jährliche Rohstahlproduktion – in Mio. t<br />

Quelle: worldsteel<br />

Entwicklung der globalen Stahlexporte (Steel Mill Products) 2014 – 2019*<br />

Globalen Stahlexporte (Mio. t):<br />

* 2019 vorläufig<br />

Quelle: Verschiedene nationale<br />

statistische Ämter,<br />

Berechnung von WV Stahl<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 29


Special<br />

Stahl-Statistik<br />

Stahl in der EU<br />

Stahlaußenhandel der EU-28<br />

Walzstahlaußenhandel in Mio. t<br />

Quelle: amtliche Außenhandelsstatistik<br />

Stahlaußenhandel der EU-28 im Jahr 2019 nach Regionen<br />

Quelle: amtliche Außenhandelsstatistik<br />

30 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Stahl-Statistik<br />

Special<br />

Stahlschrottausfuhr aus der EU (28) in 1000 t<br />

wichtigste Abnehmer<br />

2019 2018 Veränd. in %<br />

Türkei 12.021 12.111 -0,7<br />

Ägypten 2.015 1.624 24,1<br />

Indien 1.883 1.550 21,5<br />

Pakistan 1.642 1.621 1,3<br />

Bangladesch 956 714 33,9<br />

USA 528 817 -35,4<br />

Indonesien 525 496 5,8<br />

Schweiz 388 493 -21,3<br />

Norwegen 343 338 1,5<br />

284 426 -33,3<br />

Dritte Länder insgesamt 21.656 21.793 -0,6<br />

Quelle: Zollstatistik<br />

Stahlschrotteinfuhr in die EU (28) in 1000 t<br />

Quelle: Zollstatistik<br />

wichtigste Lieferanten<br />

2019 2018 Veränd. in %<br />

Schweiz 750 734 2,2<br />

Norwegen 504 445 13,3<br />

Russland 486 538 -9,7<br />

USA 304 179 69,8<br />

Libanon 137 44 211,4<br />

112 94 19,1<br />

Dritte Länder insgesamt 2.893 2.828 2,3<br />

Der Spezialist für Ihren Stahleinkauf!<br />

www.delta-qualitaetsstahl.de<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 31


Special<br />

Stahl-Statistik<br />

Einfuhrdruck in die Europäische Union: Zunahme der Importe<br />

Quelle: amtliche<br />

Außenhandelsstatistik<br />

Wichtigste Importländer in die EU 2019<br />

(Millionen Tonnen Walzstahl)<br />

Quelle: amtliche<br />

Außenhandelsstatistik<br />

WV Stahl<br />

*vorläufig<br />

32 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Stahl-Statistik<br />

Special<br />

Stahl in Deutschland<br />

Rohstahlproduktion in Deutschland<br />

Quelle: WV Stahl<br />

Umsatzerlöse der Stahlindustrie in Deutschland – in Mrd. €<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 33


Special<br />

Stahl-Statistik<br />

Stahlschrottausfuhr aus Deutschland in 1000 t<br />

2019 2018 Veränd. in %<br />

wichtigste Abnehmer<br />

Niederlande 1.757 1.566 12,2<br />

Italien 1.735 1.862 -6,8<br />

Luxemburg 1.096 1.238 -11,5<br />

Belgien 1.067 1.296 -17,7<br />

Frankreich 549 590 -6,9<br />

Österreich 312 274 14,0<br />

Slowenien 93 1<strong>08</strong> -13,9<br />

Spanien 92 41 123,3<br />

Polen 90 78 15,4<br />

Portugal 88 121 -27,2<br />

EU-Länder (28) 7.098 7.4<strong>07</strong> -4,2<br />

Dritte Länder 1.362 1.373 -0,8<br />

davon:<br />

Türkei 673 691 -2,6<br />

Schweiz 253 353 -28,4<br />

Indien 224 179 25,0<br />

Pakistan 118 100 17,8<br />

Insgesamt 8.460 8.780 -3,6<br />

Quelle: Destatis<br />

Stahlschrotteinfuhr nach Deutschland in 1000 t<br />

2019 2018 Veränd. in %<br />

wichtigste Lieferanten<br />

Tschechische Republik 872 944 -7,6<br />

Niederlande 763 693 10,1<br />

Polen 603 638 -5,6<br />

Frankreich 535 571 -6,4<br />

Schweden 236 249 -5,2<br />

Österreich 212 223 -5,0<br />

Dänemark 102 159 -35,6<br />

EU-Länder (28) 3.563 3.733 -4,6<br />

Dritte Länder 554 584 -5,0<br />

davon:<br />

Schweiz 270 254 6,1<br />

Norwegen 232 262 -11,5<br />

Russland 21 31 -29,7<br />

Insgesamt 4.117 4.317 -4,6<br />

Quelle: Destatis<br />

34 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Stahl-Statistik<br />

Special<br />

Deutschland: Stahlaußenhandel<br />

Quelle: amtliche Außenhandelsstatistik<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 35


Anzeige<br />

Special<br />

Baden-Württemberg<br />

Fotos (2): Weinmann Aach AG<br />

Die Geschäftsleitung<br />

des Stahl- und Metallhändlers<br />

Weinmann<br />

Aach: Gebhard Strähler,<br />

Sascha Rauter, Fritz<br />

Weinmann und Simon<br />

Schultz (v.l.n.r.)<br />

» Die externe Unterstützung<br />

bachte allen Beteiligten<br />

enorme Sicherheit.«<br />

Sascha Rauter,<br />

Vorstandsmitglied Weinmann Aach<br />

Weinmann Aach: Neue Vernetzung<br />

und digitale Vollintegration<br />

Metallzulieferer rüstet sich mit neuer Softwarelösung für die Zukunft<br />

Dornstetten/Herdecke. Moderner<br />

Stahl-/Metallhandel ist<br />

vielfältig, spannend und komplex.<br />

Und das gilt im besonderen<br />

Maß für Unternehmen,<br />

die so erfolgreich sind wie<br />

die Weinmann Aach AG. Der<br />

Dienstleister aus Baden-Württemberg<br />

verfügt nicht nur über<br />

sechs Standorte und rund 50<br />

Lkw, sondern auch über mehr<br />

als 400 motivierte Mitarbeiter.<br />

Da das Unternehmen in<br />

ganz Europa tätig ist, hat es<br />

besonders hohe Ansprüche<br />

an die neue ERP-Lösung m+m<br />

StahlPLUS von markmann +<br />

müller, die im Januar <strong>2020</strong> in<br />

Betrieb ging.<br />

Seit ihrer Gründung vor 70 Jahren<br />

hat sich die Firma Weinmann<br />

Aach zu einem innovativen mittelständischen<br />

Metallhandelsunternehmen<br />

entwickelt. Nun soll die Erfolgsgeschichte<br />

durch die kluge Investition<br />

in ein neues, starkes Soft -<br />

waresystem fortgeführt werden. Die<br />

Auswahl zählte für das Unternehmen<br />

zu einer der wichtigsten strategischen<br />

Entscheidungen der letzten Jahre.<br />

Hohe Anforderungen<br />

Nach einem gründlichen Auswahlprozess<br />

mit klaren Kriterien entschied<br />

sich der Vorstand zu einer Zusammenarbeit<br />

mit markmann + müller – und<br />

damit für einen Partner, der zukunftssichere<br />

Branchenlösungen mit einer<br />

ausgearbeiteten Einführungsstrategie<br />

bietet.<br />

Die Anforderungen der Weinmann<br />

Aach an die neue Branchenlösung waren<br />

hoch: Mehr als 200 User an sechs<br />

Standorten mussten eingebunden<br />

werden. Außerdem galt es, alle Bereiche<br />

– wie etwa Finanzbuchhaltung,<br />

Einkauf, Verkauf, Lager, Logistik,<br />

Anarbeitung und Versand – komplett<br />

zu integrieren. Zusätzlich war wichtig,<br />

alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

bestmöglich auf die Umstellung und<br />

die effiziente Arbeit mit dem neuen<br />

System vorzubereiten.<br />

Sascha Rauter, Mitglied des in<br />

Dornstetten im Schwarzwald ansässigen<br />

Unternehmens, begründet die<br />

hohe Komplexität der Anforderungen<br />

vor allem mit dem breiten Sortiment,<br />

das tagtäglich an Kunden aus dem<br />

gesamten metallverarbeitenden Gewerbe<br />

geliefert wird: Platten, Profile,<br />

Bleche, Rohre, Blank- und Stabstahl,<br />

Walzstahl, Edelstahl, Aluminium und<br />

Buntmetalle. Eine solche Bandbreite<br />

an Produkten und Services kombiniert<br />

mit einer beeindruckenden Infrastruktur<br />

– 40.000 Tonnen Halbzeuge lagern<br />

36 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Baden-Württemberg<br />

Special<br />

Anzeige<br />

Mit rund 50 Lkw beliefert<br />

der Metallzulieferer<br />

Weinmann Aach täglich<br />

Industrie, Handel und<br />

Handwerk.<br />

» Besonders die Corona-<br />

Krise, die alle Unternehmen<br />

vor neue und schwierige<br />

Herausforderungen stellt,<br />

zeigt, wie richtig unsere<br />

Entscheidung für ein neues<br />

System war.«<br />

Simon Schultz,<br />

Vorstandsmitglied Weinmann Aach<br />

auf mehr als 50.000 m² Hallenfläche,<br />

dazu kommt die Steuerung von über<br />

50 eigenen Lkw – verlangte eine<br />

durchdachte Branchenlösung, die all<br />

diese Anforderungen abdecken kann.<br />

Genaue Abbildung komplexer<br />

Prozesse<br />

Sascha Rauter fasst die Ausgangslage<br />

zusammen: »Wir investieren ständig<br />

in unsere eigene erfolgreiche Zukunft,<br />

dies gilt selbstverständlich auch<br />

für die Software, mit der wir arbeiten.<br />

Die Bedürfnisse unserer zufriedenen<br />

Kunden in ganz Europa steigen stetig<br />

und wir sind stolz auf unsere gesunde<br />

Unternehmensentwicklung. Wir<br />

brauchten daher eine Software-Lösung,<br />

die problemlos mitwachsen<br />

kann.«<br />

Vorstandskollege Simon Schultz ergänzt:<br />

»Selbstverständlich ist die Qualität<br />

unserer Produkte und unseres<br />

Services entscheidend für unseren Erfolg.<br />

Eine durchdachte ERP-Lösung,<br />

die unsere Mitarbeiter und unsere<br />

anspruchsvollen Prozesse optimal abdeckt,<br />

ist daher von immenser Bedeutung.«<br />

Zusammen mit dem auf den Stahl-/<br />

Metallmarkt spezialisierten Softwareunternehmen<br />

markmann + müller<br />

konnte Weinmann Aach seine<br />

komplexen Logistik- und Handelsprozesse<br />

in der bewährten Branchenlösung<br />

m+m StahlPLUS genau abbilden.<br />

Da diese Lösung auf bekannten Microsoft-Standards<br />

basiert, fanden sich die<br />

Mitarbeiter gut zurecht.<br />

Herausforderung gemeistert<br />

Ein großer Vorteil der ganz auf die<br />

Stahl-/Metallbranche zugeschnittenen<br />

Branchenlösung war die spezielle Einführungsmethodik<br />

»Projektschablone<br />

Mittelstand«, mit deren Hilfe die Berater<br />

von markmann + müller das Projekt<br />

in übersichtliche Phasen gliederten<br />

und mit regelmäßigen Erfolgskontrollen<br />

absicherten. Sascha Rauter<br />

bringt es auf den Punkt: »Die externe<br />

Unterstützung brachte allen Beteiligten<br />

enorme Sicherheit. Allerdings<br />

musste so manche Hürde genommen<br />

und viel Schweiß und Fleiß investiert<br />

werden. Ein Kindergeburtstag«, so<br />

der Vorstand weiter, »ist so eine Einführung<br />

natürlich nie. Aber am Ende<br />

können wir sagen, dass wir die große<br />

Herausforderung gemeistert und die<br />

richtigen Entscheidungen getroffen<br />

haben.«<br />

Simon Schultz ergänzt: »Mit m+m<br />

StahlPLUS sind wir nun bestens aufgestellt<br />

und können auch in Zukunft<br />

weiter unseren Erfolgskurs verfolgen.<br />

Die Vorteile sind enorm, denn endlich<br />

sind alle unsere Prozesse digital vernetzt<br />

und transparent, davon profitieren<br />

die Mitarbeiter, das Management,<br />

die Lieferanten und vor allem auch<br />

unsere Kunden. Besonders die Corona-Krise,<br />

die alle Unternehmen vor<br />

neue und schwierige Herausforderungen<br />

stellt, zeigt, wie richtig unsere<br />

Entscheidung für ein neues System<br />

war. Dank der neuen Vernetzung und<br />

der digitalen Vollintegration konnten<br />

wir verantwortungsvoll reagieren und<br />

unsere Mitarbeiter größtenteils zuhause<br />

im Homeoffice arbeiten lassen.<br />

Mit unserer bisherigen Architektur<br />

wäre dies unmöglich gewesen.«<br />

Kein Wunder, dass Sascha Rauter<br />

optimistisch nach vorne schaut: »Unser<br />

Motto lautet Menschen. Metalle. Motivation.<br />

Unser neues ERP-System sorgt<br />

dafür, dass wir diesem Slogan auch in<br />

Zukunft vollauf gerecht werden.« •<br />

www.weinmann-aach.de<br />

www.mumdat.de<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 37


Special<br />

Bayern<br />

Fotos (2): BAM GmbH<br />

Geschäftsführer Marco Bauer ist zufrieden mit dem ersten<br />

Jahr der Fertigungsplattform mipart.com<br />

Seit Kurzem können mipart-Kunden ihre lasergeschnittenen<br />

Blechteile online konfigurieren und in Auftrag geben.<br />

Mipart: Lasercutting gelauncht<br />

Mit Upgrade will das Unternehmen neue Zielgruppen erschließen<br />

Weiden in der Oberpfalz. Zum ersten Jahrestag der On-Demand-Manufacturing-Plattform »mipart.com«<br />

hat der Online-Konfigurator ein weiteres Upgrade erhalten. Seit Kurzem können die<br />

Nutzer neben zerspanend und additiv gefertigten Teilen auch ihre lasergeschnittenen Blechteile<br />

mittels Uploads eines CAD-Modells konfigurieren und bestellen.<br />

Damit haben wir jetzt alle gängigen<br />

Verfahren im Online-Konfigurator<br />

live«, freut<br />

sich Geschäftsführer Marco Bauer<br />

über die Erweiterung zum Lasercutting.<br />

Mit Aluminium, Stahl und Edelstahl<br />

stehen den Nutzern von mipart<br />

drei Materialien zur Auswahl. Die<br />

möglichen Bauteilgrößen liegen zwischen<br />

20 x 20 Millimetern und 1200 x<br />

600 Millimetern. Für die Fertigung, so<br />

die Entwickler der Plattform, kommen<br />

moderne Maschinen diverser Hersteller<br />

zum Einsatz. In der Endverarbeitung<br />

können die Nutzer ein Oberflächenfinish<br />

mit Korn 240 sowie ein<br />

Eloxal in schwarz oder Natur wählen.<br />

Anspruchsvolle Entwicklungsarbeit<br />

Bis zum »Go Live«, der erstmaligen<br />

Aufnahme des Lasercuttings in den<br />

Betrieb der Plattform waren drei Monate<br />

Softwareentwicklung notwendig,<br />

berichtet das bayerische Unternehmen.<br />

»Wir haben eine Vielzahl an<br />

möglichen Bauteilen betrachtet, um<br />

neben dem Bauteilpreis beispielsweise<br />

auch zu berechnen, wie viele Bauteile<br />

in einen Versandkarton passen«, erklärt<br />

Bauer. Der Geschäftsführer ergänzt,<br />

dass Lasercutting-Teile oftmals<br />

größere Abmessungen haben als beispielsweise<br />

zerspanend gefertigte<br />

Bauteile. Eine weitere Herausforderungen<br />

barg ihm zufolge das bei<br />

CAD-Modellen gängige DXF-Dateiformat.<br />

»Es gibt nur wenige DXF-Daten,<br />

mit denen eine automatisierte Kalkulation<br />

möglich ist. Zum Beispiel ist die<br />

Unterscheidung von Schnittkanten<br />

und Biegekanten sowie das Berechnen<br />

von Schnittfeldern oder nicht geschlossenen<br />

Linien automatisiert<br />

schlichtweg nicht möglich«, so Bauer.<br />

Positive Bilanz nach dem<br />

ersten Jahr<br />

Mit dem Launch von Lasercutting erwartet<br />

mipart eine Ausweitung der<br />

Zielgruppen sowie eine weitere Steigerung<br />

des Umsatzes. Die Erfahrungen<br />

aus 37 000 Anfragen im ersten<br />

Jahr seien »wertvoll und motivierend«<br />

gewesen. Jede zehnte Anfrage<br />

über den Online-Konfigurator habe<br />

bislang in einer Bestellung gemündet.<br />

Für die BAM GmbH, das Fertigungsunternehmen,<br />

dem die Plattform entstammt,<br />

hätten die online generierten<br />

Aufträge mehr als 51 Tage Auslastung<br />

der eigenen Maschinen<br />

zusätzlich zum klassischen Offline-Geschäft<br />

bedeutet. Zudem habe das Unternehmen<br />

durch die automatisierte<br />

Kalkulation der Bauteile viele Arbeitsstunden<br />

eingespart. »Wenn man<br />

pro Bauteil etwa eine Stunde Arbeitszeit<br />

für die manuelle Berechnung<br />

ansetzt, haben wir rund 130 000 Euro<br />

an Personalkosten gespart«, rechnet<br />

Bauer vor. So sei das Unternehmen<br />

ein Beispiel dafür, »dass sich intelligente<br />

Automatisierung in der Fertigung<br />

auszahlt«.<br />

Die Entwicklung der Künstlichen<br />

Intelligenz von mipart.com sei noch<br />

nicht abgeschlossen, betont das Unternehmen.<br />

Bohrungen und Passungen<br />

aus CAD-Dateien erkennt und berechnet<br />

der Online-Konfigurator bereits<br />

automatisiert, zukünftig soll dies auch<br />

für Schleifflächen gelten. Damit sollen<br />

dann auch Biegeteile automatisiert<br />

kalkuliert werden können.<br />

www.mipart.com<br />

•<br />

38 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Special<br />

Fertigungstechnik<br />

Fotos (4): Zoltán Fábián<br />

Die TFZ 4-2000 ist für den Großformenbau bis zu einer maximalen Bohrtiefe von 2 000 Millimetern mit einem Bohrdurchmesser<br />

bis 65 Millimeter ausgelegt.<br />

Fertigungsqualität auch eine<br />

Frage der Anlagentechnik<br />

Großteilbearbeitung: Effizienz für individuelle Werkzeugformen<br />

Nagyatád/Ungarn. Werkzeugbauer schaffen mit ihren Werkzeugen das Know-how für die Fertigung.<br />

Und so müssen auch die Unternehmen, die Komponenten für den Werkzeugbau herstellen,<br />

effiziente und verlässliche Abläufe sowie hohe Qualitätsstandards in ihrer Fertigung sicherstellen.<br />

Mit der richtigen Anlagentechnik gelingt das.<br />

Von Annedore Bose-Munde*<br />

Werkzeugbaufirmen beauftragen<br />

oft externe Partnerfirmen<br />

mit der Herstellung<br />

von Formaufbauten, Werkzeugplatten<br />

oder Formrahmen. Eine dieser<br />

Firmen ist Büttner & Co. Das Unternehmen<br />

aus dem ungarischen Nagyatád,<br />

das nur wenige Kilometer von<br />

der kroatischen Grenze entfernt ist,<br />

arbeitet für etwa 400 Werkzeugbaufirmen.<br />

Seit 1976 ist Dr. Thomas Büttner,<br />

Geschäftsführer des Unternehmens<br />

und Diplom-Ingenieur der Fachrichtung<br />

Automatik, in der Branche<br />

aktiv. Bevor er im Jahr 1992 seine eigene<br />

Firma gründete, arbeitete er in<br />

einem staatlichen Großunternehmen<br />

in Budapest, welches Komponenten<br />

für den Maschinen- und Werkzeugbau<br />

herstellt. In den ersten zwei bis<br />

drei Jahren nach der Unternehmensgründung<br />

war die Tätigkeit überwiegend<br />

geprägt durch den Handel mit<br />

Stahl, Werkzeugen und Normalien.<br />

Der wirtschaftliche Erfolg in diesem<br />

Segment war die Grundlage für die<br />

Weiterentwicklung des Unternehmens.<br />

Im Jahr 1995 wurde eine neue<br />

Halle gebaut und erste gebrauchte<br />

Maschinen wurden angeschafft. Die<br />

erste neue Anlage wurde 1999 gekauft.<br />

2012 erfolgte dann der Einstieg<br />

in die Großbearbeitung. Und<br />

bereits 2000 musste die Produktionsfläche<br />

erweitert werden.<br />

Thomas Büttner kennt den Markt<br />

und er weiß: Das Kerngeschäft des<br />

Werkzeugbaus ist die Herstellung des<br />

Werkzeugeinsatzes. Als Zulieferer er-<br />

40 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Fertigungstechnik<br />

Special<br />

hält er die Konstruktionen und Zeichnungen<br />

von den Werkzeugbaufirmen,<br />

um auf dieser Basis parallel zur<br />

eigentlichen Werkzeugfertigung die<br />

erforderlichen Formaufbauten professionell<br />

herstellen zu können. Ein<br />

wichtiger Fertigungsschritt ist dabei<br />

das Tieflochbohren. Auch die Erzeugung<br />

der formgebenden Oberfläche<br />

durch Fräsen oder Erodieren gehört<br />

dazu.<br />

»Bohren ist eine langsame Technologie.<br />

Und auch die anderen<br />

Fertigungsschritte kosten<br />

Zeit. Doch die Anlagentechnik<br />

ist teuer. Deshalb ist es<br />

wichtig, dass die Maschinen<br />

nicht nur leistungsfähig<br />

und effizient sind,<br />

sondern auch flexibel<br />

einsetzbar«, sagt Büttner.<br />

Und weiter: »So können<br />

letztendlich die Gesamtprozesse<br />

für die Werkzeugfertigung<br />

und somit auch<br />

die Lieferzeiten für den Endkunden<br />

verkürzt werden. Für den<br />

Werkzeugbauer zählen der Liefertermin,<br />

der Preis und die Qualität.«<br />

Konstruktiver Auswahlprozess<br />

Bereits im Jahr 2017 war die Anschaffung<br />

eines neuen Bearbeitungszentrums<br />

angedacht. Für Thomas Büttner<br />

war es im Auswahlprozess wichtig,<br />

dass der Maschinenhersteller nicht<br />

nur sein Handwerk versteht, sondern<br />

dass es auch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

ist. Schon 2009 hatte<br />

das Unternehmen eine erste Tiefbohrmaschine<br />

von Samag gekauft,<br />

zwei weitere folgten wenig später.<br />

»Ich bin überzeugt, dass das<br />

Preis-Leistungsverhältnis der Maschinen<br />

stimmt. Wir bekommen außerdem<br />

eine gute Unterstützung im<br />

Service-Bereich. Entweder können<br />

wir die Punkte über Fernwartung lösen<br />

oder ein Servicetechniker ist zeitnah<br />

vor Ort. Auch die technische Beratung<br />

oder die Beratung zu neuen<br />

Optionen ist gut«, betont Büttner.<br />

»Für die Groß-<br />

bearbeitung sind wir mit dem<br />

neuen Samag-Tiefbohr- und<br />

Fräszentrum gut aufgestellt. Auf<br />

dieser Basis möchten wir zukünftig<br />

neue Potenziale in weiteren<br />

Branchen erschließen.«<br />

Dr. Thomas Büttner,<br />

Geschäftsführer von Büttner & Co.<br />

Der Fokus von Büttner liegt auf der<br />

Großteilbearbeitung für den Werkzeugbau<br />

oder den Energiebereich.<br />

Die Werkzeugüberwachung sowie die<br />

Kühlmitteldruck- und Kühlmittelzuflusskontrolle<br />

sorgen für reibungslose<br />

Prozessabläufe. Ein Späneförderer gewährleistet<br />

den problemlosen Abtransport<br />

der Späne.<br />

Dafür sind große Tiefbohr- und Fräszentren<br />

wie die von Samag erforderlich.<br />

Momentan werden in Nagyatád<br />

Werkstückgewichte bis zu 25 Tonnen<br />

bearbeitet.<br />

Es folgte eine konstruktive Auseinandersetzung<br />

über die Bearbeitungsthematik<br />

und -dimensionen. »Wir<br />

hatten anfangs über eine TFZ 3L gesprochen.<br />

Die Intention bei der Firma<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 41


Special<br />

Fertigungstechnik<br />

Büttner war es ursprünglich, auf<br />

Werkzeuggewichte von 25 Tonnen zu<br />

orientieren. Das kann die Anlage leisten.<br />

Aber das ist eben auch das Maximalgewicht<br />

der Tischbeladung bei<br />

zentrischer Belastung«, sagt Samag-Vertriebsleiter<br />

Wolfram Schubotz.<br />

In der Praxis ist dies jedoch nicht<br />

immer möglich, denn das Werkstück<br />

kann nicht in jedem Fall zentrisch aufgespannt<br />

werden, da die Masseverhältnisse<br />

nicht immer in der Mitte des<br />

Tisches liegen. Das größere Tiefbohr-<br />

und Fräszentrum, die TFZ 4-2000, bietet<br />

mit einem hydrostatischen Tisch<br />

und einem Maximalgewicht von 40<br />

Tonnen mehr Sicherheit und auch<br />

mehr Flexibilität. Im Sommer 2018 fiel<br />

dann die finale Entscheidung für die<br />

Anschaffung einer TFZ 4-2000, und<br />

bereits im Frühjahr 2019 wurde sie<br />

installiert.<br />

Passgenaue Tiefbohrtechnik<br />

Die TFZ 4 ist für den Großformenbau<br />

bis zu einer maximalen Bohrtiefe von<br />

2 000 Millimetern und im Standard<br />

mit einem Bohrdurchmesser bis 40<br />

Millimeter ausgelegt. Durch das leistungsstarke<br />

Schaltgetriebe werden<br />

950 Newtonmeter Drehmoment für<br />

Bohrungen bis 65 Millimeter Durchmesser<br />

beziehungsweise eine Fräsbearbeitung<br />

mit über 700 Kubikmeter/<br />

Minute Spanvolumen erreicht. Die<br />

Werkzeugüberwachung sowie die<br />

Kühlmitteldruck- und Kühlmittelzuflusskontrolle<br />

sorgen für reibungslose<br />

Prozessabläufe. Ein Späneförderer<br />

gewährleistet zudem den problemlosen<br />

Abtransport der Späne.<br />

Beim Formenhersteller Büttner ist<br />

die Anlage nun seit einigen Monaten<br />

im Einsatz. Der Geschäftsführer ist mit<br />

der Investition zufrieden. »Die Samag-Maschinen<br />

sind meines Erachtens<br />

derzeit die modernsten Anlagen<br />

in diesem Segment. Sie zeichnen sich<br />

durch Effizienz und Flexibilität aus.<br />

Ein Beispiel ist die Schwenkung des<br />

Bohrbalkens um +/- 30 Grad. Fräsen<br />

Dr. Thomas Büttner, Geschäftsführer<br />

von Büttner & Co.<br />

und Bohren ist in einer Aufspannung<br />

möglich und auch weitere Operationen<br />

wie beispielsweise Gewindesenkungen<br />

sind realisierbar«, erklärt er.<br />

»In einem Zug können wir zwei Meter<br />

Tieflochbohrungen herstellen. Von<br />

beiden Seiten angegangen sind das<br />

insgesamt vier Meter.«<br />

Hauptgrund für die Anschaffung<br />

genau dieser Anlage waren die Effizienz<br />

und die damit verbundenen Zeiteinsparungen<br />

sowie die möglichen<br />

Dimensionen der Bearbeitung. Der<br />

Tisch mit einer Fläche von 3 000 x 2 000<br />

Millimetern ist belastbar bis 40 Tonnen.<br />

Doch es gibt weitere Vorteile, die<br />

nun generiert werden können. So<br />

können seit einem Jahr die Bohrbearbeitungen<br />

aus CAM heraus realisiert<br />

werden, ohne dass eine Papierzeichnung<br />

notwendig ist. Dies ist eine Option<br />

der Maschine, die über eine<br />

PC-Schnittstelle umgesetzt wird. Die<br />

Arbeitsvorbereitung wird durch die<br />

verschiedenen zur Verfügung stehenden<br />

Programme deutlich beschleunigt.<br />

Zudem ist weniger Papier nötig.<br />

»Nach anfänglicher Scheu sind die<br />

Bediener jetzt begeistert. Probleme<br />

beziehungsweise Fehler können vermieden<br />

werden, und wir haben eine<br />

gute Kontrollmöglichkeit«, sagt Büttner.<br />

Fest steht: Große Werkzeugplatten<br />

kosten sehr viel Geld. Und da kosten<br />

eben auch Fehler beim Tieflochbohren<br />

sehr viel Geld, denn Vieles<br />

kann nicht einfach repariert werden.<br />

Die Anlagenkonstruktion sichert<br />

zudem für den Bediener eine optimale<br />

Zugänglichkeit und einen kurzen<br />

Abstand zwischen Schwenklager und<br />

Bearbeitungsstelle. Durch stabile<br />

Werkzeugführungen ist ein präzises<br />

Arbeiten gewährleistet, auch beim<br />

Auftreten von hohen Querkräften.<br />

Auch Samag-Vertriebsleiter<br />

Wolfram Schubotz ist zufrieden: »Wir<br />

haben vertrauensvoll miteinander gearbeitet.<br />

Es waren ein kompetentes<br />

Miteinander und Verlässlichkeit mit<br />

Blick auf die Detailabsprachen. Ma-<br />

Maschinenbediener József Kovács erläutert die Prozessteuerung.<br />

Foto: Annedore Bose-Munde<br />

42 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Fertigungstechnik<br />

Special<br />

schinen in dieser Dimension sind immer<br />

eine besondere Herausforderung.«<br />

Weitere Marktpotenziale<br />

erschließen<br />

Die Firma Büttner beliefert Unternehmen,<br />

die Werkzeuge bauen für den<br />

Automobilbau, für die Herstellung<br />

von Haushaltsgeräten und Medizintechnik,<br />

für den Kunststoffbereich<br />

oder anderes. Bearbeitet werden dabei<br />

legierte und unlegierte Stähle.<br />

»Wir machen keine Serienfertigung.<br />

Wir bekommen vom Kunden die Modelle<br />

oder Konstruktionszeichnungen,<br />

um dann daraus Einzelteile zu<br />

fertigen. Das setzt eine hohe Flexibilität<br />

voraus. Gerade für den Großbearbeitungsbereich<br />

sind wir mit dem<br />

neuen Samag Tiefbohr- und Fräszentrum<br />

jetzt gut aufgestellt. Auf dieser<br />

Basis möchten wir zukünftig auch<br />

neue Potenziale in weiteren Branchen<br />

erschließen, wie beispielsweise<br />

im Energiesektor oder Maschinenbau«,<br />

sagt Thomas Büttner.<br />

Auch an die Unternehmensnachfolge<br />

hat Thomas Büttner gedacht. In<br />

spätestens fünf Jahren möchte er das<br />

Unternehmen an seinen Sohn übergeben<br />

haben. Dieser, so ist sich der Geschäftsführer<br />

sicher, bringt als Di plom-<br />

Ingenieur für Fertigungstechnologie<br />

und Maschinenbau mit internationalen<br />

Erfahrungen beste Voraussetzungen<br />

sowie neue Ideen und innovative<br />

Ansätze mit.<br />

*Die Autorin ist Journalistin und<br />

Diplom-Ingenieurin.<br />

www.buttner.hu<br />

www.samag.de<br />

•<br />

Hintergrund<br />

Büttner & Co.<br />

Das Unternehmen fertigt Werkzeugkomponenten<br />

für die Hersteller<br />

von Werkzeugen für die<br />

Automobilindustrie, die Medizin-<br />

und Verpackungstechnik,<br />

die Energetik und den Haushaltssektor.<br />

Etwa 70 Prozent<br />

der Umsätze werden im Export<br />

erzielt. Wichtigste Märkte sind<br />

Deutschland, Österreich, Benelux<br />

und andere europäische<br />

Länder.<br />

Büttner beschäftigt 279 Mitarbeiter<br />

und verfügt über eine<br />

Produktionsfläche von8 000<br />

Quadratmetern sowie einen<br />

modernen Maschinenpark von<br />

80 Drei- beziehungsweise Fünf-<br />

Achs-CNC-Maschinen. Im Unternehmen<br />

werden CNC-Bediener,<br />

Techniker, Schlosser, Dreher<br />

und Fräser ausgebildet sowie<br />

eine duale Ingenieur-Ausbildung<br />

ermöglicht.<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 43


Special<br />

Edelstahl<br />

Uhren: Wissen, was die Stunde<br />

geschlagen hat<br />

Anforderungen an Zeitmesser zunehmend gestiegen<br />

Düsseldorf. Zeit ist die physikalische<br />

Größe, die am genauesten<br />

gemessen werden kann.<br />

Ob Sonnenuhr nach antikem<br />

Vorbild oder Atomuhr neuester<br />

Generation: Wenn es darum<br />

geht, anzuzeigen, was die Stunde<br />

geschlagen hat, ist Edelstahl<br />

Rostfrei mit Qualitätssiegel seit<br />

Langem nahezu immer mit von<br />

der Partie.<br />

Sonnenuhren aus Edelstahl bestimmen<br />

die Tageszeit nach Sonnenstand<br />

und Schattenwurf.<br />

Von Ursula Herrling-Tusch*<br />

Wer die Zeichen der Zeit erkennt,<br />

setzt heute auf<br />

Entschleunigung – und<br />

auf Zeitmesser, die das Leben nicht<br />

nur takten, sondern Freude und<br />

Muße schenken. Längst gilt Zeit als<br />

Luxus, denn nur die wenigsten Menschen<br />

haben genug davon. So sind<br />

Uhren nützlicher Zeitgeber, modisches<br />

Accessoire, Statussymbol oder<br />

Geldanlage – dem Glücklichen schlägt<br />

bekanntlich keine Stunde. Wem die<br />

Zeit allerdings im Nacken sitzt, der<br />

sucht höchste Präzision. Im sportlichen<br />

Wettkampf wie den Olympischen<br />

Spielen, in Luft- und Raumfahrt<br />

oder in der Grundlagenforschung<br />

zählen Bruchteile von Sekunden. Hier<br />

entscheidet Genauigkeit über Sieg<br />

und Niederlage, Leben und Tod oder<br />

gibt Antworten auf fundamentale<br />

Fragen der Physik. Zeitsignale sind<br />

heute bis zur Nanosekunde (ns) – Milliardstel<br />

Sekunde – genau. Erreicht<br />

wird die immer höhere Genauigkeit<br />

der Uhren, indem die Schwingungsfrequenz<br />

der Taktgeber – gemessen<br />

in Hertz (Hz) – gesteigert wird. Im<br />

Gegensatz zu einer mechanischen<br />

Uhr mit einem Pendelausschlag pro<br />

Sekunde (1 Hz) beträgt die relative<br />

Abweichung bei Atomuhren, die zur<br />

Überwachung anderer Uhren oder<br />

für hochauflösende Radioteleskope<br />

eingesetzt werden, eine Sekunde Differenz<br />

in 30 Millionen Jahren. Auch<br />

die in jedem Auto oder Smartphone<br />

eingebauten GPS-Empfänger zur<br />

Ortsbestimmung via Satellitennavigation<br />

brauchen Atomuhren. Sie arbeiten<br />

mit einer Zeitdifferenz von 0,1 ns,<br />

was bei der Lichtgeschwindigkeit von<br />

299 792 Kilometern pro Sekunde ei-<br />

Foto: WZV / L.HEINEN Design GmbH<br />

44 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Edelstahl<br />

Special<br />

ner relativen Abweichung von gerade<br />

mal drei Zentimetern entspricht.<br />

In Schwung gekommen<br />

Atomuhren mit Edelstahlkomponenten der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt<br />

(PTB) liefern für Deutschland die verbindliche Uhrzeit.<br />

Bis Mensch und Technik so genau<br />

tickten, musste die Zeit allerdings<br />

jahrtausendelang mit der Zeit gehen.<br />

Der Beginn der Zeitmessung entsprach<br />

eher der Entdeckung der<br />

Langsamkeit: So wurde mit der Sonnenuhr<br />

vor über 2 500 Jahren die Tageszeit<br />

nach Sonnenstand und Schattenwurf<br />

bestimmt. Wasser-, Sandoder<br />

Kerzenuhren nahmen geraume<br />

Zeit später Füllstand oder Grad des<br />

Abbrennens als Maß. Eine neue Ära<br />

der Zeitmessung und damit den Weg<br />

zu mehr Genauigkeit läutete Anfang<br />

des 14. Jahrhunderts die Erfindung<br />

der mechanischen Uhren ein. Diese<br />

sogenannten Räderuhren bezogen<br />

ihre Energie aus Gewichten, die durch<br />

die Schwerkraft nach unten gezogen<br />

wurden. Ihre Taktgeber waren Pendel,<br />

deren Länge die Frequenz der<br />

Schwingung definiert. Dieser Uhrentyp<br />

begründete die Tradition der bis<br />

heute überall auf der Welt verbreiteten<br />

Rathaus-, Turm- und Kirchenuhren.<br />

Mit der zunehmenden Miniaturisierung<br />

von Metallfedern als Energiequelle<br />

wurden ab Anfang des 16.<br />

Jahrhunderts Taschenuhren, Ende des<br />

19. Jahrhunderts auch Armbanduhren<br />

möglich. In ihnen gab die sogenannte<br />

Unruh, ein hin und her<br />

schwingendes Rädchen, den Takt an.<br />

Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts<br />

eroberten Quarzuhren den<br />

Markt, die ein elektronischer Oszillator<br />

in eine Schwingungsfrequenz von<br />

106 Hz versetzte. Damit waren sie<br />

präziser als bis dahin jede andere Uhr<br />

und gewannen rasant an Bedeutung<br />

als Accessoire, Einrichtungsgegenstand,<br />

im Auto, auf Schiffen und in<br />

Flugzeugen. Bereits 1775 kam mit der<br />

Automatikuhr eine weitere bis heute<br />

populäre Alternative auf den Markt:<br />

Ein im Uhrwerk eingebauter Anker<br />

zieht die Uhr bei Bewegung eigenständig<br />

auf. Ähnlich bahnbrechend<br />

war im 21. Jahrhundert die Erfindung<br />

der Smartwatch, einer batteriebetriebenen<br />

elektronischen Armbanduhr,<br />

die neben der Uhrzeit eine Vielzahl<br />

an weiteren Informationen und Funktionen<br />

bietet. Sie bezieht – ebenso<br />

wie Funkuhren – die genaue Zeit<br />

durch ein Zeitsignal, das in Deutschland<br />

vom Langwellensender DCF77<br />

gesendet wird. Dieser wiederum erhält<br />

die präzise Sekunde von Atomuhren<br />

der Physikalisch-Technischen<br />

Bundesanstalt (PTB), die gemäß »Einheiten-<br />

und Zeitgesetz« die für<br />

Deutschland verbindliche Uhrzeit liefern.<br />

Mit der Entwicklung optischer<br />

Atomuhren hat der Wettlauf um die<br />

genaueste Zeit erneut begonnen.<br />

Ihre mehr als 10 000-fach höhere<br />

Taktfrequenz wird die Genauigkeit<br />

einer herkömmlichen Atomuhr um<br />

das Hundertfache übertreffen.<br />

Glänzend konstruiert<br />

Einen maßgeblichen Beitrag zu<br />

Schönheit, Robustheit und Leistungs-<br />

Foto: WZV / Physikalisch-Technische Bundesanstalt<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 45


Special<br />

Edelstahl<br />

Foto: WZV / SL Rasch GmbH<br />

Foto: WZV / L’Epée 1839<br />

Lagerringe aus Edelstahl Rostfrei gewährleisten die nötige<br />

Stabilität der gigantischen Uhr am Mecca Royal Clock Tower.<br />

Die Tischuhr Time Machine mit Edelstahlpropellern<br />

wird mit Handaufzug aufgezogen.<br />

fähigkeit der unterschiedlichsten Uhrentypen<br />

liefert Edelstahl Rostfrei. In<br />

Turmuhren trotzen handwerklich gefertigte,<br />

bis zu 4,5 Meter im Durchmesser<br />

große Zifferblätter aus Edelstahl<br />

Wind und Wetter. Zusammen<br />

mit handgefertigten Zeigern aus<br />

nichtrostendem Stahl machen sie<br />

weithin sichtbar, wofür die Zeit im<br />

Ort gerade reif ist. Antriebswellen<br />

aus dem ebenso widerstandsfähigen<br />

wie wartungsarmen Werkstoff gewährleisten,<br />

dass Turmuhren nicht<br />

aus dem Takt kommen und den enormen<br />

Belastungen durch Windlasten<br />

oder vom Glockenspiel ausgelösten<br />

Schwingungen dauerhaft standhalten.<br />

Der Mecca Royal Clock Tower<br />

neben der Heiligen Moschee ist mit<br />

601 Metern Höhe eine der größten<br />

Turmuhren der Welt: Vier gläserne<br />

Zifferblätter mit einem Durchmesser<br />

von 43 Metern weisen in alle Himmelsrichtungen.<br />

Die begehbaren Minutenzeiger<br />

sind 23 Meter lang und<br />

3,5 Meter breit. Ihre Energie bezieht<br />

die gigantische Uhr aus einem Solarantrieb,<br />

die Signale für die exakte<br />

Uhrzeit erhält sie von einer eigenen<br />

Atomuhr. Für die nötige Stabilität der<br />

entsprechend großen und schweren<br />

Verzahnungsteile des Uhrwerkgetriebes<br />

sorgen Lagerringe aus Edelstahl<br />

Rostfrei mit Qualitätssiegel. Auch bei<br />

Wand- oder Tischuhren setzt nichtrostender<br />

Stahl Maßstäbe – in den Uhrwerken<br />

ebenso wie in variantenreichen<br />

Zifferblattgestaltungen. Neue<br />

Wege geht dabei eine quadratische<br />

Wanduhr aus gebürstetem Edelstahl,<br />

die statt mit Zeigern und Ziffern die<br />

Uhrzeit in Worten anzeigt. Utopisch<br />

– nicht nur vom Preis – ist ein Modell<br />

namens Time Machine, auf dessen<br />

drei Füßen aus beschichtetem Edelstahl<br />

ein drehbarer Mineralglaszylinder<br />

liegt. Ihn verschließen an beiden<br />

Enden Edelstahl-Propeller, mit denen<br />

die Tischuhr gestellt und der Manufakturkaliber<br />

1855 mit Handaufzug<br />

aufgezogen wird.<br />

Universell bewährt<br />

Die mit Abstand am meisten produzierten<br />

Zeitmesser sind allerdings<br />

Armbanduhren. Ob in der Haute Horlogerie,<br />

die durch erlesene Materialien<br />

und höchste Handwerkskunst als<br />

Statussymbol und Sammlerstück gleichermaßen<br />

begehrt ist, in angesagten<br />

Smartwatch-Modellen wie der Apple<br />

Watch oder in Gebrauchsuhren für<br />

jeden Geldbeutel: Zu einem der beliebtesten<br />

und deshalb mit am häufigsten<br />

verarbeiteten Materialien für<br />

Gehäuse, Bänder, Zifferblatt oder<br />

Krone gehört Edelstahl Rostfrei. Angenehmer<br />

Tragekomfort, kühle Eleganz<br />

und sportlicher Chic sprechen<br />

für den mit internationalem Markenzeichen<br />

geschützten Werkstoff. Fast<br />

in allen Modellen kommen hochwertige<br />

Edelstahl-Profile zum Einsatz.<br />

Gehäuse werden aus warmgewalztem,<br />

Uhrenarmbänder aus kaltgewalztem<br />

Edelstahl gefertigt. Für die<br />

filigranen Zahnräder ist mit extremer<br />

Präzision kaltgezogener nichtrostender<br />

Stahl Werkstoff der Wahl. Die<br />

meisten Uhrenhersteller setzen dabei<br />

auf die Werkstoffgüte 1.4404 (316L),<br />

die perfekte Eigenschaften durch ihre<br />

Robustheit, Korrosionsbeständigkeit<br />

und im jahrelangen Dauereinsatz unverändert<br />

attraktive Optik mitbringt.<br />

Bei Luxusuhren findet vermehrt auch<br />

nichtrostender austenitischer Stahl<br />

der Güte 1.4539 (904L) Verwendung.<br />

Hoher Molybdängehalt und zugleich<br />

sehr niedriger Kohlenstoffgehalt machen<br />

ihn extrem widerstandsfähig<br />

und verleihen ihm nach dem Polieren<br />

einen besonders hellen Glanz. Immer<br />

häufiger werden auch Modelle aus<br />

Duplex-Edelstahl angeboten. Für die<br />

meisten Menschen gehört heute eine<br />

46 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Edelstahl<br />

Special<br />

Foto: Apple<br />

Smartwatches wie die Apple Watch<br />

aus Edelstahl Rostfrei bieten neben<br />

der Uhrzeit eine Vielzahl an weiteren<br />

Informationen.<br />

Armbanduhr zum normalen Leben<br />

dazu – zu Ikonen wurden einige Modelle<br />

durch Raumfahrer, Tiefseetaucher<br />

oder Geheimagenten. So trug<br />

Neil Armstrong bei seinem Mondspaziergang<br />

anno 1969 einen Chronometer,<br />

der seitdem Moonwatch genannt<br />

wird. Zwei Apollo-Missionen später<br />

ermöglichte die gleiche Uhr der Besatzung<br />

der Apollo 13 trotz ausgefallener<br />

Bordelektronik die Rückkehr<br />

zur Erde. 2019 widerstand eine Armbanduhr<br />

beim Tauchgang zum tiefsten<br />

Punkt der Erde einem Druck von<br />

1500 bar bei 15000 Metern Tiefe. Legendär<br />

ist auch die mit schier unglaublichen<br />

Gadgets ausgestattete<br />

Edelstahluhr von James Bond als<br />

wirksame Waffe gegen die Bösewichte<br />

der Welt. Aber auch ohne solch<br />

fiktive Raffinessen setzt die Zeit überall<br />

Zeichen – im Alltag, zu Wasser, in<br />

der Luft oder zu Lande. Mit Edelstahl<br />

Rostfrei sind diese Zeitzeichen unvergänglich<br />

und schreiben deshalb häufig<br />

sogar (Sammler-)Geschichte. •<br />

*Die Autorin ist Geschäftsführerin<br />

von impetus.PR, Agentur für Corporate<br />

Communications GmbH.<br />

www.wzv-rostfrei.de<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 47


Anwender<br />

Automotive<br />

Kraftfahrzeugtechnik: Die perfekte Welle<br />

Prototypenbau und Beschichtung im Wettlauf mit der Zeit<br />

Lüneburg. Auf der Tube <strong>2020</strong> in Düsseldorf will<br />

der Hersteller von Laserprojektions- und Messsystemen,<br />

LAP, die neue Smart Core Pro-Software<br />

für die Konturmessung von Langprodukten<br />

vorstellen. Sie ermöglicht laut Hersteller<br />

die tiefe Integration der Geometriedaten in die<br />

zunehmend vernetzte Produktionsumgebung<br />

der Walzwerke und macht sie so für die prozessübergreifende<br />

Nutzung der Daten in der<br />

Smart Factory verfügbar.<br />

Von Ursula Herrling-Tusch*<br />

Als Technologieführer in der Entwicklung und Herstellung<br />

von Fahrwerkskomponenten ist Neapco<br />

mit Hauptsitz in Michigan, USA, Tier-One-Lieferant<br />

(»Ebene-Eins-Lieferant«, der direkt an einen Erstausrüster<br />

liefert, Anm. d. Red.) der weltweiten Automobilindustrie.<br />

Die Neapco Europe GmbH mit Sitz in Düren entwickelt<br />

und produziert Antriebswellen, Differenziale und<br />

Radnaben für nahezu alle Premiumautomobilhersteller in<br />

Europa. Seit Sommer 2018 wird hier auch der StreetScooter<br />

für die Deutsche Post gefertigt. Zugleich ist der Prototypen-Shop<br />

des Dürener Standorts das unternehmensweite<br />

Kompetenzzentrum von Neapco für die Entwicklung<br />

neuer Komponenten. Von hier aus werden die Applikationsingenieure<br />

global gesteuert, und auch die Fertigung<br />

sämtlicher Prototypen des Konzerns erfolgt im rheinländischen<br />

Düren. Ob Antriebsstrang für Verbrennungs-,<br />

Hybrid- oder Elektromotor, ob Front- oder Heckantrieb,<br />

geländegängiger SUV oder Allradmodell: Neapco legt<br />

Antriebswellen, Gelenke und Manschetten maßgeschneidert<br />

auf die jeweilige Technologie und Einbausituation<br />

an. Durch standortübergreifend integrierte Konstruktion,<br />

Produktion, Qualitätssicherung und Logistik unterstützt<br />

das Unternehmen seine Kunden von der ersten Idee über<br />

die Entwicklung und Erprobung bis zur Serienproduktion.<br />

Alles aus einer Hand<br />

Die partielle Maskierung von Antriebselementen vor der<br />

Beschichtung erfordert viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung.<br />

Zum Einsatz kommen dabei Technologien und Prozesse,<br />

die ausgereifte Lösungen gewährleisten. Dafür bietet der<br />

Prototypen-Shop ein umfassendes Portfolio an Antriebswellen,<br />

das im Laufe der Jahre mit den verschiedenen<br />

OEMs (»Original Equipment Manufacturer« oder Erstausrüster,<br />

Anm. d. Red.) immer weiterentwickelt wurde.<br />

Abhängig von der benötigten Kraftübertragung wählen<br />

die Neapco-Ingenieure aus diesem Baukasten den geeigneten<br />

Wellentyp – sei es eine für Pkw übliche Hohlwelle,<br />

eine für Lkw aus Stabilitätsgründen erforderliche Vollwelle,<br />

ein Rohr, eine geknetete Welle oder eine Welle im<br />

Dogbone-Format. Bei der fahrzeugspezifischen Auslegung<br />

der technisch anspruchsvollen Komponenten gilt es dann,<br />

im Rahmen eines umfangreichen Prototypenprozesses<br />

Crashverhalten, Fahrkomfort, Geräuschminimierung, Gewicht,<br />

Haltbarkeit, Kraftübertragung, Passgenauigkeit,<br />

Reibungswiderstände, Stabilität, Wendekreis und Korrosionsbeständigkeit<br />

so zu optimieren, dass die Antriebswelle<br />

all diese Anforderungen möglichst effizient erfüllt.<br />

Erst wenn die Welle in den nachfolgenden Labor- und<br />

Praxistests ihre perfekte Performance beweist, wird sie in<br />

Linie produziert.<br />

Jederzeit skalierbar<br />

Ob Längs-, Seiten- oder Kardanwelle: Am Anfang steht<br />

immer ein maßgeschneidertes Konzept. Auf Basis detaillierter<br />

Spezifikationen des Kunden zu Rad- und Getriebeabständen,<br />

Material, Form und Art der Abschlussstellen,<br />

Drehmoment, Gewicht und Leistung erarbeiten die Experten<br />

von Neapco ein Design, das sie mit den Konstrukteuren<br />

der Kunden abstimmen. Dabei ist ein Grundprinzip<br />

des Unternehmens aus Düren, die vorderen Wellen immer<br />

Foto: Fotos (3): Neapco Europe GmbH<br />

48 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Automotive<br />

Anwender<br />

gleich zu gestalten, um unterschiedliche Schwingungen<br />

zu vermeiden. Um dem Kunden neben der reinen Idee<br />

möglichst schnell auch ein erstes Ergebnis zu präsentieren,<br />

kombiniert Neapco in der Entwicklung mechanische und<br />

virtuelle Verfahren. Kurze Entscheidungswege ermöglichen<br />

es, Prototypen sehr kurzfristig anzufertigen und in<br />

Serie zu überführen. So fräst Neapco im Prototypen-Shop<br />

Bauteile wie Glocken oder Tulpen als Einbauprobe oder<br />

für Pre-Tests aus dem Vollen oder schweißt auch schon<br />

mal Wellen für eine erste Anmutung zusammen. Sogar<br />

Arbeiten wie Kneten sind durch den Zugriff auf die Linienproduktion<br />

im eigenen Haus kurzfristig realisierbar. Mit<br />

dieser enormen Flexibilität und aufgabenbezogenen<br />

Skalierbarkeit behauptet sich das in Deutschland größenmäßig<br />

eher mittelständische Unternehmen erfolgreich im<br />

starken Wettbewerb. In mehrstufigen Tests werden die<br />

Prototypen anschließend bis zu 2 500 Prüfzyklen, deren<br />

Ablauf vom Kunden detailliert vorgegeben wird, ausgesetzt.<br />

Dabei werden sie sowohl auf dem eigenen Prüfstand<br />

von Neapco als auch seriennah im Realbetrieb auf dem<br />

Testgelände und in Straßentests auf Effizienz, Funktionalität<br />

und Lebensdauer getestet.<br />

Beschichtung im Kickstart<br />

Zwischen 50 und 200 Prototypen werden von jeder Welle<br />

gebaut, bis sie serienreif ist und bei Neapco je nach Einsatzzweck<br />

als Kleinstserie oder in großer Stückzahl produziert<br />

wird. Im Schnitt liefert das Unternehmen pro Jahr<br />

bis zu 5 000 einzelne Assemblies – Komplettsysteme aus<br />

Antriebswellen mit Gelenken und Manschetten. Dabei<br />

erwarten vor allem die Hersteller der Premiummarken,<br />

dass die Wellen bereits im Prototypenstadium mit Korrosionsschutz<br />

beschichtet sind. Die Spezialbeschichtung soll<br />

den Komponenten zugleich das wertige Aussehen der<br />

späteren Serienprodukte verleihen – eine aufwendige und<br />

stets sehr zeitkritische Aufgabe. Seit vielen Jahren vertraut<br />

Neapco auf die verfahrenstechnische Kompetenz von<br />

Pallas. Ob die Beschichtung ausgeschlagener Lager mit<br />

Hartmetall, Hartverchromen als Verschleiß- oder Korrosionsschutz<br />

für Wellen oder Antihaftbeschichtung für Ab-<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 49


Anwender<br />

Automotive<br />

Foto: Foto: Pallas GmbH & Co. KG<br />

Beschichtungseinsatz bei Pallas, einem Unternehmen für<br />

Oberflächentechnik aus Würselen bei Aachen.<br />

füllmaschinen: Dank vieler Anlagen, Werkstoffe und Verfahren<br />

verfügt Pallas über eine Menge von Lösungsmöglichkeiten.<br />

Abhängig vom Verfahren und vom Werkstoff<br />

können Schichtdicken von 20 Mikrometern bis zu mehreren<br />

Millimetern realisiert werden. Nahezu keine Einschränkungen<br />

bei den Grundwerkstoffen und eine fast unbegrenzte<br />

Auswahl an Beschichtungswerkstoffen begründen<br />

die Einsatzbandbreite des thermischen Beschichtens.<br />

Durch die Kombination mehrerer thermischer Spritzverfahren<br />

verbessert Pallas oftmals die Effizienz der Bearbeitung<br />

noch weiter. Diese Erfahrung in der Erstellung individuell<br />

angepasster, thermischer Beschichtungen qualifizierte<br />

Pallas auch für die Beschichtung der Antriebswellen.<br />

Die Herausforderung begann bereits bei dem verzugsarmen<br />

Auftrag der elektrostatischen Pulverbeschichtung.<br />

Um die Maßhaltigkeit der gehärteten Wellen zu bewahren,<br />

musste zunächst ein Pulver gefunden werden, das<br />

bei Niedrigtemperatur verschmilzt. Üblich sind Pulver, die<br />

bei Temperaturen von 180 Grad Celsius und höher verarbeitet<br />

werden. Für die Beschichtung der Antriebswellen<br />

durfte die Temperatur jedoch 160 Grad Celsius keinesfalls<br />

überschreiten, um unter deren Anlasstemperatur zu bleiben.<br />

Pallas half dem Automobilzulieferer bei der Auswahl<br />

des geeigneten Kunststoffpulvers. Eine zweite Herausforderung<br />

besteht regelmäßig in der aufwendigen händischen<br />

Maskierung für die Beschichtung. Eine Vielzahl<br />

unzugänglicher Stellen und Spezialabdeckungen bieten<br />

viele Möglichkeiten zum Scheitern. Bei jedem Bauteil ist<br />

die Maskierung mit verschiedenen Spezialbändern sehr<br />

zeitaufwendig. Bei Wellen für Elektroautos besteht die<br />

Herausforderung beispielsweise darin, anstelle üblicher<br />

radialer Maskierungen eine Abdeckung der Oberseite zu<br />

gewährleisten. Die Lösung: Nach dem Entfetten und<br />

Maskieren werden die Wellen bei Pallas mit Edelkorund<br />

gestrahlt. Anschließend wird das Kunststoffpulver<br />

elektrostatisch mit der Pistole appliziert und im Ofen vernetzt.<br />

Die Kunden von Neapco erwarten eine extrem schnelle<br />

Lieferung der gewünschten Komponenten. Da diese Bauteile<br />

noch nicht beschichtet sind, bleibt auch für Pallas nur<br />

eine minimale Reaktionszeit: Durchlaufzeiten von nur zwei<br />

Tagen sind keine Seltenheit. Doch als Experte für anspruchsvolle<br />

Oberflächentechnik kann Pallas trotz aufwendiger<br />

technischer Rahmenbedingungen und extremen<br />

Zeitdrucks die Beschichtungen just in time realisieren. •<br />

*Die Autorin ist Geschäftsführerin der Agentur impetus.PR.<br />

https://pallaskg.de<br />

Ob Antriebswelle, Verbindungsstücke, Gelenke oder Manschetten: Maßgeschneiderte<br />

Komponenten als Prototypen mit Korrosionsschutzbeschichtungen<br />

Zur Beschichtung der Außengelenke und<br />

deren Stirnverzahnung setzt Neapco auf<br />

das Werkstoff- und Verfahrens-Knowhow<br />

des Unternehmens Pallas.<br />

50 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Baubranche<br />

Anwender<br />

Die Baubranche konnte auch in den Lockdown-geprägten<br />

Befragungsmonaten März<br />

und April relativ ungestört weiterarbeiten.<br />

Foto: Shutterstock<br />

Trotz Corona: Bauunternehmen<br />

bleiben gefasst<br />

Umsatzerwartungen variieren geografisch<br />

Düsseldorf. Die deutschen Bauunternehmen rechnen trotz der<br />

derzeit schwierigen Wirtschaftslage mit einem akzeptablen oder<br />

sogar guten Umsatzjahr <strong>2020</strong>. Das zeigt die aktuelle Baubarometerbefragung<br />

des Beratungsunternehmen BauInfoConsult.<br />

Im Rahmen der Studie »Jahresanalyse<br />

<strong>2020</strong>/2021« hat das Düsseldorfer Institut<br />

BauInfoConsult in den ersten<br />

sechs von Corona geprägten Wochen<br />

deutschlandweit telefonische Interviews<br />

mit 600 Bau-Akteuren zu ihren<br />

Umsatzerwartungen im Angesicht der<br />

Krise erhoben. Vor allem die 150 befragten<br />

Bauunternehmer blieben größtenteils<br />

gelassen, lautet ein Ergebnis.<br />

Trotzdem müsse jedes dritte Unternehmen<br />

mit deutlichen Verlusten rechnen.<br />

Nach Angaben des Beratungsunternehmens<br />

rechnen nur 16 Prozent<br />

der Bauunternehmen damit, <strong>2020</strong> ihren<br />

Umsatz steigern zu können. Allerdings<br />

ginge mit 48 Prozent jeder zweite<br />

Bauunternehmer davon aus, dass<br />

das Umsatzjahr <strong>2020</strong> in etwa gleich<br />

ausfallen wird wie im Jahr 2019.<br />

»Dieser Optimismus vieler Bauunternehmer<br />

ist auf den ersten Blick erstaunlich:<br />

Schließlich sind die Neuaufträge<br />

im Bauhauptgewerbe im März<br />

erheblich gesunken und auch bei den<br />

Auftraggebern im Wirtschafts- und<br />

Wohnungsbau ist die Lage alles andere<br />

als rosig«, schreibt BauInfoConsult<br />

in einer Pressemitteilung.<br />

Bauunternehmen bleiben<br />

optimistisch<br />

Andererseits konnte das Bauhandwerk<br />

auch in den Lockdown-geprägten<br />

Befragungsmonaten März und<br />

April zwar unter Auflagen, aber dennoch<br />

relativ ungestört weiterarbeiten.<br />

Andere Wirtschaftszweige wie<br />

etwa Gastronomie und Tourismus<br />

hingegen wurden stillgelegt. »Auch<br />

die hohen Auftragsbestände aus den<br />

Vormonaten stärken vielen Bauunternehmen<br />

immer noch den Rücken«,<br />

berichtet BauInfoConsult. Ein weiteres<br />

Plus sei der recht große Anteil des<br />

Neubaus im Auftragsportfolio.<br />

Allerdings spüre auch jedes dritte<br />

Bauunternehmen die negativen Folgen<br />

der Coronakrise und hätte die<br />

eigenen Umsatzerwartungen entsprechend<br />

gesenkt, so BauInfoConsult. Mit<br />

einem deutlichen Umsatzrückgang<br />

über fünf Prozent würden 15 Prozent<br />

der Bauunternehmer rechnen.<br />

Hintergrund<br />

Über die Studie<br />

Die Ergebnisse des Baubarometers<br />

<strong>2020</strong> stammen aus der Studie<br />

»Jahresanalyse Deutschland<br />

<strong>2020</strong>/2021: Bauwirtschaft –<br />

Kennzahlen & Perspektiven«<br />

von BauInfoConsult. Die vollständige<br />

Studie ist ab diesem<br />

Monat erhältlich und soll alle bis<br />

dahin bekannten Kennzahlen<br />

zur Baubranche berücksichtigen,<br />

die für die Bauprognose in Zeiten<br />

von Corona relevant sind.<br />

Themen dieser Studie sind unter<br />

anderem die Hochbauprognose<br />

<strong>2020</strong> und 2021 sowie die Entwicklung<br />

der Modernisierung<br />

und Sanierung in Deutschland.<br />

»Dabei scheint auch die Stärke der<br />

Restriktionen in den verschiedenen<br />

Bundesländern einen gewissen Einfluss<br />

auf die Umsatzeinschätzungen<br />

gehabt zu haben«, schreiben die Berater.<br />

In nördlichen Ländern wie<br />

Schleswig-Holstein seien die Grenzkontrollen<br />

und Bestimmungen sehr<br />

viel strenger gewesen als im westlichen<br />

Nordrhein-Westfalen. »Entsprechend<br />

unterschiedlich pessimistisch<br />

fielen die Umsatzerwartungen in den<br />

beiden Regionen Nord und West<br />

aus«, so BauInfoConsult. nr •<br />

http://bauinfoconsult.de<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 51


Menschen & Events<br />

Seitenblick<br />

Vorübergehender Schutz<br />

hinter dem Rettungsschirm:<br />

Dank Soforthilfen,<br />

Überbrückungszahlungen<br />

und Krediten haben in<br />

den vergangenen Wochen<br />

nur wenige Unternehmen<br />

mangels Liquidität infolge<br />

der Corona-Krise aufgeben<br />

müssen.<br />

Foto: Shutterstock<br />

Eingeschränkte Sicht<br />

Staatshilfen und ausgesetzte Insolvenzantragspflicht verschleiern den<br />

tatsächlichen Zustand vieler Betriebe<br />

Wird mein Kunde die Rechnung bezahlen? Ist mein Lieferant ein verlässlicher Geschäfts -<br />

partner? Solche Fragen sind derzeit schwerer denn je zu beantworten. Denn staatliche Hilfszahlungen<br />

und die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht verschleiern die wahre Verfassung<br />

vieler Unternehmen.<br />

Von unserem Autor Stefan Weber<br />

Im Umgang mit staatlichen Stellen<br />

hat mancher Unternehmer in den<br />

Wochen des Lockdowns gänzlich<br />

neue Erfahrungen gemacht. Schon<br />

zwei oder drei Tage nachdem er einen<br />

Antrag auf Soforthilfe gestellt<br />

hatte, war das Geld auf seinem Konto.<br />

Ohne Nachfragen. Unkompliziert<br />

und unbürokratisch. In Rekordgeschwindigkeit<br />

haben Bund und Länder<br />

seit Ende März nicht rückzahlbare<br />

Milliarden-Beträge überwiesen,<br />

um Umsatz- und Einnahmeverluste<br />

von Betrieben auszugleichen. Zusätzlich<br />

sorgte die staatliche Förderbank<br />

KfW mit Überbrückungskrediten dafür,<br />

dass Unternehmen liquide blieben.<br />

Auch Sparkassen und Volksbanken,<br />

traditionell wichtige Finanzpartner<br />

des Mittelstands, weiteten ihre<br />

Kreditvergabe zuletzt kräftig aus.<br />

Dank Soforthilfen, Überbrückungszahlungen<br />

und Krediten haben in den<br />

vergangenen Wochen nur wenige<br />

Unternehmen mangels Liquidität aufgeben<br />

müssen. Das Statistische Bundesamt<br />

registrierte im April 13,4 Prozent<br />

weniger Insolvenzen als zwölf<br />

Monate zuvor. Dazu beigetragen hat<br />

auch die rückwirkend zum 1. März<br />

gesetzlich verfügte Aussetzung der<br />

Insolvenzantragspflicht. Demnach<br />

sind Unternehmen, die in den Strudel<br />

der Corona-Pandemie geraten sind,<br />

aber Aussicht haben, eine bestehende<br />

Zahlungsunfähigkeit zu beseitigen,<br />

von der Insolvenzantragspflicht befreit.<br />

Zuvor musste ein in Bedrängnis<br />

geratenes Unternehmen spätestens<br />

drei Wochen nach Eintreten des Insolvenzgrunds<br />

einen Insolvenzantrag<br />

stellen.<br />

52 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Seitenblick<br />

Menschen & Events<br />

Experten erwarten<br />

Insolvenzwelle<br />

Hinzu kommt: Zwischen dem Antrag<br />

und der Eröffnung eines Regelinsolvenzverfahrens<br />

vergehen mitunter<br />

Wochen. Erst nach der Entscheidung<br />

des Gerichts über Eröffnung oder Abweisung<br />

eines Verfahrens gehen die<br />

entsprechenden Fälle in die Statistik<br />

ein. Diese Bearbeitungszeit hatte sich<br />

durch den teilweise eingeschränkten<br />

Betrieb der zuständigen Insolvenzgerichte<br />

zuletzt verlängert. Somit ist es<br />

keine Überraschung, dass sich die<br />

durch die Corona-Pandemie ausgelöste<br />

wirtschaftliche Krise bisher nicht<br />

in einem Anstieg der eröffneten Insolvenzverfahren<br />

niedergeschlagen<br />

hat.<br />

Wenn in diesen Wochen die Wirtschaft<br />

wieder hochfährt, kommt es<br />

zur Bewährungsprobe, insbesondere<br />

für Hilfeempfänger: Es muss sich zeigen,<br />

ob ihr Geschäftsmodell in der<br />

neuen Normalität tragfähig ist oder<br />

ob sie in der Lage sind, es an die nunmehr<br />

geltenden Gegebenheiten anzupassen.<br />

Manches Unternehmen,<br />

das sich zuletzt durch Liquiditätshilfen<br />

Luft verschafft hat, steckte bereits<br />

vor der Pandemie in Schwierigkeiten<br />

und wird nun, wenn es schlecht läuft,<br />

möglicherweise zeitverzögert die<br />

Tore schließen müssen. »Wir gehen<br />

davon aus, dass im Herbst eine Insolvenzwelle<br />

anrollen wird«, meint Volker<br />

Ulbricht, Hauptgeschäftsführer<br />

»Wenn in diesen Wochen<br />

die Wirtschaft wieder hochfährt,<br />

kommt es zur Bewährungsprobe,<br />

insbesondere<br />

für Hilfeempfänger: Es muss<br />

sich zeigen, ob ihr Geschäftsmodell<br />

in der neuen<br />

Normalität tragfähig<br />

ist.«<br />

des Verbandes der Vereine Creditreform.<br />

Das ist eine bedrohliche Aussicht<br />

auch für kerngesunde Unternehmen.<br />

Denn sie müssen fürchten, mit<br />

in den Abwärtssog zu geraten – indem<br />

sie mit Partnern Geschäfte machen,<br />

für die sie am Ende kein Geld<br />

erhalten. Welche Löcher das reißen<br />

kann, zeigt ein einfaches Beispiel: Ein<br />

Betrieb mit einer Umsatzrendite von<br />

vier Prozent, der eine Forderung in<br />

Höhe von 10 000 Euro abschreiben<br />

muss, benötigt einen Mehrumsatz von<br />

250 000 Euro, um diese Lücke zu füllen.<br />

Nur noch gegen Vorkasse zu liefern,<br />

um kein Risiko einzugehen, ist<br />

auch keine Lösung. »Das verlangsamt<br />

die Prozesse, bremst Lieferketten aus<br />

– und findet beim Kunden keine Akzeptanz«,<br />

betont Volker Ulbricht.<br />

Corona beschleunigt<br />

Veränderungsprozesse<br />

Der Königsweg lautet: für maximale<br />

Transparenz sorgen. Denn wer viel<br />

über seine Geschäftspartner weiß,<br />

kann das Ausfallrisiko vergleichsweise<br />

gut abschätzen und seine Prozesse<br />

entsprechend gestalten. Dienstleister<br />

wie Creditreform verzeichnen seit<br />

März eine verstärkte Nachfrage nach<br />

Auskunftsprodukten. Die Unternehmen<br />

erkennen, dass sie Prävention<br />

betreiben müssen - nicht nur mit Blick<br />

auf ihre Kunden, sondern auch hinsichtlich<br />

ihrer Lieferanten, denn deren<br />

Ausfall kann schnell einen Stopp<br />

der eigenen Produktion auslösen.<br />

Besonders gefragt sind Monitoring-Produkte,<br />

also Lösungen, die<br />

Unternehmen zeitnah über Veränderungen<br />

bei Kunden oder Lieferanten<br />

informieren, die sich unmittelbar auf<br />

die Zahlungsfähigkeit auswirken.<br />

Thomas Schulz, verantwortlich für<br />

Vertrieb und Wirtschaftsinformation<br />

bei Creditreform Dresden, rät Unternehmen,<br />

ihre Abläufe im Forderungsmanagement<br />

und in der Risikobewertung<br />

neu zu denken. Es<br />

sei gefährlich, wenn Betriebe aufgrund<br />

langjähriger Geschäftsbeziehungen<br />

darauf vertrauten, ihre Kunden<br />

gut zu kennen und keine weiteren<br />

Vorsichtsmaßnahmen ergriffen.<br />

»Die Corona-Krise beschleunigt viele<br />

Veränderungsprozesse. Was früher<br />

Jahre gedauert hätte, passiert nun<br />

innerhalb von Monaten. Deshalb ist<br />

es so wichtig, zusätzliche Informationen<br />

einzuholen und Abläufe anzupassen«,<br />

so Schulz. Er hat eine einfache<br />

Erklärung, warum dies vielen Unternehmen<br />

schwerfällt: »Nach neun<br />

Boom-Jahren ist der Blick für Risiken<br />

nicht mehr so scharf. Und viele junge<br />

Betriebe erleben gerade ihre erste<br />

Krise überhaupt. Sie verfügen über<br />

keine Erfahrungen auf diesem Feld.«<br />

Aktive Finanzkommunikation<br />

ist wichtig<br />

Viel Zeit zum Lernen gibt es nicht.<br />

Zunächst geht es vor allem darum,<br />

durch ein konsequentes Forderungsmanagement<br />

die Liquidität zu sichern.<br />

»Forderungen bezahlt zu bekommen,<br />

um eigene Verbindlichkeiten<br />

bedienen zu können, wird in den<br />

nächsten Wochen ein Wettlauf, den<br />

derjenige gewinnt, der als erstes startet«,<br />

meint Schulz.<br />

Um ihre finanzielle Stabilität zu<br />

wahren, sollten Unternehmen ihren<br />

Blick jedoch nicht auf Kunden und<br />

Lieferanten verengen. Wichtig ist<br />

auch eine aktive eigene Finanzkommunikation.<br />

Gerade jetzt sollte jeder<br />

Betrieb darauf achten, welche Informationen<br />

über ihn bei Auskunfteien<br />

gespeichert sind und prüfen, ob es<br />

Optimierungsmöglichkeiten gibt,<br />

etwa durch eine Zertifizierung der<br />

Bonität. Denn diese Angaben werden<br />

ihrerseits verstärkt von Geschäftspartnern,<br />

Banken und Kreditversicherern<br />

abgefragt.<br />

»Der Königsweg lautet:<br />

für maximale Transparenz<br />

sorgen. Denn wer viel<br />

über seine Geschäftspartner<br />

weiß, kann das Ausfallrisiko<br />

vergleichsweise<br />

gut abschätzen.«<br />

•<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 53


Menschen & Events<br />

Stahlkultur<br />

Fernrohr in die<br />

Vergangenheit<br />

Foto: ESA<br />

54 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Stahlkultur<br />

Menschen & Events<br />

Mit 30 Einsatzjahren hat das Hubble-Weltraumteleskop<br />

HST (Hubble Space Telescope) die kühnsten Erwartungen<br />

als Fernrohr in die Vergangenheit übertroffen – und ist alles<br />

andere als am Ende. Seine Unverwüstlichkeit verdankt es<br />

einer ausgeklügelten Konstruktion, abenteuerlichen Reparatureinsätzen<br />

von fünf Astronautenteams und der robusten<br />

Konstitution von Materialien wie Edelstahl Rostfrei.<br />

Mehr über den unermüdlich spähenden Methusalem<br />

erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der Zeitschrift<br />

»stahlmarkt«.<br />

www.wzv-rostfrei.de<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 55


Menschen & Events<br />

Termine<br />

Termin / Ort Thema Veranstalter Info / Kontakt<br />

1.–3.9.<strong>2020</strong><br />

Online<br />

8.–10.9.<strong>2020</strong><br />

Online<br />

Feuerfest Online-Seminar ECREF events@ecref.eu<br />

seminars.ecref.eu<br />

D-EXPO Metall Carl Hanser Verlag GmbH +49 8999 8300<br />

www.hanser-tagungen.de/d-expo<br />

29.–30.9.<strong>2020</strong><br />

Düsseldorf<br />

Pit Furnace Symposium<br />

Friedr. Lohmann GmbH Werk<br />

für Spezial- und Edelstähle<br />

+49 2302 7014 0<br />

www.lohmann-conference.com<br />

30.9.--2.10.<strong>2020</strong><br />

Wien, AT<br />

Metal Additive Manufacturing<br />

Conference<br />

Austrian Society for Metallurgy<br />

and Materials (ASMET)<br />

+43 3842 402 2290<br />

www.mamc<strong>2020</strong>.org<br />

27.-30.10.<strong>2020</strong><br />

Online<br />

Euroblech -<br />

Digital Innovation Summit<br />

Mack Brooks Exhibitions +44 1727 814 400<br />

www.euroblech.com/<strong>2020</strong>/deutsch/<br />

18.–19.11.<strong>2020</strong><br />

Aachen<br />

Aachener Stahlkolloquium<br />

»steel and more«<br />

Institut für Eisenhüttenkunde,<br />

RWTH Aachen University<br />

+49 2418 095 809<br />

www.ask<strong>2020</strong>.de<br />

30.11.–2.12.<strong>2020</strong><br />

Antwerpen, BE<br />

ECHT <strong>2020</strong> – European<br />

Conference on Heat Treatment<br />

A3TS +33 145 2622 35<br />

www.a3ts.org<br />

7.–11.12.<strong>2020</strong><br />

Düsseldorf<br />

8.–11.12.<strong>2020</strong><br />

München<br />

wire - Tube <strong>2020</strong> Messe Düsseldorf GmbH +49 2114 560 01<br />

www.wire.de, www.tube.de<br />

automatica Messe München GmbH +49 8994 920 720<br />

www.automatica-munich.com/de/<br />

25.–28.1.2021<br />

Birmingham, UK<br />

MACH 2021<br />

The Manufacturing<br />

Technologies Association<br />

+44 020 7298 6402<br />

www.machexhibition.com<br />

21.–25.2.2021<br />

Seoul, KR<br />

11 th International Conference<br />

on Molten Slags, Fluxes and<br />

Salts (MOLTEN 2021)<br />

The Korean Institute of Metals<br />

and Materials<br />

+82 2 565 3571<br />

www.molten<strong>2020</strong>.org/<br />

2.–5.3.2021<br />

Leipzig<br />

9.–12.3.2021<br />

Hannover<br />

17.–18.3.2021<br />

Ulm<br />

InTEC 2021 Leipziger Messe GmbH +49 341 678 0<br />

www.messe-intec.de<br />

Euroblech 2021 Mack Brooks Exhibitions +44 1727 814 400<br />

www.euroblech.com/<strong>2020</strong>/deutsch/<br />

Coiltech Deutschland 2021 QuickFairs +39 02 8723 4050<br />

www.quickfairs.net<br />

18.–19.3.2021<br />

Aachen<br />

Die virtuelle Gießerei – Status<br />

und zukünftige Entwicklungen<br />

RWTH International Academy<br />

gGmbH<br />

+49 241 8097 861<br />

www.aachener-giessereikolloquium.de<br />

22.–24.3.2021<br />

Freiberg<br />

4. Freiberger-Feuerfest-<br />

Symposium<br />

Deutsche Keramische<br />

Gesellschaft e.V.<br />

+49 2203 989 8770<br />

www.ffs<strong>2020</strong>.dkg.de<br />

12.–15.4.2021<br />

Hannover<br />

Hannover Messe 2021 Deutsche Messe +49 511 890<br />

www.hannovermesse.de<br />

56 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


Personen<br />

Menschen & Events<br />

Foto: Sikora<br />

Dr. Jörg Wissdorf<br />

Jörg Wissdorf ist neuer Vorstand bei Sikora<br />

Die Sikora AG hat zum 1. März Dr. Jörg Wissdorf als neuen Vorstand berufen. Er wird als<br />

Nachfolger von Harry Prunk eingearbeitet, der nach über 45 Jahren bei Sikora in den Ruhestand<br />

gehen wird. Nach einer gemeinsamen Übergangszeit mit Prunk soll Wissdorf die Bereiche<br />

Vertrieb, Marketing und Service übernehmen. Der promovierte Luft- und Raumfahrtingenieur<br />

arbeitete zuvor in verschiedenen leitenden Positionen im Vertrieb und Marketing<br />

sowie als Geschäftsführer bei nationalen und internationalen Unternehmen.<br />

Schmolz + Bickenbach: Wechsel in Konzernleitung<br />

Die Gruppe Schmolz + Bickenbach hat bekanntgegeben, Dr. Markus Boening spätestens zum 1. Oktober <strong>2020</strong><br />

zum Chief Financial Officer (CFO) und Mitglied der Konzernleitung zu ernennen. Damit folgt der 53-Jährige auf<br />

den amtierenden CFO Matthias Wellhausen, der sich nach Angaben des Konzerns dazu entschieden hat, das<br />

Unternehmen nach erfolgter Refinanzierung im Laufe des Jahres zu verlassen. Boening verfügt über mehr als<br />

15 Jahre internationale Erfahrung als CFO in mehreren Industrieunternehmen der Automobilzulieferer-, der<br />

Stahl- und der pharmazeutischen Industrie. Zuletzt hatte er diese Position bei der Tekfor Holding inne.<br />

Personelle Veränderungen bei Technotrans<br />

Im Vorstand und Aufsichtsrat von Technotrans hat es personelle Veränderungen<br />

gegeben. Zum 1. Mai ist Michael Finger, 49, als CSO in den Vorstand des<br />

Konzerns berufen worden, und seit dem 1. August ist er Sprecher des Vorstandes<br />

(CEO). Der diplomierte Maschinenbauingenieur war bisher international in<br />

verschiedenen leitenden Positionen tätig – unter anderem bei Winkelmann Automotive.<br />

Darüber hinaus ist Dieter Schäfer, seit 2010 Mitglied des Aufsichtsrates<br />

von Technotrans, aus persönlichen Gründen als Anteilseignervertreter aus-<br />

Michael Finger und Andrea Bauer<br />

geschieden. Als Nachfolgerin für das Amt wurde Andrea Bauer gewählt. Die Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin<br />

war zuletzt Mitglied der Geschäftsführung der VDM Metals Holding sowie als CFO der VDM Metals Group tätig.<br />

Foto: Technotrans<br />

Heikki Malinen wird CEO von Outokumpu<br />

Foto: Outokumpu<br />

Heikki Malinen<br />

Seit dem 16. Mai ist Heikki Malinen der neue Präsident und CEO des finnischen Stahlherstellers<br />

Outokumpu, heißt es seitens des Verwaltungsrats des Unternehmens. Sein Vorgänger Roeland<br />

Baan hat sein Amt am 15. Mai niedergelegt und leitet seit Juni die dänische Chemiegesellschaft<br />

Haldor Topsoe. Malinen hat zuvor als CEO bei der Posti Group Corporation und bei<br />

Pöyry PLC gearbeitet. Dem waren verschiedene Führungspositionen bei UPM in den USA und<br />

in Finnland vorausgegangen. Bereits seit 2012 ist Malinen zudem Mitglied des Aufsichtsrates<br />

von Outokumpu, aus dem er anlässlich seiner neuen Position Ende April ausgeschieden ist.<br />

Inserentenverzeichnis<br />

ALMAMET GmbH 29<br />

Andernach & Bleck GmbH & Co. KG 35<br />

Bepro Blech und Profilstahl<br />

GmbH & Co. KG 2<br />

BIEBER + MARBURG GMBH + CO KG 9<br />

BOBE Industrie-Elektronik 7<br />

BSH Bandstahl-Service-Hagen GmbH 31<br />

Burghardt + Schmidt GmbH 31<br />

Business-Control Software GmbH 45<br />

Coiltec Maschinenvertriebs GmbH 7<br />

DELTA Qualitätsstahl GmbH 31<br />

DM-Stahl GmbH 31<br />

Egon Evertz GmbH & Co. KG 35<br />

ferrex gmbh 35<br />

HFS Hagener Feinblech Service GmbH 35<br />

ISM Ibero Stahl GmbH 35<br />

Karl Diederichs GmbH & Co. KG 59<br />

markmann + müller<br />

datensysteme gmbh 36, 37, 60<br />

NORDWEST Handel AG 31<br />

Peter Drösser GmbH 13<br />

Salzgitter AG 1<br />

Schages GmbH & Co. KG 7<br />

SHR Sheffield Hi-Tech 29<br />

Universal Eisen und Stahl GmbH 31, 49<br />

Verlag Focus Rostfrei GmbH 43, Beilage<br />

Voß Edelstahlhandel GmbH & Co. KG 47<br />

Walzstahlhandel Essen GmbH 7<br />

Walzwerke Einsal GmbH 35<br />

Wanko Informationslogistik GmbH 7<br />

Warenzeichenverband Edelstahl<br />

Rostfrei e.V. 41<br />

<strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong> 57


Vorschau & Impressum<br />

Ausblick<br />

VORSCHAU 09.<strong>2020</strong><br />

Foto: ESA<br />

30 Jahre Weltraumteleskop Hubble<br />

30 Jahre, immer für eine Überraschung gut und weltweit verehrt: Was klingt wie der<br />

Aufstieg zur Pop-Ikone, ist die Erfolgsbilanz eines Veteranen. Das Hubble-Weltraumteleskop<br />

HST (Hubble Space Telescope) umkreist 15 Mal pro Tag die Erde – immer auf der<br />

Suche nach Schwarzen Löchern, fernen Galaxien und fremden Planeten. Materialien wie<br />

Edelstahl machen die Mission möglich.<br />

Die NOBL-Paneele aus Edelstahl<br />

gewährleisten eine zuverlässige<br />

Isolierung von Hubble.<br />

Herzstücke der modernen Logistik<br />

Mehr als 2 200 automatische Lagersysteme hat KASTO bereits in aller Welt<br />

realisiert – dabei ist dieser Geschäftsbereich im Vergleich zur Sägetechnik<br />

noch relativ jung. Der Erfolg der Sparte beginnt in den 1970er-Jahren und ist<br />

nach Unternehmensangaben bis heute ungebrochen.<br />

Foto: KASTO Maschinenbau<br />

GmbH & Co. KG<br />

Die ersten Lagerverwaltungssysteme<br />

arbeiten damals noch<br />

mit Lochkarten.<br />

Foto: Jebens GmbH<br />

Die Highend-Schweißnähte des<br />

90-Tonnen-Kopfstücks erforderten<br />

höchste Kompetenz in Auslegung<br />

und Umsetzung.<br />

Doppelt hält besser: Retrofitting eines 90-Tonnen-Kopfstücks<br />

Wenn eine 2 500-Tonnen-Presse ein Kopfstück braucht, das mehr Leistung, Präzision und<br />

Haltbarkeit gewährleisten soll, sind die besten Spezialisten ihres jeweiligen Fachgebietes<br />

gefragt. Als globaler Systemlieferant für Stanz- und Umformautomaten ist die ANDRITZ<br />

Kaiser GmbH ein solcher Experte, den der Automobilzulieferer voestalpine Automotive<br />

Components Schmölln GmbH mit dem Retrofitting betraute. Den Bau des Kopfstücks und<br />

das gesamte Projektmanagement übernahm die Jebens GmbH aus Korntal-Münchingen,<br />

Experte für Maßarbeit in Stahl für Brennteile und große Schweißkonstruktionen.<br />

Impressum<br />

Verlag:<br />

Maenken Kommunikation GmbH<br />

Von-der-Wettern-Str. 25 · 51149 Köln<br />

Tel. +49 2203 35 84-0<br />

info@maenken.com · www.maenken.com<br />

Herausgeber:<br />

Dr. Wieland Mänken (V.i.S.d.P.)<br />

Geschäftsführung:<br />

René Khestel, Dr. Wieland Mänken<br />

Redaktion:<br />

Philipp Isenbart (Redaktionsleitung)<br />

Tel. +49 2203 3584-121<br />

E-Mail: philipp.isenbart@maenken.com<br />

Niklas Reiprich, niklas.reiprich@maenken.com<br />

Ständige Mitarbeiter in Berlin, Warschau, New York<br />

Objektleitung:<br />

Wolfgang Locker (verantwortlich)<br />

Tel. +49 2203 3584-182<br />

E-Mail: wolfgang.locker@maenken.com<br />

Anzeigen:<br />

Wolfgang Locker (verantwortlich)<br />

Tel. +49 2203 3584-182<br />

E-Mail: wolfgang.locker@maenken.com<br />

Susanne Kessler, Tel. +49 2203 3584-116<br />

E-Mail: susanne.kessler@maenken.com<br />

Redaktionsanschrift:<br />

»stahlmarkt«<br />

Maenken Kommunikation GmbH<br />

Von-der-Wettern-Str. 25, 51149 Köln<br />

E-Mail: stahlmarkt@maenken.com<br />

Druck:<br />

D+L Printpartner GmbH<br />

Schlavenhorst 10, 46395 Bocholt<br />

Erscheinungsweise: jeweils zum Monatsanfang.<br />

Bezugspreise: Einzelheft 15,– €, im Jahresabonnement<br />

(12 Ausgaben) 112,– € einschl. Zustellgebühr und<br />

Mehrwertsteuer. Ausland 126,– € einschl. Porto.<br />

Kündigungsfrist bis zum 15. November zum<br />

31. Dezember des jeweiligen Jahres.<br />

Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 67.<br />

Copyright: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung außerhalb der durch<br />

das Urheberrechtsgesetz festgelegten Grenzen ist<br />

ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt<br />

insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,<br />

Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und<br />

Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

Haftung: Für Leistungsminderungen durch höhere Gewalt und<br />

andere vom Verlag nicht verschuldete Umstände (z. B. Streik) können<br />

keine Entschädigungsansprüche von Abonnenten und/oder<br />

Inserenten geltend gemacht werden. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr.<br />

Warenzeichen: Die Wiedergabe von Warenbe zeich nungen,<br />

Handelsnamen oder sonstigen Kenn zeichnungen in dieser Zeitschrift<br />

berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei<br />

benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um eingetragene<br />

Warenzeichen oder gesetzlich geschützte Kennzeichen,<br />

auch wenn sie als solche nicht eigens gekennzeichnet sind.<br />

Urheberrecht für Autoren: Mit Annahme des Manu s kripts gehen<br />

das Recht zur Veröffentlichung sowie die Rechte zur Übersetzung,<br />

zur Vergabe von Nach druck rechten, zur elektronischen Speicherung<br />

in Datenbanken, zur Herstellung von Sonderdrucken, Fotokopien<br />

und Mikro kopien an den Verlag über. In der unaufgeforderten<br />

Zusendung von Beiträgen und Informationen an den Verlag liegt das<br />

jederzeit widerrufliche Einverständnis, die zugesandten Beiträge bzw.<br />

Informationen in Datenbanken einzustellen, die vom Verlag oder von<br />

mit diesem koope rierenden Dritten geführt werden.<br />

Erfüllungsort Köln<br />

© <strong>2020</strong> Maenken Kommunikation GmbH, Köln<br />

Printed in Germany · ISSN 0178-6571<br />

58 <strong>07</strong>-<strong>08</strong> | <strong>2020</strong>


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