Stahlmarkt 4/2020
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04 | April <strong>2020</strong><br />
HANDEL & SERVICE<br />
Coronavirus trifft Stahl<br />
in Europa hart I 10<br />
Inkasso im Zeichen<br />
der Krise I 16<br />
HANDEL • INDUSTRIE • MENSCHEN<br />
SPECIAL<br />
Herausforderungen<br />
für die Stahlrohr- und<br />
Flanschenindustrie I 30<br />
Dynamische Prüfstände<br />
gestalten I 41<br />
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Gemeinsam sind wir stark und zusammen nicht allein.<br />
Wir bedanken uns für die Arbeit der Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen, der<br />
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Editorial<br />
»Wie können Prozesse verkürzt werden?<br />
<br />
Wo sind logistische Optimierungen möglich?<br />
Das werden wesentliche Fragen der Zukunft sein.«<br />
Liebe Leserinnen & Leser,<br />
die Lage spitzt sich weiter zu: Schon vor der Corona-<br />
Pandemie kämpfte die Stahlbranche mit konjunkturellen<br />
Herausforderungen. Immer deutlicher zeichnen<br />
sich Nachfragerückgänge ab. So wird zum<br />
Beispiel für Langstahlprodukte ein heftiger Preisabsturz<br />
prognostiziert (S. 10). Hoffen wir, dass es<br />
nicht ganz so arg kommt wie befürchtet.<br />
Eine der Folgen von Corona dürfte die Überprüfung<br />
der Lieferketten sein: Wie können Prozesse verkürzt<br />
werden? Wo sind logistische Optimierungen möglich? Das<br />
werden wesentliche Fragen der Zukunft sein.<br />
Chefredakteur<br />
Philipp Isenbart<br />
Natürlich hat die Corona-Krise als das zurzeit zentrale Thema ihren Platz<br />
in dieser Ausgabe gefunden: Sie ist nicht nur in verschiedenen News<br />
(S. 7-9) gegenwärtig, sondern begegnet uns unter anderem beim Blick<br />
auf die Branche der Werkzeugmaschinenbauer (S. 28) und sogar im<br />
Forderungsmanagement (S. 16).<br />
Doch bieten wir Ihnen auch Themen am Puls der Zeit, die ganz ohne<br />
Corona auskommen, etwa eine frisch patentierte Erfindung, die dynamische<br />
Messungen in Prüfständen bei wechselnden Prüfaufgaben<br />
erleichtern soll (S. 41). Zudem präsentieren wir Ihnen in unserer Rubrik<br />
»Industrie & Technologie« (S. 18) zwei Beispiele für intelligente Kooperationen<br />
zwischen niederländischen und deutschen Unternehmen,<br />
die zu durchschlagenden Erfolgen geführt haben – was im Falle der<br />
Demontage eines gesunkenen Schiffs durch ein riesiges Stahlblech sogar<br />
wörtlich genommen werden darf.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und vor allem gute Gesundheit!<br />
04 | <strong>2020</strong> 3
INHALT 04.<strong>2020</strong><br />
HANDEL & SERVICE<br />
News<br />
7 Starker Anstieg der Kurzarbeit erwartet<br />
7 Stahlrecyclingindustrie bittet um Erhöhung<br />
der genehmigten Lagermengen<br />
8 Wirtschaftsweise rechnen mit 2,8 Prozent<br />
weniger Wirtschaftsleistung<br />
8 VDMA: Waren und Berufspendler brauchen<br />
weiterhin freie Fahrt<br />
8 Bund erweitert Möglichkeiten für<br />
Exportkredite<br />
8 Hannover Messe für <strong>2020</strong> abgesagt<br />
9 Stahlindustrie soll wettbewerbsfähig bleiben<br />
9 AWK’20 wird verschoben<br />
9 Produktion von nichtrostendem Stahl<br />
gestiegen<br />
Marktbericht<br />
10 Coronavirus trifft Stahl in Europa wohl<br />
schlimmer als in China<br />
International<br />
14 US-Stahlindustrie verlangt mehr Hilfe von<br />
Washington<br />
Know-how<br />
16 Inkasso im Zeichen der Corona-Krise<br />
INDUSTRIE & TECHNOLOGIE<br />
International<br />
18 Retter in der Not: Wenn das Blech zum<br />
Messer wird<br />
22 Innovative Schweißnahtvorbereitung für<br />
Stahlbogenbrücke im Rotterdamer Hafen<br />
Branche im Fokus<br />
28 Corona & Co: Werkzeugmaschinenbauer<br />
stecken in der Krise<br />
SPECIALS<br />
Rohre, Profile, Flansche & Co<br />
30 Interview: Herausforderungen für die<br />
Stahlrohr- und Flanschenindustrie<br />
Qualität, Messen, Prüfen, Inspizieren<br />
36 Inline-Konturmessung beim Walzen von<br />
Langprodukten<br />
38 Schweißzangenkühlung fit für Industrie 4.0<br />
41 Dynamische Prüfstände zukunftssicher<br />
gestalten<br />
MENSCHEN & EVENTS<br />
Seitenblick<br />
42 Was bringt das Einwanderungsgesetz<br />
gegen den Fachkräftemangel?<br />
Stahlkultur<br />
44 Volatilität in Edelstahl<br />
Events<br />
46 Termine<br />
VIP<br />
48 Personen<br />
STANDARDS<br />
3 Editorial<br />
6 Stahlerzeugung<br />
49 Inserentenverzeichnis<br />
50 Vorschau/Impressum<br />
4 04 | <strong>2020</strong>
Inhalt<br />
10<br />
Coronavirus trifft Europa<br />
Der Ausblick für die deutsche Stahlbranche<br />
hat sich im März deutlich verschlechtert.<br />
SPECIAL II<br />
36<br />
Inline-Konturmessung beim<br />
Walzen von Langprodukten<br />
Die Software »Smart Core Pro« ermöglicht<br />
nach Herstellerangaben die tiefe Integration<br />
der Geometriedaten in die zunehmend<br />
vernetzte Produktionsumgebung der<br />
Walzwerke.<br />
Foto: LAP GmbH Laser Applikationen Fotos (2): Shutterstock<br />
28<br />
Werkzeugmaschinenbauer<br />
stecken in der Krise<br />
Die Automobilbranche gilt als Hauptabnehmer der<br />
Werkzeugmaschinenindustrie. Doch Anlageninvestitionen<br />
bleiben derzeit aus.<br />
30<br />
SPECIAL I<br />
Herausforderungen für die Stahlrohrund<br />
Flanschenindustrie<br />
Im Interview spricht Frank Harms, Geschäftsführer<br />
der Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre und der<br />
Fachvereinigung Stahlflanschen, über die Situation<br />
der beiden Industrien.<br />
Foto: Frank Harms<br />
04 | <strong>2020</strong> 5
Stahlerzeugung<br />
Februar Februar % Veränd. 2 Monate Veränderung<br />
<strong>2020</strong> 2019 Februar 20/19 <strong>2020</strong> 2019 in %<br />
Belgien 475 e 624 -23,9 980 1 259 -22,2<br />
Bulgarien 45 e 46 -2,2 90 91 -0,6<br />
Deutschland 2 920 e 3 319 -12,0 6 037 6 774 -10,9<br />
Finnland 324 237 36,4 656 568 15,6<br />
Frankreich 1 232 1 248 -1,3 2 529 2 486 1,7<br />
Griechenland 105 e 121 -13,2 216 245 -11,8<br />
Großbritannien 586 663 -11,6 1 243 1 269 -2,0<br />
Italien 2 046 2 044 0,1 3 921 4 015 -2,3<br />
Kroatien 5 e 12 -57,6 5 28 -82,1<br />
Luxemburg 180 179 0,7 367 368 -0,3<br />
Niederlande 566 572 -1,0 1 164 1 190 -2,2<br />
Österreich 642 632 1,6 1 273 1 317 -3,4<br />
Polen 600 e 766 -21,6 1 240 1 610 -23,0<br />
Schweden 399 410 -2,6 824 872 -5,5<br />
Slowenien 55 e 50 10,9 114 107 6,0<br />
Spanien 710 e 1 146 -38,1 1 470 2 298 -36,0<br />
Tschechien 382 398 -3,9 782 837 -6,7<br />
Ungarn 155 e 156 -0,6 320 312 2,6<br />
Weitere EU-Länder (28) (e) 850 873 -2,6 1 742 1 813 -4,0<br />
Europäische Union (28) 12 277 13 494 -9,0 24 972 27 459 -9,1<br />
Bosnien-Herzegowina 65 e 71 -8,8 135 143 -5,8<br />
Mazedonien 24 18 34,5 24 36 -33,5<br />
Norwegen 52 49 5,6 113 109 4,1<br />
Serbien 136 141 -3,4 271 317 -14,5<br />
Türkei 2 851 2 635 8,2 5 865 5 203 12,7<br />
Europa außer EU 3 128 2 913 7,4 6 408 5 808 10,3<br />
Kasachstan 330 e 235 40,4 680 452 50,4<br />
Moldawien 20 e 22 -9,1 40 34 17,6<br />
Russland 5 615 e 5 746 -2,3 11 615 12 002 -3,2<br />
Ukraine 1 709 1 689 1,2 3 553 3 539 0,4<br />
Usbekistan 50 e 42 19,0 100 88 13,6<br />
Weißrussland 215 e 198 8,6 445 414 7,5<br />
C.I.S. (6) 7 939 7 932 0,1 16 433 16 529 -0,6<br />
El Salvador 10 e 8 17,8 19 17 10,4<br />
Guatemala 25 e 25 0,1 52 51 1,1<br />
Kanada 1 020 e 1 046 -2,5 2 110 2 212 -4,6<br />
Kuba 20 e 18 13,1 39 36 7,4<br />
Mexiko 1 340 e 1 661 -19,3 2 769 3 296 -16,0<br />
USA 7 168 6 956 3,0 14 824 14 474 2,4<br />
Nordamerika 9 583 9 714 -1,3 19 813 20 087 -1,4<br />
Argentinien 344 318 8,0 642 689 -6,8<br />
Brasilien 2 704 2 740 -1,3 5 384 5 755 -6,4<br />
Chile 75 e 86 -12,6 155 162 -4,4<br />
Ecuador 50 e 52 -3,7 103 103 0,1<br />
Kolombien 100 e 110 -8,9 204 206 -0,9<br />
Paraguay 2 e 1 84,8 4 3 31,0<br />
Peru 95 e 91 4,7 197 191 2,8<br />
Uruguay 5 e 3 54,7 12 10 20,8<br />
Venezuela 2 e 7 -71,5 4 11 -66,9<br />
Südamerika 3 377 3 407 -0,9 6 705 7 131 -6,0<br />
Ägypten 774 686 12,8 1 545 1 408 9,7<br />
Libyen 67 48 38,2 132 77 70,3<br />
Südafrika 370 e 528 -30,0 768 1 050 -26,8<br />
Afrika 1 211 1 263 -4,1 2 445 2 535 -3,6<br />
Iran 2 710 e 2 017 34,3 5 605 3 988 40,5<br />
Katar 179 175 1,9 409 397 3,0<br />
Saudi Arabien (1) 423 448 -5,6 835 917 -9,0<br />
Vereinigte Arabische Emirate 289 289 -0,1 592 593 -0,2<br />
Mittlerer Osten 3 600 2 929 22,9 7 441 5 895 26,2<br />
China 74 773 e 71 231 5,0 154 702 150 094 3,1<br />
Indien 9 560 9 421 1,5 18 855 19 012 -0,8<br />
Japan 7 916 7 745 2,2 16 160 15 887 1,7<br />
Pakistan 325 e 259 25,6 670 514 30,4<br />
Südkorea 5 380 e 5 271 2,1 11 133 11 522 -3,4<br />
Taiwan, China 1 590 1 683 -5,5 3 290 3 673 -10,4<br />
Thailand 355 e 282 25,7 733 623 17,7<br />
Vietnam 1 780 1 431 24,4 3 227 3 295 -2,1<br />
Asien 101 678 97 322 4,5 208 769 204 619 2,0<br />
Australien 464 385 20,6 905 853 6,1<br />
Neuseeland 39 53 -26,2 94 109 -13,7<br />
Ozeanien 504 439 14,9 999 962 3,8<br />
Gesamt 64 Länder (2) 143 296 139 414 2,8 293 984 291 025 1,0<br />
1)<br />
nur HADEED<br />
2)<br />
Die an worldsteel berichtenden Länder repräsentieren etwa 99 % der Weltrohstahlproduktion 2018 in 1.000 t.<br />
e – geschätzt<br />
6 04 | <strong>2020</strong>
News<br />
Handel & Service<br />
Starker Anstieg der Kurzarbeit erwartet<br />
Frankfurt. Wie die Börsen-Zeitung berichtet, erwarten 25,6 Prozent von 2 000 befragten Unternehmen in<br />
den kommenden drei Monaten in Deutschland Kurzarbeit. Dies gehe aus einer Umfrage des Ifo-Instituts hervor.<br />
Dies sei der höchste Wert seit 2010, heißt es. Da die meisten Antworten bis Mitte März einliefen, könnten<br />
die Zahlen noch steigen. 9,3 Prozent der Industriefirmen sollen bereits Kurzarbeit eingeführt haben.<br />
Stahlrecyclingindustrie bittet um Erhöhung<br />
der genehmigten Lagermengen<br />
Düsseldorf. Die Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling-<br />
und Entsorgungsunternehmen (BDSV) bittet das<br />
Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesumweltministerium,<br />
sich bei den für den Ländervollzug zuständigen<br />
Behörden um eine unbürokratische, temporäre<br />
Ausnahmeregelung zur Erhöhung der Lagerkapazitäten<br />
einzusetzen, damit Annahmestopps vermieden werden<br />
können und der Recyclingkreislauf nicht unterbrochen<br />
wird. Das teilt der Stahlrecycling-Verband mit.<br />
In den Schreiben an Bundeswirtschaftsminister Peter<br />
Altmaier und an Bundesumweltministerin Svenja Schulze<br />
weisen BDSV-Präsident Andreas Schwenter und<br />
BDSV-Hauptgeschäftsführer Thomas Junker darauf hin,<br />
dass aufgrund der Auswirkungen des Coronavirus aktuell<br />
weite Teile der von der BDSV vertretenen exportorientierten<br />
Stahlrecycling-Unternehmen erheblichen<br />
wirtschaftlichen und genehmigungsrechtlichen Problemen<br />
ausgesetzt seien. So sei beispielsweise der Handel<br />
mit Italien, mit über 1,7 Millionen Tonnen pro Jahr einem<br />
der wichtigsten Abnehmer von Stahlschrott, durch<br />
die Corona-Krise beinahe zum Erliegen gekommen.<br />
Folglich reichten die genehmigten Lagerkapazitäten<br />
nicht mehr aus, um die Mengen zwischenzulagern,<br />
heißt es von Seiten der BDSV Führungsspitze.<br />
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04 | <strong>2020</strong> 7
Handel & Service<br />
News<br />
Wirtschaftsweise rechnen mit 2,8 Prozent weniger<br />
Wirtschaftsleistung<br />
Düsseldorf. Die Wirtschaftsweisen<br />
erwarten infolge der Corona-Pandemie,<br />
dass die deutsche Wirtschaftsleistung<br />
<strong>2020</strong> um 2,8 bis<br />
5,4 Prozent zurückgeht. Das meldete<br />
unter anderem das Internetportal<br />
»stahl-online.de«. Sollten<br />
die Maßnahmen zur Virus-Eindämmung<br />
rasch greifen und sich<br />
die Lage über den Sommer wieder<br />
normalisieren, werde sich das<br />
Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,8<br />
Prozent reduzieren, heißt es. 2021<br />
sei dann ein BIP-Plus von 3,7 Prozent<br />
zu erwarten. Die Wirtschaftsweisen<br />
halten dies für das<br />
wahrscheinlichste Szenario. Bei<br />
großflächigen, längeren Produktionsstilllegungen<br />
könnte es dagegen<br />
zu einem Einbruch von 5,4<br />
Prozent kommen. In dem Fall könne<br />
die Entwicklung der Wirtschaftsleistung<br />
in Form einer<br />
V-Kurve beschrieben werden. Im<br />
kommenden Jahr könne man<br />
dann aber von einem BIP-Plus von<br />
4,9 Prozent ausgehen.<br />
VDMA: Waren und Berufspendler<br />
brauchen weiterhin freie Fahrt<br />
Frankfurt. »Grenzschließungen aufgrund von Corona dürfen<br />
den Warenverkehr nicht behindern. Auch Berufspendler<br />
müssen im Binnenmarkt weiterhin zu Ihren Arbeitsstätten<br />
gelangen können«, teilt der Verband Deutscher Maschinenund<br />
Anlagenbau (VDMA) mit. Zur Entscheidung der Bundesregierung<br />
und anderer europäischer Regierungen, die<br />
Außengrenzen wegen der Corona-Pandemie zu schließen,<br />
erklärt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann:<br />
»Längst sind die europäischen Länder so eng miteinander<br />
verflochten, dass eines ohne die anderen nicht existieren<br />
kann. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat<br />
deshalb recht: Trotz Corona muss alles getan werden, um<br />
den Binnenmarkt funktionsfähig zu halten. Dazu gehört<br />
aber nicht nur der ungehinderte Transport von Waren, sondern<br />
zum Beispiel auch der grenzübergreifende Einsatz von<br />
Servicekräften. Waren und Berufspendler brauchen im Binnenmarkt<br />
weiterhin freie Fahrt! Gerade in Bereichen wie<br />
der Lebensmittelindustrie, die in Krisenzeiten für die Versorgung<br />
der Bevölkerung unerlässlich sind, darf eine Maschine<br />
in Frankreich nicht stillstehen, weil deutsche Servicekräfte<br />
daran gehindert werden, notwendige Reparaturen<br />
vorzunehmen. Das gilt auch umgekehrt natürlich auch für<br />
französische Maschinen in Deutschland. Wer glaubt, sich<br />
auf Kosten des europäischen Binnenmarktes schützen zu<br />
können, steht in dieser Krise auf verlorenen Posten.«<br />
Bund erweitert<br />
Möglichkeiten für<br />
Exportkredite<br />
Berlin. Die Bundesregierung hat aufgrund<br />
der Corona-Krise die Kriterien für neue Exportkredite<br />
erleichtert. Exportgeschäfte zu<br />
kurzfristigen Zahlungsbedingungen können<br />
nun auch innerhalb der EU und in bestimmten<br />
OECD-Ländern abgesichert werden.<br />
Damit sollen insbesondere mögliche Engpässe<br />
im privaten Exportkreditversicherungsmarkt<br />
aufgefangen werden.<br />
Ermöglicht werde dies durch einen Beschluss<br />
der Europäischen Kommission, die<br />
Bestimmungen der sogenannten Kurzfristmitteilung<br />
zu ändern. »Damit wird die Liste<br />
der marktfähigen Risiken, also der Länder,<br />
für die normalerweise keine Absicherung<br />
durch staatliche Exportkreditgarantien zulässig<br />
ist, vorübergehend gestrichen«, heißt<br />
es in einer gemeinsamen Mitteilung des<br />
Bundesministeriums für Wirtschaft und<br />
Energie und des Bundesfinanzministeriums.<br />
Die erweiterten Deckungsmöglichkeiten<br />
sind zunächst bis zum Jahresende befristet.<br />
Hannover Messe für <strong>2020</strong> abgesagt<br />
Die Hannover Messe ist für dieses Jahr endgültig abgesagt worden. Der Grund dafür sei die zunehmend<br />
kritische Lage aufgrund der Covid-19-Pandemie und eine Untersagungsverfügung der Region Hannover,<br />
teilt die Deutsche Messe mit. Für die Zeit bis zur nächsten Hannover Messe im April 2021 werde ein digitales<br />
Informations- und Netzwerkangebot Ausstellern- und Besuchern die Möglichkeit zu wirtschaftspolitischer<br />
Orientierung und technologischem Austausch bieten.<br />
8 04 | <strong>2020</strong>
News<br />
Handel & Service<br />
Stahlindustrie soll<br />
wettbewerbsfähig bleiben<br />
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier arbeitet<br />
an einem Konzept zur Wiederbelebung der deutschen<br />
Wirtschaft nach der akuten Krise. Das meldet<br />
das Internetportal »stahl-online.de« unter Berufung<br />
auf einen Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen<br />
Zeitung. Demnach soll das Konzept sich nicht auf<br />
Konjunkturprogramme beschränken, sondern die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Wirtschaft<br />
verbessern, etwa durch Fortschritte bei der Digitalisierung.<br />
Ziel müsse es unter anderem sein, Europa<br />
als Standort einer wettbewerbsfähigen Stahlindustrie<br />
zu erhalten. Der klimafreundlichste Stahl müsse<br />
weiter in Europa produziert werden, so Altmaier.<br />
Daher müsse die EU-Klimapolitik einen noch stärkeren<br />
Schwerpunkt auf nachhaltige Industriepolitik<br />
legen, fordert der Bundeswirtschaftsminister. Der<br />
Industriestandort müsse langfristig widerstandsfähiger<br />
gegen Krisen wie Corona werden, aber auch<br />
gegen protektionistische oder staatsinterventionistische<br />
Politik aus anderen Ländern.<br />
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AWK’20 wird verschoben<br />
Aachen. Das Werkzeugmaschinenlabor WZL der<br />
Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule<br />
Aachen hat das Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquium<br />
AWK’20 verschoben. Ursprünglich<br />
sollte das Treffen am 14. und 15. Mai dieses<br />
Jahres stattfinden. Die Verschiebung erfolgte<br />
aufgrund der aktuellen Entwicklungen rund um<br />
die Ausbreitung des Coronavirus. Ein neuer Termin<br />
soll zeitnah bekanntgegeben werden, teilte<br />
das WZL mit. »Wir gehen davon aus, dass sich<br />
die Lage in den kommenden Monaten beruhigen<br />
wird und spätestens im kommenden Jahr<br />
eine sichere und uneingeschränkte Durchführung<br />
des AWK gewährleistet ist«, so das WZL.<br />
Produktion von nichtrostendem<br />
Stahl gestiegen<br />
Wie das International Stainless Steel Forum (ISSF)<br />
mitteilt, hat sich die weltweite Erzeugung von<br />
nichtrostendem Stahl im vergangenen Jahr im Vergleich<br />
zu 2018 um 2,9 Prozent auf 52,2 Millionen<br />
Tonnen erhöht. In China stieg sie um 10,1 Prozent<br />
auf 29,4 Millionen Tonnen.<br />
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Abb.: Preise und Mengen sind beispielhaft und stellen kein verbindliches Angebot dar.<br />
04 | <strong>2020</strong> 9
Handel & Service<br />
Marktbericht<br />
Das Coronavirus breitet sich in<br />
ganz Europa rapide aus.<br />
Foto: Shutterstock<br />
Coronavirus trifft Stahl in Europa<br />
wohl schlimmer als in China<br />
Die Lage hat sich im März schlagartig geändert<br />
Der Ausblick für die Stahlbranche hat sich im März deutlich verschlechtert. Das Coronavirus<br />
breitete sich in ganz Europa rapide aus. Wie in China griffen die Regierungen zu harten<br />
Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus zu begrenzen. Hiervon ist natürlich auch die Stahlnachfrage<br />
betroffen.<br />
Von Peter Fertig*<br />
Noch Anfang März waren die<br />
Prognosen der quantitativen<br />
Modelle für die Preise von<br />
Flachstahlprodukten auf dem deutschen<br />
Markt neutral und sagten Preisänderungen<br />
zwischen +/- 1 Prozent<br />
voraus. Nun wird ein fallender Kurs<br />
für Warmbreitband erwartet, der bis<br />
Ende April um 3 Prozent zurückgehen<br />
soll. Für Feinblech wird jedoch ein<br />
Anstieg um 3 Prozent im gleichen<br />
Zeitraum prognostiziert. In den letzten<br />
vier Wochen wurde Warmbreitband<br />
um 1,0 Prozent höher gehandelt<br />
und lag bei 484 Euro pro Tonne.<br />
Dagegen ging Feinblech um 1,8 Prozent<br />
auf 559 Euro pro Tonne zurück.<br />
Die kurzfristigen Wirtschaftsaussichten<br />
haben sich jedoch deutlich abgeschwächt.<br />
Die Perspektiven für die<br />
Flachstahlpreise hängen sehr stark<br />
davon ab, ob die Stahlhersteller die<br />
Lehren aus dem letzten Jahr gezogen<br />
haben und die Produktion schnell an<br />
die sich verschlechternde Nachfrage,<br />
insbesondere aus dem Automobilsektor,<br />
anpassen. Vorläufig scheint ein<br />
Rückgang von weniger als 5 Prozent<br />
das wahrscheinlichere Szenario zu<br />
sein. Das Risiko ist jedoch eindeutig<br />
nach unten gerichtet.<br />
Für die Aussichten der Preise für<br />
Langstahlprodukte auf dem deutschen<br />
Markt haben die quantitativen<br />
Modelle eine Kehrtwende vollzogen<br />
und sagen statt höherer Preise nun<br />
einen Rückgang von bis zu 10 Prozent<br />
voraus. In den vergangenen vier Wochen<br />
ist der Preis für Betonstahl um<br />
10 04 | <strong>2020</strong>
Marktbericht<br />
Handel & Service<br />
4,6 Prozent auf 454 Euro pro Tonne<br />
gesunken, während Walzdraht nur<br />
um 0,2 Prozent auf 511 Euro pro Tonne<br />
nachgab. Die Zinspolitik der EZB<br />
sowie die negativen Renditen deutscher<br />
Staatsanleihen sprechen für<br />
weitere kräftige Investitionen im Bausektor.<br />
Offizielle Daten zum Auftragseingang<br />
für diesen Sektor im<br />
Jahr <strong>2020</strong> liegen noch nicht vor. Aber<br />
der Preisrückgang des Betonstahls<br />
seit Ende Januar ist ein Warnsignal,<br />
dass die Nachfrage schwächer sein<br />
könnte als die jüngsten verfügbaren<br />
Auftragseingangsdaten im Baugewerbe<br />
vermuten lassen. MBI Research<br />
ist hier jedoch etwas vorsichtiger und<br />
rechnet mit einem Preisrückgang von<br />
bis zu 5 Prozent.<br />
USD/t<br />
Betonstahl Deutschland und MBI-Index Produktionskosten Langstahl<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
2014 2015 2016 2017 2018 2019<br />
Eisenerz SGX-Frontmonat (l.S.)<br />
Produktionskostenindex 6 Wochen Vorlauf (r.S.)<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
Index<br />
Abbildungen (3): MBI<br />
Daten meist schon veraltet<br />
Es ist selten, dass Wirtschaftsdaten<br />
zum Zeitpunkt der Veröffentlichung<br />
für die Beurteilung der Zukunftsaussichten<br />
nahezu nutzlos sind. Dies gilt<br />
jedoch wahrscheinlich für die Auftragseingänge<br />
und die Industrieproduktion<br />
in Deutschland für den Monat<br />
Januar, die nach der Veröffentlichung<br />
der vorherigen Ausgabe der<br />
Stahlprognosen von MBI Research<br />
bekannt gegeben wurden. Die Auftragseingänge<br />
überraschten im ersten<br />
Monat des Jahres <strong>2020</strong> mit einem<br />
kräftigen Anstieg von 5,5 Prozent<br />
gegenüber dem Vormonat, während<br />
der Konsens unter den Bankökonomen<br />
nur eine Erholung von 1,5 Prozent<br />
vorhersagte. Auch die Industrieproduktion<br />
stieg in diesem Monat mit<br />
3,0 Prozent stärker als erwartet, verglichen<br />
mit 1,7 Prozent der Konsensschätzung.<br />
Im Stahlsektor stiegen die<br />
Auftragseingänge nach Rohdaten im<br />
Januar volumenmäßig um 23,2 Prozent,<br />
während die Stahlproduktion<br />
mit 20,3 Prozent etwas geringer ausfiel.<br />
Während die Rohdaten auf eine<br />
weitere Verbesserung hindeuten,<br />
zeichnen die saisonalen und arbeitstäglich<br />
bereinigten Zahlen ein<br />
anderes Bild. Die Auftragseingänge<br />
waren nur 0,1 Prozent höher als im<br />
Dezember vergangenen Jahres, aber<br />
die Stahlproduktion legte um 9,3 Prozent<br />
zu. Im Dezember stiegen die<br />
Auftragseingänge stärker als die Produktion,<br />
aber auch im Vergleich über<br />
zwei Monate hinweg ist der Anstieg<br />
der Produktion höher als der Auftragseingang.<br />
Dies würde sich in den<br />
kommenden Wochen negativ auf die<br />
Stahlpreise auswirken.<br />
ZEW-Index stürzte ab<br />
Das Coronavirus schien in Europa und<br />
den USA unter Kontrolle zu sein,<br />
nachdem erste Infektionen mit dem<br />
Covid-19-Virus gemeldet worden waren.<br />
Ab dem Karnevalswochenende<br />
Ende Februar änderte sich die Situation<br />
jedoch dramatisch. Der ZEW-Index<br />
des Mannheimer Zentrums für<br />
Europäische Wirtschaftsforschung<br />
war die erste Umfrage, die auf eine<br />
Verschlechterung der Konjunkturaussichten<br />
hinwies, während sich der<br />
ifo-Index für die deutschen Geschäftserwartungen<br />
in den nächsten sechs<br />
Monaten noch stark verbesserte und<br />
auch die Indizes der Einkaufsmanager<br />
im verarbeitenden Gewerbe deutlich<br />
zulegten und sich der 50-Punkte-Schwelle<br />
näherten.<br />
Im März fiel der ZEW-Index für<br />
Deutschland von 8,7 auf -49,5 Punkte.<br />
Der entsprechende Index für die Eurozone<br />
stürzte sogar noch etwas stärker<br />
von 10,4 auf ebenfalls -49,5 Punkte<br />
ab. Nach vorläufigen Daten fiel<br />
jedoch auch das ifo-Geschäftsklima<br />
kräftig von 96,0 auf 87,7 Punkte. Ein<br />
Grund dafür ist natürlich die Beschleunigung<br />
neuer Fälle von Infektionen<br />
mit dem Coronavirus. Die vorläufigen<br />
Daten zu den Indizes der<br />
Einkaufsmanager (PMI) für März<br />
überraschten in zweifacher Hinsicht.<br />
Sowohl für das Verarbeitende Gewerbe<br />
als auch für den Dienstleistungssektor<br />
wurden deutliche Rückgänge<br />
erwartet. Der PMI bei den Dienstleistern<br />
fiel von 52,5 auf 34,5 Punkte und<br />
lag somit unter der Konsensprognose,<br />
während der Index für die Industrie<br />
nur von 48,0 auf 45,7 Punkte nachgab<br />
und deutlich über der Konsensvorhersage<br />
blieb.<br />
Aber dies sollte die Stahlbranche<br />
nicht beruhigen, sondern im Gegenteil:<br />
Die Dienstleistungen waren<br />
schneller von den Auswirkungen des<br />
Coronavirus betroffen als die Industrie.<br />
Der PMI für das Verarbeitende<br />
Gewerbe könnte also noch immer im<br />
Mai dem Dienstleistungs-PMI auf Werte<br />
deutlich unter 40 Punkten folgen.<br />
Es gibt weitere Belastungen<br />
Das Coronavirus ist aber nicht die einzige<br />
Belastung für das Wachstum der<br />
04 | <strong>2020</strong> 11
Handel & Service<br />
Marktbericht<br />
Weltwirtschaft. Auf dem Rohölmarkt<br />
herrschte bereits ein Angebotsüberhang<br />
aufgrund der Auswirkungen<br />
des Virus auf die Ölnachfrage (weniger<br />
Flüge, Verkehrsverbote in China).<br />
Als Russland jedoch die saudi-arabische<br />
Forderung nach einer Reduzierung<br />
der Ölförderung der OPEC+ um<br />
1,5 Millionen Barrel pro Tag (diese<br />
Menge übertrifft bei weitem die Abwärtsrevision<br />
der OPEC-Prognose für<br />
das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage)<br />
nicht akzeptierte, begann<br />
das Königreich einen Preiskrieg. Die<br />
Rohölpreise stürzten auf unter 25,00<br />
US-Dollar pro Barrel für Brent. Allerdings<br />
werden sich die sinkenden Ölpreise<br />
unter den derzeitigen Bedingungen<br />
in den ölverbrauchenden<br />
Industrieländern nur wenig positiv<br />
auswirken. Die Einnahmeverluste in<br />
den ölproduzierenden Ländern haben<br />
viel stärkere negative wirtschaftliche<br />
Folgen - wie der Rückgang der<br />
Ölpreise von 2014 bis 2016 unterstreicht.<br />
Da die Eurozone einen Exportüberschuss<br />
hat, sind die negativen<br />
wirtschaftlichen Aussichten für<br />
die Nachfrage aus den Schwellenländern<br />
kurzfristig eine weitere Belastung,<br />
die wahrscheinlich auch die<br />
Stahlnachfrage beeinträchtigen wird.<br />
Volkswagen war der erste deutsche<br />
Automobilhersteller, der einen<br />
Produktionsstopp wegen mangelnder<br />
USD/t<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
Nachfrage ankündigte. Dies wird natürlich<br />
auch negative Auswirkungen<br />
auf die Stahlbestellungen und den<br />
Verbrauch des Unternehmens in den<br />
kommenden Wochen haben. Weitere<br />
Autohersteller sind dem gefolgt.<br />
Wenn die Stahlproduktion in Deutschland<br />
im Tempo des Januars mit einer<br />
Produktion von 3,1 Millionen Tonnen<br />
im März und im Folgemonat weitergeht,<br />
dann würde der <strong>Stahlmarkt</strong><br />
wahrscheinlich wieder ein Überangebot<br />
haben, wie es vor einem Jahr der<br />
Fall war. Aber die Stahlproduzenten<br />
haben die Lektion gelernt, und Arcelormittal<br />
hat bereits angekündigt, die<br />
Produktion von Flachstahl in Deutschland<br />
zu kürzen. Wenn andere Produzenten<br />
folgen, könnten die Preisauswirkungen<br />
der Konjunkturschwäche<br />
durch das Coronavirus und den Ölpreiskrieg<br />
begrenzt werden. Dennoch<br />
ist das Risiko eindeutig nach unten<br />
geneigt.<br />
Chinas Stahlvorräte gestiegen<br />
China hat in der dritten Märzwoche<br />
erste Daten für die Industrieproduktion<br />
im Jahr <strong>2020</strong> veröffentlicht, was<br />
zwar keine Verzögerung durch das<br />
Coronavirus darstellt, aber bereits seit<br />
einigen Jahren üblich ist, da der Jahresvergleich<br />
sonst durch das chinesische<br />
Neujahr verzerrt wird. Aber die<br />
Corona-Epidemie war natürlich der<br />
Leichter Anstieg der Eisenerzpreise führt<br />
zu Kostendruck bei Flachstahl<br />
2014 2015 2016 2017 2018 2019<br />
Eisenerz SGX-Frontmonat (l.S.)<br />
Produktionskostenindex 6 Wochen Vorlauf (r.S.)<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
Index<br />
Hauptgrund für den Einbruch um<br />
13,5 Prozent. Die Konsensprognose<br />
eines Rückgangs um nur 3,5 Prozent<br />
war eher Wunschdenken. Die Rohstahlproduktion<br />
in den ersten beiden<br />
Monaten betrug jedoch 154,7 Millionen<br />
Tonnen und übertraf das Volumen<br />
des gleichen Zeitraums im Jahr<br />
2019 um 3,1 Prozent. Die Anlageinvestitionen<br />
einschließlich des Bausektors<br />
waren fast ein Viertel niedriger<br />
als vor einem Jahr. Die Maßnahmen<br />
zur Eindämmung des Virus führten zu<br />
Verzögerungen in der Bautätigkeit,<br />
die nun langsam wieder anzieht. Daher<br />
ist es nicht verwunderlich, dass<br />
die Stahlvorräte bei höherer Produktion<br />
und sinkender Nachfrage stiegen.<br />
Allerdings war bei Betonstahl in<br />
der dritten Märzwoche auch wieder<br />
ein leichter Rückgang zu verzeichnen.<br />
Da die Stahlwerke jedoch erwarteten,<br />
dass die Nachfrage wieder steigen<br />
wird, ging der Exportpreis für Betonstahl<br />
seit den ersten Fällen von Infektionen<br />
mit dem Covid-19-Virus per<br />
Saldo nur um 1,1 Prozent zurück.<br />
Der Anstieg der Rohstahlproduktion<br />
im Januar und Februar hatte auch<br />
Auswirkungen auf die Nachfrage<br />
nach Eisenerz, die die Preise stützte.<br />
Darüber hinaus spekulierte der Markt<br />
auf weitere Konjunkturmaßnahmen<br />
der Regierung und damit auf eine<br />
weiterhin hohe Nachfrage der Stahlwerke.<br />
Dies spiegelt sich nicht nur im<br />
Rückgang der Eisenerzbestände wider,<br />
die nach Angaben des Beratungsunternehmens<br />
SteelHome auf 123,8<br />
Millionen Tonnen abnahmen. Darüber<br />
hinaus stiegen die chinesischen Eisenerzeinfuhren<br />
in den ersten beiden<br />
Monaten um 1,5 Prozent auf 176,8<br />
Millionen Tonnen. Die gute Nachfrage<br />
führte zu einem Anstieg des Mai-Kontrakts<br />
für Eisenerz an der Dalian Commodity<br />
Exchange (DCE) auf 692,0<br />
Yuan pro Tonne, was einen neuen<br />
Höchststand des Jahres <strong>2020</strong> darstellte.<br />
Auch der Terminkontrakt an der<br />
Börse von Singapur, der die internationale<br />
Benchmark darstellt, stieg um<br />
6,5 Prozent auf 86,71 US-Dollar für die<br />
Lieferung in drei Monaten.<br />
12 04 | <strong>2020</strong>
Marktbericht<br />
Handel & Service<br />
Mit der steigenden Stahlproduktion<br />
wurden auch die Kohlepreise in China<br />
unterstützt. Auch der Mai-Kontrakt<br />
für Kokskohle erreichte mit 1.299,0<br />
Yuan pro Tonne einen neuen Höchststand<br />
für <strong>2020</strong>. Der zukunftsgerichtete<br />
Abschluss (Future) auf Koks mit<br />
gleicher Laufzeit stieg ebenfalls, blieb<br />
aber unter dem im Januar erreichten<br />
Hoch. Der Preis für hochwertigen<br />
Koks aus Australien für deutsche Importeure<br />
erhöhte sich auch und legte<br />
um 3,8 Prozent auf 170,53 US-Dollar<br />
pro Tonne zu. Trotz höherer Preise für<br />
die beiden wichtigsten Stahlrohstoffe<br />
ging der Index von MBI Research für<br />
die Produktionskosten über das<br />
BOF-Verfahren in den ersten beiden<br />
Märzwochen um 3,5 Prozent zurück,<br />
was vor allem auf einen festeren Euro<br />
gegenüber dem US-Dollar zurückzuführen<br />
ist. Da der Euro jedoch wieder<br />
schwächer geworden ist, war dieser<br />
Rückgang der Produktionskosten nur<br />
von kurzer Dauer. Über die letzten<br />
vier Wochen gab der Kostenindikator<br />
nur noch um 0,6 Prozent nach.<br />
Schrottpreise niedriger<br />
Rückgang des Index der Einkaufsmanager signalisiert Preisdruck bei Stahl<br />
Index<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
2008 2010 2012 2014 2016 2018<br />
PMI Manufacturing Eurozone Vorlauf 1 Monat (l.S.)<br />
Warmbreitband Deutschland %Preisänderung ggü. vor 12 Monaten (r.S.)<br />
Bei der Stahlproduktion im EAF-Verfahren<br />
sind die Preise für Stahlschrott<br />
in den ersten zwei Wochen im März<br />
um 1,1 Prozent für Material in den<br />
Häfen der ARA-Region (Amsterdam-<br />
Rotterdam-Antwerpen) sowie für Importe<br />
in die Türkei gesunken. Der<br />
Euro wertete jedoch um 3,1 Prozent<br />
auf, sodass der Preis in Euro pro Tonne<br />
deutlich stärker fiel. Dies erklärt<br />
auch weitgehend den Rückgang des<br />
Produktionskostenindexes um 5,1<br />
Prozent. Der Vier-Wochen-Vergleich<br />
fällt allerdings doppelt so hoch aus.<br />
Es besteht zudem die Gefahr, dass der<br />
Stahlschrottpreis in den kommenden<br />
Wochen wesentlich stärker fällt.<br />
Wenn die Stahlhersteller die Produktion<br />
drosseln, sind die Elektrolichtbogenöfen<br />
in der Regel billiger wieder<br />
in Betrieb zu nehmen, was sie für ein<br />
erstes Abschalten attraktiv macht. Allerdings<br />
sind auch die Strompreise<br />
deutlich gesunken. Der Großhandelspreis<br />
für das Cal 21 auf dem deutschen<br />
Markt sank für die Grundlast von 40,84<br />
Euro am 4. März bis auf 33,20 Euro pro<br />
Megawattstunde zum Beginn der letzten<br />
Woche im März. Wenn die Stahlproduzenten<br />
den Strompreis abgesichert<br />
haben und nun aufgrund der<br />
Auswirkungen des Coronavirus die<br />
Produktion drosseln würden, könnte<br />
der Stromverbrauch unter dem abgesicherten<br />
Betrag liegen. Dann müsste<br />
die überhöhte Menge zu weitaus niedrigeren<br />
Preisen verkauft werden, was<br />
auch die Produktionskürzungen weniger<br />
attraktiv machen könnte. Dennoch<br />
ist das Risiko für die Produktionskosten<br />
der EAF nach unten gerichtet, was<br />
die Preise für Langstahl in den nächsten<br />
Wochen oder sogar Monaten belasten<br />
könnte.<br />
*Der Autor ist Senior Analyst beim<br />
Informationsdienstleister MBI.<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
-25<br />
-50<br />
-75<br />
-100<br />
-125<br />
%<br />
•<br />
04 | <strong>2020</strong> 13
Handel & Service<br />
International<br />
Ein Beispiel von vielen für den Stand<br />
der Verkehrsinfrastruktur in den USA:<br />
Eisenbahnbrücke mit Rissen<br />
und bröckelndem Beton<br />
Fotos (2): Shutterstock<br />
US-Stahlindustrie verlangt mehr<br />
Hilfe von Washington<br />
Unternehmenschefs und Gewerkschaftsführer wollen massiven<br />
Infrastrukturplan und zusätzliche Importzölle<br />
New York. Im Wahlkampf vor vier Jahren versprach der damalige US-Präsidentschaftskandidat<br />
Donald Trump massive Investitionen in Amerikas veraltete Infrastruktur in Höhe von einer Billion<br />
US-Dollar. Im vergangenen Jahr schienen sich Trump und führende Demokraten im Kongress auf<br />
einen Multijahresplan in Höhe von zwei Billionen US-Dollar unter anderem für die Modernisierung<br />
und den Neubau von See- und Flughäfen, Straßen, Brücken und öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
im Nah- und Fernverkehr zu einigen. Aber im Streit um ein drohendes Impeachmentverfahren<br />
gegen ihn brach Trump die Verhandlungen abrupt ab, sodass sein Wahlkampfversprechen<br />
nicht eingelöst werden konnte – eine große Enttäuschung für den Stahlsektor, wo man auf maßgebliche<br />
Aufträge gehofft hatte.<br />
Von unserer New Yorker Korrespondentin Brigitte Nacos<br />
Acht Monate vor den Novemberwahlen<br />
nutzten die Firmenlenker<br />
führender Stahlunternehmen<br />
und Gewerkschaftsführer<br />
eine Anhörung vor der<br />
Stahlfraktion im Kongress, um auf ein<br />
umfassendes Infrastrukturpaket zu<br />
drängen. »Amerika braucht dringend<br />
ein nationales Infrastrukturgesetz,<br />
das Geld zeitgemäß bereitstellt, um<br />
Arbeitsplätze zu schaffen und zu<br />
schützen«, appellierte John Brett,<br />
CEO von Arcelor-Mittal USA. Thomas<br />
M. Conway, Präsident der Gewerkschaft<br />
United Steelworkers (USW),<br />
14 04 | <strong>2020</strong>
International<br />
Handel & Service<br />
schlug in die gleiche Kerbe. Neben<br />
den Stahltarifen, so betonte er, brauche<br />
eine gesunde Stahlindustrie eine<br />
starke Nachfrage für ihre Produkte.<br />
Der Kongress könne diese Nachfrage<br />
durch dringend notwendige Investitionen<br />
in die nationale Infrastruktur<br />
und das Transportwesen ankurbeln.<br />
Rufe nach zusätzlichen Zöllen<br />
Verschiedene Ausschüsse im von Demokraten<br />
angeführten Repräsentantenhaus<br />
arbeiteten seit geraumer Zeit<br />
an einem umfassenden Infrastrukturplan,<br />
der laut Sprecherin Nancy Pelosi<br />
transformative Änderungen und<br />
Verbesserungen in Gemeinden jeder<br />
Größenordnung und in allen Teilen<br />
des Landes versprach. Der 19 Seiten<br />
lange Fünfjahresplan sah Ausgaben<br />
in Höhe von 760 Milliarden US-Dollar<br />
vor und regelte nicht nur traditionelle<br />
Infrastrukturprojekte, sondern<br />
auch die Reduzierung der Luftverschmutzung<br />
durch den Ausbau grüner<br />
Energiequellen. Die Demokraten<br />
rechneten nicht damit, dass sie eine<br />
Einigung mit der Mehrheit der Republikaner<br />
im Senat und Trump erreichen<br />
würden. Aber sie planten für die<br />
kommenden Monate eine Reihe von<br />
Abstimmungen über Teile des Infrastrukturplans,<br />
um die Wähler und<br />
Interessenverbände an Trumps nicht<br />
eingelöstes Versprechen zu erinnern.<br />
Während die meisten Vertreter aus<br />
dem Stahlsektor die Verhängung der<br />
Vor vier Jahren versprach Donald Trump<br />
Investitionen in Höhe von einer Billion<br />
US-Dollar in Amerikas veraltete Infrastruktur.<br />
Stahlimportzölle in Höhe von 25 Prozent<br />
lobten und sich für das Fortsetzen<br />
dieser seit dem Frühjahr 2018<br />
bestehenden Zölle starkmachten,<br />
drängten einige Unternehmenschefs<br />
sogar auf zusätzliche Einfuhrgebühren.<br />
Das galt vor allem für Lourenco<br />
Goncalves, Chair und CEO von Cleveland<br />
Cliffs, dessen Unternehmen<br />
im März das integrierte Stahlunternehmen<br />
AK Steel für drei Milliarden<br />
US-Dollar erwarb. Er<br />
drohte mit der Schliessung von<br />
zwei AK-Steel-Werken, sofern<br />
die Regierung Trump keinen<br />
Schutz für die dort produzierten<br />
Elektro stahlprodukte gewähre.<br />
Goncalves sagte ferner, dass er<br />
US-Handelsminister Wilbur Ross vor<br />
der Schließung der beiden Werke in<br />
Pennsylvania und Ohio warne, weil<br />
beide nicht profitabel seien. Insgesamt<br />
würde die Schließung der Betriebe<br />
den Verlust von 1 600 Stahlarbeiterjobs<br />
besiegeln – und das in Bundesstaaten,<br />
in denen sich Republikaner<br />
und Demokraten in diesem Jahr erneut<br />
ein Kopf-an-Kopf-Renen um den<br />
Einzug ins Weiße Haus liefern.<br />
Goncalves droht mit<br />
Werksschließungen<br />
Trump verbuchte einen weiteren Erfolg<br />
im Rechtsstreit um die Verfassungsmäßigkeit<br />
der von ihm genutzten<br />
US-Section 232, um im Namen der<br />
nationalen Sicherheit Zölle gegen<br />
Stahl- und Aluminumeinfuhren zu<br />
verhängen. Vor einem Jahr urteilte<br />
der amerikanische Gerichtshof für<br />
Internationalen Handel, dass die Section<br />
232 als Basis für die umstrittenen<br />
Zölle verfassungsgemäß gewesen sei.<br />
Kürzlich hat das Berufungsgericht in<br />
Washington das Urteil bestätigt.<br />
Tatsächlich war das Urteil nicht nur<br />
ein Erfolg für Trump, sondern auch<br />
für amerikanische Stahlhersteller und<br />
ihre Belegschaften. So lobte auch der<br />
Präsident und CEO des »American<br />
Iron and Steel Institute«, Thomas Gibson,<br />
das Urteil des Berufungsgerichts<br />
als Bestätigung der legalen Grundlage<br />
für die Zölle auf Importstahl. Er<br />
bezeichnete die Klage der Stahlimporteure<br />
als grundlos und Versuch,<br />
den Schaden steigender ausländischer<br />
Stahleinfuhren zu verdecken.<br />
»Amerika braucht<br />
dringend ein nationales<br />
Infrastrukturgesetz, das Geld<br />
zeitgemäß bereitstellt, um<br />
Arbeitsplätze zu schaffen<br />
und zu schützen.«<br />
John Brett, CEO von<br />
Arcelor-Mittal USA<br />
Heißer Kampf für und wider<br />
Importzölle<br />
Ein heißer Kampf für und wider Importzölle<br />
brach indessen unter den<br />
größten Herstellern von Rostfrei-Produkten<br />
im Land aus. Die Kontroverse<br />
begann, als Allegheny Technologies<br />
im US-Handelsministerium eine Zollbefreiung<br />
für unbehandelte Edelstahl-Importe<br />
aus Indonesien beantragte.<br />
Das Werk in Indonesien gehört<br />
dem großen chinesischen<br />
Unternehmen Tsingshan Holding<br />
Group, mit dem Allegheny Technology<br />
in einem Joint Venture in der Nähe<br />
von Pittsburgh Edelstahlprodukte<br />
herstellt, unter anderem für die Verteidungsindustrie.<br />
Allegheny droht<br />
mit der Schließung des Joint-Venture-<br />
Werks, in dem 100 Arbeiter beschäftigt<br />
sind, sofern das US-Handelsministerium<br />
die Zölle nicht streicht. Zwei<br />
andere Rostfrei-Produzenten, North<br />
American Stainless und Outokumpu<br />
Oyj Steel, plädierten nicht nur gegen<br />
die Aufhebung der Zölle auf einschlägige<br />
Importe aus Indonesien, sondern<br />
forderten zusätzliche Zölle gegen<br />
diese Einfuhren, die ihre eigene Existenz<br />
bedrohen würden. Beide Unternehmen<br />
betrachten den von Allegheny<br />
importierten unbehandelten Edelstahl<br />
als Einfuhren, die von der<br />
chinesischen Regierung subventioniert<br />
werden.<br />
•<br />
04 | <strong>2020</strong> 15
Handel & Service<br />
Know-how<br />
Inkasso im Zeichen der<br />
Corona-Krise<br />
Bremer Inkasso: Verantwortung ist gefragt<br />
Bremen. Nicht nur in der Stahlbranche leiden Industrie- und Handelsunternehmen zunehmend<br />
unter der Corona-Krise. Da liegt die Frage nahe, wie man mit offenen Forderungen umgehen soll.<br />
Bernd Drumann, Geschäftsführer der Bremer Inkasso GmbH, beantwortet im Folgenden einige<br />
Fragen zum Umgang mit Forderungen in Zeiten von Corona.<br />
Kann ein Kunde die Ware<br />
zurückgeben, weil er sie<br />
wegen Corona nicht<br />
mehr verkaufen kann?<br />
Bernd Drumann: Nein. Ich<br />
hatte tatsächlich kürzlich<br />
ein Gespräch mit einem<br />
Mandanten, Chef eines<br />
kleineren Unternehmens,<br />
bei dem eine große Handelskette<br />
im Elektronikbereich<br />
Ware im Wert von<br />
rund 10 000 Euro bestellt<br />
hatte. Der Unternehmer, unser Mandant,<br />
hat den Auftrag bestätigt, hatte<br />
fristgerecht geliefert, und nun<br />
möchte die Handelskette die Ware<br />
nicht mehr behalten. Sie erwartet<br />
vielmehr von ihm die Rücknahme derselben,<br />
weil sie sie wegen der Schließung<br />
der Märkte nicht mehr benötigen.<br />
Die Bezahlung der Rechnung<br />
wurde abgelehnt.<br />
Für das kleine Unternehmen geht<br />
es hiermit nun auch um die eigene<br />
Existenz. Es ist gerade jetzt dringend<br />
auf den Geldeingang angewiesen.<br />
Rechtlich betrachtet ist ein wirksamer<br />
Vertrag zustande gekommen. Daran<br />
ändert auch die Krise nichts. Einen<br />
Anspruch auf Rücknahme der Ware<br />
hat die Handelskette nicht, wenn im<br />
Vertrag nicht etwas anderes vereinbart<br />
wurde. Sie ist vielmehr verpflichtet,<br />
ihren Teil der Vereinbarung einzuhalten<br />
und muss die Rechnung<br />
zahlen. Gleichwohl kann aber die<br />
Rücknahme der Ware gegebenenfalls<br />
sinnvoll sein, jedenfalls wenn sie für<br />
Bernd Drumann,<br />
Geschäftsführer<br />
der Bremer Inkasso<br />
GmbH<br />
Foto: Bremer Inkasso GmbH<br />
den Unternehmer verwertbar<br />
ist und unter<br />
keinen Umständen damit<br />
zu rechnen ist, dass<br />
der Abnehmer sich erholt,<br />
sondern ihm gar<br />
die Insolvenz droht.<br />
Wie beauftrage ich<br />
ein Inkassounternehmen<br />
oder Rechtsanwalt<br />
in Zeiten von<br />
Corona?<br />
Drumann: Generell benötigen wir für<br />
eine Beauftragung durch den Gläubiger<br />
lediglich eine Kopie der Rechnung<br />
oder einen Kontoauszug sowie<br />
eine Kopie der ersten Mahnung oder<br />
aber Angabe der Mahndaten. Ein<br />
Rechtsanwalt wird in der Regel mit<br />
den gleichen Unterlagen auskommen.<br />
Nach eingehender Prüfung, ob<br />
Zahlungsverzug vorliegt und die Forderung<br />
rechtens ist, wird die Forderung<br />
meist noch am selben Tag bearbeitet.<br />
Die Beauftragung kann schnell<br />
formlos per Mail erfolgen. Ein persönliches<br />
Erscheinen ist also nicht nur<br />
in Zeiten von Corona absolut nicht<br />
erforderlich. Einige Inkassounternehmen<br />
erwarten aber zum Beispiel eine<br />
Mitgliedschaft und Beiträge, bevor<br />
sie tätig werden, andere verkaufen<br />
Auftragszettel, Coupons, eine Art Rabattsystem,<br />
bei wieder anderen läuft<br />
eine Auftragserteilung nur online.<br />
Man sollte sich also vor der Beauftragung<br />
beim jeweiligen Dienstleister<br />
über die Konditionen informieren.<br />
Wie geht es weiter?<br />
Drumann: Wohl weitaus unspektakulärer<br />
als allgemein und gern berichtet<br />
wird. Bei uns zum Beispiel beginnt<br />
alles mit der ersten schriftlichen Zahlungsaufforderung<br />
an den Schuldner,<br />
der gegebenenfalls weitere folgen.<br />
Daneben wird durch psychologisch<br />
geschultes Personal ein telefonisches<br />
Mahnverfahren durchgeführt, respektvoll<br />
und höflich, aber auch konsequent.<br />
In Zeiten von Corona wird<br />
man hier allerdings mit noch mehr<br />
Fingerspitzengefühl vorgehen müssen.<br />
Ein Inkassounternehmen ist, anders<br />
als ein Gläubiger vielleicht, vom<br />
»guten alten Geschäftskumpel« emotional<br />
nicht erpressbar. Die Mitarbeiter<br />
schlagen gegebenenfalls Lösungsmöglichkeiten<br />
vor, setzen Termine<br />
und sind klar und eindeutig. Das alleine<br />
reicht oft schon, um unnötige<br />
Prozesse zu vermeiden. Wie es dann<br />
im Einzelnen weitergeht, hängt vom<br />
jeweiligen Fall und der aktuellen Situation<br />
ab.<br />
»Außentermine zwecks<br />
Pfändung finden in der<br />
Corona-Krise teilweise nicht<br />
mehr statt. Auch Termine zur<br />
Abnahme der Vermögen-<br />
sauskunft werden zum Teil<br />
abgesetzt.«<br />
16 04 | <strong>2020</strong>
Know-how<br />
Handel & Service<br />
Wenn man über<br />
Geld spricht:<br />
Was kostet das<br />
Ganze?<br />
Drumann: Da<br />
die Konditionen<br />
im Einzelnen<br />
durchaus unterschiedlich<br />
aussehen<br />
können, sollte man sich<br />
vor der Beauftragung beim<br />
gewählten Unternehmen danach erkundigen,<br />
gegebenenfalls auch Kostenstrukturen<br />
mehrerer Inkassobüros<br />
vergleichen. Bei seriösen Unternehmen<br />
wird offen über Geld gesprochen,<br />
sind die einzelnen Posten klar<br />
geregelt und werden transparent<br />
kommuniziert. Was den Forderungseinzug<br />
angeht, gibt es generell zwei<br />
Varianten: Entweder kann die Forderung<br />
realisiert werden oder nicht.<br />
War der Einzug auf ganzer Linie erfolgreich,<br />
bekommt der Mandant<br />
zum Beispiel bei uns seine Hauptforderung<br />
im Normalfall zu 100 Prozent<br />
ausbezahlt. Lag Zahlungsverzug vor,<br />
hat der Schuldner die dafür entstehenden<br />
Kosten als Verzugsschaden<br />
zu zahlen. Bei Nichterfolg im vorgerichtlichen<br />
und gerichtlichen Mahnund<br />
Vollstreckungsverfahren zahlt<br />
»Die Gerichtsvollzieher<br />
sind einem besonders<br />
hohen Ansteckungsrisiko<br />
ausgesetzt.<br />
Ihre Tätigkeit entsprechend<br />
einzuschränken ist daher<br />
vernünftig.«<br />
der Mandant, ich<br />
spreche hier für<br />
uns, kein Honorar.<br />
Es wird ihm<br />
lediglich eine<br />
nach dem Wert<br />
der Hauptforderung<br />
gestaffelte<br />
Nichterfolgspauschale<br />
zwischen zehn und<br />
maximal 100 Euro nebst den<br />
baren Auslagen berechnet.<br />
Was ist, wenn der Rechtsdienstleister<br />
vorgerichtlich keine Lösung<br />
findet?<br />
Drumann: In so einem Fall bleibt<br />
dann meist nur der Weg über das gerichtliche<br />
Mahn- und Vollstreckungsverfahren.<br />
Das muss natürlich immer<br />
gut überlegt werden und bedarf in<br />
der Regel einer Analyse der Bonität,<br />
etwa durch Einholung einer Wirtschaftsauskunft<br />
– erst recht in Zeiten<br />
von Corona.<br />
Funktioniert das Verfahren über<br />
den Gerichtsvollzieher überhaupt<br />
noch in der Krise?<br />
Drumann: In der Tat gibt es hier Probleme.<br />
Außentermine zwecks Pfändung<br />
finden teilweise nicht mehr<br />
statt. Auch Termine zur Abnahme der<br />
Vermögensauskunft werden zum Teil<br />
abgesetzt. Die Gerichtsvollzieher sind<br />
eben einem besonders hohen Ansteckungsrisiko<br />
ausgesetzt. Ihre Tätigkeit<br />
entsprechend einzuschränken ist<br />
daher vernünftig.<br />
Ergibt ein gerichtliches Verfahren<br />
mit anschließender Zwangsvollstreckung<br />
dann überhaupt einen Sinn?<br />
Drumann: Abgesehen davon, dass<br />
überhaupt nur für rund 30 Prozent<br />
der uns übertragenen Fälle ein Mahnund<br />
Vollstreckungsverfahren eingeleitet<br />
werden muss (rund 70 Prozent<br />
können vorgerichtlich einer Erledigung<br />
zugeführt werden), werden<br />
Gerichtsvollzieher aber schriftlich<br />
weiter tätig sein. Zu einem Teil erfolgt<br />
die Ladung – zwecks Abnahme<br />
der Vermögensauskunft – auch ins<br />
Gerichtsvollzieherbüro. Erscheint der<br />
Schuldner dort nicht, kann der<br />
Rechtsdienstleister Drittauskünfte gemäß<br />
Paragraf 802l Zivilprozessordnung<br />
zum Beispiel über Arbeitgeber<br />
und Bankverbindungen einholen lassen<br />
und dann dort eine Forderungspfändung<br />
ausbringen. •<br />
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04 | <strong>2020</strong> 17
Industrie & Technologie<br />
International<br />
Retter in der Not<br />
Wenn das Blech zum Messer wird<br />
18 04 | <strong>2020</strong>
International<br />
Industrie & Technologie<br />
Korntal-Münchingen. Die Bergung havarierter<br />
Schiffe muss schnell erfolgen<br />
– erst recht, wenn diese in einer viel<br />
befahrenen Hafenzufahrt gesunken<br />
sind. Für die Demontage eines gesunkenen<br />
Containerschiffs im Eingang<br />
eines libyschen Hafens benötigte der<br />
niederländische Bergungsspezialist<br />
Koole Contractors dringend zwei 7 700<br />
Millimeter lange, 1 900 Millimeter<br />
breite und 150 Millimeter dicke Stahlbleche.<br />
Mit der baden-württembergischen<br />
Jebens GmbH wandte er sich an<br />
ein Stahlbauunternehmen, das solche<br />
Bleche lagermäßig bereithält und in<br />
kurzer Zeit bearbeiten kann.<br />
Auch bei der Bergung navarierter<br />
Schiffe kommen Stahlbleche zum<br />
Einsatz. Gesunkenes Frachtschiff<br />
vor der Hafenstadt Feodossija,<br />
Autonome Republik Krim (Ukraine).<br />
Foto: Shutterstock<br />
04 | <strong>2020</strong> 19
Industrie & Technologie<br />
International<br />
Paul Koole gründete 1988 in Vijfhuizen Koole Contractors.<br />
Heute zählt das von ihm geführte Familienunternehmen<br />
in den Benelux-Ländern zu den führenden<br />
Unternehmen für Abbrucharbeiten in der chemischen,<br />
petrochemischen, Energie- und Metallindustrie.<br />
Eine führende Rolle nimmt die Firma eigenen Angaben<br />
zufolge auch international bei der Beseitigung havarierter<br />
Schiffe ein. Mit 120 Mitarbeitern ist der Spezialbetrieb<br />
weltweit im Einsatz. Herausfordernde Projekte und deren<br />
Lösungen mit entsprechend schwerer Ausrüstung kennzeichnen<br />
das Tagesgeschäft. Die Beseitigung des Wracks<br />
eines Containerschiffs in einer Hafenzufahrt war dennoch<br />
für Koole Contractors alles andere als Alltag. Mit 140<br />
Metern länge und 23 Metern Breite war es – gemessen an<br />
den heute erreichten Ausmaßen dieser Schiffe – nur mittelgroß.<br />
Allerdings erforderte die Havarie in der frequentierten<br />
Hafenzufahrt eine schnelle Wrackbeseitigung, um<br />
den Schiffsverkehr in diesem sensiblen Bereich nicht zu<br />
gefährden. Zusätzlich erschwert wurde der Wettlauf gegen<br />
die Zeit durch die politisch instabile Lage in Libyen<br />
sowie witterungs- und jahreszeitbedingt herausfordernde<br />
Binnen zwei Tagen waren die je 7 700 Millimeter langen,<br />
1 900 Millimeter breiten und 150 Millimeter dicken Bleche<br />
von Jebens fertig bearbeitet zum Transport.<br />
Wasser- und Windverhältnisse. Da zugleich jeder Einsatztag<br />
von Mannschaft und Bergungsausrüstung mit hohen<br />
Kosten verbunden ist, muss auch bei so schwierigen Rahmenbedingungen<br />
maximale Produktivität gewährleistet<br />
sein.<br />
Herkulesaufgabe für Mensch und Technik<br />
Bei einem Totalausfall wie bei dem Containerschiff vor<br />
Libyen wird der Havarist zunächst vor Ort entladen und<br />
Fotos (3): Jebens GmbH<br />
In kürzester Zeit lieferte Jebens die beiden Bleche mit Brennschnitt.<br />
20 04 | <strong>2020</strong>
International<br />
Industrie & Technologie<br />
Der Brennschneidspezialist Jebens bearbeitete die enorm<br />
großen und dicken Bleche.<br />
und Verputzen. Beide Bleche mussten in der Folgewoche<br />
am Freitag im Hafen von Malta das Schiff nach Libyen<br />
erreichen. Bereits um 15.20 Uhr habe Koole Contractors<br />
am Tag der Anfrage das Angebot von Jebens mit einer<br />
Lieferzeit von vier Tagen vorgelegen, so Jebens. Um 16<br />
Uhr habe der Brennschneidspezialist den Auftrag erhalten<br />
und ihn am Freitagmorgen um 8 Uhr mit Bereitstellung<br />
der Bleche am späten Montagnachmittag bestätigt. Fristgerecht<br />
habe der Spediteur die fertig bearbeiteten Bleche<br />
zum Transport nach Malta übernommen. •<br />
häufig anschließend direkt in seine Einzelteile zerlegt. So<br />
können die Fragmente des Stück für Stück auseinandergeschnittenen<br />
Kolosses einzeln gehoben und abtransportiert<br />
werden. Eine Herkulesaufgabe, die entsprechend<br />
hohe Anforderungen an die Spezialisten und ihre Ausrüstung<br />
stellt. Als Schneidwerkzeug dient ein möglichst<br />
großes und schweres Blech, das an einem Spezialkran<br />
hochgezogen und in großer Höhe ausgeklinkt wird. Durch<br />
die Fallhöhe – im libyschen Hafen auf acht Meter Wassertiefe<br />
– und das Eigengewicht verwandelt sich das Blech in<br />
ein hocheffektives Trennwerkzeug. Die dabei einwirkenden<br />
Kräfte setzen ihm ebenso wie die Wassertiefe und<br />
der Salzgehalt im Wasser langsam aber stetig zu, sodass<br />
es am Lebenszyklusende unvermutet brechen kann. Ein<br />
solcher Spontanbruch passierte bei dem Einsatz von Koole<br />
Contractors im lybischen Hafen. Um dennoch weiterarbeiten<br />
zu können, schnitt der Bergungsspezialist das Blech<br />
an der Bruchstelle ab – mit der Folge, dass es für die benötigte<br />
Durchschlagkraft nicht mehr das erforderliche<br />
Gewicht hatte. Da alle anderen Bleche bei Parallelprojekten<br />
von Koole Contractors in Norwegen, in den Niederlanden<br />
und bei den amerikanischen Jungferninseln östlich<br />
von Puerto Rico in der Karibik im Einsatz waren, musste<br />
dringend Ersatz beschafft werden.<br />
www.jebens.de<br />
Verkürzte Lieferzeiten durch klare Prozessabläufe<br />
Eine Lösung bot Jebens mit dem Instrument der Speed-Aufträge.<br />
Für ausgewählte Aufträge – in begrenzter Anzahl<br />
und mit geringer Komplexität – bietet der Brennschneidspezialist<br />
extrem verkürzte Lieferzeiten. Basis<br />
dafür sind nach Unternehmensangaben ein klar definierter<br />
Prozessablauf von der Auftragsannahme bis zur Warenübergabe<br />
und eines der größten Lager in Europa an<br />
großen und 150 oder mehr Millimeter dicken Blechen. An<br />
einem Donnerstagmittag ging bei Jebens um 14 Uhr die<br />
Anfrage von Koole Contractors ein. Sie umfasste zwei<br />
Bleche mit einem Gewicht von 18 Tonnen, Brennschnitt<br />
inklusive Lochanfertigung für die Aufhängung der Bleche<br />
Das Blech dient als Schneidwerkzeug zur Zerlegung des<br />
Havaristen.<br />
Foto: Watse Roorda<br />
04 | <strong>2020</strong> 21
Industrie & Technologie<br />
International<br />
188 Bleche für die Tho<br />
Innovative Schweißnahtvorbereitung für Stahlbogenbrücke im Rotterdamer Hafen<br />
22 04 | <strong>2020</strong>
International<br />
Industrie & Technologie<br />
massentunnelbrücke<br />
Das 3-D-Modell der Thomassentunnelbrücke<br />
am finalen Standort<br />
Dillingen/Saar. Die Thomassentunnelbrücke<br />
im Rotterdamer Hafen ist mit 4 200 Tonnen<br />
verbautem Grobblech zugleich die größte<br />
Brücke in der Unternehmensgeschichte<br />
der Hollandia B.V., einer führenden niederländischen<br />
Stahlbaugruppe für Infrastrukturprojekte.<br />
Gemeinsam mit der Dillinger<br />
Weiterverarbeitung entwickelte die Unternehmenstochter<br />
Hollandia Infra ein neues<br />
Design für die Schweißnahtvorbereitung für<br />
den Stahlbau. Das ermöglichte die Lieferung<br />
von 188 Blechen – bis zu 120 Millimeter dick<br />
und 17 Meter lang.<br />
Bilder: Hollandia Infra (5)<br />
04 | <strong>2020</strong> 23
Industrie & Technologie<br />
International<br />
Die 1928 gegründete Hollandia B.V mit Hauptsitz in<br />
Krimpen aan den IJssel und mehr als 350 Mitarbeitern<br />
ist spezialisiert auf Entwicklung und Bau von<br />
komplexen Stahlkonstruktionen wie Brücken, Schleusen<br />
oder Hochwasserschutzanlagen. Auch Bauwerke wie das<br />
London Eye, das Wembley Stadion, der 162 Meter hohe<br />
Aussichtsturm British Airways i360 in Brighton oder die<br />
Renovierung der Wuppertaler Schwebebahn zählen zu<br />
den Referenzen des Unternehmens. Mehr als 500 in den<br />
vergangenen Jahrzehnten gebaute Brücken in Nordwesteuropa<br />
– ein Viertel davon für den Eisenbahnverkehr –<br />
unterstreichen die Expertise im Brückenbau. Seit rund<br />
zehn Jahren ist die Hollandia Infra mit 100 Mitarbeitern<br />
verantwortlich für diese Art von Projekten. Mit dem Bau<br />
der Thomassentunnelbrücke ist sie an einem Infrastrukturprojekt<br />
im Rotterdamer Hafen beteiligt. Ein Konsortium<br />
aus fünf Bauunternehmen – darunter auch Hollandia<br />
Infra – wurde mit dem Unterbau der sogenannten<br />
Theemswegtrasse für den Eisenbahnverkehr beauftragt.<br />
Die Verlegung des Schienenverkehrs auf diese Trasse soll<br />
den zunehmenden Güterverkehr zwischen dem westlichen<br />
Hafengebiet und der Betuweroute nach Deutschland<br />
verbessern. Bisher führte die Strecke über die Calandbrücke<br />
bei Rozenburg – eine Hubbrücke für Bahn- und Straßenverkehr<br />
–, die derzeit regelmäßig für den Schiffsverkehr<br />
vom und zum Brittanniëhaven geöffnet wird. Künftig<br />
nutzt der Schienenverkehr die neue Trasse mit zwei<br />
Foto: Dillinger Weiterverarbeitung<br />
Die Schweißnahtvorbereitung der Dillinger Weiterverarbeitung<br />
kombiniert eine sehr flache Verjüngung und eine Tulpenformkante<br />
bei sehr dicken und langen Blechen.<br />
Brücken. Eine davon ist die zweigleisige Thomassentunnelbrücke,<br />
die über den gleichnamigen Autotunnel führt.<br />
Herausfordernde Konstruktion<br />
Das mit dem Bau dieser Stahlbogenbrücke für Hollandia<br />
verbundene Aufgabenspektrum war komplex: So reichte<br />
es von der Detailplanung über Materialbeschaffung, Produktion<br />
der Brückenkomponenten und abschnittsweise<br />
Montage der Bogenbrücke auf der unmittelbar an den<br />
Vier Mobilkrane hoben die Bogenabschnitte auf das jeweilige Deckelement, um die Komponenten zu verschweißen.<br />
24 04 | <strong>2020</strong>
International<br />
Industrie & Technologie<br />
Die Kombisektion aus dem mittlerem Brückendeck und Bogen wurde für den Transport zur Montagefläche vorbereitet.<br />
finalen Standort angrenzenden Montagefläche bis hin zur<br />
Installation der kompletten Brücke am endgültigen Platz.<br />
Die eigentliche Herausforderung dabei war jedoch aus<br />
Sicht des verantwortlichen Projektmanagers bei Hollandia,<br />
Guus Olierook, die Ausarbeitung der Montagepläne: »Die<br />
Frage war: Wie kommt diese große Brücke zum Montageplatz<br />
direkt neben dem Tunnel und von dort an ihren<br />
finalen Standort?« Die Montage musste zudem inmitten<br />
eines dicht bebauten Industriegebietes mit einer Vielzahl<br />
an Unternehmen erfolgen – darunter auch petrochemische<br />
Betriebe mit entsprechend sensibler unterirdischer<br />
Kabel- und Rohrleitungsinfrastruktur. Hollandia entschied<br />
sich für einen maximalen Vorfertigungsgrad in der eigenen<br />
Werft, um so die Transporte zum Montageort zu<br />
minimieren. So unterteilte der Stahlbauer die Brückenkonstruktion<br />
in fünf Sektionen, die erst nach ihrem Transport<br />
am Montageplatz miteinander verbunden wurden.<br />
Die komplett zusammengebaute Brücke wird im Mai <strong>2020</strong><br />
mit einem einzigen großen Transportvorgang mit speziellen<br />
Schwerlastmodulen – sogenannten Selbstfahrern<br />
oder SPMT – an ihrem endgültigen Platz installiert. Bei<br />
der Dimensionierung der Sektionen galt es für den Stahlbauer<br />
auch, die Größe seiner Lackiererei zu beachten: Kein<br />
Bauteil durfte länger als 60 Meter sein. Hollandia Infra<br />
konzipierte drei der fünf Sektionen als Kombinationen<br />
aus je einem Brückendeck- und Bogenabschnitt. In der<br />
Fertigung entstand zunächst jeweils das Bogenteil, unter<br />
dem anschließend der Bau des Brückendecks erfolgte.<br />
Zum Verschweißen der Komponenten hoben vier Mobilkrane<br />
den Bogenabschnitt auf das Deckelement. Danach<br />
wurde die fertig gebaute und lackierte Sektion zum Montageplatz<br />
transportiert. Zunächst baute Hollandia allerdings<br />
die westliche Vorbrücke, erst dann wurden die drei<br />
Kombisektionen aus Teilen vom Brückendeck und Bogen<br />
gefertigt. Den Abschluss des Produktionsprozesses markierte<br />
die Vorbrücke an der Ostseite. Parallel produzierte<br />
Hollandia 22 Hänger für die Thomassentunnelbrücke. Sie<br />
ist insgesamt 269 Meter lang – inklusive der 52 beziehungsweise<br />
56 Meter langen Vorbrücken für Auf- und<br />
Abfahrt. Die Gesamthöhe von über 28 Metern ergibt sich<br />
aus dem 23 Meter hohen Bogen und dem Hauptgurt.<br />
Inklusive Bogen hat die 14 Meter breite Brücke eine<br />
Spannweite von 157 Metern. Entsprechend groß ist die<br />
Belastung der Stahlkonstruktion, die auf eine maximale<br />
Tragkraft von 12 750 Tonnen ausgelegt ist: Allein 4 200<br />
Tonnen Grobblech wurden hier verarbeitet. Hinzu kommen<br />
3 550 Tonnen für die Betondecke, 4 250 Tonnen an<br />
Ballast und Schienen sowie eine maximale, variable Last<br />
der Züge in Höhe von 850 Tonnen. Um dieses enorme<br />
Gewicht zu tragen und Vibrationen weitestgehend zu<br />
vermeiden, war eine sehr starke und steife Stahlkonstruktion<br />
erforderlich. Deshalb wurden vier sogenannte Kreuz-<br />
04 | <strong>2020</strong> 25
Industrie & Technologie<br />
International<br />
Der Zusammenbau der verschiedenen Sektionen erfolgte auf der unmittelbar an den finalen Standort angrenzenden<br />
Montagefläche.<br />
gurte zwischen den Flanken des 5,5 Meter hohen und 1,6<br />
Meter breiten Hauptträgers zur Versteifung eingeschweißt.<br />
Sie leiten die vertikale Krafteinwirkung durch<br />
den Gurt direkt in den Beton.<br />
Kombination komplexer Bearbeitungsverfahren<br />
Für dieses Projekt orderte Hollandia 4 200 Tonnen Bleche<br />
der Stahlgüte S355 in den Varianten S355J2+N, S355K2+N<br />
und S355NL. Erstmals wurden 2 500 Tonnen davon direkt<br />
ab Werk durch die Dillinger Weiterverarbeitung als brenngeschnittene<br />
und kantenbearbeitete Bauteile geliefert.<br />
Ausschlaggebend für diesen Auftrag war eine für den<br />
Stahlbau innovative Technologie zur Schweißnahtvorbereitung.<br />
Gefragt war eine maschinell gefertigte Kombination<br />
aus einer sehr flachen Verjüngung und einer Tulpenformkante<br />
für sehr dicke und sehr lange Bleche. Für<br />
den Bau der Thomassentunnelbrücke versprach sich Hollandia<br />
von diesem Verfahren der Dillinger Weiterverarbeitung<br />
einen maßgeblichen Beitrag zur wirtschaftlichen<br />
Fertigung und besseren Einhaltung enger Toleranzen und<br />
Zeitschienen. Normalerweise werden die Konturen von<br />
Gurtblechen mit notwendiger Nahtvorbereitung brenngeschnitten.<br />
Neben zusätzlichem Handlings- und Prüfaufwand<br />
sind dabei jedes Mal auch kleine Abweichungen bei<br />
den Abmessungen unvermeidbar: Je nach Dicke und<br />
Länge der Bauteile können Toleranzen von drei bis fünf<br />
Millimetern auftreten. Die Spezifikation der Rotterdamer<br />
Hafenbehörde duldet jedoch nur eine maximale Toleranz<br />
von ± 1 Millimeter. Die Dillinger Weiterverarbeitung bietet<br />
eigenen Angaben zufolge neben direktem Zugriff auf<br />
die Rohbleche vom Walzwerk beide Prozesse aus einer<br />
Hand an, sodass kein Zwischentransport anfällt. Durch die<br />
Vorfertigung von Bauteilen für die stark automatisierten<br />
Prozesse der Offshore-Wind- und Öl-/Gas-Industrie bringt<br />
sie zudem große Erfahrung in komplexen Brennzuschnitten<br />
und hochpräzisen Schweißnahtvorbereitungen mit.<br />
Im Brückenbau gelten jedoch bei den Projekten andere<br />
Parameter. Patrick Regnery, Leiter der Dillinger Weiterverarbeitung,<br />
sieht angesichts zunehmender Automatisierung<br />
in der Schweißtechnik steigende Anforderungen für<br />
eine integrierte, höchst projektspezifische Bauteil- und<br />
Schweißnahtvorbearbeitung. Deshalb begann sein Betrieb<br />
nach Unternehmensinformationen schon frühzeitig mit<br />
der Entwicklung eines entsprechenden Verfahrens und<br />
investierte dafür auch in neue Maschinentechnologie.<br />
Schulterschluss zwischen Stahlbau und<br />
Weiterbearbeitung<br />
Im Austausch mit Hollandia wurden die Detailwünsche<br />
der Designer und die technische Machbarkeit bei der<br />
Dillinger Weiterverarbeitung diskutiert – mit dem Ergebnis,<br />
dass dieses Verfahren zur Nahtvorbereitung für den<br />
gesamten Hauptträger eingesetzt werden konnte. Zoltan<br />
Szabo, Leiter des niederländischen Vertriebsbüros von<br />
Dillinger, war in diesen Diskussionsprozess eng eingebunden.<br />
Er erinnert sich: »Im Vergleich zu den Anforderungen<br />
26 04 | <strong>2020</strong>
International<br />
Industrie & Technologie<br />
Stahl ∙ Edelstahl ∙ Anschlagrohre ∙ Bauelemente<br />
bei der Monopile-Herstellung für Offshore-Anwendungen war die von<br />
Hollandia gewünschte Nahtvorbereitung eine neue Herausforderung.<br />
Die Dillinger Weiterverarbeitung entwickelte deshalb für diese Anwendung<br />
eine individuelle Nahtgeometrie, die die spezifischen Anforderungen<br />
erfüllte.« Projektleiter Olierook erklärt diese Vorgabe beispielhaft<br />
mit der Notwendigkeit zur exakten Positionierung eines 120 Millimeter<br />
dicken Blechs in über fünf Metern Höhe auf dem Hauptträger.<br />
»Da muss sichergestellt sein, dass alle gelieferten Teile exakt die richtige<br />
Größe und Bearbeitung haben.« Er ergänzt: »Vor diesem Hintergrund<br />
war die Vorfertigung der Dillinger Weiterverarbeitung für unser<br />
Montagesystem perfekt.« Die Anlage in Dillingen ist auf schnellen<br />
Durchlauf ausgelegt, sodass ein Blech ohne zwischenzeitliches Drehen<br />
an allen vier Kanten gleichzeitig mit unterschiedlicher Formgebung und<br />
in den gewünschten Abmessungen bearbeitet werden kann. So konnte<br />
Hollandia bei der Produktion der 20 Abschnitte des circa 27 Meter<br />
langen Hauptgurts für die Gesamtträgerlänge von 2 x 269 Metern<br />
erstmals alle Bauteile – von einem Anbieter in einer Maschine rundum<br />
bearbeitet sowie exakt auf Länge und Breite geschnitten – direkt einbauen.<br />
Eine Nachbearbeitung der gelieferten Bauteile entfiel, und dank<br />
der Schweißnahtvorbereitung habe der Schweißprozess deutlich weniger<br />
Zeit eingenommen als bei den bisher im Stahlbau üblichen Nahtgeometrien,<br />
heißt es. Obendrein habe es weder zeitaufwendige Zwischentransporte<br />
noch toleranzkritische Wechsel zwischen den üblicherweise<br />
unterschiedlichen Bearbeitungsbetrieben in der Lieferkette<br />
gegeben. »Mit der herkömmlichen Lösung hätten wir sicherlich vier bis<br />
sechs Wochen Zeit verloren«, schätzt Guus Olierook. Zudem sei Dillinger<br />
in der Lage, die Bauteilfertigung an die individuellen Kundenbedürfnisse<br />
anzupassen, so Hollandia. Dillinger habe nicht nur die termingerechte<br />
Lieferung der richtigen Bauteile zur richtigen Zeit gesichert,<br />
sondern Hollandia auch mehr Flexibilität in der Produktion erschlossen.<br />
Dazu habe auch die Möglichkeit beigetragen, bis zuletzt Anpassungen<br />
in der laufenden Auftragsabwicklung zu berücksichtigen. Durch Übernahme<br />
der Zwischenlagerung habe die Lieferung bei leichten Verspätungen<br />
verschoben werden können, bei vorzeitigem Bedarf seien die<br />
fertig bearbeiteten Bleche ebenfalls just-in-time verfügbar gewesen.<br />
So produzierte Hollandia binnen neun Monaten alle Komponenten für<br />
die Thomassentunnelbrücke und transportierte sie zum Montageplatz.<br />
Nach dem letzten Lift – dem Mittelteil der Brücke Anfang Dezember<br />
2019 – wurden die Aufhängungen bis Anfang <strong>2020</strong> installiert. Im Mai<br />
erfolgt dann der Transport der gesamten Stahlkonstruktion auf ihren<br />
endgültigen Standplatz. •<br />
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Hollandia unterteilte die Brückenkostruktion in fünf Sektionen, die nach ihrem<br />
Transport zum Montageplatz miteinander verbunden wurden.<br />
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04 | <strong>2020</strong> 27
Industrie & Technologie<br />
Branche im Fokus<br />
Corona & Co: Werkzeugmaschinenbauer<br />
stecken in der Krise<br />
Gebeutelte Branche hofft auf neue Möglichkeiten durch digitale Trends<br />
Frankfurt am Main. Das Coronavirus lässt die bereits kränkelnde Branche der Werkzeugmaschinenbauer<br />
noch stärker schwächeln. Der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW)<br />
hat bereits im Februar – ohne vollumfänglichen Einfluss der Corona-Krise – mit einem herausfordernden<br />
Jahresverlauf gerechnet.<br />
Von unserem Redakteur Niklas Reiprich<br />
Bereits auf der Jahrespressekonferenz<br />
des VDW am 13. Februar<br />
dieses Jahres sagte der Vorsitzende<br />
des VDW, Heinz-Jürgen Prokop,<br />
dass er einen Produktionsrückgang<br />
von 18 Prozent für die Branche<br />
in diesem Jahr erwarte. Eine Erklärung<br />
für die schwachen Zahlen lieferte<br />
Prokop mit dem Nachfragerückgang,<br />
der bereits im zweiten Halbjahr<br />
2018 eingesetzt und 2019<br />
»richtig Fahrt aufgenommen« habe.<br />
Das zweistellige Minus von mehr als<br />
einem Fünftel habe den Auftragsbestand<br />
abgeschmolzen und bestimme<br />
nun die Entwicklung des laufenden<br />
Jahres. Auch VDW-Geschäftsführer<br />
Wilfried Schäfer kommentierte: »Die<br />
Nachfrage nach Werkzeugmaschinen<br />
verlief im vergangenen Jahr enttäuschend.«<br />
Er rechne nicht damit, dass<br />
es wirtschaftlich schnell wieder aufwärts<br />
gehe.<br />
Auch wenn Bundeswirtschaftsminister<br />
Peter Altmaier die<br />
deutsche Wirtschaftskrise<br />
unlängst<br />
für beendet<br />
erklärt<br />
habe, gelte dies<br />
nicht für weite<br />
Teile der Industrie,<br />
betonte Prokop.<br />
Die Industrieproduktion<br />
werde nach<br />
»Schwierige<br />
Zeiten bieten auch<br />
Prognosen des Marktforschungsunternehmens<br />
Oxford Economics<br />
nochmals sinken. Und tatsächlich<br />
hatten sich die Ökonomen<br />
von der<br />
Analyse- und Prognosefirma<br />
zuletzt beunruhigt<br />
über die wirtschaftliche<br />
Situation<br />
Deutschlands und somit<br />
auch über dessen Industrie<br />
geäußert: »Der<br />
schockierende Absturz<br />
des deutschen Produktionsindex<br />
auf den<br />
niedrigsten Stand seit<br />
2012 erinnert deutlich<br />
daran, dass die Aussichten<br />
für den Industriesektor<br />
weiterhin von Unsicherheit<br />
geprägt sind«, sagte Ángel Talavera<br />
von Oxford Economics.<br />
die Chance, sich neu<br />
zu erfinden.«<br />
Heinz-Jürgen Prokop, Vorsitzender<br />
des Vereins Deutscher Werkzeug-<br />
maschinenfabriken (VDW)<br />
Schwerer Produktionsrückgang<br />
Heinz-Jürgen Prokop,<br />
Erster Vorsitzender des<br />
VDW<br />
Doch trotz des eher negativen Stimmungsbildes<br />
ist das vergangene<br />
Jahr laut VDW viel besser<br />
gelaufen als erwartet.<br />
Mit einem Rückgang<br />
von einem<br />
Prozent habe<br />
das Produktionsergebnis<br />
in<br />
der deutschen<br />
Werkzeugmaschinenindustrie<br />
mit fast 17 Milliarden<br />
Euro nahezu<br />
auf dem Rekordniveau<br />
von 2018 gelegen. Hingegen<br />
sei der Export um neun Prozent<br />
gesunken, was vor allem auf den<br />
Foto: VDW<br />
Rückgang der Lieferungen<br />
nach Asien um elf<br />
Prozent und nach Amerika<br />
um 16 Prozent zurückzuführen<br />
sei. Das<br />
regionale Ergebnis dominierten<br />
jeweils die<br />
beiden größten Märkte<br />
China (minus 13 Prozent)<br />
und die USA (minus<br />
15 Prozent). Europa,<br />
die größte Absatzregion,<br />
die mehr als die<br />
Hälfte der deutschen<br />
Exporte aufnehme,<br />
habe sich mit minus<br />
fünf Prozent noch vergleichsweise<br />
gut gehalten. Tragende Säule sei der<br />
Inlandsabsatz gewesen, der um 16<br />
Prozent gestiegen sei.<br />
Vom guten Abschneiden des Inlandsmarktes<br />
habe der Import nicht<br />
profitieren können, so der VDW. Der<br />
Import sei um ein Zehntel gesunken,<br />
weshalb die Beschäftigung zum Jahresende<br />
2019 um drei Prozent zurückgegangen<br />
war. Zudem meldete das<br />
Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung<br />
(ifo) eine Zunahme der Kurzarbeit<br />
auf mehr als 18 Prozent der<br />
Unternehmen. Doppelt so viele Firmen<br />
erwarten dies nach Angaben des<br />
VDW für die kommenden Monate.<br />
Prokop bekräftigte: »Der Erhalt von<br />
Arbeitsplätzen genießt bei uns höchste<br />
Priorität.« Um weiteren Personalabbau<br />
zu vermeiden, sollte die Kurzarbeit<br />
von zwölf auf 24 Monate zügig<br />
verlängert werden, forderte er.<br />
28 04 | <strong>2020</strong>
Branche im Fokus<br />
Industrie & Technologie<br />
Foto: Shutterstock<br />
Die Automobilbranche gilt als Hauptabnehmer der Werkzeugmaschinenindustrie. Doch Anlageninvestitionen bleiben derzeit<br />
aus – viele Autobauer haben die Produktion gestoppt.<br />
»Die<br />
Erhalt der Arbeitsplätze<br />
im Fokus<br />
Dennoch zeigt sich der VDW optimistisch:<br />
»Schwierige Zeiten bieten auch<br />
die Chance, sich neu zu erfinden«, ist<br />
sich Prokop sicher. Den größten Hebel<br />
erwartet er weiterhin in der digitalen<br />
Vernetzung, mithilfe derer der Verein<br />
neue Geschäftsmodelle erschließen<br />
will. Entsprechende Technologien<br />
stellen nach Prokop ein Terrain dar,<br />
»auf dem mit Kreativität noch viel zu<br />
erreichen ist«. Auch die Themen<br />
Komplettbearbeitung beziehungsweise<br />
Prozesskettenverkürzung stehen<br />
auf der Agenda, ebenso wie die<br />
Elektromobilität und die additive<br />
Fertigung.<br />
Zudem sei die Werkzeugmaschinenindustrie<br />
nach Angaben des Vereins<br />
in Sachen Nachhaltigkeit eine<br />
»wahre Vorzeigebranche«. Werkzeugmaschinen<br />
würden beispielsweise<br />
eher generalüberholt und als Gebrauchtmaschinen<br />
wiederverkauft,<br />
als dass sie ausrangiert würden. Das<br />
wiederum führe zu einem zweiten<br />
und teilweise dritten Maschinenleben.<br />
Würden sie am Lebensende<br />
dann doch verschrottet, ließen sich<br />
fast alle, zum Teil hochwertigen Materialien<br />
re- oder upcyceln. Schließlich<br />
sei die Produktivität der Maschinen<br />
extrem hoch, wodurch<br />
jedes einzelne<br />
Bauteil<br />
energie- und<br />
ressourceneffizient<br />
hergestellt<br />
werden könne.<br />
Verunsicherung<br />
bleibt bestehen<br />
Neben der Optimierung<br />
von Maschinenkomponenten widmen<br />
sich die Hersteller dem Energieeinsatz<br />
während der Nutzungsphase.<br />
Denn: Das eingesetzte Rohmaterial<br />
und die Strom- und Medienverbräuche<br />
bestimmen die CO2-Bilanz der<br />
Produktion mit. Deshalb arbeiten Unternehmen<br />
derzeit unter anderem an<br />
Software, mit der Verschnitt und Abfall<br />
weiter reduziert werden können.<br />
»Die genannten Beispiele zeigen,<br />
dass an sehr vielen Stellschrauben gedreht<br />
werden muss, um neue Umsatzträger<br />
zu entwickeln und den Wandel<br />
zu mehr Nachhaltigkeit hinzubekommen.<br />
Das gilt auch für die Strukturveränderungen<br />
in der Automobilindustrie,<br />
die noch längst nicht abgeschlossen<br />
sind«, teilt der VDW mit.<br />
Unklar sei insbesondere, welche Antriebstechnologien<br />
in welchem Umfang<br />
bis wann eingesetzt werden und<br />
Nachfrage nach<br />
Werkzeugmaschinen<br />
verlief im vergangenen<br />
Jahr enttäuschend.«<br />
Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des<br />
Vereins Deutscher Werkzeug-<br />
maschinenfabriken (VDW)<br />
den höchsten Beitrag<br />
zur CO 2<br />
-Reduzierung<br />
leisten.<br />
»Wir sind<br />
fest davon<br />
überzeugt, dass<br />
es differenzierte<br />
Lösung für unterschiedliche<br />
Anforderungen<br />
geben<br />
muss«, sagt der VDW-Vorsitzende<br />
Prokop.<br />
Dennoch: »Für weite Teile der Industrie<br />
wird sich in Deutschland die<br />
Durststrecke länger fortsetzen«, prognostiziert<br />
er und geht davon aus,<br />
dass die Anlageinvestitionen in den<br />
Hauptabnehmerindustrien nur marginal<br />
steigen werden. Wie eine Studie<br />
der Landesbank Baden-Württemberg<br />
feststellte, entfiel rund die Hälfte der<br />
produzierten Maschinen des Sektors<br />
auf die Automobil- und Zuliefererbranche.<br />
Doch nachdem zahlreiche<br />
Autobauer bereits unter der sinkenden<br />
Nachfrage durch handelsstrategisch<br />
motivierte Turbulenzen litten,<br />
wurden zahlreiche Werke aufgrund<br />
der Ausbreitung des Coronavirus geschlossen,<br />
darunter jene von VW,<br />
Audi, BMW und Daimler. •<br />
www.vdw.de<br />
04 | <strong>2020</strong> 29
Special<br />
Rohre, Profile, Flansche & Co<br />
Herausforderungen<br />
für die Stahlrohr- und<br />
Flanschenindustrie<br />
Branchenkenner Frank Harms im Interview<br />
Düsseldorf. Die deutschen Hersteller von Stahlrohren und Flanschen<br />
sind weltweit auf den Märkten der Öl-und Gasindustrie, im<br />
Maschinen- und Anlagenbau, der Automobilindustrie, der<br />
chemischen- und Elektroindustrie sowie im Kraftwerksbau aktiv.<br />
Konjunkturelle Rahmenbedingungen, Veränderungen der<br />
Rohstoffmärkte sowie handels- und geopolitische Entwicklungen<br />
beeinflussen die Geschäftslage der Industrie. Im Gespräch mit<br />
»stahlmarkt« äußert sich Frank Harms, Geschäftsführer der<br />
Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre und der Fachvereinigung<br />
Stahlflanschen, zur Lage der Stahlrohr- und Flanschenindustrie.<br />
Flanschen und Rohre im Einsatz:<br />
Ein Mechaniker zieht die Schrauben<br />
an einer Flanschverbindung fest.<br />
30 04 | <strong>2020</strong>
Rohre, Profile, Flansche & Co<br />
Special<br />
Foto: Shutterstock<br />
04 | <strong>2020</strong> 31
Special<br />
Rohre, Profile, Flansche & Co<br />
Herr Harms, wie ist das Jahr 2019<br />
aus Sicht der Stahlrohr- und<br />
Stahlflanschenindustrie gelaufen?<br />
Frank Harms: Schauen wir zunächst<br />
auf die Input-Seite: Das Jahr 2019 hat<br />
sich insgesamt schwächer entwickelt<br />
als erwartet. Die Rohstoffpreisentwicklung<br />
hat sich im Jahresverlauf<br />
nicht als Stütze erwiesen. Die Eisenerzpreise<br />
sind bis zur Jahresmitte<br />
zwar recht deutlich gestiegen, haben<br />
bis zum Jahresende aber wieder stark<br />
nachgegeben. Noch schwächer haben<br />
sich die Notierungen für Kokskohle<br />
und Stahlschrott gezeigt, hier ging es<br />
auf den Weltmärkten im Jahresver-<br />
»Das Jahr 2019 hat<br />
sich insgesamt schwächer<br />
entwickelt als erwartet.<br />
Die Rohstoffpreisentwicklung<br />
hat sich im Jahresverlauf<br />
nicht als Stütze<br />
erwiesen.«<br />
Frank Harms, Geschäftsführer der<br />
Wirtschafts vereinigung Stahlrohre<br />
lauf hauptsächlich bergab. Die Bewertungen<br />
der wesentlichen Legierungselemente<br />
für rostfreie Stähle an<br />
der Londoner Metallbörse (LME) haben<br />
sich besonders volatil gezeigt<br />
und eine Berg- und Talfahrt hingelegt.<br />
Als Beispiel seien hier nur die<br />
Notierungen für Nickel an der LME<br />
genannt. Diese lagen im Januar bei<br />
umgerechnet unter zehn Euro pro<br />
Kilogramm, stiegen bis zum September<br />
auf 16 Euro pro Kilogramm und<br />
pendelten zum Jahresende um zwölf<br />
Euro pro Kilogramm. Solche Entwicklungen<br />
sind nicht planbar, da die<br />
Preisbildung auf dem Weltmarkt passiert<br />
und von konjunkturellen und<br />
handelspolitischen Einflüssen geprägt<br />
wird.<br />
Die Rohölpreise pendelten im Jahresverlauf<br />
um die Marke von 55<br />
US-Dollar pro Barrel, dies mit im Vergleich<br />
zu den Vorjahren relativ geringen<br />
Ausschlägen. Niedrige Ölpreise<br />
wie zuletzt zu Beginn des Jahres 2016<br />
führen zu einer Investitionszurückhaltung<br />
der Energieindustrie. Daraus<br />
folgen geringere Explorations- und<br />
Bohraktivitäten insbesondere der Frackingindustrie<br />
in Nordamerika mit<br />
entsprechend schwacher Stahlrohr-<br />
und Flanschennachfrage. Die Effizienz<br />
der Frackingindustrie in Nordamerika<br />
hat jedoch deutlich zugenommen,<br />
sodass aus dem in 2019<br />
erreichten Preisniveau eine relativ<br />
stabile Nachfrage der Öl- und Gasindustrie<br />
resultierte.<br />
Die Energiepreisentwicklung in<br />
Deutschland hat die Industrie kaum<br />
entlasten können. Zwar hat der<br />
Preisentwicklung<br />
130,0<br />
Indizes Preisentwicklung nach amtlichen Erhebungen, Inland, 2015=100:<br />
Präzisionsstahlrohre, nahtlos und geschweißt; nahtlose warm gewalzte Stahlrohre;<br />
geschweißte Großrohre über 16“; geschweißte runde Edelstahlrohre;<br />
geschweißte runde Stahlrohre bis 16“<br />
120,0<br />
110,0<br />
100,0<br />
90,0<br />
80,0<br />
Mrz 15<br />
Jun 15<br />
Sep 15<br />
Dez 15<br />
Mrz 16<br />
Jun 16<br />
Sep 16<br />
Dez 16<br />
Mrz 17<br />
Jun 17<br />
Sep 17<br />
Dez 17<br />
Mrz 18<br />
Jun 18<br />
Sep 18<br />
Präzisionsstahlrohre nl + g<br />
nahtl. warmgew. Rohre<br />
geschweißte Großrohre über 16“<br />
geschweißte runde Edelstahlrohre<br />
geschw. runde Stahlrohre bis 16“<br />
Dez 18<br />
Mrz 19<br />
Jun 19<br />
Sep 19<br />
Dez 19<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt; Stand: 25.10.2019<br />
32 04 | <strong>2020</strong>
Rohre, Profile, Flansche & Co<br />
Special<br />
»Bei einer wie im Jahr<br />
2019 nachlassenden Marktdynamik<br />
machten sich<br />
die weltweit vorhandenen<br />
Überkapazitäten in der<br />
Preisbildung deutlich<br />
bemerkbar.«<br />
Strompreis sich nach Erhebungen des<br />
Statistischen Bundesamtes im Jahr<br />
2019 abwärts entwickelt, der VIK Basisindex<br />
ging auf 170 Punkte zurück.<br />
Dies muss jedoch vor dem Hintergrund<br />
gesehen werden, dass dieser<br />
Index Anfang 2016 noch bei deutlich<br />
unter 120 Punkten lag und im Jahr<br />
2018 einen Spitzenwert von 190<br />
Punkten erreichte. Im europäischen<br />
Vergleich muss die deutsche Industrie<br />
überproportional hohe Energiepreise<br />
verkraften, die durch Ausgleichszahlungen<br />
wie die Strompreiskompensation<br />
nur teilweise ausgeglichen worden<br />
sind.<br />
Auf der Kostenseite hat es aber<br />
demnach doch Vorteile für die Hersteller<br />
gegeben?<br />
Harms: Das stimmt, aber die Märkte<br />
sind inzwischen so transparent, dass<br />
derartige Entwicklungen oftmals zeitnah<br />
auch auf der Vertriebsseite umgesetzt<br />
werden, zumindest im Tagesgeschäft.<br />
Bei einer wie im Jahr 2019<br />
nachlassenden Marktdynamik machten<br />
sich zudem die weltweit vorhandenen<br />
Überkapazitäten in der Preisbildung<br />
deutlich bemerkbar. Gedämpft<br />
wird diese Entwicklung wie<br />
üblich durch mittel- und langfristig<br />
wirkende Abschlüsse. An der vom<br />
Statistischen Bundesamt veröffentlichten<br />
Darstellung der Marktpreise<br />
ist deutlich zu erkennen, dass<br />
insbesondere die Preisentwicklung<br />
nahtloser Stahlrohre im<br />
vergangenen Jahr deutlich<br />
nach unten gerichtet war, zumal<br />
angesichts der Entwicklung<br />
von Vormaterial, Energieund<br />
Personalkosten in den letzten<br />
Jahren. Wie sehr der Markt<br />
die Hersteller hier herausfordert,<br />
wurde mit Presseberichten über Kurzarbeit<br />
und sogar Werksstillstände<br />
deutlich.<br />
Zu den eher belastenden Faktoren<br />
auf der Einkaufsseite kam somit der<br />
Umstand, dass aufgrund von handelspolitischen<br />
Unsicherheiten und einer<br />
konjunkturellen Abkühlung die zu<br />
Jahresbeginn recht dynamische Nachfrage<br />
im Jahresverlauf schwächer<br />
wurde. Zudem fielen Großprojekte<br />
aus oder wurden verzögert, sodass<br />
sich zum Beispiel im Pipelinegeschäft,<br />
vor allem im Vergleich zum starken<br />
Vorjahr, deutliche Einschnitte zeigten.<br />
»Die Stahlrohrindustrie<br />
wurde insgesamt von<br />
heftigem internationalen<br />
Wettbewerb geprägt.<br />
Die Flanschenindustrie hat<br />
vor allem im Geschäft mit<br />
Kohlenstoffflanschen<br />
weniger als im Vorjahr<br />
umgesetzt.«<br />
Weltstahlrohrproduktion 2008–2019<br />
Mio. t<br />
200<br />
180<br />
168,5<br />
169,2<br />
165,9<br />
168,1<br />
171,3<br />
172,6<br />
160<br />
140<br />
126,0<br />
126,7<br />
140,8<br />
152,0<br />
45,0<br />
155,1<br />
46,0<br />
48,6<br />
41,4<br />
38,9<br />
41,9<br />
43,6<br />
43,9<br />
120<br />
109,6<br />
43,0<br />
100<br />
39,0<br />
32,9<br />
40,2<br />
80<br />
60<br />
40<br />
65,6<br />
57,3<br />
65,7<br />
75,4<br />
84,0<br />
87,4<br />
97,2<br />
104,1<br />
104,7<br />
103,3<br />
106,2<br />
107,0<br />
Uhlig April 2019<br />
20<br />
0<br />
21,4 19,4 20,8 22,4 23,0 21,7 22,7 23,7 22,3 22,9 21,5 21,7<br />
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019<br />
Großrohre Geschweißt
Special<br />
Rohre, Profile, Flansche & Co<br />
»Ob die Weltwirtschaft<br />
auf moderatem Wachstumskurs<br />
bleiben wird, ist fraglich.<br />
Kurzfristig werden wir sicher<br />
deutliche Einbrüche<br />
erleben.«<br />
Die Nachfrage nach Stahlrohren<br />
und Flanschen war also insgesamt<br />
schwächer als im Vorjahr?<br />
Harms: Weltweit gesehen hat sich an<br />
der Marktversorgung nicht viel getan.<br />
Die weltweite Stahlrohrproduktion<br />
lag im Jahr 2019 fast unverändert bei<br />
173 Millionen Tonnen, der Anteil<br />
nahtloser Stahlrohre ebenfalls wenig<br />
verändert bei 25 Prozent. Der Ausbau<br />
der Infrastrukturen und der zunehmende<br />
industrielle Bedarf in Schwellenländern<br />
generierte eine weiter<br />
steigende Nachfrage, aus Sicht unserer<br />
Hintergrund<br />
Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />
Die Wirtschaftsvereinigung (WV) Stahlrohre vertritt die Interessen der<br />
deutschen Stahlrohrindustrie. Internationale Interessen werden über<br />
die Mitgliedschaft im europäischen Dachverband der Stahlrohrindustrie,<br />
European Steel Tube Association (ESTA), abgedeckt. Gegründet<br />
wurde die Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre im Jahr 2009 im Rahmen<br />
einer Fusion von Stahlrohrverband, Fachvereinigung Präzisionsrohrwerke<br />
und Mitgliedern des Verbandes der freien Rohrwerke. Vorsitzender<br />
des Vorstandes der WV Stahlrohre ist Dr. Dirk Bissel, Vallourec Deutschland.<br />
Geschäftsführer des Verbands ist Frank Harms.<br />
Industrie allerdings vor allem bei Produkten,<br />
die besonders in Deutschland<br />
kaum noch zu international wettbewerbsfähigen<br />
Kosten herzustellen<br />
sind. Die Stahlrohrindustrie wurde<br />
insgesamt von heftigem internationalen<br />
Wettbewerb geprägt. Dies verspürten<br />
die Hersteller nahtloser Stahlrohre<br />
und geschweißter Leitungsrohre<br />
ebenso wie die Großrohrindustrie. Die<br />
Hersteller von Präzisionsstahlrohren<br />
konnten ihre Produktionsmengen<br />
noch vergleichsweise stabil halten,<br />
verzeichneten aber insbesondere aufgrund<br />
einer sich zurückhaltend entwickelnden<br />
Nachfrage aus der Automobilindustrie<br />
ebenfalls Absatzverluste.<br />
Die Flanschenindustrie hat vor allem<br />
im Geschäft mit Kohlenstoffflanschen<br />
weniger als im Vorjahr umgesetzt, vor<br />
allem im zuvor allerdings außergewöhnlich<br />
starken Export. Der Bedarf<br />
an Flanschen aus Edelstahl blieb konstanter,<br />
hier stützte besonders eine<br />
robuste Nachfrage aus der chemischen<br />
Industrie.<br />
Die deutschen Hersteller beider<br />
Branchen konzentrieren ihre Produktion<br />
stärker auf qualitativ hochwertige<br />
Produkte mit so hoher Wertschöp-<br />
Kapazitätsentwicklung<br />
Mio. t<br />
140<br />
Kapazität Welt: 306 Mio. t<br />
120<br />
100<br />
EU<br />
GUS<br />
Fernost o. China<br />
China<br />
Nordamerika<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />
34 04 | <strong>2020</strong>
Rohre, Profile, Flansche & Co<br />
Special<br />
fung, dass die dabei anfallenden Kosten<br />
für Energie, Umweltauflagen und<br />
Personal gedeckt werden können.<br />
Insgesamt spürten beide Industrien,<br />
dass frühere Zielmärkte in Drittländern<br />
sich zunehmend selbst versorgen<br />
und darüber hinaus auf dem Weltmarkt<br />
inzwischen auch als Wettbewerber<br />
auftreten. Der Handelskrieg<br />
zwischen den USA und China hat die<br />
Nachfrage zusätzlich gedämpft.<br />
Wie ist der Ausblick für die Stahlrohr-<br />
und Flanschenindustrie?<br />
Harms: In Zeiten von Corona trübt<br />
sich der Ausblick leider deutlich. Allgemein<br />
können wir sagen: Die Entwicklung<br />
der Stahlrohr- und Flanschenindustrie<br />
wird weiterhin von der<br />
weltweiten Konjunkturentwicklung<br />
und besonders von den Entwicklungen<br />
auf den Rohstoffmärkten, insbesondere<br />
auf dem Öl- und Gassektor,<br />
beeinflusst. Kommt es in der globalen<br />
Konjunkturentwicklung zu einem Abschwung<br />
– wie gerade aufgrund der<br />
Corona-Pandemie – spürt auch unsere<br />
Industrie das entsprechend. Längerfristige<br />
Verwerfungen können wir<br />
nicht ausschließen. Ob die Weltwirtschaft<br />
auf moderatem Wachstumskurs<br />
bleiben wird, ist fraglich. Kurzfristig<br />
werden wir sicher deutliche<br />
Einbrüche erleben. Immerhin: Auch<br />
die Wirtschaft in China ist zunächst<br />
eingebrochen, doch scheint sie sich<br />
allmählich wieder zu normalisieren.<br />
Die weltweit vorhandenen Überkapazitäten<br />
besonders in der Stahlrohrindustrie<br />
führen nach wie vor zu<br />
strukturellen Veränderungen. In der<br />
EU wurden bereits Kapazitätsreduzierungen<br />
vorgenommen, weitere sind<br />
absehbar. In China muss wohl noch<br />
länger mit bestehenden Überkapazitäten<br />
gerechnet werden. Hier können<br />
die Marktmechanismen aufgrund<br />
nach wie vor dominanter staatlicher<br />
Einflussnahme nicht regulierend<br />
wirksam werden.<br />
Im laufenden Jahr werden in Europa<br />
die Richtlinien zum Ausgleich der<br />
hier durch den CO 2<br />
-Emissionshandel<br />
im internationalen Vergleich höheren<br />
Energiekosten für energie- und handelsintensive<br />
Unternehmen neu geregelt.<br />
Sollte es dabei zur Beschneidung<br />
der bisherigen Ausgleichsregelungen<br />
Hintergrund<br />
Fachvereinigung Stahlflanschen<br />
In der Fachvereinigung<br />
Stahlflanschen sind Unternehmen<br />
organisiert, deren Produktionsprogramm<br />
Herstellung<br />
oder Verarbeitung von<br />
Stahlflanschen und Ringen umfasst.<br />
Die Fachvereinigung wurde<br />
im Jahr 1926 gegründet. Bisher<br />
sind nur deutsche Unternehmen<br />
vertreten, die<br />
Mitgliedschaft in der Fachvereinigung<br />
steht jedoch grundsätzlich<br />
allen Herstellern in der EU<br />
offen. Vorsitzender des Vorstandes<br />
ist Dr. Oliver Schellberg,<br />
Flanschenwerk Bebitz.<br />
Geschäftsführer der Fachvereinigung<br />
ist Frank Harms.<br />
kommen, droht insbesondere in<br />
Deutschland aufgrund der hohen<br />
Energiepreise ein Wettbewerbsfähigkeitsverlust.<br />
Die Politik hat dies jedoch<br />
erkannt und ist bemüht, hier für weiter<br />
fairen Wettbewerb zu sorgen. •<br />
Stahlrohrmarkt Deutschland<br />
Marktversorgung BRD – Stahlrohre gesamt<br />
in 1.000 t 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019<br />
Produktion 2.603 2.709 2.403 2.536 3.287 3.084 2.346<br />
Export 2.719 2.444 2.366 2.563 2.880 2.866 2.239<br />
Import 1.995 2.038 2.009 2.132 2.164 2.082 2.120<br />
Marktversorgung 1.879 2.303 2.046 2.105 2.571 2.300 2.227<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Produktion Exporte Importe Marktversorgung<br />
0<br />
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019<br />
04 | <strong>2020</strong> 35
Special<br />
Qualität, Messen, Prüfen, Inspizieren<br />
Inline-Konturmessung beim<br />
Walzen von Langprodukten<br />
LAP richtet seine Messsysteme auf die Erfordernisse vernetzter<br />
Prozesse in digitalisierten Automatisierungsumgebungen aus<br />
Lüneburg. Auf der Tube <strong>2020</strong> in Düsseldorf will der Hersteller von Laserprojektions- und Messsystemen,<br />
LAP, die neue Smart Core Pro-Software für die Konturmessung von Langprodukten vorstellen.<br />
Sie ermöglicht laut Hersteller die tiefe Integration der Geometriedaten in die zunehmend<br />
vernetzte Produktionsumgebung der Walzwerke und macht sie so für die prozessübergreifende<br />
Nutzung der Daten in der Smart Factory verfügbar.<br />
Mit dem neuen Softwarepaket<br />
Smart Core Pro stellt<br />
LAP ein System vor, das die<br />
intensive, werksweite Nutzung der<br />
Konturdaten von Langprodukten ermöglichen<br />
soll – sowohl direkt an der<br />
Prozesslinie als auch in den Datenstrukturen<br />
einer vernetzten »Industrie<br />
4.0«-Produktionsumgebung. »Mit<br />
hoher Konnektivität macht sie den<br />
Weg frei für den Austausch von Daten<br />
zwischen Menschen, Maschinen<br />
und Prozessen sowie für die Nutzung<br />
umfangreicher Kontur-Messdaten«,<br />
teilt LAP mit.<br />
Geometriedaten werksweit<br />
vernetzt<br />
Demnach können mit Smart Core Pro<br />
die Ergebnisse der »Contour Check<br />
Shape«-Kontur-Messsysteme nicht<br />
nur unmittelbar für die Regelung des<br />
Walzprozesses verwendet werden,<br />
sondern auch für die weitergehende<br />
Analyse in der prozessübergreifenden<br />
Steuerung der Produktion oder der<br />
Qualitätssicherung. Darüber hinaus<br />
sind die Daten nach Informationen<br />
von LAP für die Einbindung in MESoder<br />
ERP-Systeme verfügbar und sollen<br />
umfangreichen Input für die weitere<br />
Nutzung mit der Big-Data-Analyse<br />
oder für künftige Anwendungen<br />
in der Supply-Chain-Optimierung<br />
liefern.<br />
Martin Pabst, Leiter der Business Unit<br />
»Industry Systems« bei LAP, sieht hohen<br />
Bedarf für die tiefe Integration<br />
der Geometriedaten in übergreifende<br />
Strukturen: »In der digitalen Fabrik<br />
organisieren Maschinen die Produktion<br />
autark, sie tauschen autonom<br />
Informationen aus, veranlassen Aktionen<br />
und steuern sich gegenseitig.<br />
Industrie 4.0 im Walzwerk setzt für<br />
uns dort an, wo Daten, die von Messsystemen<br />
ermittelt werden, intelligent<br />
mit übergreifenden Systemen<br />
verknüpft werden. Smart Core Pro<br />
macht die Geometriedaten des Walzgutes<br />
in hochvernetzten Fertigungsprozessen<br />
werksweit verfügbar. Mit<br />
ihnen kann der Anwender Prozesse<br />
auf einer übergeordneten Ebene op-<br />
Die Software Smart Core Pro ermöglicht<br />
laut Hersteller die tiefe Integration<br />
der Geometriedaten in die zunehmend<br />
vernetzte Produktionsumgebung der<br />
Walzwerke.<br />
timieren und Qualität sowie Ausbringung<br />
exakt bewerten.«<br />
Technik im Detail: Konturmessung<br />
mit Contour Check Shape<br />
Die Systeme der »Contour Check Shape«-Serie<br />
vermessen inline die Kontur<br />
von Rundmaterial wie von Stäben,<br />
Rohren und Rippenstahl sowie von<br />
Flach-, Sechs- und Achtkantprofilen<br />
auf Basis der Laser-Lichtschnitttechnologie.<br />
Dabei sollen sie Formabweichungen<br />
wie zum Beispiel ein- oder<br />
beidseitige Über- oder Unterfüllungen,<br />
Oberflächendefekte sowie Walzenversatz<br />
und -verschleiß erfassen.<br />
»Einzigartig an Smart Core Pro ist<br />
die eindeutige, automatische Detektion<br />
und Klassifikation von Profilabweichungen<br />
und Oberflächenfehlern,<br />
mit der deren Ursachen gezielt behoben<br />
werden können: Die Software<br />
unterscheidet verschiedene konvexe<br />
oder konkave Konturabweichungen,<br />
die entsprechend ihrer Länge in fünf<br />
Klassen eingeordnet werden«, betont<br />
LAP.<br />
Automatische Detektion<br />
von Profil abweichungen und<br />
Oberflächenfehlern<br />
Damit soll die Einstellung des Walzgerüstes<br />
nicht mehr von subjektiven<br />
Einschätzungen abhängen: »Die Software<br />
gibt gezielt Hinweise, wie das<br />
36 04 | <strong>2020</strong>
Qualität, Messen, Prüfen, Inspizieren<br />
Special<br />
Fotos (2): LAP GmbH Laser Applikationen<br />
Die Systeme der Serie »Contour Check Shape« vermessen inline die Kontur von Rundmaterial wie von Stäben, Rohren und<br />
Rippenstahl sowie von Flach-, Sechs- und Achtkantprofilen auf Basis der Laser-Lichtschnitttechnologie.<br />
Gerüst zu verstellen ist. Bei einem<br />
Walzenversatz zum Beispiel können<br />
die Messergebnisse direkt in den Sollwert<br />
für die Verstellung der Walzen<br />
einfließen. So wird das Walzgerüst<br />
nach Produktwechseln schneller und<br />
mit höherer Genauigkeit als bisher<br />
getrimmt. Die Sicherheit, nach kurzer<br />
Zeit wieder innerhalb des vorgegebenen<br />
Toleranzbandes zu produzieren,<br />
nimmt zu – die Ausbringung der<br />
Walzstraße steigt«, so der Hersteller.<br />
Für Zwei- und Dreiwalzen-Gerüste sei<br />
es dabei wichtig, die Orientierung des<br />
Profils zuverlässig zu erkennen. Ein<br />
speziell für Smart Core Pro entwickelter<br />
Algorithmus kompensiere eine<br />
eventuelle Drehbewegung des Walzgutes<br />
zwischen Walzgerüst und Messort.<br />
Das Ergebnis: Die Kontur werde<br />
immer lagerichtig erfasst und dargestellt.<br />
LAP: »Dies ermöglicht es, Kerndimensionen<br />
wie zum Beispiel die Abmessungen<br />
des Kalibergrundes und -spaltes,<br />
der Schultermaße und der Nahtgröße<br />
der Einstellung des Gerüstes<br />
und den sie verursachenden Walzen<br />
eindeutig zuzuordnen – Grundvoraussetzung<br />
für die automatische Regelung<br />
des Walzprozesses.« •<br />
www.lap-laser.com<br />
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04 | <strong>2020</strong> 37
Special<br />
Qualität, Messen, Prüfen, Inspizieren<br />
Schweißzangenkühlung fit für<br />
Industrie 4.0<br />
Kompakte Systemlösung für Luft- und Wassereinspeisung bei<br />
Schweißrobotern<br />
Bei Punktschweißrobotern<br />
in der Automobilindustrie<br />
ist eine möglichst genaue<br />
Überwachung und Regelung<br />
der Kühlwassermenge zu den<br />
einzelnen Schweißzangen<br />
notwendig.<br />
Ingelfingen. Schweißprozesse in der Automobilindustrie<br />
müssen zuverlässig laufen,<br />
um eine reibungslose Fertigung<br />
zu gewährleisten. Die<br />
Punktschweißroboter<br />
stehen in den hoch automatisierten<br />
Produktionsanlagen<br />
der Automobilindustrie<br />
und ihrer Zulieferer mitunter zu<br />
hunderten in einer Montagehalle. Dabei spielt<br />
die optimale Kühlung der Schweißkappen eine<br />
entscheidende Rolle.<br />
Von Hartmuth Lotha*<br />
Bei Punktschweißrobotern in der Automobilindustrie<br />
ist eine möglichst genaue Überwachung und Regelung<br />
der Kühlwassermenge (siehe Hintergrund:<br />
Richtig kühlen ist nicht einfach) zu den einzelnen Schweißzangen<br />
gleich aus mehreren Gründen sinnvoll, um die<br />
Kosten- und Energieeffizienz im Karosseriebau zu steigern:<br />
Die Durchflussmenge wird immer dem Bedarf angepasst,<br />
nicht nur im normalen Betrieb, sondern<br />
auch im Teilsystembetrieb sowie bei Anlagenerweiterungen.<br />
Man benötigt weniger<br />
Kühlwasser, ohne auf optimale Kühlbedingungen<br />
zu verzichten. Dadurch wird die<br />
Pumpwerksleistung bestmöglich ausgenutzt<br />
und bei Neuanlagen der tatsächliche<br />
Bedarf planbar. Durch geregelte Durchflüsse<br />
gehören zudem Schließschläge im Kühlwasserkreis,<br />
die zu Druckstößen im System und<br />
einem Fehlalarm bei den aktuellen Minimalflussüberwachungen<br />
führen können, der<br />
Vergangenheit an.<br />
Platzsparende Montage auf der<br />
Roboterbefestigungsplatte<br />
Für eine geregelte Schweißzangenkühlung hat Bürkert<br />
Fluid Control Systems deshalb schon vor einigen Jahren<br />
mit der Systemlösung Typ 8821 eine praxisgerechte Lö-<br />
38 04 | <strong>2020</strong>
Qualität, Messen, Prüfen, Inspizieren<br />
Special<br />
sung entwickelt, die so kompakt ist, dass sie direkt neben<br />
der Versorgungsplattform des Roboters an der Bodenplatte<br />
Platz findet. Beim Schweißen wird der Roboter dann<br />
nicht durch das Kühlsystem in seinem Arbeitsbereich<br />
eingeschränkt, weshalb konventionelle Systeme oft anderorts<br />
untergebracht werden. Damit unterscheidet das<br />
System sich deutlich von den herkömmlichen, meist kühlschrankgroßen<br />
Lösungen. Die Anordnung an der Roboterbefestigungsplatte<br />
verkürzt zudem die wasserführenden<br />
Kühlschläuche zum Punktschweißwerkzeug beachtlich.<br />
Die Regelung und Abschaltungsüberwachung<br />
arbeiten dadurch wesentlich schneller als bei einer Anordnung<br />
weiter entfernt am Schutzzaun des Roboters. Eine<br />
manuelle Bedienung oder visuelle Überwachung des<br />
Kühlsystems entfällt, da alle Regelmerkmale und Überwachungsdaten<br />
per Feldbus am Bediengerät des Roboters<br />
oder der SPS eingestellt oder visualisiert werden können.<br />
Die kompakte Systemeinheit, die das Resultat jahrzehntelanger<br />
Erfahrung ist, besteht aus Pneumatikmodul,<br />
Steuermodul mit integriertem Prozessregler und Kühlmittelmodul,<br />
die platzsparend, quasi »Huckepack« aufeinander<br />
montiert sind. Die komplette Messtechnik ist im Steuermodul<br />
integriert, das gut zugänglich ist. Meist bleibt<br />
jedoch bei der Inbetriebnahme hier nicht viel zu tun, denn<br />
das System ist bereits werksseitig auf die gängigen Zweikreiszangen<br />
mit 16-Millimeter-Kappen voreingestellt.<br />
Maximalbegrenzung und Sollwert sind bereits hinterlegt.<br />
Nur in Sonderfällen werden andere Werte am Controller<br />
menügeführt manuell angepasst.<br />
Zukunftsweisendes Konzept<br />
Der im System eingesetzte Durchflusssensor arbeitet unter<br />
Referenzbedingungen mit einer Wiederholgenauigkeit<br />
von ± 0,4 Prozent vom Messwert bei einer Fließgeschwindigkeit<br />
zwischen 0,3 und 10 Metern pro Sekunde. Neben<br />
dem Durchflusssensor sind weitere Sensoren zur Druckund<br />
Temperaturerfassung integriert. Das Steuermodul<br />
kommuniziert direkt mit der übergeordneten Robotersteuerung<br />
oder SPS. Bei der neuesten Variante der Systemlösung<br />
zur Schweißkappenkühlung ist dies nun auch<br />
über Profinet (ein Ethernet-basierter, herstellerunabhängiger<br />
und offener Feldbusstandard, Anm. d. Red.) möglich.<br />
Dadurch wird die Lösung zu einem zukunftsweisenden<br />
Konzept: Nicht nur die Offenheit für TCP/IP, sondern auch<br />
die auf Standard-Ethernet basierte Technik machen Profinet<br />
zu einer zukunftssicheren Architektur, die eine Basis<br />
für Industrie-4.0-Konzepte schafft. So lässt sich zum Bei-<br />
Die Schweißzangenkühlung Master Jet System findet direkt<br />
neben der Versorgungsplattform des Roboters an der Fundamentbefestigung<br />
Platz.<br />
Beim Schweißen wird der Roboter nicht durch das Kühlsystem<br />
in seinem Arbeitsbereich eingeschränkt, heißt es.<br />
spiel die Anlagenverfügbarkeit steigern, indem die Prozessdaten<br />
nicht nur in der lokalen Steuerung verarbeitet<br />
werden, sondern auch in Cloud-Anwendungen für die<br />
Ferndiagnose sowie für Optimierungen zur Verfügung<br />
stehen. Die Systemlösung stellt dafür nicht nur die Profinet-Schnittstelle,<br />
sondern dank der zusätzlichen Sensorik<br />
auch die entsprechenden Signale zur Verfügung, die der<br />
Anwender auch auf seinem Weg in Richtung Industrie 4.0<br />
nutzen kann.<br />
Einfache Inbetriebnahme<br />
Die Inbetriebnahme des Systems zur Schweißzangenkühlung<br />
ist simpel. Codierte Anschlusstechnik und farbige<br />
Schläuche erleichtern die Inbetriebnahme von Pneumatikund<br />
Kühlmitteleinheit. Bodenanker sind für die Befestigung<br />
nicht notwendig. Zur Inbetriebnahme müssen nur<br />
die Luftversorgungsleitung an der Eingangsseite der Pneumatikeinheit<br />
mittels Absperrhahn geöffnet und die Druck-<br />
Fotos (3): Kuka Deutschland GmbH<br />
04 | <strong>2020</strong> 39
Special<br />
Qualität, Messen, Prüfen, Inspizieren<br />
luftverbindungen geprüft werden. Ist das System<br />
dicht und mit ausreichend Druck versorgt<br />
(Eingangsdruckmessung), kann die Kühlmitteleinheit<br />
in Betrieb genommen werden.<br />
Während des Betriebs lassen sich vier<br />
Systemmodi unterschieden. Im Inbetriebnahmemodus<br />
sind alle Komponenten in der<br />
Stellung »Hilfsenergieausfall«; die Prozesseingangswerte<br />
stehen über Profinet zur Verfügung.<br />
Durch das Signal »System Run« von der<br />
Robotersteuerung oder SPS wird nun der<br />
Schweißkappenkühlprozess in Gang gesetzt und<br />
betrieben. Der Controller im Steuerungsmodul regelt<br />
den voreingestellten Sollwert aus. Mit Überschreiten des<br />
unteren Grenzwertes und Nichtüberschreiten des oberen<br />
Grenzwertes wird ein Signal (Wasserfluss in Ordnung)<br />
generiert und eine LED zeigt den regulären Kühlbetrieb<br />
an. Im Hand- und Wartungsmodus können Einstellungen<br />
auch direkt vor Ort vorgenommen werden.<br />
Regeln rechnet sich<br />
Einmal in Betrieb genommen, kann das Kühlsystem<br />
dann seine Vorteile so richtig ausspielen:<br />
Durch die direkte Anbindung des sensiblen<br />
Durchflusssensors und des Prozessreglers<br />
an die übergeordnete Robotersteuerung<br />
oder SPS ist der Kühlwasserdurchfluss jederzeit<br />
regelbar und wird an den tatsächlichen<br />
Bedarf angepasst. Die Schweißkappen werden<br />
von Anfang an ausreichend gekühlt und<br />
ein Kappenkleben wird zuverlässig reduziert. Außerdem<br />
gleicht das System die Wasserwiderstände unterschiedlicher<br />
Kühlungsleitungen durch die Regelung aus oder<br />
Hartmuth Lotha<br />
Im Prozessregler sind werksseitig<br />
Regelparameter, der K-Faktor für den<br />
Durchflusssensor und die Grenzwerte<br />
der erlaubten Durchflussmenge voreingestellt.<br />
erkennt sie – wenn ungeeignet – sofort als fehlerhaft.<br />
Die werksseitigen Voreinstellungen sorgen<br />
zudem für eine Vereinheitlichung der Kühlwasserkreise,<br />
was letztendlich den Service deutlich erleichtert.<br />
Der geregelte Kühlwasserdurchfluss<br />
macht darüber hinaus eine nachträgliche manuelle<br />
Kalibrierung nach Veränderungen oder Erweiterungen<br />
überflüssig. Die Kühlmittelmenge ist reproduzierbar,<br />
Fehler werden schnell erkannt. Letztendlich verbessert<br />
sich dadurch die Schweißqualität und Prozesszuverlässigkeit.<br />
Zusätzlich ergeben sich Einsparungen in den Betriebskosten,<br />
denn die bedarfsgerechte Regelung senkt<br />
den Energieverbrauch. Pumpen müssen außerdem<br />
nicht mehr überdimensioniert werden,<br />
um genug Reserven zu haben. Die<br />
Kühlmittelkreisläufe in Schweißapplikationen<br />
zu regeln, rechnet sich dadurch innerhalb<br />
kurzer Zeit, und dank Profinet-Schnittstelle<br />
sowie der Bereitstellung zusätzlicher<br />
Sensorsignale steht zudem neuen Indus trie-<br />
4.0-Konzepten nichts mehr im Weg. •<br />
Foto: Bürkert Fluid Control Systems<br />
Grafik: Bürkert Fluid<br />
Control Systems<br />
www.buerkert.de<br />
*Der Autor ist Diplomingenieur und tätig im Bereich Field<br />
Segment Management Automotive Systems bei Bürkert<br />
Fluid Control Systems.<br />
Gewusst wie<br />
Richtig kühlen ist nicht einfach<br />
Beim Punktschweißen ist die Kühlung der Roboterschweißzangen beziehungsweise des vordersten Teils, der<br />
Schweißkappen, absolut zwingend, um die durch die hohen Ströme hervorgerufene Wärmelast gezielt abzuführen.<br />
Die verwendeten Kappen sind bei diesem Verfahren zwar von vornherein als Verschleißteile ausgelegt,<br />
die regelmäßig getauscht werden müssen, aber führt man die Wärme nicht oder nur unzureichend ab, erhöht<br />
sich der Verschleiß, und die Wechselintervalle verkürzen sich extrem. Dadurch entstehen nicht nur höhere Kosten,<br />
sondern es kommt zu zusätzlichem Produktionsausfall durch wartungsbedingte Anlagenstillstände. Um<br />
dies zu verhindern, strömen an die Schweißkappen der Punktschweißroboter je nach Werkstoff und Ausführung<br />
zwischen vier und acht Liter Kühlwasser pro Minute und Kappe. Das Kühlwasser hat dabei im Nennbetrieb<br />
eine Temperatur zwischen +20 und +40 Grad Celsius und wird mit einem Druck von bis zu circa 8 bar beaufschlagt.<br />
Nur wenn die Mengen überwacht werden, kann man jedoch sicher sein, dass die Kühlung im laufenden<br />
Betrieb auch ordnungsgemäß gewährleistet ist. Da sich die Schweißkappen trotz der Kühlung abnutzen, können<br />
beispielsweise Leckagen entstehen. Werden sie nicht rechtzeitig erkannt, kann austretendes Kühlwasser zu<br />
Anlagenstillständen führen und sogar zu einer Beschädigung anderer empfindlicher Anlagenkomponenten.<br />
Außerdem besteht für den Bediener das Risiko, durch Kühlwasseraustritt oder durch Flüssigkeiten auf dem Boden<br />
gefährdet zu werden. Die Kühlsysteme müssen also Leckagen oder Kappenverluste sehr schnell erkennen<br />
und im Fall der Fälle den Kühlmittelfluss sofort unterbrechen und absperren.<br />
Grafik: Bürkert Fluid Control Systems<br />
40 04 | <strong>2020</strong>
Qualität, Messen, Prüfen, Inspizieren<br />
Special<br />
GTM erhält Patent für<br />
Kraft-Beschleunigungsaufnehmer<br />
Mit flexiblem Einsatz dynamische Prüfstände zukunftssicher gestalten<br />
Bickenbach. Die GTM Testing and Metrology GmbH, ein Anbieter im Bereich Messtechnik, präsentiert<br />
eine neue, nun patentierte Erfindung: Es handelt sich um einen kombinierten Kraft-Beschleunigungsaufnehmer,<br />
der die Korrektur der Beschleunigungskräfte bei dynamischen Messungen in<br />
Prüfständen ermöglichen soll.<br />
Unsere Innovation schafft mehr<br />
Flexibilität, weil sie für wechselnde<br />
Prüfaufgaben nutzbar<br />
ist«, sagt Christoph Seipel, bei GTM<br />
zuständig für die Entwicklung dynamischer<br />
Kraftaufnehmer und Erfinder<br />
der Lösung. Wie GTM miteilt, erteilte<br />
das Europäische Patentamt am<br />
20.11.2019 Patentschutz »für diese<br />
Erfindung, von der Anbieter und Betreiber<br />
von Prüfständen profitieren<br />
werden«.<br />
Ein Kraft-Beschleunigungsaufnehmer<br />
erlaubt die Kompensation des<br />
Messfehlers, der durch die Beschleunigung<br />
der Massen zwischen der<br />
Kraftmessstelle und der Probe entsteht.<br />
Das geschieht nach Angaben<br />
von GTM üblicherweise durch nur<br />
einen Beschleunigungssensor, der am<br />
Kraftaufnehmer, an der Adaption<br />
oder an der Probe montiert ist.<br />
Mehrere Beschleunigungssensoren<br />
Der patentierte Kraft-Beschleunigungsaufnehmer<br />
hingegen kombiniert<br />
den Kraftaufnehmer und zwei<br />
oder mehrere MEMS-Beschleunigungssensoren<br />
mit verschiedenen<br />
Empfindlichkeitskennlinien. »Einer<br />
der Sensoren weist eine hohe Empfindlichkeit<br />
bei niedrigen Beschleunigungen<br />
und im niedrigen Frequenzbereich<br />
auf. Ein zweiter Sensor misst<br />
bei höheren Beschleunigungen bis in<br />
den Kilohertz-Bereich. Um den Anwendungsbereich<br />
zu vergrößern, ist<br />
das Anbringen weiterer Sensoren<br />
möglich«, erklärt GTM. Je nach An-<br />
Foto: GTM<br />
Dynamischer Kraftaufnehmer für<br />
Prüfanwendungen<br />
forderung an die Messung könne der<br />
Anwender den am besten passenden<br />
Beschleunigungssensor auswählen<br />
und ihn anschließen.<br />
Prüfstandsbauer und deren Kunden<br />
profitieren Anbieterinformationen<br />
zufolge in vielfältiger Weise vom Einsatz<br />
des patentierten Kraft-Beschleunigungsaufnehmers:<br />
»Da er einen sehr<br />
breiten Frequenzbereich abdeckt,<br />
kann der Aufnehmer in Maschinen für<br />
die verschiedensten industriellen Prüfaufgaben<br />
eingebaut werden. Wenn<br />
Prüfstandsbauer einheitliche, in Serie<br />
gefertigte Kraftaufnehmer mit verschiedenen<br />
Sensoren anstatt mehrerer,<br />
anforderungsbezogener Kraftaufnehmer<br />
beziehen, entstehen ihnen<br />
Kostenvorteile. Bei dynamischen Messungen<br />
ist es nicht einfach, im Vorfeld<br />
die Anforderungen hundertprozentig<br />
festzulegen. So kann es passieren, dass<br />
mit einem nicht exakt passenden Sensor<br />
gemessen wird oder der Prüfstand<br />
nochmals umgebaut werden muss«,<br />
betont GTM. Prüfstände mit einer<br />
Messtechnik, die einen breiten Anforderungsbereich<br />
abdecke, lieferten<br />
präzise Messergebnisse. Die Frage eines<br />
eventuellen Umbaus mit entsprechendem<br />
Mehraufwand werde sich<br />
dank des breiten Anwendungsbereichs<br />
der Erfindung nicht stellen.<br />
Betreiber und Anbieter von<br />
Prüfstandstechnik sollen<br />
profitieren<br />
»In der Praxis besteht heute das Problem,<br />
dass die Anforderungen an<br />
eine dynamische Messung genau bekannt<br />
sein müssen«, so GTM. Der jeweilige<br />
Kraftaufnehmer werde dann<br />
mit dem geeigneten Beschleunigungssensor<br />
kombiniert. Oftmals sei<br />
es nicht möglich, diese Kombination<br />
in Prüfständen auch für andere Anwendungen<br />
einzusetzen. Und im Fall<br />
einer Verwendung für andere Prüfaufgaben<br />
als ursprünglich vorgesehen<br />
leide die Qualität der Messung,<br />
da der verbaute Beschleunigungssensor<br />
nicht exakt passe. So werde die<br />
beschriebene Ungenauigkeit bei dynamischen<br />
Messungen nicht wie gewünscht<br />
kompensiert. Die Erfindung<br />
löse GTM zufolge das Problem dadurch,<br />
dass sie flexibel einsetzbar sei.<br />
Nach Angaben des Messtechnikanbieters<br />
benötigen alle technischen<br />
Industriezweige, in denen beispielsweise<br />
aus Festigkeitsgründen Bauteile<br />
mit dynamischen Kräften geprüft<br />
werden müssen, Prüfstände mit der<br />
entsprechenden Messtechnik. Zu den<br />
Anwendern zählen demnach etwa die<br />
Automobil-, Luftfahrt-, Raumfahrt-<br />
und Energiebranche sowie der Bahn-<br />
und Schienenverkehr.<br />
www.gtm-gmbh.com<br />
•<br />
04 | <strong>2020</strong> 41
Menschen & Events<br />
Seitenblick<br />
Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz<br />
weitet die Möglichkeit, aus Erwerbsgründen<br />
nach Deutschland einzureisen,<br />
auf alle Berufe aus. Asiatischer<br />
Maschinenbauingenieur mit industrieller<br />
Drehmaschine<br />
Foto: Shutterstock<br />
Nur ein kleiner Schritt<br />
Was bringt das Einwanderungsgesetz gegen den Fachkräftemangel?<br />
Ein neues Gesetz soll die Einwanderung von Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern erleichtern und<br />
helfen, den Personalmangel zu beheben. Wird das gelingen? Sicher ist nur eins: Der bürokratische<br />
Aufwand wird so rasch nicht kleiner.<br />
Von unserem Autor Stefan Weber<br />
Sind es 600 000, 700 000 oder gar<br />
800 000? Wenn es darum geht,<br />
den Bedarf deutscher Unternehmen<br />
an Fachkräften zu ermitteln, kursieren<br />
viele Schätzungen. In einem<br />
Punkt aber besteht Einigkeit: Personalmangel<br />
herrscht in nahezu allen<br />
Branchen. Ob Industrie, Handwerk,<br />
Bauwirtschaft – überall gibt es freie<br />
Stellen. Besserung erhofft sich die<br />
Bundesregierung von einem zum<br />
1. März in Kraft getretenen Gesetz,<br />
das die Zuwanderung aus Nicht-EU-<br />
Ländern neu regelt: Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz<br />
weitet die Möglichkeit,<br />
aus Erwerbsgründen nach<br />
Deutschland einzureisen, auf alle Berufe<br />
aus. Bisher war das nur in sogenannten<br />
Engpassberufen möglich,<br />
also dort, wo der Mangel an qualifizierten<br />
Bewerbern besonders groß ist.<br />
Auch eine weitere Hürde fällt nun<br />
weg: die Vorrangprüfung. Seit dem<br />
»Die Diskussion um eine<br />
erleichterte Rekrutierung<br />
von Fachkräften im Ausland<br />
lässt außer Acht, ob qualifizierte<br />
Arbeitnehmer ihre<br />
berufliche Zukunft überhaupt<br />
in Deutschland<br />
sehen.«<br />
1. März werden deutsche und EU-Bürger<br />
bei gleicher Qualifikation nicht<br />
mehr gegenüber Bewerbern aus<br />
Drittstaaten bevorzugt. Für niedrigqualifizierte<br />
Kräfte aus Nicht-EU-Ländern<br />
bleibt das Tor zum deutschen<br />
Arbeitsmarkt jedoch weiterhin geschlossen.<br />
Denn vor der Einreise werden<br />
Schul- und/oder Berufsabschluss<br />
des Bewerbers im so genannten Anerkennungsverfahren<br />
auf ihre Gleichwertigkeit<br />
geprüft. Eine Ausnahme<br />
gibt es nur für IT-Spezialisten mit mindestens<br />
drei Jahren Berufserfahrung<br />
und einem Gehalt von derzeit mindestens<br />
4 140 Euro im Monat.<br />
Werden die erleichterten Zuzugmöglichkeiten<br />
dazu führen, dass sich<br />
42 04 | <strong>2020</strong>
Seitenblick<br />
Menschen & Events<br />
die Situation auf dem Arbeitsmarkt<br />
schon bald nachhaltig entspannt? Daran<br />
gibt es erhebliche Zweifel. Die<br />
Bundesregierung erwartet künftig<br />
mindestens 25 000 zusätzliche Zuwanderer<br />
aus Drittstaaten. Das wäre<br />
nahezu eine Verdopplung gegenüber<br />
den bisherigen Zahlen, aber immer<br />
noch deutlich zu wenig, um den aktuellen<br />
Fachkräftebedarf langfristig<br />
zu decken. Das Deutsche Institut für<br />
Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin<br />
verweist auf Studien, wonach netto<br />
rund 250 000 zusätzliche Erwerbspersonen<br />
einwandern müssten, um das<br />
Arbeitskräftepotential zumindest<br />
konstant zu halten. Schließlich, so die<br />
Forscher, gehe es nicht nur um Spezialisten<br />
insbesondere aus dem IT-Bereich,<br />
die schon länger fehlen, sondern<br />
immer häufiger auch um Fachkräfte<br />
in Dienstleistungen und<br />
Verwaltungen.<br />
Bremsende Qualifikationsäquivalenz<br />
Fachleute nennen vor allem zwei<br />
Gründe, warum das Fachkräfteeinwanderungsgesetz<br />
nach ihrer Einschätzung<br />
nicht für einen stärkeren<br />
Zuzug sorgen wird. Zum einen enthält<br />
die neue Regelung eine Klausel,<br />
wonach die nun gekappte Vorrangprüfung<br />
bei einer veränderten Situation<br />
auf dem Arbeitsmarkt sehr<br />
schnell wiederbelebt werden kann.<br />
Klare Kriterien dafür werden nicht<br />
genannt. Möglicherweise reicht ein<br />
wirtschaftlicher Abschwung mit steigender<br />
konjunktureller Arbeitslosigkeit<br />
aus, um deutsche und europäische<br />
Bewerber in einem Auswahlverfahren<br />
wieder zu bevorzugen. Diese<br />
Unklarheit dürfte potenzielle Zuwanderer<br />
abschrecken.<br />
Bremsend wirkt auch, was Juristen<br />
»Qualifikationsäquivalenz« nennen,<br />
also der Nachweis, dass potenzielle<br />
Zuwanderer eine berufliche Qualifikation<br />
besitzen, die einer deutschen<br />
Berufsausbildung gleichwertig ist,<br />
oder einen ausländischen Hochschulabschluss,<br />
der einem deutschen Hochschulabschluss<br />
vergleichbar ist.<br />
»Durch das spezielle Ausbildungssystem<br />
in Deutschland für Ausbildungsberufe<br />
ist eine eindeutige Nachweisregelung<br />
nur schwer möglich«, meint<br />
Marius Clemens, wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter des DIW. Prüfung und<br />
Anerkennung ausländischer Berufs-<br />
und Schulabschlüsse erfordern einen<br />
hohen bürokratischen Aufwand – das<br />
zeigen die Erfahrungen mit Bewerbern<br />
aus Drittstaaten um einen Arbeitsplatz<br />
in Mangelberufen. Unternehmen,<br />
die außerhalb der EU neue<br />
Mitarbeiter suchen, klagen häufig<br />
über lästige Papierkriege und lange<br />
Bearbeitungszeiten.<br />
Wichtige Normen und Standards<br />
Richtig ist aber auch: Normen und<br />
Standards im Anerkennungsverfahren<br />
sind wichtig. Die Qualifikationen<br />
müssen streng und intensiv geprüft<br />
werden. Denn niedrigere Anforderungen<br />
würden zu ungewollt hohen<br />
Zuwanderungszahlen führen. Kanada<br />
hat nach Meinung vieler Beobachter<br />
eine vorbildliche Lösung gefunden.<br />
Dort werden in diesem Jahr 340 000<br />
Zuwanderer erwartet, so viele wie<br />
seit mehr als 100 Jahren nicht. Darunter<br />
sind viele Fachkräfte, die auf<br />
Grundlage eines Punktesystems gezielt<br />
ausgewählt werden, nach Alter,<br />
Ausbildung, Sprachkenntnissen und<br />
Berufserfahrung. Um jahrelange Wartezeiten<br />
und komplizierte Bürokratie<br />
zu vermeiden, wurde 2015 ein sogenanntes<br />
»Express Entry«-Verfahren<br />
eingeführt, eine Art Überholspur für<br />
Hochqualifizierte. Bewerber mit einem<br />
konkreten Jobangebot eines<br />
kanadischen Arbeitgebers ziehen an<br />
allen anderen vorbei und dürfen innerhalb<br />
weniger Wochen nach Kanada<br />
einwandern.<br />
Könnte ein solches System Vorbild<br />
für Deutschland sein? Das Bundesministerium<br />
des Inneren, für Bau und<br />
Heimat hält davon wenig: »Ein Punktesystem<br />
bedeutet lange Auswahlprozesse<br />
und neue Bürokratie; es ist<br />
das Gegenteil von Vereinfachung. Für<br />
eine tatsächliche Steigerung der Fachkräfteeinwanderung<br />
kommt es viel-<br />
»Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz<br />
ist allenfalls ein kleiner<br />
erster Schritt getan, um den<br />
Fachkräfte mangel zu beheben.<br />
Um die Personal lücke<br />
zu schließen, sind jedoch<br />
weitere Maßnahmen<br />
notwendig.«<br />
mehr auf eine gezielte Vermittlung<br />
in den hiesigen Arbeitsmarkt und<br />
eine verstärkte Sprachförderung im<br />
Ausland an.«<br />
Die Diskussion um eine erleichterte<br />
Rekrutierung von Fachkräften im<br />
Ausland lässt außer Acht, ob qualifizierte<br />
Arbeitnehmer ihre berufliche<br />
Zukunft überhaupt in Deutschland<br />
sehen. Nach einer Untersuchung der<br />
Bertelsmann Stiftung ist das zumindest<br />
bei vielen Akademikern nicht der<br />
Fall. Im persönlichen Ranking der Absolventen<br />
landete Deutschland unter<br />
30 OECD-Ländern lediglich auf Platz<br />
zwölf. Aber auch wenn der neue Kollege<br />
aus Venezuela oder die neue<br />
Kollegin aus Indien tatsächlich da<br />
sind, ist nicht alles direkt gut. Personalexperten<br />
erzählen von Fällen, in<br />
denen die angeworbene ausländische<br />
Fachkraft nach vier oder sechs Monaten<br />
wieder in ihr Heimatland zurückgekehrt<br />
ist – meist aus Enttäuschung<br />
oder weil sie sich in der neuen Umgebung<br />
nicht zurechtgefunden hat. Das<br />
zeigt: Auch nach einer erfolgreichen<br />
Rekrutierung muss ein Arbeitgeber<br />
Neuankömmlingen intensiv helfen,<br />
sich in den deutschen Arbeits- und<br />
Lebensalltag zu integrieren. Dazu gehört<br />
auch Unterstützung bei vermeintlich<br />
banalen Dingen wie der<br />
Eröffnung eines Bankkontos oder<br />
dem Abschluss eines Handyvertrags.<br />
All das zeigt: Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz<br />
ist allenfalls ein<br />
kleiner erster Schritt getan, um den<br />
Fachkräftemangel zu beheben. Um die<br />
Personallücke zu schließen, sind jedoch<br />
weitere Maßnahmen notwendig. •<br />
04 | <strong>2020</strong> 43
Menschen & Events<br />
Stahlkultur<br />
Volatilität in<br />
Edelstahl<br />
Corona-Krise, Handelskonflikte und eine angeschlagene Weltkonjunktur: Wir leben<br />
gerade in äußerst volatilen Zeiten. Beständigkeit mutet mitunter wie ein Fremdwort an.<br />
Anstelle klarer, konstanter Entwicklungen erleben wir Zickzackkurse – sowohl an der<br />
Börse als auch in geopolitischer Hinsicht. Aus diesem Grund zeigen wir an dieser Stelle<br />
die sogenannte »Hauser-Plastik«. So nennen die Mitarbeiter der Düsseldorfer Börse die<br />
dort stehende Skulptur des deutschen Bildhauers Erich Hauser. Der Künstler verewigte<br />
das Auf und Ab des Kursverlaufs in Edelstahl. Aufgestellt wurde die Skulptur vor dem<br />
Neubau der Düsseldorfer Börse im Jahr 2004 – dem Todesjahr Hausers. phi<br />
www.wikipedia.org/wiki/Erich_Hauser<br />
44 04 | <strong>2020</strong>
Stahlkultur<br />
Menschen & Events<br />
Foto: WZV<br />
04 | <strong>2020</strong> 45
Menschen & Events<br />
Termine<br />
Termin / Ort Thema Veranstalter Info / Kontakt<br />
8.–9.7.<strong>2020</strong><br />
Ulm<br />
Coiltech Deutschland <strong>2020</strong> QuickFairs +39 02 8723 4050<br />
www.quickfairs.net<br />
15.–19.9.<strong>2020</strong><br />
Stuttgart<br />
AMB <strong>2020</strong> – Internationale<br />
Ausstellung für<br />
Metallbearbeitung<br />
Landesmesse Stuttgart GmbH +49 711 185 600<br />
www.messe-stuttgart.de/amb/<br />
29.–30.9.<strong>2020</strong><br />
Düsseldorf<br />
Pit Furnace Symposium<br />
Friedr. Lohmann GmbH Werk<br />
für Spezial- und Edelstähle<br />
+49 2302 7014 0<br />
www.lohmann-conference.com<br />
30.9.–2.10.<strong>2020</strong><br />
Wien, AT<br />
Metal Additive Manufacturing<br />
Conference<br />
Austrian Society for Metallurgy<br />
and Materials (ASMET)<br />
+43 3842 402 2290<br />
www.mamc<strong>2020</strong>.org<br />
27.–30.10.<strong>2020</strong><br />
Hannover<br />
Euroblech <strong>2020</strong> Mack Brooks Exhibitions +44 1727 814 400<br />
www.euroblech.com/<strong>2020</strong>/deutsch/<br />
8.–12.11.<strong>2020</strong><br />
Wien, AT<br />
Galvatech <strong>2020</strong><br />
Austrian Society for Metallurgy<br />
and Materials (ASMET)<br />
+43 3842 402 2290<br />
www.galvatech<strong>2020</strong>.org<br />
18.–19.11.<strong>2020</strong><br />
Aachen<br />
Aachener Stahlkolloquium<br />
„steel and more“<br />
Institut für Eisenhüttenkunde,<br />
RWTH Aachen University<br />
+49 2418 095 809<br />
www.ask<strong>2020</strong>.de<br />
30.11.–2.12.<strong>2020</strong><br />
Antwerpen, BE<br />
ECHT <strong>2020</strong> – European<br />
Conference on Heat Treatment<br />
A3TS +33 145 2622 35<br />
www.a3ts.org<br />
7.–11.12.<strong>2020</strong><br />
Düsseldorf<br />
8.–11.12.<strong>2020</strong><br />
München<br />
wire - Tube <strong>2020</strong> Messe Düsseldorf GmbH +49 2114 560 01<br />
www.wire.de, www.tube.de<br />
automatica Messe München GmbH +49 8994 920 720<br />
www.automatica-munich.com/de/<br />
25.–28.1.2021<br />
Birmingham, UK<br />
MACH 2021<br />
The Manufacturing<br />
Technologies Association<br />
+44 020 7298 6402<br />
www.machexhibition.com<br />
21.–25.2.2021<br />
Seoul, KR<br />
11th International Conference<br />
on Molten Slags, Fluxes and<br />
Salts (MOLTEN 2021)<br />
The Korean Institute of Metals<br />
and Materials<br />
+82 2 565 3571<br />
www.molten<strong>2020</strong>.org/<br />
2.–5.3.2021<br />
Leipzig<br />
InTEC 2021 Leipziger Messe GmbH +49 341 678 0<br />
www.messe-intec.de<br />
18.–19.3.2021<br />
Aachen<br />
Die virtuelle Gießerei – Status<br />
und zukünftige Entwicklungen<br />
RWTH International Academy<br />
gGmbH<br />
+49 241 8097 861<br />
www.aachener-giessereikolloquium.de<br />
22.–24.3.2021<br />
Freiberg<br />
4. Freiberger-Feuerfest-<br />
Symposium<br />
Deutsche Keramische<br />
Gesellschaft e.V.<br />
+49 2203 989 8770<br />
www.ffs<strong>2020</strong>.dkg.de<br />
12.–15.4.2021<br />
Hannover<br />
8.–10.6.2021<br />
Stuttgart<br />
Hannover Messe 2021 Deutsche Messe +49 511 890<br />
www.hannovermesse.de<br />
CastForge 2021 Landesmesse Stuttgart GmbH +49 711 185 600<br />
www.messe-stuttgart.de/castforge/<br />
46 04 | <strong>2020</strong>
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Bestellkarte. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.<br />
ABO-FAXline +49 2203 - 35 84 185<br />
oder per Mail an info@maenken.com | »stahlmarkt« ist eine Marke der Maenken Kommunikation GmbH
Menschen & Events<br />
Personen<br />
Dillinger/Saarstahl: Schweda geht, Disteldorf kommt<br />
Fotos (2): Dirk Martin/Saarstahl<br />
Joerg Disteldorf<br />
Peter Schweda<br />
Peter Schweda (62) wird sein Amt als Personalvorstand und Arbeitsdirektor<br />
der AG der Dillinger Hüttenwerke (Dillinger) und der Saarstahl<br />
AG sowie als Geschäftsführer der SHS – Stahl-Holding-Saar mit<br />
Wirkung vom 30. Juni <strong>2020</strong> niederlegen. Anschließend gehe er in<br />
den Ruhestand, teilt Dillinger mit. Als Nachfolger haben die Aufsichtsräte<br />
der Gesellschaften Jörg Disteldorf (42) mit Wirkung vom<br />
01. Juni <strong>2020</strong> für die Dauer von fünf Jahren ernannt. Disteldorf ist<br />
seit 2003 bei Dillinger in der Personalabteilung beschäftigt und seit<br />
2015 in Personalunion Leiter des Bereiches Personal und Soziales von<br />
Saarstahl und Dillinger. Seit 2019 ist er zudem Geschäftsführer und<br />
Arbeitsdirektor bei der Saarschmiede GmbH Freiformschmiede. Peter<br />
Schweda war seit 2011 Personalvorstand und Arbeitsdirektor von<br />
Dillinger und Saarstahl und seit 2016 Mitglied der Geschäftsführung<br />
der SHS – Stahl-Holding-Saar.<br />
Martina Merz bleibt Vorstandsvorsitzende bei Thyssenkrupp<br />
Martina Merz wird drei weitere Jahre den Vorstandsvorsitz bei der Thyssenkrupp AG<br />
übernehmen. Wie der Industriekonzern mitteilt, hat die Vertragslaufzeit am 1. April dieses<br />
Jahres begonnen. Zugleich ist damit ihre Entsendung aus dem Aufsichtsrat beendet, dessen<br />
Mandat sie entsprechend niedergelegt hat. »Für das Unternehmen ist das die beste<br />
denkbare Lösung. Martina Merz hat bewiesen, dass ihr Ansatz richtig ist und ihre Konsequenz<br />
Wirkung hat«, kommentiert Dr. Siegfried Russwurm, Vorsitzender des Aufsichtsrates<br />
von Thyssenkrupp die dauerhafte Übernahme der CEO-Rolle durch Merz. Johannes<br />
Dietsch, der zuvor als Finanzvorstand tätig war, hat sein Vorstandsmandat auf Vorschlag<br />
des Personalausschusses abgelegt. Sein Nachfolger ist Dr. Klaus Keysberg, der bereits seit<br />
Oktober des vergangenen Jahres Mitglied der Vorstands von Thyssenkrupp ist. Der promovierte<br />
Diplom-Kaufmann soll neben seiner Rolle als Finanzvorstand unverändert die<br />
Ressortzuständigkeit für die Werkstoffgeschäfte behalten.<br />
Martina Merz<br />
Foto: Thyssenkrupp<br />
AMEPA erweitert Geschäftsführung<br />
Foto: AMEPA<br />
Mit Armin Kempkes hat das Unternehmen AMEPA (Angewandte Messtechnik und<br />
Prozess automatisierung) sein Management um einen zweiten Geschäftsführer vervollständigt.<br />
Kempkes hat über 20 Jahre Erfahrung in Leitungsfunktionen bei einem Serviceprovider<br />
und Hersteller von Mess- und Diagnosesystemen – unter anderem für die vorausschauende<br />
Instandhaltung in der Stahlindustrie. Seine Aufgaben bei Amepa umfassen<br />
Produktion, Entwicklung und Finanzen, heißt es vonseiten des Unternehmens. Martin<br />
Fieweger verantworte weiterhin die Bereiche Vertrieb, Service und Engineering,<br />
Konstruktion sowie die Auftragsabwicklung.<br />
Armin Kempkes<br />
48 04 | <strong>2020</strong>
Personen<br />
Menschen & Events<br />
Inserentenverzeichnis<br />
Akcelik Blankstahl und Service Center GmbH 37<br />
BEPRO Blech und Profilstahl GmbH & Co. KG 1<br />
Business Control Software GmbH 49<br />
Coiltec Maschinenvertriebs GmbH 49<br />
IMS Messsysteme GmbH 13<br />
Marcegaglia Carbon Steel 52<br />
Peter Drösser GmbH 27<br />
Salzgitter AG 2<br />
Schages GmbH & Co. KG 49<br />
UnionStahl GmbH 51<br />
Universal Eisen und Stahl GmbH 7<br />
Voß Edelstahlhandel GmbH & CO. KG 9<br />
Walzstahlhandel Essen GmbH 17, 49<br />
Wanko Informationslogistik GmbH 49<br />
ZwickRoell GmbH & Co. KG 49<br />
04 | <strong>2020</strong> 49
Vorschau & Impressum<br />
Ausblick<br />
VORSCHAU 05.<strong>2020</strong><br />
Foto: Günther + Schramm<br />
Jubiläum im Stahlhandel: Günther + Schramm wird 90<br />
Vom reinen Stahlhändler zum führenden Systemdienstleister für Stahl, Edelstahl und<br />
Aluminium: Im Laufe seiner 90-jährigen Geschichte hat sich das Leistungsspektrum von<br />
Günther + Schramm stark weiterentwickelt. Mit seinem Full-Service-Konzept erwirtschaftete<br />
das Oberkochener Unternehmen 2019 einen Umsatz von 100 Millionen Euro –<br />
gute Vorzeichen für das Jubiläumsjahr.<br />
2019 hat das Unternehmen Günther<br />
+ Schramm stark investiert und<br />
unter anderem einen neuen Hochleistungsglühofen<br />
angeschafft.<br />
Effiziente Werkzeuge für harte Fälle<br />
Für die Hersteller von Zerspanungswerkzeugen ist der Werkzeug- und Formenbau ein<br />
wichtiges Marktsegment, in dem anspruchsvolle Bearbeitungen zum Tagesgeschäft<br />
gehören. ISCAR hat sein Portfolio für diesen Bereich kontinuierlich weiterentwickelt und<br />
bietet verschiedene Lösungen für die Fertigung der häufig komplexen Oberflächen. Dafür<br />
sorgen spezielle Werkzeug-Geometrien, hoch widerstandsfähige Schneidstoffe und<br />
Prozesse, die die digitalen Möglichkeiten von Industrie 4.0 ausschöpfen.<br />
Foto: Iscar<br />
Für die Fräser der »TOR 6 MILL«<br />
-Linie von ISCAR können Anwender<br />
vier verschiedene Wendeschneidplatten-Geometrien<br />
einsetzen.<br />
Foto: Schäfer Werke GmbH<br />
Erfreuter Stipendiat:<br />
Torben Kock (Links)<br />
Schäfer Container Systems stiftet Deutschlandstipendium<br />
Schäfer Container Systems stiftet erstmals ein Deutschlandstipendium im Studienfach<br />
Getränketechnologie. Freuen darf sich Torben Kock, ein gebürtiger Kieler und begeisterter<br />
Whiskey-Sammler. Er studiert Getränketechnologie im dritten Semester an der für Weinbau<br />
spezialisierten Hochschule Geisenheim University (HGU) am Rhein.<br />
Impressum<br />
Verlag:<br />
Maenken Kommunikation GmbH<br />
Von-der-Wettern-Str. 25 · 51149 Köln<br />
Tel. +49 2203 35 84-0<br />
info@maenken.com · www.maenken.com<br />
Herausgeber:<br />
Dr. Wieland Mänken (V.i.S.d.P.)<br />
Redaktion:<br />
Philipp Isenbart (Redaktionsleitung)<br />
Tel. +49 2203 3584-121<br />
E-Mail: philipp.isenbart@maenken.com<br />
Niklas Reiprich, niklas.reiprich@maenken.com<br />
Ständige Mitarbeiter in Berlin, Warschau, New York<br />
Objektleitung:<br />
Wolfgang Locker (verantwortlich)<br />
Tel. +49 2203 3584-182<br />
E-Mail: wolfgang.locker@maenken.com<br />
Anzeigen:<br />
Wolfgang Locker (verantwortlich)<br />
Tel. +49 2203 3584-182<br />
E-Mail: wolfgang.locker@maenken.com<br />
Susanne Kessler, Tel. +49 2203 3584-116<br />
E-Mail: susanne.kessler@maenken.com<br />
Redaktionsanschrift:<br />
»stahlmarkt«<br />
Maenken Kommunikation GmbH<br />
Von-der-Wettern-Str. 25, 51149 Köln<br />
E-Mail: stahlmarkt@maenken.com<br />
Druck:<br />
D+L Printpartner GmbH<br />
Schlavenhorst 10, 46395 Bocholt<br />
Erscheinungsweise: jeweils zum Monatsanfang.<br />
Bezugspreise: Einzelheft 15,– €, im Jahresabonnement<br />
(12 Ausgaben) 112,– € einschl. Zustellgebühr und<br />
Mehrwertsteuer. Ausland 126,– € einschl. Porto.<br />
Kündigungsfrist bis zum 15. November zum 31. Dezember<br />
des jeweiligen Jahres. Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste<br />
Nr. 67.<br />
Copyright: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Jede Verwertung außerhalb der durch das<br />
Urheberrechtsgesetz festgelegten Grenzen ist ohne<br />
Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere<br />
für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />
und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen<br />
Systemen.<br />
Haftung: Für Leistungsminderungen durch höhere Gewalt<br />
und andere vom Verlag nicht verschuldete Umstände<br />
(z.B. Streik) können keine Entschädigungsansprüche von<br />
Abonnenten und/oder Inserenten geltend gemacht werden.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte keine Gewähr.<br />
Warenzeichen: Die Wiedergabe von Warenbe zeichnungen,<br />
Handelsnamen oder sonstigen Kenn zeichnungen<br />
in dieser Zeitschrift berechtigt nicht zu der Annahme, dass<br />
diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr<br />
handelt es sich häufig um eingetragene Warenzeichen<br />
oder gesetzlich geschützte Kennzeichen, auch wenn sie als<br />
solche nicht eigens gekennzeichnet sind.<br />
Urheberrecht für Autoren: Mit Annahme des Manus<br />
kripts gehen das Recht zur Veröffentlichung sowie die<br />
Rechte zur Übersetzung, zur Vergabe von Nach druckrechten,<br />
zur elektronischen Speicherung in Datenbanken,<br />
zur Herstellung von Sonderdrucken, Fotokopien und<br />
Mikro kopien an den Verlag über. In der unaufgeforderten<br />
Zusendung von Beiträgen und Informationen an den<br />
Verlag liegt das jederzeit widerrufliche Einverständnis, die<br />
zugesandten Beiträge bzw. Informationen in Datenbanken<br />
einzustellen, die vom Verlag oder von mit diesem kooperierenden<br />
Dritten geführt werden.<br />
Erfüllungsort Köln<br />
© <strong>2020</strong> Maenken Kommunikation GmbH, Köln<br />
Printed in Germany · ISSN 0178-6571<br />
50 04 | <strong>2020</strong>
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