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Stahlmarkt 12/2020

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<strong>12</strong> | Dezember <strong>2020</strong><br />

HANDEL & SERVICE<br />

thyssenkrupp kämpft<br />

mit Corona-Folgen I <strong>12</strong><br />

Flachstahl: Positive<br />

Wirtschaftsdaten<br />

unterstützen Preise I 16<br />

HANDEL • INDUSTRIE • MENSCHEN<br />

ANWENDER<br />

Automotives: Druck<br />

durch Verschärfung der<br />

Klimaziele I 58


2 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Editorial<br />

»Dass der thyssenkrupp-Vorstand in der<br />

<br />

jetzigen Situation eine Sondervergütung<br />

bekommt, dürfte nicht nur bei den<br />

<br />

Aktionären für Kopfschütteln sorgen!«<br />

Liebe Leserinnen & Leser,<br />

zwei Themen haben die Stahlbranche in den vergangenen Tagen dominiert:<br />

die vorhersehbare Fortsetzung des freien Falls des Industrieriesen<br />

thyssenkrupp (S. <strong>12</strong>) und der unverhoffte Führungswechsel in der Saar-<br />

Stahlindustrie (S. 63). Die Tatsache, dass die Stahlsparte von thyssenkrupp<br />

immer tiefer in den roten Zahlen versinkt und das einstige Flaggschiff der<br />

deutschen Industrie vollends mitzureißen droht, ist in doppeltem Sinne tragisch:<br />

Zum einen, weil dadurch Tausende Arbeitsplätze verschwinden, hinter<br />

denen Existenzen stehen. Zum anderen, weil sich die schmerzliche Entwicklung des<br />

einstigen Weltkonzerns nicht allein auf hausgemachte Fehler reduzieren lässt. Die Corona-<br />

Pandemie ist ein klares Beispiel dafür. Dass der thyssenkrupp-Vorstand in der jetzigen<br />

Situation eine Sondervergütung bekommt, dürfte jedoch nicht nur bei den Aktionären für<br />

Kopfschütteln sorgen!<br />

Auch bei thyssenkrupp herrscht Klarheit darüber, dass allein ein staatlicher Rettungsring<br />

die hochdefizitäre Stahlsparte nicht auf Dauer über Wasser halten wird. Die Verschmelzung<br />

der beiden größten deutschen Stahlhersteller thyssenkrupp und Salzgitter zu einer Deutschen<br />

Stahl AG ist bislang zumindest keine Option für die Stahlkocher aus Nieder sachsen.<br />

Unter diesen Umständen scheint der britische Interessent Liberty Steel noch der größte<br />

Hoffnungsträger für die Stahlsparte von thyssenkrupp zu sein.<br />

Abzuwarten bleibt auch, ob der wesentlich branchenerfahrenere und als empathischer<br />

geltende Stahlmanager Karl-Ulrich Köhler den wirtschaftlichen Hüttenbrand an der Saar<br />

erfolgreicher bekämpfen wird als sein Vorgänger, Tim Hartmann. Daran war der vorige<br />

SHS-Chef trotz härtester Sparprogramme gescheitert. Hoffen wir, dass Köhler der Stahl-<br />

Holding-Saar eine dauerhafte Perspektive geben kann.<br />

Äußerst spannend sind die Preisentwicklungen für Flach- und Langstahl im kommenden<br />

Jahr. Eine erste Prognose finden Sie in unserem Marktbericht ab S. 16. Besonders zu empfehlen<br />

ist auch unser Exklusivinterview mit Gerrit Nawracala von der Messe Düsseldorf<br />

(S. 64). Darin verrät der neue Projektleiter Metallurgy & Foundry Technologies einiges über<br />

seine Pläne mit der »Bright World of Metals«. Auch sonst finden Sie viel Interessantes und<br />

Aktuelles, was die Branche bewegt – sowohl in dieser Ausgabe als auch auf Twitter unter<br />

@stahleisen_de.<br />

Ich wünsche Ihnen gesunde Festtage und einen entspannten Jahreswechsel<br />

Chefredakteur<br />

Philipp Isenbart<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 3


INHALT <strong>12</strong>.<strong>2020</strong><br />

HANDEL & SERVICE<br />

News<br />

7 EuroBLECH erneut verschoben<br />

8 Deutschland: Erste Zunahme der<br />

Rohstahlproduktion seit Monaten<br />

8 Zweiter Sächsischer Stahlgipfel: Gespräche<br />

über Weg in klimaneutrale Wirtschaft<br />

8 KNAUF INTERFER bündelt Aktivitäten<br />

8 Wirtschaftsweise heben BIP für <strong>2020</strong> an<br />

9 ArcelorMittal: Logistiklösung für Standort<br />

Eisenhüttenstadt<br />

9 Reaktionen auf neuen Handelspakt RCEP<br />

10 EUROFER begrüßt Registrierung türkischer<br />

Einfuhren von warmgewalztem Flachstahl<br />

10 Corona: Unternehmen verzeichnen<br />

Digitalisierungsschub<br />

10 WTO meldet weltweit mehr Wirtschaftshilfen<br />

Deutschland<br />

<strong>12</strong> thyssenkrupp leidet an Corona-Auswirkungen<br />

und Krise im Stahlbereich<br />

15 Seppeler Gruppe übernimmt Müritz-Zink<br />

Marktbericht<br />

16 Höhere Preise bei Flachstahl erwartet<br />

International<br />

18 US-Stahlbranche erwartet produktive<br />

Zusammenarbeit mit Biden<br />

20 Swiss Steel mit belasteten Umsatzmengen und<br />

Absatz<br />

21 voestalpine: Gesunkener Umsatz in schwierigem<br />

Jahresverlauf<br />

Know-how<br />

22 AGB – Allgemeine Geschäftsbedingungen<br />

schaffen mehr Sicherheit und Transparenz<br />

INDUSTRIE & TECHNOLOGIE<br />

Deutschland<br />

24 Just in sequence vom Blech zum<br />

Maschinenkörper<br />

Branche im Fokus<br />

28 EU-Safeguards: Zwiespalt in der Stahlbranche<br />

ANWENDER<br />

Baubranche<br />

57 Bauwerke dauerhaft schützen<br />

SPECIALS<br />

Steel art<br />

30 Der ArcelorMittal-Orbit in London<br />

32 Tetraeder auf der Bottroper Halde Beckstraße<br />

Markieren & Kennzeichnen<br />

34 Neues Akku-Handmarkiersystem aus dem Hause<br />

MARKATOR<br />

35 XXL-Box mit besonders großem Markierfeld<br />

36 Faserlaser für kleinformatige und<br />

anpassungsfähige Beschriftungslösungen<br />

Weihnachts-Special<br />

38 Edelstahl ist ein Allrounder im Tankschiffbau<br />

46 Bronzenfarbene Membran für Hermès-<br />

Flagship-Store<br />

50 Laser messen vollständige Geometrie von<br />

Rohrenden<br />

52 Tube End Check auf einen Blick: Die Technik im<br />

Detail erklärt<br />

54 Lagertechnik: Intralogistik erfolgreich erweitert<br />

55 Klingspor-Händlerportal: Service-Plattform mit<br />

vielen Funktionen<br />

Automotives<br />

58 Verschärfung der Klimaziele erzeugt Druck<br />

MENSCHEN & EVENTS<br />

Seitenblick<br />

60 Unternehmensnachfolge: Corona erschwert<br />

Staffelübergabe<br />

Events<br />

62 Termine<br />

VIP<br />

63 Personen<br />

64 Gerrit Nawracala im Exklusivinterview<br />

STANDARDS<br />

3 Editorial<br />

6 Stahlerzeugung<br />

62 Inserentenverzeichnis<br />

66 Vorschau/Impressum<br />

4 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Inhalt<br />

Foto: thyssenkrupp AG<br />

Foto: ShutterstockH<br />

<strong>12</strong><br />

thyssenkrupp kämpft mit Corona-Folgen<br />

und Stahlkrise<br />

Düstere Aussichten für thyssenkrupp: Beim Essener<br />

Industriekonzern sollen insgesamt 11 000 Arbeitsplätze<br />

wegfallen. »Die nächsten Schritte können schmerzhafter<br />

werden als die bisherigen. Wir werden sie dennoch gehen<br />

müssen«, unterstrich thyssenkrupp-Chefin Martina<br />

Merz auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz.<br />

SPECIAL 38<br />

Auf Nummer sicher bei extremen<br />

Transportbelastungen<br />

Tankschiffe haben im globalen Handel eine Schlüsselrolle:<br />

Sie befördern flüssige Güter über die Weltmeere.<br />

Ob Rohöl, verflüssigte Gase oder Saftkonzentrate –<br />

alle diese Waren erfordern eine spezielle Auslegung<br />

der Tanks, die während des Transports extremen<br />

Belastungen ausgesetzt sind. Ob für Tanks, Schotten,<br />

Rohrleitungen, Pumpen, Armaturen, Kühlsysteme<br />

oder Tanklagerbälge - ohne den leicht zu verarbeitenden<br />

und extrem haltbaren Werkstoff Edelstahl<br />

geht hier gar nichts.<br />

58<br />

Autobranche spürt Druck durch<br />

Verschärfung der Klimaziele<br />

Die ehrgeizigen EU-Klimaziele können nur zu<br />

erreicht werden, wenn EU und Mitgliedsstaaten<br />

für die entsprechenden Voraussetzungen für den<br />

Hochlauf alternativer Antriebe und Kraftstoffe<br />

sorgen. Darauf verweist der Verband der Automobilindustrie<br />

(VDA). Es sei wichtig, die Konsequenzen<br />

für Wachstum und Beschäftigung zu<br />

bedenken und offen für neue Technologien zu<br />

sein.<br />

Foto: Outokumpu<br />

64<br />

Nawracala: »Wir decken die gesamte<br />

Wertschöpfungskette ab.«<br />

Gerrit Nawracala ist neuer Projektleiter Metallurgy &<br />

Foundry Technologies bei der Messe Düsseldorf und<br />

verantwortet damit auch die »Bright World of Metals.<br />

Im Exklusivinterview mit »stahlmarkt« gab Nawracala<br />

Einblick in seine Pläne bezüglich der Fachmessen<br />

GIFA, METEC, Thermprocess und Newcast und in die<br />

Zukunft der »Bright World of Metals«.<br />

Foto: Messe Düsseldorf<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 5


Stahlerzeugung<br />

Oktober Oktober % Veränd. 10 Monate Veränderung<br />

<strong>2020</strong> 2019 Okt. 20/19 <strong>2020</strong> 2019 in %<br />

Belgien 550 e 705 -22,0 5 425 6 626 -18,1<br />

Deutschland 3 417 3 315 3,1 29 144 33 851 -13,9<br />

Finnland 362 316 14,8 2 826 3 030 -6,7<br />

Frankreich 1 065 1 181 -9,9 9 292 <strong>12</strong> 424 -25,2<br />

Großbritannien 565 e 610 -7,4 5 750 6 <strong>12</strong>6 -6,1<br />

Italien 2 119 2222 -4,6 16 669 19 801 -15,8<br />

Luxemburg 180 e 178 0,9 1 596 1 844 -13,5<br />

Niederlande 551 574 -4,0 4 959 5 591 -11,3<br />

Österreich 480 e 609 -21,2 5 198 6 341 -18,0<br />

Polen 620 e 756 -18,0 6 468 7 670 -15,7<br />

Schweden 414 330 25,4 3 578 4 036 -11,3<br />

Spanien 1 113 1 206 -7,7 8 933 11 803 -24,3<br />

Tschechien 359 268 33,8 3 617 3 843 -5,9<br />

Ungarn <strong>12</strong>0 e 141 -14,6 1 307 1 442 -9,4<br />

Weitere EU-Länder (e) 695 e 944 -139,7 7 255 9 972 -159,4<br />

Europäische Union (28) <strong>12</strong> 610 13 356 -5,6 1<strong>12</strong> 017 134 400 -16,7<br />

Bosnien-Herzegowina 40 e 55 -27,3 425 662 -35,8<br />

Mazedonien 25 e 21 21,5 150 194 -22,6<br />

Norwegen 65 e 63 3,7 527 528 -0,2<br />

Serbien <strong>12</strong>4 160 -22,5 1 216 1 618 -24,9<br />

Türkei 3 208 2 687 19,4 29 140 27 964 4,2<br />

Europa außer EU 3 462 2 985 16,0 31 459 30 967 1,6<br />

Kasachstan 340 e 351 -3,1 3 095 3 397 -8,9<br />

Moldawien 40 e 25 60,0 361 316 14,3<br />

Russland 6 050 e 5 798 4,3 59 327 59 824 -0,8<br />

Ukraine 1 653 1 561 5,9 16 977 17 963 -5,5<br />

Usbekistan 80 e 47 70,2 786 530 48,3<br />

Weißrussland 230 e 232 -0,8 2 138 2222 -3,8<br />

C.I.S. 8 393 8 015 4,7 82 684 84 252 -1,9<br />

Kanada 850 e 1 030 -17,5 8 911 10 851 -17,9<br />

Mexiko 1 470 e 1 454 1,1 13 713 15 600 -<strong>12</strong>,1<br />

USA 6 143 7 250 -15,3 59 872 73 382 -18,4<br />

Weitere Länder (3) (e) 42 e 54 -64,7 384 522 -79,3<br />

Nordamerika 8 505 9 788 -13,1 82 879 100 355 -17,4<br />

Argentinien 382 382 0,1 2 872 3 961 -27,5<br />

Brasilien 2 784 2 690 3,5 25 131 27 450 -8,5<br />

Chile 105 e 1<strong>12</strong> -6,2 950 9<strong>12</strong> 4,2<br />

Kolumbien 110 e <strong>12</strong>4 -11,0 927 1 150 -19,4<br />

Weitere Länder (5) (e) 98 e 157 -45,8 888 1 663 -188,9<br />

Südamerika 3 479 3 466 0,4 30 767 35 136 -<strong>12</strong>,4<br />

Ägypten 670 552 21,5 6 563 6 078 8,0<br />

Libyen 50 68 -26,7 351 478 -26,4<br />

Südafrika 380 e 546 -30,4 3 259 5 424 -39,9<br />

Afrika 1 100 1 166 -5,6 10 173 11 980 -15,1<br />

Iran 2 660 e 2080 27,9 23 794 21 <strong>12</strong>9 <strong>12</strong>,6<br />

Katar 48 228 -79,0 1 052 2 198 -52,1<br />

Saudi Arabien 748 532 40,6 6 164 6 886 -10,5<br />

Vereinigte Arabische Emirate 192 285 -32,7 2 203 2 741 -19,6<br />

Mittlerer Osten 3 648 3 <strong>12</strong>4 16,8 33 214 32 954 0,8<br />

China 92 202 81781 <strong>12</strong>,7 873 933 828 752 5,5<br />

Indien 9 058 8 981 0,9 79 684 93 038 -14,4<br />

Japan 7 200 8 150 -11,7 68 407 83 782 -18,4<br />

Pakistan 375 e 265 41,5 2 974 2 783 6,9<br />

Südkorea 5 859 5 964 -1,8 55 039 59 628 -7,7<br />

Taiwan, China 1 660 e 1 713 -3,1 17 325 18 611 -6,9<br />

Thailand 390 e 361 7,9 3 539 3 556 -0,5<br />

Vietnam 3 372 1 594 111,5 21 898 16 999 28,8<br />

Asien <strong>12</strong>0 116 108 809 10,4 1 <strong>12</strong>2 798 1 107 148 1,4<br />

Australien 518 488 6,2 4 568 4 596 -0,6<br />

Neuseeland 59 51 15,3 484 551 -<strong>12</strong>,1<br />

Ozeanien 578 540 7,0 5 052 5 146 -1,8<br />

Gesamt 64 Länder (1) 161 890 151 248 7,0 1 511 043 1 542 339 -2,0<br />

1)<br />

Die an worldsteel berichtenden Länder repräsentieren etwa 99 % der Weltrohstahlproduktion 2018 in 1.000 t.<br />

e – geschätzt<br />

6 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


News<br />

Handel & Service<br />

EuroBLECH erneut verschoben<br />

Hannover. Erneut hat Mack-Brooks Exhibitions die<br />

Fachmesse EuroBLECH verschoben: Die Organisatoren<br />

teilten mit, die nächste Ausgabe der »Technologiemesse<br />

der Blechbearbeitung« erst wieder vom 25. bis<br />

28. Oktober 2022 in Hannover auszurichten. Zuvor<br />

sollte die Veranstaltung vom 9. bis <strong>12</strong>. März 2021 auf<br />

dem Messegelände in Hannover stattfinden.<br />

»Nach ausführlichen Gesprächen mit allen Teilnehmern<br />

sind wir zu der Entscheidung gekommen, in<br />

unseren gewöhnlichen Messerhythmus zurückzukehren<br />

und die nächste Messe zum ursprünglich geplanten<br />

Termin abzuhalten«, erklärt Nicola Hamann,<br />

Geschäftsführerin von Mack Brooks Exhibitions. Ihr<br />

zufolge sei es aufgrund der weiterhin unsicheren Lage<br />

mit Blick auf die Corona-Pandemie »die beste Entscheidung,<br />

die Messe zu verschieben«.<br />

In den Messekalender hat es die EuroBLECH in diesem<br />

Jahr dennoch geschafft – wenn auch nur rein virtuell.<br />

»Mit der jüngsten Einführung des EuroBLECH Digital<br />

Innovation Summit haben wir den Grundstein für einen<br />

hybriden Messeansatz für die EuroBLECH gelegt«,<br />

sagt Hamann. Dieser ermögliche es somit, auch im<br />

Die nächste EuroBLECH soll vom 25. bis 28. Oktober 2022 in<br />

Hannover stattfinden.<br />

Jahr 2021 eine Reihe von digitalen Events für die<br />

Blechbearbeitungsindustrie zu veranstalten. »Es war<br />

sehr offensichtlich auf der EuroBLECH Digital, dass<br />

derzeit ein großer Bedarf in der Industrie besteht, sich<br />

zu treffen und Innovationen zu entdecken, um Geschäfte<br />

wieder anzutreiben«, so Hamann. Weitere Informationen<br />

der digitalen Events wollen die Veranstalter<br />

in Kürze bekannt geben.<br />

Foto: Mack Brooks Exhibitions<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 7


Handel & Service<br />

News<br />

Deutschland: Erste Zunahme der Rohstahlproduktion<br />

seit Monaten<br />

Düsseldorf. In Deutschland wurden im Oktober<br />

3,4 Millionen Tonnen Rohstahl (Oxygen- und Elektrostahl)<br />

hergestellt. Damit lag die Erzeugung zum ersten<br />

Mal seit Februar wieder über dem entsprechenden<br />

Vorjahresmonat (+3,1 Prozent), berichtet die Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl. Die Menge an produziertem<br />

Roheisen betrug in dem Berichtszeitraum 2,1 Millionen<br />

Tonnen (-1 Prozent). Warmgewalzte Stahlerzeugnisse<br />

(+4,1 Prozent) wurden in einer Menge von rund<br />

3,1 Millionen Tonnen hergestellt.<br />

Stahlerzeugung im Elektroofen<br />

Foto: Shutterstock<br />

Zweiter Sächsischer Stahlgipfel: Gespräche über<br />

Weg in klimaneutrale Wirtschaft<br />

Vor Kurzem fand der zweite Sächsische<br />

Stahlgipfel als Videokonferenz<br />

statt. Beteiligt waren die BGH<br />

Edelstahl Freital GmbH, die<br />

Schmiedewerke Gröditz GmbH,<br />

die ESF Elbe-Stahlwerke Feralpi<br />

GmbH (Riesa), die Mannesmannröhren-Werk<br />

GmbH (Zeithain), die<br />

IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen<br />

sowie die Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl. Wie das<br />

Internetportal »stahl-online.de«<br />

berichtet, sagte der sächsische<br />

Wirtschaftsminister Martin Dulig,<br />

die Transformation hin zu einer<br />

klimafreundlichen, CO 2 -neutralen<br />

Wirtschaft gelinge nur mit der<br />

Stahlindustrie. Sachsen begrüße<br />

daher das »Handlungskonzept<br />

Stahl« der Bundesregierung und<br />

fordere eine zügige Umsetzung<br />

der dort genannten Maßnahmen.<br />

Als Elektrostahlland könne Sachsen<br />

relativ schnell ein Standort für<br />

grüne und nachhaltige Stahlproduktion<br />

werden, erklärte Dulig.<br />

Die schrottbasierte Elektrostahlproduktion<br />

sei für den Weg in die<br />

klimaneutrale Wirtschaft ein wichtiger<br />

Baustein, erläuterte Hans<br />

Jürgen Kerkhoff, Präsident der<br />

WV Stahl. Ihre nachhaltigen Produkte<br />

und eine gut funktionierende<br />

Kreislaufwirtschaft würden<br />

bereits heute einen wichtigen Beitrag<br />

zum Klimaschutz leisten. Damit<br />

dies so bleibe, sei es für die<br />

Elektrostahlunternehmen besonders<br />

wichtig, dass politische Rahmenbedingungen<br />

auf den Weg<br />

gebracht würden, die international<br />

wettbewerbsfähige Stromund<br />

Energiepreise sicherten. Zudem<br />

müssten alle Potenziale für<br />

die Kreislaufwirtschaft ausgenutzt<br />

werden. Die Teilnehmer des zweiten<br />

Sächsischen Stahlgipfels verabschiedeten<br />

das Positionspapier<br />

»Sachsen will Standort für klimaneutrale<br />

Stahlproduktion werden«,<br />

welches das im August 2019<br />

beim ersten Sächsischen Stahlgipfel<br />

verabschiedete Positionspapier<br />

fortführe.<br />

KNAUF INTERFER bündelt<br />

Aktivitäten<br />

Essen. Knauf Interfer konzentriert seine Aktivitäten in<br />

Benelux, Großbritannien und Irland an seinem Standort<br />

Eindhoven in den Niederlanden. Somit haben<br />

künftig Kunden aus fünf Ländern ein Büro, das sich<br />

um ihre Anfragen kümmert. Die Neuorganisation<br />

gehe mit einer erheblichen Ausweitung des Produktportfolios<br />

einher, betont das Unternehmen. Dazu gehören<br />

unter anderem streckgerichtete Bleche, hochfeste<br />

Güten sowie Kaltband, Fein- und Feinstblech.<br />

Wirtschaftsweise heben BIP<br />

für <strong>2020</strong> an<br />

Wiesbaden. Wie verschiedene Medien berichten, erwarten<br />

die fünf Wirtschaftsweisen aufgrund der Konjunkturerholung<br />

im Sommer für das Gesamtjahr nur<br />

noch einen Einbruch des BIP um 5,1 Prozent. Im Juni<br />

waren sie noch von 6,5 Prozent ausgegegangen. Für<br />

2021 rechnen sie mit einem Wachstum von 3,7 Prozent.<br />

Sie loben die staatlichen Rettungsmaßnahmen<br />

und das Konjunkturpaket von 130 Milliarden Euro.<br />

Zusammen würden diese die Wirtschaftsleistung der<br />

kommenden Jahre um 1,1 bis 2 Prozent steigern.<br />

8 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


News<br />

Handel & Service<br />

ArcelorMittal: Logistiklösung für Standort Eisenhüttenstadt<br />

Eisenhüttenstadt. ArcelorMittal<br />

und DB Cargo haben einen Zehnjahresvertrag<br />

über den Transport<br />

und den Umschlag von Rohstoffen<br />

am Standort Eisenhüttenstadt<br />

geschlossen. Wie ArcelorMittal<br />

mitteilt, will DB Cargo zu diesem<br />

Zweck in mehr als 350 neue Waggons<br />

und 1 400 Spezialbehälter<br />

investieren. Als weitere Neuerung<br />

beabsichtigt das Unternehmen,<br />

in Eisenhüttenstadt<br />

zwei teilautomatisierte Entladeanlagen<br />

inklusive Entstaubung<br />

zu errichten und selbst<br />

zu betreiben. Das soll in Zusammenarbeit<br />

mit der Firma<br />

Innofreight geschehen. Fertigstellung<br />

und Inbetriebnahme<br />

sollen im Sommer 2021 erfolgen.<br />

Infolgedessen plant ArcelorMittal,<br />

am Standort Eisenhüttenstadt<br />

den Aufbau einer der modernsten<br />

Rohstofflogistiken Europas. »Mit<br />

dem Einsatz spezieller, auf die<br />

unterschiedlichen Eigenschaften<br />

von Erz, Koks und Kalkstein optimierten<br />

Behältertypen können<br />

wir die Nettozuladung je Zug um<br />

Die Bahn ist für ArcelorMittal nach eigenen Angaben<br />

der wichtigste Verkehrsträger.<br />

rund 20 Prozent steigern und benötigen<br />

dadurch deutlich weniger<br />

Züge«, so Sybille Klipstein, Lead<br />

Buyer Rail bei ArcelorMittal. Das<br />

schone die Umwelt und reduziere<br />

den Rangieraufwand im Werk.<br />

Zudem biete die automatisierte<br />

Entladung den Mitarbeitern einen<br />

staubarmen und lärmgeschützten<br />

Arbeitsplatz.<br />

Die Bahn gilt für Arcelor-<br />

Mittal als der wichtigste<br />

Verkehrsträger. Konzernangaben<br />

zufolge werden gegenwärtig<br />

95 Prozent der<br />

Rohstofftransporte zum<br />

Standort über die Schiene<br />

Foto: Shutterstock<br />

realisiert. Täglich seien dies<br />

sechs Züge mit etwa 200<br />

Waggons.<br />

Reaktionen auf neuen<br />

Handelspakt RCEP<br />

Kiel. Die deutsche Wirtschaft befürchtet<br />

durch das weltgrößte Freihandelsabkommen<br />

»Regional Comprehensive Economic Partnership«<br />

(RCEP), das China mit 14 anderen Asien-Pazifik-Staaten<br />

abgeschlossen hat, schlechtere<br />

Absatzmöglichkeiten. Das meldete das<br />

Internetportal »stahl-online.de« unter Verweis<br />

auf verschiedene Me dien. Europa habe<br />

bereits bilaterale Handelsabkommen mit einigen<br />

RCEP-Partnern wie zum Beispiel Japan,<br />

Korea, Singapur und Vietnam, so Gabriel Felbermayr,<br />

Präsident des Instituts für Weltwirtschaft<br />

in Kiel (IfW). Mit den anderen ASE-<br />

AN-Ländern sowie mit Australien und Neuseeland<br />

sollten Abschlüsse erzielt werden. Sonst<br />

drohe Europa aus diesen Märkten gedrängt<br />

zu werden. Laut Michael Hüther, Direktor des<br />

Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln<br />

(IW), müssten die USA und Europa nun ein<br />

neues TTIP-Abkommen anstreben. Auf dieser<br />

Basis würden sich dann auch verbesserte<br />

Chancen ergeben, die WTO zu reformieren.<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 9


Handel & Service<br />

News<br />

EUROFER begrüßt Registrierung türkischer Einfuhren von<br />

warmgewalztem Flachstahl<br />

EUROFER: Die Registrierung ist ein<br />

wichtiges Instrument, um die Wirksamkeit<br />

der EU-Handelsschutzinstrumente<br />

sicherzustellen.<br />

Foto: Shutterstock<br />

Brüssel. EUROFER hat den Beginn<br />

der Registrierung türkischer<br />

warmgewalzter Stahlimporte begrüßt.<br />

Dies könnte möglicherweise<br />

zur rückwirkenden Anwendung<br />

von Antidumpingzöllen führen,<br />

die normalerweise für Januar 2021<br />

geplant sind, teilte die Europäische<br />

Stahlvereinigung mit. In Anbetracht<br />

der in der grundlegenden<br />

Handelsverteidigungsverordnung<br />

festgelegten Regeln sei die<br />

Registrierung von Einfuhren eine<br />

Voraussetzung für die rückwirkende<br />

Anwendung des Antidumpings<br />

möglicher vorläufiger Zölle im<br />

Januar. Die Registrierung trage<br />

dazu bei, opportunistische Importschübe<br />

vor der Einführung<br />

späterer Zölle zu vermeiden. Praktisch<br />

alle Einfuhren aus der Türkei<br />

in die EU ab dem 14. November<br />

<strong>2020</strong> könnten künftig Antidumpingzöllen<br />

unterliegen. »Die Bereitstellung<br />

von Antidumpingverfahren<br />

ist langsam und zeitaufwändig«,<br />

sagte Axel Eggert,<br />

Generaldirektor von EUROFER.<br />

»Während der vierzehnmonatigen<br />

Untersuchung werden die Importe<br />

volatil bleiben und den EU-Markt<br />

schnell stören. Die Registrierung<br />

ist daher ein wichtiges Instrument,<br />

um die Wirksamkeit der EU-Handelsschutzinstrumente<br />

sicherzustellen.«<br />

Der Antrag auf Registrierung wurde<br />

von EUROFER im September<br />

<strong>2020</strong> nach einer im Mai <strong>2020</strong> eingereichten<br />

Antidumpingbeschwerde<br />

gestellt.<br />

Corona: Unternehmen verzeichnen Digitalisierungsschub<br />

Mannheim. Im Zuge der Corona-Pandemie machen<br />

viele Unternehmen Fortschritte bei der Digitalisierung<br />

ihres Angebots, ihrer Geschäftsprozesse und der Arbeit<br />

ihrer Beschäftigten. Das teilt das Leibniz-Zentrum<br />

für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mit. Im<br />

unternehmensnahen Dienstleistungsbereich berichten<br />

demnach etwa 40 Prozent und im Verarbeitenden Gewerbe<br />

etwa 25 Prozent der Unternehmen von einem<br />

solchen Digitalisierungsschub. Derweil lägen die Umsätze<br />

der Unternehmen häufig noch unterhalb des<br />

Vorkrisen-Niveaus – und das teilweise sehr deutlich. Zu<br />

diesen Ergebnissen komme eine repräsentative Umfrage<br />

unter rund 1 400 Unternehmen der Informationswirtschaft<br />

und des Verarbeitenden Gewerbes, die das<br />

ZEW Mannheim im September <strong>2020</strong> durchgeführt hat.<br />

»Vor allem die Arbeit der Beschäftigten gestaltet sich<br />

in vielen Unternehmen sichtbar digitaler als vor der<br />

Krise. Rund jedes dritte Unternehmen in der Informationswirtschaft<br />

und jedes vierte Unternehmen im Verarbeitenden<br />

Gewerbe hat hier den eigenen Digitalisierungsgrad<br />

erhöhen können«, sagt Dr. Daniel Erdsiek,<br />

Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich Digitale<br />

Ökonomie. Nicht nur bei der Arbeit der Beschäftigten<br />

seien die Unternehmen seit Krisenbeginn digitaler<br />

geworden, sondern häufig auch bei der Angebotspalette<br />

und den Geschäftsprozessen. Größere Unternehmen<br />

verzeichneten deutlich häufiger digitale Fortschritte.<br />

WTO meldet weltweit mehr Wirtschaftshilfen<br />

Genf. Wie die Börsen-Zeitung berichtet, gibt es der Welthandelsorganisation (WTO) zufolge aufgrund des<br />

technologischen Wandels mehr Staatshilfen für die Wirtschaft in weiten Teilen der Welt. Im Jahresbericht<br />

zur Lage von Welthandel und Weltwirtschaft nannte die WTO 115 Länder, die eine oder mehrere Formen<br />

aktiver Industriepolitik betrieben. Auch die »Industriestrategie 2030« Deutschlands sei erwähnt worden,<br />

mit der die Bundesregierung als kritisch erachtete Technologien schützen und den kontinuierlich sinkenden<br />

Anteil der Industrie an der Wertschöpfung steigern will.<br />

10 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Deutschland<br />

Handel & Service<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 11


Handel & Service<br />

Deutschland<br />

Fotos (4): thyssenkrupp AG<br />

Vorerst keine Sonne in Sicht: Konzernzentrale von thyssenkrupp in Essen<br />

thyssenkrupp leidet an Corona-<br />

Auswirkungen und Stahlkrise<br />

Prioritäten für <strong>2020</strong>/2021: Bessere Performance, Stahllösung,<br />

Richtungsentscheidungen für Multi Tracks<br />

Essen. »Von allen unseren Geschäften liegen die mit Abstand größten Herausforderungen beim<br />

Stahl«, brachte es thyssenkrupp-Finanzvorstand Klaus Keysberg auf der Bilanzpressekonferenz<br />

<strong>2020</strong> im November in Essen auf den Punkt. Die Entwicklung des einstigen Stahlriesen war im Geschäftsjahr<br />

2019/<strong>2020</strong> maßgeblich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinträchtigt.<br />

Insbesondere die Werkstoff- und Komponentengeschäfte mussten den Nachfrageeinbruch der<br />

Automobilindustrie und weiterer Sektoren hinnehmen.<br />

Für das Geschäftsjahr 2019/<strong>2020</strong>,<br />

das am 30. September endete,<br />

weist thyssenkrupp einen Auftragseingang<br />

von 28,2 Milliarden<br />

Euro aus, 17 Prozent weniger als im<br />

Vorjahr. Der Umsatz verringerte sich<br />

um 15 Prozent auf 28,9 Milliarden<br />

Euro. Der bereinigte operative Gewinn<br />

(EBIT) lag mit -1,6 Milliarden<br />

Euro erwartungsgemäß unter dem<br />

Vorjahreswert (-110 Millionen Euro).<br />

Abbau von insgesamt<br />

11 000 Arbeitsplätzen<br />

»Die Corona-Pandemie ist eine gewaltige<br />

Belastungsprobe für thyssenkrupp«,<br />

betonte Vorstandschefin Martina<br />

Merz und kündigte an: »Wir werden<br />

noch weiter in den roten Bereich<br />

gehen müssen, ehe wir thyssenkrupp<br />

zukunftsfähig aufgestellt haben.«<br />

Das Unternehmen hatte im Mai<br />

2019 den Wegfall von 6 000 Stellen<br />

innerhalb von drei Jahren angekündigt.<br />

Davon wurden nach Unternehmensinformationen<br />

bereits etwa 3600<br />

Arbeitsplätze abgebaut. »Um den<br />

langfristigen Marktentwicklungen und<br />

den Auswirkungen von Corona gerecht<br />

zu werden, sieht thyssenkrupp<br />

momentan weiteren Abbaubedarf von<br />

– gemessen an der Ausgangssituation<br />

– insgesamt 11000 Stellen«, teilt der<br />

Konzern mit. Diese zusätzlichen 7400<br />

<strong>12</strong> <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Deutschland<br />

Handel & Service<br />

Jobs sollen in den kommenden<br />

drei Jahren gestrichen<br />

werden.<br />

»Wir werden noch<br />

weiter in den roten Bereich<br />

gehen müssen, ehe wir<br />

thyssenkrupp zukunftsfähig<br />

aufgestellt haben.«<br />

Martina Merz, Vorstandsvorsitzende,<br />

thyssenkrupp AG<br />

Übernahmeangebot von<br />

Liberty Steel wird geprüft<br />

»Wir befinden uns mitten im größten<br />

Restrukturierungsprozess und Stellenabbau<br />

in der Geschichte von<br />

thyssenkrupp«, gestand thyssenkrupp-Personalvorstand<br />

Oliver Burkhard<br />

auf der Bilanzpressekonferenz.<br />

Betriebsbedingte Kündigungen könnten<br />

nicht ausgeschlossen werden.<br />

Um die strukturellen Herausforderungen<br />

im Stahlgeschäft anzugehen<br />

und die Transformation zu grünem<br />

Stahl voranzubringen, sondiere man<br />

verschiedene Optionen, heißt es vonseiten<br />

des Konzerns. Eine Grundsatzentscheidung<br />

für den Stahlbereich<br />

werde voraussichtlich im Frühjahr<br />

2021 getroffen. Ein Übernahmeangebot<br />

des britischen Konkurrenten Liberty<br />

Steel werde zurzeit »eingehend<br />

geprüft«, erwähnte Keysberg. »Unser<br />

Ziel bleibt, den Stahl in einem äußerst<br />

herausfordernden Wettbewerbsumfeld<br />

nachhaltig zukunftsfähig aufzustellen.«<br />

Die Herausforderungen<br />

beim Stahl ließen sich nicht allein mit<br />

Staatshilfen bewältigen, räumte der<br />

Finanzvorstand ein.<br />

Steel Europe: Umsatz<br />

20 Prozent unter Vorjahr<br />

Die Geschäftsentwicklung bei »Steel<br />

Europe« war nach Unternehmensangaben<br />

weiterhin durch die äußerst<br />

problematische Lage im <strong>Stahlmarkt</strong><br />

gekennzeichnet. Nach einer bereits<br />

spürbar gesunkenen Nachfrage aus<br />

der Automobilindustrie zu Beginn des<br />

Geschäftsjahres seien im Verlauf des<br />

dritten Quartals zunehmend die Auswirkungen<br />

der Corona-Pandemie hinzugekommen.<br />

In der Summe hätten<br />

Auftragseingang und Umsatz im Gesamtjahr<br />

um 17 beziehungsweise 20<br />

Prozent unter Vorjahr gelegen.<br />

Die Werkstoffsparte<br />

»Materials Services« bekam<br />

thyssenkrupp zufolge<br />

die schwache Nachfrageentwicklung<br />

und Preisrückgänge<br />

in nahezu allen Produktsegmenten<br />

mit einer<br />

pandemiebedingt verstärkten negativen<br />

Entwicklung ab der zweiten<br />

Märzhälfte zu spüren. Negative Effekte<br />

seien auch durch die pandemiebedingte<br />

temporäre Schließung des italienischen<br />

Edelstahlwerkes AST gekommen.<br />

Auftragseingang und<br />

Umsatz hätten sich mit 18 beziehungsweise<br />

19 Prozent deutlich rückläufig<br />

entwickelt.<br />

Starke Nachfragerückgänge<br />

Mit Ausnahme des Lenkungstechnologiebereichs<br />

Steering – der vom<br />

Hochlauf neuer Werke und Projekte<br />

profitiert habe – habe »Automotive<br />

Technology« pandemiebedingt deutliche<br />

Nachfragerückgänge hinnehmen,<br />

so thyssenkrupp. Auftragseingang<br />

und Umsatz seien um <strong>12</strong> beziehungsweise<br />

13 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr zurückgegangen.<br />

Bei »Industrial Components« hätten<br />

sich die Großwälzlager insbesondere<br />

aufgrund der guten Auftragslage<br />

in Deutschland und China im Bereich<br />

Windenergie weiterhin stark<br />

gezeigt. »Beim Schmiedegeschäft<br />

belasteten – in einem ohnehin schwachen<br />

Markt für Lkw- und Baumaschinen-Komponenten<br />

– das temporäre<br />

Herunterfahren beziehungsweise der<br />

stark eingeschränkte Betrieb aller wesentlichen<br />

Werke in Folge der Corona-Pandemie<br />

das Geschäft«, heißt es<br />

in einer Unternehmensmitteilung.<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 13


Handel & Service<br />

Deutschland<br />

Insgesamt hätten sich Auftragseingang<br />

und Umsatz um 21 beziehungsweise<br />

17 Prozent verringert.<br />

Chemieanlagenbau:<br />

Positive Entwicklung<br />

Die Anlagenbausparte<br />

»Plant Technology« konnte<br />

nach Unternehmensangaben<br />

ihren Umsatz nahezu<br />

auf dem Niveau des Vorjahres<br />

halten. Der Chemieanlagenbau<br />

entwickelte<br />

sich demnach deutlich positiv,<br />

während der Zementanlagenbau<br />

unter Vorjahr abgeschlossen<br />

habe. Die Bereiche Mining<br />

und Service hätten sich stabil entwickelt.<br />

Gegenüber dem durch Großaufträge<br />

im Mining- und Düngemittelgeschäft<br />

geprägten Vorjahr sei der<br />

Auftragseingang insbesondere durch<br />

die zurückhaltende Vergabe von<br />

Großprojekten um 41 Prozent zurückgegangen.<br />

Dennoch habe der<br />

Chemieanlagenbau ein steigendes<br />

Interesse nach Elektrolyseanlagen<br />

und -ausrüstung verzeichnet. Der<br />

Zementanlagenbau habe Aufträge in<br />

den USA sowie einer Anlage zur<br />

CO 2 -armen Zementproduktion in<br />

Kamerun gewonnen.<br />

Der Auftragseingang bei »Marine<br />

Systems« sei im Berichtsjahr auf Vorjahresniveau<br />

geblieben, während der<br />

Umsatz um 3 Prozent leicht zurückgegangen<br />

sei. Negativ habe sich dort ein<br />

temporär verlangsamter Fortschritt<br />

bei Projekten im Unterwasserbereich<br />

ausgewirkt, so thyssenkrupp.<br />

Bilanzstärkung durch<br />

Elevator-Verkauf<br />

»Das als nicht fortgeführte Aktivität<br />

ausgewiesene Aufzuggeschäft verzeichnete<br />

bis zur Entkonsolidierung<br />

zum 31. Juli <strong>2020</strong> einen Auftragseingang<br />

von 6,7 Milliarden Euro, der<br />

damit leicht unter dem vergleichbaren<br />

Vorjahreszeitraum lag«, teilt der<br />

Konzern mit. Während sich das Neuanlagen-<br />

und Servicegeschäft in den<br />

USA positiv entwickelt habe, habe<br />

»Wir befinden uns<br />

mitten im größten Restrukturierungsprozess<br />

und Stellenabbau<br />

in der Geschichte<br />

von thyssenkrupp.«<br />

Oliver Burkhard,<br />

Personalvorstand,<br />

thyssenkrupp AG<br />

»Elevator Technology« in<br />

Asien und Europa aufgrund<br />

der Corona-Pandemie<br />

Rückgänge verzeichnet.<br />

Für das Geschäftsjahr 2019/<strong>2020</strong><br />

weist thyssenkrupp eigenen Informationen<br />

zufolge (inklusive nicht fortgeführter<br />

Aktivitäten) einen Jahresüberschuss<br />

von 9,6 Milliarden Euro auf<br />

(Vorjahr: -260 Millionen Euro). Darin<br />

enthalten sei der erzielte Gewinn aus<br />

dem Verkauf des Aufzuggeschäfts von<br />

rund 15 Milliarden Euro.<br />

Multi Tracks: Kaufangebote<br />

werden geprüft<br />

Bezüglich des Segments »Multi<br />

Tracks« teilt der Industriekonzern mit,<br />

dass er für unterschiedliche Konstellationen<br />

im Anlagenbau und für das<br />

Edelstahlwerk im italienischen Terni<br />

(AST) indikative Angebote beziehungsweise<br />

eine Reihe von Interessensbekundungen<br />

erhalten habe.<br />

Diese würden derzeit<br />

eingehend geprüft. In<br />

den Bereichen Federn<br />

& Stabilisatoren und<br />

System Engineering<br />

»Die Herausforderungen<br />

beim Stahl lassen sich<br />

nicht allein mit Staatshilfen<br />

bewältigen.«<br />

Klaus Keysberg, Finanzvorstand,<br />

thyssenkrupp AG<br />

treibe der Industriekonzern die angestoßenen<br />

Restrukturierungen konsequent<br />

voran. Für Infrastructure werde<br />

derzeit ein Verkaufsprozess vorbereitet.<br />

Bei Grobblech steige die Wahrscheinlichkeit<br />

für die vereinbarte<br />

Schließung, da sich kein Interessent<br />

mehr im Bieterprozess befinde. Im<br />

Bereich Chemical Process Technologies<br />

(CPT) verzeichnet thyssenkrupp<br />

eigenen Angaben zufolge aktuell<br />

eine enorm gestiegene Nachfrage<br />

und zahlreiche Projektankündigungen.<br />

Die Einheit profitiere von der<br />

stark wachsenden Nachfrage nach<br />

Wasserstofftechnologien.<br />

Erwartung: Deutliche Verbesserung<br />

des Bereinigten EBIT<br />

Beim Umsatz für das laufende Geschäftsjahr<br />

<strong>2020</strong>/2021 rechnet der<br />

Vorstand in Abhängigkeit der Erholung<br />

des weltweiten Automobilmarktes<br />

mit einem Wachstum im niedrigen<br />

bis mittleren einstelligen Prozentbereich<br />

(Vorjahr: 28,9 Milliarden Euro).<br />

Vor diesem Hintergrund erwartet<br />

thyssenkrupp für das Bereinigte EBIT<br />

eine signifikante Verbesserung gegenüber<br />

dem Vorjahr auf einen Verlust<br />

im mittleren dreistelligen<br />

Millionen- Euro-Bereich (Vorjahr: pro<br />

forma -1,8 Milliarden Euro). »Bei<br />

deutlichen Fortschritten über alle Geschäfte<br />

wird das Segment Multi<br />

Tracks das Ergebnis mit einem Verlust<br />

im niedrigen bis mittleren<br />

dreistelligen Millionen-Euro-Bereich<br />

und Steel Europe<br />

mit einem negativen Betrag<br />

im niedrigen dreistelligen<br />

Millionen- Euro-Bereich belasten«,<br />

teilt thyssenkrupp mit.<br />

Trotz der »deutlichen operativen<br />

Verbesserungen« sowie<br />

dem Entfall der Wertberichtungen<br />

auf langfristige Vermögenswerte<br />

aus dem Vorjahr erwartet thyssenkrupp<br />

einen Jahresfehlbetrag von<br />

mehr als -1 Milliarde Euro.<br />

thyssenkrupp, phi<br />

www.thyssenkrupp.com<br />

•<br />

14 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Deutschland<br />

Handel & Service<br />

Seppeler Gruppe übernimmt<br />

Müritz-Zink<br />

Kauf erfolgt rückwirkend zum 1. Januar <strong>2020</strong><br />

Rietberg / Waren (Müritz). Die Seppeler Gruppe gibt bekannt, dass sie die Müritz-Zink GmbH zu<br />

100 Prozent übernommen hat. Demnach wollen die Geschäftsführer beider Familienunternehmen<br />

die Müritz-Zink GmbH gemeinsam führen und damit das Leistungsspektrum der Seppeler<br />

Gruppe in den Regionen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern erweitern.<br />

Die Müritz-Zink GmbH blickt auf<br />

eine mehr als 20-jährige Firmengeschichte<br />

zurück. Zu dem<br />

Familienunternehmen zählen eine<br />

Verzinkerei sowie eine Pulverbeschichtung.<br />

Bereits 1998 erfolgte der Start<br />

mit dem Bau einer Feuerverzinkungsanlage.<br />

Seit September 2000 ergänzt<br />

die Pulverbeschichtung das Leistungsspektrum<br />

des Unternehmens. »Mit<br />

ihren Pulver- und Duplexbeschichtungen<br />

bietet Müritz-Zink Korrosionsschutzsysteme<br />

mit Langzeitschutz«,<br />

teilt die Seppeler Gruppe mit.<br />

Das Unternehmen erklärt, mit diesem<br />

Zukauf seine Präsenz in der Region<br />

Mecklenburg-Vorpommern und<br />

Brandenburg zu stärken und sich als<br />

neuer strategischer Partner der<br />

Müritz-Zink GmbH zu verstehen.<br />

Gleichzeitig wächst die Seppeler Gruppe<br />

mit dem Erwerb eigenen Angaben<br />

zufolge auf mittlerweile 16 Standorte<br />

in Deutschland und Polen an.<br />

»Wie bei anderen Unternehmenskäufen<br />

in der Vergangenheit auch,<br />

wird die Seppeler Gruppe den Standort<br />

weiterentwickeln und ihre dortige<br />

Marktpräsenz damit erweitern«, erklärt<br />

die Gruppe. Andrea Gralak wird<br />

weiter Geschäftsführerin der<br />

Müritz-Zink GmbH bleiben. Verstärkt<br />

nächsten Wochen und Monaten stehe<br />

eine schrittweise Integration in die<br />

Seppeler Gruppe auf dem Programm,<br />

so der Feuerverzinkungsspezialist mit<br />

Hauptsitz im nordrhein-westfälischen<br />

wird die Geschäftsführung durch die Rietberg.<br />

•<br />

Seppeler-Geschäftsführer Stefan<br />

Neese und Thomas Weise. In den www.seppeler.de<br />

Hintergrund<br />

Seppeler – das Unternehmen<br />

Seit mehr als 100 Jahren steht Seppeler für Dienstleistung rund um das<br />

Feuerverzinken. Heute beschäftigt die Gruppe eigenen Angaben zufolge<br />

an 16 Standorten in Deutschland und Polen rund 1600 Mitarbeiter.<br />

Neben der Verzinkung zählen die Behältertechnik, Gitterroste und Beschichtung<br />

zu den Kernbereichen der Seppeler Gruppe. Durch die enge<br />

Zusammenarbeit und Kooperation zwischen allen Standorten sollen<br />

sämtliche Kundenanforderungen innerhalb des Unternehmensverbundes<br />

bedient werden. Bei allen Leistungen legt das Unternehmen nach<br />

eigenen Informationen besonderen Wert auf Umwelt-, Arbeits- und<br />

Gesundheitsschutz, Energieeffizienz und optimierte Prozesse, die vielfach<br />

zertifiziert worden seien. Die 2003 gegründete Dr. Klaus Seppeler<br />

Stiftung fördere die unternehmensbezogene Forschung und Entwicklung<br />

und trage auf diese Weise nachhaltig zur Unternehmensentwicklung<br />

bei, heißt es.<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 15


Handel & Service<br />

Marktbericht<br />

Flachstahl: Höhere Preise werden<br />

zu Jahresbeginn 2021 erwartet<br />

Prognose: Auch Langstahl könnte von Wirtschaftsdaten profitieren<br />

Die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes signalisieren auch im November Wachstum im verarbeitenden<br />

Gewerbe. Die Industrieproduktion übertraf ebenfalls die Erwartungen. Somit dürften die<br />

Stahlpreise weiterhin von den guten Wirtschaftsdaten im Industriebereich unterstützt werden.<br />

Von Peter Fertig*<br />

Im Vergleich zu vor vier Wochen sind<br />

die jüngsten Prognosen der quantitativen<br />

Modelle von MBI Research<br />

für die Preise von Flachstahlprodukten<br />

wieder etwas optimistischer geworden.<br />

Anstatt der Erwartung eines marginalen<br />

Rückgangs für Warmbreitband<br />

sagen sie jetzt einen Anstieg von<br />

1 Prozent voraus. Bei Feinblechen<br />

sollte die Preissteigerung mit 3 Prozent<br />

allerdings etwas geringer ausfallen.<br />

In den vergangenen vier Wochen<br />

legte Warmbreitband (ex Werk) um<br />

5,7 Prozent auf 523 Euro pro Tonne zu,<br />

während sich Feinblech (ex Werk) nur<br />

um 4,6 Prozent verteuerte und mit<br />

593 Euro pro Tonne gehandelt wurde.<br />

Der Hauptgrund für diese Prognose ist<br />

ein Anstieg des Index von MBI<br />

Research für die Produktionskosten.<br />

Allerdings ist das wirtschaftliche Umfeld<br />

für die Stahlproduzenten nach<br />

wie vor günstig, um höhere Preise<br />

durchzusetzen und so die Rentabilität<br />

zu verbessern. Darüber hinaus ist der<br />

Preis für Importmaterial aus China erheblich<br />

gestiegen, was ebenfalls Spielraum<br />

für die Forderung höherer Preise<br />

von den Stahlverbrauchern lässt.<br />

Starker Anstieg der<br />

Produktionskosten<br />

Auch für das Segment der Langstahlprodukte<br />

haben sich die Preisaussichten<br />

nach den quantitativen Modellen<br />

erheblich verbessert. Vor vier Wochen<br />

waren sie noch pessimistisch und gingen<br />

von einem Rückgang um bis zu<br />

vier Prozent aus. Jetzt stellen sie jedoch<br />

einen Anstieg um 5 Prozent in<br />

den nächsten vier Wochen für Betonstahl<br />

beziehungsweise Walzdraht in<br />

Aussicht. In den vergangen vier Wochen<br />

entwickelte sich der Betonstahl<br />

bereits besser als erwartet, da er mit<br />

462 Euro pro Tonne um 0,2 Prozent<br />

höher handelte, während Walzdraht<br />

per Saldo um 0,4 Prozent auf 521 Euro<br />

pro Tonne nachgab, was deutlich besser<br />

als die Modellprognose ausfiel. Der<br />

Hauptgrund für die optimistische<br />

Prognose für Langstahlprodukte in<br />

den letzten Wochen des Jahres <strong>2020</strong><br />

ist ein starker Anstieg der Produktionskosten<br />

aufgrund der Stahlschrottpreise.<br />

Aber auch hier haben sich die<br />

Preise für Importmaterial aus China<br />

erheblich verteuert, sodass die heimischen<br />

Stahlproduzenten höhere Preise<br />

verlangen konnten.<br />

Weiter Wachstum im<br />

verarbeitenden Gewerbe<br />

Die Stahlverbraucher sollten den Fehler<br />

vermeiden, den ifo-Index für das<br />

deutsche Geschäftsklima als Maßstab<br />

für den Stahlsektor zu verwenden.<br />

Der Gesamtindex, der seit einigen<br />

Jahren auch den Dienstleistungssektor<br />

umfasst, sank im November<br />

von 92,5 auf 90,7 Punkte. Während<br />

die Bewertung der aktuellen Lage<br />

nur leicht von 90,4 auf 90,0 Punkte<br />

zurückging, verschlechterten sich die<br />

Geschäftserwartungen für die<br />

nächsten sechs Monate von 94,7 auf<br />

91,5 Punkte. Im September lagen die<br />

Geschäftserwartungen noch bei<br />

97,3 Punkten. Dieser Rückgang ist<br />

zweifellos eine Folge der zunehmenden<br />

neuen Corona-Infektionen in<br />

Europa. Der verarbeitende Sektor ist<br />

jedoch kein Opfer. Dies kann durch<br />

16 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Marktbericht<br />

Handel & Service<br />

einen Blick auf den ursprünglichen<br />

ifo-Index ohne den Dienstleistungssektor<br />

gezeigt werden, der unverändert<br />

bei 95,7 Punkten blieb. Die aktuelle<br />

Geschäftslage verbesserte sich<br />

um 2,1 auf 94,9 Punkte, aber die<br />

Geschäftserwartungen sanken ebenfalls<br />

von 98,7 auf 96,6 Punkte.<br />

Seit Ende September betonte MBI<br />

Research, dass die zweite Welle steigender<br />

neuer Corona-Infektionen<br />

negative Auswirkungen auf den<br />

Dienstleistungssektor haben würde,<br />

nicht aber auf den Fertigungssektor.<br />

Die vorläufigen Zahlen für die Indizes<br />

der Einkaufsmanager (PMI) stützen<br />

diese Einschätzung. Der PMI des Verarbeitenden<br />

Gewerbes für Deutschland<br />

hielt sich deutlich besser als der<br />

von den Bankenökonomen vorhergesagte<br />

Konsens. Statt von 58,2 auf<br />

56,0 Punkte fiel der Index nur leicht<br />

auf 57,9 Punkte zurück. Der PMI für<br />

den Dienstleistungssektor ging hingegen<br />

von 49,5 auf 46,2 Punkte zurück,<br />

was den Konsenserwartungen entsprach.<br />

Für die Eurozone fiel der PMI<br />

des Verarbeitenden Gewerbes etwas<br />

stärker von 54,8 auf 53,6 Punkte, was<br />

aber über den Erwartungen der Analysten<br />

liegt. Wichtiger ist, dass der PMI<br />

für die Eurozone nach wie vor auf ein<br />

Wachstum im Industriesektor hinweist,<br />

der für die Stahlnachfrage relevant<br />

ist. Der PMI für den Dienstleistungssektor<br />

in der Eurozone fiel von<br />

46,9 auf 41,3 Punkte, was weit unter<br />

dem Konsens lag und auch den Anstieg<br />

neuer Corona-Infektionen in der<br />

Eurozone widerspiegelt.<br />

Die wichtigste Botschaft aus den<br />

Wirtschaftsdaten ist, dass die Indikatoren<br />

für die gesamte Wirtschaft ein<br />

irreführendes Bild zeichnen. Der Industriesektor<br />

befindet sich nach wie vor in<br />

einer robusten Erholung. Die Stahlnachfrage<br />

in den letzten Wochen des<br />

Jahres <strong>2020</strong> und in den ersten Wochen<br />

des Jahres 2021 dürfte weiterhin stark<br />

bleiben. Daher könnten es die Beschaffungsmanager<br />

der Stahlverbraucher<br />

schwer haben, günstige Preise für die<br />

Lieferung im nächsten Jahr auszuhandeln.<br />

Robuste Stahlproduktion im<br />

Oktober<br />

Unterstützt wird die Ansicht, dass die<br />

Stahlnachfrage auch für den Rest des<br />

Jahres <strong>2020</strong> robust bleiben dürfte,<br />

durch die Entwicklung der globalen<br />

Stahlproduktion im Oktober. Nach<br />

jüngsten Zahlen der World Steel<br />

Association ragt China mit einem Anstieg<br />

der Rohstahlproduktion auf<br />

92,2 Millionen Tonnen immer noch heraus,<br />

was einem Anstieg von <strong>12</strong>,7 Prozent<br />

im Jahresvergleich entspricht. China<br />

ist jedoch nicht mehr das einzige<br />

Land mit einer höheren Stahlproduktion<br />

im Vergleich zum gleichen Monat<br />

im Jahr 2019. Deutschland produzierte<br />

mit 3,4 Millionen Tonnen 3,1 Prozent<br />

mehr Rohstahl als im Vorjahr, nach einem<br />

Minus von 9,7 Prozent im September<br />

<strong>2020</strong>. Auch Indien produzierte im<br />

Oktober dieses Jahres 0,9 Prozent mehr<br />

Stahl, während die Produktion im September<br />

noch um 2,9 Prozent fiel. Insgesamt<br />

stieg die weltweite Stahlproduktion<br />

im Oktober <strong>2020</strong> im Vergleich zum<br />

Vorjahresmonat um 7,7 Prozent.<br />

Noch vor wenigen Wochen war die<br />

Stimmung für die Stahlnachfrage in<br />

China etwas pessimistisch. Die jetzt<br />

veröffentlichten Wirtschaftsdaten für<br />

Oktober <strong>2020</strong> trugen jedoch zu einer<br />

optimistischeren Einschätzung bei. Die<br />

Industrieproduktion stieg im Vergleich<br />

zum Oktober 2019 um 6,9 Prozent, was<br />

einem unveränderten Anstieg gegenüber<br />

dem Vormonat September entspricht.<br />

Die Industrieproduktion übertraf<br />

jedoch die Konsensprognosen.<br />

Dies führte zu steigenden Preisen bei<br />

Stahl und Eisenerz.<br />

*Der Autor ist Senior Analyst beim<br />

Informationsdienstleister MBI.<br />

•<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 17


Handel & Service<br />

International<br />

Foto:Shutterstock<br />

New York, USA: Fußgänger mit Masken spazieren durch einen fast leeren Times Square.<br />

Stahlbranche erwartet produktive<br />

Zusammenarbeit mit Biden<br />

AISI hofft auf Verwirklichung eines massiven Infrastrukturplans und<br />

Beibehaltung der Stahlimportzölle<br />

New York. Kein anderer Interessensverband fordert so deutlich wie das American Iron and Steel<br />

Institute (AISI) die Erwartungen eines Industriesektors von der bevorstehenden Regierung unter<br />

Joe Biden. Neuigkeiten gibt es auch von Big River Steel, US Steel und ArcelorMittal in Indiana.<br />

Von unserer New Yorker Korrespondentin Brigitte Nacos<br />

Zum ersten Mal in der mehr als 230-jährigen Geschichte<br />

der USA weigert sich ein Präsident wochenlang,<br />

den Wahlsieg seines politischen Gegners anzuerkennen.<br />

Doch während Donald Trump noch immer<br />

seine unbewiesenen Behauptungen zum angeblichen<br />

Wahlbetrug wiederholt, haben viele Manager der größten<br />

US-Unternehmen den Wahlsieg Joe Bidens anerkannt und<br />

eine friedliche und effiziente Übergabe der Regierungsgeschäfte<br />

von der alten an die neue Administration verlangt.<br />

Der Stahlsektor war keine Ausnahme. Während die<br />

CEOs einzelner Stahlunternehmen schwiegen, drückte der<br />

amtierende CEO ihres Dachverbandes AISI, Kevin Dempsey,<br />

öffentlich die Erwartung für eine »produktive Zusammenarbeit<br />

mit der Biden-Administration« aus. Dempsey<br />

nannte Biden den »gewählten Präsidenten«.<br />

Verbände fordern Trump zur Machtübergabe auf<br />

Die Wirtschaft bevorzugt stabile Zeiten – nicht die Unbestimmtheit,<br />

die Trump seit vielen Monaten mit seiner nicht<br />

existierenden Covid-19-Politik und der damit verbundenen<br />

Rezession verursachte. Seit der Wahlnacht verschärfte der<br />

Präsident diese Ungewissheit, indem er sich trotz der<br />

gegenteiligen Ergebnisse zum Sieger erklärte. Seitdem<br />

waren drastische Auf- und Ab-Bewegungen an der Wall<br />

Street ein Barometer für die Ungewissheit in der Privatwirtschaft.<br />

18 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


International<br />

Handel & Service<br />

In dieser Situation forderten zahlreiche Lobby-Verbände<br />

Trump und seine Administration auf, mit der sofortigen<br />

Vorbereitung der Machtübergabe in Washington in guter<br />

Zusammenarbeit mit dem Biden-Team zu beginnen. Der<br />

CEO der US-Handelskammer, Tom Donahue, der zuvor eng<br />

mit Trump und seinen republikanischen Vorgängern im<br />

Weißen Haus zusammenarbeitete, verlangte eine effiziente<br />

Kooperation der beiden Seiten im Interesse von<br />

»Sicherheit und Wohlbefinden« aller Amerikaner. Die<br />

National Association of Manufacturers, die 1 400 stahlverarbeitende<br />

und andere Unternehmen der herstellenden<br />

Industrie vertritt, gratulierte dem künftigen Präsidenten<br />

Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris und sprach einer<br />

Kooperation der alten und neuen Administration das<br />

Wort. Das gleiche galt für den Business Roundtable, der<br />

große und viele multinationale Unternehmen vertritt.<br />

United Steelworkers und AISI: Multilaterale<br />

Handelsmaßnahmen bevorzugt<br />

Doch kein anderer Interessensverband artikulierte so<br />

nachdrücklich und detailliert wie das AISI die Erwartungen<br />

eines Industriesektors von der künftigen Biden-<br />

Administration. Die Website der Stahllobby zitierte<br />

Dempseys beide Prioritäten: Die Beibehaltung der Zölle<br />

auf Stahlimporte – basierend auf der Sektion 232 – und<br />

die prompte Realisierung eines umfassenden Infrastrukturplans,<br />

den Joe Biden im Wahlkampf versprach. Obwohl<br />

es während der Covid-19-Krise keine höheren Stahleinfuhren<br />

gab, warnte Dempsey vor einer Aufhebung der<br />

Schutzzölle in Höhe von 25 Prozent, weil ein solcher<br />

Schritt katastrophale Folgen für Stahlunternehmen und<br />

ihre Belegschaften hätte. Im Wahlkampf hatte Biden der<br />

Gewerkschaft United Steelworkers (USW), die ihn unterstützte,<br />

nicht die Erhaltung der umstrittenen Stahlimportzölle<br />

versprochen. Stattdessen kündigte er an, dass er als<br />

Präsident alle von Trump verhängten Importzölle prüfen<br />

und dann seine Entscheidung fällen werde. Biden kritisierte<br />

auch, dass die von der Trump-Administration verhängten<br />

Zölle auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren den<br />

einschlägigen Industriezweigen lediglich kurzfristig helfen<br />

würden. Er kündigte an, dass er als Präsident mit<br />

internationalen Alliierten über kollektive Lösungen zur<br />

Bekämpfung unfairer Handelsgebaren verhandeln werde.<br />

Die Stahlarbeitergewerkschaft und AISI-Chef Dempsey<br />

erklärten vor und nach den Wahlen, dass auch sie multilaterale<br />

Maßnahmen in Bezug auf Fairness im internationalen<br />

Handel bevorzugten.<br />

Nachdem er Biden und Harris zum Wahlsieg gratulierte,<br />

unterstrich USW-Präsident Tom Convey, dass seine Organisation<br />

eine gute Zusammenarbeit mit ihrer Regierung<br />

erwartet. Er applaudierte Bidens Zehnjahresplan für eine<br />

Investition in Höhe von umgerechnet gut einer Milliarde<br />

Euro für den Wiederaufbau und die Modernisierung der<br />

verfallenen und veralteten Infrastruktur. Ein solches Mammutprojekt<br />

sei gut für die Gesamtwirtschaft, nicht nur für<br />

den Stahlsektor. Was Convey in seiner öffentlichen Erklärung<br />

nach dem Wahltag nicht erwähnte, unterstrich Dempsey<br />

für die AISI-Mitgliedsunternehmen: Er appellierte an<br />

den Kongress, unverzüglich einschlägige Gesetze zu verabschieden,<br />

die finanzielle Resourcen für die Überholung<br />

der Infrastruktur freizumachen. Das war wichtig. Denn als<br />

Präsident braucht Biden die Kooperation beider Kongresskammern,<br />

um diesen Plan zu verwirklichen. Über die parteiliche<br />

Mehrheit im US-Senat werden zwei Stichwahlen<br />

im Bundesstaat Georgia Anfang Januar entscheiden. Falls,<br />

wie erwartet, die Republikanische Partei die Senatsmehrheit<br />

behält, hängt das Schicksal des Infrastrukturplans nicht<br />

von Biden und der Demokraten-Mehrheit im Repräsentantenhaus,<br />

sondern von den Republikanern im Senat ab. Ob<br />

es dann zu einer überparteilichen Zusammenarbeit kommen<br />

wird, ist bislang ein großes Fragezeichen.<br />

Hoffnung auf Wirtschaftsbelebung<br />

Obwohl die Zahl der Covid-19-Infektionen und Todesopfer<br />

im ganzen Land weiter drastisch anstieg, hat die Aussicht<br />

auf den baldigen Beginn von Impfungen gegen das Coronavirus<br />

Hoffnungen auf eine Belebung der Wirtschaft<br />

innerhalb der nächsten Monate ausgelöst. Für die Stahlindustrie<br />

bedeutet das zum Jahresende ansteigende Bestellungen<br />

und höhere Stahl- und Aktienpreise.<br />

Im Burns-Harbor-Werk von ArcelorMittal im Bundesstaat<br />

Indiana gab es einen Covid-19-Ausbruch unter der Belegschaft,<br />

der die Produktion drosselte. Das Unternehmen<br />

informierte Kunden, dass für Januar 2021 geplante Auslieferungen<br />

erst im Februar verfügbar und weitere Verspätungen<br />

für Lieferungen im Februar möglich seien. US Steel<br />

startete die Wiederanheizung eines stillgelegten Hochofens<br />

im integrierten Gary-Works-Komplex in Indiana. Das<br />

Mini-Mill-Unternehmen Big River Steel in Arkansas überraschte<br />

mit der Inbetriebnahme des zweiten Elektrolichtbogenofens,<br />

der die Jahreskapazität des Werks auf 3,3 Millionen<br />

Tonnen erhöhen soll. Die zweite Konstruktionsphase,<br />

die umgerechnet knapp 600 Millionen Euro<br />

kostete und die Produktionskapazität verdoppeln soll,<br />

wurde zwei Monate früher als erwartet abgeschlossen.<br />

US Steel investierte im vergangenen Jahr gut 580 Millionen<br />

Euro für einen 49,9-prozentigen Unternehmensanteil mit<br />

der Option, Alleineigentümer von Big River Steel zu werden.<br />

Während das Management des Mini-Mill-Unternehmens<br />

bezweifelte, dass US Steel die restlichen 50,1 Prozent<br />

in Kürze erwerben wird, erwarten einige Wall-Street-<br />

Analysten eine solche Transaktion in naher Zukunft.<br />

•<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 19


Handel & Service<br />

International<br />

Swiss Steel kämpft mit belasteten<br />

Umsatzmengen und Absatz<br />

Einzig in China verzeichnet Schweizer Stahlkonzern positives Wachstum<br />

Emmenbrücke. Für die Swiss Steel Group – ehemals Schmolz + Bickenbach – waren die Finanzzahlen<br />

im dritten Quartal sowohl von der saisonal tieferen Nachfrage in den Sommermonaten als<br />

auch den nach wie vor spürbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie gezeichnet. Während sich<br />

gegen Ende des dritten Quartals eine Erholung der Nachfrage abzeichnete, blieben Absatzmengen,<br />

Umsatz und bereinigtes EBITDA auf niedrigem Niveau.<br />

Foto: Shutterstock<br />

Im dritten Quartal <strong>2020</strong> hat die<br />

Schweizer Unternehmensgruppe<br />

mit 332 Kilotonnen um 18 Prozent<br />

weniger Stahl abgesetzt als im Vorjahresquartal<br />

(Q3 2019: 405 Kilotonnen).<br />

Der Rückgang, so Swiss Steel,<br />

zeigt sich über alle Produktkategorien<br />

hinweg, wobei der Rückgang der<br />

Absatzmenge bei Qualitäts- und Edelbaustahl<br />

mit 19,8 Prozent am stärksten<br />

ausgefallen sei. Der Grund dafür<br />

sei die verzögerte Auswirkung der<br />

sich erholenden Nachfrage aus der<br />

Automobilindustrie auf das Absatzvolumen.<br />

Außerdem habe der Nachfragerückgang<br />

im Maschinen- und<br />

Anlagenbau auch im dritten Quartal<br />

<strong>2020</strong> angehalten.<br />

Anhaltend hoher Preisdruck<br />

Auch in den beiden Produktgruppen<br />

RSH-Stahl (rost-, säure-und hitzebeständiger<br />

Stahl) und Werkzeugstahl<br />

hat der Konzern geringere Mengen<br />

verkauft als im gleichen Quartal des<br />

Vorjahres, allerdings mit weniger<br />

starken Rückgängen von 13,9 beziehungsweise<br />

<strong>12</strong>,5 Prozent.<br />

Der durchschnittliche Verkaufspreis<br />

je Tonne Stahl lag im dritten Quartal<br />

<strong>2020</strong> bei 1 534,30 Euro, berichtet Swiss<br />

Steel – und damit um 7,3 Prozent tiefer<br />

als im Vorjahresquartal (Q3 2019:<br />

1 654,60 Euro je Tonne). Dies, obwohl<br />

sich die Preise für Schrott- und Legierungszuschläge<br />

leicht positiv entwickelt<br />

hätten. Der Rückgang sei auf<br />

den anhaltend hohen Preisdruck zurückzuführen,<br />

welcher sich insbesondere<br />

auf die Produktgruppe RSH-Stahl<br />

ausgewirkt habe.<br />

Umsatzeinbruch um knapp ein<br />

Viertel<br />

Die negative Preisentwicklung sowie<br />

die gesunkene Absatzmenge führten<br />

unter dem Strich zu einem Umsatz von<br />

509,4 Millionen Euro, der um knapp<br />

ein Viertel (24 Prozent) geringer sei als<br />

im Vorjahresquartal. Auch hier sei der<br />

Rückgang bei der Produktgruppe<br />

Qualitäts- und Edelbaustahl mit<br />

Die Corona-Pandemie hinterließ deutliche Spuren im Quartalsergebnis der Swiss<br />

Steel Group.<br />

27,5 Prozent am stärksten ausgefallen.<br />

Der Umsatz mit RSH-Stahl sei um<br />

21,3 Prozent, jener mit Werkzeugstahl<br />

um 19,9 Prozent gesunken.<br />

Geografisch betrachtet verzeichnete<br />

Swiss Steel einzig in China ein positives<br />

Wachstum von 10,6 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahresquartal. Das habe vor<br />

allem an der Erholung der chinesischen<br />

Automobilindustrie gelegen. In allen<br />

anderen Regionen der Welt musste indes<br />

ein nach eigenen Angaben<br />

»zweistelliger Umsatzrückgang« hingenommen<br />

werden.<br />

Automobil: Erholung erwartet<br />

Das um Einmaleffekte bereinigte<br />

operative Ergebnis (EBITDA) hingegen<br />

fiel mit minus 21,1 Millionen Euro<br />

weniger negativ aus als noch im Vorjahresquartal<br />

(Q3 2019: minus<br />

32,9 Millionen Euro). Die Einmal<br />

effekte beliefen sich auf 7,7 Millionen<br />

Euro und sind Konzernangaben zufolge<br />

auf Beratungsleistungen, Restrukturierungsmaßnahmen<br />

sowie<br />

die Beschaffung von Covid-19-Schutzmaterialien<br />

zurückzuführen.<br />

Der Fokus liege auch für das vierte<br />

Quartal <strong>2020</strong> »weiter auf der Optimierung<br />

der Liquidität sowie der Umsetzung<br />

des Transformationsprogramms«,<br />

heißt es bei Swiss Steel. Für<br />

den Bereich Automobil sei eine weitere<br />

Erholung zu erwarten. Im Maschinen-<br />

und Anlagenbau verzögere sich<br />

die Entwicklung jedoch.<br />

www.swiss-steel.com<br />

•<br />

20 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


International<br />

Handel & Service<br />

voestalpine: Gesunkener Umsatz in<br />

schwierigem Jahresverlauf<br />

Österreicher zeigen Optimismus für das zweite Halbjahr<br />

Linz/Österreich. Auch vor dem stahlbasierten Technologie- und Industriegüterkonzern voestalpine<br />

machte der bisher schwierige Jahresverlauf keinen Halt. Dessen Umsatz ist eigenen Angaben zufolge<br />

im ersten Halbjahr im direkten Jahresvergleich um 21,9 Prozent gesunken – von 6,5 auf 5,1 Milliarden<br />

Euro.<br />

Der unlängst veröffentlichten<br />

Bilanz zufolge hat die voestalpine<br />

ein operatives Ergebnis<br />

(EBITDA) von 395 Millionen Euro erzielt.<br />

Für den Vorstandsvorsitzenden<br />

Herbert Eibensteiner zeigt dies, »dass<br />

unsere konsequenten Kostensenkungsund<br />

Effizienzsteigerungsprogramme<br />

gegriffen haben«. Das Betriebsergebnis<br />

(EBIT) war hingegen aufgrund von<br />

Sonderabschreibungen und wirtschaftlicher<br />

Entwicklung mit -215 Millionen<br />

Euro negativ. Das Ergebnis vor Steuern<br />

sank von 163 auf -268 Millionen Euro.<br />

Ähnlich verhielt es sich um das Ergebnis<br />

nach Steuern von 115 Millionen<br />

Euro, aus dem ein Nettoverlust von 276<br />

Millionen Euro wurde.<br />

Massiver Nachfrageeinbruch<br />

Während das erste Quartal von einem<br />

massiven Nachfrageeinbruch in beinahe<br />

allen Kundensegmenten und<br />

Regionen geprägt war, berichtet die<br />

voestalpine im zweiten Quartal von<br />

»einer spürbaren Erholung in wesentlichen<br />

Branchen«. Insbesondere die<br />

europäische und amerikanische Automobil-,<br />

aber auch die Konsumgüterund<br />

Bauindustrie hätten nach den<br />

Lockdown-Maßnahmen im Frühjahr<br />

rasch wieder an Dynamik gewonnen.<br />

Aufgrund der steigenden Nachfrage<br />

im September habe der Konzern somit<br />

den vorübergehend stillgelegten kleinen<br />

Hochofen im österreichischen Linz<br />

wieder hochgefahren.<br />

Regional betrachtet erreichten laut<br />

voestalpine die Werke in China am<br />

schnellsten, also bereits im ersten<br />

Für den Vorstandsvorsitzenden Herbert<br />

Eibensteiner (Bild) zeigt das EBITDA<br />

von 395 Millionen Euro, »dass unsere<br />

konsequenten Kostensenkungs- und<br />

Effizienzsteigerungsprogramme gegriffen<br />

haben«.<br />

Quartal des Geschäftsjahres, wieder<br />

eine Produktionsauslastung auf Vorkrisenniveau.<br />

Unverändert schwierig<br />

sei indes die Situation in den Segmenten<br />

Luftfahrt sowie Öl und Gas geblieben,<br />

die besonders hart von den Folgen<br />

der Pandemie betroffen seien.<br />

Die Technologiesegmente Bahninfrastruktur<br />

und Lagersysteme hätten sich<br />

in dem herausfordernden Umfeld<br />

weiterhin stabil entwickelt.<br />

Konsequenzen auf weitere<br />

Entwicklung nicht abschätzbar<br />

Trotz positiver Marktsignale bleibe<br />

jedoch abzuwarten, wie sich die neuerlichen<br />

Lockdown-Maßnahmen in<br />

Europa auf die Wirtschaft auswirkten,<br />

betont Eibensteiner. So seien auch die<br />

Konsequenzen auf die weitere Wirtschaftsentwicklung<br />

des Konzerns<br />

»zum Zeitpunkt der Berichtslegung<br />

noch nicht im Detail abschätzbar«.<br />

Fest stehe jedoch, dass die Unsicherheit<br />

bei Prognosen über zukünftige<br />

Foto: voestalpine AG<br />

Entwicklungen «deutlich gestiegen<br />

ist«.<br />

Vor diesem Hintergrund will die<br />

voestalpine weiterhin Kostenmangement<br />

und Ergebnisstabilisierung fokussieren.<br />

Gleichzeitig blieben die<br />

Anstrengungen im Bereich Working<br />

Capital Management hoch und Ausgaben<br />

für Investitionen niedrig. Durch<br />

diese Maßnahme sollen sowohl der<br />

Cashflow als auch die Bilanzstruktur<br />

weiter gestärkt werden.<br />

EBITDA zwischen 800 Millionen<br />

und 1 Milliarde Euro erwartet<br />

Trotz der jüngsten Verschärfungen<br />

erwartet der Konzern jedoch, dass die<br />

schrittweise wirtschaftliche Verbesserung<br />

zum Ende des ersten Halbjahres<br />

im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres<br />

<strong>2020</strong>/21 anhält. Mit Ausnahme des<br />

Öl- und Gasbereichs sowie der Luftfahrtindustrie<br />

»sollte sich der positive<br />

Nachfragetrend nach Produkten des<br />

Konzerns in allen wesentlichen<br />

Marktsegmenten auch im zweiten<br />

Halbjahr <strong>2020</strong>/21 fortsetzen«, teilt die<br />

voestalpine mit.<br />

Eibensteiner: »Deshalb erwartet<br />

der Vorstand aktuell unter Annahme<br />

keiner neuerlichen wesentlichen Einschränkungen<br />

durch die Covid-19-Pandemie<br />

wie beispielsweise behördlich<br />

verordnete Maßnahmen in diesem<br />

Zusammenhang für das gesamte<br />

Geschäftsjahr <strong>2020</strong>/21 ein EBITDA in<br />

einer Bandbreite von 800 Millionen<br />

bis 1 Milliarde Euro.«<br />

www.voestalpine.com<br />

•<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 21


Handel & Service<br />

Know-how<br />

AGB schaffen mehr Sicherheit und<br />

Transparenz<br />

BREMER INKASSO GmbH: Allgemeine Geschäfsbedingungen sind<br />

unverzichtbare Absicherung für Unternehmer<br />

Bremen. So manchen graust es vor dem »Kleingedruckten«, wie die Allgemeine Geschäftsbedingungen<br />

(AGB) auch gern genannt werden, denn die drei Buchstaben stehen bei der Allgemeinheit<br />

für viel Text, juristischen »Fachkram« und endlos viele Paragrafen. Und gerade auch mit Transparenz<br />

würden wohl die wenigsten die AGB in Verbindung bringen, dabei dienen die dort getroffenen<br />

Regelungen genau diesem Zweck. Sie sollen beiden Vertragspartnern Sicherheit darüber<br />

geben, zu welchen Bedingungen, für beide Seiten gleichermaßen bindend, sie einen Vertrag<br />

miteinander eingehen.<br />

Von Bernd Drumann*<br />

Nicht jeder mag Regeln, Bedingungen<br />

oder Vorschriften,<br />

weil sie vielleicht einengen<br />

oder zu bevormunden scheinen. Im<br />

gesellschaftlichen Miteinander, im<br />

Straßenverkehr oder aber auch im<br />

Geschäftsleben geht es aber nicht<br />

ohne Vereinbarungen, an die sich alle<br />

zu halten haben, damit möglichst niemand<br />

zu Schaden kommt. Regelungen,<br />

die in den AGB getroffen werden,<br />

sind ebenfalls dazu da, die Geschäftspartner<br />

vor Schaden zu<br />

schützen und Geschäftsabschlüsse zu<br />

vereinfachen. Sind die Bedingungen<br />

eines Geschäftsabschlusses für beide<br />

Seiten klar und eindeutig definiert<br />

und auch gleichermaßen für beide<br />

Seiten bindend, weiß jeder, worauf er<br />

sich gegebenenfalls mit seiner Unterschrift einlässt. AGB<br />

vereinfachen und regeln darüber hinaus immer wiederkehrende<br />

Abläufe im unternehmerischen Alltag, damit<br />

diese nicht bei jedem Geschäftsabschluss aufs Neue verhandelt<br />

und schriftlich festgehalten werden müssen.<br />

Klare Ansage des Unternehmers<br />

Bernd Drumann, Geschäftsführer der<br />

Bremer Inkasso GmbH<br />

Der Unternehmer kann im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen<br />

mit den eigenen Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

festlegen, wie er die Geschäftsabwicklung<br />

gerne hätte und was etwa für die Zahlungsmodalitäten,<br />

Foto: Bremer Inkasso GmbH<br />

die Lieferzeit, die Versicherung oder<br />

den Leistungsumfang bei zum Beispiel<br />

der Verpackung oder dem Transport<br />

gelten soll. Auf die Vorgabe solcher<br />

klaren »Ansagen« sollte kein<br />

Unternehmer verzichten, nicht nur<br />

seinen Kunden, sondern auch sich<br />

selbst zuliebe. Klarheit schafft Sicherheit<br />

auf beiden Seiten. Das Bürgerliche<br />

Gesetzbuch (BGB) regelt in den<br />

Paragrafen 305 ff. das Recht der AGB.<br />

Sorgfältig formulieren<br />

Heutzutage wird für alle möglichen<br />

Fragen das Internet bemüht. Dort<br />

gibt es auch unzählige AGB, die man<br />

sich herunterladen könnte. Davon ist<br />

aber dringend abzuraten, denn kaum<br />

ein Geschäft gleicht dem anderen.<br />

Eine Schreinerei zum Beispiel hat mit Sicherheit andere<br />

Geschäftsabläufe als eine Brauerei oder gar ein Zahnlabor.<br />

Auch von freundlich gemeinten Angeboten der Unternehmerkollegen,<br />

doch deren AGB einfach zu übernehmen,<br />

sollte man (selbst abgesehen von möglichen Urheberrechtsverletzungen)<br />

Abstand nehmen. Wohl jeder<br />

Unternehmer ist stolz auf ein Alleinstellungsmerkmal<br />

seines Unternehmens am Markt, und dem sollte durch<br />

eigene, individuelle AGB Rechnung getragen werden.<br />

Das eigene Unternehmen sollte es einem wert sein, sich<br />

einmalig von einem Anwalt speziell darauf zugeschnittene<br />

22 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Know-how<br />

Handel & Service<br />

AGB formulieren zu lassen. Die Kosten dafür können im<br />

Vorfeld erfragt werden, bewegen sich aber in der Regel<br />

noch im dreistelligen Euro(netto)-Bereich. Für die von ihm<br />

erstellten Klauseln haftet ein Anwalt zudem in Bezug auf<br />

Wirksamkeit und Abmahnsicherheit. Hat man bereits eigene<br />

individuelle AGB, kann eine gelegentliche Überprüfung<br />

in Hinblick auf eine eventuell nötige Aktualisierung<br />

nicht schaden.<br />

AGB müssen präsent sein<br />

Noch immer gibt es Betriebe, die zwar über eigene AGB<br />

verfügen, bei denen sie aber im Geschäftsalltag nicht<br />

wirklich eine Rolle spielen und auch keiner weiß, wo sie<br />

sind und beziehungsweise oder was darinsteht. Gut ist es,<br />

wenn alle Mitarbeiter (und die Geschäftsleitung) die Geschäftsbedingungen<br />

kennen und auch verstehen und<br />

somit erkennen können, auf welcher Basis Verträge im<br />

Unternehmen zustande kommen. Geschäftsabschlüsse<br />

müssen unter Einbeziehung der eigenen Geschäftsbedingungen<br />

getätigt werden. Sind sie nicht klarer Bestandteil<br />

der abgeschlossenen Verträge, nützen alle noch so sorgfältigen<br />

Formulierungen nichts. Deshalb sollten die AGB<br />

als Anlage zu jedem Vertragsangebot, jeder »Auftragsbestätigung«<br />

(also Annahme) und jedem kaufmännischen<br />

Bestätigungsschreiben genommen werden (oder gar auf<br />

deren Rückseite abgedruckt sein) – einschließlich eines<br />

Hinweises auf ihre Geltung im Angebots- oder Bestätigungstext.<br />

Was AGB können<br />

Eigene Geschäftsbedingungen vereinfachen die Abläufe<br />

im Geschäftsalltag, geben allen Seiten Klarheit über die<br />

Bedingungen eines Geschäftsabschlusses und können einen<br />

Unternehmer unter Umständen sogar vor einem Totalverlust<br />

seiner Forderungen bewahren, wenn die richtigen<br />

und wichtigsten Regelungen enthalten sind. Diese<br />

sind unter anderem: Regelungen zum Eigentumsvorbehalt<br />

(bei Warenlieferungen). Der normale Eigentumsvorbehalt<br />

sichert einem Unternehmer bis zu deren vollständiger<br />

Bezahlung das Eigentum an einer Sache, auch dann, wenn<br />

sie sich schon im Besitz des Käufers befindet. Bei einer<br />

Insolvenz des Kunden hat der Unternehmer dann, wenn<br />

der Insolvenzverwalter nicht bezahlen will, die Möglichkeit,<br />

vom Vertrag zurückzutreten und ein sogenanntes<br />

Aussonderungsrecht geltend zu machen. Das heißt, als<br />

Eigentümer der Sache kann er die Herausgabe der Sache<br />

vom Insolvenzverwalter verlangen und muss nicht am<br />

Insolvenzverfahren teilnehmen.<br />

Die Erweiterung des normalen Eigentumsvorbehalts ist<br />

der verlängerte Eigentumsvorbehalt, was bedeutet, der<br />

Kunde kann, was ja durchaus üblich ist im Geschäftsleben,<br />

die Ware schon verarbeiten oder weiterveräußern, und<br />

zwar auch dann, wenn sie noch gar nicht vollständig bezahlt<br />

ist. Bis das der Fall ist, erwirbt der Lieferant hier<br />

(unter Umständen anteilig) das Eigentum an der neu<br />

hergestellten Sache. Bei einem Weiterverkauf der gelieferten<br />

Ware oder der aus dieser Ware hergestellten Sache<br />

gibt er zwar das Eigentum daran auf, erwirbt stattdessen<br />

aber (unter Umständen anteilig) die Forderung des Kunden<br />

gegen den Käufer. Auf eine solche (mehr oder weniger<br />

gute) Absicherung sollte kein Lieferant verzichten.<br />

Auf Geschäftsbedingungen Bauen<br />

Welcher Bauherr würde nicht beim Hausbau gerade dem<br />

Fundament ganz besondere Aufmerksamkeit schenken,<br />

steht und fällt damit im wahrsten Sinne des Wortes doch<br />

gegebenenfalls das ganze Gebäude. Ebenso wäre jedem<br />

Unternehmer nur dringend zu raten, auf individuelle, für<br />

sein Unternehmen formulierte Geschäftsbedingungen »zu<br />

bauen« und alle Geschäftsabschlüsse auf der Grundlage<br />

und unter Einbeziehung eben dieser zu tätigen. Auch<br />

wenn eigene Geschäftsbedingungen keinen hundertprozentigen<br />

Schutz vor Verlusten darstellen, sind sie doch<br />

eine gute Absicherung, um im Falle einer Kundeninsolvenz<br />

Forderungen nicht vollständig »in den Wind schreiben<br />

zu müssen«.<br />

Laut einer Auswertung des Gesamtverbands der Deutschen<br />

Versicherungswirtschaft (GDV) aus dem Jahr 2017<br />

hat bei 428 Millionen Policen jeder Deutsche mehr als fünf<br />

Versicherungsverträge, was auf ein gewisses Maß an Sicherheitsbedürfnis<br />

schließen lässt. Eigene Geschäftsbedingungen<br />

sind auch als eine Art Versicherungspolice zu sehen.<br />

Unternehmer, die solch eine »Versicherung« nicht<br />

abschließen, handeln in meinen Augen schon fast grob<br />

fahrlässig.<br />

www.bremer-inkasso.de<br />

*Der Autor ist Geschäftsführer der BREMER INKASSO<br />

GmbH.<br />

Hintergrund<br />

BREMER INKASSO<br />

Die BREMER INKASSO GmbH bietet ihren Kunden<br />

Beratung und juristische Unterstützung im Bereich<br />

des Forderungseinzugs – bundesweit und international.<br />

Das 1984 von Bernd Drumann gegründete<br />

Unternehmen ist seit 1996 unter dem Namen<br />

BREMER INKASSO GmbH tätig und beschäftigt eigenen<br />

Angaben zufolge rund 20 Mitarbeiter in der<br />

Firmenzentrale, die Sachbearbeitung erfolgt überwiegend<br />

durch speziell ausgebildete Volljuristen.<br />

•<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 23


Industrie & Technologie<br />

Deutschland<br />

Fotos (3): Jebens GmbH<br />

Jebens liefert gebrannte, gerichtete und mechanisch bearbeitete Großbauteile an TRUMPF Machines als Hauptkomponenten<br />

der dort gebauten Maschinenkörper.<br />

Just in sequence vom Blech<br />

zum Maschinenkörper<br />

Jebens liefert im Wochentakt Kits für Maschinenkörper von<br />

Werkzeugmaschinen an TRUMPF<br />

Korntal-Münchingen/Haguenau. Die Jebens GmbH, ein Spezialist für große, schwere Brennzuschnitte<br />

und montagefertige Schweißbaugruppen, fertigt und liefert im Wochentakt just in sequence<br />

komplette Kits für Maschinenkörper von Werkzeugmaschinen an die TRUMPF Machines<br />

SARL nach Haguenau. Dort werden sie zu fertigen Hauptkomponenten verarbeitet und an die<br />

europaweiten Montagewerke geliefert. Eine Verzögerung oder ein Ausfall in diesem ersten Glied<br />

der Prozesskette würde bei TRUMPF gruppenweit den Fertigungsprozess aus dem Takt bringen.<br />

Von Ursula Herrling-Tusch*<br />

Die TRUMPF Gruppe gehört zu<br />

den weltweit größten Anbietern<br />

von Werkzeugmaschinen<br />

und Lasersystemen für die flexible<br />

Blech- und Rohrbearbeitung. Mit<br />

rund 70 Standorten ist das 1923 gegründete<br />

Familienunternehmen<br />

heute in Europa, Amerika und Asien<br />

an allen wichtigen Märkten vertreten.<br />

Das Portfolio der Werkzeugmaschinen<br />

beinhaltet Anlagen für die<br />

Blechbearbeitung sowie Software<br />

und Service. Es umfasst Lösungen für<br />

die vernetzte Fertigung, Anlagen<br />

und Systeme zum Biegen und Stan-<br />

24 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Deutschland<br />

Industrie & Technologie<br />

Tomas Wolf, Geschäftsführer<br />

TRUMPF Machines<br />

in Haguenau<br />

Foto: Jebens GmbH / TRUMPF Machines SARL<br />

zen, für kombinierte Stanz-Laser-<br />

Prozesse, 2-D- und 3-D-Schneidanwendungen<br />

sowie für alle relevanten<br />

Lasertechnologien. Kunden sind<br />

beispielsweise Zulieferer und blechbearbeitende<br />

Unternehmen für die<br />

Automobilindus trie oder auch Lohnfertiger,<br />

die Gebrauchsgüterhersteller<br />

beliefern. Mit rund 14 300 Mitarbeitern,<br />

davon 7 400 in Deutschland<br />

und 140 in Haguenau, erzielte die<br />

TRUMPF Gruppe im Geschäftsjahr<br />

Carsten Schmickler, Geschäftsführer<br />

Jebens GmbH,<br />

Korntal- Münchingen<br />

2019/20 einen Umsatz von 3,5 Milliarden<br />

Euro.<br />

Das Produktionsnetzwerk der<br />

Gruppe setzt auf das Prinzip der sogenannten<br />

Komponentenzulieferung,<br />

bei der jedes Werk ein bestimmtes<br />

Endprodukt liefert. So produziert das<br />

1985 in Haguenau im Elsass gegründete<br />

Tochterunternehmen TRUMPF<br />

Machines in getakteter Fließfertigung<br />

die Maschinenkörper für alle Laserflachbett-<br />

und Stanzmaschinen, kombinierten<br />

Stanz-Laser-Maschinen, Lasersysteme<br />

und 3-D-Drucker. Rund<br />

1 700 Maschinenkörper verlassen hier<br />

im Jahr das Werk, am häufigsten für<br />

Laserflachbettmaschinen mit drei Metern<br />

Arbeitsbreite. Als Kompetenzcenter<br />

für Großbearbeitung unterstützt<br />

der Betrieb im Elsass zudem die<br />

anderen Standorte der Gruppe mit<br />

technischem Support, Schulungen<br />

und Audits.<br />

Genau im Takt<br />

Seit 2004 wird in Haguenau an sechs<br />

aufeinander folgenden Stationen in<br />

getakteten Linien gearbeitet. Den<br />

Anfang der Produktionskette bilden<br />

vier Schweißlinien - jede davon hat<br />

wiederum vier bis acht Stationen.<br />

Zwei dieser Schweißlinien sind mit je<br />

zwei Schweißrobotern ausgestattet,<br />

die die Körper der Flachbett- und<br />

Stanzmaschinen automatisiert<br />

schweißen. Hier werden die Maschinenkörper,<br />

bestehend aus den beiden<br />

Seitenteilen, die durch Mittelstücke<br />

verbunden sind, komplett gehef-<br />

Als Schneidspezialist für Maßarbeit in Stahl erfüllt Jebens die strengen Vorgaben an die geforderte Ebenheit der Brennteile von<br />

einem Millimeter von TRUMPF Machines.<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 25


Industrie & Technologie<br />

Deutschland<br />

Foto: Jebens GmbH / TRUMPF Machines SARL<br />

Seit 2004 verarbeitet TRUMPF Machines in Haguenau an sechs aufeinander folgenden Stationen in getakteten Linien die<br />

gelieferten Brennteile.<br />

tet. In der folgenden Station werden<br />

die Längsnähte der Grundplatten an<br />

der Außenseite automatisiert geschweißt.<br />

Die Stationen drei und vier<br />

sind identisch ausgestattet, um den<br />

Takt der doppelt so schnell arbeitenden<br />

Station zwei zu halten. Auf großen<br />

Hebebühnen werden hier die<br />

Peripherieteile für den sogenannten<br />

C-Rahmen aufgelegt und gepunktet,<br />

bevor anschließend seine inneren<br />

Längsnähte ebenfalls automatisiert<br />

geschweißt werden. In Station fünf<br />

schweißt ein Roboter alle Nähte des<br />

Maschinenkörpers fertig – bis zu 20<br />

Schweißlagen sind hierbei keine Seltenheit.<br />

An der sechsten und letzten<br />

Station werden Außenschienen angeschweißt<br />

und die Körper gerichtet<br />

und verputzt. Kernkompetenz des<br />

Werks in Haguenau ist allerdings die<br />

hochpräzise mechanische Bearbeitung<br />

mit neun Großbearbeitungsfräsen:<br />

0,03 Millimeter Abweichung bei<br />

einem Bauteil mit einer bearbeiteten<br />

Fläche von zwölf Metern Länge und<br />

drei Metern Breite sprechen für sich.<br />

Vier Lackierkabinen, eine davon mit<br />

zwei Lackierrobotern automatisiert,<br />

sind die letzte Station, bevor die Maschinenkörper<br />

mit Schienen versehen<br />

und anschließend zum jeweiligen<br />

Montagewerk transportiert werden.<br />

Abhängig vom Maschinentyp beträgt<br />

die Durchlaufzeit pro Rahmen zwischen<br />

zehn und 20 Tagen. Das dabei<br />

in Haguenau verarbeitete Stahlvolumen<br />

entspricht - umgelegt auf die<br />

Arbeitsplätze – einem täglichen Output<br />

von 52 PKW vom Typ VW Golf.<br />

Präzision als oberstes Gebot<br />

»Die Taktung der Montagewerke erfolgt<br />

durch den Kunden«, erklärt<br />

Tomas Wolf, seit 2015 Geschäftsführer<br />

von TRUMPF Machines in Haguenau.<br />

Nach dieser Taktung müssen sich<br />

sein Werk und damit auch Zulieferer<br />

wie Jebens richten. Da die Kundenaufträge<br />

sehr kurzfristig umgesetzt<br />

werden, fertigt TRUMPF Machines<br />

fast in Losgröße eins. Das ist auch der<br />

Grund, weshalb das Rohmaterial<br />

nicht in Losen, sondern in Kits bestellt<br />

wird und auch kein Lager in<br />

Haguenau vorhanden ist. Als Lieferant<br />

der gebrannten, gerichteten<br />

und mechanisch bearbeiteten Großteile,<br />

die die Hauptkomponenten der<br />

Maschinenkörper bilden, liefert Jebens<br />

just in sequence Kits an die Sta-<br />

26 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Deutschland<br />

Industrie & Technologie<br />

tionen eins und zwei – nur einen Tag,<br />

bevor der Rahmen gebaut wird, und<br />

innerhalb eines zum Abladen vorgegebenen<br />

Fensters von eineinhalb<br />

Stunden. Diese Kits bestehen aus<br />

sechs bis acht Teilen in sehr unterschiedlichen<br />

Formaten, Dicken und<br />

Gewichten für die Seitenständer, Mittelteile<br />

oder den Stanzkopf. Die –<br />

immer in engmaschiger Abstimmung<br />

mit dem Kunden – wöchentliche Lieferung<br />

von variablen Abrufmengen<br />

an Kits für unterschiedliche Maschinentypen<br />

erfordert von Jebens hohe<br />

Flexibilität und perfekte Vorbereitung.<br />

»Das funktioniert nur, wenn<br />

die Teile praktisch fertig sind«, sagt<br />

Carsten Schmickler, Geschäftsführer<br />

des Brennteilspezialisten. Er ergänzt:<br />

»Wir agieren mit dieser Make-to-Stock-Fertigung<br />

wie ein Systemlieferant<br />

der Automobilindustrie.<br />

Das ist somit eine Kernaufgabe unserer<br />

Fertigungssteuerung.« Auf der<br />

Basis von historischen Abrufwerten<br />

plant sie den Umlaufbestand von<br />

Brennteilen und mechanisch fertig<br />

bearbeiteten Teilen der Komponenten<br />

für TRUMPF und steuert ihn auf<br />

Kundennachschub. Dafür muss auch<br />

die gesamte Produktionskette entsprechend<br />

abgesichert sein. So hat<br />

Jebens – anders als sonst üblich – von<br />

dem von TRUMPF benötigten spezifischen<br />

Vormaterial stets zwischen<br />

500 und 1 000 Tonnen auf Lager. Außerdem<br />

sind, trotz begrenzter interner<br />

Lagerflächen, spezifische Bleche,<br />

fertig gebrannte sowie bearbeitete<br />

Teile immer vorrätig. Neben dieser<br />

vorausschauenden Fertigung gilt es,<br />

strenge Vorgaben von TRUMPF an<br />

die geforderte Ebenheit der Brennteile<br />

zu erfüllen: Für das automatisierte<br />

Schweißen in Linie darf auf der<br />

gesamten Fläche kein Maß um einen<br />

Millimeter abweichen. Ȇbliche<br />

Spaltbreiten beim Schweißen von<br />

drei Millimetern oder manuelle<br />

Nachbearbeitung sind bei unserer<br />

Linienführung nicht möglich«, erklärt<br />

Wolf die hohen Genauig keits anforderun<br />

gen an Jebens. Für den Brennteilspezialisten<br />

bedeutet dies eine<br />

echte Herausforderung, denn durch<br />

den starken Wärmeverzug können<br />

sich die bis zu acht Meter langen Bauteile<br />

beim Brennen gegenläufig verziehen.<br />

Jebens löst diese Aufgabe<br />

brenntechnisch, indem durch eine<br />

spezielle Art der Verschachtelung der<br />

Wärmeeinfluss minimiert wird. •<br />

*Die Autorin ist Geschäftsführerin<br />

von impetus.PR, Agentur für Corporate<br />

Communications GmbH.<br />

Foto: Jebens GmbH / TRUMPF Machines SARL<br />

Als Kompetenzcenter für Großbearbeitung unterstützt TRUMPF Machines mit Sitz in Haguenau alle anderen Standorte der<br />

TRUMPF-Gruppe mit technischem Support, Schulungen und Audits<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 27


Industrie & Technologie<br />

Branche im Fokus<br />

Foto: Shutterstock<br />

Für die Einfuhr von Stahlprodukten nach Europa hat die EU-Kommission die Bedingungen angepasst – und spaltet Produzenten<br />

und Verarbeiter damit weiterhin in zwei Lager.<br />

EU-Safeguards: Zwiespalt in der<br />

Stahlbranche<br />

Die Positionen von Produzenten und Verbrauchern prallen aufeinander<br />

Brüssel. Im Juli dieses Jahres sind die Regelungen für die EU-Schutzmaßnahmen für Stahlimporte<br />

angepasst worden. Für die Stahlindustrie steht nach wie vor fest: Die derzeit konjunkturell schwierige<br />

Lage des Wirtschaftszweiges berücksichtigt die Neuregelung nur unzureichend. Die Verarbeiter<br />

zeigen sich teilweise erleichtert.<br />

Bereits im Juni hatten<br />

die EU-Mitgliedsstaaten<br />

einem Vorschlag<br />

der EU-Kommission zugestimmt,<br />

die »EU-Safeguards«<br />

anzupassen. Dem<br />

zentralen Anliegen der<br />

Stahlindustrie sei man dabei<br />

nicht nachgekommen,<br />

teilt die Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl (WV Stahl) mit.<br />

Diese forderte zuvor, die<br />

Kontingentmenge für<br />

Stahleinfuhren zu reduzieren, um<br />

eine Stahl-Importkrise zu verhindern.<br />

Das Brüsseler Gremium hatte stattdessen<br />

bekanntgegeben, die Vergabe<br />

von Stahlkontingenten zwar zu verschärfen<br />

und nunmehr quartalsweise<br />

Hans Jürgen Kerkhoff,<br />

Präsident der<br />

Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl (WV Stahl)<br />

Foto: WV Stahl<br />

statt halbjährlich abzuhalten.<br />

Grundsätzlich<br />

sollen die Einfuhren<br />

aber konstant gehalten<br />

werden. »Die EU-Kommission<br />

hat bei der Anpassung<br />

der Schutzmaßnahmen<br />

im Außenhandel<br />

nicht im<br />

erforderlichen<br />

Maß die konjunkturelle<br />

Situation in<br />

der Folge der<br />

Corona- Pandemie berücksichtigt«,<br />

so Hans Jürgen Kerkhoff,<br />

Präsident der WV Stahl. Ihm zufolge<br />

verfehlen die Safeguards in dieser<br />

Form ihr angedachtes Ziel, die Stahlindustrie<br />

in Europa und die damit<br />

verbundenen Wertschöpfungsketten<br />

vor gravierenden Schäden zu bewahren.<br />

»Die EU-Kommission<br />

hat bei der Anpassung der<br />

Schutzmaßnahmen im Außenhandel<br />

nicht im erforderlichen<br />

Maß die konjunkturelle Situation<br />

in der Folge der Corona-Pandemie<br />

berücksichtigt.«<br />

Hans Jürgen Kerkhoff,<br />

Präsident der Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl (WV Stahl)<br />

28 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Branche im Fokus<br />

Industrie & Technologie<br />

»Niedrigere<br />

Importquoten träfen<br />

nur die Stahlverarbeiter,<br />

die deutlich mehr Arbeitsplätze<br />

stellen als die<br />

Stahl industrie.«<br />

Martin Kunkel, Geschäftsführer<br />

der Fachvereinigung<br />

Kaltwalzwerke (FVK)<br />

Kerkhoff: Safeguards<br />

verfehlen ihr Ziel<br />

Die Corona-Pandemie hat<br />

die Stahlnachfrage in<br />

Deutschland und der Welt<br />

einbrechen lassen. Während<br />

die Stahlunternehmen<br />

in Europa ihre Produktion<br />

krisenbedingt<br />

angepasst haben, wird in<br />

anderen Regionen – allen<br />

voran in China – weiter produziert<br />

oder die Stahlerzeugung teilweise<br />

noch weiter ausgebaut. Die WV<br />

Stahl befürchtet, dass diese Mengen<br />

den europäischen Markt überschwemmen.<br />

Eine enge Überwachung<br />

der Stahlindustrie sei notwendig,<br />

meinte Kerkhoff, sodass »bei<br />

ersten Anzeichen einer Verschärfung<br />

der Importsituation« Maßnahmen<br />

Martin Kunkel,<br />

Geschäftsführer der<br />

Fachvereinigung<br />

Kaltwalzwerke (FVK)<br />

ergriffen werden können.<br />

Auch der europäische Stahlverband<br />

Eurofer hatte den Schutzvorschlag<br />

der EU-Kommission als<br />

»wenig hilfreich« bezeichnet. In<br />

einem offenen Brief wiesen die<br />

Mitgliedsunternehmen auf den<br />

Umstand hin, dass die Stahlnachfrage<br />

seit März um 50 Prozent gesunken<br />

sei. Der Vorschlag könnte<br />

»den Marktanteil der<br />

Importe massiv erhöhen,<br />

während ein großer<br />

Teil der Produktionskapazität<br />

der EU<br />

ungenutzt bleibt«, befürchtet<br />

Eurofer.<br />

Foto: FVK<br />

Schutzvorschlag<br />

»wenig hilfreich«<br />

Erleichtert haben hingegen<br />

die Stahlverarbeiter<br />

registriert, dass<br />

die aktualisierten<br />

EU-Schutzmaßnahmen keine Kürzung<br />

der zollfreien Importkontingente<br />

vorgesehen haben. Der Industrieverband<br />

Blechumformung (IBU)<br />

und die Fachvereinigung Kaltwalzwerke<br />

(FVK) hatten sich im Mai<br />

gegen eine Herabsetzung der Einfuhrquote<br />

ausgesprochen. »Niedrigere<br />

Importquoten träfen nur die<br />

Stahlverarbeiter, die deutlich mehr<br />

Arbeitsplätze stellen als die Stahlindustrie.<br />

Wir freuen uns daher, dass<br />

die EU-Kommission offenbar unserer<br />

Argumentation zu fehlenden<br />

rechtlichen Voraussetzungen gefolgt<br />

ist«, betont FVK-Geschäftsführer<br />

Martin Kunkel.<br />

Grund zur Sorge ergibt sich für<br />

die Verbände hingegen durch die<br />

verschärften Bedingungen der Kontingentvergabe.<br />

Dies gelte nach deren<br />

Angaben unter anderem für<br />

warmgewalzte Bleche, eine für die<br />

Verbandsmitglieder wichtige Warenkategorie.<br />

Teilweises Aufatmen bei<br />

Stahlverarbeitern<br />

IBU und FVK befürchten, dass die<br />

Schutzmaßnahmen zunehmend zu<br />

einem Instrument werden könnten,<br />

das die Marktanteile einzelner<br />

Liefer länder steuert. »Wir werden<br />

wachsam sein und gegen diese protektionistische<br />

Abschottung des<br />

EU-<strong>Stahlmarkt</strong>es auch künftig vorgehen.<br />

Unsere Aufgabe ist es, die<br />

Interessen der Stahlverarbeiter kontinuierlich<br />

in die Diskussion einzubringen«,<br />

teilen die beiden Verbände<br />

in einer gemeinsamen Presseerklärung<br />

mit.<br />

<br />

<br />

nr, phi<br />

Hintergrund<br />

Safeguards<br />

Safeguards sind Schutzmaßnahmen, mit denen eine ernsthafte Schädigung eines Wirtschaftszweiges durch einen<br />

plötzlichen und massiven Importanstieg verhindert werden soll. Für die Ausgestaltung der Maßnahmen sind verschiedenen<br />

Optionen denkbar. Bei den aktuell laufenden Maßnahmen im Bereich der Stahlindustrie wurde der folgende<br />

Ansatz gewählt: Überschreitet die Menge an Importgütern bestimmte produkt- und gegebenenfalls auch<br />

länderspezifische Kontingente, wird ein sogenannter Wertzoll fällig. Im Fall der EU-Stahlindustrie liegen die Zölle,<br />

die mit dem Ziel eingeführt wurden, Handelsumlenkungen in Folge der US-Stahlzölle zu begegnen, derzeit bei 25<br />

Prozent. Die Kontingente gelten für einzelne Produktgruppen sowie Länder und wurden auf Basis durchschnittlicher<br />

EU-Einfuhren der Jahre 2015 bis 2017 festgelegt. Die »traditionellen« Importmengen bleiben somit zollfrei.<br />

Hinzu kommt, dass diese Zollkontingente, ab denen die Zölle greifen, jährlich um drei Prozent erhöht werden.<br />

Am 19. Juli 2018 wurden die Safeguards der Europäischen Union im Stahlbereich zunächst vorläufig eingeführt. Die<br />

endgültigen Schutzmaßnahmen traten im Februar 2019 in Kraft, im Juli <strong>2020</strong> wurden sie zuletzt angepasst. Sie haben<br />

eine Laufzeit bis Juli 2021, können jedoch gegebenenfalls verlängert werden.<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 29


Special<br />

Steel art<br />

Foto: Shutterstock<br />

30 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Steel art<br />

Special<br />

Der ArcelorMittal-<br />

Orbit in London<br />

Eine atemberaubende Aussicht und haarsträubende Geschwindigkeit:<br />

Der ArcelorMittal-Orbit ist mit seinen knapp 115 Metern<br />

die höchste Skulptur Großbritanniens und eröffnet Besuchern<br />

einen einmalige Blick über den Londoner Olympiapark und die<br />

Skyline der Weltmetropole. Der kreativ gestaltete Turm des<br />

Bauwerks besteht aus einer endlos anmutenden Schlaufe von<br />

Stahlprofilen, in der nach Angaben des Hauptsponsors, Arcelor-<br />

Mittal, insgesamt 2 000 Tonnen des Werkstoffs verarbeitet sind.<br />

Der Aufstieg zur Spitze verläuft über eine Wendeltreppe mit 455<br />

Stufen. Der Abstieg geht wesentlich schneller: Eine integrierte<br />

Tunnelrutsche befördert die Besucher mit Nervenkitzel wieder<br />

hinunter. nr<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 31


Special<br />

Steel art<br />

Tetraeder auf der<br />

Bottroper Halde<br />

Beckstraße<br />

Foto: Shutterstock<br />

32 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Steel art<br />

Special<br />

Als Pionier unter den Landmarken auf ausgedienten Berghalden gilt das »Tetraeder«,<br />

das im nordrhein-westfälischen Bottrop bestaunt werden kann.<br />

Seit 1994 steht die originelle Stahlskulptur auf der sogenannten Halde<br />

Beckstraße, die von 1969 bis 1993 von der nahegelegenen Zeche Prosper<br />

mit »taubem Gestein« aufgeschüttet wurde. Der Begriff hat seinen<br />

Ursprung in der Bergmannssprache und bezeichnet nicht<br />

verwertbares Gestein, das während des Vordringens zu<br />

den Erzadern der Region anfiel. Heute ist davon nicht<br />

mehr viel zu erkennen. Durch Gebüsch und Bäume<br />

bewachsen gleicht die Halde eher einem<br />

Tafelberg, der nun auf seinem terrassierten<br />

Gipfel zahlreiche Besucher empfängt<br />

- und durch das stählerne<br />

Tetraeder das Bewusstsein<br />

für die reiche Industriegeschichte<br />

der Region<br />

stärkt. nr<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 33


Special<br />

Markieren & Kennzeichnen<br />

Akku-Handmarkiersystem aus<br />

dem Hause MARKATOR<br />

FlyMarker mini 85/45 plus: Vielseitigkeit, Kompaktheit und Schlagkraft<br />

Ludwigsburg. Die MARKATOR Manfred Borries GmbH präsentiert ein Akku-Handmarkiersystem.<br />

Der mobile Nadelpräger FlyMarker mini 85/45 plus überzeugt laut Hersteller durch seine Vielseitigkeit<br />

und Schlagkraft als auch durch sein geringes Gewicht von 3,1 Kilogramm und seine kompakte<br />

Bauweise.<br />

Der Akku-Handmarkierer ist mit<br />

einem Markierfeld von 85 x<br />

45 Millimetern ausgestattet.<br />

Er soll die Stärken der bereits vorhandenen<br />

Modelle FlyMarker mini 65/30<br />

und FlyMarker mini <strong>12</strong>0/45 plus –<br />

Kompaktheit und Handlichkeit bei<br />

gleichzeitig hoher Vielseitigkeit und<br />

Funktionalität – in einem Gerät kombinieren.<br />

Der FlyMarker mini 85/45<br />

plus werde dadurch »zum perfekten<br />

Partner für dauerhafte und fälschungssichere<br />

Kennzeichnungen in<br />

der Industrie«, teilt MARKATOR Manfred<br />

Borries mit. Durch die Neuentwicklung<br />

werde das bisherige<br />

Portfolio im Bereich Akku-Handmarkierer<br />

perfekt ergänzt.<br />

Starker Schlagmagnet<br />

Ein Highlight sei der Schlagmagnet,<br />

der durch sein innovatives »Plug &<br />

Play«-System sehr leicht und schnell<br />

austauschbar sei. Mit Hilfe des starken<br />

Schlagmagneten sei es möglich,<br />

sehr tiefe Markierungen zu prägen,<br />

die auch nach nachträglichen Bearbeitungsschritten,<br />

wie zum Beispiel<br />

Sandstrahlen oder Lackieren, sichtbar<br />

blieben. »Zusätzlich lässt sich die<br />

Schlagstärke des Schlagmagneten individuell<br />

auf das zu markierende Material<br />

und auf die gewünschte Markiertiefe<br />

anpassen. Nahezu alle Materialien,<br />

von Kunststoff bis hin zu<br />

gehärtetem Stahl lassen sich mit dem<br />

FlyMarker mini 85/45 plus schnell und<br />

zuverlässig markieren«, so der Hersteller.<br />

Markiert werden können<br />

demnach neben Schriftzeichen<br />

und Zahlen optional auch individuelle<br />

Firmenlogos,<br />

Prüfzeichen oder Data<br />

Matrix Codes. Mit Hilfe<br />

von zwei Prismen am<br />

Aufstellfuß des FlyMarker<br />

mini 85/45 plus gerate<br />

eine einfache Markierung<br />

von Rundteilen<br />

(radial und axial) leicht.<br />

Durch seinen Höhentoleranzausgleich<br />

von bis zu<br />

fünf Millimetern gewährleiste<br />

das Markiergerät auch<br />

auf unebenen Bauteilen ein<br />

konstantes und gleichbleibend gutes<br />

Markierbild.<br />

»Das äußerst stabile Führungssystem<br />

und die stabile und langlebige<br />

Mechanik des FlyMarker mini 85/45<br />

plus garantieren ein Markierbild von<br />

höchster Qualität. Das hochwertige<br />

Führungssystem besteht aus doppelt-geführten<br />

Linearführungen in<br />

X- und Y-Richtung, welches bei konstanter<br />

Markiertiefe über das gesamte<br />

Markierfeld hinweg, mehrzeilige Markierungen<br />

präzise und verzugsfrei<br />

durchführt«, erläutert MARKATOR<br />

Manfred Borries. Bei vergleichbaren<br />

Systemen mit einer Pendelachse sei<br />

dies nicht immer gewährleistet. Durch<br />

seinen robusten Grundträger mit integriertem<br />

Stellwinkel werde zusätzlich<br />

eine hohe Steifigkeit der Mechanik<br />

erreicht. Optional lasse sich der<br />

Foto: MARKATOR Manfred Borries GmbH<br />

Das neue Modell aus<br />

der FlyMarker-Serie<br />

integrierte Stellwinkel durch einen<br />

verstellbaren Aluminium-Stellwinkel<br />

austauschen. Durch diesen Stellwinkel<br />

könne der FlyMarker mini 85/45 plus<br />

einfach und flexibel auf kundenspezifische<br />

Anforderungen und Vorrichtungen<br />

angepasst werden. Ebenso<br />

lassen sich dem Hersteller zufolge<br />

heiße Materialen markieren und es<br />

werde das Eintauchen der Markiernadel<br />

in das Werkstück ermöglicht.<br />

Darüber hinaus garantiere die stabile<br />

Ausführung des Aluminium-Stellwinkels<br />

ein optimales Positionieren und<br />

präzise Markierergebnisse.<br />

Kompakt und bruchsicher<br />

Die kompakte und bruchsichere Bauweise<br />

ermögliche es, den batteriebe-<br />

34 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Markieren & Kennzeichnen<br />

Special<br />

triebenen FlyMarker mini 85/45 plus<br />

wie einen herkömmlicher Akkuschrauber<br />

von A nach B zu transportieren.<br />

Dies sei vor allem bei der<br />

Kennzeichnung von großen und unbeweglichen<br />

Werkstücken von großem<br />

Nutzen. »Der Akku-Handmarkierer<br />

liegt dank seiner Ergonomie perfekt<br />

in der Hand und kann von jeder<br />

Position aus kraftsparend eingesetzt<br />

werden«, betont MARKATOR Manfred<br />

Borries. Ein zusätzlicher montierter<br />

Handgriff ermögliche eine ergonomische<br />

Ein- oder Zwei-Hand-Bedienung,<br />

wodurch ein Abrutschen<br />

während des Markiervorgangs vermieden<br />

werde. Zum Lieferumfang<br />

gehören nach Herstellerangaben<br />

zwei leistungsstarke 18V-Lithium-Ionen-Akkus,<br />

mit denen ein komplett<br />

autarkes Arbeiten ermöglicht werde<br />

und auch lange Markieraufgaben<br />

ohne Unterbrechung abgearbeitet<br />

werden könnten.<br />

»Die Gerätesoftware ist selbsterklärend<br />

und intuitiv zu bedienen und<br />

vereinfacht die Programmierung der<br />

Markierdateien. Zusätzlich ist die Bediener-Software<br />

in zahlreichen<br />

Sprachversionen verfügbar, welche<br />

die Bedienung des FlyMarker mini<br />

85/45 plus für Anwender aus aller<br />

Welt erleichtert«, so MARKATOR<br />

Manfred Borries. •<br />

www.markator.de<br />

XXL-Box mit großem Markierfeld<br />

Lasermarkierstation verfügt über modularen Aufbau<br />

Remscheid. Die Lasermarkierstation XXL-Box des Unternehmens SIC MARKING ist in drei Grundgrößen<br />

erhältlich. Damit stellt das Gerät Herstellerangaben zufolge eine ideale Ergänzung des<br />

bestehenden Angebots an Lasermarkierstationen des Unternehmens dar.<br />

Die XXL-BOX überzeugt nach Informationen von SIC<br />

MARKING durch einen besonders großes Markierfeld<br />

mit bis zu 520 Millimetern Höhe. Ein weiterer<br />

Pluspunkt sei der modulare Aufbau: Es stehen drei Standardmodelle<br />

mit einer Breite von 800, <strong>12</strong>00 und 1600<br />

Millimetern zur Verfügung. Außerdem gibt es ein großes<br />

Angebot an passendem Zubehör. Dadurch soll das Produkt<br />

genau an die jeweiligen Kundenanforderungen angepasst<br />

werden.<br />

Maßgeschneiderte Lösungen für komplexere<br />

Markieraufgaben<br />

»Die XXL-BOX ist gerade dann eine ideale Lösung, wenn<br />

große Teile zu beschriften sind. Doch das ist noch nicht<br />

alles. Darüber hinaus lassen sich mit dem neuen Produkt<br />

auch maßgeschneiderte Lösungen für komplexere Markieraufgaben<br />

bei großen Teilen realisieren«, teilt SIC<br />

MARKING mit. Die Flexibilität sei vor allem auf das große<br />

Angebot an Zubehörteilen zurückzuführen. »So können<br />

unsere Techniker von Fall zu Fall beispielsweise den Einsatz<br />

einer automatischen dreidimensionalen Positionierachse,<br />

eines automatischen Ladesystems, eines Lademagazins<br />

und eines Drehtisches vorschlagen, um die<br />

Markierstation optimal an die besonderen Anforderungen<br />

des Kunden anzupassen«, heißt es in der Mitteilung. •<br />

www.sic-marking.de<br />

Die Lasermarkierstation XXL-Box gibt es in drei Grundgrößen.<br />

Foto: SIC MARKING<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 35


Special<br />

Markieren & Kennzeichnen<br />

Faserlaser für kleinformatige und<br />

anpassungsfähige Markierungen<br />

FOBA hat Portfolio mit Faserlaserbeschriftungssystem erweitert<br />

Selmsdorf. FOBA Laser Marking + Engraving, Spezialist für industrielle Teilebeschriftung und<br />

-gravur, hat ein weiteres Markiersystem für die Linienintegration eingeführt: Das Faserlasersystem<br />

FOBA Y.0200-S ergänzt die Reihe der besonders kleinformatigen und anpassungsfähigen<br />

Beschriftungslösungen. »Der leistungsstarke Markierlaser zeichnet sich durch seine kompakte<br />

Bauform und Vielseitigkeit in Einbau und Anwendung aus«, teilt FOBA mit.<br />

Mit dem Faserlaser Y.0200-S<br />

will FOBA viele der besonderen<br />

Anforderungen an<br />

die Teile-Identifikation lösen. »Das<br />

System ist ideal für anspruchsvolle<br />

Projekte in der Elektronik- und Automobilzulieferindustrie<br />

oder in der<br />

Metall- und Kunststoffverarbeitung.<br />

FOBAs Y.0200-S hält mit den gesetzlichen<br />

Anforderungen an die Rückverfolgbarkeit<br />

Schritt und erstellt<br />

Codes von hoher Kontrastschärfe und<br />

langer Haltbarkeit, auch auf stark beanspruchten<br />

Produkten«, so FOBA.<br />

Kompakte Bauform<br />

Demnach ermöglicht der 20-Watt-<br />

Faserlaser eine variable Anpassung an<br />

verschiedene Produktionserfordernisse.<br />

Zur Auswahl stehen ein<br />

Sechs-Millimeter-Markierkopf für die<br />

Hochgeschwindigkeitsproduktion<br />

oder ein Zehn-Millimeter-Markierkopf<br />

für die präzise und detailreiche<br />

Teilekennzeichnung.<br />

Die optimale Datenverarbeitung<br />

und hohe Markiergeschwindigkeit<br />

sollen für hohe Produktivität sorgen.<br />

Nach Herstellerangaben können bis<br />

zu 1 300 Zeichen pro Sekunde mit dem<br />

Das FOBA-Y.0200-S-Markiersystem kann laut Hersteller über einen nach<br />

IP65-Standard geschützten 10.1-Zoll Farb-Touchscreen gesteuert werden.<br />

Sechs-Millimeter-Markierkopf oder bis<br />

zu 1 000 Zeichen pro Sekunde mit dem<br />

Zehn-Millimeter-Markierkopf erreicht<br />

werden, abhängig von der Art der<br />

Anwendung.<br />

Vielseitigkeit in Einbau und<br />

Anwendung<br />

Der Markierlaser lässt sich FOBA zufolge<br />

problemlos in unterschiedliche<br />

Produktionslinien einbauen, und Anwender<br />

können den Markiervorgang<br />

Markiereinheit und<br />

Markierköpfe des<br />

FOBA-Y.0200-S-<br />

Faserlasersystems,<br />

das sowohl mit null<br />

oder mit 90 Grad<br />

Laserstrahl-Ausfallwinkel<br />

verfügbar<br />

ist.<br />

über FOBAs Touch Control Software<br />

FOBA Go auf dem eigens für die Produktionsumgebung<br />

nach IP65-<br />

Standard geschützten Zehn-Zoll-<br />

Farbtouchscreen FOBA Touch steuern,<br />

ebenso wie über alle gängigen browserbasierten<br />

Benutzeroberflächen.<br />

»Unsere Kunden haben dieses<br />

leichte, kompakte und flexible Faserlaser-Markiersystem<br />

bereits sehr gut<br />

angenommen«, sagt Wen Xiao,<br />

FOBAs Regional Manager in der<br />

APAC-Region. »Sie profitieren von der<br />

Flexibilität eines Laserkopfes mit<br />

wahlweise null oder 90 Grad<br />

Strahlaustritt und schätzen die einfache<br />

Montage eines der kleinsten auf<br />

dem Markt verfügbaren Markierköpfe.«<br />

www.fobalaser.com<br />

•<br />

36 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 37


Weihnachts-Special<br />

Sonderstrecke<br />

Foto: Outokumpu<br />

Öl-, Gas- und Chemikalientanker haben im globalen Handel eine Schlüsselrolle und müssen neben mechanischer Beanspruchung<br />

durch Wellen und Strömung chemischen Substanzen, hohen Drücken sowie herausfordernden Temperaturen dauerhaft<br />

standhalten.<br />

Auf Nummer sicher bei extremen<br />

Transportbelastungen<br />

Der Werkstoff Edelstahl ist ein Allrounder im Tankschiffbau<br />

Düsseldorf. Tankschiffe transportieren flüssige Güter über die Weltmeere – vom Rohöl über Chemikalien,<br />

Melasse, Pflanzenöl und Saftkonzentrate bis hin zu verflüssigten Gasen. Neben mechanischer<br />

Beanspruchung durch Wellen und Strömung müssen die Tanks chemischen Substanzen,<br />

hohen Drücken sowie Temperaturen von minus 160 bis plus 50 Grad Celsius dauerhaft standhalten.<br />

Entscheidende Kriterien für die Werkstoffauswahl beim Tankbau sind deshalb Streckgrenze,<br />

Korrosionsbeständigkeit, Umform- und Reinigungseigenschaften – durchweg Paradedisziplinen<br />

von Edelstahl Rostfrei, dessen Einsatz im Tankschiffbau entsprechend vielfältig ist.<br />

Von Dr. Hans-Peter Wilbert*<br />

Laut Umweltbundesamt waren<br />

2019 über 90 000 Schiffe unterschiedlicher<br />

Größen und Typen<br />

auf den Weltmeeren unterwegs – neben<br />

Containerschiffen vor allem Öl-,<br />

Gas- und Chemikalientanker. Rund 90<br />

Prozent des weltweiten Warenverkehrs<br />

werden durch diese schwimmenden<br />

Giganten transportiert. Die<br />

größten unter den Tankschiff-Riesen<br />

sind Öltanker – sowohl in der Länge<br />

als auch in der Transportkapazität:<br />

38 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 39


Weihnachts-Special<br />

Sonderstrecke<br />

Mit bis zu 380 Metern Länge, 68 Metern<br />

Breite, 34 Metern Seitenhöhe<br />

und über 500 000 Tonnen Transportvolumen<br />

führen sie die Tankerriege<br />

an. Ihre Größe ist jedoch zugleich<br />

auch ihre Schwäche: Mit diesen Dimensionen<br />

können sie enge oder in<br />

ihrer Tiefe begrenzte Routen wie den<br />

Panamakanal oder den Suezkanal<br />

nicht befahren. Um im harten internationalen<br />

Markt bestehen zu können,<br />

setzen Reedereien für den Transport<br />

flüssiger Güter deshalb vermehrt<br />

auf kleinere, dafür aber flexibel nutzbare<br />

Tanker mit mehreren Tanks. Sie<br />

ermöglichen bei Bedarf den gleichzeitigen<br />

Transport unterschiedlicher<br />

Flüssigkeiten. Angesichts der sensiblen<br />

und potenziell umweltgefährdenden<br />

Ladung gelten für Tankschiffe<br />

höchste Sicherheitsstandards. Für<br />

Tanker mit mehr als 5 000 Tonnen Zuladung<br />

schreibt die Internationale<br />

Seeschifffahrtsorganisation der Vereinten<br />

Nationen (IMO) weltweit eine<br />

Doppelhülle vor. Diese zweite Haut<br />

verhindert bei einer Havarie, dass Ladung<br />

austreten oder Wasser in den<br />

Schiffskörper eindringen kann. Stützelemente<br />

im Hohlraum zwischen Außen-<br />

und Innenhülle ermöglichen<br />

zudem durch eine gezielte Perforation,<br />

dass sich die innere Stahlhülle<br />

von ihnen – ohne zu reißen – lösen<br />

und frei verformen kann. Dadurch<br />

bleibt der im mittleren Schiffsbereich<br />

liegende Laderaum bei einem Crash<br />

unversehrt. Er wird zusätzlich durch<br />

wasser- und gasdichte Doppelschotts<br />

aus profilierten Edelstahlblechen zu<br />

den angrenzenden Bereichen im<br />

Schiff abgetrennt. Diese gewellten<br />

Bleche aus nichtrostendem austenitischem<br />

oder Duplex-Stahl erhöhen die<br />

Steifigkeit der lastbeanspruchten<br />

Bauteile und erleichtern durch ihre<br />

vertikale Wellung auch die Reinigung<br />

nach jeder Ladung. Mit Innenwänden,<br />

im Fachjargon Schotten, aus solchen<br />

Wellblechen werden auch mehrere<br />

aneinander gereihte Laderäume<br />

getrennt, die typisch für Chemietanker<br />

sind.<br />

Breites Güterspektrum auf<br />

Chemietankern<br />

Nach Rohöltankern sind Chemietanker<br />

in der Welthandelsflotte am häufigsten<br />

vertreten. 5 734 Schiffe dieser<br />

Kategorie transportierten im Jahr<br />

2019 (Quelle: Statista) chemische und<br />

petrochemische Produkte sowie flüssige<br />

Lebensmittel wie Pflanzenöle<br />

oder Melasse über die Ozeane. Mit<br />

separaten, mehrschaligen Tanks – in<br />

der Regel zehn Meter breit, zwölf<br />

Meter lang, 11,5 Meter hoch und mit<br />

einem Fassungsvermögen von<br />

1 400 Kubikmetern – ermöglichen sie<br />

das unabhängige Be- und Entladen<br />

sowie den gleichzeitigen Transport<br />

verschiedener Chemikalien. Die Konstruktion<br />

dieser Tanks unterliegt<br />

strengen gesetzlichen Bestimmungen,<br />

zu deren Einhaltung maximale<br />

Korrosionsbeständigkeit der Tankwände<br />

und eine möglichst hohe<br />

Streckgrenze des für die Schotten<br />

eingesetzten Werkstoffs maßgeblich<br />

beitragen. Werkstoff der Wahl ist hier<br />

Edelstahl Rostfrei mit Qualitätssiegel<br />

in anwendungsspezifischer Legierung.<br />

Parallel zur Korrosionsbeständigkeit<br />

von höher legierten Edelstählen<br />

steigen auch die Bandbreite der<br />

Ladung und damit der potenzielle<br />

Kundenkreis. Die Streckgrenze des<br />

gewählten nichtrostenden Stahls definiert<br />

die Belastungsgrenzen der<br />

Tankwände, um mechanisches Versagen<br />

zu verhindern. Lange Zeit kamen<br />

vor allem austenitische Sorten wie<br />

1.4406 und 1.4434 oder der hoch legierte<br />

1.4439 zum Einsatz, sodass<br />

heute noch in vielen Chemietankern<br />

Behälter aus diesen Güten anzutreffen<br />

sind. Verstärkt an Bedeutung als<br />

Standard-Edelstahl für Chemietanks<br />

gewinnt jedoch Duplex-Stahl der<br />

Güte 1.4462. Verglichen mit den austenitischen<br />

Sorten spricht für ihn,<br />

dass er durch dünnere Querschnitte<br />

Gewichtseinsparungen bei gleicher<br />

Steifigkeit ermöglicht. Damit steigt<br />

auch die zulässige Gesamtfracht. Zudem<br />

ist dieser austenitisch-ferritische<br />

Stahl hoch widerstandsfähig gegen<br />

Loch- und Spaltkorrosion, was ihm<br />

eine besondere Beständigkeit gegen<br />

aggressive Flüssigkeiten wie<br />

Phosphor säure oder organische Säuren<br />

verleiht.<br />

Hygiene als oberstes Gebot<br />

Ein weiteres großes Einsatzfeld für<br />

Tankschiffe ist der Transport von frischen<br />

Fruchtsäften oder Fruchtsaftkonzentraten.<br />

In der Regel kombinieren<br />

Safttanker mehrere Solo- oder<br />

Doppelfunktionstanks für Direktsaft<br />

Entscheidende Kriterien für die Wahl von Edelstahl Rostfrei beim Tankbau sind<br />

Streckgrenze, Korrosionsbeständigkeit, Umform- und Reinigungseigenschaften.<br />

Foto: ZIEMANN HOLVRIEKA<br />

40 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Sonderstrecke<br />

Weihnachts-Special<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 41


Weihnachts-Special<br />

Sonderstrecke<br />

Foto: ZIEMANN HOLVRIEKA<br />

(Not From Concentrate, NFC) und<br />

Orangensaftkonzentrat (Frozen Concentrated<br />

Orange Juice, FCOJ), um<br />

beide Güter flexibel transportieren zu<br />

können. Diese meist zylinderförmigen<br />

Tanks aus hochwertigem Edelstahl<br />

Rostfrei stehen in isolierten Laderäumen.<br />

Sie verfügen über eine<br />

ausgeklügelte aseptische Tanktechnik,<br />

die auch alle Rohre, Ventile, Flansche<br />

und Armaturen umfasst. Lebensmittelkonforme,<br />

hochglatt polierte<br />

porenfreie Innenflächen der Tanks<br />

sowie Schweißnähte, die mit Rauheitswerten<br />

kleiner als 0,8 Mikrometer<br />

angefertigt werden, verhindern<br />

die Ansiedlung von Bakterien und<br />

Keimen. Eine weitere Besonderheit<br />

der Tanks für NFC und FCOJ ist ihr<br />

kegelförmiger Boden. An seinem<br />

tiefsten Punkt sind die Rohrleitungen<br />

angeschlossen, um eine vollständige<br />

Entleerung zu ermöglichen. Während<br />

des Transports von Direktsaft gewährleisten<br />

Propeller-Rührwerke aus<br />

nichtrostendem Stahl, dass der Tankinhalt<br />

immer in Bewegung bleibt.<br />

Außerdem überwachen Füllstandsanzeigen<br />

und Temperatursensoren aus<br />

Edelstahl das Transportgut permanent.<br />

Sobald der Füllstand in den<br />

Tanks oder Rohrleitungen auf hoher<br />

See oder auch beim Löschen des Safts<br />

sinkt, wird der entstehende Luftraum<br />

mit Stickstoff aus separaten Stickstofftanks<br />

aufgefüllt, um die Saftqualität<br />

zu sichern. Da bei naturbelassenen<br />

Direktsäften und Saftkonzentraten<br />

auf den Einsatz von<br />

Konservierungsmitteln und hohe<br />

Temperaturen zur Haltbarmachung<br />

verzichtet wird, sind auch bei den<br />

Ventilen und Flanschen auf den Tankschiffen<br />

höchste hygienische Standards<br />

unverzichtbar. Aseptische Ventile<br />

mit Gehäusen aus Edelstahl Rostfrei<br />

der Güte 1.4408, speziellen<br />

Membranen und Dichtungen sowie<br />

totraumfreie Flansche aus 1.4404<br />

oder höherlegierten Edelstahlausführungen<br />

verhindern die Kontaminierung<br />

des fruchtigen Transportgutes<br />

durch Keime oder Bakterien. Auch<br />

bei den Ladesystemen mit integrierten<br />

Systemen zur Reinigung und Sterilisation<br />

vertrauen die Reedereien<br />

bei Rohren und Rohrverteilern auf<br />

den in Hygienefragen ungeschlagenen<br />

Werkstoff Edelstahl Rostfrei. Da<br />

große Tankschiffe wegen ihres Tiefgangs<br />

nicht bis ans Ufer fahren können,<br />

werden kilometerlange Ladeund<br />

Löschleitungen aus mit Beton<br />

ummanteltem Stahlrohr aufs Meer<br />

hinausgelegt, die die Exportterminals<br />

auf dem Festland mit den Ladesystemen<br />

an Bord verbinden. Den eigentlichen<br />

Transport der empfindlichen<br />

Für den gleichzeitigen Transport unterschiedlicher Güter werden vermehrt Tankschiffe<br />

mit mehreren Tanks eingesetzt.<br />

Ladung leisten in ihrem Inneren<br />

längsnahtgeschweißte Edelstahlrohre.<br />

Nach dem Löschen der Fruchtsaftladung<br />

kommen auf den Schiffen<br />

kundenspezifisch ausgelegte Tankreinigungssysteme<br />

zum Einsatz. Das dafür<br />

benötigte Frischwasser wird aus<br />

separaten Edelstahltanks bereitgestellt.<br />

Dank der guten Reinigungseigenschaften<br />

der eingesetzten<br />

nichtrostenden Stähle ist die gebotene<br />

Hygiene jahrzehntelang gewährleistet.<br />

Nach der Säuberung werden<br />

die leeren Tanks sofort mit Stickstoff<br />

gefüllt, um bis zur nächsten Beladung<br />

die nötige Sterilität der Behälter zu<br />

bewahren.<br />

Wachsende Bedeutung der<br />

Gastanker<br />

Zahlenmäßig sind Gastankschiffe<br />

noch die kleinste Gruppe unter den<br />

Tankschiffen: Im Jahr 2019 waren<br />

1 980 Gastanker (Quelle: Statista) auf<br />

den Weltmeeren unterwegs. Der<br />

Transport von Flüssigerdgas (Liquefied<br />

Natural Gas, LNG), Flüssiggas (Liquefied<br />

Petroleum Gas, LPG) oder<br />

auch Wasserstoff ist jedoch ein Industriezweig,<br />

der nach Expertenmeinung<br />

stark an Bedeutung gewinnen wird.<br />

Gastankschiffe unterscheiden sich allerdings<br />

durch die Vielfalt der Ladungen<br />

stark in Design, Konstruktion und<br />

Betrieb. Allen gemeinsam ist, dass sie<br />

die Ladung unter Überdruck halten<br />

müssen, um das Eindringen von Luft<br />

in die Ladetanks oder ein Entweichen<br />

der Gase zu verhindern. Tiefkühltanker<br />

transportieren bis zu 140 000 Kubikmeter<br />

Flüssiggas und sogar bis<br />

260 000 Kubikmeter Flüssigerdgas.<br />

Drei verschiedene selbsttragende<br />

Tanktypen – und davon abhängige<br />

Ladungsbehältersysteme – sind auf<br />

ihnen anzutreffen: Der Tanktyp A ist<br />

ein Zylindertank mit konventioneller<br />

Innenversteifung und Schaumisolierung.<br />

Er benötigt eine komplette<br />

zweite Barriere um den Einzeltank<br />

oder die Gesamtvorrichtung zur Ladungslagerung<br />

herum. Diese zweite<br />

Barriere muss eine ausgelaufene<br />

42 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Sonderstrecke<br />

Weihnachts-Special<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 43


Weihnachts-Special<br />

Sonderstrecke<br />

Foto: WZV / AdobeStock Jürgen Fälchle<br />

Rohrleitungen aus Edelstahl sorgen auf Tankschiffen für die nötige Sicherheit.<br />

Tank ladung für 15 Tage leckagefrei<br />

aufnehmen können. Gefertigt wird<br />

sie deshalb aus Edelstahl, da dieser<br />

Werkstoff auch den hier herrschenden<br />

Tieftemperaturen zuverlässig<br />

standhält. Der Tanktyp B ist kugelförmig<br />

und wird nahezu ausschließlich<br />

auf LNG-Tankern eingesetzt. Die Außenwand<br />

dieser Tanks ist isoliert. Als<br />

zweite Barriere benötigen sie lediglich<br />

eine Auffangschale. Tanktyp C ist<br />

ein Tiefkühldrucktank, der die Ladung<br />

bei Umgebungstemperatur und<br />

einem Arbeitsdruck von Tanks und<br />

Anlagen von 18 bar befördert. Seine<br />

kugel- oder zylinderförmigen Druckbehälter<br />

werden nach den entsprechenden<br />

Vorschriften ausgelegt und<br />

benötigen keine zweite Barriere. Allerdings<br />

sind sie nur auf Gastankschiffen<br />

anzutreffen, deren Doppelhüllenrumpf<br />

gleichzeitig die Tanks bildet –<br />

sogenannte Glattdecker mit<br />

außenliegenden Verstärkungen des<br />

Decks. In jedem der genannten<br />

Druckbehältertypen befinden sich<br />

zwei Hauptpumpen zum Entladen<br />

und vier Sprühpumpen. LNG entsteht,<br />

wenn Erdgas durch Hauptverdampfer<br />

auf dem Schiff auf minus 162 Grad<br />

Celsius gekühlt wird und dadurch auf<br />

ein Sechshundertstel des Ausgangsvolumens<br />

schrumpft. Über die Edelstahl-Sprühköpfe<br />

an der Tankoberseite<br />

wird das auf seinen Siedepunkt<br />

gebrachte Gas zunächst in die mit<br />

Luft gefüllten Tanks gesprüht. Dort<br />

verdampft es und kühlt die Behälter<br />

ab. Sobald die Tanks die Temperatur<br />

von minus 140 Grad Celsius erreicht<br />

haben, wird die restliche Menge an<br />

LNG hineingepumpt. Am Zielort verdampft<br />

das Flüssiggas an speziellen<br />

LNG-Entladeterminals wieder und<br />

wird ins Netz eingespeist. Der Markt<br />

für Flüssigerdgas ist international<br />

durch eine stark steigende Nachfrage<br />

gekennzeichnet. So wird LNG heute<br />

vermehrt auch als alternativer Schiffstreibstoff<br />

eingesetzt, um das bisher<br />

eingesetzte Schweröl oder Marinediesel<br />

zu ersetzen. Beide Treibstoffe<br />

emittieren in hohem Maße Luftschadstoffe.<br />

Um die Klimaziele zu erreichen,<br />

gilt jedoch langfristig mit regenerativen<br />

Energien erzeugter grüner<br />

Wasserstoff als favorisierter Energieträger<br />

– für Verkehrswesen und Industrie<br />

gleichermaßen. Er entsteht<br />

durch Elektrolyse, die Wasser mit riesigen<br />

Mengen an erneuerbarem<br />

Strom zu Wasser- und Sauerstoff zerlegt.<br />

Da in vielen Ländern Wind und<br />

Sonne nicht genügend Energie liefern,<br />

um den künftig enormen Bedarf<br />

an grünem Wasserstoff zu decken,<br />

soll er in wind- und sonnenreichen<br />

Ländern wie Afrika produziert werden.<br />

Von dort wird er entweder durch<br />

Pipelines oder auf weiteren Distanzen<br />

per Flüssiggastanker über die<br />

Weltmeere transportiert. Wasserstoff<br />

ist jedoch ein hoch flüchtiges Gas, das<br />

bei minus 253 Grad Celsius verflüssigt<br />

wird. Entsprechend hoch sind die Anforderungen<br />

an die Dichtigkeit der<br />

Tanksysteme für den Transport auf<br />

hoher See. Hier kommen nahtlose<br />

Edelstahl-Druckbehälter sowie Rohre<br />

und Ventile aus nichtrostendem Stahl<br />

der Güten 1.4306, 1.4541, 1.4571,<br />

1.4429 und 1.4404 zum Einsatz. Noch<br />

ist die regenerative Wasserstoffproduktion<br />

extrem teuer. Weltweit sind<br />

Experten aber überzeugt, dass er –<br />

sobald die Kosten sinken – eine zentrale<br />

Rolle bei der Energiewende<br />

übernehmen wird. Dann soll er in<br />

gewaltigen Mengen mit Flüssiggastankern<br />

nach Asien und Europa<br />

verschifft werden, um den Energiehunger<br />

auf diesen Kontinenten zu<br />

beantworten.<br />

Ob Gas-, Saft- oder Chemietanker:<br />

Tanklagerbälge brauchen sie alle. Diese<br />

flexiblen Verbindungen zwischen<br />

Lagertanks und Verteilern nehmen<br />

während der Fahrt sowie bei der Be-<br />

und Entladung Setzbewegungen der<br />

Behälter auf und vermeiden so unerwünschte<br />

Leckagen. Individuell gefertigt<br />

aus Edelstahl Rostfrei, sind diese<br />

Kompensatoren während der gesamten<br />

Tanklebensdauer die Gewähr für<br />

einen sicheren Stand der Tanks. Heute<br />

schon sind Tankschiffe aller Art im<br />

internationalen Warenverkehr nicht<br />

mehr wegzudenken. Ihre Bedeutung<br />

und Anzahl werden bald nochmals<br />

deutlich steigen. Mit Edelstahl Rostfrei<br />

an Bord sind Tanker eine sichere<br />

Sache für Reedereien, Mannschaft,<br />

Produkte und Umwelt.<br />

www.edelstahl-rostfrei.de<br />

*Der Autor ist Geschäftsführer der<br />

Informationsstelle Edelstahl Rostfrei<br />

(ISER).<br />

•<br />

44 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Weihnachts-Special<br />

Sonderstrecke<br />

Foto: GKD<br />

815 Quadratmeter Edelstahlgewebe vom Typ Sambesi von GKD kamen für die Innenfassade des Hermès-Stores zum Einsatz.<br />

Bronzenfarbene Membran für<br />

Hermès-Store in Bangkok<br />

Bogenförmige Innenfassade aus Metallgewebe für Einkaufzentrum<br />

Bangkok/Thailand. Sein unverwechselbares Gesicht erhielt das Einkaufszentrum ICONSIAM durch<br />

ein über drei Geschosse reichendes, 300 Meter langes und bis zu 24 Meter hohes Schaufenster<br />

aus großformatigen, zweifach geneigten Glasfinnen und -scheiben. Für die Gestaltung des zweigeschossigen<br />

Hermès-Flagship-Stores am Haupteingang der Mall lud das französische Architekturbüro<br />

RDAI das markante Erscheinungsbild noch weiter auf: Eine im gleichen Winkel geneigte,<br />

durchgehende Innenfassade aus bronzefarben lackiertem Metallgewebe verleiht dem Luxus<br />

besonderen Glanz.<br />

Von Ursula Herrling-Tusch*<br />

Mit 23 Millionen Touristen pro<br />

Jahr ist Bangkok eines der<br />

beliebtesten Reise- und<br />

Shoppingziele weltweit. Gigantische<br />

Einkaufszentren buhlen im rasant gewachsenen<br />

Zentrum der thailändischen<br />

Hauptstadt auf der Ostseite des Chao<br />

Phraya um die Gunst der Gäste. Auf<br />

dem gegenüberliegenden West ufer<br />

des Flusses, im historischen Herzen der<br />

Stadt, öffnete mit dem ICONSIAM ein<br />

spektakulärer Gegenpol seine Pforten.<br />

Für 1,65 Milliarden US-Dollar entstand<br />

nach dem Entwurf von Urban Architects<br />

ein 750 000 Quadratmeter großer,<br />

multifunktionaler Komplex. Eine sich<br />

über acht Stockwerke erstreckende<br />

Megamall und zwei Hochhäuser mit<br />

Luxuswohnungen lassen hier quasi keinen<br />

Wunsch offen.<br />

Transparenz und Opazität<br />

Der Megakomplex verbindet auf<br />

525 000 Quadratmetern Verkaufsfläche<br />

Shopping-Vergnügen mit einem<br />

beeindruckenden Angebotsumfang<br />

an Kunst-, Kultur-, Gastronomie- und<br />

Lifestyle-Attraktionen. Ein Konzept,<br />

das auch den Luxusgüter-Anbieter<br />

Hermès zur Eröffnung eines neuen<br />

Flagship-Stores im ICONSIAM veran-<br />

46 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Sonderstrecke<br />

Weihnachts-Special<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 47


Weihnachts-Special<br />

Sonderstrecke<br />

Die frei hängende Innenfassade aus Metallgewebe verbindet<br />

die beiden Store-Ebenen optisch miteinander und folgt wie<br />

ein Vorhang der dynamischen Linienführung der Fassade.<br />

Insgesamt 56 Paneele aus Metallgewebe wurden oben rechtwinkelig<br />

und unten individuell auf Maß schräg zugeschnitten<br />

und zur Befestigung mit Flachprofilen versehen.<br />

lasste. Seit 21 Jahren ist das traditionsreiche<br />

französische Unternehmen<br />

mit eigenen Stores in Thailand<br />

vertreten. Mit 368 Quadratmetern<br />

Verkaufsfläche entstand in dem Iconluxe<br />

genannten Luxusflügel der Edel-<br />

Mall nun die dritte und zugleich<br />

größte Dependance. Auf zwei Etagen<br />

wird dort das gesamte Sortimentsspektrum<br />

an Mode, Accessoires und<br />

Möbeln angeboten. Die Außenhaut<br />

des Hermès-Stores ist die hängende<br />

Ganzglas-Fassade, die weltweit zu<br />

den größten ihrer Art gehört. Ihre<br />

großformatigen Glasscheiben in<br />

Zick-Zack-Anordnung öffnen das Geschäft<br />

zum Fluss hin. Diese visuelle<br />

Eine im gleichen Winkel geneigte,<br />

durchgehende Innenfassade aus bronzen<br />

lackiertem Metallgewebe verleiht<br />

dem Hermès-Flagship-Store in Bangkok<br />

besonderen Glanz.<br />

Verbundenheit entspricht den architektonischen<br />

Leitmotiven von Transparenz<br />

und Opazität, die RDAI-Architekten<br />

weltweit bei der Gestaltung<br />

aller Hermès-Stores zugrunde legen.<br />

Maß und Winkeligkeit als<br />

Herausforderung<br />

Um den ungehinderten Blick nach<br />

außen ebenso wie die Ungestörtheit<br />

des Einkaufserlebnisses zu bewahren,<br />

entschieden sie sich im ICONSIAM für<br />

eine frei hängende Innenfassade aus<br />

Metallgewebe. Sie sollte nicht nur die<br />

beiden Store-Ebenen optisch miteinander<br />

verbinden, sondern auch wie<br />

ein Vorhang der dynamischen Linienführung<br />

der Fassade folgen. Angesichts<br />

der bogenförmigen und zugleich<br />

geneigten Fassade musste die<br />

gewebte Membran Höhenunterschiede<br />

von bis zu zwölf Zentimetern kompensieren.<br />

Um die dadurch bedingte<br />

Maßhaltigkeit und Winkeligkeit der<br />

aus Metall gewebten Fassadenelemente<br />

exakt einzuhalten, waren innovative<br />

Lösungen für Zuschnitt und<br />

Konfektionierung gefordert: Die Spezialisten<br />

der technischen Weberei<br />

GKD – Gebr. Kufferath AG entwickelten<br />

für Hermès ein Verfahren, das es<br />

ermöglichte, die riesigen Paneele<br />

bogenförmig – in exakt abgestimmten<br />

Längen und Breiten – anzubringen.<br />

Die auf dieser Basis in dem<br />

Dürener Stammwerk von GKD angefertigten<br />

Prototypen überzeugten die<br />

RDAI-Architekten. 815 Quadratmeter<br />

bronze lackiertes Edelstahlgewebe<br />

vom Typ Sambesi kamen für die Innenfassade<br />

des Hermès-Stores zum<br />

Einsatz. Insgesamt 56 Paneele –<br />

jeweils 7 000 Millimeter lang und zwischen<br />

1 200 und 2 500 Millimeter<br />

breit – wurden oben rechtwinkelig<br />

und unten individuell auf Maß schräg<br />

zugeschnitten und zur Befestigung<br />

mit Flachprofilen versehen. Vor Ort<br />

wurden die deckenhohen Bahnen<br />

überlappend montiert, indem sie auf<br />

beiden Etagen in 50 Zentimeter Abstand<br />

zur Fassade an der Decke eingehängt<br />

und am Boden ohne Spannung<br />

befestigt wurden. So entstand<br />

eine schimmernde Membran, deren<br />

textile Anmutung das edle Ambiente<br />

des Stores mit seinem Terrazzoboden,<br />

bernsteinfarbigem Glas und<br />

warmen Hölzern unterstreicht. Zugleich<br />

erlaubt die materialtypische<br />

Transparenz des Gewebes den freien<br />

Ausblick auf den Fluss und verleiht so<br />

dem Store eine einzigartig luftige<br />

Atmosphäre.<br />

•<br />

www.gkd-group.com<br />

*Die Autorin ist Geschäftsführerin<br />

von impetus.PR, Agentur für Corporate<br />

Communications GmbH.<br />

48 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Sonderstrecke<br />

Weihnachts-Special<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 49


Weihnachts-Special<br />

Sonderstrecke<br />

Laser messen vollständige<br />

Geometrie von Rohrenden<br />

Die Inline-Lasermessung erfasst die Kontur über den gesamten<br />

Querschnitt sowie die Ausprägung der Rohrenden<br />

Lüneburg. Das Unternehmen LAP hat ein laserbasiertes Messsystem für die Erfassung der Geometrie<br />

von Rohrenden entwickelt: Mit Sensoren, die an einem Roboterarm montiert sind, misst »Tube<br />

End Check« nach Herstellerinformationen inline und im Takt der Produktion die gesamte Geometrie<br />

jedes Rohrendes und soll so die Kontrolle jedes einzelnen Rohres möglich machen.<br />

Tube End Check« ist ein modulares<br />

System, das den Anforderungen<br />

des Anwenders entsprechend<br />

konfiguriert wird. Je nach Ausstattung<br />

misst es den Innen- sowie den<br />

Außendurchmesser, die Wanddicke<br />

und die Ovalität, außerdem die Ausprägung<br />

der angearbeiteten Fasen<br />

und die Rechtwinkligkeit des Sägeschnittes.<br />

LAP hat es eigenen Angaben<br />

zufolge für den Einsatz in der Adjustage<br />

und bei der Endkontrolle nahtloser<br />

oder geschweißter Rohre mit<br />

einem Außendurchmesser von bis zu<br />

1 500 Millimetern und mehr entwickelt.<br />

100-Prozent-Kontrolle<br />

»Da das System vollständig in den Produktionsablauf<br />

integriert ist, können<br />

die Enden jedes einzelnen Rohres präzise<br />

vermessen werden. So macht die<br />

Inline-Messung die bisher üblichen<br />

manuellen Offline-Stichprobenkontrollen<br />

überflüssig, die oft nur an einem<br />

geringen Prozentsatz der Rohre<br />

durchgeführt werden konnten. Mit<br />

Hintergrund<br />

Über LAP<br />

der 100-Prozent-Kontrolle kann die<br />

Qualität der Rohre – beispielsweise den<br />

Normen des American Petroleum Institute<br />

(API) entsprechend – eindeutig<br />

dokumentiert werden«, teilt LAP mit.<br />

Demnach identifiziert das System darüber<br />

hinaus inline alle Rohre, die nicht<br />

die Spezifikationen erfüllen. So soll es<br />

hohe Kosten für den Hin- und Rücktransport<br />

vermeiden, die entstehen<br />

könnten, wenn Abweichungen erst<br />

beim Endkunden festgestellt<br />

würden.<br />

Der seitlich zum Rollgang<br />

platzierte Roboter fährt<br />

den Arm, an dem die unterschiedlichen<br />

Sensoren<br />

angebracht sind, aus einer<br />

geschützten Parkposition<br />

in das Rohrende ein und<br />

scannt den gesamten<br />

Rohrumfang über 360<br />

Grad.<br />

LAP ist ein Hersteller von Laserprojektions- und Messsystemen. Jährlich<br />

liefert das Unternehmen eigenen Angaben zufolge 15 000 Einheiten an<br />

Kunden unter anderem aus den Branchen Strahlentherapie, Stahlerzeugung<br />

und Composite-Verarbeitung. 350 Mitarbeiter sind an acht Standorten<br />

in Europa, Amerika und Asien tätig und erwirtschaften nach Unternehmensinformationen<br />

einen Umsatz von 60 Millionen Euro (Stand 2018).<br />

»Außerdem erlauben die Ergebnisse<br />

Rückschlüsse auf wichtige Prozessparameter<br />

im Produktionsablauf. So<br />

kann zum Beispiel die Einstellung des<br />

Walzgerüstes beim Walzen nahtloser<br />

Rohre optimiert werden«, erklärt LAP.<br />

Speziell beim Bau von Pipelines, die<br />

hohen Drücken ausgesetzt sind, ist es<br />

wichtig, dass die Enden der aneinandergeschweißten<br />

Rohre perfekt zueinander<br />

ausgerichtet sind. Hier spielen<br />

die perfekte Rundheit sowie das präzise<br />

Einhalten des spezifizierten Umfangs<br />

und der Wanddicke eine entscheidende<br />

Rolle. »Tube End Check<br />

liefert alle dafür erforderlichen Messwerte<br />

aus einem einzigen Umlauf des<br />

Messkopfes«, betont LAP.<br />

•<br />

Foto: LAP GmbH Laser Applikationen<br />

50 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Weihnachts-Special<br />

Sonderstrecke<br />

Abbildung: LAP GmbH Laser Applikationen<br />

Mit einem optionalen Lichtschnittsensor<br />

kann gleichzeitig die<br />

Rechtwinkligkeit des Rohrendes<br />

und die Kontur der angearbeiteten<br />

Rohrfasen gemessen werden.<br />

Tube End Check auf einen Blick:<br />

Die Technik im Detail erklärt<br />

Zeitgleiche Vermessung des vorderen und hinteren Rohrendes<br />

Die Innen- und die Außenkontur werden mit Laser-Triangulationssensoren gemessen, die Wanddicke<br />

ermittelt das System aus dem Vergleich des Innen- und des Außenprofils. Die für den Messzyklus<br />

an beiden Rohrenden benötigte Zeit soll deutlich unter der Rohr-zu-Rohr-Folgezeit der<br />

Produktionslinie liegen.<br />

Lüneburg. Für die Messung wird<br />

das Rohr an der Messposition angehalten.<br />

Der seitlich zum Rollgang<br />

platzierte Roboter fährt den<br />

Arm, an dem die unterschiedlichen<br />

Sensoren angebracht sind, aus einer<br />

geschützten Parkposition in das Rohrende<br />

ein und scannt den gesamten<br />

Rohrumfang über 360 Grad. Nach<br />

Abschluss der Messung kehrt der Roboter<br />

in seine Parkposition zurück.<br />

Daraufhin wird das Rohr weitertransportiert,<br />

bis das zweite Rohrende die<br />

Messposition erreicht hat, sodann<br />

wiederholt sich der Vorgang.<br />

Die Innen- und die Außenkontur<br />

werden mit Laser-Triangulationssensoren<br />

gemessen, die Wanddicke ermittelt<br />

das System aus dem Vergleich<br />

des Innen- und des Außenprofils. Mit<br />

einem optionalen Lichtschnittsensor<br />

können gleichzeitig die Rechtwinkligkeit<br />

des Rohrendes und die Kontur<br />

der angearbeiteten Rohrfasen gemessen<br />

werden.<br />

Da der Roboter in mehreren Achsen<br />

beweglich und frei programmierbar<br />

ist, kann das System sowohl beim<br />

Längs- als auch beim Quertransport<br />

von Rohren genutzt werden. Wenn<br />

beim Quertransport zwei Roboter verwendet<br />

werden, können das vordere<br />

und das hintere Rohrende zeitgleich<br />

vermessen werden.<br />

Die für den Messzyklus an beiden<br />

Rohrenden benötigte Zeit liegt LAP<br />

betrage: Die Messung behindere<br />

den Produktionsfluss in keiner<br />

Weise.<br />

Die Messergebnisse werden grafisch<br />

auf dem Steuerstand angezeigt.<br />

So kann das Bedienpersonal bei Erreichen<br />

vorgegebener Toleranzschwellen<br />

unmittelbar eingreifen und beispielsweise<br />

eine Nachbearbeitung der<br />

zufolge deutlich unter der Rohr-zu- Rohrenden veranlassen. •<br />

Rohr-Folgezeit der Produktionslinie,<br />

die typisch etwa 0,5 bis 2,5 Minuten www.lap-laser.com<br />

Hintergrund<br />

Lasermessung in der Stahlindustrie<br />

Berührungslose Qualitätsprüfung in Walzwerken: LAPs Lasersysteme<br />

messen Kontur, Dicke und Geradheit von Stahlprodukten wie Draht,<br />

Rohr, Stab, Profil und Bandstahl während des Walzprozesses.<br />

Integriert in die Walzstraße erfassen sie im laufenden Betrieb die korrekten<br />

Maße und geben Handlungsempfehlungen zur optimalen Einstellung<br />

der Walzgerüste. Somit ermöglichen sie laut Hersteller die Qualitätskontrolle<br />

in Echtzeit und sorgen für Produktionssicherheit. Der Anwender<br />

könne bei Abweichungen sofort reagieren und dadurch Zeit- und Materialeinsparungen<br />

erzielen, heißt es. Die Lasermesssysteme verringern LAP<br />

zufolge die Standzeiten und steigern die Produktivität.<br />

52 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Weihnachts-Special<br />

Sonderstrecke<br />

Intralogistik erfolgreich erweitert<br />

Lagertechnik Hahn & Groh optimiert Kommissionierung für<br />

Trensco in Uelzen<br />

Winsen/Luhe. Eine große Produktvielfalt,<br />

ein knapp bemessener<br />

Zeitrahmen und komplexe<br />

bauliche Vorgaben: Für<br />

den Uelzener Online-Händler<br />

Trensco GmbH realisierte<br />

Lagertechnik Hahn & Groh ein<br />

anspruchsvolles Projekt zur<br />

Erweiterung und Optimierung<br />

der Intralogistik.<br />

Dritter Bauabschnitt: Palettenregalanlage<br />

mit rund 430 Stellplätzen sowie<br />

einer dreigeschossigen Lagerbühne<br />

Foto: Lagertechnik Hahn & Groh GmbH<br />

Über den unternehmerischen<br />

Erfolg im Geschäft mit Tintenpatronen<br />

und Tonerkartuschen<br />

entscheidet in erster Linie die<br />

Lieferzeit. Je besser die Intralogistik<br />

organisiert ist, desto höher die Kundenbindung.<br />

Als Betreiber des Online-Shops<br />

HD-Toner ist die Trensco GmbH im<br />

niedersächsischen Uelzen ein Anbieter<br />

von Tintenpatronen und Tonerkartuschen<br />

für diverse Druckermodelle<br />

und -marken. Das Sortiment umfasst<br />

darüber hinaus eine breite Palette an<br />

Bürobedarfsartikeln sowie weitere<br />

Produkte, die nach Bestelleingang<br />

umgehend kommissioniert und über<br />

Paketdienste ausgeliefert werden.<br />

Knapper Zeitrahmen<br />

Während der vergangenen Jahre ist<br />

das Geschäftsvolumen von Trensco<br />

eigenen Angaben zufolge kontinuierlich<br />

gewachsen, sodass eine Erweiterung<br />

der Lager- und Bürokapazitäten<br />

unumgänglich wurde. Das Projekt<br />

wurde auf drei Bauabschnitte verteilt:<br />

Zunächst entstand im vergangenen<br />

Jahr auf dem vorhandenen Firmengelände<br />

ein Hallenneubau mit<br />

1 500 Quadratmetern Nutzfläche, danach<br />

wurden die Lagerkapazitäten in<br />

einer rund 1 000 Quadratmeter großen<br />

Bestandshalle erweitert. Schließlich<br />

wurde 2019 noch eine weitere,<br />

600 Quadratmeter Nutzfläche umfassende<br />

Lagerhalle fertiggestellt.<br />

Um die zusätzlichen Kapazitäten<br />

möglichst schnell nutzen zu können,<br />

wurde der Zeitraum für die Realisierung<br />

des Gesamtprojektes vergleichsweise<br />

knapp bemessen. Der Rahmen<br />

für die lagertechnischen Installationen<br />

war klar definiert: Schaffung einer<br />

möglichst großen und hochflexiblen<br />

Lagerkapazität für eine sehr<br />

heterogene Produktvielfalt, wobei<br />

besondere bauliche Auflagen und ein<br />

komplexes Brandschutzkonzept berücksichtigt<br />

werden mussten.<br />

Komplexe Vorgaben<br />

Die erste der neuen Trensco-Hallen<br />

wurde von Lagertechnik Hahn &<br />

Groh im Herbst 2018 mit einer<br />

722 Quadratmeter großen Regalanlage<br />

samt angeschlossener Systembühne<br />

ausgestattet, jeweils in dreigeschossiger<br />

Bauweise. Die mit 2 000<br />

Millimetern x 800 Millimetern extra<br />

groß gewählte Regalfeldbreite soll<br />

höchste Flexibilität bei der Handhabung<br />

unterschiedlicher Gebindeabmessungen<br />

erlauben. Außerdem<br />

verfügt die insgesamt 5 800 Millimeter<br />

hohe Bühnenkonstruktion<br />

über vier Büroräume, integriert im<br />

ersten Obergeschoss der Systembühne.<br />

Im zweiten Schritt konnten<br />

die Kapazitäten einer Bestandshalle<br />

über die Installation einer 490 Quadratmeter<br />

umfassenden Regalanlage<br />

in zweigeschossiger Bauweise deutlich<br />

erweitert werden. Darüber hinaus<br />

bietet auch der zweite Hallenneubau<br />

viel Raum für die erweiterte<br />

Produktpalette von Trensco. Dort<br />

wurden während der vergangenen<br />

Monate eine 275 Quadratmeter große,<br />

dreigeschossige Lagerbühne sowie<br />

eine Palettenregalanlage mit<br />

rund 430 Stellplätzen aufgebaut. •<br />

www.lagertechnik-hamburg.de<br />

54 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Sonderstrecke<br />

Weihnachts-Special<br />

Klingspor-Händlerportal:<br />

Service rund um die Uhr<br />

Digitale Service-Plattform bietet viele Funktionen<br />

Klingspor hat sein Angebot um eine<br />

digitale Service-Plattform, das<br />

»Klingspor-Händlerportal«, erweitert.<br />

Foto: KLINGSPOR Management GmbH & Co KG<br />

Haiger. Individuelle Preise prüfen, den Status von Bestellungen<br />

einsehen oder aktuelle Flyer und Broschüren herunterladen:<br />

Diese und viele weitere Funktionen bietet das Klingspor Händlerportal,<br />

das Klingspor-Kunden seit Kurzem kostenfrei zur<br />

Verfügung steht.<br />

Abstand halten« ist in der momentanen<br />

Situation das Gebot<br />

der Stunde. Damit Klingspor<br />

seine Kunden auch weiterhin in<br />

der gewohnten Qualität betreuen<br />

kann, hat das Unternehmen sein Angebot<br />

um die digitale Service-Plattform,<br />

das »Klingspor-Händlerportal«,<br />

erweitert. Kunden können sich unter<br />

www.klingspor.de/login registrieren.<br />

Ein Zugang – alle Infos<br />

Das Klingspor-Händlerportal ist die<br />

digitale Serviceplattform für Daten,<br />

Informationen und Dienstleistungen<br />

rund um das Geschäft. »Zentral, ortsunabhängig,<br />

immer auf dem aktuellsten<br />

Stand und rund um die Uhr verfügbar«,<br />

teilt der Schleiftechnologieexperte<br />

aus dem hessischen Haiger<br />

mit. »Schnell und einfach erhalten<br />

Kunden die aktuellen Preislisten, Kataloge<br />

sowie Produktbroschüren. Außerdem<br />

erfahren sie aus erster Hand<br />

das Neueste über geplante und laufende<br />

Promotions sowie die Klings-<br />

Hintergrund<br />

Das Unternehmen Klingspor<br />

Seit mehr als <strong>12</strong>5 Jahren gibt es das Schleiftechnologieunternehmen<br />

bereits. In seinen Fabrikationsstätten werden über 50 000 Artikel für die<br />

unterschiedlichsten Schleifanwendungen gefertigt – unter anderem aus<br />

den Produktgruppen Schleifmittel auf Unterlage, Trennscheiben,<br />

Schruppscheiben, Schleifmopteller, Schleifmopräder und Diamantwerkzeuge.<br />

Das Unternehmen verfügt eigenen Angaben zufolge über 36<br />

weltweit verteilte Fertigungs- und Vertriebsstandorte mit insgesamt<br />

mehr als 2 800 Mitarbeitern. Für die Beratungsleistung sorgen mehr als<br />

460 Außendienstmitarbeiter, Ingenieure und Techniker.<br />

por-Verkaufsunterstützung für das<br />

Ladengeschäft.« Darüber hinaus soll<br />

das Portal die Möglichkeit bieten, aktuelle<br />

Produktdaten für die Warenwirtschaftssysteme<br />

beziehungsweise<br />

Webshops herunterzuladen.<br />

Auftragsverwaltung –<br />

tagesaktuell und einfach<br />

Nach Unternehmensangaben ermöglicht<br />

das ins Händlerportal integrierte<br />

Bestellsystem darüber hinaus das einfache<br />

Planen, Verwalten und Kontrollieren<br />

von Aufträgen. »Dabei können<br />

Merklisten und Warenkörbe angelegt<br />

und verwaltet werden. Kunden sehen<br />

ihre individuellen Preise für alle<br />

Klingspor-Artikel sowie Informationen<br />

zur Lagerverfügbarkeit. Weiterhin<br />

können über das System Bestellungen<br />

platziert und Dank einer<br />

Live-Tracking-Funktion auch überwacht<br />

werden«, so Klingspor. •<br />

www.klingspor.de<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 55


Baubranche<br />

Anwender<br />

Fotos (2): Ugitech<br />

Ugitech, ein Unternehmen der Swiss Steel Group, hat eine<br />

Stahlgüte mit nach eigenen Angaben außergewöhnlich hoher<br />

Korrosionsbeständigkeit entwickelt.<br />

Der Betonstahl UGIGRIP soll über besondere mechanische<br />

Eigenschaften verfügen, wodurch Gebäudestrukturen<br />

über Jahrzehnte gesichert werden sollen.<br />

Bauwerke dauerhaft schützen<br />

Mit Betonstahl UGIGRIP Korrosionen verhindern<br />

Ugine/Frankreich. Rostfrei und langlebig – in der Bauindustrie sind die Anforderungen an<br />

Bewehrungen, Verankerungen und Befestigungen hoch. Die in Bauwerken verwendeten Stäbe<br />

aus konventionellem Betonstahl beginnen meist nach einigen Jahren zu korrodieren. Der<br />

Spezialstahl UGIGRIP soll diesen Prozess verhindern, teilt Ugitech, ein Unternehmen der Swiss<br />

Steel Group, mit.<br />

Ob für Parkhäuser, Bauwerke<br />

aus Betonfertigteilen oder<br />

Konstruktionen im maritimen<br />

Bereich: UGIGRIP Betonstahl eignet<br />

sich Ugitech zufolge aufgrund<br />

seiner besonderen Eigenschaften für<br />

viele Anwendungen in unterschiedlichen<br />

Branchen. Demnach haben Stäbe<br />

und Walzdrähte aus dem rostfreien<br />

Ugitech-Stahl eine hohe Streckgrenze<br />

von mehr als 500 Newton pro<br />

Quadratmillimeter und erfüllen die<br />

Anforderungen des Eurocode 8,<br />

Klasse M für erdbebensicheres Bauen.<br />

»Sie bieten eine verbesserte Feuerbeständigkeit<br />

im Vergleich zu konventionellen<br />

Stählen und sind damit auch<br />

bei hohen Temperaturen kriech- und<br />

zugfest. Eine niedrige Wärmeleitfähigkeit<br />

von 15 Watt pro Meter und<br />

Kelvin verhindert Wärmebrücken und<br />

minimiert Wärmeverluste. Die homogene<br />

Stahloberfläche und Bildung<br />

der Passivschicht zwischen Metall und<br />

umgebendem Medium führen zu einer<br />

maximalen Korrosionsbeständigkeit<br />

von UGIGRIP«, so Ugitech. Extreme<br />

Chloridbelastungen, beispielsweise<br />

durch Tausalze oder Kontakt mit<br />

Meerwasser, sollen dem rostfreien<br />

Bewehrungsstahl nichts anhaben<br />

können.<br />

Betonstahl bietet maximale<br />

Korrosions beständigkeit<br />

Kunden profitieren nach Angaben<br />

von Ugitech gleich mehrfach von<br />

der neuen Stahlgüte: »Sie können<br />

auf Korrosionsschutzmaßnahmen<br />

verzichten, Instandhaltungskosten<br />

minimieren und die Lebensdauer<br />

von Bauwerken erheblich verlängern.<br />

Darüber hinaus lassen sich<br />

durch die Einsparung von Beton und<br />

die Reduzierung der Betondeckung<br />

leichtere Konstruktionen realisieren«,<br />

betont der Hersteller von<br />

Langprodukten aus rostfreiem Edelstahl.<br />

Ugitech bietet UGIGRIP in unterschiedlichen<br />

Qualitäten an. Das Unternehmen<br />

der Swiss Steel Group<br />

empfiehlt die drei Varianten 1.4062,<br />

1.4362 und 1.4462 für den Einsatz in<br />

korro sionsgefährdeten Bauwerken.<br />

»Der rostfreie Bewehrungsstahl ist<br />

auch als nichtmagnetische Variante<br />

für Gebäude mit besonderen Anforderungen,<br />

wie Flughäfen oder Krankenhäuser,<br />

verfügbar«, heißt es vonseiten<br />

des Unternehmens.<br />

www.ugitech.com<br />

•<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 57


Anwender<br />

Baubranche<br />

Produktionslinie für Automobile: Schweißen von Karosserien<br />

Automobilindustrie: Verschärfung<br />

der Klimaziele verstärkt Druck<br />

VDA: Auswirkungen auf Wachstum und Beschäftigung mitbedenken<br />

Berlin. Ambitionierte EU-Klimaziele seien nur zu erreichen, wenn EU und Mitgliedsstaaten grundlegende<br />

Voraussetzungen für den Hochlauf alternativer Antriebe und Kraftstoffe schaffen, betont<br />

der Verband der Automobilindustrie (VDA). Auswirkungen auf Wachstum und Beschäftigung<br />

müssen mitbedacht werden, Technologieoffenheit sei wichtig.<br />

Die deutsche Automobilindustrie<br />

steht laut VDA zu den Pariser<br />

Klimaschutzzielen und<br />

unterstützt das Ziel der EU, bis 2050<br />

der erste klimaneutrale Kontinent zu<br />

werden. »Der European Green Deal<br />

eröffnet daher grundsätzlich die<br />

Möglichkeit, Klimaschutzpolitik nicht<br />

nur ambitionierter, sondern auch effizienter,<br />

konsistenter und damit<br />

letztlich wirkungsvoller voranzutreiben«,<br />

sagt Hildegard Müller, Präsidentin<br />

des VDA. Der vorgelegte<br />

2030-Climate-Target-Plan der Kommission<br />

werfe aber eine ganze Reihe<br />

kritischer Fragen auf, so Müller: »Er<br />

kann, gerade vor dem Hintergrund<br />

der Corona-Krise, zu schwerwiegenden<br />

wirtschaftlichen Belastungen<br />

führen und in der Folge die Wettbewerbsfähigkeit<br />

Europas gefährden.<br />

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise<br />

werden in den aktuellen Plänen<br />

zudem nicht berücksichtigt.«<br />

Corona-Folgen nicht<br />

berücksichtigt<br />

»Die Klimaziele sind<br />

äußerst dirigistisch und nur<br />

zu schaffen, wenn EU und<br />

Mitgliedsstaaten für grundlegende<br />

Voraussetzungen eines<br />

Hochlaufs alternativer Antriebe<br />

und Kraftstoffe sorgen.«<br />

Hildegard Müller, Präsidentin<br />

des Verbandes der Automobil-<br />

industrie (VDA)<br />

Der VDA weist darauf hin, dass<br />

die EU-Kommission die EU-weiten<br />

CO 2 -Emissionen bis 2030 anstatt<br />

wie bisher geplant um<br />

40 Prozent um mindestens 55 Prozent<br />

senken will. »Zugleich sollen<br />

die erst vor zwei Jahren verabschiedeten<br />

CO 2 -Flottengrenzwerte für Pkw<br />

bis 2030 von minus 37,5 Prozent auf<br />

minus 50 Prozent verschärft werden.<br />

Das bedeutet, dass die Neuwagenflotte<br />

dann einen Durchschnittsverbrauch<br />

von etwas mehr als zwei Liter<br />

Kraftstoff haben darf«, so der VDA.<br />

Erreichbar sei dieses Ziel nur, wenn<br />

der Anteil der Elektrofahrzeuge in<br />

zehn Jahren auf mindestens 60 Prozent<br />

der Neuwagen ansteige. »Damit<br />

das gelingt, müssen die erforderlichen<br />

Rahmenbedingungen geschaffen<br />

werden. Die Klimaziele sind jedoch<br />

äußerst dirigistisch und nur zu<br />

schaffen, wenn EU und Mitgliedsstaaten<br />

für grundlegende Voraussetzun-<br />

58 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Baubranche<br />

Anwender<br />

gen eines Hochlaufs alternativer Antriebe<br />

und Kraftstoffe sorgen«, sagt<br />

Müller.<br />

»Bei den dafür notwendigen Maßnahmen<br />

bleibt die Kommission allerdings<br />

weiterhin eher allgemein. Klare<br />

Aussagen zum verstärkten Ausbau der<br />

Ladeinfrastruktur fehlen ebenso wie<br />

Zielsetzungen für den Hochlauf alternativer<br />

Kraftstoffe oder für die Ausgestaltung<br />

von Fördersystemen. Das<br />

Eine-Million-Ladesäulen-Programm<br />

der Kommission ist für Europa bei<br />

weitem nicht ausreichend und müsste<br />

massiv aufgestockt werden, ebenso<br />

wie die Programme der Mitgliedstaaten«,<br />

so Müller. Während der Verkauf<br />

von elektrisch aufladbaren Fahrzeugen<br />

in der EU nach Angaben des<br />

VDA von 2017 bis 2019 um 110 Prozent<br />

gestiegen ist, habe die Zahl der<br />

Ladepunkte im selben Zeitraum nur<br />

um 58 Prozent zugelegt. Dazu komme,<br />

dass der notwendige synchrone<br />

Ausbau der Erzeugungskapazitäten<br />

für erneuerbaren Strom nicht gesichert<br />

sei, betont der VDA.<br />

»Klare Aussagen fehlen«<br />

Zu den Vorschlägen für die CO 2 -Flottengrenzwerte<br />

gibt es dem VDA zufolge<br />

zudem noch keine konkrete<br />

Abschätzung der Kosten und der Auswirkungen<br />

auf Unternehmen und auf<br />

die Wettbewerbsfähigkeit Europas.<br />

Foto: Shutterstock<br />

»Ehrgeiziger<br />

Klimaschutz ist richtig.<br />

Doch bevor die Kommission 2021<br />

einen konkreten Vorschlag vorlegt,<br />

sollte sie die Frage beantworten, zu<br />

welchen Kosten und mit welchen<br />

sozialen Folgen eine weitere Absenkung<br />

der CO 2 -Grenzwerte in zehn<br />

Dabei sei eine ehrliche<br />

Bewertung der Belastungen<br />

gerade für viele Zulieferer, die<br />

derzeit vor allem infolge der Corona-<br />

Krise mit gravierenden wirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten zu kämpfen<br />

haben, von größter Bedeutung. »Ehrgeiziger<br />

Klimaschutz ist richtig. Doch<br />

bevor die Kommission 2021 einen<br />

konkreten Vorschlag vorlegt, sollte<br />

sie die Frage beantworten, zu welchen<br />

Kosten und mit welchen sozialen<br />

Folgen eine weitere Absenkung<br />

der CO 2 -Grenzwerte in zehn Jahren<br />

machbar ist«, fordert Müller. »Klar ist<br />

auch, dass die neuen Klimaziele Auswirkungen<br />

auf die Wettbewerbsfähigkeit<br />

unserer Unternehmen, auf<br />

Europa als Industriestandort und damit<br />

auf Beschäftigung und Wachstum<br />

haben werden. Auch mit diesem Thema<br />

wird sich die Kommission in der<br />

konkreten Ausgestaltung intensiv<br />

auseinandersetzen müssen«, betont<br />

die VDA-Präsidentin.<br />

»Bis 2030 setzen wir natürlich<br />

schon jetzt den klaren Fokus auf den<br />

schnellen Hochlauf der Elektromobilität.<br />

Gerade mit Blick auf das Ziel eines<br />

klimaneutralen Verkehrs 2050<br />

werden wir aber alle Optionen brauchen,<br />

auch zum Beispiel E-Fuels und<br />

Wasserstoff. Diese benötigen wir zudem,<br />

um auch den Bestand zu adressieren.<br />

Die große Herausforderung,<br />

Jahren machbar ist.«<br />

Hildegard Müller, Präsidentin<br />

des Verbandes der Automobil-<br />

industrie (VDA)<br />

den Klimawandel zu<br />

bekämpfen, gelingt nur mit<br />

Offenheit für alle Technologien«,<br />

unterstreicht Müller.<br />

Verfrühter Abschied vom<br />

Verbrenner<br />

Eine Verschärfung der Klimaziele<br />

bedeute auch, dass Wasserstoff und<br />

regenerative Kraftstoffe in Zukunft<br />

weitaus stärker als bislang zum Einsatz<br />

kommen müssten, so der VDA.<br />

Und der moderne sowie hocheffiziente<br />

Verbrennungsmotor werde<br />

noch einige Zeit gebraucht. Mit<br />

E-Fuels könne er einen Beitrag zu klimaneutraler<br />

Mobilität leisten. Für<br />

einen Abschied vom Verbrenner, wie<br />

ihn die EU-Kommission internen<br />

Überlegungen zufolge bereits für<br />

2030 anvisiere, sei es daher zu früh.<br />

»Die EU-Kommission schlägt außerdem<br />

vor, den Straßenverkehr in den<br />

EU-Emissionshandel einzubeziehen.<br />

Dieser Vorschlag für einen Marktmechanismus<br />

ist zu begrüßen. Er sollte<br />

so ausgestaltet werden, dass er nicht<br />

nur als ein Instrument zur Verteuerung<br />

fossiler Kraftstoffe eingesetzt<br />

wird, sondern als wirkungsvolles und<br />

marktgerechtes System für eine Reduzierung<br />

der CO 2 -Emissionen im Verkehrssektor«,<br />

stellt der VDA fest. •<br />

www.vda.de<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 59


Menschen & Events<br />

Seitenblick<br />

Gebremster Generationswechsel<br />

Unternehmensnachfolge: Corona erschwert Staffelübergabe<br />

Die Stabübergabe in Familienunternehmen ist schon in Nicht-Corona-Zeiten eine heikle Sache.<br />

Nun wird es für viele Firmenlenker noch schwieriger, einen Nachfolger zu finden. Interessenten<br />

scheuen das Risiko, Finanzierungspläne geraten ins Wanken und Preisverhandlungen drohen<br />

schnell zu scheitern.<br />

Von unserem Autor Stefan Weber<br />

Foto: Shutterstock<br />

Die auf die Babyboomer folgende Generation ist deutlich kleiner als ihr Vorgänger. Somit gibt es vergleichsweise wenig<br />

potenzielle Kandidaten für eine Unternehmensnachfolge.<br />

Die Führungsriege in vielen<br />

deutschen Betrieben ergraut.<br />

Mehr als ein Viertel der aktuell<br />

tätigen Unternehmer ist bereits 60<br />

Jahre und älter, heißt es in einer Studie<br />

zum Nachfolgegeschehen in<br />

Deutschland, die der Verband Deutscher<br />

Bürgschaftsbanken, Creditreform<br />

Rating sowie die FOM Hochschule<br />

für Ökonomie & Management<br />

erstellt haben. Bis 2023 stünden etwa<br />

500 000 Unternehmen vor einem altersbedingten<br />

Führungswechsel, prognostizieren<br />

die Autoren. Die Chancen<br />

für einen gelingenden Stabwechsel<br />

stehen schon aus Gründen der<br />

Demografie nicht gut. Denn die auf<br />

die Babyboomer folgende Generation<br />

ist deutlich kleiner als ihr Vorgänger.<br />

Somit gibt es vergleichsweise<br />

wenig potenzielle Kandidaten für<br />

eine Nachfolge.<br />

Nun droht der ohnehin schleppend<br />

verlaufende Generationswechsel<br />

durch die Verwerfungen der Corona-Pandemie<br />

zusätzlich ins Stocken zu<br />

geraten. »Vor allem Seniorunternehmer,<br />

die einen Verkauf favorisieren,<br />

stehen vor neuen Hürden. Denn aufgrund<br />

der veränderten Risikosituation<br />

gibt es weniger Interessenten«, beobachtet<br />

Volker Riedel, Partner der auf<br />

die Beratung von Familienunternehmen<br />

spezialisierten Dr. Wieselhuber &<br />

Partner GmbH. Mancher potenzielle<br />

Käufer nehme Abstand, weil ihm ins-<br />

60 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Seitenblick<br />

Menschen & Events<br />

besondere in kriselnden Branchen<br />

wie etwa der Zulieferindustrie<br />

die Aussichten zu unsicher seien.<br />

Oder er bekomme die Finanzierung<br />

nicht gestemmt, weil Banken<br />

oder andere Geldgeber weniger<br />

stark ins Risiko gehen wollen.<br />

Die Zahl der Unternehmensverkäufe<br />

ist seit März deutlich zurückgegangen.<br />

Branchenkreise beziffern das<br />

Minus auf etwa 50 Prozent. Dieser<br />

starke Einbruch hängt jedoch auch<br />

damit zusammen, dass es aufgrund<br />

der Kontakteinschränkungen für viele<br />

Kauf interessenten lange Zeit kaum<br />

möglich war, sich ein genaueres Bild<br />

von ihrem Zielobjekt zu machen. Seit<br />

August aber, so berichten Experten<br />

für Unternehmenskäufe und -verkäufe,<br />

kommt es wieder zu deutlich mehr<br />

Transaktionen. Riedel zufolge gibt es<br />

durchaus einige finanzstarke Mittelständler,<br />

die die aktuelle Situation für<br />

Übernahmen nutzen könnten.<br />

Ergraute Führungsriege sucht<br />

händeringend Nachfolger<br />

Birgit Felden beschäftigt sich als Professorin<br />

an der Hochschule für Wirtschaft<br />

und Recht Berlin intensiv mit<br />

dem Thema Unternehmensnachfolge.<br />

Nach ihrer Einschätzung werden<br />

»Vor allem<br />

Seniorunternehmer, die einen<br />

Verkauf favorisieren, stehen<br />

vor neuen Hürden. Denn<br />

aufgrund der veränderten<br />

Risikosituation gibt es weniger<br />

Interessenten.«<br />

Volker Riedel, Dr. Wieselhuber & Partner<br />

GmbH<br />

»Der Generations-<br />

wechsel ist ein strategisches<br />

Thema, das Unternehmen von<br />

langer Hand angehen sollten.<br />

Wer unter dem Eindruck von Corona<br />

hektische Entscheidungen<br />

trifft, macht einen Fehler.«<br />

Gustl F. Thum, Dr. Wieselhuber & Partner<br />

GmbH<br />

Käufer und Verkäufer vorläufig auch<br />

deshalb seltener zusammenkommen,<br />

weil ihre Preisvorstellungen stärker<br />

auseinanderdriften: »Werte sind immer<br />

etwas Subjektives. Für einen<br />

Nachfolger sind das insbesondere die<br />

künftigen Gewinne eines Unternehmens,<br />

die im Ertragswert abgebildet<br />

werden. Wenn er das Unternehmen<br />

nicht kennt, wird er naturgemäß die<br />

Risiken höher einschätzen als ein Verkäufer,<br />

der den Laden sehr genau<br />

kennt. Die Corona-Krise hat Chancen<br />

und Risiken maßgeblich beeinflusst.<br />

Deshalb ist in der derzeitigen Situation<br />

eine valide Bewertung ausgesprochen<br />

schwierig.« Die Preisfindung<br />

wird zur Herausforderung. Seniorunternehmer,<br />

die nicht dringend verkaufen<br />

müssen, werden größere<br />

Preis abschläge für die Trennung von<br />

ihrem Lebenswerk kaum akzeptieren.<br />

Viel lieber machen sie zunächst einmal<br />

weiter. Schließlich verbinden sie<br />

mit der Firma viele Emotionen.<br />

Auch in Familienunternehmen, die<br />

einen internen Stabwechsel anstreben,<br />

wird die Corona-Pandemie<br />

den Generationswechsel mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit bremsen.<br />

»Viele Unternehmer fühlen sich<br />

in einer Krise besonders herausgefordert.<br />

Dann ziehen sie die<br />

Zügel straffer, um ihren Betrieb vor<br />

Schaden zu bewahren. In einer solchen<br />

Situation Verantwortung an<br />

Söhne oder Töchter abzugeben,<br />

kommt für sie nicht in Frage. Viel<br />

lieber möchten sie das Unternehmen<br />

in einer Schön-Wetter-Phase<br />

weiterreichen«, weiß Gustl F.<br />

Thum, ebenfalls Partner bei Dr.<br />

Wieselhuber & Partner.<br />

Firmenübergabe wird durch<br />

Corona zur Herkulesaufgabe<br />

Und mögliche Kaufinteressenten? Sie<br />

zögern. Wer möchte in der aktuellen<br />

Situation schon gerne unnötig stark<br />

ins Risiko gehen? Wo die Übernahme<br />

eines Unternehmens doch schon in<br />

Nicht-Corona-Zeiten eine Herkulesaufgabe<br />

ist. In einem Drittel der mehr<br />

als 6 400 Fälle aus den Jahren 2013<br />

bis 2018, die der Verband Deutscher<br />

Bürgschaftsbanken, Creditreform Rating<br />

und die FOM Hochschule für<br />

Ökonomie & Management untersucht<br />

haben, schaffte es die Nachfolgegeneration<br />

nicht, den Umsatz zu<br />

steigern. Noch düsterer ist die Bilanz<br />

mit Blick auf die Ertragsentwicklung.<br />

Bei mehr als jedem zweiten Betrieb<br />

war das operative Ergebnis zwei Jahre<br />

nach der Übernahme niedriger als<br />

zuvor. Ein Grund dafür könnte sein,<br />

dass neue Firmenlenker häufig zunächst<br />

einen Investitionsstau abzuarbeiten<br />

haben. Denn in Erwartung des<br />

bevorstehenden Wechsels schrauben<br />

viele Senior-Chefs die Ausgaben bereits<br />

Jahre zuvor zurück.<br />

Auch wenn die Corona-Pandemie<br />

die Nachfolge im Mittelstand voraussichtlich<br />

verzögern werden, so ändert<br />

sich nach Einschätzung von Gustl<br />

F. Thum an der grundsätzlichen Gemengelage<br />

nichts: »Der Generationswechsel<br />

ist ein strategisches Thema,<br />

das Unternehmen von langer Hand<br />

und mit Begleitung von Experten<br />

angehen sollten. Wer jetzt unter dem<br />

Eindruck von Corona hektische<br />

Entscheidungen trifft, macht einen<br />

Fehler.«<br />

•<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 61


Menschen & Events<br />

Termine<br />

Termin / Ort Thema Veranstalter Info / Kontakt<br />

13.–15.1.2021<br />

Online<br />

BAU 2021 Messe München GmbH +49 89 949 2072 0<br />

https://bau-muenchen.com<br />

9.–10.2.2021<br />

Online<br />

SCHLEIFTAGUNG 2021<br />

Carl Hanser VerlagGmbH & Co.<br />

KG<br />

+49 89 99830 535<br />

www.hanser-tagungen.de<br />

21.–25.2.2021<br />

Online<br />

MOLTEN 2021<br />

The Korean Institute of Metals<br />

and Materials<br />

+82 2 565 3571<br />

www.molten<strong>2020</strong>.org/<br />

2.–4.3.2021<br />

Online<br />

InTEC & Z 2021 Leipziger Messe GmbH +49 341 6780<br />

www.messe-intec.de<br />

10.–11.3.2021<br />

Düsseldorf<br />

Jahrestagung Zukunft Stahl<br />

Handelsblatt Media Group<br />

GmbH & Co. KG<br />

+49 211 88743 3596<br />

https://veranstaltungen.handelsblatt.com<br />

17.–18.3.2021<br />

Ulm<br />

Coiltech Deutschland 2021 QuickFairs +39 02 8723 4050<br />

www.quickfairs.net<br />

23.–26.3.2021<br />

Düsseldorf<br />

METAV <strong>2020</strong> reloaded<br />

Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />

e.V. (VDW)<br />

+49 69 756081 54<br />

www.metav.de<br />

<strong>12</strong>.–16.4.2021<br />

Hannover<br />

4.–6.5.2021<br />

Erfurt<br />

4.–6.5.2021<br />

Nürnberg<br />

4.–7.5.2021<br />

Stuttgart<br />

4.–7.5.2021<br />

München<br />

26.–28.5.2021<br />

Mailand, IT<br />

Hannover Messe 2021 Deutsche Messe +49 511 890<br />

www.hannovermesse.de<br />

Rapid.Tech 3D 2021 Messe Erfurt GmbH +49 361 4000<br />

www.rapidtech-3d.de<br />

SENSOR + TEST 2021 AMA Service GmbH +49 5033 9639 0<br />

www.sensor-test.de<br />

34. Control P. E. Schall GmbH & Co. KG +49 7025 9206 0<br />

www.control-messe.de<br />

transport logistic Messe München GmbH +49 89 949 2072 0<br />

www.transportlogistic.de<br />

Made in Steel 2021 Sider Web Spa +39 030 2548 520<br />

www.madeinsteel.it<br />

26.–29.5.2021<br />

Mailand, IT<br />

Lamiera 2021<br />

CEU-CENTRO ESPOSIZIONI<br />

UCIMU SPA<br />

+39 0226 255 225<br />

www.lamiera.net<br />

22.-24.6.<strong>2020</strong><br />

Stuttgart<br />

LogiMAT 2021<br />

EUROEXPO Messe- und<br />

Kongress-GmbH<br />

+49 89 32391-253<br />

www.logimat-messe.de<br />

Inserentenverzeichnis<br />

BEPRO Blech- und Profilstahl<br />

Handelsgesellschaft mbH & Co. KG 1<br />

Burghardt + Schmidt GmbH 39<br />

Business-Control Software GmbH 15<br />

Carl Spaeter GmbH 49<br />

Coiltec Maschinenvertriebs GmbH 9<br />

Egon Evertz KG (GmbH & Co.) 51<br />

Friedrich Kocks GmbH & Co. KG 67<br />

KOHLHAGE Fasteners GmbH & Co. KG 41<br />

LASERLINE GmbH 53<br />

markmann + müller<br />

datensysteme gmbh 68<br />

Peter Drösser GmbH 13<br />

Salzgitter AG 2<br />

SCHÄFER Werke GmbH 43<br />

Sebastian Gleissner 9<br />

Stahlwerk Annahütte Max Aicher<br />

GmbH & Co. KG 47<br />

TOTAL Deutschland GmbH 56<br />

Universal Eisen und Stahl GmbH 7<br />

Vereinigte Filzfabriken AG 45<br />

Walzstahlhandel Essen GmbH 9<br />

62 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Personen<br />

Menschen & Events<br />

Stahl-Holding-Saar: Hartmann geht, Köhler kommt<br />

Foto: Saarstahl<br />

Tim Hartmann<br />

Foto: Rittal<br />

Die Montan-Stiftung-Saar trennt sich von Tim Hartmann. Zuvor<br />

hatte der Manager das Amt des Geschäftsführers der Stahl-<br />

Holding-Saar (SHS) sowie des Vorstandsvorsitzenden der Saarstahl<br />

AG und der AG der Dillinger Hüttenwerke inne. Nachfolger<br />

wird Dr. Karl-Ulrich Köhler mit Wirkung zum 1. Januar 2021.<br />

In seiner Amtszeit hatte Hartmann einen umfassenden Strategieprozess<br />

unter der Überschrift »offensiv, CO 2 -frei, effizient« vorangetrieben.<br />

Dazu zählte es unter anderem, die SHS auf die Transformation<br />

hin zu grünem Stahl auszurichten. Die Trennung sei<br />

»im gegenseitigen Einvernehmen aufgrund unterschiedlicher<br />

Dr. Karl-Ulrich Köhler Auffassungen über die künftige strategische Ausrichtung des<br />

Unternehmens« geschehen, teilte die Montan-Stiftung-Saar mit.<br />

Köhler, der seit 2019 Mitglied des Kuratoriums der Montan-Stiftung-Saar ist, studierte<br />

Eisenhüttenkunde an der Technischen Universität Clausthal und war von 2001 bis 2009<br />

Vorstandsvorsitzender der Stahlsparte von thyssenkrupp. 2010 wechselte er dann in den<br />

Vorstand des ehemaligen Stahlkonzerns Corus, der seit 2007 zu Tata Steel gehört.<br />

Zuletzt, seit 2016, bekleidete er die Position des Vorsitzenden der Geschäftsführung der<br />

Rittal GmbH.<br />

VDMA Oberflächentechnik mit neuem Vorstandsvorsitzenden<br />

Sebastian Merz wurde einstimmig zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Fachabteilung<br />

Oberflächentechnik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagebau (VDMA) gewählt.<br />

Bereits seit 2009 ist er Mitglied im Vorstand und hat dessen Vorsitz übernommen.<br />

Merz ist geschäftsführender Gesellschafter der b+m surface systems GmbH, einem<br />

Anbieter vollautomatischer Lackieranlagen und Lackauftragssysteme. Das Unternehmen<br />

ist seit über 20 Jahren im VDMA und bringt sich aktiv in die Gremienarbeit des Fachverbandes<br />

ein. Im Rahmen der Vorstandssitzung dankte Merz für das in ihn gesetzte Vertrauen.<br />

Er freue sich, »die Oberflächentechnik gemeinsam mit dem Vorstand und der<br />

Unterstützung des VDMA voranzubringen«.<br />

Foto: b+m surface systems<br />

Sebastian Merz<br />

Buehler: Neuer Business Unit Manager für Europa<br />

Foto: Buehler<br />

Dr. Lutz Werner<br />

Ab sofort übernimmt Dr. Lutz Werner die Position des Business Unit Managers für Europa<br />

bei dem Unternehmen Buehler – ITW Test & Measurement. Nach seinem Studium<br />

der Physik und Technoinformatik an der Universität Kaiserslautern promovierte Werner<br />

an der Universität Kassel im Fachbereich Physik. Im Rahmen seiner beruflichen Entwicklung<br />

war er in unterschiedlichen Funktionen im Projektmanagement und der Geschäftsentwicklung<br />

sowie in Führungspositionen bei Herstellern wissenschaftlicher Präzisionsinstrumente<br />

und in der industriellen Automatisierung tätig. Zu seinen wichtigsten<br />

Zielen in der neuen Funktion gehört nach eigenen Angaben »der Aufbau neuer Partnerschaften«.<br />

Buehler ist ein Hersteller von Geräten, Verbrauchsmaterial und Zubehör<br />

für die Materialographie und Materialanalyse. Darüber hinaus bietet das Unternehmen<br />

ein Programm an Härteprüfern und Härteprüfungssystemen. Es ist Teil des »Test and<br />

Measurement«-Segments der US-amerikanischen Illinois Tool Works (ITW) mit mehr als<br />

80 dezentralisierten Geschäftseinheiten in 52 Ländern und rund 45 000 Mitarbeitern.<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 63


Menschen & Events<br />

Personen<br />

»Wir decken die gesamte<br />

Wertschöpfungskette ab«<br />

exklusiv<br />

Gerrit Nawracala von der Messe Düsseldorf über seine Pläne mit der<br />

»Bright World of Metals«<br />

Düsseldorf. Gerrit Nawracala ist neuer Projektleiter Metallurgy & Foundry Technologies bei der<br />

Messe Düsseldorf. Der 46-Jährige verantwortet damit auch die »Bright World of Metals«, sprich<br />

das Messequartett GIFA, METEC, Thermprocess und Newcast (GMTN), das vom <strong>12</strong>. bis 16. Juni<br />

2023 in Düsseldorf stattfindet. Im Exklusivinterview mit »stahlmarkt« verriet Nawracala, welche<br />

Ziele er bezüglich des Messequartetts anstrebt und wo er die Zukunft der »Bright World of Metals«<br />

sieht.<br />

»stahlmarkt«: Was sind Ihre nächsten<br />

Ziele bezüglich des Projekts<br />

»Bright World of Metals«?<br />

Gerrit Nawracala: Zwei Ziele prägen<br />

im Wesentlichen unsere Strategie:<br />

Erstens die konsequente weitere Profilierung<br />

der »Bright World of<br />

Metals« als die No.-1-Plattform für<br />

die global agierende Industrie und<br />

zweitens der gleichzeitige Ausbau<br />

des Netzwerkes unserer internationalen<br />

Ableger. Hierbei entwickeln wir<br />

in enger Abstimmung mit der Industrie<br />

und unseren Partnern passende<br />

Konzepte für den Markt. Gute Beispiele<br />

hierfür sind die ecoMetals-<br />

Kampagne, die wir mittlerweile auch<br />

auf anderen Messen in unserem Programm<br />

umsetzen, oder das Nachwuchsprogramm<br />

»Metals4you«.<br />

Was zeichnet GMTN aus?<br />

Nawracala: Unsere rund 2 360 Aussteller<br />

aus der ganzen Welt haben<br />

2019 wieder einmal eindrucksvoll unter<br />

Beweis gestellt, dass GIFA, METEC,<br />

THERMPROCESS und NEWCAST weit<br />

über die Grenzen Europas hinaus ein<br />

wichtiger – wenn nicht der wichtigste<br />

– Impulsgeber für die gesamte Metallindustrie<br />

sind. Dabei ist das besondere<br />

Alleinstellungsmerkmal der »Bright<br />

World of Metals«, dass sie die gesamte<br />

Wertschöpfungskette abdeckt: von<br />

Gießereitechnik und Gussprodukten<br />

Gerrit Nawracala, Projektleiter Metallurgy<br />

& Foundry Technologies bei der<br />

Messe Düsseldorf<br />

bis hin zur gesamten Spannbreite der<br />

Metallurgie und Thermoprozesstechnik.<br />

Das ist das langjährige Erfolgsgeheimnis<br />

des Düsseldorfer Messequartetts.<br />

Das spiegelt sich auch in der<br />

Besucher-Struktur wider. So gehörten<br />

auf der letzten Messe 66 Prozent der<br />

über 72 000 Fachbesucher aus aller<br />

Welt dem oberen und mittleren Management<br />

an und waren damit direkt<br />

an Investitionsentscheidungen beteiligt.<br />

Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor<br />

des Messequartetts ist das<br />

fachliche Rahmenprogramm mit internationalen<br />

Kongressen und Branchentreffs<br />

der unterschiedlichen Industriebereiche.<br />

Foto: Messe Düsseldorf<br />

Welche internationalen Ableger<br />

der Messen gibt es?<br />

Nawracala: Die erste GIFA feierte im<br />

Jahr 1956 in Düsseldorf ihre Premiere.<br />

Inzwischen gibt es erfolgreiche<br />

Messe satelliten rund um die Industriebereiche<br />

Gießereitechnik, Metallurgie<br />

und Thermoprozesstechnik in<br />

China, Indien, Russland und ab dem<br />

kommenden Jahr auch in Thailand.<br />

Zu den bereits etablierten Veranstaltungen<br />

gehören die beiden Metallmessen<br />

Metallurgy Russia und Litmash<br />

Russia sowie die METEC India.<br />

Wir freuen uns schon sehr auf unseren<br />

Branchentreff auf dem Moskauer<br />

Messegelände Krasnaya Presnya vom<br />

8. bis 10. Juni 2021. Die beiden Metallmessen<br />

Metallurgy Russia und Litmash<br />

Russia sind für unsere Aussteller<br />

seit rund zehn Jahren ein wichtiges<br />

Tor zum russischen Markt. Die METEC<br />

India wird vom 25. bis 27. März 2021<br />

im Rahmen der Tube India und wire<br />

India stattfinden. Sie ist die internationale<br />

Fachmesse für die gesamte<br />

Wertschöpfungskette der Hüttentechnologie<br />

und den dazugehörigen<br />

Dienstleistungen in Mumbai. Neu im<br />

Portfolio ist die THERMPROCESS China,<br />

auf der im September rund zwanzig<br />

internationale Unternehmen ihre<br />

technologischen Innovationen in<br />

Shanghai präsentierten. 2021 – und<br />

zwar konkret vom 22. bis 24. Septem-<br />

64 <strong>12</strong> | <strong>2020</strong>


Personen<br />

Menschen & Events<br />

ber 2021 in Bangkok – werden wir<br />

unser Portfolio mit der GIFA und<br />

METEC Southeast Asia erweitern.<br />

Welche Themen sind aus Ihrer<br />

Sicht gerade die Highlights der<br />

Metallurgie- und Gießereitechnik?<br />

Nawracala: Ganz eindeutig die digitale<br />

Transformation beziehungsweise<br />

Industrie 4.0, die auch im Gießereisektor<br />

enorm Fahrt aufgenommen<br />

haben. Sie prägen mit der Vernetzung<br />

aller am Herstellungsprozess<br />

beteiligten Unternehmen mittlerweile<br />

zunehmend die Produktionsprozesse.<br />

So liefert beispielsweise eine<br />

immer raffinierter werdende Sensortechnik<br />

in Gießereien und Stahlwerken<br />

vermehrt Daten aus dem Produktionsprozess.<br />

Diese auszuwerten und<br />

zu verarbeiten bedarf einer Big- Data-<br />

Analyse und künstlicher Intelligenz.<br />

Effizientere Prozesse sind auch wegen<br />

des hohen Kostendrucks nötig.<br />

Die digitale Überwachung von Maschinen<br />

reduziert Instandhaltungskosten<br />

und hat das Potenzial, Prozesse<br />

und Produkte zu optimieren. Und<br />

hier knüpft schon das nächste<br />

Top-Thema der Metallurgietechnik<br />

an, das noch stärker präsent sein wird<br />

als schon in den Vorjahren: Nachhaltigkeit.<br />

Steigende Energiepreise, die<br />

globale Klimaerwärmung und Engpässe<br />

bei natürlichen Ressourcen haben<br />

das Thema Energieeffizienz und<br />

Ressourcenschonung auf die internationale<br />

Agenda gebracht. Ökologisch<br />

nachhaltige Produkte, innovative<br />

Verfahren und umweltschonende<br />

Technologien spielen in den energieaufwändigen<br />

Gießerei- und Metallurgiebranchen<br />

eine bedeutende Rolle<br />

– wie nicht zuletzt bei unseren eco-<br />

Metals-Trails zu verfolgen war. Die<br />

Gewinnung und Speicherung von<br />

erneuerbaren Energien sind auch ein<br />

»Inhaltlich werden<br />

Themen wie additive<br />

Herstellungsverfahren und<br />

Industrie 4.0 das<br />

Geschehen auf unseren<br />

Messen prägen.«<br />

Gerrit Nawracala,<br />

Messe Düsseldorf<br />

Thema, das die Industrie weltweit<br />

bewegt. Unsere Partnerschaft mit der<br />

Düsseldorfer Fachmesse ENERGY STO-<br />

RAGE EUROPE sorgt hier für wichtige<br />

Impulse. Was die Produktionstechnik<br />

betrifft, bleibt die Nachfrage nach<br />

additiver Herstellung. In vielen Industrien<br />

wie der Medizintechnik, der<br />

Automobilindustrie oder der Luftund<br />

Raumfahrt ist sie bereits erfolgreich<br />

im Einsatz. Auch die Gießereiindustrie,<br />

die Stahl- und Aluminiumbranche<br />

haben das Potenzial des<br />

3-D-Drucks erkannt. Schon zur letzten<br />

Veranstaltung hatten wir dem Thema<br />

»Additive Manufacturing« eine eigene<br />

Sonderschau gewidmet.<br />

Wie sehen Sie die Zukunft des<br />

Messequartetts?<br />

Nawracala: Inhaltlich werden Themen<br />

wie additive Herstellungsverfahren<br />

und Industrie 4.0 das Geschehen<br />

auf unseren Messen prägen. Vor allem<br />

die digitale Transformation<br />

macht Betriebe zukunftsfest. Neue<br />

Stahlwerkstoffe, NE-Metalle und Gießereiprodukte<br />

für Leichtbau und<br />

Elektromobilität, Energie und Maschinenbau<br />

verknüpfen schon heute Ressourcen-<br />

und Energieeffizienz in einer<br />

möglichst klimaschonenden Produktionskette.<br />

Die grüne Produktion<br />

der Stahlwerke und Gießereien – eine<br />

nachhaltige und umweltschonende<br />

Kreislaufwirtschaft vom Rohstoff zum<br />

Produkt – werden zukünftig eine<br />

noch größere Rolle spielen. Für den<br />

Austausch und Wissenstransfer bedarf<br />

es einer Networking-Plattform,<br />

die zugleich Tor zum Weltmarkt<br />

und Gradmesser für zukunftsweisende<br />

Innovationen ist. Insbesondere vor<br />

dem Hintergrund der wieder hochfahrenden<br />

Industrien werden viele<br />

Unternehmen auf einen starken<br />

Messeauftritt setzen. Das Metallurgie-Messequartett<br />

hat sich mit seinen<br />

Highlights und vielfältigem Rahmenprogramm<br />

als Treiber von Trends und<br />

Innovationen bewiesen. In Kombination<br />

mit erweiterten digitalen Formaten<br />

bieten wir unseren Kunden zukünftig<br />

einen noch höheren Mehrwert.<br />

Die Fragen stellte Philipp Isenbart.<br />

www.messe-duesseldorf.de<br />

Zur Person<br />

Gerrit Nawracala<br />

Nawracala begann 2008 seine<br />

berufliche Laufbahn bei der<br />

Messe Düsseldorf. Seitdem war<br />

er in verschiedenen Management-Positionen<br />

tätig, unter<br />

anderem für GIFA und Thermprocess.<br />

2015 übernahm er als<br />

Deputy Director an der Seite<br />

seines Vorgängers Friedrich-Georg<br />

Kehrer führende Aufgaben<br />

im Vertriebsteam. Dort verantwortete<br />

er auf operativer Ebene<br />

die Planung, Konzeption und<br />

Durchführung der GMTN, der<br />

Valve World Expo samt internationaler<br />

Satelliten, der ITPS sowie<br />

der Metallurgy/Litmash.<br />

•<br />

<strong>12</strong> | <strong>2020</strong> 65


Vorschau & Impressum<br />

Ausblick<br />

VORSCHAU 1.2021<br />

Foto: Shutterstock<br />

Hyperloops: Stahlkonzepte für Hochgeschwindigkeitsreisen der Zukunft<br />

Die Stahlhersteller Tata Steel in Europa und POSCO aus Südkorea werden zusammenarbeiten,<br />

um hochmoderne Stähle und Rohrkonstruktionen zu entwickeln und zu testen. Die<br />

innovativen Stahlkonzepte werden verwendet, um einen Hyperloop zu erstellen - eine Röhre,<br />

die groß genug ist, um einen Passagier oder eine Frachtkapsel zu befördern, die mit sehr<br />

wenig Energie mit mehr als 1000 Stundenkilometern fahren können soll.<br />

Prinzip Rohrpost: Beim Hyperloop bewegen sich Kapseln in einer weitgehend<br />

evakuierten Röhre durch magnetischen Antrieb. Das Bild zeigt den Prototypen des<br />

Unternehmens Virgin Hyperloop One auf der Dubai Motor Show 2019.<br />

Erster CO 2 -neutraler Bewehrungsstahlhändler in Deutschland<br />

Als nach eigenen Angaben erster Bewehrungsstahlhändler in Deutschland bietet die<br />

SÜLZLE Stahlpartner GmbH ihren Kunden die Möglichkeit, »grünen Stahl« zu beziehen. So<br />

können sich Bauherren bereits heute für Stahl mit neutraler Ökobilanz entscheiden. Für die<br />

modernen Erweiterungsbauten des Räder- und Rollenspezialisten Blickle aus Rosenfeld<br />

liefert SÜLZLE Stahlpartner erstmalig rund 4000 Tonnen CO 2 -neutralen Baustahl.<br />

Foto: SÜLZLE Gruppe<br />

Foto: Verband der Deutschen<br />

Drehteile-Industrie<br />

»Die Zulieferindustrie im historischen Konjunkturtief«<br />

Die Wirtschaftsforscher sind pessimistisch. Wegen der Krise im Automobilbereich und den<br />

Folgen der Corona-Pandemie schrumpft die Zulieferindustrie stärker als bisher prognostiziert<br />

und erholt sich nur schleppend. Der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie (FMI)<br />

sieht Auswege.<br />

»Die Zulieferindustrie kann sich nicht aus eigener Kraft aus dem<br />

historischen Konjunkturtief befreien«, meint Hermann Rumpel,<br />

Vorsitzender des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie.<br />

Übergabe der Urkunde »CO 2 -neutraler Stahl« (v.l.n.r.): Heinrich<br />

und Andreas Sülzle (SÜLZLE Gruppe) sowie David Blickle und<br />

Dr. Sarah Blickle-Fenner, Walter Wager und Reinhold Blickle<br />

(Blickle Räder+Rollen GmbH u. Co. KG).<br />

Impressum<br />

Verlag:<br />

Maenken Kommunikation GmbH<br />

Von-der-Wettern-Str. 25 · 51149 Köln<br />

Tel. +49 2203 35 84-0<br />

info@maenken.com · www.maenken.com<br />

Herausgeber:<br />

Dr. Wieland Mänken (V.i.S.d.P.)<br />

Geschäftsführung:<br />

René Khestel, Dr. Wieland Mänken<br />

Redaktion:<br />

Philipp Isenbart (Redaktionsleitung)<br />

Tel. +49 2203 3584-<strong>12</strong>1<br />

E-Mail: philipp.isenbart@maenken.com<br />

Niklas Reiprich, niklas.reiprich@maenken.com<br />

Ständige Mitarbeiter in Berlin, Warschau, New York<br />

Objektleitung:<br />

Wolfgang Locker (verantwortlich)<br />

Tel. +49 2203 3584-182<br />

E-Mail: wolfgang.locker@maenken.com<br />

Anzeigen:<br />

Wolfgang Locker (verantwortlich)<br />

Tel. +49 2203 3584-182<br />

E-Mail: wolfgang.locker@maenken.com<br />

Susanne Kessler, Tel. +49 2203 3584-116<br />

E-Mail: susanne.kessler@maenken.com<br />

Marie-Kristin Janßen, Tel. +49 2203 3584-172<br />

E-Mail: marie-kristin.janssen@maenken.com<br />

Redaktionsanschrift:<br />

»stahlmarkt«<br />

Maenken Kommunikation GmbH<br />

Von-der-Wettern-Str. 25, 51149 Köln<br />

E-Mail: stahlmarkt@maenken.com<br />

Druck:<br />

D+L Printpartner GmbH<br />

Schlavenhorst 10, 46395 Bocholt<br />

Erscheinungsweise: jeweils zum Monatsanfang.<br />

Bezugspreise: Einzelheft 15,– €, im Jahresabonnement<br />

(<strong>12</strong> Ausgaben) 1<strong>12</strong>,– € einschl. Zustellgebühr und<br />

Mehrwertsteuer. Ausland <strong>12</strong>6,– € einschl. Porto.<br />

Kündigungsfrist bis zum 15. November zum<br />

31. Dezember des jeweiligen Jahres.<br />

Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 67.<br />

Copyright: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung außerhalb der durch<br />

das Urheberrechtsgesetz festgelegten Grenzen ist<br />

ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt<br />

insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,<br />

Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und<br />

Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

Haftung: Für Leistungsminderungen durch höhere Gewalt und<br />

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© <strong>2020</strong> Maenken Kommunikation GmbH, Köln<br />

Printed in Germany · ISSN 0178-6571<br />

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