Leseprobe 300332
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Automatisierter Festshim-Prozess in der klebtechnischen Montage<br />
groß-volumiger CFK-Flugzeugstrukturen<br />
F. Schmick, Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM, Stade<br />
J. Wollnack, Technische Universität Hamburg, Hamburg<br />
Diese Veröffentlichung führt eine erweiterte Methode zur Generierung von 3D Druckmodellen von individuellen Fügespalten<br />
in der automatisierten Montage von großen Faserverbundstrukturen ein. Hierfür wurden automatisierte<br />
Prozesse der klebtechnischen Montage, wie die Oberflächentopographievermessung, die virtuelle Montagesimulation<br />
und die additive Fertigung nach dem Smart Factory Leitsatz kombiniert und um eine Methode erweitert, welche<br />
eine automatisierte Erstellung von Volumenmodellen von Klebspalten aus nicht zusammenhängenden Punktwolken<br />
ermöglicht. Das Verfahren wird am Anwendungsfall der Seitenleitwerksmontage validiert.<br />
1 Einleitung<br />
Die Flugzeugindustrie stellt sich der Herausforderung des hohen Absatzes ihrer Produkte durch eine zunehmende<br />
Automatisierung der Produktion. Automatisierte Prozesse werden in der Serienfertigung implementiert, um die Fertigungseffizienz<br />
zu erhöhen. Zeitgleich werden mehr und mehr Bauteile in modernen Transportmitteln aus leichten<br />
Faserverbundwerkstoffen hergestellt, um die mechanischen Eigenschaften zu verbessern. Das Wissen um den Umgang<br />
mit Faserverbundwerkstoffen ist dabei noch nicht so weit entwickelt wie das mit metallischen Werkstoffen.<br />
Insbesondere die automatisierte Montage von großvolumigen Faserverbundstrukturen ist aufgrund der geometrischen<br />
Abweichungen der Bauteile von den Konstruktionsvorgaben hoch komplex. Diese geometrischen Abweichungen<br />
von Ihrem Soll entstehen im Fertigungsprozess der Einzelbauteile und erschweren die Montage. Um eine Automatisierung<br />
dieser Bauteile zu ermöglichen, werden intelligente und adaptive Prozesse benötigt, welche auf diese<br />
Toleranzen reagieren. Dies wird unter anderem durch inline Geometriemesssysteme erreicht, welche in cyber-physischen<br />
Systemen genutzt werden, um flexible Montageprozesse anzupassen [1]. Die Automatisierung der Montageprozesse<br />
bietet weiterhin ein hohes Potential neben der Produktivitätssteigerung auch die Qualität und deren Dokumentation<br />
zu verbessern. Dies kann durch den Industrie 4.0 Ansatz mit einer Vernetzung der Anlagenkomponenten<br />
und einer durchgängigen und konsistenten Datenerfassung während der Produktion erreicht werden.<br />
Einer dieser vernetzten und adaptiven Prozesse ist der toleranzangepasste Shimprozess in der Flugzeugindustrie.<br />
Shim ist ein flüssiges oder festes Material, welches zur Füllung von Montagespalten genutzt wird und Bauteile temporär<br />
während der Montage fixiert, siehe Bild 1.<br />
Bild 1. Schematische Darstellung des Fügequerschnitts zweier Fügepartner<br />
Ist der Spalt zwischen den beiden Fügeteilen klein, wird Sealant zur Füllung aufgetragen, wird der Spalt größer,<br />
muss nach Vorschrift Flüssigshim verwendet werden. Die Applikation von Flüssigshim ist dabei schon automatisiert<br />
und demonstriert worden, siehe Bild 2 und [2]. Die Menge an aufzutragendem Flüssigshim wird der Spaltgröße angepasst,<br />
sodass in Regionen mit kleineren Spalten weniger und in Regionen mit größeren Spalten mehr Shim appliziert<br />
wird. Jedes Shimmaterial ist dabei bis zu gewissen maximalen Spaltgrenzen spezifiziert. Wenn der Spalt zwischen<br />
zwei Bauteilen beispielsweise größer ist als 1,5 mm, wird kein Flüssigshim mehr verwendet, sondern Festshim,<br />
um die Spalte zu füllen. Die Herstellung von Festshim wird Stand heute manuell durchgeführt und benötigt viel<br />
Prozesszeit.<br />
DVS 332 1