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Bücherstube Horn Magazin Sommer2019

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Genialität ist Trumpf<br />

Ein virtuoses literarisches Quartett beweist, wie weitläufig und abenteuerlich<br />

die Literaturlandschaft sein kann. An diesen Meisterwerken führt kein Weg vorbei.<br />

Die Themenvielfalt zählt zu<br />

den Markenzeichen von Ian<br />

McEwan, die Verblüffung folgt auf<br />

dem Fuß. In seinem neuen Roman<br />

„Maschinen wie ich“ rückt der brillante<br />

Brite die Vergangenheit in ein<br />

neues Licht: Er verführt seine Leserschaft<br />

in eine Welt, die ein wenig<br />

anders ist als unsere, obwohl er das<br />

Rad der Zeit lediglich bis ins Jahr<br />

1982 zurückdreht. Großbritannien<br />

hat gerade den Falkland-Krieg verloren,<br />

und dank der Forschungen<br />

von Alan Turing gibt es Anfang<br />

der achtziger Jahre schon Internet,<br />

Handys, selbstfahrende Autos – und<br />

die ersten täuschend echten künstlichen<br />

Menschen. Einer dieser Roboter,<br />

Adam genannt, bringt Chaos<br />

in das Liebesleben von Charlie und<br />

Miranda. Charlie, Lebenskünstler<br />

und Technikfreak, zahlte für den<br />

Androiden ein kleines Vermögen. Er<br />

wünscht sich einen Freund und Helfer,<br />

einen interessanten Gesprächspartner.<br />

Aber er erhält weit mehr<br />

als das: einen reichlich lebensechten<br />

Rivalen, der sein mechanisches<br />

Herz für Miranda entdeckt hat.<br />

Adams Gefühle und seine moralischen<br />

Prinzipien bringen Charlie<br />

und seine Freundin in ungeahnte<br />

und verhängnisvolle Situationen.<br />

Ian McEwan glückte ein weiteres<br />

Bravourstück. Er hält uns in diesem<br />

so philosophischen wie spannenden<br />

Roman einen doppelten Spiegel vor<br />

– der Anblick ist höchst entlarvend.<br />

Auf künstliche Menschen verzichtet<br />

Marlene Streeruwitz in „Flammenwand“.<br />

Sie liefert Befunde über eine<br />

Gesellschaft, die mitunter maschinell<br />

und auf Knopfdruck funktioniert.<br />

Zum Schauplatz erkor sie<br />

Stockholm. Nach einem schweren<br />

Winter herrscht auch im März noch<br />

klirrende Kälte. Ihre Protagonistin<br />

Adele kehrt von Einkäufen zurück,<br />

sieht aber schon von Weitem, dass<br />

ihr Geliebter das gemeinsame Haus<br />

verlässt. Sie geht ihm nach, je näher<br />

sie ihm kommt, desto unsichtbarer<br />

wird er. Warum laufen wir immer<br />

den gleichen Bildern hinterher?<br />

Worauf ist eigentlich noch Verlass<br />

in dieser brüchigen Welt, in der<br />

sich die Warteschleife als Wahrheit<br />

erweist? Und warum muss die<br />

Liebe oft zur Hölle werden? Das<br />

sind einige Fragen, die Marlene auf<br />

ihre unverwechselbare Weise zu<br />

beantworten versucht. Adele gerät<br />

Foto: unsplash<br />

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