Neue Szene Augsburg 2019-07
Stadtmagazin für Augsburg
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HEIMATKLÄNGE<br />
Blödheit<br />
regiert<br />
die Welt<br />
Interview mit<br />
FRIEDRICH<br />
SUNLIGHT<br />
Es gibt kaum eine Band, die sich so federleicht zwischen Sunshine-Pop der Sechziger und britischem<br />
Pop der frühen Achtziger bewegt. Doch das ist auch nur die halbe Wahrheit. Dieser Tage<br />
veröffentlichen Friedrich Sunlight ihr zweites Album “Sag es erst morgen”.<br />
Walter Sianos traf Bassist Thomas an einem sonnigen Vormittag zum Interview.<br />
A<br />
m 28. Juni erschien euer zweites Album. Was unterscheidet<br />
es im Wesentlichen von eurem Debüt?<br />
Die Produktionsweise. Die erste LP haben wir innerhalb<br />
einer Woche weitestgehend live im Studio Nord in<br />
Bremen eingespielt. Diesmal haben wir bis zum fertigen<br />
Mix sieben Monate gebraucht, natürlich inklusive Unterbrechungen.<br />
Wir konnten aufwändiger aufnehmen, mit<br />
Overdubs, Streichern und Bläsern, aber immer gut dosiert. Das große Besteck<br />
fährt man ja klassischerweise erst beim dritten Album auf: Je uninspirierter<br />
die Songs und Arrangements, desto größer die Orchestrierung.<br />
Ihr habt bereits mit etablierten Produzenten zusammengearbeitet wie<br />
Timo Blunck von Palais Schaumburg und dem Briten Andy Lewis, der<br />
in der Paul Weller Band gespielt hat. Das neue Album hat Michi<br />
Kamm in <strong>Augsburg</strong> produziert. Der kurzen Wege wegen?<br />
Unser Problem heißt Zeit, wir sind Familienväter oder -söhne und<br />
haben alle berufliche Verpflichtungen. Aber für Michi Kamm spricht viel<br />
mehr als nur der Spaziergang zu ihm ins Studio. Michi hat Großartiges geleistet,<br />
mit ihm zu arbeiten ist eine reine Freude. Die Genauigkeit, mit der<br />
er ans Werk geht und seine positive Ausstrahlung haben dem Album sehr,<br />
sehr gut getan. Und er sieht einfach super aus.<br />
Es ist in den letzten drei Jahren sehr viel bei euch passiert. Ihr spielt<br />
zwar keine Ochsentouren mit 40 Shows, wart aber viel unterwegs:<br />
London, Paris, Hamburg, Berlin. Habt ihr jetzt schon mehr erreicht,<br />
als ihr euch je vorgenommen hattet? Noch dazu genießt ihr eine hohe<br />
Credibility.<br />
Uns freut, dass wir bei Kritikern und bei vielen Musikerkollegen gut<br />
ankommen, der Rest der Welt hat uns aber noch nicht so richtig wahrgenommen.<br />
Wir hatten medial ein großes und sehr positives Feedback, aber<br />
man glaubt nicht, wie wenig eine Geschichte wie die im Rolling Stone am<br />
Ende bewirkt. Wir hatten dort neben einer sehr guten Rezension des Albums<br />
eine mehrseitige Story vorne im Blatt mit Ankündigung auf dem<br />
Titel, auch die Süddeutsche Zeitung oder Die Zeit haben uns gefeatured.<br />
Unsere Singles laufen regelmäßig im Radio, beispielsweise auf Bayern 2 und<br />
FM4. Aber man darf das alles nicht überschätzen.<br />
Woran liegt das?<br />
Wer weiß? Vielleicht, weil wir uns in keiner bestimmten <strong>Szene</strong> bewegen.<br />
Das kann aber auch ein Vorteil sein.<br />
Ist das nun eine Frage? Gut, mein persönlicher Arbeitstitel lautete diesmal:<br />
“Alles muss man selber machen”. Warum müssen wir Dinosaurier ran,<br />
wo sind die jungen deutschen Bands, die neuartige wie interessante Musik<br />
produzieren? Ich war ein früher Beobachter der Hamburger Schule um<br />
Bands wie Blumfeld oder Die Sterne, etwas später von Tocotronic. Und<br />
heute? Grässlicher Mainstream von Revolverheld bis Mark Forster und eine