GESCHICHTEN » SEIT JAHRMILLIONEN ERODIERENDE, RUND GEFORMTE FELSBÄNDER DURCHZIEHEN DIE SZENERIE UND VERSTÄRKEN DIE WILDE ATMOSPHÄRE. « ist etwas ganz Besonderes. Das kleine Königreich ist geprägt von den Lowlands rund um die Hauptstadt Maseru, deren Tafelberge und Flusstäler vorwiegend aus Sandstein bestehen, und den Highlands im Osten, mit weitläufigen Hochflächen, tiefen Flusstälern und zahlreichen Bergen aus vulkanischem Basalt. Bei seiner einzigartigen Höhenlage ist es kaum verwunderlich, dass Lesotho auch „The Kingdom in the Sky“, das Königreich im Himmel, genannt wird. Als eines der wenigen in einer Gebirgslandschaft lebenden afrikanischen Völker hat sich das Bantuvolk der Basotho der rauen Gegend angepasst. Im Sommer schützen sich die Basotho vor der prallen Sonne und Hitze mit dem Mokorotlo, einem spitzen Strohhut, der auch als nationales Symbol gilt. In den kalten Monaten hingegen werden vor allem Sturmmützen aus Wolle getragen. Zusammen mit den Kobo, farbenfrohen Wolldecken, welche sich die Basotho das ganze Jahr über umwerfen, da sie gleichermaßen vor Kälte als auch vor Hitze schützen, ist ihre Erscheinung unverwechselbar auf dem afrikanischen Kontinent. Vervollständigt wird das Bild noch durch das typische Basuto-Pony, mit dem sich stolze Reiter, meist Hirten, die weiten und unwegsamen Landschaften fernab der wenigen urbanen Zentren erschließen. In der nicht unweit von Maseru liegenden, kleinen Universitätsstadt Roma, wo wir uns einquartiert haben, ist die traditionelle Kleidung indes weniger häufig anzutreffen. Hier sind die Einflüsse der modernen Welt eher spürbar. Man erkennt dies auch an anderen Zeichen wie etwa den lauten, dumpfen Vibes, die die Subwoofer der Sammeltaxis verbreiten. Ein wenig urbaner Lifestyle. Die meisten Einwohner führen dennoch ein recht einfaches Leben. Kleine Hütten und Häuser, kaum größere Gebäude, nur bescheidene Läden und Baracken mit teils spärlicher Auswahl formen das noch immer ländlich geprägte Stadtbild. Doch im Gegensatz zu den umliegenden, schwer erreichbaren Dörfern gibt es in Roma Strom und Trinkwasser, was das Leben ungemein erleichtert. Nach dem intensiven Tag mit Rene sammeln wir zusammen mit dem Local Meke, Mechaniker und Guide des Bike-Shops, weitere Trail-Highlights rund um Roma. Die täglichen Ausfahrten mit dem Bike begeistern uns. Nach dem Shuttlen heißt es zwar meistens erst noch, sich im Sattel oder mit dem Bike auf den Schultern hochzuarbeiten, bevor wir zur jeweiligen Abfahrt gelangen, doch bieten die Anstiege auch immer Zeit, die Landschaft aufzusaugen. In dieser Jahreszeit zeigt sich die Pflanzenwelt in voller Pracht und die farbigen Tupfen der Blüten setzen bunte Akzente. Seit Jahrmillionen erodierende, rund geformte Felsbänder durchziehen die Szenerie und verstärken die wilde Atmosphäre. Während der Abfahrten können wir dieser Schönheit nur selten Aufmerksamkeit schenken – zu anspruchsvoll das Gelände, das unsere volle Konzentration fordert. Am Ende des Tages haben wir dafür nicht nur ein Lachen im Gesicht, sondern auch tolle Erinnerungen im Gepäck. In den Highlands Tage später ist es an der Zeit, weiter ins Landesinnere zu fahren, tiefer in die Highlands hinein, nach Semonkong. Erst vor zwei Jahren wurde die asphaltierte Fernstraße dorthin eröffnet, und schon die Anfahrt bietet uns fantastische Ausblicke auf die großen Hochebenen. Hier weiden Angoraziegen, Schafe und Rinder, oft begleitet von ein oder zwei berittenen Hirten. Vereinzelt begegnen wir Kindern in Schuluniform und ein paar anderen Einheimischen, hin und wieder kreuzt ein Auto unseren Weg. Zeitweise mäandert der Maletsunyane gemächlich neben uns her, der weiter vorn in einen gewaltigen Canyon stürzt. Die Gegend ist dünn besiedelt, die Eindrücke sind umso intensiver. UNTEN LINKS Meke, Mechaniker und Guide im Bike-Shop in Roma. UNTEN RECHTS Er begleitet uns bei einer Tour am Abend; im letzten Sonnenlicht surfen wir über die rötlichen Sandsteinplatten bergab. RECHTS Das Basuto-Pony ist charakteristisch für Lesotho: Mit ihm gelangt die ländliche Bevölkerung auch in entlegene Gebiete. 102 world of mtb Nº5.<strong>19</strong>
LESOTHO world of mtb Nº5.<strong>19</strong> 103