25.07.2019 Aufrufe

Paracelsus Today

Juli 2019 | Nr.: 2

Juli 2019 | Nr.: 2

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Update<br />

Das Nah-Sehen und Nah-Arbeiten<br />

führt schon bei Kindern und<br />

Jugendlichen zu Kurzsichtigkeit.<br />

Experten empfehlen möglichst ausgedehnte<br />

Aufenthalte im Freien.<br />

breiteten Form der Fehlsichtigkeit – die<br />

meist auf einen zu langen Augapfel oder<br />

einen zu hohen Brechwert der Linse zurückzuführen<br />

ist – sogar von einer Volkskrankheit<br />

gesprochen. Die Basis dafür<br />

lieferte das australische Brien Holden Vision<br />

Institute im Jahr 2016 mit einer entsprechenden<br />

Studie samt Projektionsrechnung,<br />

die in der Folge auch von der<br />

Weltgesundheitsorganisation WHO verbreitet<br />

wurde. Vereinfacht gesagt steigt<br />

demnach der Anteil der Kurzsichtigen<br />

an der Weltbevölkerung in Zehnjahres-<br />

Schritten um jeweils rund fünf Prozent<br />

an. Lag der Wert 2010 bei 28 Prozent,<br />

so führt der einigermaßen lineare Anstieg<br />

der Prognose für das Jahr 2050 auf einen<br />

Wert von alarmierenden 52 Prozent. Will<br />

heißen: In etwas mehr als drei Jahrzehnten<br />

könnte jeder zweite Mensch weltweit<br />

von Myopie – die Bezeichnung kommt<br />

übrigens vom griechischen „Myops“ für<br />

„Blinzelgesicht“ – betroffen sein. Doch es<br />

gibt interessante regionale Unterschiede:<br />

Risiko Nah-Sehen. In Ostasien – und da<br />

ganz besonders in China, Japan, Südkorea<br />

und Singapur – hat das Problem<br />

schon jetzt den Charakter einer Volksseuche:<br />

Jede(r) Zweite ist dort bereits<br />

betroffen. Besonders drastisch zeigt sich<br />

die Situation in Südkorea, wo eine Untersuchung<br />

von 19-jährigen Rekruten einen<br />

Anteil der Kurzsichtigen von sage und<br />

schreibe 96 Prozent ergeben hat. Ein<br />

Erklärungsversuch sieht die Ursache in<br />

einem besonders intensiven Bildungsdrill<br />

und langen Unterrichtszeiten in diesen<br />

Ländern. Dazu passt auch eine einschlägige<br />

Auswertung der Gutenberg-Gesundheitsstudie<br />

der Universität Mainz:<br />

Demnach steigt das Myopie-Risiko mit<br />

höherem Bildungsgrad respektive längerer<br />

Schulzeit. Tatsächlich wird gelegentlich<br />

auch der Begriff „Schulmyopie“<br />

verwendet. Der Kern des Problems ist<br />

natürlich nicht das Lernen an sich, sondern<br />

ein Übermaß an Nah-Sehen und<br />

Nah-Arbeiten. Und ganz egal, ob es jetzt<br />

ein Buch, eine Zeitung, Smartphone, Tablet<br />

oder Computer oder ein TV-Gerät<br />

ist: Je öfter das Auge auf das Nah-Sehen<br />

fokussieren muss, desto öfter wirkt auch<br />

der Zug des Ringmuskels, der die Wölbung<br />

der Augenlinse verändert. Langfristig<br />

führt dieser ständige Zug dazu, dass<br />

sich der Augapfel in Richtung der wirkenden<br />

Zugkraft verlängert – und genau das<br />

führt zu Kurzsichtigkeit.<br />

Jugend & Umweltfaktoren. Nicht nur<br />

die Signalwörter „Schule“ und „Smartphone“<br />

deuten schon klar darauf hin,<br />

auch die Fakten sprechen eine klare<br />

Sprache: Kurzsichtigkeit entwickelt sich<br />

meistens zwischen dem 6. und dem 25.<br />

Lebensjahr, ist also ein primär für Kinder<br />

und Jugendliche essenzielles Thema.<br />

Tatsächlich bestätigt auch Herbert Reitsamer,<br />

Vorstand der Universitätsklinik<br />

für Augenheilkunde und Optometrie der<br />

<strong>Paracelsus</strong> Universität in Salzburg: „Eine<br />

besonders hohe Prävalenz besteht in<br />

Europa für die Altersgruppe zwischen<br />

25 und 29 Jahren.“ Und das wiederum<br />

macht Myopie und ihre Prävention zu einem<br />

Thema, das naturgemäß bei jungen<br />

Menschen ansetzen muss. „Das Fortschreiten<br />

der Myopie kann man nur im<br />

Schulalter beeinflussen“, bestätigt auch<br />

Ian Morgan vom Forschungsinstitut für<br />

Biologie an der Australian National University<br />

in Canberra, einer der führenden<br />

Forscher zum Thema Myopie. Und<br />

Morgan nimmt in einer seiner jüngsten<br />

wissenschaftlichen Arbeiten auch klar<br />

zu den Ursachen Stellung: „Es gibt eine<br />

starke Evidenz, dass Umweltfaktoren bei<br />

der gegenwärtigen Myopie-Epidemie<br />

eine Hauptrolle spielen, genetische Faktoren<br />

hingegen nicht.“<br />

In die Ferne, ins Licht. Genau das aber<br />

sei durchaus ein „Glücksfall”, schreibt<br />

der Australier weiter, da so vergleichsweise<br />

leicht gegengesteuert werden könne.<br />

Und die Formel dafür ist relativ simpel:<br />

mehr Zeit im Freien bei natürlichem<br />

Licht und weniger Nah-Arbeit. Weniger<br />

Zeit mit Smartphone und Tablet, und da-<br />

➤<br />

<strong>Paracelsus</strong><strong>Today</strong> 2/2019 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!