Paracelsus Today
Juli 2019 | Nr.: 2
Juli 2019 | Nr.: 2
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Update<br />
Die Kurzsichtigkeit<br />
wird 2050 die häufigste<br />
Ursache für<br />
Erblindung sein.“<br />
Univ.-Prof. Dr. Herbert<br />
Reitsamer, Vorstand der<br />
Universitätsklinik für Augenheilkunde<br />
und Optometrie<br />
Salzburg<br />
für mehr in die Ferne schweifen. Selbst<br />
bei notwendigen Lern- und Leseaufgaben<br />
ist eine Pause zwischendurch – am<br />
besten mit einem entspannten Blick in<br />
die weite Natur – Balsam für die Augen.<br />
Auch die österreichischen Augenärzte<br />
empfehlen einerseits regelmäßige augenärztliche<br />
Kontrollen, um eine Myopie<br />
rechtzeitig zu erkennen, gegenzusteuern<br />
und Folgeerkrankungen zu verhindern.<br />
Vor allem aber sollten sich speziell Kinder<br />
so viel wie möglich im Freien aufhalten<br />
und gleichzeitig die Zeiten der Nah-<br />
Arbeit – also das Verwenden von Handy,<br />
Laptop und Tablet sowie das Lesen –<br />
reduzieren. Mindestens eine Stunde am<br />
Tag sollte der Aufenthalt im Freien dauern,<br />
wünscht sich die Österreichische<br />
Ophthalmologische Gesellschaft (ÖOG).<br />
Und Klinikvorstand Herbert Reitsamer<br />
– der auch Wissenschaftlicher Sekretär<br />
der ÖOG ist und vor einem „Myopie-<br />
Tsunami“ warnt – bringt die Empfehlung<br />
gerne so auf den Punkt: „Ein Aufenthalt<br />
im Freien ist Quality Time für die Augen.“<br />
Ab ins Freie! Die relevanten Studien<br />
sprechen ebenfalls eine klare Sprache.<br />
Bemerkenswert: Bereits im Jahr 2014<br />
hatte der Myopie-Forscher Scott Read<br />
von der Queensland University of Technology<br />
als Erstautor der Studie „Light<br />
exposure and physical activity in myopic<br />
and emmetropic children“ für Aufsehen<br />
in Fachkreisen gesorgt. Die Quintessenz<br />
daraus: Kurz- und normalsichtige Kinder<br />
unterscheiden sich tatsächlich signifikant<br />
durch das Ausmaß des Tageslichts, dem<br />
sie im Schnitt pro Tag ausgesetzt sind,<br />
nicht jedoch hinsichtlich der körperlichen<br />
Aktivität. Während die Ergebnisse anfangs<br />
nur langsam in der breiten Öffentlichkeit<br />
Niederschlag fanden, weiß man<br />
heute mehr. Kinder, die einen Outdoor-<br />
Sport wie zum Beispiel Fußballspielen<br />
ausüben, sind tatsächlich weniger von<br />
Kurzsichtigkeit betroffen. 2018 legten<br />
Taiwanesische Forscher eine Untersuchung<br />
vor, aus der sich konkrete Handlungsempfehlungen<br />
ableiten lassen. Bei<br />
Schülern aus 16 taiwanesischen Schulen,<br />
die an einem Promotion-Programm<br />
für Bewegung im Freien teilgenommen<br />
hatten, konnte ein klarer positiver Effekt<br />
festgestellt werden. Übrigens sogar<br />
dann, wenn die Aktivitäten in hellen<br />
Gängen oder unter Bäumen – und somit<br />
nicht im direkten Sonnenlicht – stattgefunden<br />
hatten. Nur konsequent, dass in<br />
Asien bereits Klassenzimmer mit übergroßen<br />
Fenstern ausgestattet werden,<br />
um der Zivilisationskrankheit die Stirn zu<br />
bieten.<br />
Gefährliche Folgeschäden. Angesichts<br />
der alarmierenden Prognosen ist es<br />
höchste Zeit für ein Umdenken, das wohl<br />
primär bei Eltern und Pädagogen ansetzen<br />
muss. Was spricht denn eigentlich<br />
dagegen, Turn- und auch andere Unterrichtsstunden<br />
öfter ins Freie zu verlegen?<br />
Und die Bildschirm-Zeit von Kindern<br />
auch in Hinblick auf die Augengesundheit<br />
klar zu limitieren? Fakt ist, dass vor<br />
allem starke Kurzsichtigkeit keineswegs<br />
auf die leichte Schulter genommen werden<br />
sollte. Immerhin drohen schwere<br />
Folgeerkrankungen wie Grüner Star beziehungsweise<br />
Glaukom, Netzhautablösungen<br />
oder andere irreversible Schädigungen<br />
der Netzhaut. Schon vor zwei<br />
Jahren hatte der Vorstand der Universitätsklinik<br />
für Augenheilkunde und Optometrie<br />
der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />
Privatuniversität in Salzburg eindringlich<br />
gewarnt. Herbert Reitsamer damals:<br />
„Die Zahl der Menschen mit Sehverlust<br />
wird sich versiebenfachen und die Kurzsichtigkeit<br />
wird 2050 die häufigste Ursache<br />
für Erblindung sein – und damit den<br />
Grauen Star ablösen.“ Auch wenn manche<br />
Fragen – etwa der Einfluss der Zusammensetzung<br />
des Lichts und speziell<br />
des Blaulichtanteils bei Displays – noch<br />
wissenschaftlich abgeklärt werden müssen,<br />
so herrscht doch in einem Punkt<br />
praktisch schon Gewissheit: Stubenhocker<br />
schaden ihrer Gesundheit massiv.<br />
Und zwar auch der ihrer Augen. •<br />
14 2/2019 <strong>Paracelsus</strong><strong>Today</strong>