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IMPRESSUM<br />
©Copyright by Verlagskontor<br />
Horst Dieter Adler<br />
- Alle Rechte vorbehalten -<br />
Herausgeber:<br />
Horst Dieter Adler<br />
Sünderup 46 · 24943 Flensburg<br />
Tel.: (04 61) 6 70 00 00<br />
Fax: (04 61) 6 70 00 08<br />
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Rechtsanwälte<br />
Fachanwälte<br />
Notare<br />
Ihr gutes Recht.<br />
Europäischer Gerichtshof erklärt deutsche<br />
Honorarordnung der Architekten und<br />
Ingenieure (teilweise) für rechtswidrig!<br />
Anzeigen:<br />
Stefan Gruber, Marc Drobny,<br />
Horst Dieter Adler<br />
Fotos:<br />
Bildarchiv Verlagskontor<br />
Horst Dieter Adler und<br />
Art · Books & Maga zines<br />
GmbH & Co. KG,<br />
Bodo Nitsch,<br />
Jörg Oestreich,<br />
Benjamin Nolte<br />
Titelfoto: Thomas Becker<br />
Satz- und<br />
Lithografieherstellung:<br />
dialogkontor Werbeagentur<br />
Auflage:<br />
48.000 Exemplare<br />
Vertrieb:<br />
In alle Haushalte per Verteiler,<br />
Post und Auslegestellen<br />
Redaktion:<br />
Horst Dieter Adler, Hrsg.<br />
Peter Feuerschütz, Dieter<br />
Wilhelmy, Jan Kirschner,<br />
Petra Südmeyer<br />
Tel.: (04 61) 67 00 00 1<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />
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Veranstaltungstermine:<br />
Keine Gewähr für die Richtigkeit<br />
Lektorat:<br />
Peter Feuerschütz<br />
Redaktionsschluss<br />
nächste Ausgabe:<br />
15. August 2019<br />
Erscheinungstermin<br />
nächste Ausgabe:<br />
Ende August 2019<br />
Druck:<br />
PerCom<br />
Vertriebsgesellschaft mbH<br />
Printed in Germany<br />
Die Vergütung der Architekten und<br />
Ingenieure wird in Deutschland durch<br />
die Honorarordnung für Architekten<br />
und Ingenieure – die HOAI – als<br />
zwingendes Preisrecht verbindlich geregelt.<br />
Diese legt für das Architektenund<br />
Ingenieurhonorar Mindest- und<br />
Höchstsätze fest, die nur in besonderen<br />
Ausnahmefällen unter- bzw. überschritten<br />
werden dürfen.<br />
Hierin sah die Europäische Kommission<br />
eine Verletzung von EU-Recht.<br />
Nach Auffassung der Kommission verstößt<br />
die Bundesrepublik Deutschland<br />
mit der HOAI gegen die in der Europäischen<br />
Union geltende Niederlassungsfreiheit<br />
und den freien Dienstleistungsverkehr,<br />
weil das System von<br />
Mindest- und Höchsthonoraren für die<br />
Leistungen von Architekten und Ingenieuren<br />
neue Anbieter aus anderen<br />
Mitgliedsstaaten am Zugang zum deutschen<br />
Markt hindere. Die HOAI schränke<br />
insoweit die Möglichkeiten derjenigen<br />
ein, denen es weniger leicht falle,<br />
sich auf dem deutschen Markt einen<br />
Kundenstamm aufzubauen, mit von<br />
bereits in Deutschland niedergelassenen<br />
Anbietern angebotenen gleichwertigen<br />
Leistungen zu Preisen unter<br />
den verbindlichen Mindesttarifen bzw.<br />
diesen gegenüber höherwertigen Leistungen<br />
zu Preisen über den Höchsttarifen<br />
anzubieten.<br />
Die Kommission leitete daher gegen<br />
die Bundesrepublik vor dem Europäischen<br />
Gerichtshof (EuGH) ein sogen.<br />
Vertragsverletzungsverfahren ein, um<br />
feststellen zu lassen, dass die Mindest-<br />
und Höchstsätze der HOAI gegen<br />
geltendes EU-Recht verstoßen.<br />
Die Bundesrepublik hatte in diesem<br />
Verfahren die Auffassung vertreten,<br />
dass die in der HOAI festgelegten<br />
Mindest- und Höchstsätze die Niederlassungsfreiheit<br />
und den freien<br />
Dienstleistungsverkehr in der EU nicht<br />
beschränken. Im Übrigen wären etwaige<br />
Beschränkungen aber durch zwingende<br />
Gründe des Allgemeininteresses<br />
gerechtfertigt. Die Mindestsätze der<br />
HOAI seien nach Auffassung der Bundesrepublik<br />
nämlich zur Sicherung der<br />
Qualität der Planungsleistungen, des<br />
Verbraucherschutzes, der Bausicherheit,<br />
der Erhaltung der Baukultur und<br />
des ökologischen Bauens erforderlich.<br />
Die HOAI diene damit vornehmlich der<br />
Sicherung eines hohen Qualitätsstandards<br />
der Architekten- und Ingenieurleistungen.<br />
Soweit es die Höchstsätze<br />
betrifft, vertrat die Bundesrepublik<br />
die Auffassung, dass diese zur Sicherung<br />
des Verbraucherschutzes erforderlich<br />
wären, weil die Verbraucher<br />
dadurch vor überhöhten Honoraren<br />
geschützt werden.<br />
Mit seinem Urteil vom 04.07.2019<br />
(Aktenzeichen: Rs. C-377/17) hat der<br />
EuGH nunmehr entschieden, dass die<br />
in der HOAI festgelegten Mindest- und<br />
Höchstsätze geltendes EU-Recht verletzen.<br />
Zwar können Mindestsätze nach Auffassung<br />
der EuGH-Richter dazu beitragen,<br />
eine hohe Qualität der Planungsleistungen<br />
zu gewährleisten<br />
und die angestrebten Ziele (Qualität<br />
der Planungsleistungen, Verbraucherschutz,<br />
Bausicherheit, Erhaltung der<br />
Baukultur und ökologisches Bauen)<br />
zu erreichen. Allerdings dürfen in<br />
Deutschland Planungsleistungen nicht<br />
nur von Architekten und Ingenieuren<br />
erbracht werden, sondern auch von<br />
Dienstleistern, die ihre entsprechende<br />
fachliche Eignung nicht nachgewiesen<br />
haben (z.B. Bauzeichner, Fassadenbauer,<br />
Bauträger usw.). Das für die<br />
Mindestsätze ins Feld geführten Argument<br />
der Qualitätssicherung wird<br />
damit nach Meinung des EuGH von der<br />
Bundesrepublik nicht konsequent (genug)<br />
umgesetzt.<br />
Soweit es die Höchstsätze betrifft,<br />
sind die Regelungen der HOAI nach<br />
Auffassung des EuGH nicht verhältnismäßig,<br />
da das Ziel des Verbraucherschutzes<br />
auch durch das Bereithalten<br />
von Preisorientierungshilfen für die<br />
verschiedenen in der HOAI genannten<br />
Leistungsbilder erreicht werden könnte.<br />
Der EuGH hat der Bundesrepublik in<br />
seinem Urteil keine Frist für die Überarbeitung<br />
der HOAI gesetzt. Damit<br />
bleibt zwar das in den laufenden Architekten-<br />
und Ingenieurverträgen<br />
aufgrund der HOAI vereinbarte Honorar<br />
gültig. Auf eine Unterschreitung<br />
der Mindestsätze bzw. Überschreitung<br />
der Höchstsätze der HOAI wird man<br />
sich aber ab sofort nicht mehr berufen<br />
können.<br />
Auch wenn weiterhin das Honorarmodell<br />
der HOAI vertraglich vereinbart<br />
werden kann, sind nach dem Urteil<br />
vom 04.07.2019 künftig andere Vergütungsmodelle<br />
möglich, die sich etwa<br />
an dem (Zeit-) Aufwand oder einem<br />
Prozentsatz der Baukosten orientieren.<br />
Eine Unterschreitung der Mindestsätze<br />
und eine Überschreitung der<br />
Höchstsätze ist nunmehr jedenfalls<br />
möglich.<br />
Die Entscheidung des EuGH hat damit<br />
sowohl Auswirkungen auf die Honorarforderungen<br />
bereits geschlossener Architekten-<br />
und Ingenieurverträge, als<br />
auch auf deren künftige Gestaltung.<br />
Abzuwarten bleibt auch, wie die Bundesrepublik<br />
Deutschland auf das Urteil<br />
des EuGH reagieren und welche Gesetzesänderungen<br />
sie vornehmen wird.<br />
Julian M. Schlumbohm<br />
Rechtsanwalt<br />
in der Kanzlei KH&S<br />
Dr. Kruse, Hansen & Sielaff<br />
Rechtsanwälte, Fachanwälte,<br />
Notare<br />
Stuhrsallee 35, 24937 Flensburg<br />
Tel. 0461-520770<br />
(Diesen Beitrag sowie alle früheren<br />
Beiträge können Sie unter<br />
www.khs-flensburg.de nachlesen)<br />
94 FLENSBURG JOURNAL • 08/2019