WOLL Magazin Warstein Möhnesee Rüthen Sommer 2019
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<strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong><br />
7<br />
<strong>Magazin</strong> für die Sauerländer Lebensart<br />
<strong>WOLL</strong><br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
Ausgabe für<br />
<strong>Warstein</strong><br />
<strong>Möhnesee</strong><br />
<strong>Rüthen</strong><br />
WALDERKUNDUNG IM BIBERTAL<br />
<strong>WOLL</strong> begleitet <strong>Rüthen</strong>er Kinder<br />
DIE MÖHNEKRAINER<br />
Alpenklänge mit westfälischer Interpretation<br />
BELECKER REPRÄSENTANTEN<br />
Kanoniere und Nachtwächter prägen nicht nur den Sturmtag<br />
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Liebe Leserinnen und Leser,<br />
nachdem wir mit der vergangenen Ausgabe<br />
unserem <strong>Magazin</strong> für den Bereich<br />
der Städte <strong>Warstein</strong> und <strong>Rüthen</strong> sowie<br />
der Gemeinde <strong>Möhnesee</strong> ein Facelifting<br />
gegeben haben, halten Sie nun<br />
das Heft für den <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> in<br />
Händen. Zunächst einmal gilt Ihnen<br />
der Dank für die zahlreichen Rückmeldungen,<br />
die fast durchweg positiv<br />
waren und viele Anregungen brachten.<br />
Einige Leser durften wir im Rahmen<br />
des Frühlingsmarkts in Hirschberg<br />
kennenlernen. Es waren für uns schöne<br />
und motivierende Gespräche. Manche<br />
Anregungen haben wir bereits für<br />
dieses Heft aufgenommen.<br />
Neben vielen Ideen gab es auch einige<br />
Fragen. Es kam unter anderem die<br />
Frage auf, warum es das <strong>Magazin</strong> im<br />
Abonnement gibt, wenn es doch gratis<br />
ausliegt? Diese Frage ist verständlich,<br />
aber es gibt gute Gründe für ein<br />
Abonnement. Ein <strong>WOLL</strong>-Abo besitzt<br />
einige Vorteile: Sie erhalten unser<br />
<strong>Magazin</strong> per Post direkt nach Hause.<br />
Wenn es in der Auslagestelle mal<br />
vergriffen ist, brauchen Sie also nicht<br />
warten. Wenn Sie nicht in der Region<br />
wohnen, aber unsere Geschichten und<br />
Inhalte schätzen, wird das Heft auch<br />
in Bereiche fern von Arnsberger Wald,<br />
Möhne oder Wester gesandt.<br />
Unser Redaktionsteam war wieder<br />
fleißig unterwegs, um sich ein direktes<br />
Bild zu machen. Wir möchten<br />
Ihnen mit dieser Ausgabe wieder<br />
einige vergnügliche Momente mit den<br />
Geschichten aus <strong>Warstein</strong>, <strong>Rüthen</strong><br />
und <strong>Möhnesee</strong> bescheren. Es geht<br />
unter anderem um alpine Klänge,<br />
sportliche Kinder und Frauen und<br />
Orte mit besonderem Ausblick.<br />
Wir wünschen Ihnen wieder viel<br />
Freude beim Lesen und freuen uns auf<br />
Ihre Rückmeldungen.<br />
<strong>WOLL</strong><br />
Foto: Philip Stallmeister<br />
Philip M. Stallmeister, Chefredakteur<br />
Kontakt:<br />
redaktion-wmr@woll-magazin.de<br />
www.woll-magazin.de<br />
facebook.com/<strong>WOLL</strong><strong>Warstein</strong><br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 3
Nachhaltigkeit<br />
und Umwelt<br />
Unser Standort in <strong>Warstein</strong>-Niederbergheim<br />
befindet sich auf dem<br />
Gelände einer ehemaligen Ziegelei.<br />
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<strong>Magazin</strong> für <strong>Warstein</strong>, <strong>Möhnesee</strong>, <strong>Rüthen</strong><br />
<strong>WOLL</strong><br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
AUSGABE 7 • SOMMER <strong>2019</strong><br />
19<br />
36<br />
22 32<br />
44<br />
34 24<br />
03 Vorwort<br />
05 Inhalt<br />
06 Haus Kupferhammer<br />
07 I-Dötzchen aus Allagen<br />
10 Der Seher vom Möhnetal<br />
13 Der Bismarckturm am Haarstrang<br />
16 „Mensch, ist das toll hier!“<br />
Interview mit Landrätin Eva Irrgang<br />
19 <strong>Rüthen</strong>er Kinder bei Wald-Erkundung<br />
22 Attraktionen im Bibertal<br />
24 Möhnekrainer: Alpenklänge<br />
mit westfälischer Interpretation<br />
27 Stollen unter Stöckelschuhen<br />
In Günne gibt es seit zehn Jahren Frauenfußball<br />
31 <strong>Möhnesee</strong>-Messe<br />
Am 24. und 25. August im Haus Delecke<br />
32 Mit Schwimmschuhen ins Ziel<br />
Kindgerechter Triathlon<br />
34 Sauerlandrundfahrt<br />
Hirschberger Wand und Bachdurchfahrt<br />
36 Grünes Herz von Kallenhardt<br />
Dorf voller Leben<br />
40 Repräsentanten für <strong>Warstein</strong> und Belecke<br />
Nachtwächter und Kanoniere prägen nicht nur den Sturmtag<br />
42 Niederbergheim<br />
Im 14. Jahrhundert fast zur Stadt erhoben<br />
44 <strong>Warstein</strong>er Internationale Montgolfiade<br />
46 Atemberaubende Aussicht<br />
oberhalb von Allagen<br />
48 Erwin Sylvanus<br />
„Lesebuch Erwin Sylvanus“<br />
51 Impressum<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 5
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PENCIL-A Philip Stallmeister<br />
Camera Christian Clewing<br />
Museum und Begegnungsstätte<br />
Haus Kupferhammer bringt in <strong>Warstein</strong><br />
Geschichte und Gegenwart zusammen<br />
Das heutige Museum Haus Kupferhammer<br />
ist das kulturelle Zentrum<br />
<strong>Warstein</strong>s. Dort, wo früher<br />
Industrielle lebten, haben nun Kunst und<br />
Kultur sowie Stadt- und Regionalgeschichte<br />
ein gemeinsames Dach gefunden.<br />
Maßgeblichen Anteil an der heutigen Ausrichtung<br />
hat der Verein der Freunde und Förderer<br />
des Museums Haus Kupferhammer, der<br />
Ende 2008 die Trägerschaft des Hauses von<br />
der Stadt <strong>Warstein</strong> übernahm. Der Verein ließ<br />
das Gebäude renovieren und schuf neben dem<br />
Museum eine kulturelle Begegnungsstätte.<br />
Die Ausstellungsräume im Obergeschoss<br />
geben Einblick in die Industrie- und Stadtgeschichte<br />
sowie das Wohnen der Fabrikantenfamilie<br />
Bergenthal im 19. Jahrhundert.<br />
Während im Obergeschoss historische<br />
Möbel aus der Biedermeierzeit entzücken,<br />
stehen im Erdgeschoss Räumlichkeiten für<br />
Wechselausstellungen, Vorträge und Seminare<br />
zur Verfügung. Hier besteht dank der<br />
ausführlichen Renovierungsmaßnahmen die<br />
Möglichkeit der multifunktionalen Nutzung<br />
mit moderner Technik. Spannende Vorträge<br />
und Konzerte bringen im Haus Kupferhammer<br />
Geschichte und Gegenwart zusammen.<br />
Aktuelle Informationen über die Veranstaltungen<br />
und mehr gibt es auf der Homepage:<br />
www.haus-kupferhammer.de ■<br />
Zentrum für Kultur<br />
Kunst | Musik | Geschichte<br />
www.haus-kupferhammer.de<br />
6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> Verein der Freunde und Förderer des Museums Haus Kupferhammer
Mama Claudia Langeneke<br />
mit Sohn Sam (links)<br />
Mama Sabrina Wirth<br />
mit Tochter Jette (rechts)<br />
I-Dötzchen aus Allagen<br />
Zwei Frauen erinnern sich an ihren ersten Schultag<br />
PENCIL-A Camera Monika Loerchner<br />
Sie war schon bei zig ersten Schultagen<br />
dabei, doch an ihren eigenen, 1977 in<br />
der Liobaschule <strong>Warstein</strong>, erinnert sie<br />
sich kaum. „Ich war wohl sehr aufgeregt und<br />
voller Erwartungen“, erzählt die sympathische<br />
Grundschullehrerin Claudia Langeneke. Die<br />
48-Jährige unterrichtet seit dem Schuljahr<br />
1999/2000 an der Johannes-Grundschule<br />
Allagen. „Ich weiß noch, dass ich zur Anmeldung<br />
meinen riesigen Plüschhund Lumpi dabei<br />
hatte.“ Den habe sie aber vorm Eingang noch<br />
schnell der Mutter in die Tüte gesteckt. „Das<br />
war mir dann doch peinlich.“<br />
TORNISTER VON QUELLE,<br />
SCHULTÜTE VON FRANKE<br />
Ohne Stofftier, aber mit sorgsam ausgesuchter<br />
Kleidung trat die zahnmedizinische<br />
Prophylaxeassistentin und Agrarbürofachfrau<br />
Sabrina Wirth zehn Jahre später in<br />
Allagen ihren ersten Schultag an: „Es war<br />
mir sehr wichtig war, eine weiße Rüschenbluse<br />
anzuziehen, einen Rock mit Spitze und<br />
schwarze Lackschuhe mit weißen Strümpfen,<br />
die mussten auch weiße Spitze haben.“<br />
Der Tornister sei bei Quelle bestellt worden.<br />
„Da war noch nix mit Ausmessen und<br />
Anpassen. Die Schultüte hat meine Mutter bei<br />
Schreibwaren Franke gekauft“, erinnert sich<br />
die 38-Jährige. „Drin waren eine Kassette Tao<br />
Tao oder Bibi Blocksberg, Buntstifte, Süßigkeiten<br />
und ein paar Schulsachen.“ Bei Claudia<br />
Langenekes Einschulung war der Inhalt<br />
ähnlich: Süßigkeiten, Obst, ein Bleistift, ein<br />
Radiergummi und ein kleines Stofftier.<br />
„Ich bin<br />
genauso<br />
aufgeregt wie<br />
die Kinder“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 7
Claudia Langeneke als I-Dötzchen<br />
„Wir waren<br />
damals in der<br />
Schule gut<br />
aufgehoben<br />
und unsere<br />
Kinder sind es<br />
heute auch!“<br />
Sabrina Wirth als I-Dötzchen<br />
„ICH BIN GENAUSO AUFGEREGT<br />
WIE DIE KINDER“<br />
Die Lehrerin freut sich derzeit auf<br />
die neuen i-Männchen, die sie<br />
nach den Ferien übernehmen<br />
wird - darunter Jette Wirth. „Ich<br />
bin dabei genauso aufgeregt wie die<br />
Kinder“, gesteht die <strong>Warstein</strong>erin.<br />
„Und ich kann mich immer noch gut<br />
in sie hineinversetzen.“<br />
Daher tue sie alles, um den Schulanfängern<br />
ihre Ängste zu nehmen. „Ich freue mich besonders,<br />
wenn ich am ersten Tag auch von den<br />
Eltern freundlich angesprochen werde“, verrät<br />
Langeneke, die selbst Mutter zweier Kinder<br />
ist. „Sie vertrauen mir ihre Kinder an, deshalb<br />
ist mir ein gutes Verhältnis sehr wichtig.“<br />
„Jette kennt schon die Schulräume und einige<br />
Lehrer durch Kennenlerntage. So was hatten<br />
wir damals alles nicht“, erinnert sich Sabrina<br />
Wirth, „Schuldirektor Mues und viele<br />
Lehrerinnen wohnten in Allagen oder Niederbergheim,<br />
die kannten man schon vorher. Nur<br />
meine Klassenlehrerin Frau Eickhoff kam aus<br />
<strong>Rüthen</strong>.“ Der Einschulung ihrer Tochter<br />
sieht sie deutlich gelassener entgegen, als<br />
damals bei ihrem Sohn Jasper. Dadurch,<br />
dass er bei Claudia Langeneke Sportunterricht<br />
hat, konnte sie die zukünftige Klassenlehrerin<br />
ihrer Tochter zudem bereits ein bisschen<br />
kennenlernen. Und sie kann anderen<br />
Eltern verraten: Das ist eine tolle Lehrerin!<br />
WAS IST SCHLECHTER,<br />
WAS IST BESSER ALS FRÜHER?<br />
Sabrina Wirth ist sich sicher: „Wir<br />
waren damals in der Schule gut aufgehoben<br />
und unsere Kinder sind es<br />
heute auch!“ Nur was den Schulweg<br />
anbelangt, ist die Allagenerin<br />
unzufrieden. „Wir wurden damals<br />
von einem Quente-Taxi zum Kindergarten<br />
gefahren. Zur Grundschule ging<br />
es kostenlos per Schulbus.“ Nach heutigen<br />
Bestimmungen wohne die Familie jedoch<br />
100 Meter zu nah dran. „Wir bekommen für den<br />
Winter Fahrkarten, da der Schulweg zum Teil<br />
unbeleuchtet ist. Im <strong>Sommer</strong> müssen wir selbst<br />
bezahlen“, ärgert sich Wirth. Die 30 Minuten,<br />
die der Heimweg zu Fuß dauert, möchte sie<br />
ihren Kindern nach dem langen Schultag nicht<br />
zumuten.<br />
Für Claudia Langeneke hat sich vor allem das<br />
Verhältnis zwischen Lehrern und Kindern<br />
gewandelt. „Einen Lehrer zu umarmen oder mal<br />
von ihm in den Arm genommen zu werden, das<br />
war damals undenkbar. Heute ist das für uns ganz<br />
normal - ich finde das sehr schön!“ Auch hätten<br />
die Kinder heute viel mehr Freiraum und Bewegung.<br />
„Bei uns hieß es früher immer nur 'Hände<br />
auf den Tisch!' - und dann wurde gearbeitet!“<br />
Für die Grundschullehrerin ist klar: „Das hier<br />
ist mein absoluter Traumberuf. Kinder haben<br />
uns so viel zu geben - und wir ihnen auch!“<br />
DER ERSTE SCHULTAG: AUFREGEND<br />
FÜR KINDER, ELTERN UND LEHRER<br />
Nun fiebern sie alle dem ersten Tag im neuen<br />
Schuljahr entgegen: Mutter Sabrina Wirth, die<br />
ihre Tochter wieder ein Stückchen mehr loslassen<br />
muss, i-Männchen Jette, die noch ganz am<br />
Anfang der uns so prägenden Schulzeit steht,<br />
und Lehrerin Claudia Langeneke, auf der die<br />
Verantwortung lastet, den unterschiedlichsten<br />
Kindern Freude am Lernen zu vermitteln.<br />
Und für alle frischgebackenen Schulkindereltern<br />
hat die beliebte Lehrerin noch einen<br />
ganz speziellen Rat: „Glauben Sie nicht alles,<br />
was Ihnen Ihre Kinder von der Schule erzählen“,<br />
sie lacht, „dann glaube ich auch nicht<br />
alles, was sie mir von zuhause erzählen!“<br />
Wir wünschen allen Eltern, i-Männchen,<br />
Lehrerinnen und Lehrern einen tollen<br />
Schulstart! ■<br />
8 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 9
Peter<br />
Schlinkert,<br />
der Seher<br />
vom<br />
Möhnetal<br />
„Es werden zwei Menschenalter<br />
vergehen, dann wird man<br />
eine Chaussee durch das<br />
Möhnethal bauen.“<br />
PENCIL-A Christel Zidi<br />
Camera Michael Erdmann, freepik<br />
10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Nicht alles von dem, was der Seilermeister<br />
Peter Schlinkert prophezeit<br />
hat, ist uns überliefert. Im 18.<br />
Jahrhundert war er weit über das Sauerland<br />
hinaus bekannt. Von der Bewahrheitung<br />
einer seiner Vorausdeutungen können sich<br />
die Menschen im Möhnetal täglich überzeugen:<br />
Die Chaussee durch das Möhnetal ist<br />
längst gebaut.<br />
Von Mühlheim bis Himmelpforten, in den<br />
Orten Berlingsen, Brüllingsen, Delecke,<br />
Drüggelte, Ellingsen, Echtrop, Günne, Körbecke,<br />
Stockum und Wamel - bei Jung und<br />
Alt im Möhnetal kannte man die Prophezeiungen<br />
des Sehers Peter Schlinkert. Weit<br />
über die Landesgrenzen hinaus wurden sie<br />
verbreitet. Sein Charisma muss wohl deutlich<br />
spürbar gewesen sein. In heutiger Zeit<br />
wäre er wohl zum Medienstar avanciert.<br />
Trotzdem verlor Peter Schlinkert nie den<br />
Boden unter den Füßen. Als Sohn „von ehrlichen<br />
Bürgersleuten“ um 1730 in Meschede<br />
geboren, hatte Schlinkert zunächst das<br />
Seilerhandwerk gelernt. Im Siebenjährigen<br />
Krieg leistete er unter der Standarte des Kaiserlichen<br />
Kürassierregiments unter Führung<br />
des österreichischen Feldherren Serbelloni<br />
seinen Kriegsdienst.<br />
Während seiner Dienstzeit unter dem Kurfürsten,<br />
dem Kölner Erzbischof Clemens<br />
August I. von Bayern, der bekanntlich gerne<br />
von seinem Hirschberger Jagdschloss aus<br />
unterwegs war, ereignete sich für Schlinkert<br />
etwas, das sein Leben veränderte: Der Fürst<br />
wollte gerade in seinen Wagen steigen, um<br />
eine Jagdpartie zu machen, als Peter Schlinkert<br />
festen Blickes vor ihn hintrat und ihn<br />
warnt, „nun und nimmermehr“ zu fahren,<br />
weil „ein Schuss durch den Wagen geschehen<br />
wird, der auf Hochdieselben gemünzt ist“.<br />
Der Kurfürst stutzte zunächst, ließ Schlinkert<br />
vorläufig festnehmen – und bestieg ein<br />
anderes Fuhrwerk. Der ursprünglich für den<br />
Fürsten bestimmte Wagen war gerade eine<br />
Stunde weg, als der ominöse Schuss tatsächlich<br />
durch das Verdeck des Wagens hindurch<br />
fiel. Personen kamen nicht zu Schaden, aber<br />
Peter Schlinkert wurde daraufhin sofort<br />
freigelassen. Der erstaunte Fürst zahlte ihm<br />
zudem eine jährliche Pension von 25 Talern,<br />
die er bis an sein Lebensende erhielt. Auch<br />
der Bitte Schlinkerts um Entlassung aus<br />
dem Militärdienst kam er nach.<br />
Von dem Geld hätte Peter Schlinkert<br />
natürlich gut leben können. Aber<br />
Müßiggang war nicht sein Ding.<br />
Also gedachte er des alten deutschen<br />
Sprichwortes „Handwerk hat goldenen<br />
Boden“ und nahm seinen Beruf als<br />
Seiler wieder auf. Die Dörfer und Höfe<br />
des Haarstrangs und Möhnetals erschienen<br />
ihm als gute Absatzquellen. Und so zog er<br />
denn von einem Hof zum nächsten und verkaufte<br />
seine Pflugleinen und Windseile, die<br />
er, wie es hieß, „redlich, fleißig und treu im<br />
Schweiße seines Angesichts“ gefertigt hatte.<br />
Schlinkert war nicht nur ein vortrefflicher<br />
Seilmacher, er verstand es auch, die Familien<br />
seiner Arbeitgeber am traulichen Herdfeuer<br />
gut zu unterhalten. Er erzählte von den Feldzügen,<br />
von den Eroberungen der Serbelloni-Kürassiere<br />
und von seinen Kriegskameraden.<br />
Bei solchen Gelegenheiten stellte der<br />
Hausherr auch gern mal einen Schnaps auf<br />
den Tisch, den der Handwerker nicht verschmähte.<br />
Selbst wenn er in seltenen Fällen<br />
mal einen Schluck über den Durst genommen<br />
hatte, so litten doch seine Berufspflichten<br />
nicht darunter. Gern schäkerte er mit<br />
der Jugend, machte auch Scherze – kurzum<br />
er war ein gern gesehener und vortrefflicher<br />
Unterhalter.<br />
Am wohlsten fühlte sich Peter Schlinkert, der<br />
schon früh Witwer geworden war, auf dem<br />
Mühlenschulzen-Hof in Stockum. Dieser<br />
Hof wurde in den Schatzungslisten des 16.<br />
Jahrhunderts erwähnt, die Stockumer Mühle<br />
bereits um 1300. Viele Jahre später musste<br />
der Hof Mühlenschulte - ebenso wie rund<br />
20 Häuser unterhalb Stockums - dem 1913<br />
aufgestauten See weichen. Die Grundrisse der<br />
„Von Stockum<br />
aus trieb es ihn<br />
oft nächtlichen<br />
Dunkel an<br />
die Ufer der<br />
Möhne“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 11
einst versunkenen Anwesen treten übrigens<br />
in sehr seltenen Fällen wieder ans Tageslicht.<br />
Aber zurück in die Vergangenheit: Auf dem<br />
Mühlenschulzen-Hof wurde Peter Schlinkert<br />
nicht nur gut bezahlt, sondern er wurde auch<br />
gut und freundlich bewirtet. Man betrachtete<br />
ihn fast schon als zum Hof zugehörig. Sein<br />
Rat auch zu landwirtschaftlichen Fragen<br />
wurde hoch geschätzt.<br />
Von Stockum aus trieb ihn oftmals ein „ …<br />
unnennbares Etwas, beim Zwielichte oder<br />
im nächtlichen Dunkel jedem unwiderstehlichen<br />
Hange zu folgen, der ihn die Höhen<br />
der Haar, an die Ufer der Möhne oder in die<br />
schauerliche Waldeinsamkeit der benachbarten<br />
Drostheide führte“. Mit Schlinkerts<br />
Weissagungen befasste sich Ludwig F. von<br />
Schmitz in seinem Buch „Peter Schlinkert.<br />
Seher im Möhnethale (1850)“ sehr intensiv.<br />
Dort ist auch von der „Schlacht am Birkenbaum“<br />
(zwischen Unna, Hamm und Werl)<br />
zu lesen. Ein Zeitgenosse Schlinkerts, der<br />
Seher „Bauer Jasper“ aus Dortmund sah sie<br />
ebenfalls voraus: „Am Birkenbaume wird<br />
die Armee des Westens gegen die Armee des<br />
Ostens eine furchtbare Schlacht kämpfen<br />
und nach vielen blutigen Opfern den Sieg<br />
erringen. Nach diesen Tagen des Unglücks<br />
und Jammers kehret aber Freude und Frieden<br />
in Deutschland ein…“<br />
Am 22. Januar 1854 wollen zahlreiche Büdericher<br />
gesehen haben, dass gegen Abend ein<br />
riesiges Heer, mit Infanterie, Kavallerie und<br />
zahlreichen Wagen, auf der Haar von Schlückingen<br />
nach Schafhausen gezogen ist. Das<br />
Ereignis wurde auch durch die überregionale<br />
Presse aufgenommen und schließlich sogar<br />
durch einen, durch die Regierung beauftragten<br />
Professor untersucht. Ob Schlinkert<br />
in seiner Vision diese Truppenbewegung als<br />
Schlacht gesehen<br />
hat und nicht eine<br />
künftige, ist fraglich.<br />
Die Weissagung<br />
einer Schlacht am Birkenbaum<br />
gibt es auch in anderen<br />
Quellen. Bereits 1701 wurde<br />
in einer von Jesuiten aus Köln<br />
veröffentlichten Prophezeiung darauf<br />
hingedeutet: „Am Birkenwäldchen, nahe<br />
Budberg, wird dieses Treffen beginnen“.<br />
Der Mythos der Schlacht am Birkenbaum<br />
beziehungsweise -wald wurde vielfach aufgegriffen.<br />
Die Stadt Werl hat beispielsweise<br />
eine Radtour danach benannt. Schlinkert<br />
wird noch eine andere Voraussage zugewiesen<br />
und zwar die einer „letzten großen<br />
Schlacht auf deutschem Boden bei dem Dorfe<br />
Schmerlecke“. Aus historischer Sicht sind die<br />
Geschichten des Seilermeisters wohl als gute<br />
Unterhaltung seiner Kundschaft und Bekannten<br />
zu interpretieren. In dieser Zeit dürften die<br />
Orte des Hellwegs wie Budberg, Holtum oder<br />
Schmerlecke im Möhnetal zwar bekannt gewesen,<br />
aufgrund der nicht vorhandenen Mobilität<br />
aber eher selten oder gar nicht von den Möhnetalern,<br />
vielfach Leibeigene, aufgesucht worden<br />
sein. Sie waren im wahren Sinne des Wortes<br />
„über dem Berg“. Die ständigen Truppenbewegungen<br />
der alten Heeresstraße waren damit<br />
einem charismatischen Erzähler wie Schlinkert<br />
wohl guter Stoff, um Prophezeiungen kundzutun<br />
und sich einen bis heute bestehenden Ruf<br />
zu erarbeiten. Ob man die Weissagungen des<br />
Sehers nun für bare Münze nimmt, ist jedem<br />
Einzelnen überlassen. Zutreffende Voraussagen<br />
über Brände auf diversen Gehöften in<br />
Echtrop und auch dem Mühlenschulzen-Hofe<br />
Jahrzehnte nach Schlinkerts Tod werden ihm<br />
ebenfalls zugesagt. Eine bemerkenswerte Persönlichkeit<br />
war der Seher auf jedem Fall. ■<br />
12 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Der Bismarckturm am Haarstrang:<br />
Einblicke und Ausblicke<br />
Sechs junge Turmfalken fühlen sich in Fensternische wohl<br />
PENCIL-A Camera Jürgen Funke<br />
Seit 85 Jahren steht er schon auf der<br />
höchsten Stelle des Haarstrangs<br />
zwischen <strong>Möhnesee</strong> und Soest: der<br />
Bismarckturm an der Kreuzung der Bundestraßen<br />
B 229 (Langenfeld (Rheinland)<br />
- Soest) und B 516 (Werl - Brilon), die über<br />
die Haar verläuft. Das wuchtige, 18 Meter<br />
hohe Gebäude zählt zu den Wahrzeichen<br />
der Gemeinde <strong>Möhnesee</strong>. In seinem Inneren<br />
gibt es für Besucher an Sonn- und Feiertagen<br />
vormittags Interessantes über die Geologie<br />
und Geschichte der Region zu entdecken.<br />
Das ausliegende Gästebuch beweist, dass<br />
viele Besucher positiv überrascht sind über<br />
die vielfältigen Informationen.<br />
Dass dieses denkmalgeschützte Gebäude<br />
auch heute noch seinen Beitrag zur touristischen<br />
Infrastruktur der Region <strong>Möhnesee</strong><br />
leistet, ist dem Heimatverein <strong>Möhnesee</strong> zu<br />
verdanken. Rund ein Dutzend Mitglieder<br />
kümmern sich ehrenamtlich um die Prä-<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 13
Sechs junge<br />
Falken<br />
kuscheln sich<br />
im Turm eng<br />
aneinander<br />
sentation und den Erhalt. Als Turmwärter<br />
geben sie während der Öffnungszeiten gern<br />
Erläuterungen. Zu ihnen zählt auch Horst<br />
Glander aus Körbecke. In diesem Frühsommer<br />
wurden draußen am Fuß des Turmes<br />
neue Informationstafeln aufgestellt. Da<br />
kann der Besucher sehen, welches<br />
Ziel er als nächstes ansteuern<br />
könnte, zum Beispiel das<br />
Naturschutzgebiet Kleiberg<br />
(Anmerkung der Redaktion:<br />
<strong>WOLL</strong> 6/Frühling<br />
<strong>2019</strong>).<br />
Die Errichtung von<br />
Bismarcktürmen war<br />
nach dem Tode des<br />
ersten deutschen Reichskanzlers<br />
Otto Fürst von<br />
Bismarck 1898 im ausgehenden<br />
Kaiserreich große Mode.<br />
Viele Kommunen wollten somit ihre<br />
Hochachtung für den verstorbenen preußischen<br />
Politiker kundtun. Auch in Hamburg,<br />
im Hafenviertel St. Pauli, wurde solch ein<br />
Turm gebaut.<br />
Wenn Horst Glander und die weiteren Mitstreiter<br />
des Heimatvereins im Frühsommer<br />
die oberste Etage betreten, gilt der erste<br />
Blick dem Nest mit sechs jungen Falken.<br />
Per Kamera und Monitor ist alles bestens zu<br />
sehen. In der oberen Fensternische über dem<br />
Eingang brütet jedes Jahr ein Falkenpärchen.<br />
Der Brutverlauf und –erfolg wird seit sieben<br />
Jahren dokumentiert. „In diesem Jahr sieht es<br />
ganz gut aus“, sagt Horst Glander. Die sechs<br />
jungen Falken kuscheln sich eng aneinander<br />
und warten darauf, dass die Eltern ihnen<br />
frisch erbeutete Mäuse bringen. Haben die<br />
putzigen Vögel erst einmal ihren Flaum verloren<br />
und Federn gebildet, dauert es nicht mehr<br />
lange und sie starten zu ihrem ersten Flug.<br />
Als Mäusejäger sind Falken nützliche<br />
Vögel. Man erkennt den Greifvogel in der<br />
Natur oft daran, dass er auf einer Stelle<br />
verharrend „rüttelt“. Daher auch der Name<br />
Rüttelfalke. Hat er aus der Luft eine Feldmaus<br />
entdeckt, stürzt er pfeilschnell herab<br />
und schnappt sich mit seinen scharfen<br />
Krallen die Beute. Bis zum Herbst leben<br />
die Jungtiere mit ihren Eltern zusammen.<br />
Auch in Städten lassen sich die Falken<br />
beobachten. Sie nisten in Nischen von<br />
Türmen, Kirchen und hohen Bäumen.<br />
Dort übernehmen sie die fertigen Nester<br />
von Krähen und Eichhörnchen. In Arns-<br />
Horst Glander vom Heimatverein<br />
14 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
erg gibt es ein<br />
Turmfalkenpaar im<br />
Limpsturm, einem<br />
der erhaltenen<br />
Stadttürme. Das<br />
Paar hat ebenfalls<br />
Nachwuchs<br />
bekommen. Auch<br />
hier können sie per<br />
Kamera auf dem<br />
Monitor beobachtet<br />
werden.<br />
Der Bismarckturm<br />
ist nicht außergewöhnlich hoch, liegt<br />
jedoch in exponierter Lage. Fernsicht gibt<br />
es in alle Richtungen. Die Kirchtürme von<br />
Soest sind bei normalem Wetter vom Nordfenster<br />
aus gut zu erkennen. Dahinter liegen<br />
die Beckumer Berge. Über Erwitte bis zum<br />
Teutoburger Wald geht der Blick in Richtung<br />
Osten. Im Westen kann man die Kühltürme<br />
der Kraftwerke an der Lippe und ab und zu<br />
sogar den Dortmunder Fernsehturm sehen.<br />
<strong>Möhnesee</strong> und der Naturpark Arnsberger<br />
Wald liegen südlich.<br />
Norddeutschen Tiefebene und den waldreichen<br />
Mittelgebirgen. Das wasserdurchlässige<br />
Kalksteingebirge des Haarstrangs<br />
bricht hier ab und es beginnt das quellreiche<br />
Gebirge des Sauerlandes, das aus<br />
Schiefer und Grauwacke besteht. Schüler<br />
aus Körbecke haben eine Informationstafel<br />
gebastelt, auf der die unterschiedlichen<br />
Gesteinsformationen verdeutlicht sind. ■<br />
Tolle<br />
Fernsicht<br />
in alle<br />
Richtungen<br />
Wer die Stufen hochsteigt, kommt zunächst<br />
an dem Modell eines historischen Turms<br />
mit beweglichen Flügeln vorbei. So sah<br />
eine Station der Königlich-Preußischen<br />
Optischen Telegraphenlinie aus. Der Haarstrang<br />
wurde 1832 Bestandteil dieser Linie.<br />
Eine Depesche von Berlin nach Koblenz<br />
konnte in 90 Minuten übermittelt werden.<br />
Ein reitender Bote hätte drei bis vier Tage<br />
gebraucht. 62 Stationen wurden für die<br />
588 Kilometer lange Strecke gebaut, alle in<br />
Sichtkontakt zueinander. Nr. 40 war in der<br />
Nähe des viel später errichteten Bismarckturms.<br />
Diese Art der Kommunikationsübermittlung<br />
sorgt bei heutigen Jugendlichen<br />
– im Zeitalter von Smartphones und<br />
Internet – für Stirnrunzeln.<br />
Pökeltag<br />
in den westfälischen Salzwelten<br />
am 3. Oktober <strong>2019</strong> von 11 bis 17 Uhr<br />
Geologische Informationen gibt es im<br />
Untergeschoss: Der Haarstrang und das<br />
Möhnetal bilden die Grenze zwischen der<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 15
„Mensch, ist das toll hier!“<br />
Landrätin Eva Irrgang im Interview mit <strong>WOLL</strong> über<br />
ihre Wahlheimat Soest und deren Zukunftsfragen<br />
PENCIL-A Hermann-J. Hoffe<br />
Camera Philip Stallmeister<br />
Eva Irrgang kam aus dem Ruhrgebiet<br />
in den Kreis Soest und ist seit dem<br />
Jahr 2007 Landrätin dieses westfälischen<br />
Kreises mit mehreren Gesichtern: im<br />
Norden das Münsterland, in der Mitte die<br />
Soester Börde und im Süden das Sauerland.<br />
<strong>WOLL</strong> hat Landrätin Eva Irrgang an einem<br />
ihrer Lieblingsplätze am <strong>Möhnesee</strong> unterhalb<br />
des Torhauses getroffen und im Interview<br />
Fragen rund um die Gegenwart und<br />
Zukunft des Kreises Soest beantwortet.<br />
<strong>WOLL</strong>: Sauerländerin oder …?<br />
Eva Irrgang: Ich sehe mich als Südwestfälin.<br />
<strong>WOLL</strong>: Als Landrätin für den Kreis Soest sind Sie<br />
auch zuständig für die Städte und Gemeinden im<br />
Kreis, die sich dem Sauerland zugehörig fühlen.<br />
Gibt es aus Ihrer Sicht Unterschiede zwischen Sauerländer<br />
Ortschaften und denen im Kreis Soest?<br />
Eva Irrgang: Ja, die gibt es bestimmt. Wir haben<br />
14 Kommunen im Kreis Soest, die alle sehr unterschiedlich<br />
sind. Eine Kommune in der Soester<br />
Börde oder in Lippetal empfindet sich natürlich<br />
anders als <strong>Möhnesee</strong>, <strong>Warstein</strong> oder <strong>Rüthen</strong>, die<br />
ja schon das „Tor zum Sauerland“ bilden. Da gibt<br />
es auch menschliche Unterschiede in den einzelnen<br />
Regionen.<br />
<strong>WOLL</strong>: Die Region der fünf Kreise Soest, HSK,<br />
MK, OE und SI nennt sich Südwestfalen. Wie<br />
gut kennen Sie sich in dieser großen Region aus?<br />
Eva Irrgang: Durch die gute Zusammenarbeit<br />
der Kreise komme ich sehr viel herum, auch<br />
innerhalb der einzelnen Kreise und somit<br />
auch in Dörfern, die man sonst vielleicht nicht<br />
auf dem Schirm gehabt hätte. Dort haben<br />
wir Veranstaltungen gemacht wie „Gespräche<br />
auf der Haferkiste“ oder Dorfgespräche.<br />
Auch unser Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat<br />
16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Zukunft“ ermöglicht tiefe Einblicke.<br />
Dabei sieht man dann,<br />
was für tolle Initiativen alleine<br />
in unseren Dörfern bestehen.<br />
Das ist in Südwestfalen ein<br />
Pfund. Da kann sich so manche<br />
Region eine Scheibe von<br />
abschneiden, finde ich.<br />
<strong>WOLL</strong>: Welche Themen und<br />
Zukunftsfragen stehen in den<br />
kommenden Jahren vorrangig<br />
auf der Prioritätenliste?<br />
Eva Irrgang: Digitalisierung<br />
wird passieren, mit uns oder<br />
ohne uns. Die Kommunen und<br />
Verwaltungen müssen beim<br />
Thema Breitbandversorgung<br />
mitgehen, weil der Bürger das<br />
erwartet: „So, macht mal, ich<br />
möchte jetzt alles elektronisch<br />
haben.“ Durch das neue Online-Zugangsgesetz<br />
liegt unser<br />
Ziel im Jahr 2022. Wir haben<br />
es bereits geschafft, viele Haushalte direkt<br />
anzubinden. Der Ausbau bis zu 5G wird allerdings<br />
noch dauern. Darüber hinaus ist das<br />
Thema Südwestfalen definitiv weiterhin aktuell.<br />
Unsere Bewerbung für die Regionale 2025<br />
wurde angenommen, was uns sehr freut.<br />
Die neue Regionale hat Städteförderungsfacetten,<br />
aber auch viele digitale Ansätze,<br />
und da schließt sich dann der Kreis wieder.<br />
Bildung ist immer ein zentrales Thema. Doch<br />
alles hat mit einer guten Infrastruktur zu tun.<br />
Wobei die Infrastruktur für Dörfer noch mal<br />
eine ganz andere Angelegenheit ist. Wie ist<br />
man dort verkehrstechnisch angebunden? Wir<br />
tun ganz viel dafür, dass die Landflucht gestoppt<br />
wird. Es muss interessant sein in den<br />
Dörfern, damit junge Leute bleiben oder wiederkommen.<br />
Das ist das große Ziel, das wir<br />
gemeinsam haben: attraktiv sein und attraktiv<br />
bleiben durch eine gute Verkehrsanbindung.<br />
Über das Lebensumfeld in unseren Dörfern<br />
brauchen wir nicht zu sprechen. Schöner geht<br />
nicht. Aber nur schön reicht nicht.<br />
<strong>WOLL</strong>: Die Entfernungen zu den westfälischen<br />
Großstädten ist nicht wirklich weit, oder?<br />
Eva Irrgang: Genau, wir haben ein sehr gutes<br />
Anbindungsnetz, was die Autobahnen angeht.<br />
Sowohl ins Ruhrgebiet als auch ins Rheinland<br />
kommen wir sehr schnell. Und wir haben Flughäfen<br />
in der unmittelbaren Nähe, das ist natürlich<br />
auch eine besondere Qualität.<br />
<strong>WOLL</strong>: Als ehemaliges Mitglied des Bundesbeirates<br />
für Integrationsberufe können Sie<br />
vielleicht die folgende Frage beantworten:<br />
Wie klappt die Integration ausländischer<br />
Mitbürger bei uns, im Süden von Westfalen?<br />
Auch über Soest hinaus, in der ganzen Region.<br />
Ist die auf einem guten Weg?<br />
Eva Irrgang: Ja, ich denke schon. Die<br />
Integration fängt jetzt auch erst<br />
an. Soest hat es schon damals<br />
geschafft, als die Not groß<br />
war und die Stadt selbst<br />
eine Flüchtlingsunterkunft<br />
betreiben musste.<br />
Wir haben das mit Herzblut<br />
gemacht. Jetzt geht<br />
es darum, diese Menschen<br />
zu integrieren. Das<br />
beginnt in den Häusern,<br />
mit unseren Behörden, mit<br />
unseren Integrationsämtern,<br />
wo wir die Menschen aufnehmen,<br />
betreuen und verteilen. Wichtig<br />
ist es, bereits bei den Kindern anzufangen.<br />
Durch die Gastarbeiter mussten wir in Deutschland<br />
schon früher viele Menschen integrieren,<br />
erst die Italiener, dann die Türken. Dann hatten<br />
wir viele Polen, später die Griechen. Das ist eine<br />
bunte Gesellschaft und wir sind eine tolerante Gesellschaft.<br />
So nehme ich uns wahr. Ich persönlich<br />
möchte, dass das so bleibt. Meinem drei Monate<br />
alten Enkelkind und der gesamten Generation<br />
würde ich gerne eine so bunte und tolerante Gesellschaft<br />
übergeben. Vor zwölf Jahren habe ich<br />
gesagt: „Integration in meinem Kreis ist Chefinnen-Sache.“<br />
Damals lag viel im Argen. Ich wollte,<br />
dass wir hier vorangehen und als einer der ersten<br />
Kreise haben wir ein kommunales Integrations-<br />
„Digitalisierung<br />
wird<br />
passieren,<br />
mit uns oder<br />
ohne uns“<br />
Landrätin Eva Irrgang mit <strong>WOLL</strong><br />
Herausgeber Hermann-J. Hoffe beim<br />
Interview am <strong>Möhnesee</strong><br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 17
zentrum gegründet. Hinterher hat sich das Land dann auch daran<br />
beteiligt. Ich habe Integration immer schon als etwas angesehen,<br />
für das wir Sorge tragen müssen. Meckern reicht nicht, man muss<br />
sich kümmern.<br />
<strong>WOLL</strong>: Was hat der Kreis Soest, was die anderen Kreise in<br />
Südwestfalen nicht haben?<br />
Eva Irrgang: Ich glaube, es ist unsere Vielfalt. Wenn man sich den<br />
Kreis Soest anguckt, verglichen mit dem Hochsauerland, ist die Landschaft<br />
vollkommen anders. Wir haben Berge und Wald. Wir haben<br />
unsere Seen, darunter den schönen<br />
<strong>Möhnesee</strong>, unser „Westfälisches<br />
Meer“. In der Soester Börde sieht es<br />
dann wieder ganz anders aus. Und<br />
im Lippetaler Raum sind wir schon in<br />
der Münsterländer Parklandschaft.<br />
Somit hat der Kreis Soest eine sehr<br />
heterogene Landschaft. Ähnlich sind<br />
die Menschen und die vielen Unternehmen<br />
im Kreis Soest. Wir haben<br />
eine große Palette an Weltmarktführern<br />
und Riesenunternehmen.<br />
Aber Soest hat auch eine große Breite an Unternehmen, die noch inhabergeführt<br />
sind, sowie familiengeführte Unternehmen. Das ist unser<br />
Rückgrat. Da werden die Arbeitsplätze geschaffen und die müssen wir<br />
pflegen. Ich glaube nicht, dass es Mentalitätsunterschiede zwischen<br />
Soest und den anderen Kreisen gibt. Ich sage mal so, einen Sauerländer<br />
Sturkopf, den haben wir auch. Hartnäckigkeit und Beständigkeit nenne<br />
ich das, aber das haben wir Westfalen doch sowieso an uns, oder? Ich<br />
bin bekennende Westfälin und glaube, die Klammer Westfalen sollte<br />
uns allen wichtig sein. Ich stamme aus dem Ruhrgebiet und wohne nun<br />
seit über 30 Jahren im Kreis Soest. Das ist mein Zuhause geworden.<br />
Meine Heimat. Damals in der Schule wurde uns beigebracht: „Die Soester<br />
Börde, die Kornkammer Westfalens.“ Das stand in den Lehrbüchern<br />
und ist so als Sinnbild hängengeblieben.<br />
mmer-2018.qxp_Layout 1 18.06.18 12:32 Seite 1<br />
<strong>WOLL</strong>: Wenn Sie mal ins Sauerland reisen, wo sind da Ihre<br />
Lieblingsplätze?<br />
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Eva Irrgang: Diese Stelle hier am <strong>Möhnesee</strong> ist wirklich einer meiner<br />
Lieblingsplätze. Hier gehe ich oft mit meinem Golden Retriever<br />
spazieren. Wenn ich mal Zeit habe, dann fahren wir gerne zum<br />
Torhaus. Ich bin auch sehr gerne oben auf dem Kahlen Asten, weil<br />
ich da erst mal den schönen Ausblick habe und die Landschaft genießen<br />
kann, die Heide, das mag ich sehr. Ich bin ein Mensch, der<br />
auch mal gerne im Wald läuft. Ich wohne direkt am Haarstrang<br />
in Wickede, aber ich brauche Weite, wenn ich unterwegs bin und<br />
den Kopf frei kriegen will. Ich gucke dann gerne in die Landschaft.<br />
Im <strong>Sommer</strong> bin ich gerne im Wald, aber lieber irgendwo ganz<br />
oben, um den Blick schweifen zu<br />
lassen. In meinem Beruf ist es ja<br />
auch wichtig, einen Überblick zu<br />
behalten. Ich liebe es wirklich,<br />
wenn wir sagen: „Mensch, wir<br />
fahren mal eben rauf, auf den<br />
Kahlen Asten, und laufen da ein<br />
Stückchen.“<br />
<strong>WOLL</strong>: Was für Entwicklungen<br />
erhoffen Sie sich in den kommenden<br />
Jahren im Kreis Soest?<br />
Eva Irrgang: Ich hoffe, dass alles, was wir gemeinsam angestoßen<br />
haben, feste Wurzeln bekommt. Damit wir weiterhin<br />
eine Region sind, die „wer“ ist im Reigen von Westfalen. Jeder<br />
weiß, wie wichtig es ist, Ärzte dauerhaft in den Kreis zu<br />
holen. Wir im Kreis Soest haben einen speziellen Arztlotsen,<br />
der nichts anderes tut, als sich dieser Aufgabe zu widmen.<br />
So ist es uns gelungen, sechs Ärzte in den Kreis Soest zu bekommen<br />
und zu halten. Ärztliche und pflegerische Versorgung<br />
sind die brennenden Themen, was die Ängste der Menschen<br />
angeht. Ich wünsche mir, dass wir das jetzt in Angriff nehmen.<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein zentrales Thema,<br />
aber auch die Positionierung als touristische Marke. Wir haben<br />
es hier schön und man kann hier wirklich noch sehr gut wohnen.<br />
Der Begriff „lebenswert“ passt sehr gut. Darüber hinaus findet<br />
sich hier ein sicherer Arbeitsplatz und eine gute Chance zur Integration<br />
für jeden Menschen, egal wo er herkommt. Wir müssen<br />
stark daran arbeiten, damit das auch in den nächsten Jahren so<br />
bleibt. Ich bin mir sicher, dass uns das gelingt, auch wenn das<br />
kein Selbstläufer ist und man viel dafür tun muss. Und wenn<br />
wir dann in dreißig Jahren noch hier sitzen und sagen können:<br />
„Mensch, ist das toll hier!“, dann ist das klasse.<br />
Das <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong> bedankt sich bei der Landrätin Eva Irrgang<br />
für das ehrliche und informative Interview! ■<br />
18 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Über Stock und über Stein durchs Bibertal<br />
<strong>WOLL</strong>-Reporter begleiten <strong>Rüthen</strong>er Kinder bei Wald-Erkundung<br />
Viele Kinder bewegen sich zu wenig, sagt<br />
man. Zu oft sitzen sie vor dem TV oder<br />
spielen an Multimedia-Geräten herum.<br />
Dabei ist den Eltern klar: Die Kleinen<br />
müssten öfter raus in die Natur! In<br />
<strong>Rüthen</strong> hat man sich etwas einfallen lassen:<br />
Jeden Freitag besuchen einige Kindergartenkinder<br />
den Wald im Bibertal.<br />
Aus dem „Biberschiff“ am Parkplatz<br />
hören wir sie schon singen, als wir<br />
uns der Gruppe nähern. Zwölf<br />
Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren<br />
und vier Frauen, die sie heute begleiten,<br />
haben sich schon auf uns gefreut. Sie sind<br />
aber auch ein wenig gespannt darauf, was da<br />
wohl auf sie zukommt. Fotos sollen gemacht<br />
werden - das kennen sie natürlich. Aber<br />
Jürgens Kamera ist irgendwie größer als die<br />
von zuhause. Und Interviews mit Britta? Na,<br />
mal abwarten!<br />
Eigentlich sind sie ja auch zum Spielen hergekommen.<br />
Die Truppe macht sich mit uns<br />
auf zur Brücke über die Biber und vorbei<br />
am großen Spielplatz. Nein, heute wird dort<br />
nicht geturnt. Heute geht’s in den Wald.<br />
Und während ich noch Ausschau halte nach<br />
einem Weg, der uns dort hineinführt, sehe<br />
ich schon Moritz, Jule, Paul und Justus einen<br />
recht steilen Hang hinaufkrabbeln. Oh, die<br />
trauen sich was! Ben, Leno, Franziska, Joris<br />
und Stefan spurten hinterher.<br />
MOTORIK UND SELBSTVERTRAUEN<br />
WACHSEN STETIG<br />
„Die waren nicht immer so mutig“, erzählt<br />
Bettina Grawe. Die Erzieherin ist eine der<br />
Damen, die sich ehrenamtlich um die Waldspielgruppe<br />
kümmert. „Seit wir vor gut einem<br />
Jahr die ersten Touren in den Wald unternommen<br />
haben, kann man stetig beobachten, wie<br />
PENCIL-A Britta Melgert<br />
Camera Jürgen Eckert<br />
Image vecteezy.com<br />
„Fantasie<br />
entwickeln<br />
die Kinder<br />
hier ganz<br />
nebenbei“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 19
„Die Motorik<br />
und das<br />
Selbstvertrauen<br />
der Kids<br />
verändern<br />
sich“<br />
sich die Motorik und das Selbstvertrauen der<br />
Kids verändern.“ Inzwischen haben wir alle<br />
das Plateau erreicht und stehen vor einem<br />
Haufen mit Fichtenzapfen, den die Gruppe<br />
kürzlich hier angelegt hatte. Große Freude!<br />
Er ist noch da!<br />
Waldluft macht hungrig, und so lassen sich<br />
die Kinder auf dem weichen Moos nieder,<br />
um ihr Frühstück zu genießen. „Süßigkeiten<br />
sind hier im Wald nicht erlaubt“, erklärt uns<br />
Heike Lehle-Ströcker. „Wenn da was liegen<br />
bliebe, wäre das fatal für die Tiere.“ Die<br />
Kinder haben stattdessen Butterbrote, Obst<br />
und Gürkchen in ihren Dosen. Leno verrät:<br />
„Frühstücken finde ich hier echt klasse!“<br />
KANONE, BÜFFEL, SPINNE<br />
UND SCHMUTZIGE POPOS<br />
Sophia hat auf einem Baumstumpf etwas<br />
Harz entdeckt. „Ich leg da besser mal ’ne<br />
Tischdecke drauf“, sagt sie, und sammelt<br />
einige Stückchen Moos ein, die sie ordentlich<br />
auf der Schnittfläche drapiert, damit<br />
sich niemand die Hose verschmiert. Dass<br />
fast alle sowieso schon einen schmutzigen<br />
Popo haben – egal!<br />
Janusch will uns unbedingt zeigen, was ihm<br />
hier im Fichtenwald am besten gefällt: „Dort<br />
ist ein abgeknickter Baum, der sieht aus wie<br />
eine Kanone!“ Fantasie muss man haben! „Ja,<br />
die entwickeln die Kinder hier ganz nebenbei“,<br />
erklärt Claudia Knapp. „Da wird dann aus<br />
einem Holzgestell eine Waldspinne oder aus<br />
einem umgestürzten Baum ein Büffel.“<br />
JEDE MENGE SPASS,<br />
AUCH OHNE WLAN<br />
Alle Kinder sind beschäftigt, teils allein, teils<br />
in kleinen Gruppen. Es gibt kein „richtiges“<br />
Spielzeug und keine Vorgaben, aber sichtlich<br />
jede Menge Spaß. Immer wieder zählen die<br />
Frauen durch - ja, es sind noch alle da. „Uns<br />
büxt schon keiner aus“, sagt Bettina Grawe<br />
und lacht, während Maya uns einen Strauß<br />
aus Gräsern gepflückt hat. Wie lieb!<br />
Für uns wird es Zeit zu gehen, aber die Kinder<br />
dürfen noch weiterspielen hier draußen<br />
im Wald, ganz ohne Steckdose und WLAN.<br />
Jeden Freitag lernen sie hier etwas fürs<br />
Leben. Und seit heute können sie zusätzlich<br />
auch noch das mit den Interviews. ■<br />
20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Ein Überblick über die<br />
Attraktionen im Bibertal<br />
PENCIL-A Camera Silvia Padberg<br />
GESUNDHEIT DURCH<br />
WASSER<br />
Während Kinder im Tal<br />
der Sinne ihren Spaß<br />
finden, fördern Eltern<br />
nach Kneipp´scher Art in<br />
dem Wassertretbecken<br />
ihre Gesundheit.<br />
Südlich der Kernstadt <strong>Rüthen</strong> befindet<br />
sich das Bibertal. Der Biber begrüßt<br />
die Gäste schon am Eingang - in<br />
Form einer Holzskulptur. Hier beginnt<br />
das Fichtental, das vom Bachlauf der sich<br />
hindurchschlängelnden Biber durchzogen<br />
ist. Absolute Idylle erwartet den Besucher<br />
nach der Renaturierung. Das gesamte Areal<br />
wurde umgestaltet und aufwertet und bietet<br />
nun Erlebnisse für Groß und Klein.<br />
22 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
SPIELANLAGE MIT WASSERSANDSPIELPLATZ<br />
Kinder können sich auf der neu gestalteten Spielanlage<br />
und am Wasserspielplatz auf Abenteuertour begeben, während<br />
Eltern und Großeltern auf Ruhebänken Platz finden<br />
oder unter schattigen Bäumen entspannen können.<br />
Abwechslung gibt es im „Kletterhafen“. Hier ist es möglich,<br />
von einer Plattform auf die Nächste zu balancieren<br />
oder einen Parcours aus Hängeseilen und Hängebrücken<br />
bis zum hohen Turm zu absolvieren. Vergnügen bereitet<br />
der Rutsch durch die Rohrrutsche und - plumps - landet<br />
man auf Sand. Viele weitere Attraktionen, wie eine große<br />
Seilbahn, ein Drehkarussell, und ein Bolzplatz können<br />
erkundet werden. Wenn die kleinen Racker mal eine Pause<br />
brauchen, finden sie die in der Nestschaukel.<br />
Matschen, Tollen, Toben und zu kleinen Bibern werden -<br />
das ermöglicht der Wassersandspielplatz am seichten Flusslauf<br />
des Bibers. Es ist ein Eintauchen in die Geheimnisse<br />
der Natur und dem Element des Wassers. Das Lebenselixier<br />
erlebt auf diesem Platz eine Faszination, die die Grenze zwischen<br />
den Generationen wahrlich fließend erscheinen lässt.<br />
Ein Riesenspaß, wenn Mama plötzlich von Wasser getroffen<br />
wird, weil Papa selbst an der Spritzpumpe steht. Oder wenn<br />
der sogar selbst beim Staudammbau mithilft.<br />
Selbständig schöpfen die Kleinen das Wasser mit einem<br />
großen Löffel an Land, bauen Sandburgen, backen Kuchen<br />
oder spritzen direkt mit einer Pumpe das Wasser im hohen<br />
Bogen zurück in den Bach. Angrenzend lugt der Biber mit<br />
seinem Fontänenspiel aus dem Teich heraus.<br />
DAS ROTE WALDSCHIFF<br />
Im Informationszentrum „Waldschiff“ können sich Besucher<br />
über das Erholungsgebiet, über anstehende Termine für Wanderungen<br />
und Exkursionen informieren. Es dient ebenfalls als<br />
Rastplatz für Wanderer. Ausgestattet ist die Flotte mit einer<br />
Toilettenanlage, auch für Menschen mit Handicap.<br />
DER BIBER-BADESEE<br />
Über Wege und Brücken, entlang von Wiesen, Sträuchern<br />
und Bäumen, vorbei an Fabelwesen und der<br />
Orchideenwiese, gelangt man zum Bibersee. Die große<br />
Liegewiese und Liegebänke laden zum Verweilen ein.<br />
Trittsteine zeigen den Weg in das Wasser. Zu jeder<br />
Tageszeit können hier die verschiedenen Wasservögel wie<br />
Haubentaucher, Stockenten und Kanadagänse beobachtet<br />
werden. Am Abend verwandelt sich das Tal in einen<br />
Ort der Ruhe und Entspannung. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 23
Alpenklänge mit<br />
westfälischer Interpretation<br />
Möhnekrainer schlagen seit Anfang <strong>2019</strong> neue Töne an<br />
PENCIL-A Philip Stallmeister<br />
Camera Philip Stallmeister,<br />
Peter Dahm,<br />
Gordon Hill<br />
24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong><br />
Ein Quintett vom <strong>Möhnesee</strong> sorgt für<br />
ganze neue Töne unter den Musikgruppen<br />
in der Region. Die Möhnekrainer<br />
spielen seit Anfang <strong>2019</strong> alpenländische<br />
Volksmusik. Sie bringen dem Publikum<br />
und sich damit Freude. In der Besetzung<br />
Sabine Schulte (Trompete), Ralph Eckhoff<br />
(Klarinette), Martin Buxot (Gitarre), Ralf<br />
Böbel (Bariton/Tuba) und Uwe Pagalies<br />
(Akkordeon/Harmonika) sorgen sie zu<br />
unterschiedlichen Anlässen für Stimmung.<br />
Sie spielen mit gleicher Instrumentalbesetzung<br />
wie beim originalen Oberkrainer-Stil,<br />
der von Slavko Avsenik und seinen Original<br />
Oberkrainern entwickelt wurde und Polka,<br />
Walzer und Marsch im Bereich der volkstümlichen<br />
Musik auf neue Weise darstellt.<br />
„Eigentlich wollten wir zunächst nur Hausmusik<br />
bei uns in der Wohnung machen und<br />
einmal im Monat proben. Es war aber schnell<br />
klar: Mit dieser Besetzung müssen wir vor<br />
Publikum spielen“, erinnert sich Uwe Pagalies.<br />
Das sollte dann direkt beim Frühlingskonzert<br />
des Musikzuges der Freiwilligen<br />
Feuerwehr <strong>Möhnesee</strong> sein. Außer Martin<br />
Buxot, der bei der bekannten Partyband<br />
Nightshift am Bass aktiv ist, gehören alle<br />
anderen auch dem Musikzug an. Doch die<br />
Premiere der Möhnekrainer war etwas anderes.<br />
„Die Nervosität war groß“, sagt Sabine<br />
Schulte. Uwe Pagalies ergänzt: „Es ist eine<br />
andere Erfahrung als mit 30 oder 40 Leuten,<br />
von denen mehrere das gleiche Instrument<br />
spielen. Pausieren geht nicht.“ Auf der Bühne<br />
sprang dann schnell der Funke über. Die<br />
Freude der Akteure beim Musizieren und die<br />
alpinen Klänge mit flotten Polkarhythmen<br />
kamen beim Publikum sofort an. Das war<br />
wichtig und gab der Gruppe einen Schub.
„Wir hatten ja vorher keinerlei Resonanz<br />
und dann gelang der Auftritt auf der großen<br />
Bühne“, blickt Sabine Schulte zurück.<br />
Der gebürtige Schwabe Pagalies war bereits<br />
als Kind und Jugendlicher begeisterter Fan<br />
von Slavko Avsenik und den Original Oberkrainern:<br />
„Andere haben AC/DC gehört, ich<br />
die Musik meiner Eltern.“ Mit dem Erwerb<br />
einer steirischen Harmonika vor einigen<br />
Jahren stieg dann auch die Lust, die Musik<br />
gemeinsam in der Gruppe und vor Publikum<br />
darzubieten. Das sollte dann dieses Jahr<br />
soweit sein. „Avsenik ist Idol von uns allen<br />
gewesen“, sagt Pagalies über sich und die<br />
Bandmitglieder. So war der Name Möhnekrainer<br />
schnell gefunden. Mit Polo-Shirts<br />
und Lederhose geht es auf die Bühne. Die<br />
Musiker sagen: „Wir kopieren niemand. Wir<br />
machen unser eigenes Ding. Die Interpretation<br />
der Musik ist westfälisch.“<br />
Große Freude beim Erhalt des<br />
Einschreibens aus Slowenien<br />
Der 2015 verstorbene Slavko Avsenik besaß<br />
dabei durchaus Bezug zum <strong>Möhnesee</strong>. Nach<br />
einem Besuch am „Westfälischen Meer“<br />
Anfang der 1970er Jahre widmete er dem See<br />
eine Polka mit dem Titel „Bootsfahrt auf dem<br />
<strong>Möhnesee</strong>“. Ein Titel der mittlerweile natürlich<br />
auch zum Repertoire der Möhnekrainer<br />
gehört. Dabei war es nicht so einfach an die<br />
Noten zu kommen. „Im Internet gab es fast alles<br />
von Slavko Avsenik, aber nicht die Bootsfahrt.<br />
Daher habe ich die Nachfahren per Mail angeschrieben.<br />
Auf eine Antwort habe ich eigentlich<br />
nicht gehofft“, sagt Uwe Pagalies. Es kam aber<br />
sofort eine Rückmail und 14 Tage später ein<br />
Einschreiben per Post. In Körbecke war die<br />
Freude groß. „So begeistert wurde der Postbote<br />
wohl selten bei einem Einschreiben in Empfang<br />
genommen“, schmunzelt Uwe Pagalies.<br />
Die Möhnekrainer haben schnell sogar einen<br />
Sponsor gewonnen. Versicherungsmakler Sven<br />
Franke sagte die Unterstützung zu, ohne das<br />
M. Busch GmbH & Co. KG<br />
Werk Bestwig<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 25
Quintett gehört zu haben. Die Begeisterung<br />
für die Sache überzeugte. „Das Sponsoring hilft<br />
uns allgemein. Beim Outfit und den Instrumenten<br />
stehen schon einige Kosten an“, erklären die<br />
Musiker. Dem Auftritt beim Frühlingskonzert<br />
folgten weitere.<br />
Die Instrumente stehen<br />
für den originalen<br />
Oberkrainer-Stil<br />
Neben der Fünferbesetzung besteht<br />
auch die Möglichkeit, dass die Möhnekrainer<br />
zu dritt aufzutreten. Ralf<br />
Böbel, Martin Buxot und Uwe Pagalies<br />
sorgen dann für ein Hüttenfeeling, das<br />
von den Almen in den Alpen bekannt<br />
ist. „Da verlassen wir dann den Oberkrainer<br />
Sound. Insgesamt möchten wir den Charakter<br />
einer gepflegten Volksmusik rüberbringen“, sagt<br />
Pagalies, der sich mit seinen Möhnekrainern<br />
Als Dreier-Kombo sorgen Martin Buxot (von links), Uwe Pagalies<br />
und Ralf Böbel zu dritt für Hüttenfeeling<br />
nun auf die erste Oktoberfestsaison freut: Eine<br />
Zeit, in der auch viele Westfalen der alpinen<br />
Lebensart frönen. ■<br />
Die<br />
Nr. 1<br />
in <strong>Warstein</strong>
Stollen unter<br />
Stöckelschuhen<br />
In Günne gibt es seit zehn Jahren Frauenfußball<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 27
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Die Allianz bleibt<br />
immer am Ball.<br />
Zum 10-jährigem Jubiläum des Damenteams vom<br />
SuS Günne 1926 e.V. gratulieren wir herzlich und<br />
wünschen dem Team und dem Verein auch für die<br />
kommenden Spielzeiten alles Gute und viel Erfolg.<br />
Gregor Hellmann<br />
Generalvertretung der Allianz<br />
Vor dem Schonekindtor 13<br />
59494 Soest<br />
gregor.hellmann@allianz.de<br />
https://vertretung.allianz.de/<br />
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6,9. CO2-Emission (g/km) kombiniert: 157-155. Impreza Kraftstoffverbrauch (l/100<br />
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km): innerorts: 8,9-8,1; außerorts: 6,0-5,6; kombiniert: 7,0-6,5. CO2-Emission (g/km)<br />
kombiniert: 159-148. Abbildungen enthalten Sonderausstattung. *5 Jahre Vollgarantie bis 160.000 km. Die gesetzlichen Rechte<br />
km): innerorts: 8,9-8,1; außerorts: 6,0-5,6; kombiniert: 7,0-6,5. CO2-Emission (g/km)<br />
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des Käufers bleiben daneben uneingeschränkt bestehen. ¹Die Aktion gilt vom 02.01.<strong>2019</strong> bis 30.09.<strong>2019</strong> in Verbindung mit dem Kauf eines aktuellen<br />
Subaru Modells (Neu- oder Vorführwagen), Zulassung/Besitzumschreibung bis 30.09.<strong>2019</strong> bei teilnehmenden Subaru Partnern. Die Aktion<br />
wird gemeinsam von der SUBARU Deutschland GmbH und den teilnehmenden Subaru Partnern getragen und ist nicht mit anderen Aktionen<br />
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Aller Anfang ist schwer. Das mussten<br />
auch die Fußballerinnen des<br />
SuS Günne erkennen, als sie sich<br />
in der Saison 2009/2010 in ihre erste Wettkampfsaison<br />
begaben. Im ersten Jahr gab<br />
es in 28 Spielen nur einen Punkt zu feiern.<br />
Dem gegenüber standen 27 Niederlagen. Das<br />
Torverhältnis war mit 2:355 rekordverdächtig.<br />
„Ich habe damals gesagt, dass manche ihre<br />
Stöckelschuhe direkt gegen Fußballschuhe eingetauscht<br />
haben“, erinnert sich Erhardt Schmidt,<br />
der zusammen mit Detlef Köhler von Anfang<br />
an als Betreuer beziehungsweise gute Seele das<br />
Team begleitete. Es gab sogar ein T-Shirt, das<br />
Stöckelschuhe mit Stollen zeigte.<br />
Erster Trainer war damals Thomas Dienst.<br />
Auf einmal standen vier junge Frauen vor seiner<br />
Tür und baten ihn, das Amt als Coach zu<br />
übernehmen. Dienst meinte, es sollten schon<br />
ein paar mehr sein, dann ließe er mit sich<br />
reden. Am gleichen Abend war eine Truppe<br />
von Mädchen und Frauen in Mannschaftsstärke<br />
da. Somit war Dienst überrumpelt und<br />
es begann das Abenteuer. Schmidt sagt: „Im<br />
Verein hat sich schnell einiges geändert. Wir<br />
mussten beispielsweise direkt die Fenster der<br />
Umkleiden mit dichterem Sichtschutz versehen.<br />
Trotz der hohen Niederlagen war es eine schöne<br />
Zeit und die Gegner waren fair.“<br />
Die Günner Frauen ließen sich also nicht<br />
entmutigen. Sie spielten weiter, wurden<br />
besser und sind mittlerweile eine der Stützen<br />
des Vereins, der unterhalb der Sperrmauer<br />
des <strong>Möhnesee</strong>s residiert. Wenn es um<br />
Dienste bei Feiern oder Festen geht (wie der<br />
jährlichen Sportwoche um Fronleichnam<br />
herum), weiß der Vereinsvorsitzende Gregor<br />
Hellmann um die Unterstützung „seiner<br />
Damen“. Sie sind immer zahlreicher vertreten,<br />
wenn es gilt anzupacken, als die Akteure<br />
der ersten und zweiten Seniorenmannschaft<br />
oder die der Alten Herren. Drei von ihnen<br />
zeichnete er nach dem Jubiläumsturnier um<br />
den Haustechnik-Schmidt-Cup eigens aus.<br />
Claudia Cristella, Sarah Hausmann und<br />
Christina Tolle sind von Anfang dabei.<br />
28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Sie fingen 2009 zum Teil erst mit Fußball<br />
an. „Ich spiele schon länger für den SuS<br />
Günne“, scherzte bei der Verleihung Maike<br />
Jürgensen. Sie war bereits als Kind zusammen<br />
mit den Jungs aktiv. Mädchen und<br />
Jungs in einer Mannschaft – das wird heute<br />
sogar vom Verband gefördert, dient es doch<br />
der Steigerung der Leistungsfähigkeit. Bestes<br />
Beispiel ist Nationalspielerin Sjoeke Nüsken,<br />
die bei Westfalia Rhynern bei den Junioren<br />
bis zur A-Jugend-Landesliga aktiv war.<br />
Nationalspielerinnen hat der SuS Günne<br />
noch nicht hervorgebracht. Darum geht es<br />
in dem Verein aber auch nicht. Die Gemeinschaft<br />
steht bei den Frauen des Dorfvereins<br />
im Vordergrund. Die Nachwuchsmannschaft,<br />
die einst der heutige Trainer Emanuele<br />
Cristella trainiert hatte, gibt es nicht<br />
mehr. Neuzugänge werden anders rekrutiert,<br />
wie beispielsweise Valerie Schimura, die ihre<br />
Arbeit im Rettungsdienst besser mit dem<br />
Training und den Spielen in Günne vereinbaren<br />
kann, als bei ambitionierteren Teams.<br />
Dass der Spaßfaktor groß geschrieben wird,<br />
bedeutet aber nicht, dass keine sportliche<br />
Entwicklung stattfand. Die Zeit der derben,<br />
zweistelligen Packungen ist längst vorbei.<br />
Viele Siege sorgten für<br />
Freude, selbst gegen den<br />
Meister Lipperode<br />
war es knapp beim<br />
0:1. Meistens<br />
sind die Günner<br />
Frauen sonntagmorgens<br />
bei<br />
Heimspielen<br />
vor den beiden<br />
Herrenteams des<br />
Vereins im Einsatz.<br />
Nach dem<br />
eigenen Match werden<br />
die Herren lautstark<br />
unterstützt. Auch auswärts<br />
weiß besonders die Günner Reserve<br />
um die Unterstützung der Damen des<br />
Vereins, auch wenn zuvor die Anreise eine<br />
weitere war als bei den Männern. In der<br />
Frauenkreisliga gibt es - anders als bei den<br />
Männern - keine Aufteilung in Soest und<br />
Lippstadt. Neben Günne ist in <strong>Warstein</strong>,<br />
<strong>Rüthen</strong> und <strong>Möhnesee</strong> einzig der TuS Belecke<br />
im Frauenfußball aktiv. Das aber gleich<br />
mit zwei Mannschaften, eine davon sogar in<br />
der Bezirksliga. ■<br />
„Nach dem<br />
eigenen<br />
Match werden<br />
die Herren<br />
lautstark<br />
unterstützt“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 29
Gesundheit und Spiritualität<br />
<strong>Möhnesee</strong>-Messe lockt am 24. und 25. August nach Haus Delecke<br />
Die <strong>Möhnesee</strong>-Messe „Gesundheit und Spiritualität“ findet bereits zum siebten Mal<br />
statt. Sie hat sich am Westfälischen Meer etabliert. Zum zweiten Mal ist das Hotel<br />
Haus Delecke Standort der Messe. Die Aussteller am 24. und 25. August sind regional<br />
und international anerkannt. Für <strong>WOLL</strong> ist das ein guter Grund, einzelne, ausgewählte<br />
Aussteller mal genauer vorzustellen.<br />
IMMOBILIEN-CLEARING STEFANIE KEYSER<br />
Wer kennt es nicht, dieses Gefühl ein Gebäude zu betreten und sofort stellt sich<br />
Unbehagen ein. „Orte und Häuser erinnern sich“, weiß Stefanie Keyser (Foto<br />
im Kreis), daher bietet sie Immobilien-Clearing - für alte Häuser und historische<br />
Gebäude an. Kleine oder größere Dramen können ihre Auswirkungen<br />
auf Häuser haben, daher sorgt Immobilien-Clearing für Wiederbelebung<br />
von Immobilien nach Leerstand, Insolvenz oder Erbstreitigkeiten. Die<br />
Arbeit von Stefanie Keyser sorgt für das Lösen und Erlösen der energetischen<br />
Vergangenheit. Ihr gelingt die Heilung der Familiengeschichte<br />
beziehungsweise das Lösen und Erlösen<br />
von an das Haus gebundene Seelen. Der Stand von Stefanie<br />
Keyser besitzt bei der Messe die Nummer 65. Mehr<br />
zu erfahren gibt es im Internet unter www.stefaniekeyser.com<br />
und im Video-Interview mit <strong>Möhnesee</strong> TV (siehe QR-Code).<br />
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telefonisch).“ Info: www.engelwelt.net & Tel.<br />
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30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
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Schwere einer Erkrankung oder psychischen<br />
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2018 starteten über 150 Kinder in Körbecke.<br />
Mit Schwimmschuhen ins Ziel<br />
Kindgerechter Triathlon und die Vorbereitung bereitet Teilnehmern viel Freude<br />
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Veranstalter (Privat)<br />
„Der Spaß<br />
steht im<br />
Vordergrund“<br />
Kinder besitzen einen natürlichen<br />
Bewegungsdrang. Diesen möchten<br />
die Veranstalter des Kinder-Fun-Triathlons<br />
nutzen, um Kinder spielerisch zum<br />
Sport zu führen. „Der Spaß steht im Vordergrund<br />
und daher sind bei uns alle Kinder und<br />
Jugendlichen von drei bis zwölf Jahren herzlich<br />
willkommen – unabhängig davon, ob sie in<br />
einem Sportverein sind oder zum ersten Mal<br />
bei einer solchen Veranstaltung mitmachen“,<br />
erklärt Klaus Schulte vom Organisationsteam<br />
des Triathlons.<br />
Im Vorfeld wurden einige Kinder von Profis<br />
auf das Ereignis am 1. September in Körbecke<br />
vorbereitet. Die beiden Triathletinnen<br />
Monika Keunecke und Katharina Trompeter<br />
begleiteten die Vorbereitung. Die Soesterin<br />
Monika Keunecke, die bereits bei den<br />
Iron-Man-Weltmeisterschaften auf Hawaii<br />
dabei war, sagt: „Es sind Bewegungsformen,<br />
die den Kindern Spaß machen. Sie wollen sich<br />
ja bewegen. Die meisten Kinder fahren gerne<br />
Rad, die meisten Kinder sind gerne im Wasser<br />
und laufen sowieso gern.“<br />
Zwei, die das Training nutzten und schon<br />
Kinder-Triathlon-Erfahrung haben, sind<br />
die Schwestern Lea und Nora Janning. Die<br />
fünf und acht Jahre alten Mädchen können<br />
schon zwei Teilnahmen aufweisen und<br />
wurden durch ihren Papa Jörn Janning mit<br />
der Triathlon-Leidenschaft infiziert. „Mir<br />
machen alle Disziplinen Spaß. Beim Schwimmen<br />
konnte ich 2018 bis zur Wende stehen“,<br />
erinnert sich Lea, die ältere der beiden.<br />
Sie konnte den Schwimmwettbewerb also<br />
laufend absolvieren. Kein Wunder, dass sie<br />
nach der ersten Disziplin die genau wie bei<br />
den Profis vorhandene Wechselzone nicht<br />
nutzte, mit den Badeschuhen Fahrrad fuhr<br />
und ins Ziel lief. Schließlich hatte Lea schon<br />
32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Lea (links) und Nora Janning freuen sich<br />
auf ihre dritte Teilnahme beim Kinder-Fun-Triathlon<br />
Ein ausführliches Interview<br />
mit Monika Keunecke und<br />
Katharina Trompeter gibt<br />
es als Video hier:<br />
Energie aus <strong>Warstein</strong> – seit 20 Jahren<br />
im Wasser gemerkt, dass mit diesen Schuhen<br />
gut zu laufen ist. Die kleinere Schwester<br />
Nora betont: „Ich schwimme gerne.“<br />
Fast genauso viel Freude bei der Vorbereitung<br />
haben Monika Keunecke und Katharina<br />
Trompeter. Wenn es zu heiß war, wurde die Einheit<br />
schon mal reduziert und der <strong>Möhnesee</strong> als<br />
Badesee genutzt oder eine Eisdiele aufgesucht. Da<br />
handeln die beiden Triathletinnen verantwortlich.<br />
Einen Wunsch haben die beiden aber. „Es wäre<br />
schön, wenn es am <strong>Möhnesee</strong> auch einen Triathlon<br />
für Jugendliche gäbe“, sagt Katharina Trompeter.<br />
Neben dem Kinder-Fun-Triathlon bis zwölf<br />
Jahre, der am 1. September seine neunte Auflage<br />
feiert, gibt es seit Jahrzehnten den Wettbewerb<br />
für Erwachsene ab 16 Jahre (immer im <strong>Sommer</strong>,<br />
<strong>2019</strong> am 3. August). Ein Triathlon für die Altersklasse<br />
dazwischen fehlt allerdings. Eine Aufgabe,<br />
die es für die Veranstalter der beiden vorhandenen<br />
Triathlons gilt anzugehen. ■<br />
Energie aus <strong>Warstein</strong> – seit 20 Jahren<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 33
Hirschberger Wand<br />
und Bachdurchfahrt<br />
als Höhepunkte<br />
Besonderheiten auf <strong>Warstein</strong>er Gebiet<br />
sorgen für Flair bei der Sauerlandrundfahrt<br />
Auch für die Fahrer des Teams Sauerland stellt die Hirschberger Wand mit ihrer bis zu 33 Prozent Steigung eine Herausforderung im Rennen dar.<br />
PENCIL-A Philip Stallmeister<br />
Camera Klaus Hoffmann<br />
Die Sauerlandrundfahrt hat sich als<br />
Rennen in der Radbundesliga mehr<br />
als etabliert Das Radrennen mit<br />
Start in Neheim und Zielankunft in Winterberg<br />
geht am 22. September zu einem Teil<br />
auch wieder durch <strong>Warstein</strong>er Stadtgebiet.<br />
Hier gibt es mit der zweimaligen Bezwingung<br />
der steilen Hirschberger Wand einen absoluten<br />
Höhepunkt. Hunderte Zuschauer werden<br />
wieder die bis 33 Prozent Steigung betragende<br />
Bergwertung vor Ort in Anschau nehmen.<br />
„Ich kannte die Hirschberger Wand noch aus<br />
meiner aktiven Zeit vom Rennen Gütersloh-<strong>Warstein</strong>-Gütersloh.<br />
Daher war es ein Muss, sie mit<br />
in die Strecke zu nehmen. Dass sie so ein Publikumsmagnet<br />
wird, hätte ich aber auch nicht<br />
gedacht“, sagt Streckenplaner Jörg Scherf.<br />
Ein weitere Besonderheit im Rahmen der<br />
Sauerlandrundfahrt auf <strong>Warstein</strong>er Gebiet<br />
ist für Scherf, der auch Manager vom Team<br />
Sauerland NRW ist, die Bachdurchfahrt<br />
des Hirschberger Bachs: „Das Durchfahren<br />
von fließendem Wasser auf Asphalt erlebst du<br />
als Radsportler selten. Das gibt es vielleicht<br />
manchmal in Südeuropa, aber in Deutschland<br />
kaum.“ Auf dem Kurs, der kurz vor<br />
<strong>Warstein</strong> wieder einen Bogen macht, um<br />
dann wieder die Hirschberger Wand zu<br />
bezwingen und anschließend Richtung<br />
Meschede geht, haben die Sportler keinen<br />
Blick für die Sehenswürdigkeiten unterwegs.<br />
Sie wissen, dass ein Bach kommt,<br />
aber nichts über dessen vielfältige Namen.<br />
Die Furt, wo die Fahrer den Bach über-<br />
34 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
queren, nennt sich<br />
"Raulfs Wässerchen".<br />
Herbert<br />
Rose, zertifizierter<br />
Natur und Landschaftsführer<br />
des Naturparks<br />
Arnsberger Wald,<br />
erklärt die weiteren<br />
Bezeichnungen:<br />
„Bis zur Bilsteinhöhle<br />
heißt der<br />
Bach Bilsteinbach.<br />
Dort wird er zum<br />
Hirschberger Bach.<br />
Zusammen mit dem<br />
Bermecker Bach<br />
heißt er ab den<br />
Kroneichen Schorenbach.<br />
Dieser fließt in<br />
die Wäster, von dort<br />
in die Möhne.“ Rose<br />
ist einer der vielen<br />
Helfer der Vereine<br />
aus Hirschberg, die<br />
dazu beitragen, den<br />
Tag der Sauerlandrundfahrt<br />
zu einem<br />
gelungenen Ereignis<br />
zu machen.<br />
„Hirschberg ist unser<br />
Vorzeigeobjekt. Was dort auf die Beine gestellt<br />
wird, ist schon klasse“, lobt Scherf. Auch<br />
<strong>Warstein</strong>s Bürgermeister, Dr. Thomas<br />
Schöne, freut sich auf das Rennen und sagt:<br />
„Wir sind sehr stolz, dass wir in der Stadt<br />
<strong>Warstein</strong> mit unserer legendären „Hirschberger<br />
Wand“ eine im Radsport außergewöhnliche<br />
Herausforderung beitragen können.“<br />
WEITERE IDEE: AUCH MÖHNESEE UND<br />
RÜTHEN SPIELEN EINE ROLLE<br />
Der Verlauf der Sauerlandrundfahrt,<br />
<strong>2019</strong> erstmals das Finale der Radbundesliga,<br />
ist nicht jedes Jahr fest. Allerdings<br />
gibt es einige Fixpunkte „Wir<br />
sind ein Neheimer Verein. Daher ist<br />
der Start in Neheim gesetzt. Winterberg<br />
mit seinem sportlichen Hintergrund und<br />
der Bergankunft als Zielort sollte genau<br />
wie die Hirschberger Wand auch eigentlich<br />
fest bleiben, aber im Verlauf kann sicherlich<br />
variiert und auch mehr Kreis Soest mit aufgenommen<br />
werden“, sagt Scherf, der Vorsitzender<br />
des RC Victoria Neheim ist. Auch hat<br />
er schon mal mit dem Gedanken gespielt,<br />
<strong>Warstein</strong> mit dem Stimm-Stamm oder die<br />
Umgebung von Kallenhardt mit einzubinden.<br />
Aber auch in der Gemeinde<br />
<strong>Möhnesee</strong> kennt sich der Neheimer in<br />
Sachen Radstrecken natürlich gut aus.<br />
Ein Nebeneffekt der Sauerlandrundfahrt<br />
ist, dass viele der Radbundesligateams<br />
bereits im Vorfeld die Region<br />
bereisen und das Streckenprofil testen.<br />
Hirschberger Wand und Bachdurchfahrt<br />
gehören da natürlich zu. ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 35
Ortsheimatpfleger Rainer Geesmann<br />
weiß viel zu erzählen<br />
„Wir fühlen<br />
uns mitten im<br />
Arnsberger<br />
Wald als<br />
Sauerländer“<br />
Wälder, Wiesen, Wasser: Die drei<br />
W, die kennzeichnend für das<br />
Sauerland sind, umrahmen das<br />
hochgelegene Kallenhardt, den südlichen<br />
Zipfel des <strong>Rüthen</strong>er Stadtgebiets. Brilon<br />
oder Bestwig liegen wesentlich näher als<br />
die Kreisstadt Soest oder auch Lippstadt.<br />
„Wir sind die letzte Bastion im Kreis Soest.<br />
Wir fühlen uns mitten im Arnsberger Wald<br />
als Sauerländer“, erklärt Ortsheimatpfleger<br />
Rainer Geesmann.<br />
Immer wieder taucht in der Geschichte<br />
Kallenhardts die Ortsbezeichnung Ostervelde<br />
auf. Die Geschichte der beiden Orte ist eng<br />
verknüpft. „Im Mittelalter war hier oben<br />
eigentlich nur die Burg. Ostervelde wurde<br />
zerstört und die Leute zogen hierhin“, sagt<br />
Geesmann. Die lange Eigenständigkeit Kallenhardts<br />
ist heute noch einer der Faktoren für<br />
ein gesundes Selbstbewusstsein der „Ziegen“<br />
vom Hügel, wie die Kallenhardter genannt<br />
werden. „Wir sind im Kopf selbstständig<br />
geblieben“, meint Geesmann über den Ort.<br />
Zusammenhalt herrscht im Dorf mit<br />
seinen knapp 1.700 Einwohnern auch in<br />
Sachen Holz. Denn neben Ziegen, die<br />
auf einer gemeinsamen Fläche gehütet<br />
wurden, gab es eine solche Allmende<br />
auch für Brennholz. „Noch heute hat<br />
jeder Kallenhardter mit Kamin das Recht<br />
36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Grünes Herz von<br />
Kallenhardt<br />
Umschlossen vom Arnsberger Wald, von Wasser und<br />
Wiesen, steckt Kallenhardt voller Leben<br />
auf zwölf Raummeter Buchenbrennholz“,<br />
erklärt Geesmann. Und tatsächlich haben<br />
viele Häuser im Ort dementsprechend viel<br />
„Holz vor der Hütte“.<br />
Das signifikanteste Gebäude Kallenhardts<br />
ist ohne Frage die Pfarrkirche St. Clemens.<br />
Nicht nur, dass der Barockbau oberhalb des<br />
Ortes thront und von außen weithin sichtbar<br />
ist, auch die prachtvolle Ausgestaltung<br />
des Innenraums begeistert die Besucher von<br />
Nah und Fern. Das Gotteshaus ist Ziel von<br />
Pilgertouren im Rahmen des ökumenischen<br />
Projekts „3Klang“. Die „3“ steht für Kirchen,<br />
Wege und Inspirationen. Licht- und Musikinstallationen<br />
unterstützen die meditative<br />
Atmosphäre des Gotteshauses. Neben der<br />
katholischen Pfarrkirche ist auch die evangelische<br />
Erlöserkirche Teil des Projekts.<br />
„TRISÖRKEN“ UND VIELE<br />
SCHLIESSFÄCHER<br />
Kallenhardt ist voll von eindrucksvollen,<br />
historischen Gebäuden. Ein ideales<br />
Zusammenspiel von bewegter Geschichte<br />
und aktuellem Leben findet im historischen<br />
Rathaus statt. Neben der Mineraliensammlung,<br />
welche die erdgeschichtliche<br />
Entwicklung dokumentiert, gibt es<br />
das „Trisörken“, eine Einbaumtruhe aus<br />
Eichenholz, in der seit dem 13. Jahrhundert<br />
städtische Dokumente gesammelt<br />
PENCIL-A Philip Stallmeister<br />
Camera Philip Stallmeister,<br />
Ydo Sol<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 37
„Wir feiern<br />
als eins der<br />
wenigen<br />
Dörfer noch<br />
an vier Tagen<br />
Schützenfest“<br />
Die Brennerei von Aussen<br />
wurden. Heute hat jeder Verein des Dorfes<br />
sein eigenes „Trisörken“. Und zwar in<br />
Form von Schließfächern in der „guten<br />
Stube“ des Gebäudes, die auch gern für<br />
Trauungen gebucht wird. Pralles Leben in<br />
historischer Kulisse also - auch dank der<br />
Sitzungen, Versammlungen und Feierlichkeiten<br />
der Kallenhardter Vereine.<br />
Die Vereinskultur blüht: Da sind zunächst<br />
die Schützen, die ihr großes Fest stets zu<br />
Pfingsten zelebrieren. „Wir feiern als eins<br />
der wenigen Dörfer noch an vier Tagen<br />
Schützenfest“, berichtet Geesmann. Damit<br />
das Hochfest der Schützen und andere<br />
Feierlichkeiten auch die passende musikalische<br />
Untermalung erhalten, gibt es in<br />
Kallenhardt zwei Gruppen: Das Tambourscorps<br />
Kallenhardt, das mit klassischer<br />
Marschmusik unterhält und das Blas- und<br />
Tanzorchester Kallenhardt, das <strong>2019</strong> auf<br />
stolze 190 Jahre zurückblicken darf.<br />
Nicht ganz so alt ist der Sportverein<br />
des Dorfes. Der TV Kallenhardt<br />
wurde 1897 gegründet. Die Anlage<br />
des Vereins ist mitten im Dorf und<br />
heißt nach dem benachbarten Park,<br />
das grüne Herz Kallenhardts. Ein<br />
idyllisches Plätzchen ist auch die Lehmkaule.<br />
Aus der Grube des heute stehenden<br />
Gewässers gewannen die Kallenhardter<br />
einst den Lehm für die Fachwerkhäuser.<br />
Das gute Wasser Kallenhardts sorgte auch<br />
dafür, dass sich die Sauerländer Edelbrennerei<br />
vor Ort ansiedelte. Brände, Geiste,<br />
Liköre und Whisky aus naturreinen, meist<br />
regionalen Zutaten besitzen einen unverwechselbaren<br />
Geschmack. Zur Herstellung<br />
verwendet der Familienbetrieb Grundwasser,<br />
welches in 188 Metern Tiefe dem<br />
anstehenden 400 Millionen Jahre alten<br />
Devongestein entnommen wird. Gegründet<br />
im Jahr 2000 in einer Doppelgarage,<br />
ist die Brennerei April 2016 in das eigenhändig<br />
renovierte, ehemalige Sägewerk in<br />
Kallenhardt umgezogen. Die Kombination<br />
aus Erlebnisbrennerei, geführten Besichtigungen<br />
und verschiedenen Tastings<br />
machen den Ort noch ein Stück lebenswerter.<br />
„Zeit und Ruhe ist bei der Whiskyproduktion<br />
ein entscheidender Faktor,<br />
beides findet man in unserem beschaulichen<br />
Bergdörfchen. Gepaart mit der herrlichen<br />
Umgebung und der Verbindung zur<br />
Natur sind es für uns und unsere Produkte<br />
die besten Voraussetzungen für etwas ganz<br />
Großes“, erklärt Dr. Thomas Lesniowski<br />
aus der Geschäftsleitung der Sauerländer<br />
Edelbrand GmbH.<br />
Die Geschichten aus der Vergangenheit,<br />
die bis heute ihre Wirkung in Kallenhardt<br />
zeigen, sind äußerst zahlreich. Insgesamt<br />
lässt sich feststellen, dass es sich in Kallenhardt<br />
leben lässt. Drei Kneipen beziehungsweise<br />
Gasthöfe sorgen für Geselligkeit.<br />
Die Attraktionen wie Pilgerweg oder<br />
Bikepark wissen auch zahlreiche Gäste zu<br />
schätzen. Bei den „Ziegen“ gibt es also gar<br />
nichts zu meckern. ■<br />
RAUS AUS DEM STRESS DES ALLTAGS –<br />
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Schützenstraße 19<br />
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38 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 39<br />
im<br />
verwurzelt
Repräsentanten für<br />
<strong>Warstein</strong> und Belecke<br />
Nachtwächter und Kanoniere prägen nicht nur den Sturmtag<br />
PENCIL-A Camera Philip Stallmeister<br />
Wer die Nachtwächter und<br />
Sturmtagskanoniere an ihrem<br />
großen Tag in Belecke erleben<br />
möchte, muss früh aufstehen. Jedes Jahr<br />
beginnen am Mittwoch vor Pfingsten um<br />
5 Uhr die Böllerschüsse zum Gedenken an<br />
den Sturmtag 1448.<br />
Seitdem wird jedes Jahr an 1448 gedacht.<br />
Zahlreiche Besucher nutzen das Spektakel, um<br />
vor der Arbeit zu frühstücken und sich auszutauschen.<br />
Andere bleiben wach und feiern nach<br />
dem Abschießen der Kanonen.<br />
Er ist ein Sturmtagskanonier mit viel Leidenschaft:<br />
Adalbert Friederizi.<br />
Die Nachtwächter sind bereits am<br />
Vorabend in ihren historischen<br />
Gewändern unterwegs, um<br />
die Belecker auf das Ereignis<br />
einzustimmen. Was<br />
im ausgehenden Mittelalter<br />
als Abwehr von<br />
Feinden im Rahmen der<br />
Soester Fehde erfolgte, ist<br />
heute ein friedlicher und<br />
harmonischer Akt, zu dem<br />
auch die Soester Mittelalterfreunde<br />
gerne kommen. Angefangen<br />
hat die Erinnerung an die<br />
Tradition 1988 mit dem Ortsjubiläum<br />
zum 1050-jährigen Bestehen von Belecke.<br />
40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Die Geschütze werden auf dem Gelände an<br />
der Stüttingsmühle immer noch abgefeuert<br />
wie zu Zeiten der Soester Fehde - aber ohne<br />
Kugeln und natürlich nicht auf Menschen.<br />
Die Sturmtagskanoniere achten genau darauf,<br />
dass alles sicher ist und nichts schiefgeht.<br />
Adalbert Friederizi, der die Gruppe Ende der<br />
1980er Jahre mitgegründet hat, sagt „Alle unsere<br />
Kanonen, auch die kleinen, müssen zum TÜV.“<br />
Wer Sturmtagskanonier werden möchte, muss<br />
sich beim Beschussamt im bayerischen Mellrichstadt<br />
einer Prüfung unterziehen. Auch wenn<br />
nicht mit scharfer Munition geschossen wird,<br />
sind die Kanonen nicht ohne. Die Pulverladung<br />
muss genau passen, der Standort des Kanoniers<br />
ebenso. Schließlich ist ein Rückschlag möglich.<br />
Für Besucher besteht aber die Möglichkeit, die<br />
kleinen Kanonen bei Betreuung per Fernsteuerung<br />
zu zünden. Das machte beispielsweise<br />
Beleckes Ortsvorsteher Heiner Maas. Er lobt<br />
die Nachtwächter und Kanoniere als Repräsentanten:<br />
„Sie sind super Werbeträger für den Ort<br />
Belecke, aber auch für die Stadt <strong>Warstein</strong>.“<br />
Die beiden Abteilungen des Kultur- und Heimatvereins<br />
Badulikum sind ganzjährig aktiv.<br />
Nachtwächterrundgänge können beispielsweise<br />
auch Gäste buchen. Das geht bei Karl-Hans<br />
Vahle. Er sagt: „Es gibt unterschiedliche Schwer-<br />
Die Kanoniere bei der Arbeit.<br />
punkte. Die Rundgänge<br />
Ihre Werbung in<br />
können individuell<br />
<strong>WOLL</strong><br />
geplant werden.“<br />
Ausgangspunkt ist<br />
oft der historische<br />
Online & Print<br />
Speicher etwas hinter<br />
phone 0291/9080-183<br />
Stüttingsmühle, direkt<br />
an der alten Stadtmauer.<br />
Das Gebäude<br />
haben sich die beiden<br />
...mit Herz und Hand von<br />
Gruppen hergerichtet<br />
und nutzen es jetzt als<br />
Domizil. Hier finden<br />
Besprechungen und<br />
gemütliche Runden<br />
statt. „Das ist ein<br />
repräsentativer Ort und<br />
die Gruppen sind unter<br />
einem Dach. Es gilt zu<br />
leben und den Speicher<br />
zu erleben“, sagt Hans Jürgen Raulf, der Vorsitzende<br />
des Kultur- und Heimatvereins, der<br />
mit dem Arbeitskreis Plattdeutsche Sprache,<br />
dem Arbeitskreis Mühlrad, den Wanderfreunden,<br />
den Trommlern von SamBaDu und der<br />
Plattdeutschen Schule weitere sehr<br />
aktive Abteilungen hat.<br />
„Es gibt das ganze Jahr<br />
etwas zu tun“, sagt<br />
Friederizi. Die<br />
Nachtwächter oder<br />
Kanoniere sind<br />
auch viel auswärts<br />
unterwegs,<br />
beispielsweise auf<br />
Hansetagen. Ein<br />
fester Termin ist aber<br />
auch in <strong>Warstein</strong>, wenn<br />
der Brauerumzug im Herbst<br />
unterwegs ist. Dieses Jahr findet<br />
dieser ab 13 Uhr am 21. Oktober statt.<br />
Ortsvorsteher Heiner Maas darf unter<br />
sachkundigen Augen mit der Fernsteuerung<br />
kleine Kanonen zünden.<br />
Deine Gedanken werden Zukunft<br />
Wer Interesse hat, sich dem Kultur- und Heimatvereins<br />
Badulikum anzuschließen oder sich<br />
einfach informieren möchte, findet reichlich<br />
Material im Internet unter www.belecke.de oder<br />
auch auf der eigenen Seite der Nachtwächter:<br />
www.belecker-nachtwaechterzunft.de ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 41
Niederbergheim<br />
Im 14. Jahrhundert fast zur Stadt erhoben<br />
PENCIL-A Christel Zidi<br />
Camera Franz-Josef Schröer<br />
(alte Ansichtskarte)<br />
S. Droste<br />
(neue Ansichtskarte)<br />
Auf den ersten (Ansichtskarten-)<br />
Blick hat sich nicht ganz so viel<br />
verändert. Einige Häuser sind<br />
hinzugekommen - natürlich. Trotzdem wirkt<br />
Niederbergheim auch nach fast 100 Jahren<br />
noch immer ländlich-beschaulich.<br />
Urkundlich erwähnt wurde „Berchheim“ erstmal<br />
im 11. Jahrhundert. Im 14. Jahrhundert wären<br />
Niederbergheim fast die Stadtrechte verliehen<br />
worden, aber der Erzbischof von Köln, Heinrich<br />
von Virneburg, der gleichzeitig Herzog von<br />
Westfalen war, setzte sich entschieden gegen die<br />
Befestigungen und den Stadtaufbau von Niederbergheim<br />
und Hirschberg ein. Was ihn dazu<br />
veranlasst, konnten wir von <strong>WOLL</strong> noch nicht<br />
recherchieren. Sicher ist nur, dass er damit durchkam.<br />
Zumindest, was Niederbergheim betraf.<br />
Der damalige Erzbischof war übrigens kein Theologe,<br />
hatte keinen akademischen Grad erworben<br />
und wohl auch nie gepredigt. Nicht unerwähnt<br />
sollte auch sein, dass er maßgeblich am Ketzerprozess<br />
gegen Meister Eckhart beteiligt war.<br />
In alten Berichten ist zu lesen, dass es in<br />
Niederbergheim noch zum Ende des 15.<br />
Jahrhunderts ein Augustinerinnen-Kloster<br />
gab; Anfang des 16. Jahrhunderts war es<br />
aber bereits verlassen. Auf den verfallenen<br />
Grundmauern errichteten die Niederbergheimer<br />
um 1735 die Antonius-Kapelle, die 1921<br />
erweitert wurde. Bis heute wird sie liebevoll<br />
von den Einwohner gepflegt wird, besonders<br />
von den Mitgliedern des Kapellenvereins, der<br />
in diesem Jahr schon 110 Jahre besteht.<br />
Von einem späteren Erzbischof 1551 in Auftrag<br />
gegeben, wurde der Bau der „Niederbergheimer<br />
Mühle“. Ihr Antrieb dient heute<br />
nur noch der alternativen Stromgewinnung.<br />
Im 16. Jahrhundert wurde die Möhne an<br />
dieser Stelle bereits intensiv als Energiequelle<br />
genutzt. Heute ist die Mühle eines der<br />
Wahrzeichen des Ortes.<br />
42 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Am Radweg nach Belecke hat der Heimatverein<br />
des Ortes ein altes Horizontalgatter<br />
als technisches Kulturdenkmal neu errichtet.<br />
Dieses Gatter, aus einem stillgelegten<br />
Niederbergheimer Sägewerk stammt, soll<br />
daran erinnern, dass über Jahrhunderte viele<br />
Menschen im Dorf von der Waldarbeit und<br />
der Holzverarbeitung gelebt haben.<br />
Die Beschaulichkeit Niederbergheims gibt<br />
es noch immer. Gleichzeitig aber hat sich<br />
der Ort dem modernen Leben angepasst.<br />
Es gibt nur noch einen Vollerwerbslandwirt<br />
und einige Nebenerwerbsbetriebe.<br />
Die meisten berufstätigen Niederbergheimer<br />
sind heute in Industrie- und Gewerbebetrieben<br />
beschäftigt. ■<br />
Nicht einfach, bei Steuern<br />
durchzublicken. Aber dafür<br />
haben Sie ja die Lohi!<br />
Einkommensteuerhilfe mit der<br />
Lohnsteuerhilfe Bayern e. V.<br />
www.lohnsteuerhilfe-meschede.de<br />
Wir machen die Steuererklärung für Arbeitnehmer, Rentner und Pensionäre<br />
im Rahmen einer Mitgliedschaft, begrenzt nach § 4 Nr. 11 StBerG.<br />
Stiftsplatz 4<br />
59872 Meschede<br />
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zertifiziert nach DIN 77700<br />
T 0291 9085466<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 43
Neun Tage volles Programm in <strong>Warstein</strong><br />
Mit der Montgolfiade gastiert Europas größtes, jährliches<br />
Ballonfestival vom 30. August bis zum 7. September am Hillenberg<br />
PENCIL-A Philip Stallmeister<br />
Camera <strong>Warstein</strong>er Brauerei<br />
Die <strong>Warstein</strong>er Internationale Montgolfiade<br />
zieht die Menschen der<br />
Region jedes Jahr in ihren Bann.<br />
Europas größtes, jährliches Ballonfestival<br />
bietet vom 30. August bis zum 7. September<br />
am Hillenberg wieder ein abwechslungsreiches<br />
Programm. Kirmestrubel,<br />
Budenstadt und Hubschrauberrundflüge<br />
machen am Freitag, 30. August,<br />
ab 14 Uhr nachmittags den Auftakt.<br />
Im Anschluss erfolgt die offizielle<br />
Eröffnung der 29. <strong>Warstein</strong>er Internationalen<br />
Montgolfiade. Danach starten<br />
erstmals Ballons in den <strong>Warstein</strong>er<br />
Abendhimmel - wenn das Wetter mitspielt.<br />
In den folgenden Tagen sind die Starts dann<br />
jeweils morgens ab 6.30 Uhr und abends<br />
ab 17.30 Uhr. „Das gesamte Ballonsport- und<br />
Drachenprogramm ist witterungsabhängig und<br />
findet nur statt, wenn das Wetter die erforderlichen<br />
Gegebenheiten bietet“, macht das Veranstalterteam<br />
um Uwe Wendt auf die Unwägbarkeiten<br />
des Ballfahrens aufmerksam.<br />
Ein witterungsbedingter Startausfall bedeutet<br />
aber keines Falls einen Attraktivitätsverlust<br />
für die <strong>Warstein</strong>er Internationale<br />
Montgolfiade. Die Ballons sorgen auch am<br />
Boden beispielsweise bei Night-Glows und<br />
Candle-Lights für stimmungsvolle Bilder<br />
zur Abendzeit. Das Rahmenprogramm ist<br />
mit den täglichen Punkten ebenfalls immer<br />
lohnenswert. Ein Höhepunkt ist jedes Jahr<br />
der Außenstart vom Flughafen Paderborn/<br />
Lippstadt, der am Mittwoch, 4. September,<br />
um 7.00 Uhr stattfindet. An den beiden Freitagen<br />
und Samstagen verzaubert jeweils ein<br />
44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
Miteinander<br />
ist einfach.<br />
Feuerwerk die Gäste. Das Abschlussfeuerwerk<br />
am 7. September ragt hierbei heraus.<br />
Sehr beliebt sind ebenfalls immer die Treffen<br />
der Ehrenamtlichen aus dem ganzen Sauerland,<br />
wie das Majestätentreffen der Schützenkönigspaare<br />
oder Musikertreffen von<br />
Spielmanns- und Fanfarenzügen, zu dem<br />
die <strong>Warstein</strong>er Brauerei regelmäßig an den<br />
Werktagen im Rahmen der Montgolfiade<br />
einlädt. Freunde historischer Fahrzeuge<br />
sollten sich den Samstag, 7. September, in<br />
den Kalender schreiben. Zwischen 11.00<br />
Uhr und 14.30 Uhr sind die Teilnehmer der<br />
ADAC Zurich Westfalen Klassik auf dem<br />
Montgolfiade-Gelände zu Gast. Das komplette<br />
Programm der neun Tage Montgolfiade<br />
gibt es auf der Homepage:<br />
www.warsteiner-wim.de ■<br />
sparkasse-lippstadt.de<br />
Wenn man sich immer<br />
auf seinen Finanzpartner<br />
verlassen kann.<br />
Wir wünschen allen Besuchern<br />
der <strong>Warstein</strong>er Internationalen<br />
Montgolfiade viel Spaß!<br />
S<br />
Wenn’s um Geld geht<br />
Sparkasse<br />
Lippstadt<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 45
Atemberaubende Aussicht<br />
oberhalb von Allagen<br />
Plattform am Ölmannsberg wird für Weitblick sorgen<br />
PENCIL-A Monika Loerchner<br />
Camera Wolfgang Klein,<br />
Walter Eilhard<br />
Sie wollen hoch hinaus, um genau zu sein<br />
78 Meter: Die 15 Mitglieder der Dorfinitiative<br />
Allagen/Niederbergheim planen<br />
seit Jahren eine Aussichtsplattform<br />
auf der Lieth am Ölmannsberg, die nun<br />
gebaut wird. Bereits im Oktober <strong>2019</strong> soll<br />
sie fertig sein.<br />
Projektleiter Ulrich Cordes hat<br />
ein starkes Team hinter sich, das<br />
auch zusätzlich viel Beistand<br />
bekommt: „Allen voran von Wolfgang<br />
Severing, auf dessen Grundstück die<br />
Plattform stehen wird“, erzählt er,<br />
„von den Allagener und Niederbergeimer<br />
Ortsvorstehern Gerald Wege<br />
und Franz-Josef Schröer, von unseren<br />
Förderern, der Stadt <strong>Warstein</strong>, der<br />
Bezirksregierung Arnsberg und auch von<br />
den Anwohnern. Das motiviert.“ Finanzielle<br />
Unterstützung erhielt das Projekt vom<br />
EU-LEADER-Programm und dem dafür<br />
eingerichteten „5verBund“, der NRW-Stiftung<br />
und der Paul-Cramer-Stiftung. So<br />
konnte die benötigte Summe von 152.000<br />
Euro aufgebracht werden.<br />
Der Steilhang „Lieth“, an dem die Plattform<br />
errichtet werden wird, ist eine bedeutende<br />
Naturraumgrenze. Diese trennt die<br />
Nördliche Tiefebene von der Mittelgebirgslandschaft.<br />
Zusätzlich vereint die Landschaft<br />
um Allagen großflächig landwirtschaftliche<br />
Nutzflächenarten: den Ackerbau<br />
auf der Haar, die Grünflächen des Möhnetals<br />
und den Forst des Arnsberger Waldes.<br />
Diese besondere Landschaftskonstellation<br />
kann bald von der Aussichtsplattform aus<br />
bewundert werden.<br />
Bis Frühjahr 2020 sollen drei neue Wanderrouten<br />
mit einer Gesamtlänge von 18<br />
Kilometern angelegt werden, eine für jede<br />
Landschaftsform. Sitzbänke und Hin-<br />
46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
weisschilder werden<br />
das Angebot<br />
abrunden, wobei<br />
die Dorfinitiative<br />
allerdings weniger<br />
auf Informationstafeln,<br />
als auf<br />
moderne Technik<br />
setzt. „Wir werden<br />
mit QR-Codes<br />
arbeiten, um das<br />
Ganze auch für<br />
jüngere Generationen<br />
attraktiv zu<br />
gestalten“, verrät<br />
Kutscher. Man<br />
soll dann mit dem<br />
Handy auf spezielle<br />
Internetseiten<br />
zugreifen und<br />
dort etwa Vogelrufe<br />
abhören oder<br />
die Tiere sehen<br />
können.<br />
204 Stufen, der <strong>Möhnesee</strong>turm ist 42,5 Meter<br />
hoch und hat noch mehr Stufen. Wir sind 78<br />
Meter über dem Tal und haben gar keine Stufen“,<br />
freut sich Ferdi Kühle. Die aufwendigen<br />
Stahl- und Metallbauarbeiten werden von<br />
dem zertifizierten Fachbetrieb Eickhoff aus<br />
<strong>Möhnesee</strong>-Stockum durchgeführt.<br />
ATEMBERAUBENDER AUSBLICK<br />
Durch die Drohnen-Bilder von Wolfgang<br />
Klein bekommt man einen Vorgeschmack<br />
auf den atemberaubenden Panoramablick,<br />
der sich den Besuchern bald bieten wird.<br />
„Bei klarer Sicht geht der Blick bis nach<br />
Hamm“, bestätigen Projektleiter Cordes und<br />
Vereinsvorsitzender Kutscher. „Und man<br />
sieht auch den Mescheder Lörmecke-Turm.“<br />
Auch die Wanderrouten sollen gleichermaßen<br />
Einheimische wie Touristen mit der Schönheit<br />
der Natur locken und darüber informieren.<br />
Noch sind die Arbeiten aber nicht vollständig<br />
abgeschlossen, deshalb betont Cordes:<br />
„Hilfe ist uns jederzeit willkommen“. ■<br />
„Eine<br />
besondere<br />
Landschaftskonstellation<br />
kann von hier<br />
bewundert<br />
werden“<br />
DIE NATUR VOR DER HAUSTÜR<br />
Überhaupt ist Naturpädagogik BAUSCHLOSSEREI<br />
ein wesentlicher<br />
Bestandteil des Projektes; STAHLTREPPEN<br />
das Konzept<br />
dazu soll noch in diesem BALKONANLAGEN<br />
Jahr stehen.<br />
„Wir möchten die Kinder für<br />
GELÄNDER<br />
ihre Heimat,<br />
die Natur vor ihrer Haustür begeistern“, so<br />
EDELSTAHL-<br />
Cordes. Neben regelmäßigen VERARBEITUNG<br />
Führungen soll<br />
es daher auch eine Bildungspartnerschaft mit<br />
MARKISEN<br />
Grundschulen geben.<br />
EICKHOFF<br />
STAHL-METALLBAU<br />
Wir führen die Stahlund<br />
Metallarbeiten aus<br />
Seeuferstr. 27<br />
59519 <strong>Möhnesee</strong><br />
Telefon: 0 29 24/23 93<br />
Telefax: 0 29 24/28 93<br />
Herzstück des Ganzen ist und<br />
SCHWEISSFACHBETRIEB info@metallbau-eickhoff.de<br />
bleibt aber die<br />
DIN 18800-7<br />
www.metallbau-eickhoff.de<br />
Aussichtsplattform, die über Westendorf hin<br />
angefahren werden kann. Die gesamte Anlage<br />
BAUSCHLOSSEREI<br />
wird – einschließlich der angeschütteten Vorplatzfläche<br />
- 31 Meter lang sein und sich in<br />
BALKONANLAGEN<br />
STAHLTREPPEN<br />
Hanglage 12 Meter über dem Boden. befinden.<br />
Der Boden der Rampe wir aus rutschfes-<br />
GELÄNDER<br />
EDELSTAHL-<br />
VERARBEITUNG<br />
tem Gitter bestehen; ein Gelände mit Handlauf<br />
sorgt für die nötige Sicherheit. Mit einem<br />
MARKISEN<br />
Steigungswinkel von gerade einmal sechs<br />
SCHWEISSFACHBETRIEB<br />
Prozent wird die Rampe rollstuhlgerecht sein.<br />
DIN 18800-7<br />
„Der Lörmecketurm ist 35 Meter hoch und hat<br />
EICKHOFF<br />
STAHL-METALLBAU<br />
Wir führen die Stahlund<br />
Metallarbeiten aus<br />
Seeuferstr. 27<br />
59519 <strong>Möhnesee</strong><br />
Telefon: 0 29 24/23 93<br />
Telefax: 0 29 24/28 93<br />
info@metallbau-eickhoff.de<br />
www.metallbau-eickhoff.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 47<br />
Anzeige_Eickhoff_Hochformat.indd 1 18.07.<strong>2019</strong> 15:19:28
„Wir möchten<br />
Erwin Sylvanus<br />
dem Vergessen<br />
entreißen“<br />
Autorin Dr. Ulrike Witt über ihr<br />
„Lesebuch Erwin Sylvanus“<br />
PENCIL-A Camera Monika Loerchner<br />
Das Haus von<br />
Erwin Sylvanus<br />
„Für uns Kinder war er faszinierend“,<br />
erinnert sich Dr. Ulrike Witt an ihre<br />
Begegnungen mit Erwin Sylvanus in<br />
Völlinghausen, „Ich erinnere mich genau,<br />
wie er im Dorf umherging: die langen<br />
Locken unter einem Käppchen und<br />
mit blankem Oberkörper.“ Der<br />
Schriftsteller war in dem <strong>Möhnesee</strong>dorf<br />
zweifellos ein Exot. Er bekam<br />
häufig Besuch, „dann fuhren dicke,<br />
amerikanische Straßenkreuzer<br />
durch den Ort.“ Aber er fühlte sich<br />
wohl in der Rolle des Außenseiters:<br />
„Er war ein Künstler, homosexuell,<br />
intellektuell - und die Menschen akzeptierten<br />
ihn. Er war bei allen Dorffesten<br />
dabei und saß auch schon mal mit in der<br />
Kneipe.“ Jetzt möchte Ulrike Witt den<br />
Schriftsteller „dem Vergessen entreißen“.<br />
Anfang <strong>2019</strong> erschien das – gemeinsam<br />
mit ihrem Mann Dr. Paul Forssbohm –<br />
erarbeitete Werk.<br />
ER HALF DER NAZI-ZENSUR -<br />
UND FIEL IHR ZUM OPFER<br />
Sylvanus' Schriftstellertum beginnt 1936<br />
mit einem Tagebuch über eine Fahrt<br />
der Hitlerjugend. Fortan schreibt er vor<br />
Bildern und Eifer nur so strotzende Texte, in<br />
denen er den Krieg glorifiziert. Er interpretiert<br />
Kunst im Sinne der Nazi-Ideologie, spricht<br />
vom „deutschen Herrenvolk“ und „Dienstbotenvölkern“.<br />
Sylvanus trat in die NSDAP<br />
ein. Er war als Kunstrezensent unterwegs und<br />
hatte wesentlichen Einfluss darauf, was unter<br />
den Nazis ausgestellt werden durfte“, so Witt.<br />
Dass eben diese Zensur einmal dazu führen<br />
würde, dass er um seine wirtschaftliche<br />
Existenz bangen musste, erscheint ironisch:<br />
Sein Briefwechsel mit dem Werbe- und<br />
Beratungsamt für das deutsche Schrifttum<br />
(1943-1945) zeigt eindrücklich, welche<br />
Instrumente den Nazis zur Unterdrückung<br />
unerwünschter Literatur zur Verfügung<br />
standen. Da auch das Papier im Krieg knapp<br />
war, durfte nur verlegt werden, was genehmigt<br />
worden war. Sylvanus' gebrochener<br />
Held aus „Meme“ passte nicht in das heroische<br />
Weltbild der Naziführerschaft. Obwohl<br />
Sylvanus mehrfach auf seine Dienste für<br />
48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
das Vaterland und die Partei sowie seine<br />
Versehrtheit und seine prekäre finanzielle<br />
Situation verwies - er hatte keine Ausbildung<br />
und war zu schweren körperlichen Arbeiten<br />
nicht mehr fähig - wurde ihm die Veröffentlichung<br />
verwehrt.<br />
VOM „HERRENVOLK“ ZUM<br />
EDLEN SPENDER<br />
Derselbe Mann schreibt 21 Jahre später ein<br />
Drama, das die Gräuel des Holocaust so<br />
eindringlich schildert, dass Menschen auf<br />
der ganzen Welt davon berührt werden:<br />
„Korzcak und die Kinder“. Seine Tantiemen<br />
für die Aufführungen in Deutschland<br />
spendet Sylvanus an eine jüdische Hilfsorganisation.<br />
Wie passt das zusammen?<br />
In ihrem Mann, Paul Forssbohm, der<br />
in Vergleichender Literaturwissenschaft<br />
promovierte, fand die Historikerin Ulrike<br />
Witt den idealen Mitstreiter für ihr Projekt.<br />
Gemeinsam arbeitet sich das Ehepaar nun<br />
durch den immensen Nachlass des Künstlers,<br />
der zum großen Teil von der Stadtund<br />
Landesbibliothek Dortmund gekauft<br />
wurde. „Wir haben geschätzt 30.000 Briefe“,<br />
so Witt, „Ungeordnet - da weiß man nie,<br />
was man kriegt!“ Für das Ehepaar ist<br />
klar: „Sylvanus war einer der Ersten, der<br />
sich öffentlich mit dem Thema Holocaust<br />
auseinandersetzte.“ Doch was hat diesen<br />
Umschwung bewirkt? „Das wissen wir<br />
noch nicht“, gesteht Witt. „Viele hielten ihn<br />
1_Sylvanus_29-11-2018_Layout 1 29.11.2018 17:26 Seite 1<br />
Mit dem vorliegenden Lesebuch werden<br />
die Texte von Erwin Sylvanus zu neuem<br />
Leben erweckt. Es hieß, die Zeit sei über<br />
ihn "hinweggegangen". Die Inszenierung<br />
seines Holocaust-Dramas "Korczak und die<br />
Kinder" durch Heinz Hilpert am Deutschen<br />
Theater in Göttingen machte den Autor<br />
1958 international bekannt. Ende der 50er<br />
und Anfang der 60er Jahre gehörte er zu<br />
den deutschen Vertretern des internationalen<br />
Welttheaters. 1959 wurde ihm für sein<br />
Holocaust-Drama der renommierte Leo-<br />
Baeck-Preis verliehen. Zuvor stritt er mit<br />
Ernst Meister, Hans Dieter Schwarze und<br />
Paul Schallück gegen die noch immer<br />
nationalsozialistisch geprägte westfälische<br />
Literatur der Nachkriegszeit. Erwin<br />
Sylvanus kämpfte gegen seine eigene<br />
Vergangenheit. Seine frühen Texte zeigen<br />
seine Begeisterung für den NS. Die späteren<br />
zeigen ihn als jemanden, der seine frühere<br />
Begeisterung zu verstehen versucht.<br />
für einen Opportunisten. Wir nicht.“<br />
WER WAR DER SS-MANN?<br />
„Ganz wichtig war Alfred Döblin (Alfred<br />
Döblin war ein in der NS-Zeit ins Exil<br />
geflohener Schriftsteller und Psychiater<br />
jüdischer Abstammung. Bekanntestes<br />
Werk:“Berlin Alexanderplatz“/Anm.<br />
d. Red), der ihm eine Liste gab mit<br />
Autoren, die er unbedingt lesen müsse.<br />
Thomas Mann, Kafka ... die kannte<br />
Sylvanus ja alle nicht. Das öffnete seinen<br />
Horizont.“ „(...) es ekelt mich jedes Mal,<br />
Nylands Kleine Westfälische Bibliothek 81<br />
herausgegeben von Walter Gödden<br />
AISTHESIS VERLAG<br />
Erwin Sylvanus<br />
81<br />
wenn ich eine Zeile von dem, was ich früher<br />
schrieb, zu Gesicht bekomme“, urteilt<br />
Sylvanus später über seine älteren Werke<br />
Ein weiteres Geheimnis, welches die Forscher<br />
noch lüften möchten, ist die Identität<br />
des SS-Mannes aus „Korczak und die Kinder“:<br />
„Erst haben wir Sylvanus unterstellt,<br />
der SS-Mann gewesen zu sein. Doch er war<br />
es nicht, das lässt sich nachweisen.“<br />
EIN MANN DER WIDERSPRÜCHE<br />
Völlinghausen - Soest - Göttingen: diese<br />
Stationen teilen sich Ulrike Witt und<br />
Erwin Sylvanus. Doch so wie es die Historikerin<br />
in Richtung Stadt zog, so zog es<br />
den Schriftsteller aufs Land: 1952 kaufte<br />
er ein abseitiges Grundstück in Völling-<br />
Lesebuch<br />
Erwin Sylvanus<br />
zusammengestellt von<br />
Ulrike Witt und Paul Forssbohm<br />
"Er war einer<br />
der Ersten,<br />
der sich mit<br />
dem Thema<br />
Holocaust<br />
auseinandersetzte"<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> - 49
"Ein Mann der<br />
Widersprüche"<br />
hausen, wollte seine Ruhe haben. Doch<br />
schon bald folgten weitere Neubauten.<br />
„Das Dorf holte ihn ein“, sagt Dr. Witt<br />
lächelnd. „Daraufhin hat er sein ganzes<br />
Grundstück zuwuchern lassen und Bäume<br />
gepflanzt. Das war seine Art, Abstand zu<br />
halten.“ Einen Abstand, den er auch dann<br />
und wann einmal überwunden hat. „Einmal<br />
brachen Jugendliche in sein Haus ein,<br />
machten es sich im Wohnzimmer gemütlich<br />
und tranken sein Bier“, erzählt Dr.<br />
Forssbohm. „Und was machte Sylvanus? Er<br />
nahm ein Bier und setzte sich dazu!“<br />
BUCHKRITIK:<br />
DIE MACHT DER<br />
GEGENREDE<br />
Das „Lesebuch Erwin<br />
Sylvanus“ beinhaltet<br />
Sylvanus' von nationalsozialistischen<br />
Gedanken durchtränkte<br />
Geschichten,<br />
anrührende und<br />
feinsinnige zwischenmenschliche<br />
Beobachtungen<br />
späterer Jahre, Appelle<br />
an die Menschlichkeit, amüsante<br />
wie nachdenklich machende<br />
Briefwechsel und nicht zuletzt Kommentare<br />
von Zeitzeugen; es ist die Chronologie<br />
eines menschlichen Wandels. Sie zeigt,<br />
welch großen Stellenwert Widerworte<br />
einnehmen. Wie wichtig es ist, menschenfeindlichen<br />
Gesinnungen Einhalt zu<br />
gebieten und immer wieder das Gespräch<br />
zu suchen. Das Buch soll mit seinen 159<br />
Seiten Lust machen, sich eingehender mit<br />
dem Schriftsteller zu beschäftigen - dies<br />
ist Dr. Witt und Dr. Forssbohm aufs<br />
Trefflichste gelungen! ■<br />
Dr. Ulrike Witt wurde am 1963<br />
in Soest geboren und wuchs<br />
in Völlinghausen auf. Nach<br />
dem Abitur am Conrad-von-<br />
Soest-Gymnasium studierte<br />
sie in Göttingen Mittlere und<br />
Neuere Geschichte, Soziologie<br />
und Publizistik. 1993 folgte die<br />
Promotion. Seit 2014 leitet Dr.<br />
Ulrike Witt das Projektbüro<br />
Südniedersachsen.<br />
Anfang <strong>2019</strong> erschien das<br />
„Lesebuch Erwin Sylvanus“, eine<br />
Biografie soll noch folgen. Mehr<br />
Informationen zu „Erwin Sylvanus<br />
- Das Projekt“ unter<br />
https://erwinsylvanus.blog/<br />
Erwin Sylvanus wuchs in Dortmund<br />
und Soest auf, wo er 1917 geboren<br />
wurde und 1985 starb. Ab 1934<br />
war er Mitglied der Hitlerjugend.<br />
1937 meldete er sich freiwillig zum<br />
Reichsarbeitsdienst und zum Heer,<br />
aus dem er 1938 aufgrund einer<br />
Tuberkuloseerkrankung entlassen<br />
wurde. Seit den 30ern journalistisch<br />
tätig, versuchte er nun auf diese<br />
Art seinen Lebensunterhalt und<br />
den seiner Mutter zu sichern.<br />
1941 trat Sylvanus in die NSDAP<br />
ein. Er verfasste im Lauf der Jahre<br />
zahlreiche kriegsverherrlichende<br />
„Blut- und Boden“-Schriften. Nach<br />
1945 wandte er sich immer mehr<br />
von der Nazi-Ideologie ab und dem<br />
Humanismus zu.<br />
1954 ließ er sich in Völlinghausen<br />
nieder. Im Dezember fand die<br />
Uraufführung des „Soester<br />
Friedensspiels“ unter der<br />
Trägerschaft des Aldegrever<br />
Gymnasiums in Soest statt. 1957<br />
verfasste Sylvanus das Holocaust-<br />
Drama „Korczak und die Kinder“,<br />
das in Göttingen uraufgeführt<br />
und weltweit berühmt wurde.<br />
50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong>
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