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BILDUNGSPRAXIS 03/2019

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3/<strong>2019</strong> | August / September / Oktober | 19201 | Deutschland 6,80 € | Österreich 7,50 € | Schweiz 11 CHF<br />

www.bildungspraxis.de<br />

Neue<br />

Welten<br />

WIE DIGITALISIERUNG<br />

LERNRÄUME VERÄNDERT<br />

AUSBILDUNG<br />

Geflüchtete<br />

im Beruf<br />

IM FOKUS<br />

Smarte<br />

Lernumgebungen<br />

WEITERBILDUNG<br />

Was die Generation Z<br />

ausmacht


WISSEN SIE ÜBERHAUPT,<br />

WAS DIE DIGITALISIERUNG<br />

MIT IHREN AZUBIS MACHT?<br />

6. AUSBILDUNGSLEITERTAGUNG<br />

REGENSBURG | 05. - 06. November <strong>2019</strong><br />

Hören Sie unter anderem:<br />

Priv.-Doz. Dr. med. habil. Volker Busch -<br />

AG Psychosozialer Stress und Schmerz,<br />

Universitätsklinik Regensburg<br />

Torben Padur - Digitalisierungsexperte, BIBB<br />

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EDITORIAL<br />

Freiräume öffnen<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Foto: © Sascha Kreklau<br />

moderne Lernumgebungen<br />

bieten<br />

vielfältige Zugänge<br />

zu Bildung, ermöglichen<br />

unterschiedliche<br />

Lernsituationen und<br />

öffnen sich bewusst<br />

den Lernräumen<br />

außerhalb der Berufsschulen und Betriebe.<br />

Dies gilt heute umso mehr, da<br />

Lernprozesse durch digitale Hilfsmittel<br />

unterstützt und Lernumgebungen um<br />

die digitale Dimension erweitert werden.<br />

Das traditionelle Klassenzimmer<br />

wird diesen Anforderungen nicht mehr<br />

gerecht.<br />

Bildung gelingt in sozialen Prozessen,<br />

die auf Kooperationen und Kommunikation<br />

von Lernenden und Lehrenden<br />

aufbauen. Die Gestaltung von Lernräumen<br />

und -umgebungen kann dazu<br />

entscheidend beitragen: Gute Lernumgebungen<br />

fördern Diskurse und kooperative<br />

Lernformen und schaffen dem<br />

Lernenden zugleich Freiräume bei der<br />

Organisation der eigenen Lernprozesse.<br />

Was es dabei zu beachten gilt, gerade<br />

im Hinblick auf digital unterstützte und<br />

vernetzte Lernumgebungen, zeigen wir<br />

Ihnen in dieser Ausgabe der Bildungspraxis.<br />

Ich wünsche Ihnen eine anregende<br />

Lektüre.<br />

Herzlichst, Ihr<br />

Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis


INHALT<br />

Smarte Lernumgebungen<br />

bereichern die Ausbildung.<br />

Ab Seite 4<br />

Die Zahl der Geflüchteten in<br />

der Ausbildung steigt.<br />

Ab Seite 18<br />

Ausbilder und Jugendliche<br />

haben verschiedene Erwartungen<br />

aneinander.<br />

Ab Seite 24<br />

Im Fokus<br />

Lernumgebungen im Wandel<br />

6 „Eine Lernumgebung ist mehr<br />

als ein physischer Raum“<br />

Smart Learning Environments<br />

verändern das Lernen<br />

10 Schlaue Gebäude im Labor<br />

Ein neues Lernsetting vermittelt<br />

Smarthome-Kompetenzen<br />

Ausbildung<br />

12 Ausbildung – News<br />

14 Der Azubi-Knigge<br />

Schüler lernen gutes<br />

Bewerbungsverhalten<br />

18 Langsam, aber stetig<br />

Geflüchtete kommen<br />

in der Ausbildung an<br />

Weiterbildung<br />

22 Weiterbildung – News<br />

24 Die unverstandene Generation<br />

Richtig kommunizieren<br />

mit der Generation Z<br />

28 „Wir dürfen nicht von Amazon<br />

und Co. eingeschläfert werden“<br />

Der neue Didacta-Präsident<br />

im Interview<br />

32 Veranstaltungen <strong>2019</strong><br />

AKTUELLE<br />

PRODUKT-<br />

VORSTELLUNGEN<br />

AUF SEITE 23<br />

DIE NÄCHSTE <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> ERSCHEINT AM 13. NOVEMBER <strong>2019</strong>.<br />

2 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


IMPRESSUM<br />

›› Herausgeber: Didacta Ausstellungs- und Verlagsgesellschaft mbH<br />

Rheinstraße 94 • 64295 Darmstadt<br />

AVR Agentur für Werbung und Produktion GmbH<br />

Arabellastraße 17 • 81925 München<br />

›› Chefredaktion: Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis (verantwortlich)<br />

wassilios@fthenakis.de<br />

›› Verlag und AVR Agentur für Werbung und Produktion GmbH<br />

Redaktionsanschrift: Arabellastraße 17 • 81925 München<br />

Telefon: +49 89 419694-43<br />

Fax: +49 89 4705364<br />

E-Mail:<br />

›› Geschäftsführung: Thomas Klocke<br />

info@avr-werbeagentur.de<br />

bildungspraxis.magazin@avr-verlag.de<br />

Internet: www.avr-werbeagentur.de<br />

www.bildungspraxis.de<br />

›› Gesamtleitung Silvia Schumacher<br />

Bildungsredaktion:<br />

›› Projektleitung: Vincent Hochhausen<br />

›› Redaktion: Tina Sprung Vincent Hochhausen<br />

Thorsten Timmerarens<br />

›› Redaktionsassistenz: Minh-Xuan Do<br />

›› Autoren und Mitarbeiter Jens Aichinger Markus Dormann<br />

dieser Ausgabe: Madeline Krauß Ilona Majdanjuk<br />

›› Schlusslektorat: Bettina Klocke Babett Müller<br />

Petra Schmatz<br />

›› Anzeigenleitung: Monika Krüger • Telefon: +49 89 419694-50<br />

E-Mail: mkrueger@avr-verlag.de<br />

›› Art Direction und Patricia Fuchs<br />

Bildredaktion:<br />

›› Grafik Design: Sabrina Gentner Michaela Körner<br />

›› Composing: Udo Karohl<br />

›› Titelbild: © Zakharchuk / Shutterstock.com<br />

›› Erscheinungsweise: 4 × jährlich<br />

›› Druck: GD Gotha Druck GmbH & Co. KG,<br />

Gutenbergstraße 3, 99869 Günthersleben-Wechmar<br />

›› Preis des Heftes: Deutschland 6,80 € inkl. MwSt., Österreich 7,50 €, Schweiz<br />

11 CHF<br />

›› Abonnement: Jahresabonnement (4 Hefte) 24 €, zzgl. Versandkosten<br />

Bestellung auf: www.bildungspraxis.de<br />

›› Leser- und Aboservice: Mo – Do, 10 bis 12 Uhr<br />

Tel.: +49 89 419694-43<br />

bildungspraxis.magazin@avr-verlag.de<br />

Hinweis:<br />

Beiträge freier Autoren geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Verleger zugleich Anschrift aller Verantwortlichen<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist München. Nachdruck oder<br />

sonstige Vervielfältigung – auch auszugsweise – sind nur mit<br />

Genehmigung des Verlages gestattet. Für unaufgefordert eingesandtes<br />

Redaktionsmaterial übernimmt der Verlag keine Haftung.<br />

© AVR GmbH <strong>2019</strong><br />

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IM FOKUS<br />

Neue Räume<br />

entdecken<br />

Gute Bildung muss die Lernumgebung mitdenken.<br />

Dazu gehören ganz klassisch die Räumlichkeiten,<br />

aber ebenso die digitalen Anwendungen, die ganz<br />

neue Möglichkeiten schaffen. Im Fokusthema<br />

dieser Ausgabe stellen wir Ihnen das Konzept<br />

der „Smart Learning Environments“ vor und<br />

zeigen am Beispiel einer Berufsschule,<br />

wie kluge Gestaltung von Lernräumen<br />

flexible und vielseitige<br />

Lernsituationen<br />

ermöglicht.<br />

Foto: © Master1305 / Shutterstock.com<br />

4 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


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IM FOKUS<br />

„EINE LERNUMGEBUNG<br />

IST MEHR ALS EIN<br />

PHYSISCHER RAUM“<br />

Digitalisierungsexpertin Julia Knopf spricht im Interview mit Bildungspraxis<br />

über smartes Lernen und darüber, wie digitale Technologien das Verständnis von<br />

Lernumgebungen verändern.<br />

Interview Vincent Hochhausen<br />

Fotos: Universität des Saarlandes; © SeventyFour / Shutterstock.com<br />

6 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


Im Interview<br />

JULIA KNOPF<br />

leitet den Lehrstuhl Fachdidaktik<br />

Deutsch Primarstufe und das<br />

Forschungsinstitut Bildung Digital an<br />

der Universität des Saarlandes. Sie ist<br />

Gründungspartnerin der Didactic<br />

Innovations GmbH.<br />

Bildungspraxis: Frau Knopf, was sind<br />

Smart Learning Environments?<br />

Julia Knopf: Ein Smart Learning Environment<br />

ist eine digitale, intelligente Lernumgebung, die<br />

adaptiv auf unterschiedliche Bedürfnisse von Lernenden<br />

eingeht. Eine solche Lernumgebung kann<br />

prinzipiell jeder Ort sein, zum Beispiel ein Seminarraum,<br />

ein Konferenzraum oder ein Arbeitsplatz.<br />

Entscheidend ist, dass das analoge Lernen<br />

in einer solchen Umgebung sinnvoll mit digitalen<br />

Technologien vernetzt wird, also zu einer hybriden<br />

Lernumgebung verschmilzt.<br />

Mit welchen digitalen Technologien?<br />

Es können die unterschiedlichsten Technologien<br />

eingesetzt werden, von intelligenter Lernsoft-<br />

ware bis hin zu Augmented oder Virtual Reality.<br />

Diese Technologien werden je nach Lernsituation<br />

beliebig miteinander verbunden. Dabei ist der<br />

Übergang zwischen den Technologien – und auch<br />

der Übergang zwischen digitalem und analogem<br />

Lernen – fließend.<br />

Verändern sich dadurch die Rollen und<br />

Aufgaben von Lernenden und Lehrenden?<br />

Ja. Smart Learning Environments sind kontextsensitiv,<br />

das heißt, die eingesetzten digitalen<br />

Lernanwendungen erkennen zum Beispiel die<br />

Fähigkeiten des Lerners oder seine methodischen<br />

Vorlieben und passen die Lerninhalte daran an.<br />

Auf diese Weise entstehen sozusagen persönliche<br />

Lernumgebungen. Es ist zum Beispiel möglich,<br />

die Lerninhalte – je nach individuellen Vorlieben –<br />

als Text, Video oder Podcast zu präsentieren. Auch<br />

auf den Lernbedarf abgestimmte, aktuelle Informationen<br />

können automatisch zur Verfügung<br />

gestellt werden. Dadurch entfällt zeitintensive Recherche.<br />

Aus didaktischer Sicht besonders sinnvoll<br />

sind personalisierte Hilfestellungen, die sich<br />

immer dann abrufen lassen, wenn beispielsweise<br />

Verständnisschwierigkeiten bestehen. Dadurch<br />

wird Lernen selbstständiger und fokussierter.<br />

Auch für die Lehrenden haben smarte Lernumgebungen<br />

unterschiedliche Vorteile. So zeichnen<br />

intelligente Diagnosesysteme Lerndaten auf und<br />

entwerfen detaillierte Lernprofile. Diese können<br />

wiederum Grundlage einer zielgerichteten<br />

Förderung werden. Die schon lange aufgestellte<br />

Forderung, jeder solle auf seinem eigenen Niveau,<br />

in seinem eigenen Tempo und entsprechend des<br />

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IM FOKUS<br />

individuellen Bedarfes lernen, wird durch Smart<br />

Learning Environments konsequent umgesetzt.<br />

Wie schätzen Sie die Lern- und Bildungsumgebungen<br />

in der beruflichen Bildung derzeit ein?<br />

Ermöglichen diese „smartes“ Lernen?<br />

Aktuelle Lern- und Bildungsumgebungen stehen<br />

strukturellen und organisatorischen Hürden gegenüber.<br />

Einerseits fehlt es auf Seiten der Lehrenden<br />

an den notwendigen Kenntnissen und dem didaktischen<br />

Wissen, um Smart Learning Environments<br />

zu gestalten und gewinnbringend zu nutzen. Hier<br />

braucht es flexible und permanente Möglichkeiten<br />

zur Weiterbildung. Zudem bedarf es aber auch<br />

einer sehr guten technologischen Ausstattung in<br />

Bezug auf verfügbare Geräte, die IT-Infrastruktur<br />

sowie Daten- und Informationssicherheit. Datenschutzkonzepte<br />

werden in diesem Zusammenhang<br />

extrem wichtig, denn die individuellen Daten der<br />

Lernenden müssen geschützt werden.<br />

Welche baulichen Voraussetzungen brauchen<br />

smarte Lernumgebungen?<br />

Ein großer Vorteil von Smart Learning ist die Flexibilität<br />

in Bezug auf Ort und Zeit. Die Lernumgebung<br />

ist also weiter zu fassen als ein physischer<br />

Raum wie der Computerraum. Dennoch sind im<br />

Gebäudebau und insbesondere in der technologischen<br />

Infrastruktur von Bildungsinstitutionen<br />

Veränderungen notwendig, um smarte Lernumgebungen<br />

zu ermöglichen: Man benötigt als erstes<br />

eine intelligente IT-Infrastruktur. Zweitens bedarf<br />

es einer guten technischen Ausstattung. Hier ist<br />

aber Vorsicht angesagt. Eine Vollausstattung –<br />

wie oft gefordert – mit PC, Beamer, Audio- und<br />

Konferenzsystem, smart devices wie 3D-Drucker,<br />

Smartphones, interaktive Whiteboards oder ähnlichem<br />

ist für eine sinnvolle didaktische Umsetzung<br />

nicht immer notwendig. Hier muss nach Bedarf<br />

und Budget entschieden werden. Denn auch digitale<br />

Werkzeuge, also Software-Applikationen,<br />

und ganz klassische Ausstattungselemente wie Tische,<br />

Stühle, Flipchart und so weiter dürfen nicht<br />

vergessen werden. Kurzum: Es gibt nicht die eine<br />

smarte Lernumgebung. Vielmehr muss die Gestaltung<br />

der Lernumgebung zu den Bedürfnissen der<br />

Lernenden, zu den Gegebenheiten vor Ort und<br />

zum vorhandenen Budget passen.<br />

Wie sollten Unternehmen und Berufsschulen vorgehen,<br />

wenn sie smarte Lernumgebungen schaffen<br />

möchten?<br />

Der erste Schritt ist eine umfangreiche Analyse der<br />

Ausgangssituation: Welche Bedürfnisse haben die<br />

Menschen, die in einer smarten Umgebung lernen<br />

sollen? Welche digitalen Konzepte existieren bereits?<br />

Welche technischen Geräte stehen zur Verfügung?<br />

Welche Erfahrungen gibt es im Umgang<br />

mit digitalen Technologien? Im zweiten Schritt<br />

werden diejenigen Kompetenzbereiche identifiziert,<br />

die sich für die Gestaltung einer smarten<br />

Lernumgebung anbieten. Hier spielen inhaltliche,<br />

didaktisch-methodische und technologische<br />

Überlegungen eine wichtige Rolle. Dabei sollte ein<br />

umfassendes Konzept mit konkreten Handlungsschritten<br />

erarbeitet werden, das auf die jeweiligen<br />

Bedürfnisse ausgerichtet ist. Dafür muss man sich<br />

Zeit nehmen, insbesondere die Lernenden sollten<br />

in diese Prozesse einbezogen werden, damit eine<br />

Art Vertrauenskultur aufgebaut wird.<br />

Welche Rolle spielt die Ausbildung dabei, Prinzipien<br />

des Smart Learning für das gesamte Arbeitsleben<br />

zu verankern?<br />

Lernen ist ein lebenslanger Prozess. Vor allem in<br />

der heutigen Arbeitswelt ist es wichtig, sich auch<br />

auf neue und ungewohnte Situationen einstellen<br />

zu können. Dazu gehört gegenwärtig insbesondere,<br />

sich mit den Möglichkeiten der Digitalisierung<br />

auseinanderzusetzen, sie zu verstehen und<br />

erste Schritte Richtung Transformation des Lernens<br />

zu wagen. Die Bereitschaft dazu wird bereits<br />

in der Ausbildung geschaffen. Ist den zukünftigen<br />

Arbeitnehmern und -gebern bereits in diesem<br />

frühen Stadium ihrer Karriere klar, was Smart<br />

Learning bedeutet, tragen sie den Gedanken auch<br />

in ihre Betriebe und Unternehmen und können<br />

wichtige Veränderungsprozesse anregen.<br />

■<br />

Im Überblick:<br />

»»<br />

Smarte Lernumgebungen ermöglichen<br />

den individuell auf den Lerner zugeschnittenen<br />

Einsatz vielfältiger<br />

digitaler Lernanwendungen.<br />

»»<br />

Sie sind weniger stark an bestimmte<br />

Orte gebunden als herkömmliche<br />

Lernsettings.<br />

»»<br />

Die Rolle des Ausbilders verändert<br />

sich beim smarten Lernen hin zum<br />

individuellen Lernbegleiter.<br />

8 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


eine Initiative der<br />

D IH K-- Bildungs -GmbH<br />

LIKE<br />

A B SS<br />

MEHR<br />

https://www.youtube.com/c/likeaboss-ausbildung


IM FOKUS<br />

Im Multilabor befinden sich neben einzelnen Arbeitsplätzen auch Räumlichkeiten für Instruktionen und gemeinsames Lernen in der Gruppe.<br />

An einem großen Display wird das Vorwissen für anstehende Aufgaben vermittelt.<br />

Schlaue Gebäude<br />

im Labor<br />

An einer baden-württembergischen Berufsschule lernen Schülerinnen und Schüler,<br />

Smarthome-Technologie zu installieren. Das Besondere: In dem neuen Multilabor<br />

lassen sich die realen Geräte zu immer neuen Lernszenarien kombinieren.<br />

Text Vincent Hochhausen<br />

R ollläden und Beleuchtungen, die sich je<br />

nach Lichteinfall selbst einschalten, energieeffiziente<br />

Heizungsanlagen, die nur nach Bedarf und Wetter<br />

heizen, die Garagentüre, die man von der Arbeit aus<br />

öffnen kann, damit der Paketbote seine Sendung<br />

dort abstellen kann: All diese Technologien sind<br />

unter dem Begriff Smarthome zusammengefasst.<br />

Solche „smarten“ Gebäude, bei denen zahlreiche<br />

separate Funktionen untereinander vernetzt und<br />

zentral gesteuert werden, erfreuen sich immer größerer<br />

Beliebtheit – laut einer Studie des US-Marktforschungsunternehmens<br />

IDC stieg der Umsatz<br />

mit Smarthome-Geräten im letzten Jahr weltweit<br />

um 28 Prozent. Aus diesem Grund startete an der<br />

Friedrich-Ebert-Berufsschule in Esslingen im letzten<br />

Jahr das „Multilabor W15“, das eigens darauf spezialisiert<br />

ist, Auszubildenden sowie auch Fachkräften<br />

die Smarthome-Technik näherzubringen.<br />

Fotos: © FES Esslingen<br />

10 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


An den Werkarbeitsplätzen des Multilabors können vielseitige<br />

Lernsituationen bearbeitet werden. Die Schüler arbeiten dabei an der<br />

Technik, die auch tatsächlich in Gebäuden zum Einsatz kommt.<br />

„Das Problem ist, dass wir für die Gebäudetechnik<br />

verschiedene Berufe parallel ausbilden<br />

– etwa Elektroberufe sowie Sanitär-, Heiz- und<br />

Klimatechnik – während Anbieter in der Praxis<br />

vernetzte Gebäudetechnologien anbieten“,<br />

erklärt Schulleiter Erhard Hofmeister. Im<br />

Smarthome-Sektor sei also immer mehr fachübergreifendes<br />

Wissen gefragt. Dieser Entwicklung<br />

wollte man mit dem Multilabor Rechnung<br />

tragen, in dem Azubis die Smarthome-<br />

Technologien an den echten Geräten erlernen<br />

und entdecken können. Das Labor bildet alle<br />

Komponenten eines voll vernetzten Gebäudes<br />

ab: Elektroinstallation, Beleuchtung, Heizung,<br />

Lüftung, Zugangskontrolle, Rolladen, Sicherheitstechnik<br />

und so weiter. Bei der Konzeption<br />

des Multilabors legte die Berufsschule Wert darauf,<br />

sich nicht, wie es eigentlich üblich ist, auf<br />

die Technologie eines oder weniger Hersteller zu<br />

beschränken. Stattdessen wurden verschiedene<br />

Anbieter einbezogen, um den Schülern einen<br />

möglichst breiten Überblick über die gängigen<br />

Geräte zu verschaffen. „Das haben die Hersteller<br />

nicht freiwillig gemacht“, sagt Hofmeister.<br />

Schließlich habe man aber alle mit ins Boot<br />

holen können, denn niemand wollte bei dem<br />

Labor außen vor gelassen werden.<br />

Im Multilabor arbeiten die Lerner der Friedrich-<br />

Ebert-Schule – Azubis sowie Schüler der Technikerschule<br />

und des technischen Gymnasiums<br />

– an den realen Geräten, was ebenfalls nicht<br />

selbstverständlich ist. Die Lernszenarien, die sich<br />

dadurch schaffen lassen, sind vielfältig, denn die<br />

Systeme lassen sich nach Lernbedarf vernetzen.<br />

So können die Schüler dort zum Beispiel lernen,<br />

wie man Smarthome-Konzepte über das Hausstromnetz<br />

von Bestandsimmobilien einrichtet,<br />

wie man mit App-gestützten Mobilgeräten an<br />

Heizungsanlagen arbeitet oder wie man die Lüftungsanlage<br />

eines Industriekomplexes reguliert.<br />

Für die Lehrkräfte schafft das große Freiheiten,<br />

die angemessen zu nutzen auch eine Herausforderung<br />

sei, sagt Hofmeister. „Das geht nicht von<br />

heute auf morgen, und es läuft auch nicht alles<br />

sofort problemlos. Aber alle sind sich bewusst,<br />

dass diese Technologie die Zukunft ist und wir<br />

uns damit auseinandersetzen müssen.“ Aus den<br />

Unternehmen gebe es bereits positives Feedback:<br />

Ein Inhaber eines Betriebes habe mitgeteilt,<br />

dass er keinen Elektriker einstellen müsse, weil<br />

seine Azubis die nötigen Kompetenzen für<br />

Smarthome-Technologie bereits erlernt hätten. ■<br />

Während in ähnlichen Lernräumen meist die Geräte eines<br />

Herstellers dominieren, sind im Multilabor alle wichtigen Player für<br />

Smarthome-Technologie vertreten, damit die Schüler unter realen<br />

Bedingungen lernen können.<br />

Im Überblick:<br />

»»<br />

An einer süddeutschen Berufsschule<br />

wurden eigens Lernräume für<br />

Smarthome-Technologien eingerichtet.<br />

»»<br />

Dort wird an den realen Gebäudetechnik-Systemen<br />

von zahlreichen<br />

Herstellern gelernt.<br />

»»<br />

Die Gestaltung dieses Multilabors<br />

erlaubt die Umsetzung vielfältiger<br />

Lernszenarien.<br />

›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong> | 11


AUSBILDUNG<br />

News<br />

Ausbildungsstatistik<br />

zu Berufswahl<br />

und Gehalt<br />

ROADSHOW ZU<br />

DIGITALISIERUNG IM<br />

AUSBILDUNGSALLTAG<br />

In den nächsten Monaten wird die Roadshow „Digitale<br />

Medien im Ausbildungsalltag“ des Bildungsministeriums<br />

noch am 17.9. in Düsseldorf, am 24.10. in<br />

Schwerin und am 26.11. Mainz haltmachen. Bei der<br />

Roadshow werden erfolgreiche Beispiele für digitale<br />

Anwendungen in der Ausbildungspraxis vorgestellt,<br />

darunter die Entwicklung von Erklärvideos für Azubis<br />

in Kfz-Berufen, digitale Lerneinheiten für das Anlernen<br />

in der Produktion sowie Lernen mit virtueller<br />

Realität. Die Roadshow richtet sich an Verantwortliche<br />

aus Betrieben, überbetrieblichen Bildungsstätten,<br />

Berufsschulen, Kammern und Bildungseinrichtungen.<br />

Die Veranstaltungen sind kostenlos, man sollte sich<br />

allerdings vorher anmelden. Alle Termine<br />

und Informationen auf:<br />

» www.qualifizierungdigital.de<br />

Das Statistische Bundesamt hat Daten<br />

zu Schulabschluss, Geschlecht und<br />

Gehalt von Auszubildenden veröffentlicht.<br />

Die wichtigsten Ergebnisse:<br />

Die Berufswahl hängt vom Schulabschluss<br />

und Geschlecht ab, zudem ist<br />

das spätere Gehalt in den Berufen, die<br />

von Jugendlichen mit Abitur ergriffen<br />

werden, wesentlich höher, als in den<br />

Ausbildungsberufen bei Jugendlichen<br />

mit Real- oder Hauptschulabschluss.<br />

So verdienten Verkäuferinnen und<br />

Verkäufer – der häufigste Ausbildungsberuf<br />

bei Hauptschulabsolventen – 2014<br />

im Durchschnitt 2358 Euro, während<br />

Industriekaufleute – der häufigste Ausbildungsberuf<br />

von Abiturienten –<br />

3420 verdienten.<br />

»»<br />

www.destatis.de<br />

(Auf der Seite „Berufliche<br />

Bildung“ suchen)<br />

Ausbildungsportal unter<br />

den besten Jobportalen<br />

Das Ausbildungsportal Azubiyo<br />

ist eines der drei besten<br />

Jobportale Deutschlands. Bei einer<br />

repräsentativen Befragung für die<br />

Auszeichung „Deutschlands beste<br />

Online- Portale“ hatte das Deutsche<br />

Institut für Service-Qualität (DISQ)<br />

33 000 Kundenmeinungen zu Online-<br />

Portalen aus verschiedenen Branchen<br />

über ein Online-Panel abgefragt.<br />

Unter den Jobportalen war Azubiyo<br />

dabei das einzige Ausbildungsportal<br />

unter den Top 3. Die Kunden waren unter<br />

anderem zu ihren Erfahrungen mit<br />

Angebot und Leistung, Kundenservice<br />

und Online-Auftritt befragt worden.<br />

»»<br />

www.azubiyo.de<br />

Fotos: © Laurenz H. Bostedt; SpeedKingz / Shutterstock.com<br />

12 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


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Bildungspraxis und Jakobb verlosen zehn Tickets<br />

für den Jahreskongress Berufliche Bildung am<br />

5. und 6. Dezember in Stuttgart. Dort gibt es<br />

Vorträge und Workshops unter anderem um<br />

den Digitalpakt, Integration, Medienkompetenz<br />

und andere Themen für Ausbilder/-innen und<br />

Berufsschullehrer/-innen.<br />

Um mitzumachen, füllen Sie bis zum<br />

30. September <strong>2019</strong> das Gewinnspielformular<br />

auf www.bildungspraxis.de<br />

unter der Rubrik Gewinnspiele mit<br />

dem Stichwort „Jakobb“ aus.<br />

Die Gewinner werden von uns benachrichtigt.<br />

Der Gewinn wird nicht<br />

bar ausgezahlt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Mitarbeiter der AVR und<br />

Gewinnservices sind von der Teilnahme<br />

ausgeschlossen.<br />

Das Portal für Bildungsinformation<br />

bildungsklick informiert Sie aktuell und umfassend mit News, Hintergrund ‐<br />

berichten, Dossiers, Interviews und Videos aus der Welt der Bildung.<br />

Wir machen Bildung zum Thema.<br />

www.bildungsklick.de<br />

www.bildungsklick.de


AUSBILDUNG<br />

DER AZUBI-KNIGGE<br />

Wie bewahrt man Jugendliche davor, im Kontakt mit Ausbildungsunternehmen Fehler<br />

zu machen? Zum Beispiel, indem man an die Schulen geht und mit ihnen spricht.<br />

Text Nicole Glawe-Miersch<br />

A usbilder und Personalverantwortliche<br />

sind oft erstaunt über die Fehler, die junge<br />

Menschen im Bewerbungsprozess machen.<br />

Aber woher sollen die Jugendlichen Regeln<br />

kennen, wenn man sie ihnen nicht mit auf den<br />

Weg gibt? In den Schulen erhalten Jugendliche<br />

meist Hilfestellung, wenn es um die Suche nach<br />

einem Ausbildungsunternehmen und die Erstellung<br />

von Bewerbungsunterlagen geht. Für den<br />

späteren Bewerbungsverlauf gibt es freiwillige<br />

Angebote zur Vorbereitung von Bewerbungsgesprächen<br />

oder Einstellungstests. Doch solche<br />

Angebote werden oft nur von den Jugendlichen<br />

angenommen, die ohnehin schon engagiert sind<br />

oder aus einem sie unterstützenden Elternhaus<br />

kommen. Oft brauchen gerade die Schüler/-<br />

innen, die diese Angebote nicht wahrnehmen,<br />

Hilfe dabei, Fehler in der Anbahnungsphase zu<br />

einem Ausbildungsverhältnis zu vermeiden.<br />

NICOLE GLAWE-MIERSCH<br />

leitet die BANG Netzwerke Hövelhof und<br />

Lippe. Sie koordiniert die Zusammenarbeit<br />

aller an der Ausbildung beteiligten<br />

Partner und hielt im Juli den ersten<br />

Azubi-Knigge-Vortrag an der Realschule<br />

Hövelhof.<br />

Fotos: © Edyta Pawlowska / Shutterstock.com; Nicole Glawe-Miersch<br />

14 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


AUSBILDUNG<br />

In den BANG Netzwerken, in denen Unternehmen<br />

in einem ausbildungsbegleitenden Verbund<br />

zusammengeschlossen sind, entstand daher die<br />

Idee, an weiterführenden Schulen in der Klasse 9<br />

Vorträge mit dem Titel „Azubi Knigge – Tipps<br />

und Tricks im Bewerbungsprozess“ anzubieten,<br />

also kurz bevor die Schüler in die heiße Phase der<br />

Bewerbung um Ausbildungsplätze einsteigen.<br />

Fallstricke schon bei der Bewerbung<br />

Am 1. Juli fand mit rund 80 Schülerinnen und<br />

Schülern der Realschule Hövelhof ein erster<br />

Vortrag statt. Die Tipps und Hinweise für die<br />

Schüler/-innen wirken dabei teilweise banal, sie<br />

sind aber für viele der Jugendlichen nicht präsent.<br />

Nachfolgend einige Beispiele:<br />

»»<br />

Es ist wichtig, seine Unterlagen perfekt zu<br />

kennen, auch wenn die Eltern oder eine Lehrkraft<br />

geholfen haben.<br />

»»<br />

Beim Anschreiben sollte ein Bezug zum Ausbildungsberuf<br />

da sein.<br />

»»<br />

Man sollte nicht nur die Adresse und den Ausbildungsberuf<br />

ändern und ansonsten den Inhalt<br />

von einer anderen Bewerbung übernehmen.<br />

»»<br />

Bei Telefongesprächen, etwa bei Nachfragen<br />

zur Bewerbung, ist eine ruhige Gesprächsumgebung<br />

wichtig.<br />

»»<br />

Bevor man zum Hörer greift, sollte man sich<br />

klarmachen, was man fragen möchte und die<br />

eigene Telefonnummer im Kopf haben, um sie<br />

bei Bedarf angeben zu können.<br />

„Eigentlich weiß ich das ja“<br />

Aus den Gesprächen mit den Schülerinnen und<br />

Schülern bei dem Vortrag wurde deutlich, dass<br />

viele Dinge eigentlich bekannt sind, etwa, dass ein<br />

fester Händedruck und ein offener Blick in die<br />

Augen großen Einfluss bei der ersten Begrüßung<br />

haben. In der Praxis ist dies dennoch nicht für alle<br />

einfach umzusetzen: Beim Vortrag in Hövelhof<br />

wurden die Jugendlichen nach der Diskussion über<br />

dieses Thema gebeten, den Raum zu verlassen und<br />

dann wieder einzutreten und sich vorzustellen. Dabei<br />

sprachen viele undeutlich oder vermieden den<br />

Blickkontakt. In Hövelhof wollen die Schülerinnen<br />

und Schüler nun solche Dinge üben.<br />

„Die Schülerinnen und Schüler haben ganz unterschiedliche<br />

Elternhäuser – für manche ist eine<br />

richtige Begrüßung oder auch die Verwendung<br />

von Danke und Bitte selbstverständlich, bei anderen<br />

ist es notwendig, dass sie daran erinnert<br />

werden oder sowas eben nochmal üben“, meint<br />

Norbert Löhr, Lehrer für Berufsorientierung an<br />

der Schule. Sie findet daher den Azubi-Knigge-<br />

Vortrag hilfreich, vor allem zu diesem Zeitpunkt<br />

im Jahr, an dem die Zuhörer kurz vor ihren<br />

Bewerbungen stehen. Auch die Jugendlichen<br />

äußerten sich positiv.<br />

Das Konzept wird daher nun auch in den anderen<br />

BANG-Ausbildungsnetzwerken (siehe Kasten)<br />

umgesetzt. Für Unternehmen, die häufig<br />

auf solche oder ähnliche Schwierigkeiten bei Bewerberinnen<br />

und Bewerbern treffen, kann das<br />

ein Vorbild sein: In die Schulen zu gehen und<br />

direkt mit den Schüler/-innen zu sprechen, kann<br />

sich sowohl positiv auf die Qualität der Bewerber<br />

wie auch auf das eigene Image auswirken. ■<br />

Ausbildung im Netzwerk<br />

Das Netzwerk BANG (Berufliches Ausbildungsnetzwerk<br />

im Gewerbebereich<br />

e.V.) wurde 2001 gegründet. Seitdem<br />

sind bis heute deutschlandweit<br />

neun Netzwerke entstanden, weitere<br />

stehen kurz vor ihrer Gründung. In<br />

den BANG Netzwerken schließen sich<br />

Unternehmen zusammen und addieren<br />

zur klassischen dualen Ausbildung in<br />

Betrieb und Berufsschule eine dritte<br />

Säule – das eigene Trainingszentrum.<br />

Im Überblick<br />

»»<br />

Die BANG Ausbildungsnetzwerke halten<br />

Vorträge in Realschulen, um Jugendliche<br />

für mögliche Fehler bei<br />

Bewerbungen zu sensibilisieren.<br />

»»<br />

Dabei zeigt sich, dass die<br />

Schüler/-innen vieles oft zwar bereits<br />

wissen, aber nicht umsetzen.<br />

»»<br />

Für Unternehmen oder regionale<br />

Netzwerke mit Bewerberproblemen<br />

können solche Schulbesuche ein<br />

Beitrag zum Azubi-Marketing sein.<br />

16 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


Mehr Wissen, mehr Flexibilität<br />

– mit Rexroth Trainingssysteme<br />

Drive & Control Academy macht mit Lehrangeboten Schule<br />

In unserer zunehmend volatilen Welt, die geprägt ist von<br />

Industrie 4.0 und Digitalisierung, ist es besonders für<br />

Arbeitnehmer wichtig, den veränderten Anforderungen<br />

an Kompetenz, Fähigkeit und Flexibilität gerecht werden<br />

zu können.<br />

Hierbei helfen Ihnen die von den Bosch Rexroth-Spezialisten<br />

entwickelten modularen Trainingssysteme. Diese<br />

vermitteln sowohl Einsteigern als auch Fortgeschrittenen<br />

Technik-Know-how und Lösungskompetenz zum Anfassen.<br />

Fundiertes, praxisorientiertes und aktuelles Wissen wird<br />

anhand unserer industriellen Serienkomponenten, mit<br />

international standardisierten Programmiersprachen und<br />

offenen Schnittstellen erlebbar gemacht.<br />

Auf Basis der Erfahrungen mit weltweiter industrieller<br />

Produktion bei Bosch und dem Einsatz unserer Produkte<br />

und Technologien hat die Bosch Rexroth Drive & Control<br />

Academy passende Übungsaufgaben entwickelt, mit<br />

denen Sie sich individuell und zielgerichtet weiterbilden<br />

können.<br />

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AUSBILDUNG<br />

LANGSAM, ABER STETIG<br />

Nachdem 2015 / 2016 über eine Million Menschen nach Deutschland geflüchtet waren,<br />

lief deren Integration in Arbeit und Ausbildung zunächst schleppend an.<br />

Wie ist die Lage heute? Eine Bestandsaufnahme.<br />

Text und Interview Vincent Hochhausen<br />

In den Jahren 2015 und 2016 kamen<br />

insgesamt über eine Million Geflüchtete<br />

nach Deutschland. Knapp zwei<br />

Drittel davon waren zum Zeit der Ankunft<br />

unter 30 Jahre alt. Ein großer Teil dieser<br />

Menschen muss demnach eine Berufsausbildung<br />

absolvieren, um sich langfristig<br />

ihren Lebensunterhalt in Deutschland<br />

zu sichern. Dass Interesse hieran bei den<br />

Unternehmen durchaus vorhanden war,<br />

konnte man damals bereits daran erkennen,<br />

wie allgegenwärtig das Thema auf<br />

Ausbildungs- und Berufsschulkongressen<br />

war. Doch schnell zeigte sich, dass die Aufgabe,<br />

den nach Deutschland gekommenen<br />

Menschen Berufsbildung und Arbeit zu<br />

ermöglichen, großes Engagement erfordert.<br />

Das hat mehrere Gründe:<br />

»»<br />

Sprachkenntnisse: Den meisten Geflüchteten<br />

müssen zunächst Deutschkenntnisse<br />

vermittelt werden.<br />

»»<br />

Bildungsstand: Zwar ergab eine repräsentative<br />

Befragung des Bundesamtes<br />

für Migration und Flüchtlinge, dass 35<br />

Prozent der Geflüchteten einen Schulabschluss<br />

und elf Prozent sogar ein abgeschlossenes<br />

Studium haben. Gleichzeitig<br />

gaben jedoch ein Viertel der befragten<br />

Geflüchteten an, keine Schulbildung<br />

oder nur die Grundschule besucht zu<br />

haben.<br />

»»<br />

Motivation: Die oben erwähnte Studie,<br />

hebt „die hohe Bildungsmotivation der<br />

Geflüchteten positiv hevor“. Gespräche<br />

mit Deutschlehrkräften und Ausbildern,<br />

die Bildungspraxis in den letzten<br />

Jahren führte, bestätigen diesen Eindruck.<br />

Gleichzeitig bevorzugen viele<br />

Geflüchtete es allerdings, statt einer<br />

langwierigen Ausbildung so schnell<br />

wie möglich in geringer qualifizierten<br />

Jobs Geld zu verdienen – auch wenn<br />

das langfristig schlechtere Perspektiven<br />

bietet.<br />

Diese Herausforderungen führten dazu,<br />

dass die Zahlen der als Geflüchtete nach<br />

Deutschland gekommenen Menschen, die<br />

eine Ausbildung begannen, in den ersten<br />

Jahren nach der „Flüchtlingswelle“ zunächst<br />

ernüchternd waren: 2016 meldeten<br />

der Deutsche Industrie- und Handelskammertag<br />

(DIHK) 3900 sowie der Zentralverband<br />

des Deutschen Handwerks<br />

(ZDH) 4600 neue Ausbildungsverträge<br />

mit Personen aus den acht wichtigsten<br />

Herkunftsländern von Geflüchteten (siehe<br />

Infokasten) – angesichts der hohen Zahlen<br />

von Neuankömmlingen in dieser Zeit eine<br />

sehr geringe Zahl.<br />

2017 stiegen diese Zahlen laut DIHK auf<br />

9300 Ausbildungsverträge, der ZDH meldetet<br />

11 000. Zahlen der Bundesagentur<br />

für Arbeit für das Jahr 2018 legen nahe,<br />

dass dieser Trend vorerst anhalten wird,<br />

denn immer mehr Neuankömmlinge aus<br />

den Jahren 2015 und 2016 haben mittlerweile<br />

ihre Sprachkenntnisse verbessert und<br />

berufsvorbereitende Maßnahmen durchlaufen.<br />

18 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


AUSBILDUNG IST INTEGRATION<br />

Anfang 2016 berichtete Bildungspraxis über die berufsvorbereitenden Klassen für minderjährige<br />

unbegleitete Flüchtlinge an einer Bad Aiblinger Berufsschule. Was hat sich seitdem verändert?<br />

Im Interview<br />

JÜRGEN ERSING<br />

ist Schulleiter der Staatlichen Berufsschule<br />

Bad Aibling, an der seit 2015<br />

Flüchtlinge Deutsch Lernen und auf<br />

eine Ausbildung vorbereitet werden.<br />

Fotos: © Daniel M Ernst / Shutterstock.com; Staatliche Berufsschule Bad Aibling<br />

Bildungspraxis: Als wir vor drei<br />

Jahren bei Ihnen waren, gab es an<br />

Ihrer Schule drei Flüchtlingsklassen.<br />

Was hat sich seitdem verändert?<br />

Jürgen Ersing: Derzeit haben wir sechs<br />

dieser Klassen, zwischenzeitlich waren es<br />

sogar zwölf. Die Flüchtlingsklassen haben<br />

sich bewährt: Rund 18 000 Menschen in<br />

Bayern, die seit weniger als fünf Jahren<br />

in Deutschland sind, machen derzeit eine<br />

Ausbildung und das ist auch den Flüchtlingsklassen<br />

zu verdanken.<br />

Hat sich in der Zusammensetzung<br />

der Klassen etwas geändert?<br />

Der Anteil junger Frauen ist gestiegen,<br />

auch wenn er immer noch gering ist. Mittlerweile<br />

haben wir vor allem Menschen aus<br />

afrikanischen Ländern in unseren Klassen,<br />

zum Beispiel aus Eritrea, weniger kommen<br />

aus Syrien oder Afghanistan. Das ist aber<br />

nicht repräsentativ für andere Schulen.<br />

Mittlerweile haben einige Schülerinnen<br />

und Schüler die zweieinhalbjährige<br />

Flüchtlingsklasse abgeschlossen.<br />

Wie viele davon schaffen es denn<br />

direkt in eine Ausbildung?<br />

Das kann man nicht verallgemeinern, das<br />

hängt stark von der Vorbildung der Schüler<br />

ab. Im Februar haben wir eine Klasse<br />

entlassen, von denen nur etwa 20 bis 25<br />

Prozent eine Arbeits- oder Ausbildungsstelle<br />

gefunden haben. In dieser Klasse<br />

waren viele Schülerinnen und Schüler, die<br />

wir erst alphabetisieren mussten. Bei einer<br />

anderen Klasse, die diesen Sommer fertig<br />

wird, wissen wir jetzt bereits, dass 16 der 18<br />

Schüler einen Ausbildungsplatz bekommen<br />

werden.<br />

›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong> | 19


AUSBILDUNG<br />

In welchen Berufen landen die<br />

Schülerinnen und Schüler, die eine<br />

Ausbildung antreten?<br />

Vor allem in einfachen Handwerks- und<br />

Industrieberufen. Beispielsweise Koch,<br />

Bäcker, Konditor, Straßenbauer und Estrichleger.<br />

Vor drei Jahren berichteten Sie uns,<br />

dass Sie die Flüchtlingsklassen<br />

und die regulären Berufsschüler<br />

mehr zusammenzubringen möchten.<br />

Ist Ihnen das gelungen?<br />

Leider nein. Die Flüchtlingsklassen haben<br />

kaum Kontakt zu den anderen Schülern,<br />

eigentlich sogar weniger als vor drei<br />

Jahren. Allerdings klappt die Integration<br />

hervorragend, sobald Geflüchtete eine<br />

Ausbildung machen und dann selbst in<br />

den regulären Berufsschulklassen sind.<br />

Dann werden sie ganz selbstverständlich<br />

akzeptiert. Das zeigt, dass nicht nur<br />

Sprache ein wichtiger Faktor für die<br />

Integration ist, sondern vor allem die<br />

Ausbildung.<br />

■<br />

„<br />

Hafizi Abdullah, 25,<br />

aus Afghanistan:<br />

„Ich bin seit Oktober 2015 in<br />

Deutschland. Ich habe von 2016 bis<br />

2018 die Berufsintegrationsklasse an<br />

der Berufsschule Bad Aibling besucht.<br />

Es war sehr gut mit den Schülern aus<br />

verschiedenen Ländern zusammen<br />

zu lernen, die alle das gleiche Ziel<br />

hatten, Deutsch zu lernen. Seit<br />

September 2018 mache ich eine<br />

Ausbildung zum Metallbauer,<br />

Fachrichtung Konstruktionstechnik.<br />

Bei der Suche haben mir die<br />

Sozialpädagoginnen geholfen. Die<br />

Arbeitskollegen sind hilfsbereit und<br />

freundlich. Ich wünsche mir, dass ich<br />

meine Ausbildung erfolgreich<br />

schaffe und die Meisterschule<br />

besuchen kann.“<br />

Geflüchtete in Ausbildung<br />

und Arbeitsmarkt<br />

Wie viele der Geflüchteten, die seit 2015<br />

nach Deutschland gekommen sind, arbeiten oder<br />

eine Ausbildung absolvieren, lässt sich nicht<br />

genau sagen, da die meisten Arbeitsmarkt- und<br />

Berufsbildungsstatistiken den Flüchtlingsstatus<br />

nicht erfassen. Es lässt sich allerdings<br />

näherungsweise bestimmen – und die Ergebnisse<br />

deuten auf eine langsame, aber stetige Verbesserung<br />

der Zahlen hin:<br />

Rund 70 Prozent der Geflüchteten zwischen 15<br />

und 64 Jahren in den letzten Jahren kamen aus<br />

den acht Staaten Afghanistan, Eritrea, Irak,<br />

Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien.<br />

Da die Anzahl der Menschen aus diesen Ländern<br />

seit 2014 von rund 360 000 auf rund 1,1<br />

Millionen gestiegen ist und davon auszugehen<br />

ist, dass der allergrößte Teil dieses Zuwachses<br />

Geflüchtete sind, zeigt die Arbeitsmarktstatistik<br />

der Bundesagentur für Arbeit einen<br />

Trend: Seit Anfang 2016 ist der Anteil der<br />

zugezogenen Menschen aus diesen Ländern, die<br />

eine Arbeit haben, von sieben Prozent auf 28<br />

Prozent gestiegen. Bei sozialversicherungspflichtiger<br />

Beschäftigung stieg die Quote von<br />

sechs auf knapp 23 Prozent.<br />

Auch was die Ausbildung angeht gibt es zwar<br />

keine ganz genauen Daten, doch die vorliegenden<br />

Zahlen der Bundesagentur für Arbeit<br />

und des Statistischen Bundesamtes gehen in<br />

dieselbe Richtung: Zum einen stieg die Gesamtzahl<br />

der neuen Ausbildungsverhältnisse<br />

von Menschen aus den acht wichtigsten Herkunftsländern<br />

zwischen 2015 und 2017 von rund<br />

3000 auf über 15 000. Zum anderen stieg die<br />

Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten<br />

Bewerber mit Fluchthintergrund, die<br />

erfolgreich nach einem Ausbildungsplatz suchten,<br />

von rund 3500 im Jahr 2016 auf rund 9500<br />

im Jahr 2017 und rund 14 000 im Jahr 2018.<br />

Informationen für Ausbilder und Betriebe<br />

Zur Integration von Flüchtlingen in Ausbildung<br />

und Beruf bietet das Bundesinstitut für<br />

Berufsbildung zahlreiche praxisrelevante Informationen.<br />

» www.bibb.de/de/35066.php<br />

20 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


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Lesen Sie zwei Ausgaben gratis!<br />

So geht’s:<br />

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WEITERBILDUNG<br />

News<br />

Kompetenzerfassung<br />

für Weiterbildner<br />

Lehrende in der Erwachsenenbildung können ihre<br />

Kompetenzen kostenfrei analysieren und validieren lassen.<br />

Im Programm „Portfolio Plus“ des Deutschen Instituts für<br />

Erwachsenenbildung beantworten Interessierte 70 Fragen<br />

zu ihren Fähigkeiten und Kompetenzen, die von Experten<br />

begutachtet werden. Sie stellen die Grundlage für eine individuelle<br />

Kompetenzbilanz dar, die Teilnehmer erhalten. Ziel von<br />

Portfolio Plus ist es, Lehrenden in der Erwachsenen bildung<br />

informell erworbene Fähigkeiten zu bescheinigen und ihnen<br />

Hinweise für die berufliche Weiterbildung zu geben.<br />

»»<br />

www.die-bonn.de/greta/portfolioplus.aspx<br />

Weniger Wachstum<br />

wegen Fachkräftemangel<br />

Der Arbeitskräfte mangel<br />

durch den demo grafischen<br />

Wandel wird ab 2025<br />

zu einem geringeren<br />

Wirtschaftswachstum und<br />

langsamer wachsendem<br />

Lebensstandard führen.<br />

Das prognostiziert die<br />

Studie „Wachstum und<br />

Produk tivität 2<strong>03</strong>5“<br />

des ifo Instituts im<br />

Auftrag der Bertelsmann<br />

Stiftung. So werde sich<br />

das jährliche Wirtschaftswachstum<br />

bis 2<strong>03</strong>5 um die<br />

Hälfte auf 0,6 Prozent<br />

halbieren. Besonders stark<br />

seien diese Auswirkungen<br />

in strukturschwachen<br />

Regionen wie dem Saarland,<br />

Sachsen- Anhalt und<br />

Mecklenburg- Vorpommern.<br />

»»<br />

www.bertelsmann-stiftung.de<br />

(Titel der Studie als Suchbegriff eingeben)<br />

Nationale<br />

Weiterbildungsstrategie<br />

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat im<br />

Juni die Nationale Weiterbildungsstrategie veröffentlicht.<br />

Sie soll die Menschen auf den digitalen Wandel einstellen<br />

und Chancengleichheit fördern. Schwerpunkte der Strategie<br />

sind unter anderem bessere Weiterbildungsberatung,<br />

bessere Qualifizierung des Weiterbildungspersonals und<br />

eine Weiterentwicklung von Fortbildungsabschlüssen und<br />

Weiterbildungsangeboten. Die Strategie wurde zusammen<br />

mit dem Arbeitsministerium in Abstimmung mit Arbeitgebern,<br />

Gewerkschaften, der Bundesagentur für Arbeit und der<br />

Kultusministerkonferenz erarbeitet. Zum Download auf:<br />

»»<br />

www.bmbf.de/de/nationale-weiterbildungsstrategie-8853.html<br />

Fotos: © Rawpixel.com (2) / Shutterstock.com<br />

22 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


Produktvorstellungen<br />

Anzeigen<br />

Bildung 4.0 im Einzelhandel<br />

Die neue Reihe „EINZELHANDEL 4.0“ bietet einen<br />

viel versprechenden Ansatz: Unter Einbezug von<br />

Bildung 4.0-Medien im Unterricht, wie zum Beispiel<br />

Filme, Erklär-Videos oder interaktive Quiz, werden<br />

die Lerninhalte und Kompetenzen verständlich und<br />

anschaulich vermittelt. Mit „EINZELHANDEL 4.0“<br />

gelingt eine schülergerechte, digitale und kom petenzorientierte<br />

Wissensvermittlung.<br />

»»<br />

www.westermann.de/einzelhandel4-0<br />

Die Personalwirtschaft<br />

gratis testen<br />

Testen Sie zum 45. Geburtstag fünf Ausgaben des<br />

Fachmagazins Personalwirtschaft für HR-Praktiker<br />

kostenlos. Mit aktuellen Berichten, Reportagen und<br />

Best Practice-Beispielen aus der HR-Community<br />

unterstützt das Magazin Personalmanager bei<br />

ihrer täglichen Arbeit. Auch die Themen Aus- und<br />

Weiterbildung kommen nicht zu kurz und werden<br />

regel mäßig in Specials und Sonderheften behandelt.<br />

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dpa-GlobusSteps – Infografiken<br />

für interaktiven Unterricht<br />

Globus-Grafiken – seit über 70 Jahren die Traditionsmarke für Info grafiken im<br />

Bildungsbereich – gibt es jetzt auch als Step-by-Step- Variante. GlobusSteps-<br />

Grafiken bauen sich per Klick in didaktisch sinnvollen Schritten zu einem<br />

Gesamtbild auf. So können Sie komplexe Themen Schritt für Schritt im Unterricht<br />

visualisieren. Ideal für Whiteboard, Tablet oder Beamer. Kostenlos testen auf:<br />

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Web Based Training<br />

für Elektroniker<br />

Mit diesem Web Based Training (WBT) zur<br />

Leitungsberechnung können sich Azubis selbstständig<br />

und digital auf ihre Abschlussprüfung vorbereiten.<br />

Das interaktive E-Learning-Modul enthält rund<br />

60 Minuten Video-Sequenzen und ist zugeschnitten<br />

auf die Bücher „Prüfungsvorbereitung aktuell –<br />

Elektroniker Energie- und Gebäudetechnik“ (Verlag<br />

Europa-Lehrmittel, Bestell-Nr. 37619) sowie das<br />

„Tabellenbuch Elektrotechnik“ (Bestell-Nr. 301<strong>03</strong>).<br />

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www.sprich-über-Technik.de/pruefungsvorbereitung-europa<br />

Sprachmagazine<br />

im Klassensatz<br />

Sprachlehrer müssen täglich abwechslungsreichen<br />

und effizienten<br />

Unterricht gestalten. Der Spotlight<br />

Verlag unterstützt sie bei dieser<br />

Aufgabe mit hochwertigen Sprachmagazinen.<br />

Zu jeder Magazin-Ausgabe<br />

erscheint die Lehrerbeilage<br />

mit Tipps, Ideen und Übungen für<br />

den Unterricht. Monatlich erhalten<br />

Schüler ihr persönliches Sprachmagazin<br />

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›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong> | 23


WEITERBILDUNG<br />

Die unverstandene Generation<br />

Wie tickt die Generation Z? Wissenschaftler haben dazu Ausbilder und Azubis befragt –<br />

und festgestellt, dass die Kommunikation zwischen beiden Seiten besser werden muss.<br />

Text Jens Aichinger, Ilona Maidanjuk, Madeline Krauß, Markus Dormann<br />

JENS AICHINGER<br />

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

an der Professur für Wirtschaftspädagogik<br />

der Universität<br />

Bamberg und forscht zu den Themen<br />

Führungskräfteentwicklung<br />

sowie Aus- und Weiterbildung.<br />

ILONA MAIDANJUK<br />

ist Studentin der Wirtschaftspädagogik<br />

an der Universität<br />

Bamberg und untersuchte die<br />

Wünsche und Erwartungen der<br />

Generation Z an ihre Ausbildungsbetriebe.<br />

MADELINE KRAUß<br />

studiert Wirtschaftspädagogik<br />

an der Universität Bamberg und<br />

wird als angehende Studienreferendarin<br />

künftig im Klassenzimmer<br />

auf die Generation Z treffen.<br />

antwortlichen skeptische Äußerungen zu den unter<br />

24-Jährigen im Unternehmen.<br />

Nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Konkurrenz<br />

um Nachwuchstalente ist diese Generation<br />

für Personalverantwortliche von hoher Bedeutung.<br />

In zwei empirischen Studien wurde einerseits die<br />

Perspektive von Ausbildern auf die Generation Z<br />

abgefragt, und andererseits mit den Erwartungen<br />

und Wünschen der Generation Z abgeglichen.<br />

Frei von Berührungsängsten<br />

Ein postiver Aspekt, den die befragten Ausbilder<br />

immer wieder ansprechen, sind die fehlenden<br />

Berührungsängste der jungen Generation bei der<br />

Einarbeitung und dem Einsatz von softwarebasierten<br />

Maschinen. Das liegt vor allem daran, dass<br />

Auszubildende und Fachkräfte, die der Generation<br />

Z angehören, als „Digital Natives“ mit Technonolgien<br />

wie Internet, E-Mail, Smartphone aufgewachsen<br />

sind und diese als selbstverständlichen<br />

Bestandteil ihrer Lebens wahrnehmen.<br />

MARKUS DORMANN<br />

ist seit März <strong>2019</strong> Leiter<br />

des Departements E-Didaktik<br />

an der Fernfachhochschule<br />

Schweiz (FFHS)<br />

Sie sind gerade mit dem Studium fertig<br />

oder arbeiten seit Kurzem als Auszubildende<br />

oder Facharbeiter im Betrieb: die<br />

Generation Z. Häufig hört man von Personalver-<br />

Etwas anders fällt die Meinung vieler Ausbilder in<br />

Bezug auf die Selbsteinschätzung und Sozialkompetenzen<br />

des Nachwuchses aus. In diesen Bereichen<br />

neigen die jungen Mitarbeiter nach Meinung<br />

vieler Befragter dazu, sich selbst zu überschätzen<br />

und den Kontakt zu älteren Mitarbeitern nicht<br />

mehr in dem Maße zu suchen, wie es früher selbstverständlich<br />

war.<br />

Die Generation Z als Projektionsfläche<br />

Es ist normal, dass Erwachsene das Verhalten Jugendlicher<br />

mit dem eigenen Verhalten im selben Alter<br />

vergleichen. Ausbilder sind da keine Ausnahme:<br />

Aus den Gesprächen wird deutlich, dass sie Einsatzbereitschaft<br />

und Zielstrebigkeit im Beruf schätzen,<br />

während diese Tugenden sich im Leben der Generation<br />

Z zunehmend anderen Zielen unterordneten.<br />

Fotos: © privat<br />

24 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


Bestimmte Verhaltensweisen der jungen Generation<br />

treffen daher auf Unverständnis ihrer Vorgesetzten<br />

und Kollegen. Erwartungen an die junge Generation<br />

bleiben unerfüllt, weil sich die gemeinsame Schnittmenge<br />

an Einstellungen und Betrachtungsweisen<br />

auf das Arbeitsleben verringert hat.<br />

Ein Beispiel dafür ist, dass die Ausbilder sich mehr<br />

Begeisterungsfähigkeit bei den Nachwuchskräften<br />

wünschen. Außerdem fehle bei den jungen<br />

Mitarbeitern oftmals der Wille, sich eingehend<br />

mit betrieblichen Abläufen zu befassen sowie der<br />

Ehrgeiz, eigene Ideen zu entwickeln. Nach Meinung<br />

der Ausbilder muss sich die Generation Z den<br />

Konsequenzen ihres Handelns bewusster werden<br />

und mehr Verantwortung für eigene Fehler übernehmen.<br />

Gleichzeitig zeige die Generation Z mehr<br />

Bereitschaft, eigenen Bedürfnissen am Arbeitsplatz<br />

Gehör zu verschaffen, als es früher üblich gewesen<br />

sei. Einige Ausbildungsverantwortliche kommen<br />

daher zu der Einschätzung, dass die Generation Z<br />

Forderungen stellt, aber nicht im gleichen Maße etwas<br />

zurückgeben will.<br />

Die Perspektive der Generation Z<br />

Neben den Ausbildern wurden in einer zweiten,<br />

parallel angelegten Studie Auszubildende aus der Generation<br />

Z befragt. Hierbei zeigte sich, dass die von<br />

den Ausbildern formulierten Kritikpunkte teilweise<br />

darauf zurückzuführen sind, dass sich die Auszubildenden<br />

falsch verstanden oder behandelt fühlen und<br />

dass sie zu mehr Leistung bereit wären, wenn die<br />

Rahmenbedingungen verbessert werden würden.<br />

Gerade im Zusammenhang mit selbstständigem<br />

Arbeiten wird dies häufig genannt. Hier sind die<br />

interviewten Auszubildenden durchweg bereit,<br />

überdurchschnittlichen Einsatz zu zeigen, sofern<br />

die ihnen übertragenen Aufgaben eine gewisse<br />

Verantwortung mit sich bringen und sie bei deren<br />

Umsetzung auch eigene Ideen einbringen können.<br />

Das Übergeben verantwortungsvoller Aufgaben<br />

zeugt für die jungen Befragten von Vertrauen, was<br />

mit verstärktem Einsatz gedankt wird.<br />

Schlecht bewertet wurden von den Befragten der<br />

Generation Z hingegen monotone Tätigkeiten oder<br />

Partner:<br />

14. – 16. Mai 2020<br />

didacta DIGITAL Austria<br />

Design Center, Linz<br />

EDUCATION FESTIVAL<br />

09. – 11. Oktober <strong>2019</strong><br />

Worlddidac Asia<br />

Bangkok International Trade and Exhibition Centre, Bangkok<br />

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23. – 25. Oktober <strong>2019</strong><br />

eLearning Africa<br />

Sofi tel, Abidjan<br />

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April 2020<br />

MIEF – Moscow Inter national Education Fair<br />

VDNH, Moskau<br />

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*In Kooperation mit:<br />

www.didacta.de


WEITERBILDUNG<br />

solche, die als Hilfsarbeiten wahrgenommen werden.<br />

Lange Phasen, in denen nur solche Aufgaben<br />

erledigt werden müssen, nehmen die Jugendlichen<br />

als mangelnde Wertschätzung wahr. Hier hilft eine<br />

gute Kommunikationskultur, etwa, indem man<br />

Auszubildenden erklärt, dass sich betriebsbedingt<br />

manche monotone Abläufe nicht vermeiden lassen,<br />

sie sich dafür aber in anderen Projekten beweisen<br />

dürfen. Im Allgemeinen werden anspruchsvolle<br />

Aufgaben im Rahmen von Projekten nämlich als<br />

besonders positiv erlebt.<br />

Wertschätzung und<br />

Hilfsbereitschaft sind unabdingbar<br />

Betrachtet man zufriedenheitsfördernde Aspekte<br />

im Zusammenhang mit den Arbeitskollegen und<br />

Vorgesetzten der jungen Fachkräfte, fällt auf, dass<br />

den Befragten ein wertschätzender Umgang besonders<br />

wichtig ist. Dafür reicht den Vertretern der<br />

Generation Z ein offenes und kollegiales Verhältnis<br />

allein oft nicht aus. Vielmehr wünschen sie sich<br />

die Anerkennung der eigenen Leistungen und die<br />

vollständige Integration in den beruflichen Alltag.<br />

Zudem erwartet die junge Generation eine ausgeprägte<br />

Hilfsbereitschaft seitens des Fach- und<br />

Führungspersonals.<br />

Materielles rückt in den Hintergrund<br />

Vor dem Wunsch nach einem hohen Einkommen<br />

stehen bei der Generation Z eher Aspekte der<br />

persönlichen Weiterentwicklung und der Ausbau<br />

der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Werden<br />

die Interviewpartner ganz gezielt nach dem Gehalt<br />

befragt, ist den meisten weniger die Gehaltshöhe,<br />

sondern vor allem die finanzielle Stabilität<br />

wichtig. Auch hier zeigt sich aber die Macht des<br />

Vergleiches. Denn spricht man die Interviewten<br />

darauf an, dass in anderen Bereichen mehr verdient<br />

wird, fordern sie wesentlich häufiger eine<br />

Gehaltserhöhung, da sie sich benachteiligt sehen.<br />

Allgemein lässt sich aber feststellen, dass in dieser<br />

Generation ein ausgeprägtes Bewusstsein der Notwendigkeit<br />

einer gelungenen Work-Life-Balance<br />

vorhanden ist.<br />

Viele der von der Generation Z geforderten Arbeitsbedingungen<br />

sind in größeren Unternehmen<br />

bereits weitgehend etabliert. Hier finden wir die<br />

genannten Aspekte beispielsweise in Form von<br />

Feedback-Systemen oder flexibilisierte Arbeitszeitmodelle<br />

für eine bessere Work-Life-Balance.<br />

Ebenso klar ist aber, dass sich Unternehmen<br />

heute für die nachwachsende Generation attraktiv<br />

machen müssen. Und zwar, weil sich der Arbeitsmarkt<br />

für Fachkräfte in den letzten rund 20 Jahren<br />

fast vollständig zu Gunsten der Arbeitnehmer gedreht<br />

hat. Betriebe, die sich auf die Bedürfnisse der<br />

Generation Z einstellen und deren berufliche Sozialisation<br />

als Aufgabe begreifen, dürfen loyale und<br />

leistungsfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

erwarten.<br />

■<br />

Im Überblick:<br />

»»<br />

Wissenschaftler der Universität<br />

Bamberg befragten Ausbilder und<br />

Azubis dazu, was die Generation Z<br />

ausmacht.<br />

»»<br />

Ausbilder und Personalverantwortliche<br />

kritisieren unter anderem,<br />

dass die jungen Mitarbeiter<br />

weniger Einsatzbereitschaft<br />

zeigen, gleichzeitig aber eigene<br />

Forderungen selbstbewusster<br />

artikulieren als früher.<br />

»»<br />

Azubis und junge Mitarbeiter<br />

wünschen sich vor allem Wertschätzung<br />

und eine gute Work-Life-<br />

Balance von ihren Arbeitgebern.<br />

Was tun?<br />

Drei Tipps für die Praxis:<br />

1. Fördern Sie gezielt den Austausch<br />

zwischen den Generationen, zum<br />

Beispiel mit einem Mentoren-<br />

Programm.<br />

2. Bauen Sie durch offene und<br />

häufige Kommunikation mit<br />

der Generation Z Vertrauen<br />

auf. So profitieren Sie von<br />

einer gesteigerten Einsatzbereitschaft.<br />

3. Weisen Sie Ihre jungen<br />

Arbeitnehmer/-innen auf die<br />

vielfältigen berufsbegleitenden<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten hin,<br />

um sie im Unternehmen zu halten<br />

(oder schaffen sie diese so<br />

schnell wie möglich).<br />

26 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


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wurde mit dem 1. Platz beim Deutschen Gartenbuchpreis<br />

2015 in der Kategorie „Bester Ratgeber“ ausgezeichnet.**<br />

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** Solange der Vorrat reicht. Andernfalls erhalten Sie eine Ersatzprämie.<br />

www.bildungspraxis.de


WEITERBILDUNG<br />

Der neue Didacta-Präsident Theodor Niehaus (l.)<br />

im Gespräch mit seinem Vorgänger Wassilios E. Fthenakis.<br />

„Wir dürfen nicht von Amazon<br />

und Co. eingeschläfert werden“<br />

Theodor Niehaus war lange in der beruflichen Bildung tätig – jetzt ist er zum neuen<br />

Präsidenten des Didacta Verbandes gewählt worden. Im Bildungspraxis Interview<br />

spricht er über Digitalisierung und die Herausforderungen für Aus- und Weiterbildung.<br />

Interview Vincent Hochhausen<br />

Fotos: © Otmar Eisenberg; © Didacta<br />

28 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


Im Interview<br />

THEODOR NIEHAUS<br />

Der neue Didacta-Präsident Theodor Niehaus<br />

ist promovierter Ingenieur und seit mehr als 25<br />

Jahren in der Bildungsbranche tätig, vor allem<br />

im Bereich der Lehr- und Lernmittel für die<br />

berufliche Bildung.<br />

BOCK AUF<br />

GRATIS-<br />

AUSGABEN?<br />

Bildungspraxis: Wo sehen Sie die großen<br />

Herausforderungen für die Bildungswirtschaft<br />

in den kommenden Jahren?<br />

Theodor Niehaus: Die gesamte Bildungslandschaft<br />

befindet sich in einem gewaltigen<br />

Transformationsprozess. Einerseits hat<br />

sich das gesellschaftliche Umfeld maßgeblich<br />

verändert. Andererseits durchdringt<br />

die digitale Transformation viele unserer<br />

Lebensbereiche und ganz besonders auch<br />

die Bildungslandschaft. Es kommt heute<br />

nicht mehr darauf an, Wissen zu transferieren,<br />

sondern wie man das Wissen vernetzt,<br />

richtig nutzt, gut verwertet. Kompetenzen<br />

wie Kreativität werden an Wichtigkeit massiv<br />

zunehmen. Weitere Chancen entstehen<br />

durch die Anwendung von Methoden der<br />

künstlichen Intelligenz. Diese Transformation<br />

eröffnet neue Chancen für die Bildungswirtschaft.<br />

Wird die Digitalisierung das alles<br />

beherrschende Thema?<br />

Digitalisierung eröffnet uns neue Chancen,<br />

aber schafft auch disruptive Elemente, die<br />

unsere Branche vor Herausforderungen<br />

stellen wird. Wir müssen diese Veränderung<br />

gestalten, damit wir nicht von<br />

Amazon und Co. allmählich eingeschläfert<br />

werden, was in anderen Branchenbereichen<br />

bereits passiert ist. Um Bildungsprozesse zu<br />

stärken, werden kreative Kombinationen<br />

von analogen und digitalen Instrumenten<br />

nötig sein. Ziel der Bildungswirtschaft<br />

muss es sein, Bildungsqualität zu steigern<br />

So geht’s:<br />

www.didacta- magazin.de/abonnement aufrufen<br />

„Gratis- Probeabo didacta“ wählen | Formular<br />

ausfüllen | Gutscheincode 1808didactaBP<br />

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WEITERBILDUNG<br />

– mit guten Produkten, Dienstleistungen<br />

und Fortbildungsangeboten. Diese werden<br />

zunehmend digitaler, aber nicht ausschließlich.<br />

Nehmen Sie beispielsweise die<br />

Start-ups: Viele der neuen Ideen sind digital,<br />

doch auch bewährte Methoden und Instrumente<br />

spielen hier eine wichtige Rolle.<br />

Oder die außerschulischen Lernorte, deren<br />

Kern das Lernen mit allen Sinnen ist.<br />

Derzeit werden viele Ausbildungsberufe<br />

angepasst, um digitale Kompetenzen in<br />

der Ausbildung zu verankern. Gleichzeitig<br />

ändern sich die techno logischen Rahmenbedingungen<br />

aber weiterhin schnell. Was<br />

muss passieren, damit die berufliche Bildung<br />

den Entwicklungen standhalten kann?<br />

Die aktuellen Berufsbilder lassen schon heute<br />

viel Gestaltungsspielraum. Allerdings benötigt<br />

es auch den Mut und die Initiative aller<br />

Beteiligten, neue Anforderungen konsequent<br />

in den Abschlussprüfungen in allen Prüfungsbereichen<br />

abzufordern. Es hat sich über<br />

die Jahre gezeigt, dass dies der beste Weg ist,<br />

das Niveau durchgängig dem geänderten Bedarf<br />

anzupassen. Diese Aspekte werden auch<br />

in unserem Didacta Positionspapier „Wirtschaft<br />

4.0“ sehr gut beleuchtet [siehe Kasten].<br />

Sie waren viele Jahre für Lehr- und<br />

Lern mittel in der beruflichen Bildung<br />

verantwortlich. Werden Sie auf diesen Bildungsbereich<br />

einen besonderen Fokus legen?<br />

Ich konnte in meinem Berufsleben in vielen<br />

Bildungsbereichen Erfahrungen sammeln,<br />

deshalb interessieren mich hier vor allem<br />

die Querschnittsthemen wie die digitale<br />

Transformation und die Heterogenität von<br />

Lernenden, die alle Bildungssektoren durchdringen.<br />

Auch wenn eine Segmentierung der<br />

Bildungslandschaft in manchen Bereichen<br />

hilfreich ist, sollten wir zugleich die übergreifenden<br />

Megathemen angehen, die alle<br />

Bildungsbereiche gleichermaßen treffen. Dort<br />

sehe ich eher meinen Fokus.<br />

Muss sich an der Gestaltung der<br />

Aus- und Weiterbildung in Deutschland<br />

grundsätzlich etwas ändern?<br />

Um den wachsenden interdisziplinären<br />

Anforderungen im beruflichen Umfeld<br />

zukünftig ideal gerecht werden zu können,<br />

sollten wir alle Anstrengungen unternehmen,<br />

um mehr miteinander und voneinander<br />

zu lernen. Konkret bieten sich dafür<br />

zum Beispiel gemeinsame Projektaufgaben<br />

zwischen Studenten, Auszubildenden und<br />

Mitarbeitern von Firmen an. Notwendig ist<br />

auch ein hoher Anteil von Job-Rotation in<br />

Unternehmen und im idealen Fall auch ein<br />

entsprechend stärkerer Austausch zwischen<br />

Bildungsinstituten und Unternehmen.<br />

Sie sprachen auch die zunehmende<br />

Heterogenität an. Wo sehen Sie bei<br />

diesem Thema die Herausforderungen<br />

speziell für die berufliche Bildung?<br />

Aus- und Weiterbildung sollte stärker an die<br />

technische Entwicklung gekoppelt werden,<br />

ohne den eigentlichen Bildungsauftrag aus<br />

den Augen zu verlieren. Solche Modelle<br />

lassen auch einen größeren Spielraum, unterschiedliche<br />

Talente zu fördern und der wachsenden<br />

Heterogenität gerecht zu werden.<br />

Dies sind Grundlagen für eine Aus-und Weiterbildung<br />

entlang der Wertschöpfung, was<br />

nichts Neues darstellt, sich aber, gemessen an<br />

den aktuellen Herausforderungen, umso erforderlicher<br />

für uns darstellt. Hier lohnt sich<br />

durchaus auch der Blick über die Grenzen zu<br />

unseren europäischen Nachbarn.<br />

Viele Betriebe klagen immer lauter über<br />

den Mangel an guten Bewerbern auf<br />

Ausbildungsplätze. Gleichzeitig bleibt die<br />

Anzahl der Jugendlichen, die keine Stelle<br />

finden, seit Jahren hoch. Wie müsste hier<br />

gegengesteuert werden, damit beiden<br />

Seiten geholfen ist?<br />

Berufliche Bildung hat gegenüber der akademischen<br />

Bildung ein zunehmendes Imageproblem.<br />

Wir brauchen Initiativen, die die<br />

Attraktivität der beruflichen Bildung stärker<br />

ins Bewusstsein der Entscheidungsträger,<br />

also der der Eltern und Schüler bringen.<br />

Hier geht es nicht nur um finanzielle Anreize,<br />

sondern auch um gesellschaftliche<br />

Anerkennung und schlicht um Information<br />

und Wissen über die Berufe.<br />

Das Positionspapier des Didacta<br />

Verbandes „Wirtschaft 4.0“ gibt<br />

es auf:<br />

»»<br />

www.didacta-digital.de/<br />

politik/wirtschaft-4-0-<br />

umsetzen<br />

30 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


Der Bildungsprofi für Technik<br />

| Schule | Ausbildung | Hochschule | Weiterbildung<br />

Erfolgreich ausbilden<br />

mit digitalen Lehrmitteln<br />

Mit modernen Lehrmitteln sichern wir die Zukunft<br />

der betrieblichen und schulischen Ausbildung:<br />

• E-Learnings zu den Grundlagen der Metalltechnik<br />

• Digitale Lehrgänge, Anleitungen und Unterlagen<br />

• Prüfungsvorbereitung EXPLA<br />

• DigiLab: Forschung und Fortbildung zu Augmented und<br />

Virtual Reality in der Aus-/Weiterbildung<br />

Wir beraten Sie! – Telefon: 07531 5801-150<br />

Mehr Informationen unter:<br />

christiani.de<br />

20. Christiani Ausbildertag<br />

20. Christiani<br />

26. und 27. September <strong>2019</strong><br />

Ausbildertag<br />

<strong>2019</strong><br />

Bildungsakademie Singen<br />

Anmeldung unter: www.christiani-ausbildertag.de


WEITERBILDUNG<br />

VERANSTALTUNGEN <strong>2019</strong>/2020<br />

Messen, Tagungen und Kongresse für die berufliche Aus- und Weiterbildung<br />

Praxisforum:<br />

Digitale Ausbildung<br />

live (erleben)<br />

Für wen? Ausbilder, Ausbildungsverantwortliche<br />

Wo? Stuttgart<br />

Die Digitalisierung ist in vollem Gange und Ausbilder<br />

sind mittendrin. Im Praxisforum lernen Sie<br />

die aktuellsten Trends und Technologien für die Ausbildungspraxis<br />

kennen – mit Moderator und Sprecher<br />

Josef Buschbacher. Profitieren Sie dreifach: Vorträge<br />

und Workshops im Veranstaltungszentrum Waldaupark<br />

sowie eine Guided-Tour auf der didacta Bildungsmesse<br />

machen Sie in zwei Tagen fit für die digitale Gegenwart<br />

und die Zukunft der Ausbildung. Tickets ab 599 Euro<br />

zzgl. USt.<br />

»»<br />

www.wirausbilder.de/<br />

digiAusbildung<br />

24. & 25.<br />

MÄRZ<br />

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Kongress für<br />

Personalmanagement<br />

Für wen? Geschäftsführer,<br />

Personalleiter, Fach- und Führungskräfte<br />

Wo? Nürnberg<br />

Neue Arbeitswelten, neue Arbeitsformen, die Zukunft<br />

der Arbeit und Werkzeuge für HR-Verantwortliche<br />

bestimmen die Themen des Kongresses „PRO<br />

Fachkräfte“. Außerdem Thema: die Veränderungen und<br />

notwendigen Maßnahmen bei der Personalgewinnung<br />

und -entwicklung. Angesprochen werden vor allem<br />

mittelständische Unternehmen, die sich im Bereich des<br />

Personalmanagements immer wieder neuen Aufgaben<br />

stellen müssen. Neben den Kongressveranstaltungen<br />

wird es eine begleitende Ausstellung mit Angeboten zu<br />

Personalentwicklung, Fachkräftesicherung und -gewinnung<br />

geben. Der Eintrittspreis beträgt 129 Euro.<br />

»»<br />

www.profachkraefte.de<br />

07.<br />

Anzeige<br />

NOVEMBER<br />

Corporate Learning-<br />

Konferenz<br />

Für wen? Fort- und Weiterbildner,<br />

Organisationsentwickler und Change Manager,<br />

Akteure aus der beruflichen Weiterbildung<br />

Wo? München<br />

28.<br />

NOVEMBER<br />

Wie kann Corporate Learning die digitale Transformation<br />

eines Unternehmens fördern? Welche<br />

Organisationsstrukturen unterstützen den digitalen<br />

Wandel? Welche Skills gilt es bei den Fachkräften und<br />

auch der neuen Generation aufzubauen und zu fördern?<br />

Diese Fragen werden auf der Corporate Learning-<br />

Konferenz der Akademie der Deutschen Medien verhandelt.<br />

Neben Keynotes, Workshops und Networking<br />

werden Praxisbeispiele für gutes Corporate Learning im<br />

Vordergrund stehen. Reguläre Tickets kosten 690 Euro,<br />

bei einer Buchung bis Ende August 490 Euro.<br />

Berufsbildungskongress<br />

Für wen? Berufsschullehrer und -leiter<br />

Wo? Berlin<br />

Der Berufsbildungskongress des Bundesverbandes<br />

der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V., BvLB,<br />

findet unter dem Motto „Digitalisierung – jenseits des<br />

Kabels“ statt. Der Kongress setzt sich mit der Digitalisierung<br />

und den sich daraus ergebenden pädagogischen<br />

Aufgabenstellungen auseinander, die weit über<br />

die Anforderungen an gute technische Infrastruktur<br />

hinausgehen. Die Teilnahmegebühr beträgt 250 Euro.<br />

»»<br />

www.bildungsmedien-kongresse.de<br />

14. & 15.<br />

NOVEMBER<br />

»»<br />

www.corporate-learning-konferenz.de<br />

32 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>03</strong>/<strong>2019</strong>


Der Bildungsprofi für Technik<br />

| Schule | Ausbildung | Hochschule | Weiterbildung<br />

Erfolgreich ausbilden<br />

Mit LEGO ® MINDSTORMS ® Education EV3<br />

Kompetenzen feststellen, entwickeln und erweitern<br />

Christiani ist offizieller Partner von<br />

LEGO ® MINDSTORMS ® EV3 hilft Ausbildern beim Erschließen und<br />

Ausbauen von Kompetenzen der Auszubildenden, die in der heutigen<br />

Arbeitswelt unverzichtbar sind.<br />

Mit dem EV3 Basis-Set und der benutzerfreundlichen Entwicklungsumgebung<br />

können Grundlagen bis hin zu fortgeschrittener Programmierung<br />

erlernt werden. Zugleich fördert die Konstruktion funktions-nsfähiger<br />

Robotermodelle den Aufbau eines differenzierten Verständnisses<br />

technischer und mechanischer Zusammenhänge, die zur<br />

Bewältigung technischer Herausforderungen in der Ausbildung<br />

relevant sind.<br />

Interessiert? Hier erfahren Sie mehr:<br />

christiani-shop.de/13726<br />

20. Christiani Ausbildertag<br />

20. Christiani<br />

26. und 27. September <strong>2019</strong><br />

Ausbildertag<br />

<strong>2019</strong><br />

Bildungsakademie Singen<br />

Anmeldung unter: www.christiani-ausbildertag.de


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Wir machen uns für eine vielfältige Bildung stark.<br />

Wir leben Bildung. Wir stellen uns aktuellen Fragen, knüpfen ein starkes Netzwerk<br />

für die Bildung und eröffnen ihr Perspektiven. Mit der Bildungs messe<br />

didacta fördern wir den Dialog. Mit unseren Online­ und Printmedien bieten<br />

wir Nutzern großen Mehrwert. Informieren Sie sich über unser Angebot.<br />

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