Erfolg Magazin Ausgabe 5-2019
DIRK NOWITZKI: Erfolgsstory BRAD PITT: Sympathie aus Hollywood PINK: Frauenpower on stage THOMAS HERMANNS: Netter is better AXEL KAHN: Der helle Kahnsinn DIE TOTEN HOSEN: Erfolgsstory RAY DALIO: Prinzipien
DIRK NOWITZKI: Erfolgsstory
BRAD PITT: Sympathie aus Hollywood
PINK: Frauenpower on stage
THOMAS HERMANNS: Netter is better
AXEL KAHN: Der helle Kahnsinn
DIE TOTEN HOSEN: Erfolgsstory
RAY DALIO: Prinzipien
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Wissen<br />
merksam machte. Diese Erregung und<br />
die damit einhergehende Aufmerksamkeit<br />
brachten es mit sich, dass das Tier nicht<br />
auf eine einzige Weise reagieren konnte,<br />
sondern auf mehrere Arten. Es konnte<br />
empfindlicher auf seine Umgebung reagieren<br />
und lernen. Es hatte eine höhere<br />
Überlebenschance, weil es mehr Optionen<br />
hatte. Diese Empfindung der Angst hielt<br />
nur einige Sekunden oder kürzer an, weil<br />
Schnelligkeit entscheidend war.<br />
Bei sozialen Tieren übernahmen diese<br />
Erregungszustände und Gefühle eine tiefere<br />
und wichtigere Rolle: Sie wurden eine<br />
wichtige Form der Kommunikation. Knurren<br />
oder aufgestellte Nackenhaare konnten<br />
Wut zeigen, einen<br />
Feind abwehren<br />
oder Gefahr signalisieren.<br />
Bestimmte<br />
Haltungen oder Gerüche<br />
offenbarten<br />
sexuelles Verlangen<br />
und Paarungsbereitschaft.<br />
Wieder andere<br />
Haltungen und<br />
Gesten signalisierten<br />
den Wunsch zu spielen<br />
und bestimmte<br />
Rufe des Nachwuchses<br />
zeugten<br />
von einer tiefen Unruhe<br />
und dem Bedürfnis nach der Rückkehr<br />
der Mutter. Bei Primaten wurde das<br />
noch wesentlich ausgefeilter und komplexer.<br />
Es hat sich gezeigt, dass Schimpansen<br />
Neid empfinden wie auch andere Gefühle,<br />
Neid ist kein<br />
Gefühl, mit<br />
dem wir uns<br />
wohlfühlen, daher<br />
übersetzen wir es in<br />
etwas, womit wir besser<br />
zurecht kommen,<br />
wie Wut, Abneigung<br />
oder Groll.<br />
zum Beispiel Rachegelüste. Diese Evolution<br />
vollzog sich über viele Millionen Jahre<br />
hinweg. Kognitive Kräfte entwickelten sich<br />
bei Tieren und Menschen erst wesentlich<br />
später und führten schließlich zur Entwicklung<br />
von Sprache und abstraktem<br />
Denken. Viele Neurowissenschaftler haben<br />
bestätigt, dass diese Evolution bei<br />
Säugetieren zu einem höher entwickelten<br />
Gehirn geführt hat, das aus drei Teilen<br />
besteht. Der älteste Teil ist das Reptiliengehirn,<br />
das alle automatischen Reaktionen<br />
steuert, die den Körper regulieren. Das ist<br />
der instinktive Teil. Darüber liegt das alte<br />
Säugetiergehirn oder das limbische Gehirn,<br />
das Empfindungen und Emotionen<br />
regelt. Und darüber<br />
hat sich der Neocortex<br />
entwickelt, der<br />
Teil, der die Kognition<br />
kontrolliert und,<br />
bei uns Menschen,<br />
die Sprache.<br />
Emotionen entspringen<br />
einer körperlichen<br />
Erregung,<br />
die dazu dient, unsere<br />
Aufmerksamkeit<br />
auf sich zu ziehen<br />
und uns dazu zu<br />
veranlassen, etwas in<br />
unserer Umgebung<br />
zur Kenntnis zu nehmen. Sie fangen als<br />
chemische Reaktionen und Empfindungen<br />
an, die wir in Worte übersetzen müssen,<br />
um sie zu verstehen. Weil sie aber nicht im<br />
selben Teil des Gehirns verarbeitet werden,<br />
der für Sprache und Denken zuständig ist,<br />
ist diese Übersetzung oft holprig und ungenau.<br />
Wir empfinden zum Beispiel Wut<br />
auf Person X, obwohl die wahre Ursache<br />
vielleicht Neid ist. Unbewusst fühlen wir<br />
uns X unterlegen und wollen etwas, das er<br />
oder sie hat. Aber Neid ist kein Gefühl, mit<br />
dem wir uns wohlfühlen, daher übersetzen<br />
wir es in etwas, womit wir besser zurechtkommen,<br />
wie Wut, Abneigung oder Groll.<br />
Oder nehmen wir an, dass wir an einem<br />
Tag einfach frustriert und ungeduldig sind.<br />
Person Y läuft uns im falschen Augenblick<br />
über den Weg, und wir schnauzen sie an,<br />
ohne uns bewusst zu sein, dass diese Wut<br />
durch eine andere Stimmung ausgelöst<br />
wurde und nichts mit ihrem Verhalten zu<br />
tun hat. Oder sagen wir mal, dass wir auf<br />
Person Z wütend sind. Doch diese Wut<br />
sitzt in uns und wurde durch jemanden<br />
verursacht, der uns in der Vergangenheit<br />
tief verletzt hat, vielleicht ein Elternteil.<br />
Wir projizieren die Wut auf Z, weil er oder<br />
sie uns an diese andere Person erinnert.<br />
Wir haben keinen bewussten Zugriff auf<br />
die Ursprünge unserer Emotionen und<br />
die Stimmungen, die sie erzeugen. Sobald<br />
wir sie spüren, können wir nur versuchen,<br />
die Emotion zu deuten und in Sprache zu<br />
übersetzen. Doch oft gelingt uns das nicht.<br />
Wir klammern uns an Deutungen, die einfach<br />
sind und uns gelegen kommen. Oder<br />
wir bleiben im Unklaren. Wir wissen zum<br />
Beispiel nicht, warum wir uns niedergeschlagen<br />
fühlen. Dieser unbewusste Aspekt<br />
der Emotionen bedeutet auch, dass es<br />
sehr schwer für uns ist, aus ihnen zu ler-<br />
32 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 05/<strong>2019</strong> . ERFOLG magazin