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200 Jahre Majolika

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Nummer 38 SONDERVERÖFFENTLICHUNG MAJOLIKA<br />

Samstag, 15. Februar 2020<br />

Anzeige<br />

Eine Sammlung mit Gewicht<br />

Zeitzeugen |Hans Haaser bewahrt in seinem Keller einen ganz besonderen Schatz auf<br />

<br />

<br />

MAJOLIKA<br />

IN<br />

SCHRAMBERG<br />

Batsch-nass oder Furz-trocken?<br />

Oliver Merk und Steffen<br />

Auber fahren dieses Jahr<br />

mit einem <strong>Majolika</strong>-Zuber<br />

»da Bach na«. Foto: Zeger<br />

<strong>Majolika</strong> im<br />

Kirchenbach<br />

Schramberg (zeg). Der eine<br />

kam bisher immer nass ins<br />

Ziel, der andere blieb immer<br />

trocken: Steffen Auber (viermal<br />

dabei) und Oliver Merk<br />

(15-mal) fahren am Fasnetsmontag<br />

gemeinsam »da Bach<br />

na«. Das Besondere in diesem<br />

Jahr: Sie tun es in einem Zuber<br />

mit dem Motto »<strong>200</strong> <strong>Jahre</strong><br />

<strong>Majolika</strong>«. Ihre Startnummer<br />

ist die 23.<br />

Derzeit arbeiten die Beiden<br />

jeden Abend an ihrem (hoffentlich)<br />

schwimmfähigen<br />

Gefährt. Bis kommenden<br />

Donnerstag möchten sie fertig<br />

sein – unter Zeitdruck läuft’s<br />

bekanntlich am Besten. »Wir<br />

wollten kein politisches Thema,<br />

aber eines mit lokalem<br />

Bezug – deshalb die Idee mit<br />

der <strong>Majolika</strong>«, erklären die<br />

Zuberbauer. Und so schieben<br />

sie ihren <strong>Majolika</strong>-Zuber erst<br />

ab 10.30 Uhr durch die Innenstadt,<br />

um dann ab 13 Uhr in<br />

den Bach zu steigen.<br />

Na dann: Kanal voll!<br />

n Von Karin Zeger<br />

Schramberg. Eine <strong>Majolika</strong>-<br />

Sammlung mit Gewicht – so<br />

lässt sich doppeldeutig der<br />

Schatz von Hans Haaser betiteln,<br />

der in seinem Keller lagert.<br />

Wie viele besondere Teller,<br />

Tassen, Vasen und Dekoteile<br />

mit dem SMF-Logo der<br />

Schramberger besitzt, weiß er<br />

nicht, mit dem Zählen hat er<br />

schon vor <strong>Jahre</strong>n aufgehört.<br />

Aber er kennt das Gewicht seiner<br />

Sammlung: rund 1,5 Tonnen.<br />

»Zum <strong>Majolika</strong>-Fan wird<br />

man sehr schnell«, sagt Hans<br />

Haaser. Und doch hat es bei<br />

dem ehemaligen Mitarbeiter<br />

zehn <strong>Jahre</strong> gedauert, bis ihn<br />

nach der Schließung der SMF<br />

Ende der 1980er-<strong>Jahre</strong> das<br />

Sammelfieber packte. Die alten<br />

Dekore, die zwischen dem<br />

Ersten und Zweiten Weltkrieg<br />

hergestellt worden sind, haben<br />

es ihm am meisten angetan.<br />

Aber nicht nur die befinden<br />

sich in den Dutzenden<br />

von Kisten. »Ich versuche von<br />

jedem Dekor seit 1912 ein<br />

Stück zu bekommen«, erzählt<br />

der Schramberger.<br />

Das künstlerisch ausgefeilte<br />

Dekor Rembrandt<br />

(Schwarzwaldmotiv)<br />

findet Hans Haaser,<br />

Jahrgang 1954, besonders<br />

interessant.<br />

»Das hat<br />

nichts mit gefallen<br />

zu tun.« Im Lauf der <strong>Jahre</strong> habe<br />

sich »Rembrandt« in Nuancen<br />

verändert: Schattierungen<br />

wurden anders aufgetragen,<br />

die Formen änderten<br />

sich, »und bei<br />

frühen Stücken<br />

gab es<br />

noch viel<br />

mehr Hüh-<br />

Hans Haaser ist ein Kenner der <strong>Majolika</strong>-Geschichte.<br />

Diese Fasnetsmasken<br />

im<br />

Miniaturformat<br />

hat Hans Haaser – in einer<br />

kleinen Serie – selber aus <strong>Majolika</strong>-Keramik<br />

hergestellt.<br />

ner vor dem Bauernhof«, erinnert<br />

sich Hans Haaser. Solche<br />

Details arbeitet er mit Leidenschaft<br />

heraus und ist deshalb<br />

für andere <strong>Majolika</strong>-Geschirr-<br />

Besitzer ein gefragter Gesprächspartner.<br />

Es kommt<br />

auch immer wieder vor, dass<br />

ihn Gleichgesinnte aus ganz<br />

Deutschland kontaktieren.<br />

So<br />

wie neulich.<br />

Da schickte<br />

ihm eine<br />

Frau ein Paket<br />

mit seltenem<br />

<strong>Majolika</strong>-Geschirr.<br />

»Leider<br />

sind es nur Einzelstücke.<br />

Aber<br />

zum Wegwerfen<br />

viel zu schade.«<br />

Massenware aus dem Hause<br />

SMF sei noch viel auf dem<br />

Markt. »Seltene Stück sind<br />

mittlerweile rar«, so Hans<br />

Haasers Erfahrung. Eigentlich<br />

soll seine Sammlung nicht<br />

mehr wachsen. »Aber mit<br />

einem Auge schaue ich noch<br />

immer.« Bei Ebay beispielsweise,<br />

auf Flohmärkten oder<br />

bei Haushaltsauflösungen. Einige<br />

Stücke hat Haaser, der<br />

auch stellvertretender Vorsitzender<br />

im Museums- und Geschichtsverein<br />

Schramberg<br />

ist, auch schon ins Stadtmuseum<br />

gegeben. »Manches habe<br />

ich doppelt.«<br />

Mit Ferienjob fängt es an<br />

Sein fachlicher Rat – und seine<br />

<strong>Majolika</strong>-Schätze – sind dort<br />

auch für die Jubiläums-Ausstellung<br />

anlässlich des <strong>200</strong>.<br />

Geburtstags der SMF gefragt.<br />

Und beim »1. Schwarzwälder<br />

Töpfermarkt«, der am 18. und<br />

19. Juli im Firmenpark stattfindet,<br />

möchte er sich auch<br />

mit einem Verkaufsstand beteiligen.<br />

<strong>Jahre</strong>lang Trendsetter<br />

Mit 17 <strong>Jahre</strong>n begann Hans<br />

Haaser in der <strong>Majolika</strong> eine<br />

Ausbildung zum Industriekaufmann,<br />

nachdem er bereits<br />

als Schüler dort in den<br />

Ferien gejobbt hatte. Von Betriebsleiter<br />

Gerd Worrings<br />

wurde er damals dazu »verdonnert«,<br />

die Glasur im Tunnel<br />

abzuklopfen. »Ich hatte<br />

lange Haare, und die Glasurreste<br />

waren da nur schwer<br />

wieder herauszubekommen«,<br />

erinnert er sich mit einem Lächeln.<br />

Nach der zweijährigen Ausbildung<br />

und seiner Bundeswehrzeit<br />

bei der Luftwaffe<br />

war er bei der SMF im Lager<br />

und als Disponent tätig,<br />

außerdem gehörte<br />

er zum Messeteam. »Die<br />

<strong>Majolika</strong> hatte einen guten<br />

Namen, wir waren jahrelang<br />

Trendsetter.«<br />

Und weil er<br />

schon immer<br />

gerne fotografierte<br />

(heute<br />

auch noch in<br />

der Schramberger<br />

Fotogilde),<br />

durfte er<br />

die Geschirr-<br />

Serien für die<br />

Vertreter abfotografieren.<br />

»Die Stimmung<br />

unter<br />

den Mitarbeitern<br />

war immer<br />

sehr familiär«,<br />

erinnert<br />

sich Hans<br />

Haaser. Da kommen ihm einige<br />

Anekdoten in den Sinn.<br />

Beispielsweise die, wie er zu<br />

einem Arbeitskittel kam –<br />

und eigentlich gar keinen<br />

wollte. »Unsere Putzfrau hat<br />

mich beim Fotografieren im<br />

Musterzimmer angetroffen<br />

und war der Meinung, dass<br />

ich dabei einen Kittel tragen<br />

sollte.« Als Hans Haaser einwarf,<br />

er besitze gar keinen,<br />

brachte sie ihm kurzerhand<br />

einen grauen von ihrem verstorbenen<br />

Mann mit. »Fortan<br />

hatte ich immer mittwochs,<br />

wenn die Putzfrau im Haus<br />

war, ihr zuliebe diesen<br />

Arbeitskittel an, der mir viel<br />

zu groß war und bis auf den<br />

Boden reichte.«<br />

Auch an Begegnungen mit<br />

dem Unternehmer Peter Meyer<br />

erinnert er sich gerne: Als<br />

der geschichtsbegeisterte Haaser<br />

einmal in seiner Freizeit<br />

Jugendstildekore abfotografierte,<br />

interessierte sich der<br />

Chef für die Bilder. »Sie gefielen<br />

ihm und ich meinte, er<br />

könne sie gerne behalten.«<br />

Was dieser auch tat. Als Peter<br />

Meyer von seiner nächsten<br />

Reise zurückkam, legte er ohne<br />

Worte seinem Mitarbeiter<br />

einen Umschlag auf den<br />

Schreibtisch. »Darin waren<br />

Briefmarken mit Jugendstilmotiven.<br />

Das war seine Art,<br />

sich zu revanchieren.«<br />

Nach der Inventur hat es 1971 eine Runde Likör<br />

gegeben – auch für den jungen Hans Haaser.<br />

Fotos: Haaser<br />

Taumat eduiet<br />

ATATZ<br />

BTT<br />

A<br />

BettenlandAlesi<br />

Tel: 07422- 21080<br />

www.bettenland.com<br />

www.stahlflex.com

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