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BALLERN MIT BALLAST<br />
WOLFENSTEIN: YOUNGBLOOD<br />
VON MACHINE GAMES/ARKANE/BETHESDA • FÜR PS4, X1, SWITCH, PC<br />
Nazis aus den Kampfstiefeln ballern wird nie alt. Der<br />
neuste «Wolfenstein»-Ableger setzt das Ur-Prinzip<br />
des Ego-Shooter-Genres aber zäher um als nötig.<br />
(shy)<br />
Rollenspiel-Features! Open-World-Elemente! Koop-Kampagne! Das<br />
«Youngblood»-Spin-off reichert die Formel der erfolgreichen Quasi-Reboot-Reihe<br />
mit interessanten Neuerungen an, die allerdings nur teilweise<br />
zünden. Von einem «Spin-off» ist die Rede, weil du nicht wie sonst in die<br />
Lederjacke von Franchise-Stiernacken B.J. Blazkowicz schlüpfst, sondern<br />
in die Power Suits dessen gerade volljährig gewordenen Zwillingstöchter<br />
Jess und Soph und im von Nazis besetzten Paris Anfang der 1980er nach<br />
dem verschwundenen Papa suchst.<br />
KOOP ALS KÜR<br />
Die beiden spielen sich identisch, halten beim Story-Start<br />
einfach unterschiedliche Knarren in der Hand. Offline<br />
übernimmt die KI die Schwester, die du nicht gewählt<br />
hast ‒ online entscheidest du, ob jemand aus deiner<br />
Freundesliste oder jemand Wildfremdes per Drop-in bei<br />
dir mitmischt. Das funktioniert intuitiv, flüssig und die Koop-Elemente,<br />
die mit solchen Spielkonzepten einhergehen,<br />
beschränken sich zum Glück aufs gelegentliche gemeinsame<br />
Öffnen von Türen und Drücken von Schaltern.<br />
Die Blazkowicz-Sisters sind gar grossmäulig und lassen<br />
‒ wie alle anderen Figuren sowie die Story ‒ Tiefe vermissen,<br />
sorgen aber zusammen mit Hacker-Sidekick Abby für<br />
feminin-frischen Wind im sonst durch männliche Protagonisten<br />
geprägten Ego-Shooter-Genre.<br />
<strong>#170</strong> | SEPT. 2019<br />
27<br />
KILLEN ALS KERNKOMPETENZ<br />
Apropos frischer Wind: Das Alternate-Reality-Paris besteht aus einer Handvoll offen gestalteter Stadtgebiete,<br />
die durch enge Gassen (damit das Game zum Laden kommt) miteinander verbunden sind und vor geheimen<br />
Locations strotzen. Das Erkunden macht ‒ auch dank Doppelsprung-Fertigkeit ‒ richtig Laune, wird aber bald<br />
zum notwenigen Übel, wenn dich Sidequests immer und immer wieder in dieselben Bereiche schicken. Wo du<br />
dann zudem nichts weiter machst, als stets alles niederzumähen. Die Haupt-Missionen aber fallen sehr solide<br />
aus und die neuen Skilltrees und upgradebaren Waffen sorgen für Abwechslung. Das Beste daran: Wenn du<br />
nicht jede Location zwanzigmal absuchst und optionale Quests optional bleiben lässt, hast du niemals genügend<br />
Skillpunkte und Silbermünzen im Gepäck, um alles freizuschalten und musst darum Prioritäten setzen.<br />
Und noch besser als die Upgrades: das Ballern. Das steht nämlich auch bei diesem «Wolfenstein» im Zentrum<br />
und drängt den teils unnötigen Ballast mit jeder in Nazi-Birnen versenkten Kugel ein bisschen mehr in den<br />
Hintergrund.<br />
wwwvv