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Automobile: Retro Classics · Art: Doppel-Ausstellung · Gourmet: Peking Ente by Tim Raue · Travel: Traumziele
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Carsten Rüstig<br />
Erfolg wird aus Know-how und Ideen<br />
gebaut<br />
Journalistin AnneMarie Storch im Gespräch mit Carsten Rüstig, Inhaber der<br />
Rüstig Immobilien-Gruppe in Lauf<br />
Carsten Rüstig gehört zu den großen »Machern«<br />
auf den Gebieten »Gewerbeimmobilien und Wohnungswirtschaft«<br />
in der Metropolregion <strong>Nürnberg</strong>.<br />
Ihr Weg in die Immobilienwirtschaft - wie war er?<br />
Eine Immatrikulation für ein Jurastudium in Dortmund<br />
versus gut gemeinten Wünschen des Vaters, das warme und<br />
bequeme Nest »Elternhaus« zu verlassen. Eine Ausbildung<br />
zum Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft<br />
(heute Immobilienkaufmann) in Stuttgart bei der Allianz<br />
Grund stücks AG mit Berufsschule in Pforzheim bildete den<br />
Anfang und die Faszination dieses facettenreichen Berufes.<br />
Nach Stuttgart und Köln ging es dann vor 30 Jahren nach<br />
<strong>Nürnberg</strong> zur Allianz ins Objekt management. Es folgten 16<br />
Jahre Projektentwicklung bei der RENTA <strong>–</strong> GRUPPE und<br />
2008 startete ich dann in die Selbstständigkeit.<br />
Wie erkennen Sie die Markthistorie?<br />
Bei den Veröffentlichungen, die sich an gewerbliche Branchen<br />
teilnehmer richten, hat sich im Laufe der Jahre herausgestellt,<br />
dass nur wenige Plattformen dazu in der Lage waren,<br />
den Bedürfnissen der Immobilienentwickler zu entsprechen,<br />
so dass der Markt für Branchenforen im Immobiliensektor<br />
sehr überschaubar ist. Zusätzlich zu den vielen unterschiedlichen<br />
Fachforen, spezialisierten sich diverse Verlage auf die<br />
Immobilienwirtschaft und publizierten Fachzeitschriften für die<br />
Branche. Die verschiedenen Tätigkeiten in der Branche setzen<br />
einen hohen Informationsfluss und grundlegendes Bran chenwissen<br />
voraus, weshalb jeder Immobilienprofi durch eben solche<br />
Publikationen Informationen einholt. Die lokale Vernetzung,<br />
Erfahrung und ein guter Instinkt spielen eine entscheidende<br />
Rolle. Die Immobilienwirtschaft hat sich in den letzten 15-<br />
20 Jahren extrem professionalisiert, speziell im Ausbildungsund<br />
Hochschulbereich, aber auch auf Arbeitgeberseite. Und<br />
der Austausch zwischen den Playern (Projektentwickler,<br />
Bauträger, Finanzierer, Anleger, Architekten, Behörden, Makler,<br />
Beratungsunternehmen etc.) ist erheblich intensiver und regelmäßiger<br />
geworden. Aktuelle M & A-Geschäfte bedeutender<br />
Marktteilnehmer in der Region machen deutlich, dass Profile<br />
geschärft, Kompetenzen gebündelt und Risiken minimiert<br />
werden sollen. Fast 10 Jahre Immobilienboom sind das Ergebnis<br />
historisch niedriger Zinsen, einer stabilen Konjunktur und<br />
eines intakten Arbeitsmarktes. Nun gibt es eine konjunkturelle<br />
Delle und politische Brandherde, deren Ausmaß noch ungewiss<br />
ist. Davon wird auch die Immobilienwirtschaft betroffen<br />
sein, erfahrungsgemäß mit einer zeitlichen Verzögerung von<br />
2-3 Jahren. Dennoch wird die Branche insgesamt positiv in<br />
die Zukunft schauen können, weil das Niedrigzinsumfeld auf<br />
Dauer erhalten bleibt und die Städte und Metropolregionen<br />
weiter wachsen werden.<br />
Sie haben in der Metropolregion <strong>Nürnberg</strong> in all den Jahren<br />
in Sachen »Gewerbeimmobilien und auf dem Wohnungsmarkt«<br />
sehr viel bewegt. Was waren die bisher größten<br />
Herausforderungen?<br />
Jede Projektentwicklung ist eine neue und zumeist große<br />
Herausforderung. Copy & Paste ist zwar auch in der Immobilienwirtschaft<br />
angekommen, aber die An wen dungsbereiche<br />
sind doch deutlich eingeschränkt, im Regel fall gleicht eben<br />
kein Grundstück dem anderen, jeder Grundstückseigentümer<br />
hat ein unterschiedliches Profil, jede Kommune andere<br />
Vor stellungen bezüglich der Bauleitplanung und Märkte<br />
müssen kleinräumig differenziert werden. Meine größten<br />
Her aus forderungen: Umwandlung eines im Rohbau befindlichen<br />
Bürohauses (PARCSIDE) in ein Medizinisches<br />
Ver sorgungszentrum (MVZ). Aus der Not eine Tugend gemacht:<br />
keine Nachfrage bezüglich hochpreisiger Büros und<br />
ein Gesundheitsmodernisierungsgesetz in den Startlöchern<br />
haben uns seinerzeit zu dem sehr mutigen Schritt veranlasst,<br />
das gesamte Nutzungskonzept im Bau <strong>–</strong> quasi über Nacht<br />
- zu ändern, den Vertrieb auf ein gänzlich anderes und neues<br />
Produkt umzustellen, mit allen Konsequenzen in der gesamten<br />
Wertschöpfungstiefe. Heute, 18 Jahre später, ist das<br />
Ärztehaus im <strong>Nürnberg</strong>er Stadtpark eine feste Größe in der<br />
ambulanten Versorgung und immer noch ein architektonisches<br />
Meisterwerk der Grazer Architekturschule (Szyszkowitz/<br />
Kowalski). Die Übernahme des HANSA-PARKS 2008,<br />
wenige Wochen nach Eintritt der weltweiten Wirtschaftsund<br />
Finanzkrise hat einige schlaflose Nächte gekostet. Die<br />
Dimension und Komplexität der Projektentwicklung war<br />
Neuland und die Märkte befanden sich aufgrund der Krise<br />
in einer Art Schockstarre. Erfolg ist sicher nur bedingt planbar,<br />
aber wir haben akribisch an einer Weiterentwicklung gearbeitet<br />
und so aus einem Areal im Dornröschenschlaf einen<br />
etablierten Gewerbestandort geschaffen. Die Erfolgsfaktoren<br />
sind ein hohes Maß an Flexibilität, lokale Präsenz, gute<br />
Vernetzung mit Verwaltung, Politik und allen Multiplikatoren,<br />
eine Expertise in der Bauleitplanung und Umsetzung von<br />
Erschließungsverträgen sowie die Freiheit und der Mut<br />
für Visionen. Apropos Visionen: Es ist uns trotz intensiver<br />
Bemühungen und ernsthaften Absichten nicht gelungen, den<br />
Fernmeldeturm in eine Nutzung zu bringen, die neben der<br />
rein technischen Funktion einen Mehrwert generiert. Das ist<br />
schade, aber somit gibt es auch für die Zukunft noch echte<br />
Herausforderungen…