09.10.2019 Aufrufe

DorfStadt 14-2019

Wir sind Elbvororte. Hochwertige lokale Berichte und Reportagen aus und über Rissen, Sülldorf, Iserbrook, Blankenese, Osdorf, Groß Flottbek, Nienstedten, Othmarschen, Bahrenfeld und Schenefeld.

Wir sind Elbvororte. Hochwertige lokale Berichte und Reportagen aus und über Rissen, Sülldorf, Iserbrook, Blankenese, Osdorf, Groß Flottbek, Nienstedten, Othmarschen, Bahrenfeld und Schenefeld.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

8 • <strong>DorfStadt</strong>-Zeitung <strong>14</strong>/<strong>2019</strong> • 10.10.<strong>2019</strong><br />

Im Gespräch<br />

Seit über 20 Jahren ist<br />

Angelika Kahl aus Rissen<br />

als Künstlerin international<br />

bekannt, hat in vielen eu ro -<br />

päischen Ländern, den USA<br />

und in China ausgestellt. Mit<br />

<strong>DorfStadt</strong>-Redakteurin Ma nu -<br />

ela Tanzen sprach sie über<br />

ihren Werdegang, ihren Stil,<br />

Kunst im Allgemeinen und ihre<br />

Kunst im Besonderen.<br />

RISSEN<br />

Schon als Kind hantierte sie mit<br />

Stiften, Pinseln und Farben,<br />

liebte es zu malen und träumte<br />

von Bilderausstellungen. Doch<br />

es kam anders. Ihr Vater war<br />

Lehrer, für ihn war klar: „Du<br />

studierst Mathematik! Da hast<br />

Du die besten Chancen.“ Sie<br />

beugte sich, „obwohl Mathe<br />

absolut nicht mein Thema war.“<br />

Trotzdem schloss sie das Stu -<br />

dium mit 1,0 ab, arbeitete als<br />

Lehrerin, bis ihr Mann nach<br />

Brasilien versetzt wurde. „Da<br />

habe ich wieder angefangen zu<br />

malen“, erzählt sie. „Aber die<br />

Bilder waren schlecht, viel zu<br />

dunkel – traurige Heimweh -<br />

bilder.“ Irgendwann fing sie an,<br />

Nachhilfe zu geben, griff zu, als<br />

ihr eine Stelle als Lehrerin an<br />

einer Schule in São Paulo<br />

angeboten wurde, wurde, später<br />

kam der erste Sohn in<br />

Brasilien. Keine Zeit mehr fürs<br />

Malen.<br />

Nach fünf Jahren in<br />

Südamerika standen sie<br />

vor der Wahl: „In Brasi -<br />

lien bleiben und nach<br />

Hamburg in den Urlaub<br />

fahren, oder umgekehrt.“<br />

Die Familie kehrte nach<br />

Hamburg zurück, das<br />

zweite Kind wurde geboren,<br />

Angelika Kahl kehrte<br />

in den Lehrerberuf zurück,<br />

unterrichtete am Rissener<br />

Marschweg, der Schule, in<br />

der auch beide Söhne ihre<br />

Grundschulzeit verbrachten.<br />

In diesen Jahren malte sie<br />

wenig. „Die Zeit war einfach<br />

nicht da, ich habe zum Teil<br />

nachts gemalt. Das war<br />

schwie rig. Zwischenzeitlich<br />

habe ich versucht, das wie<br />

Schokolade handzuhaben, nach<br />

dem Motto ‚lieber gar keine im<br />

Haus haben‘ komplett mit dem<br />

Malen aufgehört.“ Aber, so die<br />

Künstlerin: „Der Wunsch, der<br />

Drang zu malen kam immer<br />

wieder.“<br />

2009 dann ein Bruch in ihrem<br />

»Die Malerei ist<br />

meine Oase«<br />

Angelika Kahl, Künstlerin aus Rissen | Manuela Tanzen<br />

Brasilien im eigenen Wohnzimmer: „Das war unsere Lieblingsbucht in Brasilien, wunderschön.“<br />

Leben: Diagnose Krebs. Sie<br />

musste den Lehrerberuf aufgeben.<br />

Aber: Als feststand, dass<br />

der Krebs nicht gestreut hatte,<br />

„gab mir das eine unglaubliche<br />

Energie. Für mich bedeutete das<br />

ein neues Leben, MEIN Leben.“<br />

Sie malte viel, erstellte eine<br />

Website, und sie ist überzeugt:<br />

„Das Malen hat mich gesund<br />

gemacht.“ Erste Einladungen zu<br />

Ausstellungen folgten, „ich ha -<br />

be sie alle angenommen.“ Ent -<br />

sprechend beeindruckend und<br />

international ihre Vita, neben<br />

vielen Ausstellungen in Ham -<br />

burg und Berlin sind u.a. Bar -<br />

celona, Florenz, Palermo und<br />

Malta aufgelistet, bis hin zu<br />

Ausstellungen in New York,<br />

São Paulo, Tokio, Bali und<br />

Peking. „Wenn in Asien Scha -<br />

ren von Leuten vor meinen<br />

Bildern stehen und sie abfotografieren,<br />

ist das schon ein<br />

tolles Gefühl“, sagt sie. Eines<br />

ihrer Highlights: „In Paris<br />

auf dem Eiffelturm auszustellen,<br />

auf der 2. Plattform<br />

– das war einzigartig.“<br />

Ihre Motive speisen sich<br />

aus ihren vielen Reisen.<br />

Dabei sind die Bilder meist<br />

durch den Horizont geteilt,<br />

der Himmel ist groß und<br />

weit, darunter finden sich<br />

detailgetreue Land schaf -<br />

ten oder Landmarken wie<br />

Leuchttürme oder auch<br />

Schiffe. Diesen Gegen -<br />

satz meint sie, wenn sie<br />

ihren Stil als „impressionistischen<br />

Naturalis -<br />

mus” bezeichnet. Waren<br />

bisher Landschaften ihr Haupt -<br />

thema, immer mit dem Leit -<br />

motiv „Weite“, hat sie in letzter<br />

Zeit auch damit begonnen, Por -<br />

traits zu erstellen, von Men -<br />

schen, denen sie auf ihren Rei -<br />

sen begegnet. Dabei fasziniert es<br />

sie, „die Seele hinter dem Gesicht<br />

zu entdecken und herauszuarbeiten“.<br />

Sie sagt: „Por traits sind so<br />

viel schwerer als Land schaften –<br />

ein Strich kann ein Bild gut<br />

machen oder ver derben.“<br />

Obwohl sie viele Materialien<br />

ausprobiert hat, für sich oder<br />

auch mit ihren Schülern, bleibt<br />

die Künstlerin ihrem Medium<br />

treu, malt ausschließlich mit<br />

Ölfarben. Mit viel Selbstironie<br />

stellt sie fest: „Ich bin aus der<br />

Zeit gefallen.“ Konnte sie sich<br />

bisher mit ihren Verkäufen die<br />

zahlreichen internationalen<br />

Aus stellungen und vielen Rei -<br />

sen gut finanzieren, stellt sie<br />

aktuell fest, dass „die Leute<br />

zunehmend andere Kunst kaufen.<br />

Diejenigen, die meine Kunst<br />

mögen, sind meist schon eingerichtet,<br />

wer sich neu ausstattet,<br />

setzt oft auf Kurzlebigeres, auf<br />

Drucke.“ Aber, wie sie betont:<br />

„Ich bin nicht bereit, auf den<br />

Mainstream aufzuspringen. Ich<br />

käme mir schrecklich vor,<br />

etwas zu malen, nur weil es<br />

sich gut verkaufen lässt, etwas<br />

anzubieten, wohinter ich nicht<br />

stehe.“ Nach wie vor gibt es<br />

Einladungen, aktuell aus<br />

Shang hai und Lissabon. „Aber<br />

die werde ich wohl ablehnen,<br />

ich ziehe mich aktuell mehr und<br />

mehr aus dem kommerziell ge -<br />

prägten Kunstbetrieb zurück.“<br />

Was aber keinesfalls Ruhestand<br />

Foto: Tanzen<br />

für die 66-Jährige bedeutet,<br />

und noch weniger den Rückzug<br />

aus der Kunst: Verschiedene<br />

Ausstellungen stehen an, wie<br />

zum Beispiel Ende November<br />

auf der Cap San Diego und im<br />

Mai 2020 in Kaliningrad, Russ -<br />

land. Für ihre kleine Enkelin<br />

hat sie ein eigenes Bilderbuch<br />

erstellt, für das sie aktuell einen<br />

Verlag sucht. Ein großer mehrteiliger<br />

Bildband ist in Arbeit,<br />

in dem Ölbilder von Land -<br />

schaften aus der ganzen Welt<br />

mit Zitaten flankiert werden.<br />

Sie unterstützt nach wie vor die<br />

Arbeit an ihrer Schule am<br />

Marschweg, lernt Italienisch,<br />

singt im Chor in der Kantorei<br />

Nienstedten. Und dann gibt es<br />

da ein weiteres Herzensprojekt:<br />

Ihr Mann Mathias ist Vorsit -<br />

zender des Vereins „Freunde<br />

der Viermastbark Peking", des<br />

Schiffes, auf dem sein Vater,<br />

der Kapitän Karl Peter Kahl,<br />

seine Seefahrts-Geschichte be -<br />

gonnen hat. Gemeinsam mit<br />

inzwischen 300 Mitgliedern<br />

engagiert sich das Ehepaar seit<br />

Jahren für die Restaurierung<br />

und Rückführung des Schiffs,<br />

das nach erfolgreichem Trans -<br />

port aus New York und jahrelanger<br />

Restaurierung voraussichtlich<br />

im Mai 2020 die Werft<br />

verlassen wird, um im Ham -<br />

burger Hafen seine Heimat zu<br />

finden. Überhaupt wird 2020<br />

ein spannendes Jahr für An -<br />

gelika und Mathias Kahl: „Die<br />

‚Peking‘ kommt nach Hamburg,<br />

mein Mann wird 70 und wir<br />

sind dann seit 50 Jahren ein<br />

Paar – wir werden jede Menge<br />

zu feiern haben!”<br />

Hier sehen Sie Angelika Kahl<br />

„Meine Patienten setzen sich in den Behandlungsstuhl,<br />

schauen auf die Bilder und werden total ruhig …“, schwärmte<br />

eine HNO-Ärztin in Blankenese, in deren Praxis Angelika Kahl<br />

einige ihrer Landschaftsbilder ausstellte.<br />

Die Künstlerin ist in Hamburg vertreten durch die Galerie<br />

Deichstraße. Aktuell stellt sie in der Praxis Dr. Beer-Witt in<br />

der Gudrunstraße in Rissen aus, Ende November ist eine<br />

Ausstellung auf der Cap San Diego geplant.<br />

Mehr über die Künstlerin unter: www.angelikakahl.com<br />

job.<br />

l Die lokale Jobsuche für den Hamburger Westen l<br />

Hier finden<br />

Sie neue Mitarbeiter<br />

aus den Elbvororten!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!