Betriebliches Gesundheitsmanagement Magazin 2019
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aufmerksam. Kapfhammer ging bei dem<br />
Kongress zum Thema Betriebliche Gesundheitsförderung<br />
zunächst der Frage<br />
„Macht uns die Arbeitswelt heute wirklich<br />
krank?“ auf den Grund. „Ja“, ist<br />
man geneigt vorschnell zu anworten, mit<br />
Schlagzeilen und Burnout-Zahlen im<br />
Hinterkopf. Wie Kapfhammer jedoch<br />
darlegte, ist dann doch nicht alles so<br />
(schlimm), wie es der oberflächliche<br />
Blick zeigt. Zumindest quantitativ: Die<br />
Zahl der psychischen Ursachen von<br />
Krankenstandstagen steige zwar in Relation<br />
der Gesamterkrankungen, gleichzeitig<br />
würden körperliche Krankheiten und<br />
damit die Absolutzahlen deutlich zurückgehen.<br />
Studien, die hohes subjektives<br />
Stressempfinden nachweisen, stellte<br />
der Psychologe wiederum solchen Untersuchungen<br />
gegenüber, die den Menschen<br />
eine „hohe Lebenszufriedenheit“ konstatieren.<br />
Es kommt eben immer auch auf<br />
die Fragestellung an ...<br />
Woran aber nicht gerüttelt werden<br />
kann: Arbeit überhaupt und die Qualität<br />
von Arbeit sind zentral für Gesundheit<br />
und Lebensqualität. Das galt gestern und<br />
gilt heute wie morgen. Unsere Arbeit bestimme<br />
wesentlich, wer wir sind, wie wir<br />
uns fühlen, wie wir uns selbst und unsere<br />
Position in der Gesellschaft wahrnehmen,<br />
so Kapfhammer. Arbeitsverlust<br />
wiederum sei (wenn nicht von ganz kurzer<br />
Dauer) mit einer Fülle von negativen<br />
Konsequenzen für Psyche und Selbstwert<br />
verbunden. Und: „Arbeitsunsicherheit“,<br />
etwa ein angekündigter Stellenabbau,<br />
wirke sich auf das Innenleben von Beschäftigten<br />
fast so aus wie echte Arbeitslosigkeit.<br />
Es tröstet also nur bedingt, dass nicht<br />
jede Befürchtung, die im Zuge der Digitalisierung<br />
geäußert wird, einer näheren<br />
Betrachtung standhält. Mit dem Klimawandel<br />
ist seit diesem Jahr ein weiterer<br />
Unsicherheitsfaktor in der Gesellschaft<br />
und somit im (Arbeits-)Leben richtig<br />
„angekommen“, der nahelegt: kein Weiter<br />
wie bisher. Wie aber kann man Menschen<br />
in Zeiten von Umbrüchen zuversichtlich,<br />
optimistisch – und damit gesund<br />
und leistungsfähig erhalten? Wie<br />
gelingt es, den Blick auf Chancen statt<br />
auf (echte oder vermeintliche) Gefahren<br />
zu richten? Welches Umfeld braucht es,<br />
in dem sich Kreativpotenziale entfalten<br />
können? Auf welche Werte kommt es in<br />
Unternehmen an? Für diese Fragen lieferte<br />
der Kongress wichtige Impulse.<br />
Der Umgang mit Stress<br />
26,1 Tage dauert im Schnitt heute ein<br />
Ausfall bei einer psychischen Erkrankung,<br />
geht aus dem jüngstem deutschem<br />
„AOK Fehlzeitenreport 2018“ hervor.<br />
Der Mediziner und Leiter des „Instituts<br />
für Integrative Gesundheitsversorgung<br />
und Gesundheitsförderung“ an der Universität<br />
Witten/Herdecke (D), Tobias<br />
Esch, widmete sich zunächst der Frage,<br />
wie mit Stress umgegangen werden soll.<br />
Einen interessanten Aspekt zeigt die<br />
AOK-Studie in diesem Kontext: Das<br />
Maß an „Sinnempfinden“ in der Arbeit<br />
lässt sich in einen direkten Zusammenhang<br />
mit der Länge von Krankenständen<br />
bringen. Ein Sinn sei im Arbeitsleben<br />
nicht per se gesundheitsfördernd,<br />
„aber vor allem in Zeiten, die hart sind,<br />
wenn eine Krise kommt, schafft Sinnhaftigkeit<br />
oder das Fehlen von Sinnhaftigkeit<br />
eine Trennung.“<br />
Zurück zum Stress: Der ist über die<br />
Herzfrequenzvariabilität messbar, betonte<br />
Esch. Diese natürliche Anpassungsfähigkeit<br />
des Herzschlages an äußere Einflussfaktoren<br />
sinkt unter Stress, während<br />
etwa Sport oder auch ein gutes Betriebsklima<br />
sie nachweislich erhöhen<br />
würden. Stress allein sei aber nicht so<br />
sehr das Problem, vielmehr gehe es um<br />
ein Gefühl des Kontrollverlustes, das in<br />
Verbindung mit Stress problematisch sei:<br />
Das Gefühl, abends nicht abschalten zu<br />
können, sich als ohnmächtig zu erleben<br />
– etwa gegenüber der „häufig unter hohem<br />
Zeitdruck zu bewältigenden Arbeitsmenge“.<br />
Neben Kontrolle nannte<br />
der Mediziner „Wertschätzung“ und<br />
„Gerechtigkeit“ als wichtige, gesunderhaltende<br />
Werte im Arbeitsleben: Das<br />
Gefühl, „der Aufwand steht im Gleichmaß<br />
mit meinem Lohn“ sowie „die Firma<br />
ist gerecht.“<br />
Was kann jeder Einzelne tun, um mit<br />
Stress besser umzugehen? Vier „Puzzleteile“<br />
sind es laut Esch: „Verhalten“ –<br />
wie man denke, wie (positiv oder negativ)<br />
man auf die Welt schaue. „Bewegung“<br />
– aerober genauso wie anaerober<br />
Sport. „Entspannung“ – 20 Minuten<br />
täglich solle man sich zum Beispiel für<br />
BGM<br />
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