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Willen König Max II. Den Bau des Maximilianeums trieb er voran, auch

die Akademie der bildenden Künste und die Kunstgewerbeschule

waren sein Werk. Er bereicherte das Kunstleben Münchens durch

Sammlungen und Ausstellungen.

Mit der katholischen Kirche geriet Lutz in Konflikt, als Papst Pius

IX. im Juli 1870 das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes in

Glaubens- und Sittenfragen erließ. Der Katholik Lutz sah in dem

Dogma eine Gefährdung des Staates durch Übergriffe des Papstes

auf weltliche Angelegenheiten. Im Deutschen Reichstag setzte er

den sog. „Kanzelparagraphen“ durch, demzufolge jeder Missbrauch

der Kanzel zu politischer Agitation strafrechtlich verfolgt wurde.

Auch Bekenntnisschulen sollten zugunsten von Gemeinschaftsschulen

eingeschränkt werden. Dieser Kulturkampf brachte im bayerischen

Landtag die Patriotenpartei auf den Plan, die einige Male versuchte,

Minister Lutz zu stürzen. Bismarck und auch König Ludwig II. standen

jedoch hinter dem Minister.

Lutz war begeisterter Jäger und hatte eine gute Singstimme

Die distanzierte Einstellung des Katholiken Lutz zur Kirche hatte sicher

nicht nur staatspolitische, sondern auch private Gründe.

Johann Lutz heiratete dreimal Protestantinnen, auch seine vier Kinder

wurden evangelisch getauft und erzogen. 1852 ehelichte er Caroline

Reuß aus Würzburg, sie verstarb mit 37 Jahren an Tuberkulose. 1867

heiratete Lutz erneut. Anna von Schmidt-Osting, die Tochter eines

Nürnberger Privatiers starb mit 45 Jahren. Schließlich heiratete Lutz

die Witwe eines Augsburger Industriellen, Margareta Riedinger, die ein

standesgemäßes Palais in der Brienner Straße in München mit in die

Ehe brachte.

Lutz soll privat ein begeisterter Jäger gewesen sein, hatte eine gute

Singstimme und war musisch interessiert, besuchte regelmäßig die

Odeon-Konzerte und lud Sängergesellschaften in seine Villa ein. Bei

der 400-Jahrfeier der Münchner Universität erhielt er von der juristischen

Fakultät die Ehrendoktorwürde.

1880 erhob ihn König Ludwig II. in den erblichen Adelsstand, 1883

in den erblichen Freiherrenstand. Doch Lutz fühlte sich dem Staate

verpflichtet und konnte einer weiter steigenden Schuldenlast, durch

den König Ludwig II. und seinen Schlossbauten verursacht, nicht

zustimmen. Als strebsamer Bürokrat, der in Heller und Pfennig denken

gelernt hatte, konnte Lutz nie verstehen, dass jemand Millionen Gulden

für Schlossbauten zum Fenster hinauswarf. Nach Verhandlungen mit

Prinz Luitpold, dem Onkel und Nachfolger Ludwigs, gab er Gutachten

von Nervenärzten in Auftrag, die den König für lebenslang regierungsunfähig

einstufen und entmündigen sollten. Lutz hatte somit am

tragischen Ende von König Ludwig II. erhebliche Schuld. Gegenüber

seinen Freunden behauptete er, diese Entscheidung sei die schwerste

seines Lebens gewesen.

Im Dezember 1889 beginnt Lutz zu kränkeln, die Asthmaanfälle häufen

sich. Am 31. Mai 1890 bittet er Prinzregent Luitpold um seine

Pensionierung. Am 3. September nachmittags um drei erlöst ihn der

Tod in seiner Pöckinger Villa. Mit großem Pomp wird er auf dem Alten

Südlichen Friedhof in München beerdigt.

Minister Johann Freiherr von Lutz war neben Montgelas einer der

bedeutendsten Gestalter Bayern. Er hat Bayern verändert, ihm seine

Signatur aufgeprägt wie kaum ein anderer Politiker.

Christl Peuker (Archiv der Gemeinde Pöcking)

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