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syndicom magazin Nr. 14

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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20 Arbeitswelt<br />

«Ein Tag auf der Strasse reicht nicht. Um die Welt zu<br />

verändern, müssen wir uns organisieren.» Pierre-Yves Maillard<br />

Für einen<br />

starken öffentlichen Dienst<br />

Pierre-Yves Maillard sieht dem zentralen Thema der nächsten<br />

Delegiertenversammlung des SGB mit Begeisterung entgegen.<br />

Er fordert eine Annäherung zwischen den Bewegungen der Zivilgesellschaft<br />

und den Gewerkschaften.<br />

«Endlich jemand, der klar, direkt und<br />

ohne Umschweife spricht!» Der Erste,<br />

der am Treffen mit Pierre-Yves Maillard<br />

in Bellinzona seine Freude ausdrückte,<br />

war der Dolmetscher. Der Anlass<br />

war der zweite «Denktag» des SGB<br />

Tessin und Moesa von Mitte November.<br />

Seit einigen Monaten organisiert<br />

die kantonale Sektion eine Reihe von<br />

Treffen zwischen Basis, Angestellten<br />

und Vorstandsmitgliedern, um Synergien<br />

zwischen den Mitglieds-Gewerkschaften<br />

zu erschliessen.<br />

Die Arbeitsgruppen für Kommunikation,<br />

AHV, Service public, Frauen<br />

usw. nutzten die Gelegenheit für eine<br />

Gesprächsrunde mit dem neuen SGB-<br />

Präsidenten Maillard, die sich sofort<br />

zu einer Art Rundum-Interview entwickelte.<br />

Man diskutierte das Rahmenabkommen<br />

mit der EU, die Lage der<br />

SRG nach dem No-Billag-Referendum,<br />

den Frauenstreik, das Lohn dumping<br />

und die SVP-Initiative gegen die Freizügigkeit.<br />

Und die Post.<br />

Pierre-Yves Maillard gewann am «Denktag»-<br />

Treffen viele Sympathien. (© Giovanni Valerio)<br />

Privatisierungen zurücknehmen<br />

Letztes Jahr hat der SGB Tessin drei<br />

Volksinitiativen zur Wiedereinführung<br />

der Regiebetriebe des Bundes<br />

vorgeschlagen. Mit der Post könnte<br />

man beginnen, sie ist für die Bevölkerung<br />

wichtig. Auch in EU-Ländern gibt<br />

es Ansätze, die öffentlichen Dienste<br />

wieder zu verstaatlichen.<br />

«Der Service public wird das Thema<br />

der nächsten SGB-Delegiertenversammlung<br />

im Mai», erklärte Maillard<br />

und führte aus: «Wir haben die Betriebe<br />

einem Management überlassen,<br />

das nur an Produktivität und Rentabilität<br />

denkt, nicht an den Dienst für die<br />

Gesellschaft. Die Post macht eine<br />

unfaire Buchhaltung: Sie betont verlustbringende<br />

Bereiche gegenüber anderen,<br />

um die Schliessung von Poststellen<br />

zu rechtfertigen. Das Gleiche<br />

geschieht bei den SBB. Privatisierung<br />

birgt ein sehr hohes Risiko, auch in<br />

den anderen Sektoren – Energie, Gesundheit<br />

und Finanzen.»<br />

Die Gewerkschaft gehört denen, die<br />

sich darin engagieren<br />

Auch die Allianz mit den Bürger- und<br />

Konsumentinnenverbänden und verschiedenen<br />

Bewegungen ist wichtig<br />

für den Erfolg gewerkschaftlicher Aktionen.<br />

«Schaut euch nur an, was am<br />

<strong>14</strong>. Juni los war: eine Mobilisierung,<br />

wie es sie in den letzten 30 Jahren<br />

nicht gegeben hat», rief Maillard aus.<br />

«Wir müssen den Leuten begreiflich<br />

machen, dass ein einziger Tag auf der<br />

Strasse nicht ausreicht. Um die Welt<br />

zu verändern, müssen wir uns organisieren:<br />

Nur so können wir stark werden.<br />

Wenn festgestellt wird, dass es<br />

in den Gewerkschaften nur wenige<br />

Frauen und wenige junge Menschen<br />

gibt, sollen sie sich uns anschliessen,<br />

um das zu ändern. Es sind die Mitglieder,<br />

die die Gewerkschaft ausmachen!<br />

Ich hoffe, dass es in Zukunft eine immer<br />

grössere Annäherung zwischen<br />

den verschiedenen Bewegungen und<br />

den Gewerkschaften geben wird.»<br />

Maillard ging dann auf zwei weitere<br />

Herausforderungen ein: «In 20 Jahren<br />

werden wir in vollem Ausmass<br />

mit dem demografischen Drama der<br />

altern den Bevölkerung konfrontiert<br />

sein. Daher braucht es neue Dienstleistungen,<br />

die hunderttausend neue<br />

Arbeitsplätze schaffen können. Und<br />

zur Bewältigung der Klimakrise müssen<br />

wir die kollektive Mobilität weiterentwickeln<br />

und das Produktionssystem<br />

verändern. Für all das brauchen<br />

wir staatliche Mittel und die Garantie<br />

eines starken öffentlichen Dienstes:<br />

Das ist die neue Wirtschaft!»<br />

Giovanni Valerio<br />

Dossier des Gewerkschaftsbunds:<br />

sgb.ch/themen/service-public<br />

Neues Parlament:<br />

Jünger, weiblicher,<br />

grüner – besser?<br />

Jetzt haben wir es also: Unser neues<br />

Parlament. Auffällig viele junge Menschen<br />

wurden ins Parlament gewählt:<br />

sieben Leute unter 30 sitzen neu im<br />

Nationalrat. Aber 40 % sind weiter zwischen<br />

50 und 60. Der Frauenanteil ist<br />

um 10 Prozentpunkte auf 42 % gestiegen.<br />

Männer sind also immer noch<br />

übervertreten. Die Grünen legen 6 Prozent<br />

zu und die rechtsbürgerliche<br />

Mehrheit aus FDP und SVP wurde abgelehnt.<br />

Aber gewerkschaftliche Anliegen,<br />

griffige Klimamassnahmen<br />

und fortschrittliche Gesellschaftspolitik<br />

werden es weiter schwer haben.<br />

Wir können erwarten, dass junge,<br />

gewerkschaftsnahe Nationalrätinnen<br />

wie Samira Marti und Tamara Funiciello<br />

junge Menschen wie mich gut<br />

vertreten und unsere Anliegen einbringen.<br />

Gerade wenn es um Digitalisierung,<br />

Familienpolitik und echte<br />

Gleichstellung geht, ticken wir oft anders.<br />

Dort können wir sicher neue<br />

Ideen, neue Bewegung erwarten.<br />

Doch gewerkschaftliche Anliegen<br />

haben im neuen Parlament keine automatische<br />

Mehrheit. Weiter müssen<br />

Koalitionen mit bürgerlichen Parteien<br />

geschmiedet werden. Starke gewerkschaftliche<br />

Aktionen, geschicktes<br />

Lobbying und das Einbringen unserer<br />

Stimme in die öffentliche Diskussion<br />

sind auch weiter nötig. Aber wenigstens<br />

ist unsere Stimme ab jetzt jünger<br />

und weiblicher.<br />

Dominik Fitze ist der Jugendsekretär bei<br />

<strong>syndicom</strong>.

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