WOLL Magazin für Arnsberg, Sundern und Ense // Winter 2019
Zauberhafter Winter im Sauerland!
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Sauerland<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong><br />
28<br />
Worte, Orte, Land <strong>und</strong> Leute.<br />
Ausgabe <strong>für</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong><br />
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Zauberhafter <strong>Winter</strong><br />
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Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />
auch in den letzten drei Monaten haben wir uns <strong>für</strong> Sie wieder auf die<br />
Suche nach spannenden Themen gemacht.<br />
Interessant war <strong>für</strong> uns festzustellen, mit welchen interessanten Hobbies<br />
die Menschen in unserer Heimat ihre Freizeit verbringen. Hochinteressant<br />
das Hobby von Guiseppe Mazza. Der Hachener ist mit seinem Metalldetektor<br />
auf der Suche nach Metallgegenständen mit geschichtlicher<br />
Bedeutung. Vor über 70 Jahren hat der Skispringer Erich Roscher sein<br />
Hobby zum Beruf gemacht. Für uns blickt er zurück auf viele schöne<br />
<strong>und</strong> erfolgreiche Jahre. Ebenfalls seit über 70 Jahren gibt es die Heimatliebe<br />
Neheim, einen Brieftaubenzüchter-Verein.<br />
Besondere Beachtung verdient auch die „Freizeitbeschäftigung“ der<br />
Jugendcaritas, die sich im Hospiz in <strong>Arnsberg</strong> ehrenamtlich engagiert.<br />
Viel Herzblut steckt auch im Café Inka in <strong>Arnsberg</strong>, wo der soziale Status<br />
absolut keine Rolle spielt. Seit Kurzem gibt es hier auch den „Fair-<br />
Teiler“, der Menschen in Not zugute kommt. Ehrenamtlich engagiert<br />
sind auch die Eichholzfre<strong>und</strong>e, die da<strong>für</strong> sorgen, dass ihre Umgebung<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 3
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<strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> die Sauerländer Lebensart<br />
<strong>WOLL</strong><br />
Worte, Orte, Land <strong>und</strong> Leute<br />
06 <strong>Winter</strong>-Schokolade<br />
08 Perspektive<br />
10 „Machen ist wie wollen, nur krasser“<br />
12 Europa stressfrei entdecken<br />
14 Die Kerze hinter der Eingangstür<br />
18 Der „Sondierer“ Giuseppe M.<br />
21 Gegen kalte Füße hilft Wärme<br />
22 Hasse chehört…?<br />
23 Kloster Wedinghausen<br />
27 Die Rauhnächte<br />
28 „Die (fliegenden) Steine“<br />
30 Der Jakobsweg unterm Weihnachtsbaum<br />
31 <strong>Winter</strong>-Waffeln<br />
32 Früher das Zuhause von Adelsgeschlechtern,<br />
heute das eines Reitvereins<br />
34 Ein Leben <strong>für</strong> die Kunst, Malerei & Grafik<br />
36 Ortsportrait Allendorf<br />
39 „Heute will Frau Müller eine Glatze“<br />
40 Die geheime Rezeptur eines Lebenswerks…<br />
42 „Das ist unser Friedhof“<br />
45 A.L.S. im Jubiläumsjahr<br />
46 Wie Maria den Rudolf zur Krippe gebracht hat…<br />
48 Der Schnee in der Badewanne<br />
51 Schöner wohnen im Sauerland<br />
52 Viel mehr als „nur“ Möbel<br />
54 Wer ist der Mann auf dem Tuch?<br />
57 Fern-<strong>WOLL</strong><br />
58 Matilda schwärmt <strong>für</strong> Bienen<br />
60 Schwungvoller Swing im Sauerland<br />
62 Pfeilschnell <strong>und</strong> über 60 Jahre jung<br />
64 „Kunststoff ist die Zukunft“<br />
67 Was hat ein Gullideckel mit Kunststoff zu tun?<br />
68 Biofilm im Brauseschlauch?<br />
70 Der Herzschlag unter dem Sattel<br />
74 Seit 30 Jahren völlig abgehoben<br />
76 Kameraüberwachung auf dem eigenen<br />
Gr<strong>und</strong>stück<br />
78 Der Verein der Eichholzfre<strong>und</strong>e<br />
81 Mokka-Zimtsterne<br />
82 Die letzten Mohikaner<br />
84 Aus dem Leben eines Rechtsanwaltes<br />
86 Der Christstollen<br />
87 Christstollen-Strudel mit Glühweinbirne<br />
88 Thankgrim & Hustene<br />
90 Impressum<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 5
<strong>Winter</strong>-Schokolade<br />
Die Tage sind kurz, die Nächte sind lang<br />
in den <strong>Winter</strong>monaten. Schnell könnte<br />
man einer <strong>Winter</strong>depression verfallen<br />
…. wenn es keine Schokolade gäbe.<br />
Denn dieses „Soulfood“ hat es wirklich in<br />
sich. Die dunkle Schokolade enthält Vitamin<br />
D, eben das Vitamin, das uns gerade in der<br />
dunklen Jahreszeit fehlt. Außerdem fanden<br />
Wissenschaftlicher heraus, dass die pflanzlichen<br />
Stoffe in der Schokolade schädliche<br />
freie Radikale neutralisieren. Dadurch träten<br />
Infektionen seltener auf. Außerdem würde sie<br />
das Risiko von Thrombosen, Herzinfarkt <strong>und</strong><br />
Schlaganfall senken <strong>und</strong> unser Gehirn mit der<br />
zum Denken nötigen Energie versorgen.<br />
Haben wir doch irgendwie alles schon geahnt.<br />
Und dass Schokolade glücklich macht, wissen<br />
wir ja schon seit unserer Kindheit. ■<br />
Rezept <strong>für</strong> vier Tassen Schokolade:<br />
· 150 g dunkle Schokolade (Kalorienbewusste<br />
nehmen die mit 60 % Kakaoanteil)<br />
· 1 Liter Vollmilch<br />
· Eine Prise Salz<br />
Zunächst die Schokolade zu kleinen Stückchen hacken<br />
<strong>und</strong> mit der Milch <strong>und</strong> dem Salz vermischen. Das<br />
Ganze in einem Topf kurz aufkochen <strong>und</strong> dann drei<br />
Minuten bei schwacher Hitze kochen lassen. Dabei<br />
ständig mit einem Löffel rühren. Wer es gern etwas<br />
dickflüssiger mag, lässt die Trinkschokolade zwei Minuten<br />
länger kochen. Dann etwas abkühlen lassen <strong>und</strong><br />
mit einem Klecks geschlagener Sahne servieren.<br />
Wenn Sie jetzt die Schokolade bei einem romantischen<br />
Film oder guter Musik genießen, sind <strong>Winter</strong>tage<br />
auch bei Schmuddelwetter schön. (CZ)<br />
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6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong><br />
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“auf der Zunge zergehen”.<br />
Die filigranen Gebilde entstehen,<br />
wenn kleine, unterkühlte Wassertropfen<br />
gefrieren oder sich Wasserdampf<br />
direkt an umherschwebende Partikel<br />
anlagert <strong>und</strong> gefriert.<br />
Unterm Mikroskop betrachtet ist<br />
die Schönheit der Eiskristalle so<br />
atem beraubend, dass selbst die sonst<br />
so nüchternen Mathematiker ins<br />
Schwärmen geraten.<br />
Die drei Spatzen<br />
In einem leeren Haselstrauch,<br />
da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.<br />
Verwirrende<br />
Weihnachtsbäume<br />
Ist es in Ihrer Familie auch noch<br />
üblich, das schöne alte Lied „O<br />
Tannenbaum“ anzustimmen? Eine<br />
schöne Tradition.<br />
Aber wissen Sie eigentlich auch<br />
genau, ob es sich bei Ihrem<br />
Weihnachtsbaum um einen echten<br />
Tannenbaum handelt? Oder ist es<br />
gar eine Fichte?<br />
Der Unterschied zwischen einer<br />
Tanne <strong>und</strong> einer Fichte ist ganz<br />
leicht zu erklären: Die Fichte sticht,<br />
die Tanne nicht. Auch von weitem<br />
ist der Unterschied leicht auszumachen:<br />
Während die Fichtenzapfen<br />
nach unten hängen, zeigen die<br />
der Tanne nach oben – wie Kerzen<br />
an einem Weihnachtsbaum. Das<br />
Wissen reicht aus, wenn sie einen<br />
<strong>Winter</strong>spaziergang machen <strong>und</strong> mit<br />
ihrem Wissen glänzen möchten.<br />
Auf dem Weihnachtsmarkt werden<br />
bei uns meist Nordmann-Tannen<br />
verkauft. Die sind oftmals etwas<br />
teuer. Und deren<br />
Nadeln stechen<br />
nicht...<br />
(cz)<br />
Der Erich rechts <strong>und</strong> links der Franz<br />
<strong>und</strong> mittendrin der freche Hans.<br />
Sie haben die Augen zu, ganz zu,<br />
<strong>und</strong> obendrüber, da schneit es, hu!<br />
Sie rücken zusammen dicht an dicht,<br />
so warm wie Hans hat’s niemand nicht.<br />
Sie hör’n alle drei ihrer Herzlein Gepoch.<br />
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.<br />
(Christian Morgenstern)<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> Herbst <strong>2019</strong> - 7
Perspektive Nr. 10<br />
Luftaufnahme des Freienohler Höhenweges<br />
S. Droste<br />
8 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 9
„Machen ist wie wollen, nur krasser“<br />
W<br />
as vor zwei Jahren als Kegelclub begann,<br />
ist inzwischen ein Service-Club geworden.<br />
„Ro<strong>und</strong>-Table“ nennt sich die Gruppe von<br />
Männern im Alter von 18 bis 40 Jahren, die sich zum<br />
Ziel gesetzt hat, Gutes zu tun <strong>und</strong> das in erster Linie<br />
<strong>für</strong> unsere Region.<br />
Mit einem Service-Verein verbindet man zunächst Lions,<br />
Rotarier oder auch – das weibliche Pendant - den Zonta -<br />
Club. Aber Ro<strong>und</strong>-Tabler sind weitestgehend unbekannt.<br />
Noch, möchte man sagen, wenn man sich deren Aktivitäten<br />
ansieht.<br />
Christian Hengesbach ist zurzeit Präsident der Vereinigung,<br />
in der sich junge Männer aus Meschede <strong>und</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong> zusammengeschlossen haben. 2018 hatten sie<br />
die Voraussetzungen erfüllt, um einen „Tisch“ gründen<br />
zu können, von denen es in Deutschland über 200 gibt.<br />
17 Herren mit unterschiedlichen Berufen treffen sich seitdem<br />
alle zwei Wochen einmal in Meschede, ein anderes<br />
Mal in <strong>Arnsberg</strong>. Für viele der Teilnehmer bedeuten die<br />
Zusammenkünfte einen willkommenen Ausgleich zum<br />
Alltagsgeschäft, alle stehen aufgr<strong>und</strong> ihres Alters beruflich<br />
<strong>und</strong> familiär in Startpositionen. Jeder weiß, bzw. kann<br />
sich noch erinnern, dass diese Phase sehr viel Zeit <strong>und</strong><br />
Energie in Anspruch nimmt. Umso erstaunlicher ist es da,<br />
dass sich ein junger Unternehmer wie Christian Hengesbach<br />
so engagiert.<br />
Bodenständige Sauerländer<br />
Jungs packen an<br />
Gisela Wilms<br />
Philipp Nolte<br />
Wir wissen, wo der Schuh drückt<br />
Was sind seine Beweggründe? „Es ist die Euphorie, die<br />
sich bei uns mit dem Gedanken breitmacht, etwas Sinnvolles<br />
<strong>für</strong> die Menschen in Meschede <strong>und</strong> <strong>Arnsberg</strong> zu<br />
tun. Viele Unternehmungen, die wir durchgeführt haben<br />
oder die noch in Planung sind, haben eng mit unserem<br />
persönlichen Umfeld zu tun. Wir sitzen an der Basis <strong>und</strong><br />
wissen, wo der Schuh drückt. Wie bei der Aktion „Raus<br />
aus dem toten Winkel“, die wir mit Schulkindern geprobt<br />
haben. Sie durften in einem Lastwagen sitzen <strong>und</strong><br />
merkten beim Blick in Rück- <strong>und</strong> Seitenspiegel, dass<br />
man manchmal Fußgänger oder Radfahrer übersehen<br />
kann. Aufgr<strong>und</strong> des Erfolges werden wir die Maßnahme<br />
bestimmt noch einmal machen.“ Das Zusammenwachsen<br />
der altersmäßig homogenen Gruppe tut ein Übriges dazu,<br />
dass jedes Mitglied gerne zu den Treffen kommt <strong>und</strong> sich<br />
einbringt. Aber auch die Erfahrungen, die man ohne<br />
den Club nicht hätte machen können, motivieren den<br />
10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Einzelnen. „Durch Besuche der anderen Vereinigungen<br />
in Deutschland <strong>und</strong> weltweit (Stichwort Networking)<br />
bekommen wir viele Anregungen. Darüber hinaus sind<br />
Fre<strong>und</strong>schaften entstanden oder wurden neu belebt,<br />
sodass es auch ein persönlicher Gewinn ist“, weiß der<br />
Präsident zu berichten.<br />
Weihnachtspäckchenkonvoi<br />
Derzeit läuft der „Weihnachtspäckchenkonvoi“. Es<br />
wurden 25 Kindergärten <strong>und</strong> Schulen gefragt, ob sie bei<br />
der Aktion mitmachen möchten. Die Kinder werden<br />
dabei gebeten, gut erhaltenes Spielzeug in kleine Kartons<br />
zu verpacken, die von den Ro<strong>und</strong>-Tablern abgeholt<br />
werden. In Lebensmittelgeschäften <strong>und</strong> Betrieben<br />
liegen Flyer aus. Auch hier werden die Spenden abgeholt<br />
<strong>und</strong> anschließend nach Gütersloh, eine der zentralen<br />
Sammelstellen, gebracht. Von dort geht es dann weiter<br />
nach Rumänien, Moldawien, in die Ukraine <strong>und</strong> andere<br />
osteuropäische Länder. Teilweise begleitet einer der knapp<br />
4000 Ro<strong>und</strong>-Tabler die Transporte, womit er sicherstellt,<br />
dass die Päckchen dort ankommen, wo sie hingehören.<br />
Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass das Ganze mit<br />
sehr viel Aufwand verb<strong>und</strong>en ist. Dennoch sind die<br />
Mitglieder in diesem Fall mit der gleichen Begeisterung<br />
dabei wie bei den anderen Projekten. „Es macht einfach<br />
Spaß, tatkräftig zu unterstützen, Hilfe anzubieten, wo sie<br />
benötigt wird, <strong>und</strong> Erfolge zu sehen. So waren es anfangs<br />
200 Päckchen, die wir verschickt haben, letztes Jahr schon<br />
777“, berichtet Hengesbach stolz. Und was unterscheidet<br />
die Ro<strong>und</strong>-Tabler von anderen, wie den Lions oder<br />
Rotariern? „Bei uns ist durch die Begrenzung des Alters<br />
auf 40 Jahre gewährleistet, dass immer wieder neue Ideen<br />
durch junge Personen eingebracht werden, es ist also<br />
ein ständiger Erneuerungsprozess. Außerdem können<br />
wir anpacken, wir haben einige Handwerker in unserer<br />
Gruppe, mit denen wir zum Beispiel auch mal einen<br />
Haushalt aufgelöst haben. Wir wollen also nicht nur, wir<br />
machen auch. Nicht alle Aktionen sind unentgeltlich.<br />
Was wir einnehmen, fließt unserer Kasse zu, mit der wir<br />
dann weitere Projekte ermöglichen. Aus dem Gr<strong>und</strong> sind<br />
wir gerade dabei, einen Förderverein ins Leben zu rufen,<br />
denn nur mit den Mitgliederbeiträgen können wir unsere<br />
Ideen nicht verwirklichen.“<br />
Englische Clubs als Vorbild<br />
Bleibt noch die Frage, warum ausschließlich Männer<br />
Mitglied werden können. Zur Erklärung muss man an den<br />
Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts zurückgehen. 1927 wurde<br />
der erste Ro<strong>und</strong>-Table nach Vorbild der engli schen Clubs<br />
gegründet, zu denen keine Frau Zutritt hatte. Mittlerweile<br />
ist das Prinzip jedoch insofern aufgeweicht, als dass es<br />
die „Ladies Circles“ gibt, die sich als Ergänzung zu den<br />
Ro<strong>und</strong>-Tablers sehen. Meist laufen deren Aktionen parallel,<br />
aber auch zunehmend kooperativ, wie beim RT Rheine.<br />
Hengesbach: „Bei vielen unserer Veranstaltungen, wie<br />
z. B. den Betriebsbesichtigungen, sind unsere Partnerinnen<br />
dabei, bei den von uns organisierten Familienfesten sowieso.<br />
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sich unsere<br />
Damen zu einem Ladies Circle zusammenschließen, mit<br />
dem wir dann gemeinsam <strong>für</strong> die gute Sache arbei ten.“<br />
Es läuft r<strong>und</strong> bei dem Ro<strong>und</strong> Table 234. Ihm <strong>und</strong> uns<br />
Sauerländern ist es zu wünschen, dass sich auch in der<br />
nächsten Zeit immer wieder junge Leute finden, die<br />
sowohl Spaß an Geselligkeit <strong>und</strong> Charity als auch an<br />
Reisen haben <strong>und</strong> bereit sind, über den eigenen Tellerrand<br />
hinauszuschauen. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 11
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„I Die Reiseleitung war perfekt. Und selbst das englische Wetter war perfekt.<br />
ch hab viele tolle Reisen als Fahrer begleiten dürfen. Aber diese eine nach<br />
Cornwall ist eine Fahrt, die ich nie vergessen werde. Die Gruppe war perfekt.<br />
Wir sind durchs ganze Cornwall gefahren, in jede Ecke hinein <strong>und</strong> hatten unglaublich<br />
schöne sieben Tage“, schwärmt Christos Vasdragiannis, der seit 2011 die Reise- <strong>und</strong><br />
Linienbusse von <strong>und</strong> <strong>für</strong> Zacharias fährt.<br />
Video mit Firmenchef<br />
Gustav Zacharias hier mit<br />
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Wenn das Fernweh anklopft<br />
„Wenn die Sommersaison mit all unseren Reisen zu Ende ist, atmen alle erst einmal ganz<br />
tief durch <strong>und</strong> freuen sich auf die Ruhe. Nach drei Wochen allerdings, fängt es schon wieder<br />
an zu kribbeln <strong>und</strong> alle wollen wieder los“, erzählt Gustav Zacharias, der Geschäftsführer<br />
des Omnibusbetriebes aus Freienohl, der von einem seiner 61 Mitarbeitern schmunzelnd,<br />
aber energisch korrigiert wird: „Nach drei Wochen? Nach zwei Tagen juckt es schon wieder.<br />
Das ist wirklich so“, versichert Christos Vasdragiannis. Der Betrieb umfasst einen Fuhrpark<br />
von 38 Bussen, von denen die Reisebusse alle vier bis fünf Jahre ausgetauscht werden.<br />
„Wir sind von Norwegen bis in die Spitze<br />
des italienischen Stiefels unterwegs, reisen<br />
durch ganz Europa <strong>und</strong> kommen monatlich<br />
mit unserem 44.000 Litertank nicht<br />
hin. Unser Familienbetrieb ist langsam<br />
gewachsen. Ich habe mich schon als Kind<br />
<strong>für</strong> das Geschäft interessiert <strong>und</strong> bin<br />
12 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Moderner Arbeitsplatz, bestes Betriebsklima:<br />
Kamal Shaheen am Steuer eines Zacharias Fernbusses<br />
Stress als LKW-Fahrer?<br />
Quereinstieg möglich!<br />
Neue Kollegen (m/w/d)<br />
sind immer herzlich<br />
willkommen!<br />
mit 17 aufgr<strong>und</strong> meines schwerkranken Vaters schnell<br />
hineingerutscht“, berichtet Gustav Zacharias, der seine<br />
Kaufmannslehre im eigenen Betrieb absolviert hat.<br />
Die familiäre<br />
Atmosphäre<br />
„Wir helfen uns alle immer gegenseitig. Die Stimmung<br />
ist perfekt <strong>und</strong> wir haben ständig viel Spaß. Manchmal<br />
lachen wir uns richtig kaputt“, erzählt Christos Vasdragiannis,<br />
der neue Kollegen gerne unterstützt. „Für<br />
mich war es anfangs nicht ganz leicht. Ich wusste nicht,<br />
wo <strong>S<strong>und</strong>ern</strong> ist, wo Linnepe ist <strong>und</strong> wie ich nach Balve<br />
fahre“, berichtet Kamal Shaheen, der aus Syrien stammt<br />
<strong>und</strong> seit August Teil des Zacharias-Teams ist. „Meine<br />
neuen Kollegen haben mir sehr geholfen. Nicht nur<br />
Gustav Zacharias (m) mit seinen zufriedenen Mitarbeitern<br />
Christos Vasdragiannis (links) <strong>und</strong> Kamal Shaheen<br />
beim Kennenlernen der Strecken, sondern auch mit<br />
der allgemeinen Kommunikation oder dem System<br />
des Fahrkartenverkaufs“, führt der Neuling des Omnibusbetriebes<br />
fort. „Wir leiten Kamal step by step an<br />
<strong>und</strong> versuchen es, ihm möglichst leicht zu machen. Es<br />
sind viele Faktoren, die neu sind <strong>für</strong> ihn <strong>und</strong> an die er<br />
sich wie jeder Fahrer erst einmal gewöhnen muss. Aber<br />
er macht das unheimlich gut <strong>und</strong> bemüht sich“, sagt<br />
Gustav Zacha rias, der ständig auf der Suche nach neuen<br />
Gesichtern am Steuer seiner Busse ist. „Im Sommer 2020<br />
möchte ich einen neuen Auszubildenden einstellen <strong>und</strong><br />
heiße jeden Interessenten herzlich willkommen“, verspricht<br />
der Unternehmer aus Freienohl.<br />
Arbeiten wo andere Urlaub machen<br />
Christos Vasdragiannis strahlt, als er auf dem Sitz seines<br />
Lieblingsbusses Platz nimmt <strong>und</strong> erzählt, dass er privat<br />
am liebsten in sein Heimatland Griechenland reist – via<br />
Auto <strong>und</strong> immer ohne Navi. „Ich weiß auf den Strecken<br />
immer ganz genau, wo man am besten tanken oder eine<br />
hübsche Pause machen kann. Wir Fahrer kennen viele<br />
schöne Ecken in ganz Europa, lernen ständig interessante<br />
Gäste <strong>und</strong> andere Kulturen kennen. Das ist toll“, führt<br />
Christos Vasdragiannis fort <strong>und</strong> spricht damit <strong>für</strong> das ganze<br />
Zacharias-Team, das im Linienverkehr von Brilon bis Holzwickede<br />
<strong>und</strong> auch auf seinen Reisen quer durch Europa<br />
stets mit ganz viel Spaß im Gepäck unterwegs ist. ■<br />
Freienohler Str. 101<br />
59872 Meschede<br />
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www.zacharias-reisen.de
DIE KERZE HINTER DER EINGANGSTÜR<br />
Im Hospiz in <strong>Arnsberg</strong> engagieren sich Jugendliche ehrenamtlich,<br />
regelmäßig <strong>und</strong> mit viel Herz<br />
Inga Bremenkamp<br />
am Eingang steht eine Kerze, die nur<br />
dann brennt, wenn an dem Tag oder in der<br />
„Direkt<br />
Nacht ein Gast gestorben ist. Mein Blick<br />
geht immer direkt Richtung Kerze, sobald ich hereinkomme.<br />
Natürlich habe ich dann sofort ein mulmiges Gefühl<br />
im Bauch. Aber ich weiß, dass ich im Hospiz nie alleingelassen<br />
werde, die Schwestern mich auffangen <strong>und</strong> mir<br />
ganz in Ruhe erzählen, was passiert“, sagt Simone Gerdes,<br />
die die Gruppe der ehrenamtlichen Jugendlichen leitet <strong>und</strong><br />
koordiniert.<br />
14 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Der beste Vanillepuddung<br />
Ihres Lebens<br />
Es gehört viel Mut dazu, wenn man sich mit dem Tod beschäftigt.<br />
Wenn man ihm ins Auge blickt oder einen Menschen<br />
begleitet, der weiß, dass er sterben wird. 24 Jugendliche<br />
tun genau das regelmäßig <strong>und</strong> freiwilllig <strong>und</strong> strahlen über<br />
das ganze Gesicht, wenn sie von ihrer Arbeit mit sterbenskranken<br />
Menschen erzählen. „Ich mache das hier definitiv richtig<br />
gerne. Ich gehe immer mit einem sehr guten Gefühl raus, weil<br />
ich weiß, dass ich Menschen, die im Sterben liegen, etwas<br />
Gutes getan habe“, erklärt Simone Gerdes <strong>und</strong> lächelt. „Im<br />
Hospiz ist keine traurige Stimmung. Natürlich gibt es traurige<br />
Momente. Aber es gibt auch richtig lustige <strong>und</strong> w<strong>und</strong>erschöne<br />
Momente. Wir spielen mit den Gästen ‘Mensch ärger Dich<br />
nicht’, lesen ihnen etwas vor oder tauschen uns mit ihnen <strong>und</strong><br />
über den Alltag – <strong>und</strong> über die besten Kochrezepte – aus“, sagt<br />
die 22-Jährige, die seit 2011 im St. Raphael Hospiz mithilft.<br />
Simone Gerdes weiß, wie dankbar die Hospizgäste <strong>für</strong> ihr Engagement<br />
– <strong>und</strong> <strong>für</strong> ihre Kochkünste- sind. „Einer Dame habe<br />
ich einmal einen Vanillepudding gekocht. Dieser sei, so sagte<br />
sie, der beste Vanillepudding, den sie je in ihrem ganzen Leben<br />
gegessen habe. Da war ich schon berührt“, gibt die <strong>Arnsberg</strong>erin<br />
zu. Eine hübsch gefaltete Serviette, ein nettes Gespräch<br />
beim gemeinsamen Mittagessen oder eben ein leckerer Vanillepudding<br />
ist das, was manchmal den Menschen in der letzten<br />
Lebensphase hilft.<br />
Die wichtige Rolle<br />
der Schwestern<br />
Die Jugendlichen engagieren sich an einem Ort, an dem<br />
schwierige Situationen erwartbar sind. An einem Ort, an dem<br />
Menschen sterben. An einem Ort, an dem Menschen trauern.<br />
„Ich bin froh, dass wir hier tolle Schwestern haben, deren<br />
Wärme <strong>und</strong> Zuwendung wir immer spüren. Ich weiß, dass da<br />
immer jemand ist, mit dem ich über alles reden kann. Sobald<br />
mich etwas bedrückt, atme ich tief durch <strong>und</strong> spreche dann<br />
mit den Schwestern – oder mit meiner Mama zu Hause“, sagt<br />
Simone Gerdes, die es liebt, wenn die Gäste anfangen, aus ihrem<br />
Leben <strong>und</strong> von ihrer Kindheit zu erzählen. „Es ist einfach<br />
toll, wie sich die Jugendlichen bei uns engagieren. In der Welt<br />
da draußen ist so viel Chaos, da muss man ihnen ihr Engagement<br />
schon echt hoch anrechnen“, lobt Schwester Maria, die<br />
stets einen sorgsamen Blick auf die jungen Helferinnen hat.<br />
„Natürlich gibt es traurige Mo mente.<br />
Aber es gibt auch richtig lustige <strong>und</strong><br />
w<strong>und</strong>erschöne Momente.“<br />
Simone Gerdes<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 15
Bitte keine<br />
Spezialbehandlung<br />
In der Unterkunft aufgenommen werden nur Gäste, die eine<br />
weit fortgeschrittene <strong>und</strong> unheilbare Erkrankung in der letzten<br />
Phase ihres Lebens haben. „Für mich ist immer wichtig, dass<br />
das zwar hier der Ort ist, an dem Leute sterben, wir uns aber<br />
Ein gemeinsames Schnäpschen<br />
zum Schluss<br />
Allen Beteiligten ist wichtig, dass sich die Hospizgäste nie<br />
alleine fühlen <strong>und</strong> alle offen <strong>und</strong> ehrlich miteinander umgehen.<br />
„Der Tod wirkt hier einfach wie ein ganz normaler Teil<br />
des Lebens. Alle gehen offen mit ihm um <strong>und</strong> wir versuchen,<br />
diesen letzten Teil des Lebens <strong>für</strong> die Gäste ganz aktiv <strong>und</strong> so<br />
erträglich <strong>und</strong> schön wie möglich zu gestalten. Ich bemühe<br />
mich immer, dass die Gäste ihre letzten Momente genießen<br />
können“, sagt Simone Gerdes, die in Köln Sonderpädagogik<br />
studiert. Damit das gelingt, erfüllen die Schwestern <strong>und</strong> die<br />
Jugendlichen den Gästen möglichst jeden Wunsch.<br />
„Einmal wollte eine Dame noch einmal in einer größeren<br />
R<strong>und</strong>e ein kleines Schnäpschen trinken. Das haben wir<br />
natürlich gemacht“, berichtet Simone Gerdes von einem der<br />
sehr individuellen Wünsche.<br />
… <strong>und</strong> plötzlich sang sie mit –<br />
<strong>und</strong> das richtig laut<br />
tatsächlich mit den lebendigen Menschen beschäftigen. Die<br />
wollen nicht speziell behandelt werden <strong>und</strong> das tun wir auch<br />
nicht“, erklärt Viola Hartmann, <strong>für</strong> die die besondere Aufgabe<br />
eine Pause vom Alltag ist. „Die Arbeit im Hospiz entschleunigt<br />
unglaublich stark <strong>und</strong> bringt eine andere Sichtweise aufs<br />
Leben mit“, führt die 18-Jährige fort.<br />
„Andere Gäste wünschen sich noch ein allerletztes Mal ihr<br />
Lieblingsessen, andere möchten noch einmal mit dem Rollstuhl<br />
in die Kirche gefahren werden <strong>und</strong> wieder andere wünschen<br />
sich andere Hausschuhe als die, die es standardmäßig in<br />
der Unterkunft gibt“, erzählen die beiden Mitgliederinnen der<br />
Jugendcaritas, die sich beim Berichten von wertvollen Erinnerungen<br />
fast überschlagen: „Am Nikolaustag singen wir immer<br />
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viel mit den Gästen. Eine der Besucherinnen war gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
sehr wortkarg <strong>und</strong> sprach kaum ein Wort. Als wir dann<br />
aber gesungen haben, blühte sie richtig auf. Sie hat mitgesungen<br />
<strong>und</strong> wie! Richtig laut“, erzählt Simone Gerdes von<br />
einem besonderen Moment im Hospiz, in dem acht Gäste<br />
gleichzeitig aufgenommen werden können.<br />
Der einsame Mann mit den<br />
grünen Augen<br />
So wie der singenden Dame geht es aber natürlich nicht<br />
allen Gästen, die im St. Raphael wohnen. Manche können<br />
die Hilfe nur schwer annehmen <strong>und</strong> müssen ganz sensibel<br />
abgeholt werden: „Irgendwann blieb nach dem Frühstück<br />
ein Mann ganz alleine im Wohnzimmer sitzen. Ich setzte<br />
mich zu ihm. Aber er forderte mich auf zu gehen, weil er<br />
wisse, dass ich etwas anderes zu tun hätte, <strong>und</strong> er es gewohnt<br />
sei, allein zu sein. In dem Moment wusste ich mir<br />
nicht anders zu helfen <strong>und</strong> sprach das Offensichtlichste an,<br />
was mir einfiel. Ich sagte, dass er ja genauso grüne Augen<br />
habe wie ich <strong>und</strong> dass ich fände, dass das etwas ganz Besonderes<br />
sei – <strong>und</strong> das finde ich wirklich“, erzählt Sophie Pieper<br />
von einem sehr berührenden Augenblick im Hospiz. Die<br />
Jugendlichen erleben unglaublich viele solch berührender<br />
Augenblicke im Hospiz. Weil sie sich Zeit nehmen, ohne es<br />
zu wissen, den weltbesten Vanillepudding kochen <strong>und</strong> den<br />
schwierigen Situationen, die zum Leben nun einmal dazugehören,<br />
nicht aus dem Weg gehen, sobald die Kerze hinter<br />
der Eingangstür brennt. ■<br />
Darum kümmert sich mein Vertrauensmann!<br />
Die Schnelle-Hilfe-Versicherung der LVM.<br />
Sebastian Fothen<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 17
Der „Sondierer“<br />
Giuseppe M.<br />
Ein moderner Wünschelrutengänger<br />
Markus Weber<br />
Tom Linke<br />
Giuseppe Mazza, in Italien<br />
geboren, aber seit 36<br />
Jahren, wie er selber sagt,<br />
„überzeug ter Hachener“, sucht<br />
<strong>und</strong> findet mit seinem Detektor im<br />
Sauerland Eisen- <strong>und</strong> Metallteile<br />
von teils besonderer, geschichtlicher<br />
Bedeutung. <strong>WOLL</strong> sprach mit<br />
Guiseppe Mazza über seine Passion,<br />
die ihn unter die Erde <strong>und</strong><br />
tief in die Vergangenheit führt.<br />
<strong>WOLL</strong>: Herr Mazza, wann waren Sie<br />
zuletzt mit dem Detektor unterwegs?<br />
Vor zwei Tagen. Die Saison geht langsam<br />
zu Ende, <strong>und</strong> ich bin froh, noch<br />
einmal eine Erlaubnis von einem<br />
Landwirt <strong>für</strong> ein freies Feld bekommen<br />
zu haben. Sobald eingesät wird,<br />
ist es eigentlich nicht mehr möglich,<br />
die Felder zu betreten. Allerdings<br />
sind „meine“ Landwirte bzw. Gr<strong>und</strong>stückspächter<br />
großzügig. Wenn nur<br />
eine Zwischensaat, die untergegraben<br />
wird, ausgebracht ist, bzw.<br />
die Frucht bereits hochgewachsen<br />
ist, darf ich die Felder betreten.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wie sind Sie eigentlich zu diesem<br />
spannenden Hobby gekommen?<br />
Ich durfte als kleines Kind einen<br />
Bekannten in <strong>Arnsberg</strong> mit seinem<br />
Detektor begleiten <strong>und</strong> war da schon<br />
begeistert. Endgültig infiziert hat<br />
mich aber ein Beitrag des Fernsehsenders<br />
„dmax“ im Jahr 2014 über<br />
Goldsucher im australischen Outback.<br />
Ich habe dann einfach - zu<br />
Beginn natürlich komplett unwissend<br />
- einen ersten Metalldetektor<br />
gekauft <strong>und</strong> im Internet recherchiert.<br />
Meine erste Reise führte mich in die<br />
Eifel, an einen Ort, wo im 2.Weltkrieg<br />
mehrere zehntausend Soldaten<br />
gefallen sind. Allerdings muss man<br />
wissen, dass eine Suche an Orten,<br />
wo sehr viel Munition <strong>und</strong> andere<br />
Kampfmittel im Boden sind, gefährlich<br />
ist <strong>und</strong> - ohne Genehmigung<br />
auch illegal sein kann. Mit meinem<br />
heutigen Wissen würde ich nicht<br />
mehr aufs Geratewohl lossuchen.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wie wichtig ist in diesem<br />
Zusammenhang Ihre Ausrüstung,<br />
insbesondere natürlich<br />
der Detektor selbst?<br />
Außerordentlich wichtig. Inzwischen<br />
besitze ich das wohl führende Gerät<br />
am Markt mit einem LCD-Display<br />
zur Programmierbarkeit der Suchtiefe,<br />
wobei die unterschiedlichen<br />
Bodenbeschaffenheiten berücksichtigt<br />
werden können. Ganz wichtig ist die<br />
sogenannte Kleinteilempfindlichkeit,<br />
mit der auch Objekte im Zentimeter-Längen-Bereich<br />
entdeckt werden.<br />
Außerdem kann ein gutes Gerät wie das<br />
meine auch eine „Metallunterscheidung“<br />
vornehmen: So werden Objekte<br />
aus Eisen bzw. Eisenschrott (welche<br />
regelmäßig nicht interessant sind)<br />
gegenüber interessanten Objekten aus<br />
Kupfer - wie beispielsweise Münzen -<br />
unterschieden <strong>und</strong> durch einen höheren<br />
oder dumpfe ren Ton am Gerät angezeigt.<br />
Die gleiche Funktion erfüllt<br />
eine optische Anzeige am Display:<br />
„Minus“ bedeutet Eisen oder Eisenschrott,<br />
bei Plus wird es interessant…<br />
<strong>WOLL</strong>: Wie kann man<br />
sich die Recherche vor einem<br />
Suchgang vorstellen?<br />
Wir haben im Sauerland das große<br />
Glück, dass es eine Vielzahl von<br />
sehr alten Dörfern <strong>und</strong> Gehöften<br />
gibt. So alt, dass ich dort tatsächlich<br />
schon Münzen aus dem 16.<br />
-18. Jahrh<strong>und</strong>ert entdecken konnte.<br />
Natürlich spielt bei der Suche heutzutage<br />
auch das Internet eine Rolle;<br />
ich arbeite mit diversen Programmen,<br />
bei dem man einfach einen Filter über<br />
dort abgebildete heutige Landkarten<br />
zieht <strong>und</strong> so einen Einblick auf die<br />
entsprechenden historischen Karten<br />
im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert erhält. Zudem<br />
nutze ich ein vom Landschaftsverband<br />
Westfalen-Lippe (LWL)<br />
vorgegebenes Programm, welches es<br />
ermöglicht, meine F<strong>und</strong>e zu kartieren.<br />
Jeder meiner F<strong>und</strong>e wird mit einem<br />
Punkt auf der Karte versehen,<br />
18 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 19
<strong>und</strong> diese Karte leite ich dann an<br />
die Mitarbei ter des Institutes <strong>für</strong><br />
Archäo logie zur Auswertung weiter.<br />
<strong>WOLL</strong>: Das hört sich nicht so<br />
an, als ob jeder Interessierte einfach<br />
loslaufen <strong>und</strong> suchen kann…<br />
Nein, ich habe hier<strong>für</strong> eine offizielle<br />
Genehmigung des LWL, genauer des<br />
Amtes <strong>für</strong> Bodendenk malpflege. Zunächst<br />
war diese beschränkt auf den<br />
Raum <strong>S<strong>und</strong>ern</strong>. Seit Neuestem habe<br />
ich aber eine erweiterte Genehmigung<br />
<strong>für</strong> den ganzen Hochsauerlandkreis.<br />
<strong>WOLL</strong>: Was passiert eigentlich<br />
mit den F<strong>und</strong>en, dürfen<br />
Sie alles selbst behalten?<br />
Ich gebe eine Liste meiner F<strong>und</strong>e mit<br />
genauer Bezeichnung <strong>und</strong> Fotografien<br />
an den Archäologen des Landschaftsverbandes<br />
weiter. Dieser prüft die<br />
F<strong>und</strong>e in Bezug auf ihre historische<br />
Bedeutung. Sobald die F<strong>und</strong>e bis in<br />
das Mittelalter, das römische oder<br />
kel tische Zeitalter zurückreichen,<br />
erhebt die Behörde gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
Anspruch auf die F<strong>und</strong>e.<br />
Neulich habe ich einen sogenann ten<br />
„Grapenfuß“* gef<strong>und</strong>en. Allerdings<br />
sind diese Füße tatsächlich häufig abgebrochen.<br />
Der F<strong>und</strong> ist somit nicht<br />
so außergewöhn lich, dass ich ihn<br />
hätte abgeben müssen - zum Glück!<br />
Außerdem zeige ich jeden mei ner<br />
F<strong>und</strong>e auch den Gr<strong>und</strong>stückseigentümern.<br />
Zuletzt habe ich eine<br />
etwa 100 Jahre alte Münze, in die<br />
eine Ähre <strong>und</strong> der Sinnspruch „Sich<br />
regen bringt Segen“ eingeprägt sind,<br />
dem Landwirt, dem das Feld gehörte,<br />
als Glücksbringer geschenkt.<br />
In der Regel erheben die Eigentümer<br />
der Gr<strong>und</strong>stücke aber<br />
keinen Anspruch auf die F<strong>und</strong>e.<br />
<strong>WOLL</strong>: Zum Schluss: Ihr interessantester<br />
F<strong>und</strong> in der letzten Zeit ?<br />
Ich habe auf einem Gehöft im S<strong>und</strong>eraner<br />
Raum ein altes Abzeichen<br />
gef<strong>und</strong>en. Beim Gespräch mit dem<br />
ansässigen Landwirt stellte sich heraus,<br />
dass die Fami lie im 2. Weltkrieg einen<br />
Philosophen beherbergt hat. Dieser<br />
hatte - was in der Familie noch gut<br />
in Erinnerung war - das Abzeichen<br />
auf dem Feld verloren. Die Freude<br />
über den F<strong>und</strong> war natürlich riesengroß!<br />
Ich habe dann das Abzeichen<br />
versie gelt <strong>und</strong> der Familie überreicht.<br />
<strong>WOLL</strong>: Herr Mazza, vielen Dank<br />
<strong>für</strong> den ausführlichen Einblick in Ihr<br />
interessantes Hobby! ■<br />
Anmerkungen:<br />
* Bronzener Fuß eines Kochtopfes aus<br />
Mittelalter oder früher Neuzeit.<br />
Drostenfeld 6-8 . 59759 <strong>Arnsberg</strong>-Hüsten . Telefon 02932/96440 . E-Mail: kanzlei@rae-majewski.de . www.rae-majewski.de<br />
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20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Gegen kalte Füße<br />
hilft Wärme von<br />
innen <strong>und</strong> außen.<br />
W<br />
ie schön wäre es jetzt, die kalten Füße dem<br />
prasselnden, wärmenden Kaminfeuer ein wenig<br />
entgegen zu strecken. Denn besonders wir<br />
Frauen leider ja oft unter Eisfüßen. Warum das so ist,<br />
lässt sich ganz einfach erklären: 4/5 der Körperwärme<br />
kommt von den Muskeln. Männer, die ja – meist – mehr<br />
Muskelmasse besitzen, leiden seltener daran.<br />
Aber gegen frostige Füße lässt sich einiges unternehmen.<br />
Sie können zum Beispiel Ihre Füße mit einem Igelball massieren.<br />
Auch hilft Kaltes Wassertreten in der Badewanne.<br />
Das hört sich erst mal paradox an, hilft aber ungemein.<br />
Angenehmer ist aber erst mal ein Holzasche-Fußbad. Dazu<br />
zwei Handvoll Holzasche (gibt’s auch in der Apotheke oder<br />
Drogerie) in eine Fußwanne mit 40 Grad heißem Wasser<br />
geben, umrühren <strong>und</strong> die Füße darin baden. Auch mit<br />
einem Zitronen-Salz-Senfmehl-Fußbad wird die Durchblutung<br />
angeregt. Da<strong>für</strong> brauchen Sie zwei Zitronen, zwei<br />
Esslöffel Meersalz, 20 g Senfmehl <strong>und</strong> drei Tropfen Zimtöl.<br />
Und wenn Sie von innen etwas gegen die Kälte tun<br />
möchten, schneiden sie von frischem Ingwer sechs dünne<br />
Scheiben, dazu eine kleine aufgeschnittene Chilischote<br />
geben. Das Ganze mit 250 ml kochendem Wasser übergießen,<br />
gut zehn Minuten ziehen lassen, abseihen <strong>und</strong> heiß<br />
trinken. (cz) ■<br />
Für Ihr ges<strong>und</strong>es Unternehmen<br />
Elisabeth Schulte<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 21
Hasse chehört…?<br />
Anke Kemper<br />
Lisbett, wat macht denn dein Friedel da<br />
mit dieser Gerätschaft bei euch im Chatten?“<br />
„Sachma<br />
„Dat is seine neueste Errungenschaft, ein<br />
Metalldetektor.“<br />
„Sach nur. Und wat macht er damit ausgerechnet im<br />
<strong>Winter</strong>?“<br />
„Er sucht den Boden ab nach Metall.“<br />
„Glaubt er, bei euch is ein Schatz vergraben oder wat?“<br />
„Kann doch sein? Hat es doch schon oft chegeben, dat<br />
jemand alte Münzen jef<strong>und</strong>en hat. Dat wär doch wat.<br />
Der Fridel hat sich da chenau informiert, wo hier früher<br />
mal alte Jehöfte waren. Da findet man schon mal Münzen<br />
oder nen anderen Metalljedöns.“<br />
„Und bei euch im Chatten war so ein Jehöft?“<br />
„Jau Fine, so iset.“<br />
„Und hat er denn schon wat Interessantes jef<strong>und</strong>en?“<br />
„Erst gestern. Ein altes Nummernschild.“<br />
„Ja wie jetzt? Wat denn <strong>für</strong> ein Nummernschild?“<br />
„Na weißte doch, eines wo noch AR <strong>für</strong> <strong>Arnsberg</strong> draufsteht.<br />
Dat chibt es doch schon seit den 70ern nich mehr.<br />
Dat ist doch wohl ein Ereignis!“<br />
„Es haut mich ausse Schuhe! Wat wollt ihr denn damit?“<br />
„Weißichnich. Vielleicht kann man dat ja chut verkaufen.<br />
Und wenn nich, dann hängen wa uns dat inne Küche auf<br />
zur Deko, woll?“<br />
„Schick. Und sonst hat er noch nichts jef<strong>und</strong>en? Ich<br />
meine jetzt sowat richtig Wertvolles?“<br />
„Doch! Meine Lieblingsrosenschere. Die hatte ich letztes<br />
Jahr im Chatten verloren <strong>und</strong> nich wiederjef<strong>und</strong>en. Da<br />
hab ich mich abba jefreut, als er mir die jezeigt hat.“<br />
„Dat wird ja imma besser! Die is doch sicha total verrostet.“<br />
„Macht doch nix. Dat kriejen wa widda hin, hat der<br />
Friedel jesacht. Wenn de willst, Fine, kann der Friedel<br />
auch mal bei euch im Chatten suchen chehen.“<br />
„Ne, lass ma. Wenn es nen Cherät chibt, wo de de<br />
Wühlmäuse mit findest, dann kannste mir Bescheid<br />
cheben, woll?“ ■<br />
22 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Die Geschichte<br />
schreibt sich fort in<br />
der „Stadt des<br />
schlafenden Riesen“<br />
Was wäre geschehen, wenn...<br />
Christel Zidi<br />
Manfred Haupthoff<br />
Im<br />
Kloster Wedinghausen<br />
wird Geschichte nicht<br />
konserviert, sondern<br />
fortgeschrieben. Auf uralten Gr<strong>und</strong>mauern<br />
werden Räume wieder<br />
zum Leben erweckt. Räume, die zu<br />
neuen Begegnungsstätten werden<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig die Schätze aus der<br />
Vergangenheit bewahren. Propst Hubertus<br />
Böttcher zeigte uns auf einem<br />
R<strong>und</strong>gang Geschichte <strong>und</strong> Zukunft<br />
des Klosters Wedinghausen.<br />
Man kann die Geschichte auch aus der<br />
Gegenwart interpretieren: Wenn der<br />
<strong>Arnsberg</strong>er Graf Heinrich I.<br />
(* um 1128; † 1200) nicht das Sakrileg<br />
begangen hätte, seinen Bruder während<br />
einer Messe verhaften zu lassen <strong>und</strong><br />
dieser Bruder nicht in der Haft verstorben<br />
wäre, gäbe es heute wahrscheinlich<br />
kein Kloster Wedinghausen. Und<br />
die Geschichte <strong>Arnsberg</strong>s wäre völlig<br />
anders verlaufen. Man kann sogar<br />
noch weiter gehen: Hätte Heinrich den<br />
Bruder nach der Messe verhaften lassen,<br />
sagen wir, irgendwo außerhalb des Kirchenumfelds,<br />
wäre die Nachricht heute<br />
allenfalls eine kleine Randnotiz in der<br />
Geschichte <strong>Arnsberg</strong>s wert.<br />
Der Erzbischof von Köln, Heinrich<br />
der Löwe (Herzog von Sachsen) <strong>und</strong><br />
weitere Bischöfe Westfalens sannen auf<br />
Rache, eroberten <strong>und</strong> zerstörten 1166<br />
die Burg <strong>Arnsberg</strong>.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 23
Heinrich musste fliehen. Durch die Fürsprache Kaiser Barbarossas<br />
<strong>und</strong> der Selbstdemütigung vor dem Kölner Erzbischof<br />
konnte Heinrich I. seine Herrschaft retten. Zur Sühne gründete<br />
er 1170 das Prämonstratenserstift Wedinghausen, das als<br />
„Kloster Wedinghausen“ in der Gegenwart mit überraschenden<br />
archäologischen F<strong>und</strong>en aufwartet: Hubertus Böttcher,<br />
Propst von St. Laurentius <strong>und</strong> Leiter des Pastoralen Raumes<br />
<strong>Arnsberg</strong>, ist begeisterter <strong>und</strong> begeisternder Experte, wenn es<br />
um die sensationellen Schätze seines Klosters Wedinghausen<br />
geht. Seine Führung beginnt mit der Tumba (Hochgrab), in<br />
welcher die Grafen Heinrich I. <strong>und</strong> sein Sohn, Heinrich der<br />
II. plus dessen Gemahlin Ermengard im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert beigesetzt<br />
wurden. Die Gruft befand sich ursprünglich mit dem<br />
darüber liegenden Hochgrab im Kapitelsaal des Klosters.<br />
Spätestens ab 1864 finden wir die Tumba in der nordöstlichen<br />
Ecke der Propsteikirche. Tumba <strong>und</strong> Gruft wurden seit<br />
2018 zum vielleicht letzten Mal geöffnet <strong>und</strong> bieten einige<br />
große Überraschungen: In der Tumba fanden sich tatsächlich<br />
Knochen, die derzeit in Kiel einer DNA-Untersuchung<br />
unterzogen werden, um den endgültigen Beweis da<strong>für</strong> zu<br />
liefern, dass es sich tatsächlich um die Gebeine von Heinrich<br />
I., seinem Sohn <strong>und</strong> seiner Schwiegertochter handelt. Auf dem<br />
Hochgrab befinden sich die Liegefiguren Heinrichs II. <strong>und</strong><br />
seiner Ehefrau Ermengard. Propst<br />
Böttcher weist auf ein winzig<br />
kleines, eingeritztes Zeichen<br />
in der Figur Heinrichs II.<br />
hin: „Sozusagen ein Vorläufer-Graffiti,<br />
dessen Entzifferung<br />
noch nicht gelungen ist.“<br />
Dann schließt er den abgetrennten Raum, führt uns durch<br />
die w<strong>und</strong>erschöne Pfarrkirche. Hier steht eine Truhe, deren<br />
besonderer Bedeutung der Propst hervorhebt. Die Verbindung<br />
zwischen <strong>Arnsberg</strong> <strong>und</strong> dem Kölner Erzbischof war im<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>ert sehr eng. Als die französischen Revolutionstruppen<br />
1796 in Köln einmarschierten, floh das Domkapitel<br />
– mit insgesamt 32 Kutschen – ins Sauerland. In einer der<br />
mitgenommenen Truhen, die noch heute in der Pfarrkirche<br />
steht, befand sich der Domschatz. Bis 1803 wurden die<br />
Geschicke des Kölner Erzbistums von <strong>Arnsberg</strong> aus gelenkt.<br />
Später brachte man die Wertsachen zurück nach Köln. Erst<br />
danach wurde am Bau des Kölner Doms weitergearbeitet.<br />
Wer weiß, was geschehen wäre, wenn der Domschatz im<br />
Sauerland geblieben wäre …Noch heute steht der älteste,<br />
nicht steinerne Kölner Bischofsstuhl vor dem Hochaltar. Ein<br />
Scherenstuhl, gut gepolstert <strong>und</strong> <strong>für</strong> „gewichti g e “ Männer<br />
bestens geeignet. Selbstverständlich hatte der Bischof auch<br />
einen Bediensteten, der ihm selbigen auch stets hinterhertragen<br />
musste. In der St. Laurentius-Kirche gibt es viele<br />
Schätze zu bestaunen: Das Taufbecken, die Kanzel, die<br />
Altäre – das Fenster hinter dem Hochaltar, das aus dem Jahr<br />
1250 stammt, die besondere Muttergottes nahe der Schreine,<br />
das 900 Jahre alte romanische Kreuz, eines der ältesten im<br />
norddeutschen Raum … Die Geschichten,<br />
die uns Hubertus Böttcher dazu<br />
erzählt, sind beeindruckend <strong>und</strong><br />
könnten gut einen weiteren Bericht<br />
füllen... Nach der Besichtigung der<br />
Sakristei betreten wir den freigelegten<br />
Kreuzgang aus dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />
24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Einige der schönen Rötelzeichnungen sind noch zu erkennen<br />
<strong>und</strong> geben eine Vorstellung davon, wie prächtig es hier einst<br />
ausgesehen hat. Derzeit sind die Renovierungs- <strong>und</strong> Restaurierungsarbeiten<br />
in vollem Gange. Propst Böttcher erklärt,<br />
was hier gerade installiert wird: „Wir versuchen mit digitalen<br />
Medien zukünftigen Besuchern den Blick in die Vergangenheit<br />
zu ermöglichen.“ Durch ein Fenster können wir vom<br />
Kreuzgang in den Kapitelsaal blicken. Diesen Raum durften<br />
Frauen früher nicht betreten „Das Frauenfenster bot die Gelegenheit,<br />
ein wenig vom Geschehen mitzubekommen.“<br />
In der Mitte des Kapitelsaals stand<br />
das Hochgrab, als Erinnerung daran,<br />
wer Gründer dieses Klosters war.<br />
R<strong>und</strong> um die 2,10 Meter lange<br />
<strong>und</strong> 80 Zentimeter breite<br />
Gruft versammelten sich die<br />
Klosterbrüder, fanden hier<br />
ihre Identität. Die inzwischen<br />
archäologisch erforschte Gruft<br />
ist mit wertvoller Freskenmalerei<br />
verziert. „Eine in Flandern<br />
angesiedelte Grabgestaltung, die aus<br />
Westfalen bislang nicht bekannt war.“<br />
Hier wird deutlich, dass <strong>Arnsberg</strong> schon im<br />
Mittelalter innerhalb eines überregionalen Raumes<br />
kulturellen Austausch betrieb. Die Gruft soll mit Glas abgedeckt<br />
werden, damit sie weiterhin zu besichtigen ist. Es gibt<br />
noch mehr zu bestaunen, gleich neben dem Kapitelsaal befand<br />
sich das Scriptorium (Schreibsaal), ausgestattet mit der<br />
ältesten Luftheizung des Mittelalters. „Sie stammt aus dem<br />
13. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> konnte einen circa 70 qm großen Raum<br />
auf 20 Grad erwärmen. Derzeit wird hier noch gegraben <strong>und</strong><br />
archäologisch geforscht.“<br />
Die Bedeutung Wedinghausens war in alter Zeit enorm<br />
hoch: „Hier war die intelligente Potenz der Grafschaft vertreten“,<br />
erzählt uns der Propst. Die Klosterbibliothek war<br />
eine der umfangreichsten im Westen, auch der Gero-Codex<br />
befand sich lange in deren Besitz. Das Scriptorium war<br />
überregional bekannt. Unter anderen arbeitete hier der<br />
aus London stam mende Richard von <strong>Arnsberg</strong>,<br />
der später seliggesprochen wurde. Kapitel<strong>und</strong><br />
Schreibsaal gehen heute ineinander<br />
über. Wir gelangen von dort auf eine<br />
Art Terrasse mit einem w<strong>und</strong>erschönen<br />
Blick auf die gesamte Stadt.<br />
Die Archäologen fanden Hinweise<br />
darauf, dass sich die Vorgängerkirche<br />
hier befand.<br />
Demnächst entsteht hier der Klostergarten<br />
als Ort der Begegnung. Mit<br />
dem Gang in die obere Etage geht es<br />
auch hinein in die heutige Zeit. Hier entstehen<br />
Räume, die <strong>für</strong> die derzeit 15 Mitglieder<br />
der katholischen Glaubensgemeinschaft Schalom<br />
hergerichtet werden. „Sie möchten jungen Menschen eine<br />
Lebensperspektive vermitteln <strong>und</strong> auf kreative Art <strong>und</strong> Weise<br />
<strong>für</strong> die Frohe Botschaft Christi begeistern.“, erklärt uns<br />
Probst Böttcher, der diese Begeisterung teilt <strong>und</strong> lebt. Die<br />
Pfarrkirche <strong>und</strong> das Kloster sind von vielen Schulen um<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 25
“In Wedinghausen war<br />
die intelligente Potenz der<br />
Grafschaft vertreten”<br />
geben, insgesamt r<strong>und</strong> 3000 Schüler gibt es hier in nächster<br />
Nähe. „Kann es sein, dass Geschichte – umgeben von all<br />
diesen Schulen – tot ist?“ fragte sich der Propst vor einigen<br />
Jahren. Nein, das kann <strong>und</strong> darf natürlich nicht sein. Mit<br />
seiner Begeisterungsfähigkeit <strong>und</strong> klaren Zielen konnte er erreichen,<br />
dass Kloster Wedinghausen zum größten Bauprojekt<br />
im Erzbistum Paderborn geworden ist. Die zwei St<strong>und</strong>en mit<br />
dem Propst sind wie im Fluge vergangen.<br />
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Beim nächsten Gang durch die Stadt werden wir sie mit<br />
anderen Augen sehen. Propst Hubertus Böttcher bezeichnet<br />
<strong>Arnsberg</strong> als „schlafenden Riesen“. Eine treffende Bezeichnung<br />
angesichts dessen, was hier noch alles schlummert.<br />
<strong>Arnsberg</strong> hatte eine großartige Vergangenheit. Wer sich<br />
dessen bewusst ist, kann diesen Riesen auch wieder aus dem<br />
Schlaf wecken, die Zukunft bewusster gestalten. Ein Anfang<br />
ist im Kloster Wedinghausen gemacht. ■<br />
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Die Rauhnächte<br />
Christel Zidi<br />
Wenn es in der Zeit zwischen dem 25. Dezember<br />
<strong>und</strong> 6. Januar mal besonders stürmisch wird,<br />
w<strong>und</strong>ern Sie sich nicht. Die Wilde Jagd hat begonnen.<br />
Auch über die Berge des Sauerlandes saust das Wilde<br />
Heer im Sturmwind hinweg. Angeführt werden die wilden<br />
Gesellen von Wotan <strong>und</strong> Frau Holle.<br />
Kommt das Wilde Heer dann auf die <strong>Arnsberg</strong>er Höhe, so<br />
lässt Wotan seinen H<strong>und</strong> zurück, damit er den Schatz bei der<br />
Wodanseiche bewacht. Der H<strong>und</strong> hat feurig glühende Augen<br />
<strong>und</strong> an seinem Hals klappert ein Knüppel. Ohne Ruhe läuft<br />
der H<strong>und</strong> auf <strong>und</strong> ab. Wenn dann in der letzten Nacht das<br />
Wilde Heer zurückkommt, ruft Wotan hinunter durch Wind<br />
<strong>und</strong> Wetter: „Aeulke, willste met?“ Auf diesen Ruf seines<br />
Herrn hat der Knüppelh<strong>und</strong> nur gewartet. Augenblicklich<br />
schwingt er sich in die Luft <strong>und</strong> jagt mit dem Wilden Heer<br />
davon.<br />
Und das jedes Jahr aufs Neue. So steht es zumindest in dem<br />
Buch „Sagen des Sauerlandes“ von Fritz Kühn.<br />
Der germanische Mondkalender hatte nur 354 Tage, 12<br />
Monden entsprechend, nicht 12 Monaten wie unser heutiger<br />
Kalender. Der Unterschied betrug also elf Tage – oder eben<br />
12 Nächte. Und diese Tage wurden als „tote Tage“ zwischen<br />
den Jahren eingeschoben, als Zeit, in der nach alten Volksglauben<br />
das Geisterreich offen steht.<br />
Noch unsere Mütter <strong>und</strong> Großmütter mahnten, „zwischen<br />
den Jahren“ keine Wäsche aufzuhängen. Denn wer zu dieser<br />
Zeit Wäsche draußen aufhängt, läuft Gefahr, dass sich die<br />
Wilde Jagd darin verfängt. Oder dass Wotan ein Wäschestück<br />
mitnimmt <strong>und</strong> als zukünftiges Leichentuch <strong>für</strong> den<br />
Besitzer verwendet.<br />
Am besten also, wenn man es sich in diesen Nächten drinnen<br />
so richtig gemütlich hat <strong>und</strong> das Wilde Heer einfach vorbeifliegen<br />
lässt … ■<br />
Rauhnacht<br />
Das Wort Rauhnacht leitet sich vom mittelhochdeutschen<br />
„rûch“ ab. Das bedeutet so viel wie<br />
haarig oder wild. Andere Quellen leiten Rauh von<br />
dem Wort Rauch ab.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 27
„Die (fliegenden)<br />
Steine“<br />
Punkrockband aus <strong>S<strong>und</strong>ern</strong> mit Geschichte<br />
Markus Weber<br />
Philipp Nolte<br />
Schon der Probenraum ist<br />
außergewöhnlich: Wir treffen<br />
uns im ersten Stock des Lagerhauses<br />
eines bekannten Freienohler<br />
Bootsbauers. Sobald man den<br />
Fenstervorhang hinter dem etwas<br />
erhöht aufgebauten Schlagzeug beiseite<br />
zieht, blickt man auf diverse<br />
Yachten, die im Erdgeschoss gelagert<br />
sind.<br />
Ebenso außergewöhnlich wie dieser<br />
Anblick ist auch die Band mit ihrer<br />
Geschichte: Am 23.09.1991 gegründet,<br />
besteht sie heute aus vier Musikern,<br />
die - bei aller offensichtlicher<br />
Unterschiedlichkeit - vereint sind<br />
durch die unbedingte Begeisterung<br />
<strong>für</strong> ihre Musik. Musik, die neben<br />
dem erwähnten Punk/Rock auch<br />
immer <strong>für</strong> Elemente des Blues, des<br />
Deutschrock oder des Jazzrock offen<br />
ist.<br />
Mike, der Gitarrist, ist nach eigenem<br />
Bek<strong>und</strong>en seit 2006 ein „Mosaikstein<br />
der Steine“, damit dienstältestes Mitglied<br />
der Band <strong>und</strong> ihr Wortführer<br />
(„Der kann am besten reden!“)<br />
„Huster“, eigentlich Jens, Bassist,<br />
seit 2011 dabei, braucht hingegen<br />
wie viele seiner prominenten<br />
Bass-Kollegen nicht viele Worte, um<br />
sich auszudrücken.<br />
Max, Jahrgang 1996 <strong>und</strong> damit der<br />
Junior, besticht laut Aussagen seiner<br />
Kollegen durch „überragende Bühnenpräsenz“.<br />
Und schließlich Felix, der seit<br />
seinem Eintritt 2018 die Gruppe<br />
<strong>und</strong> das Publikum durch modernes<br />
<strong>und</strong> teilweise vom Jazzrock geprägtes<br />
Schlagzeugspiel begeistert.<br />
Aus der Reihe der vielen früheren<br />
Bandmitglieder sind zumindest zwei<br />
zu nennen: „Öpfi“, aus <strong>S<strong>und</strong>ern</strong>,<br />
Sänger <strong>und</strong> Gründungsmitglied<br />
der Band, <strong>und</strong> „Sunny“, ebenfalls<br />
aus dem Raum <strong>S<strong>und</strong>ern</strong>, der die<br />
Gruppierung in den Anfangs zeiten<br />
musikalisch geprägt hat.<br />
In den vie len Jahren gab es - auch<br />
bedingt durch die vielen personellen<br />
Veränderungen - Pausen <strong>und</strong><br />
Gedanken ans Aufhören - aber Mike<br />
fasst hierzu in schönen Worten<br />
zusammen: „Für die Steine heißt<br />
es durchhalten, denn es ist zu viel<br />
Gutes dabei herausgekommen, um es<br />
komplett fallen zu lassen.“<br />
Aus den „Fliegenden<br />
Steinen“ wurden<br />
„Die Steine“<br />
Was hat es nun eigentlich mit dem<br />
interessanten Bandnamen „Fliegende<br />
Steine“ auf sich?<br />
Die Assoziation zu den „rollenden<br />
Steinen“, den Rolling Stones, liegt ja<br />
auf der Hand. Überraschung: „Nein,<br />
der Bandname entstand einfach so in<br />
den 90ern, ohne Bezug zu den weltberühmten<br />
Vorbildern. Wir hatten<br />
1992 auch einen ersten „Longplayer“<br />
mit dem Namen „Steinschlag“ …<br />
<strong>und</strong> seit Max´ Zugang 2017 nennen<br />
28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
wir uns tatsächlich nur<br />
noch „Die Steine“. Das<br />
wird auch vom Publikum<br />
gut angenommen.“<br />
Laut Facebook-Eintrag steht die<br />
Gruppe <strong>für</strong> „rohe, eigenständige<br />
Rockmusik mit einem unordentlichen<br />
Schuss Punk“. Allerdings meint<br />
Max hierzu, dass die Musiker heute mit<br />
dem Wort Punk nicht vorrangig den Musikstil<br />
verbinden, sondern vielmehr „die Freiheit, das<br />
Lebensgefühl, welches das Wort Punk beinhaltet.“<br />
Überhaupt ist es der Band ganz wichtig, musikalische<br />
Grenzen nicht als starr wahrzunehmen, sondern sie zu<br />
überschreiten, Einflüsse anderer Stilrichtungen zuzulassen,<br />
auch wenn das nicht immer allen gefällt. Vielleicht<br />
liegt hierin sogar das Geheimnis der „Steine“, <strong>und</strong> ihr<br />
„Durchhalten“ bis heute. Diese Begeisterung, sich zwischen<br />
den Genres zu tummeln <strong>und</strong> sich immer wieder<br />
neu zu erfinden. „Die Zuhörer dürfen also ruhig rätseln,<br />
welches halbe Dutzend Stilarten wir hier zusammengeworfen<br />
haben - <strong>und</strong> sich am Ergebnis erfreuen.“ Aktuell<br />
finden häufig Jazz- <strong>und</strong> Blues-Elemente Eingang in die<br />
Stücke der Band.<br />
Verbindendes Element bei all dem scheinbaren Durcheinander<br />
sind allerdings die feinfühligen deutschen Texte,<br />
welche früher wie heute mindestens gleichwertig zur<br />
Musik sind, manchmal sogar im Vordergr<strong>und</strong> stehen.<br />
Der vielbeschriebene „kreative Prozess“ beim Komponieren<br />
neuer Songs läuft, der entspannten Gr<strong>und</strong>haltung<br />
der Band entsprechend, sehr spielerisch ab: „Wir fangen<br />
zu zweit an, probieren etwas „sessionmäßig“ aus. Die<br />
anderen finden sich dazu. Und irgendwann schaffen wir<br />
es, die einzelnen Versatzstücke zu etwas Neuem zusammenzubinden.“<br />
(Mike)<br />
Die Verbindung zur Heimat <strong>und</strong> das sauerländische<br />
Lebensgefühl finden sich in Songs wie „2,5 - ich fahr um<br />
den See“ (2009), einer Liebeserklärung an den Sorpesee,<br />
wieder. Andererseits ist auch Raum <strong>für</strong> musikalischpoetische<br />
Kritik, etwa an bisweilen doch arg engstirnige<br />
<strong>und</strong> kleinbürgerliche Mitmenschen („Auf´m Land“, 2012).<br />
Neue CD <strong>2019</strong>/2020<br />
Das Warten der Fans, welche nach der CD „Marsyas“<br />
(2012) auf einen Nachfolger hoffen, hat übrigens bald<br />
ein Ende - noch im Jahr <strong>2019</strong>, spätestens zu Beginn des<br />
Jahres 2020, wird ein neues Opus der Rockband erscheinen.<br />
Die Vorbereitungen sind im vollen Gange.<br />
Zum Schluss noch eine Frage an jedes Bandmitglied:<br />
„Stellt euch vor, Ihr dürftet auftreten als Band eurer Wahl,<br />
mit einem Song eurer Wahl, am Ort eurer Wahl - was<br />
käme dabei heraus?“ Mike antwortet, wie aus der Pistole<br />
geschossen: „Coole Frage, ich wäre ACDC, <strong>und</strong> würde<br />
„Highway to Hell“ vor 30.000 Zuschauern im Madisons<br />
Square Garden in New York singen.“ Huster dazu, unnachahmlich<br />
trocken: „Ok, dann wäre ich dein Bassist.“<br />
Felix würde eine intimere Atmosphäre wählen, einen<br />
„richtig geilen“ Jazz-Club in Aschaffenburg, 500 Leute,<br />
<strong>und</strong> „Indian Summer“ von Simon Phillips performen.<br />
Max muss auch nicht lange überlegen: „Ich wäre bei<br />
„Green Day“ <strong>und</strong> würde in Milton Keynes in England<br />
vor 150.000 Leuten „American Idiot“ singen.“ ■<br />
Wichtig ist, musikalische Grenzen<br />
nicht als starr wahrzunehmen<br />
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30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
<strong>Winter</strong>-Waffeln<br />
Was gibt es Schöneres an<br />
einem <strong>Winter</strong>tag, als<br />
wenn man nach einem<br />
ausgiebigen Waldspaziergang in<br />
klarer Luft nach Hause kommt <strong>und</strong><br />
es duftet nach frisch gebackenen<br />
Waffeln, nach „Haselnuss <strong>und</strong><br />
Mandelkern“, wie es in dem alten<br />
Kinderlied heißt. ■<br />
Damit Sie nicht lange suchen müssen,<br />
haben wir mal das passende Rezept<br />
rausgesucht:<br />
Feine Waffeln:<br />
250 Butter, 125 Zucker, ½ TL Zimt, 4 Eier, 150 g<br />
Mehl, 150 g Speisestärke, ½ TL Backpulver, 60 g<br />
geriebene Mandeln oder Haselnüsse.<br />
Butter, Zucker <strong>und</strong> Zimt schaumig rühren. Die<br />
Eier aufschlagen <strong>und</strong> nach <strong>und</strong> nach dazugeben.<br />
Kräftig schlagen. Mehl, Speisestärke, Backpulver<br />
<strong>und</strong> Mandeln/Haselnüsse mischen <strong>und</strong> zur<br />
Schaummasse geben. Den Teig 30 Minuten<br />
quellen lasen. Das Waffeleisen fetten<br />
<strong>und</strong> erhitzen <strong>und</strong> die Waffeln goldgelb<br />
backen. (cz)<br />
Dreihausen<br />
... unweit von Sorpe- <strong>und</strong><br />
Möhnesee, nähe Ruhrradweg<br />
• Hausgemachte Kuchen<br />
<strong>und</strong> Torten, Kaffeespezialitäten<br />
• Biergarten<br />
• Deftige <strong>und</strong> abwechslungsreiche<br />
internationale Küche<br />
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eines Angehörigen umzugehen<br />
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0151 - 58 75 48 17<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 31
Früher das Zuhause von<br />
Adelsgeschlechtern, heute das<br />
eines Reitvereins<br />
Wicheln bald 150 Jahre im Familienbesitz<br />
Carla Wengeler<br />
Tom Linke & Carla Wengeler<br />
Am sehr weit zurück. Aber auch das heutige Geschehen auf der Anlage ist ausreichend interessant, um<br />
4. April des nächsten Jahres hat man auf Wicheln einen Anlass anzustoßen: Das Gut feiert 150-jähriges<br />
Jubiläum. Gr<strong>und</strong> genug, einmal in der Geschichte zu wühlen! Und die reicht in diesem Fall<br />
einmal bei Familie Henne, dem Geschäftsführer des Reitvereins <strong>Arnsberg</strong> Stefan Stakemeier <strong>und</strong> Pressewart Oliver<br />
Henker nachzufragen, was auf Gut Wicheln alles so passiert ist.<br />
Wichelns Geschichte<br />
„Generell gilt Wicheln als eine der<br />
ältesten Siedlungen im Kurkölnischen<br />
Sauerland“, berichtet Hubertus Henne.<br />
Denn die Wichelner Geschichte reicht<br />
bis ins Jahr 780 zurück. Damals kannte<br />
man es noch als „Wallburg Wicheln“.<br />
Die Ezzonen, die lothringischen Pfalzgrafen,<br />
hatten den Haupthof im Jahr<br />
1000 erworben. Danach ging das Anwesen<br />
durch viele Hände. Das Adelsgeschlecht<br />
der Rüdenberger, die Edelherren<br />
von Ardey <strong>und</strong> die niederadelige<br />
Familie von Wicheln bewohnten das<br />
Anwesen bis 1310, dann verkauften<br />
die Edelherren von Ardey Wicheln<br />
an den Erzbischof von Köln. Und die<br />
Geschichtsreise geht weiter: Von der<br />
Familie von Thülen gelangt Wicheln<br />
nach einem Gerichtsprozess im Jahr<br />
1626 in die Hände von Johan Wilhelm<br />
von Ledebur zu Wicheln. Die Familie<br />
wanderte später nach Kanada aus<br />
<strong>und</strong> somit gelangte das Gut 1726 an<br />
Clemens August I. von Bayern. Dann<br />
erwarb die hessische Regierung das<br />
Gut. Unterschiedliche Privatpersonen<br />
wurden weitere Besitzer des Gutes.<br />
Im Besitz der Familie Henne<br />
Familie Henne, genauer gesagt Caspar<br />
Henne, übernahm das Gut im<br />
Jahr 1870. Nächstes Jahr im April<br />
ist Wicheln dann schon 150 Jahr im<br />
Familienbesitz. Das Hauptgebäude<br />
von Gut Wicheln stürzte 1983 - während<br />
eines Sanierungsversuchs - zusammen.<br />
Das erhaltene Hauptportal<br />
steht heute unter Denkmalschutz <strong>und</strong><br />
ziert die Müscheder Schützenhalle.<br />
Mit Friedrich Henne erhielt dann auch<br />
die Pferdezucht Einzug auf Wicheln.<br />
Nach der Abschaffung des Milchviehs<br />
kamen auch die ersten Pensionspferde.<br />
Hubertus Henne war es dann, der sich<br />
später <strong>für</strong> die Pensionspferde <strong>und</strong> gegen<br />
die eigene Zucht entschied.<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Reitverein<br />
Von vielen anderen Reitvereinen unterscheidet<br />
sich Gut Wicheln dadurch,<br />
32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Hubertus Henne<br />
Oliver Henker<br />
dass es ein landwirtschaftlicher<br />
Betrieb ist, mit an die 35 Hektar<br />
Grünland. Auf dem Hof<br />
stehen neben Schulpferden <strong>und</strong><br />
Rindvieh r<strong>und</strong> 50 Pensionspferde.<br />
Zur Anlage gehören neben<br />
Wald, Wiesen <strong>und</strong> Stallungen<br />
auch zwei Reithallen(20 x 40 <strong>und</strong><br />
20 x 60 m) <strong>und</strong> zwei Reitplätze<br />
(46 x 85 m <strong>und</strong> 20 x 60 m). Im<br />
Reitverein <strong>Arnsberg</strong>, der im Jahr<br />
1972 gegründet wurde, gibt es<br />
aktuell 267 aktive Mitglieder, in<br />
sämtlichen Sparten des Reitsports.<br />
Dressur, Springen, Kutsche fahren<br />
<strong>und</strong> auch Voltigieren wird angeboten,<br />
so dass <strong>für</strong> wirklich jeden<br />
das Passende dabei ist. Eine Zeit<br />
lang konnte sogar Therapeu tisches<br />
Reiten angeboten werden. Reiten<br />
lernen kann man im Reitverein<br />
ab acht Jahren, begleiten wird es<br />
einen von da an vermutlich bis ins<br />
hohe Alter. Erst kürzlich konnte<br />
der <strong>Arnsberg</strong>er Reitverein einen<br />
erfolgreichen Turniertag voller<br />
WBO Prüfungen verbuchen. „Am<br />
27.10. starteten um die 160 Reiterrinnen<br />
<strong>und</strong> Reiter in insgesamt<br />
zwölf Prüfungen“, berichtet Stefan<br />
Stakemeier. Das jährliche Highlight<br />
ist das große Sommerturnier<br />
im Juni, mit ungefähr 1.000<br />
Starts. Hier freute sich der Verein<br />
über den Sieg in der kombinierten<br />
Prüfung der Klasse A* <strong>für</strong> die<br />
„Wanderstandarte des Pferdesports<br />
im Sauerland e.V.“ ■<br />
Stefan Stakemeier<br />
Silvia Henne<br />
Bernhard Henne<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 33
Ein Leben <strong>für</strong> die<br />
Kunst, Malerei & Grafik<br />
Der Dipl. Designer Wolfgang<br />
Wagner <strong>und</strong> seine sehr spezielle,<br />
künstlerische Sicht der Dinge<br />
Manfred Haupthoff<br />
„In seinem<br />
Garten findet der<br />
Künstler Ruhe<br />
<strong>und</strong> Inspiration“<br />
glaube, dass die Leute manchmal denken, allein die Tatsache,<br />
dass man eine Fotografie benutzt, um zu malen, produziere unvermeidlich<br />
ein bestimmtes Gemälde. Aber man kann nach einem Foto<br />
“Ich<br />
ebenso unterschiedliche Bilder malen wie nach der Natur.”<br />
(Chuck Close)<br />
Kunst <strong>und</strong> Garten<br />
Ich bin mit dem <strong>Arnsberg</strong>er Künstler<br />
Wolfgang Wagner verabredet. Nicht<br />
ohne Gr<strong>und</strong> findet das Gespräch<br />
in seinem Garten statt. Aber davon<br />
später mehr.<br />
Ein Meister von Licht <strong>und</strong><br />
Schatten<br />
Wolfgang Wagner ist, was ich sehr<br />
schnell an ihm bemerke, ein äußerst<br />
bescheidener Mensch. Müsste er<br />
eigentlich gar nicht sein, denn was ich<br />
da so sehe von seiner Kunst, ist schon<br />
wirklich beachtlich <strong>und</strong> sehenswert.<br />
Subtile Darstellungen von Landschaften,<br />
eigenwillige Portraits von Menschen<br />
<strong>und</strong> immer wieder Einflüsse<br />
aus der ihn umgebenden Natur sind<br />
da zu sehen. Und dies stets perfekt<br />
ausgeführt. In Nuancen von Licht<br />
<strong>und</strong> Schatten, feinfühlig austariert.<br />
Meisterhaft eben. Inspirieren lässt er<br />
sich dabei von Fotografien <strong>und</strong> seiner<br />
Umwelt.<br />
Eine f<strong>und</strong>ierte, künstlerische<br />
Ausbildung ist sehr hilfreich<br />
Der Absolvent der Fachhochschule<br />
Münster studierte von 1984 bis<br />
1990 visuelle Kommunikation mit<br />
dem Schwerpunkt Illustration. Das<br />
Studium hat Wolfgang Wagner dann<br />
als diplomierter Designer abgeschlossen.<br />
Es war eine Ausbildung „von<br />
der Pike auf“, die es Wagner später<br />
ermög lichte, in einem breiten Betätigungsfeld<br />
aktiv zu sein. Beruflich<br />
arbeitete der Künstler nach dem<br />
Studium mehrere Jahre in einer Werbeagentur.<br />
Durch die Mitgliedschaft<br />
in der <strong>Arnsberg</strong>er Künstlergruppe<br />
SEPIA ergaben sich erste Kontakte<br />
zum <strong>Arnsberg</strong>er Kulturbüro. Auch<br />
heute noch profitiert mancher Flyer,<br />
der vom Kulturbüro aufgelegt wird,<br />
von eben dieser Partnerschaft. Insbesondere<br />
an Flyern <strong>für</strong> den <strong>Arnsberg</strong>er<br />
Kunstsommer oder die Phantasiewerkstatt<br />
hat Wolfgang Wagner hier<br />
bei Illustration <strong>und</strong> Layout maßgeblich<br />
mitgewirkt.<br />
Ein zweites Betätigungsfeld<br />
Aus ersten Anfängen entwickelte<br />
sich ein zweites großes Betätigungsfeld.<br />
Die Lehrtätigkeit als freier<br />
Kunstlehrer an <strong>Arnsberg</strong>er Schulen<br />
wurde von den Schulen, aber auch<br />
insbesonders von den begeisterten<br />
Schülern gern angenommen <strong>und</strong><br />
weitete sich im Laufe der Zeit immer<br />
mehr aus. Workshops im <strong>Arnsberg</strong>er<br />
Kunstsommer <strong>und</strong> Zeichenkurse <strong>für</strong><br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche z. B. <strong>für</strong> die<br />
Phantasie werkstatt, kamen hinzu.<br />
34 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Die künstlerische Freiheit<br />
ist ein hohes Gut<br />
Aller guten Dinge sind natürlich drei. Am Herzen liegen Wolfgang Wagner<br />
besonders seine freien, künstlerischen Arbeiten, die sich allesamt durch<br />
eine sehr speziell dichte Atmosphäre sowie eine eigenwillige <strong>und</strong> unverwechselbare<br />
Interpretation von naturalistischer Sichtweise auszeichnen.<br />
Wagner malt bevorzugt in Öl <strong>und</strong> Acryl, aber auch mit Wachsmalkreiden<br />
<strong>und</strong> in Mischtechnik. Die große künstlerische Freiheit dieses Künstlers<br />
besteht aber auch darin, nichts verkaufen zu müssen. So kann er malen<br />
<strong>und</strong> machen was er will, ohne den Zwang zu produzieren. Das führt zu<br />
einer großen Entspanntheit beim Erschaffen eines Werkes <strong>und</strong> kommt<br />
dadurch bestimmt auch der Qualität zugute. Auch bei Ausstellungen,<br />
Galerien <strong>und</strong> Museen hält sich Wolfgang Wagner bewusst sehr zurück.<br />
Er präsentiert sich auch nicht im Internet <strong>und</strong> den sozialen Medien wie<br />
Facebook <strong>und</strong> Co.<br />
Vielseitige Interessen<br />
Ein ganz großes Interessenfeld findet der Künstler in der ihn umgebenden<br />
Natur. Große Teile seiner freien Zeit verbringt Wolfgang Wagner im<br />
nahegelegenen <strong>Arnsberg</strong>er Wald <strong>und</strong> in seinem Garten. Hier findet er<br />
Ruhe <strong>und</strong> Inspiration <strong>für</strong> seine künstlerische Arbeit. Zeit <strong>für</strong> Muße <strong>und</strong><br />
Meditation. Zeit zum Nachdenken. Hier rei fen auch die meisten seiner<br />
künstle rischen Ideen. Tief beindruckt mache ich mich wieder auf den<br />
Heimweg <strong>und</strong> denke: Ein Leben <strong>für</strong> die Kunst, aber auch die Kunst zu<br />
leben, habe ich hier vorbildhaft vorgef<strong>und</strong>en. ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 35
50 von 1500 Allendorfern sorgen <strong>für</strong><br />
150 Arbeitsplätze!<br />
Carla Wengeler<br />
S. Droste<br />
Die Vereine sorgen <strong>für</strong> ein<br />
gutes Miteinander<br />
Allendorf, das zwischen den S<strong>und</strong>eraner Stadteilen<br />
Hagen <strong>und</strong> Stockum liegt, bekam bereits im Jahr<br />
1407 die Stadtrechte zugesprochen - die jedoch<br />
nie ausgeübt wurden. Deswegen wird der Ort auch als<br />
Titularstadt bezeichnet. „Im Jahr 1795 hat der Fuhrmann<br />
Friedrich Clute-Simon den Kölner Domschatz ins Kloster<br />
Wedinghausen gebracht“, berichtet Ortsvorsteher Anton<br />
Lübke über die Geschehnisse der Allendorfer Vergangenheit.<br />
Acht Jahre später wurden die Relikte dann wieder<br />
nach Köln gebracht. Erst im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert gab es erneut<br />
Schlagzeilen aus dem Ort – leider tragische: Im Juni 1940<br />
starben fünf Schulkinder bei einer Explosion <strong>und</strong> waren<br />
somit die ersten Ziviltoten des Zweiten Weltkrieges. Am<br />
11.04.1942, während sich die Wehrmacht im Ort versteckt<br />
hielt, starben nach einer Bombardierung Allendorfs<br />
42 Menschen.<br />
Söhne des Ortes<br />
Berühmte Persönlichkeiten sind in Allendorf aufgewachsen.<br />
Zum Beispiel Norbert Peters, ein katholischer<br />
Priester <strong>und</strong> Hochschullehrer. Auch Josef Droste stand<br />
im Dienst der Kirche; er war Zeit seines Lebens General-<br />
36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
vikar im Erzbistum Paderborn. Kein Kirchenmann, aber<br />
trotzdem weit über Allendorfs Grenzen hinaus bekannt, war<br />
Hubert Clute-Simon, ein Profifußballer, der unter anderem<br />
bei Schalke 04 <strong>und</strong> Hertha BSC gespielt hat. Heute leben<br />
r<strong>und</strong> 1500 Einwohner in Allendorf, ungefähr 50 von ihnen<br />
sind selbstständig <strong>und</strong> sorgen <strong>für</strong> circa 150 Arbeitsplätze im<br />
Dorf. Ziemlich beeindruckend! Ohne Gewerbegebiet kann<br />
Allendorf eine hervorragende Infrastruktur bieten, bei der<br />
alles vorzufinden ist: Apotheke, Tankstelle <strong>und</strong> Blumengeschäft,<br />
um nur einige Beispiele zu nennen.<br />
Auch eine Gr<strong>und</strong>schule mit Ganztagsbetreuung findet man<br />
im Ort. Ein Altenheim befindet sich derzeit noch im Aufbau<br />
<strong>und</strong> wird später 80 Senioren ein Zuhause bieten.<br />
Die „Alte Molke“ <strong>und</strong> andere Highlights<br />
Beliebt ist in Allendorf auch der Park mit Spielplatz.<br />
Übrigens der größte Spielplatz der Stadt <strong>S<strong>und</strong>ern</strong>. Ein<br />
bekannter Veranstaltungsort ist die „Alte Molke“, eine<br />
umgebaute Molkerei, die nun als Theaterbühne, <strong>für</strong><br />
Konzerte <strong>und</strong> Comedy-Auftritte genutzt wird. Zirka zwölf<br />
überaus aktive Vereine gibt es in Allendorf: darunter der<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 37
Park mit Spielplatz<br />
Der Fickeltünnes<br />
Schützenverein, der Sportverein mit fünf Jugendmannschaften<br />
<strong>und</strong> öffentlich zugänglichem Kunstrasenplatz,<br />
SGV, Kolping. Sie alle sorgen <strong>für</strong> ein gutes Miteinander. So<br />
kann auch der Musikverein im nächsten Jahr sein 100-jähriges<br />
Jubiläum feiern.<br />
„Allein der Heimatverein hat schon 400 Mitglieder. Das<br />
sagt schon was aus!“, findet auch Anton Lübke. Der Heimatverein<br />
„Fickeltünnes e.V.“ leitet seinen Namen vom<br />
Patron der Kirche ab, Sankt Antonius dem Einsiedler, der<br />
oftmals mit einem Schwein unterm Arm dargestellt wird.<br />
In unseren Breiten wird daraus umgangssprachlich eben<br />
der „Fickeltünnes“.<br />
Für die Zukunft hat sich Allendorf vorgenommen, die<br />
Parkanlage weiterhin aktiv zu halten <strong>und</strong> die Wandermöglichkeiten<br />
zu verbessern <strong>und</strong> bekannter zu machen.<br />
Unterstützend ist da die Tatsache, dass der 18 Kilometer<br />
lange Geschichtswanderweg mit 16 Stationen vom SGV<br />
2014 bis 2016 zum Weg des Jahres gekürt wurde. Darüber<br />
hinaus wurde er an die „Sauerland Höhenflug“-Wanderroute<br />
angefügt <strong>und</strong> umbenannt in den „Fickeltünnesweg“.<br />
Das Highlight im <strong>Winter</strong> ist definitiv der Weihnachtsmarkt,<br />
der seit nun ungefähr 18 Jahren jährlich stattfindet.<br />
25 liebevoll aufgestellte Hütten laden neugierige Besucher<br />
<strong>und</strong> staunende Kinder ein, durch Allendorf zu bummeln<br />
<strong>und</strong> sich vom Weihnachtsfeeling anstecken zu lassen.<br />
„Ohne die große ehrenamtliche Unterstützung der Rentner<br />
hier wäre das gar nicht möglich“, erklärt der Ortsvorsteher.<br />
Es gibt auch ein Weihnachtskonzert <strong>und</strong> viele Angebote<br />
extra <strong>für</strong> Kinder. Der Weihnachtsmarkt findet am zweiten<br />
Adventswochenende statt. ■<br />
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„Heute will Frau Müller eine Glatze“<br />
Der Friseur-Salon „Agostino ú Varberú“ in <strong>S<strong>und</strong>ern</strong> feiert Jubiläum<br />
<strong>und</strong> bedankt sich bei seinen Gästen<br />
Wenn die leeren Whiskey-Flaschen auf dem<br />
Vorsprung im Salon sprechen könnten,<br />
dann würden sie Geschichten erzählen.<br />
Geschichten von ausschweifenden Männerr<strong>und</strong>en im<br />
Barbirie-Club. Von inspirierenden Gesprächen, bei einer<br />
Tasse Cappuccino. Und natürlich von den perfekten<br />
Frisuren, die Agostino Fullone mit seinem Team auf die<br />
Köpfe der K<strong>und</strong>en zaubert.<br />
Seit fünf Jahren ist „ú Varberú“ in einer alten Fabrikhalle<br />
aus den 1920er Jahren zuhause. Und Zuhause ist das<br />
Stichwort: Bei Agostino Fullone fühlt man sich gleich<br />
wie bei einem guten Fre<strong>und</strong>. Whisky, guter Grappa, …<br />
- dazu noch eine gute Rasur <strong>und</strong> den perfekten Haarschnitt.<br />
Bei „ú Varberú“ ist alles irgendwie anders. Aber anders<br />
ist gut <strong>und</strong> Agostino versprüht einfach italienischen<br />
Charme <strong>und</strong> Herzlichkeit. Er ist authentisch, genauso<br />
wie sein Konzept. „Wir machen es anders als alle anderen.<br />
Wir sind immer auf der Suche nach zeitgemäßen<br />
Produkten. Deswegen setzen wir jetzt auch in Sachen<br />
Haarfarbe <strong>und</strong> bei den Männerprodukten auf italienische<br />
Marken“, erklärt der Inhaber.<br />
hat, genauso wie die K<strong>und</strong>en. „Früher wusstest du, dass<br />
Frau Müller kommt <strong>und</strong> eine Dauerwelle will. Heute<br />
will Frau Müller aber vielleicht eine Glatze, weil sie das<br />
im Internet gesehen hat“, erklärt Agostino lachend<br />
<strong>und</strong> fügt hinzu: „Der Stammk<strong>und</strong>e ist eine aussterbende<br />
Art.“<br />
Deswegen will sich „Agostino ú Varberú“ – was auf<br />
Deutsch übrigens „Agostino der Barbier“ heißt – bei<br />
seinen K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en bedanken. Eine große<br />
Party fand schon statt. Und vielleicht bleibt es auch<br />
nicht die letzte, denn die besten Partys finden doch<br />
immer spontan zuhause statt, oder?<br />
Weitere Informationen unter: www.uvarberu.de <strong>und</strong><br />
02933-8379673 ■<br />
„Der Stammk<strong>und</strong>e ist eine aussterbende Art“<br />
Dass sich aus der kargen Lagerhalle so ein Wohlfühlort<br />
entwickelt hat, war auch <strong>für</strong> Agostino nicht abzusehen.<br />
Vor allem, weil das Friseurgewerbe einen Wandel erlebt<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 39
Die geheime Rezeptur eines Lebenswerkes…<br />
… wird nicht verraten, aber zu einer kuriosen<br />
Bedingung eines Wirtshausverkaufs<br />
Inga Bremenkamp<br />
Tom Linke<br />
„W<br />
ir waren 1972 in<br />
Zandvoort in den<br />
Niederlanden im<br />
Urlaub. In einem hübschen Restaurant<br />
namens ‚Old Vienna‘ hat uns<br />
die Knoblauchsoße so gut geschmeckt,<br />
dass wir jeden Abend hingegangen<br />
sind. Das Rezept hat der Kellner uns<br />
damals trotz der vielen Besuche nicht<br />
verraten. Uns war damals direkt<br />
klar, dass wir diese Sauce dann<br />
irgendwie selbst hinkriegen müssen“,<br />
erzählt Ingrid Köster über die Entstehung<br />
der im Sauerland berühmten<br />
Knoblauchsoße.<br />
„Wir haben getüftelt<br />
<strong>und</strong> getüftelt, getan <strong>und</strong><br />
gemacht <strong>und</strong> die Soße am<br />
Ende hinbekommen.“<br />
Ingrid & Bruno Köster<br />
Das Tüfteln an der Rezeptur<br />
Ingrid Köster hat sich direkt nach<br />
diesem Urlaub - gemeinsam mit ihrem<br />
Mann Bruno - in die Küche gestellt.<br />
„Wir haben getüftelt <strong>und</strong> getüftelt,<br />
getan <strong>und</strong> gemacht <strong>und</strong> die Soße am<br />
Ende hinbekommen“, berichtet das<br />
Ehepaar, das seit dem Verkauf ihrer<br />
Freienohler Wirtschaft in Neheim<br />
wohnt. Serviert haben Ingrid <strong>und</strong><br />
Bruno Köster ihre Soße nach erfolgreicher<br />
Herstellung in ihrem Gasthof<br />
an der B<strong>und</strong>esstraße in Freienohl.<br />
„Eigentlich wollten wir unsere Soße<br />
vor allem zu Grillgerich ten servieren.<br />
Aber unsere Gäste hatten andere<br />
Pläne. Sie haben die Soße zu fast allem<br />
bestellt: Zu Weißbrot, zusammen mit<br />
einer Schüssel Chips. Und eigentlich<br />
zu allem, was denkbar ist“, berichtet<br />
Bruno Köster, der wie seine Frau sehr<br />
stolz <strong>und</strong> glücklich auf die Erfindung<br />
ihrer Soße ist, die sie selbst als Lebenswerk<br />
bezeichnen.<br />
Soße nur auf Vorbestellung<br />
„Die Bekanntheit unserer Knoblauchsauce<br />
ist peu à peu gewachsen.<br />
Irgendwann sind die Leute vorbeigekommen,<br />
um Soße <strong>für</strong> diverse Feten<br />
zuhause zu kaufen. Dieser Außer-<br />
Haus-Verkauf wurde immer größer -<br />
genau wie der ein oder andere Eimer,<br />
der über die Wirtschaftstheke ging“,<br />
sagt Ingrid Köster, die die Soße in<br />
größeren Mengen irgendwann nur<br />
noch auf Vorbestellung hat rausgeben<br />
können. „Die größte Bestellung, die<br />
wir mal hatten, war ein Fünf-Kilo-<br />
Eimer“, ergänzt Bruno Köster. „Das<br />
war teilweise schon verrückt“, sagen<br />
die Kösters, die ihr Restaurant am<br />
Freienohler Bahnhof, der einst der<br />
Knotenpunkt <strong>für</strong> die Postkutschen<br />
nach Eslohe war, im Juni 2015 aufgegeben<br />
<strong>und</strong> 2018 verkauft haben.<br />
„Bei all unseren Verkaufsgesprächen<br />
lag neben den Unterlagen auch ein<br />
Töpfchen unserer Soße auf dem<br />
40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Tisch. Die Knoblauchsauce <strong>und</strong><br />
Kösters – das gehört einfach zusammen.<br />
Die Interessenten waren durchweg<br />
begeistert - vor allem der jetzige<br />
Besitzer, Simon Neuhaus aus Rüthen,<br />
der die Immobilie nur gemeinsam<br />
mit dem Rezept unserer Soße hat<br />
kaufen wollen“, erzählt das Ehepaar,<br />
das seit dem Verkauf in Rente ist.<br />
Eine Soße aud die alle<br />
gewartet haben<br />
Die Idee, die Soße auch nach der<br />
Aufgabe des Wirtshauses weiterzuverkaufen,<br />
hatte übrigens Jochen<br />
Köster, einer der drei Kösters Söhne.<br />
„Jochen hat sich zwei Tage an<br />
unserem Schützenfest 2015 zu Hause<br />
hingesetzt <strong>und</strong> alles ausgerechnet<br />
<strong>und</strong> das Rezept bis ins kleinste<br />
Detail festgehalten“, berichtet<br />
Bruno Köster, der die Originalsauce<br />
daraufhin gemeinsam<br />
mit seiner Frau erstmals<br />
auf dem Herbstfest des<br />
Edeka-Marktes an<br />
der B<strong>und</strong>esstraße<br />
in Freienohl verkauft<br />
hat. „Wir<br />
hatten <strong>für</strong> den<br />
Familientag zehn<br />
Kilo Soße produziert<br />
<strong>und</strong> wurden vollkommen<br />
überrannt. Man hatte das Gefühl,<br />
die ganze Umgebung hätte nur<br />
auf den freien Verkauf dieser Soße<br />
gewartet. Ich weiß noch, dass wir<br />
ständig sagten: ‚Wir brauchen mehr<br />
Sauce, wir brauchen mehr Sauce –<br />
unbedingt‘“, berichten die Kösters<br />
von der Verkaufspremiere ihrer Soße<br />
an der B<strong>und</strong>esstraße. In den darauffolgenden<br />
Monaten hätten sie nur<br />
noch Soße produziert, ohne jemals<br />
daran geglaubt zu haben, dass sich<br />
die Geschichte um ihre Knoblauchsoße<br />
so entwickelt: „In dem ersten<br />
Vierteljahr nach dem Herbstfest<br />
haben wir wirklich nur noch Soße<br />
produziert <strong>und</strong> sie im Edeka-Markt<br />
verkauft. Das war Wahnsinn“, sagt<br />
die Rentnerin, die froh war, dass sie<br />
gemeinsam mit ihrem Mann nach<br />
der Wirtschaftsaufgabe noch eine<br />
Aufgabe hatte, die den Start ins Rentnerdasein<br />
sehr leicht gemacht hat.<br />
Die Wirtschaft geht,<br />
die Soße bleibt<br />
Der neue Besitzer der Wirtschaft<br />
- <strong>und</strong> des Soßenrezeptes - hat den<br />
Verkauf der Soße weiter ausgeweitet<br />
<strong>und</strong> beliefert mit ihr jetzt auch den<br />
Edeka-Markt in Warstein. „Das<br />
Restaurant wird leider nicht weitergeführt“,<br />
sagt Ingrid Köster.<br />
„Herr Neuhaus hat lange nach<br />
einem Betreiber gesucht <strong>und</strong><br />
keinen gef<strong>und</strong>en. Er wird<br />
die untere Etage des<br />
Hauses jetzt wohl<br />
zu Wohnungen<br />
umbauen“, führt<br />
die Sauerländerin<br />
fort, die ihre<br />
Soße mindestens<br />
einmal im<br />
Monat <strong>für</strong> sich<br />
<strong>und</strong> ihre Familie produziert.<br />
„Wenn ich meinen Sohn in Hamburg<br />
besuche, habe ich meist die<br />
Zutaten <strong>für</strong> die Soße mit im Koffer.<br />
Dann kochen wir im Norden<br />
gemeinsam, denn frisch schmeckt’s<br />
einfach am besten“, sagt Ingrid<br />
Köster, die mit ihrem Mann eine<br />
Soße kreiert hat, die eine ganze Region<br />
begeistert <strong>und</strong> deren Rezeptur<br />
natürlich nicht verraten wird. ■<br />
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„Das ist unser Friedhof“<br />
Bachumer Friedhofsverein ist ein Musterbeispiel<br />
<strong>für</strong> Engagement in einer starken Gemeinschaft<br />
Paul Senske<br />
Manfred Haupthoff<br />
Ein Dorf ohne eigenen Friedhof? Eigentlich kaum<br />
vorstellbar, aber dieses Schicksal drohte ausgerechnet<br />
dem „friedlichen Dörfchen“. Doch die Dorfgemeinschaft<br />
in <strong>Arnsberg</strong>-Bachum reagierte, handelte <strong>und</strong><br />
gründete einen Friedhofsverein, der seit dem 1. Januar<br />
2013 den Friedhof mit der herrlichen Linden-Allee <strong>und</strong><br />
dem einmaligen <strong>und</strong> persönlichen Charakter unterhält.<br />
Der Verein ist ein Musterbeispiel <strong>für</strong> ehrenamtliches <strong>und</strong><br />
lohnendes Engagement, das die Gemeinschaft des knapp<br />
900 Seelen zählenden Dorfes stärkt. „Das ist unser Friedhof“,<br />
sagt Winfried Kroll. „Er ist <strong>für</strong>s Dorf unverzichtbar.“<br />
Kroll ist zweiter Vorsitzender, einer der „Mentoren“ der<br />
Bachumer Initiative <strong>und</strong> von Beginn an dabei. Das gilt auch<br />
<strong>für</strong> Vereins-Chef Martin Risse sowie Beiratsmitglied Stefan<br />
Kemper, den ehemaligen <strong>und</strong> langjährigen Schützen-Oberst.<br />
Wenn sie über die Arbeit des Vereins sprechen, dann klingt<br />
auch berechtigter Stolz durch. „Wir haben inzwischen 300<br />
Mitglieder. Diese Zahl spricht <strong>für</strong> sich“, betont Risse. „Viele<br />
Einwohner wissen, wie wichtig ein Friedhof im Ort ist, als<br />
Stätte der Trauer <strong>und</strong> deren Bewältigung, des Friedens <strong>und</strong><br />
der Stille. Daher schätzen sie auch die Arbeit des Vereins<br />
<strong>und</strong> solidarisieren sich.“ Kemper berichtet, dass „auch viele<br />
Bergheimer inzwischen Mitglieder sind. Vor allem die älteren<br />
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42 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
„Ein überschaubarer<br />
Friedhof mit einer<br />
herrlichen Lindenallee.“<br />
Winfried Kroll<br />
Einwohner wollen keinen weiten Weg zurücklegen, wenn sie<br />
das Grab ihrer verstorbenen Familienmitglieder besuchen<br />
wollen.“ Ein weiterer, gravierender Pluspunkt <strong>für</strong> den Friedhof<br />
„im friedlichen Dörfchen Bachum“ ist der besondere Charakter<br />
der Grabstätte. „Es ist ein sehr persönlicher, überschaubarer<br />
Friedhof mit einer herrlichen Linden-Allee, unserem Markenzeichen,<br />
<strong>und</strong> den Bänken. Die älteren Menschen kommen<br />
zu Fuß oder per Bus. Es ist ein Ort der Stille <strong>und</strong> der persönlichen<br />
Begegnung. Die Menschen kennen sich - im Gegensatz<br />
zu den großen Friedhöfen“, meint Kroll.<br />
Zahl der Beerdigungen nimmt zu<br />
Der Blick auf die Statistik verrät, dass die Zahl der Beerdigungen<br />
in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. Waren es<br />
2011 noch sieben, stieg die Zahl im Jahr 2017 auf 17, ein Jahr<br />
später waren es 16. „Auch Bergheimer <strong>und</strong> sogar Neheimer<br />
sind inzwischen in Bachum beerdigt“, so Risse. Die geringe<br />
Anzahl an Beerdigungen <strong>und</strong> die Kosten von 16.000 Euro waren<br />
2011 die Gründe da<strong>für</strong>, dass die Stadt <strong>Arnsberg</strong> im Zuge<br />
der Konsolidierung der Stadtfinanzen den städtischen Friedhof<br />
in Bachum schließen bzw. keine Neubestattungen mehr<br />
zulassen wollte. „Das war <strong>für</strong> das Dorf ein Schock“, berichtet<br />
Kroll. „Wir haben daraufhin versucht, einen neuen Träger zu<br />
gewinnen <strong>und</strong> auch mit dem Gemeindeverband der katholischen<br />
Kirche gesprochen, der Versuch scheiterte aber.<br />
Dann haben wir das Dorf mobil gemacht, den städtischen<br />
Friedhof selbst zu betreiben.“<br />
Gespräche mit der Stadt wurden geführt, die nicht einfach,<br />
aber erfolgreich waren. „Unsere Botschaft an die Stadt: Wir<br />
packen an <strong>und</strong> machen es <strong>für</strong> die Hälfte der Kosten, also <strong>für</strong><br />
8.000 Euro, <strong>und</strong> verpflichten uns <strong>für</strong> eine langfristige Pflege“,<br />
so Risse. „Eine weitere Voraussetzung musste die Gründung<br />
eines Vereins sein.“ Die Gründungversammlung in der Schützenhalle<br />
am 15. Januar 2012 war ein riesiger Erfolg, 120<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 43
Bachumer traten dem Verein bei, die Arbeit nahm der Verein<br />
am 1. Januar 2013 auf. Die Prämisse: Der Friedhof bleibt<br />
städtisch, der Verein betreibt <strong>und</strong> pflegt ihn. „Die Kooperation<br />
mit der Stadt ist sehr gut“, betont Kemper. „Hebt die Stadt die<br />
Bestattungsgebühren an, werden auch die Zuschüsse <strong>für</strong> den<br />
Verein automatisch angehoben.“ Ausdrücklich loben die Verantwortlichen<br />
auch die „hervorragende Unterstützung“ durch<br />
den Bezirksausschuss Voßwinkel/Bachum.<br />
Drei Arbeitseinsätze im Jahr<br />
• Fensterbankbleche<br />
• Mauerabdeckungen<br />
• Dachabschlussprofile<br />
Garagen <strong>und</strong> Flachdächer<br />
Das Dorf <strong>für</strong> den Erhalt des Friedhofs mobil gemacht:<br />
(v. l.) Stefan Kemper,<br />
Stefan Risse <strong>und</strong> Winfried Kroll.<br />
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Die Arbeit des Friedhofsvereins läuft. „Wir haben uns in Meschede-Olpe<br />
<strong>und</strong> Olsberg-Wiemeringhausen umgesehen, dort<br />
gibt es auch Friedhofsvereine, die uns wertvolle Tipps gegeben<br />
haben“, erklärt Risse. Dreimal im Jahr - vor Ostern, Schützenfest<br />
<strong>und</strong> Allerheiligen - sind Arbeitseinsätze der Vereinsmitglieder<br />
angesetzt. Dabei geht es auch um die Überprüfung der<br />
Standfestigkeit der Gräber. Viele helfen mit. „Diese Resonanz<br />
unterstreicht den dörflichen Zusammenhalt“, so Kemper. Gepflegt<br />
werden auch die Gräber zweier unbekannter russischer<br />
Soldaten. Einige Arbeiten wie Baum- <strong>und</strong> Heckenschnitt <strong>und</strong><br />
Rasenmähen hat der Verein ausgeschrieben <strong>und</strong> an Fachbetriebe<br />
wie den Bachumer Garten- <strong>und</strong> Landschafsbau Gerke<br />
vergeben. Angestellt ist zudem eine 400-Euro-Kraft, die die<br />
Wege „top in Schuss hält“. Investiert hat der Verein ein neues<br />
Tor aus verzinktem Stahl, das ein altes Holztor ersetzt. Zudem<br />
wurde eine Hecke gepflanzt <strong>und</strong> der alte Zaun entfernt.<br />
Der Verein arbeitet weiter an einer sicheren Zukunftsperspektive.<br />
Er wünscht sich eine Ausweitung der bisher in Bachum<br />
zulässigen Bestattungsformen (Grab <strong>für</strong> Sarg oder Urne) -<br />
konkret teil- bzw. halbanonyme Bestattungen. „Wir können<br />
uns eine Fläche <strong>für</strong> Urnengräber vorstellen, auf der die einzelnen<br />
Grabstellen nicht gekennzeichnet sind, auf der aber die<br />
Namen der Verstorbenen auf einer Gedenktafel zu lesen sind“,<br />
sagt Risse. „Wir loten diese Möglichkeit aus.“<br />
Der Verein sorgt sich aber nicht nur um den Friedhof. Er<br />
richtet auch den Martinszug aus, kümmert sich um den<br />
Schnadegang <strong>und</strong> ist beim Dorffest am letzten Sonntag im<br />
September voll im Einsatz. „Wir Bachumer sind eine starke<br />
Gemeinschaft, die Menschen fühlen sich im friedlichen Dörfchen<br />
wohl. Der Friedhofsverein leistet dazu seinen Beitrag“,<br />
sagt Kroll. ■<br />
44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
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A.L.S. sieht sich im<br />
Jubiläumsjahr gerüstet <strong>für</strong><br />
Herausforderungen<br />
In Hüsten zuhause –<br />
In<br />
In in der Hüsten<br />
Hüsten Welt zuhause<br />
zuhause unterwegs!<br />
–<br />
In in<br />
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der<br />
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Hüsten Welt<br />
Welt<br />
zuhause unterwegs!<br />
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in der Welt unterwegs!<br />
In Hüsten zuhause –<br />
in der Welt unterwegs!<br />
ist die Abkürzung <strong>für</strong><br />
„Allgemeine Land- <strong>und</strong><br />
A.L.S.<br />
Seespedition“. Die weltweit<br />
tätige Firma mit Sitz in Hüsten,<br />
die in diesem Jahr ihr 30- jähriges<br />
Bestehen feiert, kann auf eine<br />
beeindruckende Erfolgsgeschichte<br />
zurückblicken. 1989 ging es mit vier<br />
Mitarbeitern los, heute beschäftigt<br />
A.L.S. 25 Mit arbeiter, die ein R<strong>und</strong>um-sorglos-Paket<br />
<strong>für</strong> die k<strong>und</strong>enbezogene<br />
Logistik schnüren. 2017<br />
bekam A.L.S. das TOP-100-Siegel<br />
<strong>und</strong> gehört damit zu den innovativsten<br />
Unternehmen Deutschlands.<br />
Geschäftsführer Christoph Dahlmann<br />
fühlt sich seiner Heimatstadt<br />
Hüsten sehr verb<strong>und</strong>en. Auf eine<br />
große Feier zum Jubiläum wurde<br />
verzichtet, stattdessen spendete die<br />
Firma Geld an das Hüstener Kinderheim<br />
Marienfrieden <strong>und</strong> an den<br />
Hospizverein <strong>Arnsberg</strong>/<strong>S<strong>und</strong>ern</strong><br />
sowie an drei überregionale Projekte.<br />
Dazu gab es vom 1. bis 3. November<br />
eine Firmen-Jubiläumsfahrt <strong>für</strong><br />
Mitarbei ter <strong>und</strong> ihren „Anhang“ nach<br />
Mainz. Auf dem Programm standen<br />
u. a. eine Flughafenbesichtigung in<br />
Frankfurt <strong>und</strong> eine Planwagen-Weinbergr<strong>und</strong>fahrt<br />
in Nierstein.<br />
Vor allem die Transportbranche steht<br />
wegen des BREXIT-Abkommens vor<br />
Veränderungen. Aber dank ständiger<br />
Weiterbildung <strong>und</strong> Spezialisierung<br />
<strong>für</strong>chtet die Hüstener Spedition<br />
A.L.S. die verschiedenen Szenarien<br />
nicht. ■<br />
Perfekt gefeiert: Bei der Firmen-Jubiläumsfahrt zum 30-jährigen Bestehen in der Nähe von Mainz<br />
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Wie Maria den Rudolf zur<br />
Krippe gebracht hat …<br />
Aus dem Leben eines leidenschaftlichen<br />
Krippensammlers<br />
Ü<br />
ber Krippen hatte Rudolf<br />
Brenke als junger Mann nur<br />
wenig nachgedacht. Und das,<br />
obwohl er in einer Schreinerei tätig<br />
war. Seine Frau Maria war es, die ihm<br />
„den Weg zu den Krippen geebnet hat.“<br />
Hier hat also eine Maria ihren Josef, äh<br />
Rudolf zu den Krippen gebracht.<br />
Christel Zidi<br />
Tom Linke<br />
„Hätte ich das besser nicht gemacht“,<br />
kommt der Ehefrau schon mal der<br />
Gedanke, wenn sich im Wohnzimmer<br />
Krippe über Krippe türmt. Aber<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich steht sie schon hinter<br />
seinem raumeinnehmenden Hobby. Es<br />
ist eine schöne Zeitbeschäftigung <strong>für</strong><br />
ihren Mann, aber auch eine sehr zeitaufwendige.<br />
Rudolf ist ein waschechter Hüstener.<br />
Vor 70 Jahren wurde er in der Ketteler -<br />
Straße geboren. Seine Frau Maria<br />
lernte er 1977 kennen. Die Wickederin<br />
arbeitete zu der Zeit in der „Karoline“,<br />
genauer gesagt in der „Kalten Küche“<br />
des Karolinenhospitals. 1980 bekam das<br />
Ehepaar sein erstes Kind, Tochter Sonja.<br />
Zwei Mädchen - Julia <strong>und</strong> Madeleine<br />
- sollten noch folgen. „Zu Kindern<br />
gehören Krippen“, ist auch heute noch<br />
die feste Überzeugung der sechsfachen<br />
Großmutter. Schon ihren Eltern war die<br />
Weihnachtskrippe enorm wichtig. Der<br />
Vater baute die Familienkrippe – wie es<br />
in den Nachkriegsjahren oft üblich war<br />
- noch selbst.<br />
Die erste Krippe des Paares stammt<br />
aus der ehemaligen Buchhandlung<br />
Seve rin. Stolz zeigt uns Rudolf Brenke<br />
diese Krippe, die noch heute zu seiner<br />
umfang reichen Sammlung gehört. Besonders<br />
stolz ist er auf ein Exemplar, das<br />
ihm seine nach Neuseeland ausgewanderte<br />
Tochter Julia geschickt hat.<br />
R<strong>und</strong> 20 Krippen beherbergt die<br />
Wohnung der Brenkes in der Vorweihnachtszeit.<br />
Dann, wenn es wieder<br />
46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
darum geht, eine seiner Krippen<br />
auszustellen. So wie in diesem Jahr<br />
im Schaufenster des Schuhhauses<br />
Prange in Hüsten.<br />
Die erste Ausstellung<br />
1999 war es, als Rudolf Brenke<br />
zum ersten Mal auf einer Krippenausstellung<br />
war. Die Vosswinkeler<br />
Krippenausstellung hatte eine lange<br />
Tradition. Organisiert wurde sie von<br />
„Bertrams Gerhard“, dem Leiter der<br />
ehemaligen Kolpingfamilie Vosswinkel.<br />
Hier bekam Rudolf Brenke<br />
genügend Anregungen <strong>für</strong> seine<br />
Krippen, hier hat es ihn endgültig<br />
gepackt. Man könnte fast sagen, hier<br />
erfolgte die Initialzündung <strong>für</strong> den<br />
Krippensammler. Auch seine Exponate<br />
gelangten bald unter den fünf<br />
Höchstplatzierten <strong>und</strong> Prämierten.<br />
Seit fünf Jahren kümmert sich das<br />
Ehepaar regelmäßig darum, dass im<br />
Pfarrheim in der Goethestraße zu<br />
Heiligabend eine Krippe aufgestellt<br />
ist. Sie gehören zum Helferteam r<strong>und</strong><br />
um Pfarrer Jung, das sich darum<br />
kümmert, dass alleinstehende Menschen<br />
an Weihnachten nicht allein<br />
sein. Dass sie im dortigen Pfarrheim<br />
gemeinsam ein schönes Fest feiern<br />
können. Im Pfarrheim unter dem<br />
Tannenbaum mit der Weihnachtskrippe<br />
…<br />
Für Rudolf Brenke ist zwar nicht<br />
das ganze Jahr Weihnachten, aber<br />
das ganze Jahr Krippenzeit. Denn<br />
irgendwas muss ständig an seinen<br />
Krippen restauriert oder repariert<br />
wird. Da<strong>für</strong> macht er es sich nicht<br />
leicht, geht nicht ins Geschäft<br />
oder online <strong>und</strong> bestellt sich Entsprechendes.<br />
Nein, Rudolf Brenke<br />
hat den Recycling-Gedanken tief<br />
verinnerlicht. Ein altes, ausrangiertes<br />
Playmobil-Teil wird schnell<br />
mal umfunktioniert in einen Trog<br />
<strong>für</strong> die Krippentiere. Zahnstocher<br />
werden zum Zaun r<strong>und</strong> um die<br />
Krippen-Rindviecher. Seine jüngste<br />
Krippe ist aus einer alten Kokosnuss<br />
gebastelt, die mal als Futterschale <strong>für</strong><br />
seine Wellensittiche diente. Selbstverständlich<br />
wird sie auch bald<br />
ausgeleuchtet werden. Und auch um<br />
diese letzten Details kümmert sich<br />
Marias Rudolf besonders liebevoll.<br />
KKK – Krippen, Kirmes,<br />
Karneval<br />
Für ihn gibt nur weniges, das an den<br />
Stellenwert des Krippensammelns<br />
herankommt. Zum einen ist es die<br />
Hüstener Kirmes. Wenn es wieder<br />
heißt „Die Kirmes ist eröffnet“, hält<br />
ihn nichts mehr zuhause. Sein drittes<br />
Steckenpferd ist der Karneval, in<br />
der HüKaGe, der Hüstener Karnevalsgesellschaft<br />
fühlt es sich r<strong>und</strong>um<br />
wohl. Ein echter Hüstener eben.<br />
Rudolf Brenke gönnt sich kaum<br />
Ruhe. Während wir <strong>WOLL</strong>-Mitarbeiter<br />
gemütlich eine Tasse Kaffee<br />
mit seiner Frau trinken, läuft er im<br />
Wohnzimmer auf <strong>und</strong> ab. Den Kopf<br />
voller Ideen, wie er seine Krippen<br />
noch schöner gestalten kann… ■
DER SCHNEE IN DER BADEWANNE<br />
Ein ‚ganz blöder Spruch‘ machte Erich Roscher vor über 70 Jahren zu<br />
einem professionellen Skispringer<br />
Inga Bremenkamp<br />
Tom Linke<br />
Sauerländer LEUTE –<br />
Der MENSCH dahinter<br />
48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
ier käme ich auch noch runter“,<br />
scherz te Erich Roscher locker <strong>und</strong> fröh-<br />
„H lich, als er mit einem seiner Kumpel vor<br />
über 70 Jahren nach dem Langlauftraining in Usseln<br />
den Skispringern beim Fliegen zuschaute. Willi Balkenohl<br />
hatte seinen Fre<strong>und</strong> Erich beim Wort genommen.<br />
Er stapf te los <strong>und</strong> meldete seinen Sportsfre<strong>und</strong> bei der<br />
Jury als Nachspringer an. „Wer A sagt, muss auch B sagen“,<br />
weiß Erich Roscher seitdem nur zu gut. „Aus der<br />
Nummer kam ich nicht mehr raus. Alle Helfer wussten<br />
Bescheid - also lieh ich mir breite Skier aus, setzte mich<br />
auf den Balken <strong>und</strong> hoffte nur, dass ich da irgendwie<br />
heile herunter komme“, erzählt der ehemalige Profispringer<br />
aus <strong>Arnsberg</strong>.<br />
Ein Spruch, ein Sprung, eine Karriere<br />
Heruntergekommen ist Erich Roscher. Und das nicht nur<br />
irgendwie, sondern beeindruckend gut. „Das war mein<br />
allererster Sprung. Ich bin direkt sehr weit geflogen. Fast<br />
so weit wie die aktiven Springer, die vor mir dran waren“,<br />
erinnert sich der heute 89-Jährige. Seine Kollegen, die<br />
im Auslauf auf den eigentlichen Langläufer warteten,<br />
glaubten ihren Augen kaum: „Die haben mich direkt<br />
gefragt, ob ich verrückt sei“, berichtet Erich Roscher <strong>und</strong><br />
schmunzelt. Dieser Sprung aus dem Nichts entging auch<br />
dem damaligen Regierungs präsidenten nicht. Er stattete<br />
den plötz lichen Newcomer direkt mit den damals sehr<br />
teuren Sprungskiern aus <strong>und</strong> sorgte da<strong>für</strong>, dass er einen<br />
maßgeschneiderten Anzug bekam. „Ich hatte ja nichts.<br />
Keine Schuhe, keine Skier - <strong>und</strong> dann das. Das war eine<br />
völlig verrückte, spontane <strong>und</strong> eigentlich ganz blöde<br />
Idee“, sagt Erich Roscher, der sich in den darauffolgenden<br />
Jahren bis zur Teilnahme an den internationalen Weltcupspringen<br />
in Willingen gekämpft hatte <strong>und</strong> wie die<br />
anderen professionellen Springer auch die Arme im Flug<br />
nach vorne zog <strong>und</strong> in der Luft versuchte, so lange wie<br />
möglich ruhig zu bleiben.<br />
Die zweite Heimat<br />
„In Willingen waren wir Deutschen im Gegensatz zu<br />
den Norwegern <strong>und</strong> Finnen ein ganz kleines Licht. Aber<br />
wir haben schon damals die Atmosphäre in dem Dörfchen<br />
genossen. Willingen war <strong>für</strong> mich direkt wie eine<br />
zweite Heimat“, erzählt Erich Roscher, der während der<br />
Wettkämpfe wie die meisten Skispringer bei Privatleuten<br />
im Upland untergekommen war. „Ich lag da in Betten,<br />
da konntest du mich schon gar nicht mehr drin sehen.<br />
Herrliche Feder betten. Unglaublich herzliche Leute. Und<br />
Schulkinder, die sich darum stritten, wer mir die Skier<br />
hoch an den Schanzentisch schleppen darf“, erinnert<br />
sich der Sauerländer, der in Prag geboren wurde <strong>und</strong> im<br />
Erzgebirge aufgewachsen ist – ein Fleckchen Erde, in dem<br />
die meisten übrigens schon mit Skiern geboren werden,<br />
wie Erich Roscher sagt.<br />
Der Schnee von der Heide<br />
Erich Roscher hat die Willinger beeindruckt <strong>und</strong> die<br />
Willinger haben Erich Roscher beeindruckt – mit ihrer<br />
Gastfre<strong>und</strong> lichkeit, ihrem Herz <strong>für</strong> das Skispringen <strong>und</strong><br />
verrückten Aktionen, die die Wett kämpfe das ein oder<br />
andere Mal vor dem Ausfall gerettet haben. „Das ganze<br />
Dorf stand hinter den Wettkämpfen. Die sind mit Kind<br />
<strong>und</strong> Kegel auf die Heide geklettert <strong>und</strong> haben den Schnee<br />
in Badewannen <strong>und</strong> Wäschekörben darunter geholt,<br />
wenn auf der Schanze <strong>und</strong> im Tal nicht genug lag, um<br />
springen zu können. Das war ein Dörfchen, vor dem man<br />
unglaublichen Respekt haben muss“, sagt Erich Roscher,<br />
dessen weitester Sprung auf der Mühlenkopfschanze über<br />
84 Meter ging, was <strong>für</strong> die damalige Zeit beachtlich war.<br />
Das Harz am Hintern<br />
„Die Bürger Willingens haben immer alles da<strong>für</strong> getan,<br />
dass wir springen können. Einmal war der Holzturm an<br />
der Schanze so vereist, dass an Springen nicht zu denken<br />
war. Da sind die Helfer kurzerhand losgelaufen <strong>und</strong><br />
haben im Wald auf dem Mühlenkopf eine Fichte geschlagen.<br />
Die haben sie unterhalb der eigentlichen Luke quer<br />
gelegt, sodass wir von dort aus starten konnten – mit<br />
ziemlich viel Harz am Hintern“, erzählt Erich Roscher<br />
<strong>und</strong> lacht.<br />
Die Skier auf den Schultern<br />
„Meine Hausschanze war in <strong>Winter</strong>berg. Um dahin zu<br />
kommen, bin ich morgens um 6 Uhr in der Früh von<br />
Wildshausen nach Oeventrop marschiert. Zu Fuß <strong>und</strong><br />
mit den Skiern auf den Schultern. Via Zug ging es dann<br />
weiter nach <strong>Winter</strong>berg, wo ich um 14 Uhr Training<br />
hatte. Abends ging es dann via Zug <strong>und</strong> ab Oeventrop<br />
natürlich wieder zu Fuß nach Hause. So was ist heute<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 49
„Willingen war <strong>für</strong> mich wie eine zweite Heimat.“<br />
<strong>und</strong>enkbar“, erzählt Erich Roscher. Um auch eine<br />
Schanze vor der Haustür zu haben, haben Erich Roscher<br />
<strong>und</strong> seine Fre<strong>und</strong>e immer wieder eine Naturschanze auf<br />
dem Seltersberg in <strong>Arnsberg</strong> gebaut. „Das war mehr eine<br />
Spaßnummer, genau wie die Stadtmeisterschaften 1953.<br />
Wir hatten in <strong>Arnsberg</strong> schon damals wie heute zu wenig<br />
Schnee, weshalb die damalige Meisterschaft wohl die<br />
einzige in der Geschichte der Stadt bleiben wird“, sagt<br />
Erich Roscher, der die Meisterschaft am 08.02.1953 mit<br />
Sprüngen über 20 <strong>und</strong> 18 Metern <strong>für</strong> sich entschied <strong>und</strong><br />
bei den Wettkämpfen damals <strong>für</strong> <strong>Arnsberg</strong> 09 an den<br />
Start ging.<br />
Zeit <strong>und</strong> <strong>für</strong> das Engagement eines ganzen Dörfchens,<br />
das den Schnee vor r<strong>und</strong> 70 Jahren aus Liebe zu den<br />
Wettkäm p fen auf der Mühlenkopfschanze auch mal in<br />
Badewannen von der Heide geholt hat. ■<br />
Der Förster der Schilder<br />
Erich Roscher, der seine Urk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Zeitungsartikel<br />
sorgfältig abgeheftet hat <strong>und</strong> auf diese Art <strong>und</strong> Weise<br />
gerne durch die alte Zeit blättert, ist vielen <strong>Arnsberg</strong>ern<br />
übrigens auch als ‚Förster der Schilder‘ bekannt: „Ich war<br />
nach meiner Karriere <strong>für</strong> die komplette Beschilderung<br />
der Straßen in Altarnsberg verantwortlich. Alles, was mit<br />
Schildern <strong>und</strong> Straßenmarkierungen zu tun hatte, habe<br />
ich gemacht“, berichtet der gelernte Autoschlosser, der<br />
im Januar 90 Jahre alt wird <strong>und</strong> bis heute gerne an das<br />
‚ständig volle Haus‘ in Willingen zurückdenkt. Erich Roscher<br />
ist ein sehr zufriedener <strong>und</strong> vor allem bescheidener<br />
Mann. Ein Mann, der dankbar ist <strong>für</strong> diese schöne alte<br />
50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
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Schöner wohnen im Sauerland<br />
Ansprechender Wohnraum ist in den begehrten Lagen des Sauerlands<br />
richtig knapp geworden. Besonders hoch ist die Nachfrage in<br />
<strong>Arnsberg</strong>-Neheim. Aus diesem Gr<strong>und</strong> hat sich das Briloner Immobilienunternehmen<br />
WGB Mainzer dazu entschieden, im Barthold-Cloer -<br />
Weg insgesamt 34 neue Eigentumswohnungen zu entwickeln.<br />
WGB Mainzer<br />
Dirk Bannenberg<br />
Wirtschaftszentrum Neheim<br />
Neheim ist <strong>für</strong> den gesamten Hochsauerlandkreis<br />
ein wirtschaftliches<br />
Zentrum. Die Fußgängerzone sowie<br />
die parallel liegende Apothekerstraße<br />
sind mit ihren Einzelhandelsgeschäften<br />
über die Region hinaus beliebt.<br />
In Neheim haben nicht nur viele<br />
attraktive Arbeitgeber aus der Industrie<br />
ihren Sitz, sondern auch etliche<br />
Firmen aus der New Economy, der<br />
Werbung <strong>und</strong> anderen Dienstleistungen.<br />
Im Kaiserhaus an der Möhnestrasse<br />
herrscht “Start-up” Feeling<br />
samt Co-Working Space <strong>und</strong> vielen<br />
Events.<br />
Das Projekt<br />
Die 34 Wohnungen werden voraussichtlich<br />
im Frühjahr 2021 fertiggestellt.<br />
Die 2-5 Zimmer Eigentumswohnungen<br />
haben dabei eine<br />
Wohnfläche zwischen 47 <strong>und</strong> 135<br />
Quadratmetern. Im Erdgeschoss sind<br />
Loggien vorhanden oder eine direkte<br />
Gartennutzung möglich. Im Obergeschoss<br />
haben die Wohnungen Balkone<br />
<strong>und</strong> die Dachgeschosswohnungen<br />
erhalten exklusive Dachterrassen.<br />
Fahrzeuge können in der Tiefgarage<br />
abgestellt werden <strong>und</strong> es gibt zusätzlich<br />
Fahrrad-Stellplätze <strong>und</strong> Kellerräume<br />
<strong>für</strong> die Bewohner. Die<br />
Wohnungen sind sowohl <strong>für</strong> Selbstnutzer<br />
als auch <strong>für</strong> Kapitalanleger<br />
interessant.<br />
Weitere Informationen, Preise oder<br />
ein Exposée erhält man bei WGB<br />
Mainzer, Herr Schleich unter<br />
02961 – 97 64 30. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 51
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Viel mehr als „nur“ Möbel<br />
Engagierte <strong>Ense</strong>r gründeten einen Verein, in dem<br />
alle gern anpacken<br />
Verena Sen<br />
Manfred Haupthoff<br />
„Wenn jemand<br />
eine Idee hat,<br />
sagen wir<br />
‘Probiert’s aus!’“<br />
Hans-Werner Neumann<br />
I<br />
ntegration, Ehrenamt, Dorfgemeinschaft<br />
– abgewetzte Schlagworte? – Von<br />
wegen! Bei „<strong>Ense</strong>r Möbel <strong>und</strong> Mehr e.V.“<br />
sind genau diese Begriffe Programm.<br />
Das wird im Gespräch mit dem ersten Vorsitzenden<br />
Hans-Werner Neumann, Bauingenieur<br />
im Unruhestand, ganz schnell deutlich.<br />
Es ist das „Mehr“ im Vereinsnamen,<br />
das den Unterschied macht.<br />
2015 eröffnete das Kaufhaus „<strong>Ense</strong>r Möbel<br />
<strong>und</strong> Mehr“. Damals gab die Caritas den<br />
Anschub als Antwort auf die Ankunft von<br />
über 250 Geflüchteten, die nach ihren oft<br />
traumatischen Fluchterlebnissen erst einmal<br />
vor dem Nichts standen. Kleidung, Möbel,<br />
Küchenutensilien <strong>und</strong> andere Dinge des<br />
täglichen Gebrauchs wurden gesammelt <strong>und</strong><br />
bei „<strong>Ense</strong>r Möbel <strong>und</strong> Mehr“ angeboten.<br />
In vielen Orten gab es zu dieser Zeit ähnliche<br />
Initiativen <strong>und</strong> Entwicklungen, aber in<br />
<strong>Ense</strong> ist daraus ein erstaunliches Pf<strong>und</strong> <strong>für</strong><br />
den ganzen Ort entstanden.<br />
Uns macht’s einfach Freude!<br />
Als die Caritas sich 2017 aus der Leitung des<br />
Kaufhauses zurückzog, kam dann das „Mehr“<br />
zum Zuge. Die Gemeinde wollte das Projekt<br />
gerne weiterführen <strong>und</strong> Neumann gründete<br />
zusammen mit anderen engagierten <strong>Ense</strong>rn<br />
den Verein. Gemeinsam mit Georg Brucker<br />
stellt der 75-Jährige seither den Vorstand. 100<br />
Mitglieder sind dabei, die meisten davon schon<br />
in Rente, r<strong>und</strong> 60 Aktive packen regelmäßig<br />
mit an, viele der neuzugewanderten Nachbarn<br />
helfen auch fleißig mit. Während andere<br />
Vereine um ihren Fortbestand bangen, boomt<br />
„<strong>Ense</strong>r Möbel <strong>und</strong> Mehr“. Wie geht das?<br />
Neumann erklärt das <strong>Ense</strong>r Erfolgsgeheimnis<br />
so: „Uns macht’s einfach Freude! Und diese<br />
Begeisterung muss immer wieder aufrechterhalten<br />
werden. Man muss den Leuten eine<br />
Aufgabe geben <strong>und</strong> sie müssen selbst entscheiden<br />
dürfen. Wenn jemand eine Idee hat, sagen<br />
wir ‘Probiert’s aus!’ Und dann machen die das<br />
52 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
<strong>und</strong> sind da<strong>für</strong> verantwortlich <strong>und</strong> dann klappt das auch. Man<br />
muss viele Leute kennen <strong>und</strong> selbst dabei sein, nicht nur eine<br />
große Schnauze haben“. So kommt es, dass zur regelmäßigen<br />
Kaffeer<strong>und</strong>e der acht Mitglieder des erweiterten Vorstands<br />
häufig an die 40 Leute kommen.<br />
Auf Augenhöhe<br />
Im Kaufhaus begegnet man sich auf Augenhöhe, es gibt nichts<br />
umsonst, aber je nach Geldbeutel gelten auch reduzierte Preise.<br />
Und ein netter Schnack <strong>und</strong> ein Tässchen Kaffee sind immer<br />
drin. Für Anfang September wird der 4000. Besucher erwartet,<br />
r<strong>und</strong> 10.000 St<strong>und</strong>en haben die ehrenamtlichen Mitglieder des<br />
Vereins letztes Jahr insgesamt geleistet.<br />
Neben dem sozialen Gedanken spielt auch Nachhaltigkeit eine<br />
große Rolle. „Wir sagen gr<strong>und</strong>sätzlich: ‘Nichts wegschmeißen,<br />
sondern kommt erst <strong>und</strong> lasst es uns reparieren’“. Besonders<br />
Reparaturen elektronischer Geräte hebt Neumann hervor. So<br />
hilft der kleine Ort <strong>Ense</strong> aktiv mit, den CO2-Fußabdruck des<br />
Sauerlands ein wenig zu verkleinern.<br />
Jeden Dienstag <strong>und</strong> Donnerstag ist das Kaufhaus geöffnet, jedes<br />
Mal ist ein Team von sechs bis acht Helfenden da. Reinhild<br />
Vornahl, Neumanns Stellvertreterin, <strong>und</strong> Gaby Becka, beide<br />
vom Team der ersten St<strong>und</strong>e, nehmen Spenden an <strong>und</strong> schauen,<br />
ob noch etwas aufgearbeitet werden muss. Solche Dinge<br />
kommen dann ins Repair-Café, <strong>und</strong> da geht’s erst richtig los!<br />
Nähmaschinen-Boom <strong>und</strong> Strick-Renaissance<br />
200 Meter weiter, im „Raum <strong>für</strong> Alle(s)“ helfen regelmäßig an<br />
die 30 Ehrenamtliche mit. Jeder ist <strong>für</strong> eine bestimmte Sache<br />
verantwortlich <strong>und</strong> erstattet in den 14-tägigen Vereinssitzungen<br />
Bericht über sein Ressort. Vom 22-jährigen Elektroniker bis<br />
zum 84-jährigen Schneidermeister ist jede Altersgruppe vertreten.<br />
500 Teile werden hier im Schnitt in einem Jahr repariert,<br />
letztes Jahr alleine 80 Nähmaschinen. „Manchmal bringen<br />
„Kommt erst mal her <strong>und</strong><br />
lasst es uns reparieren“<br />
die auch solche<br />
Kaffeemaschinen<br />
<strong>für</strong> teuer Geld“,<br />
schmunzelt Neumann,<br />
„aber dann<br />
wissen sie nicht, dass man die entkalken muss. Die muss man<br />
dann nur in Essigwasser legen, dann laufen sie wieder, <strong>und</strong> die<br />
wollten sie schon wegschmeißen“. Sogar ein altes Radio von<br />
1918 war schon dabei. Hier<strong>für</strong> wurden neue Röhren besorgt<br />
<strong>und</strong> dann hat es der junge Amar aus Syrien wieder flott gemacht.<br />
„Wir nehmen <strong>und</strong> reparieren alles, was man mit beiden<br />
Händen tragen kann. Nur Hausbesuche machen wir nicht“,<br />
bringt es Neumann auf den Punkt. Die K<strong>und</strong>en helfen mit<br />
oder trinken einen Kaffee <strong>und</strong> lernen so ganz nebenbei auch<br />
die anderen Aktivitäten im Repair-Café kennen. Die örtlichen<br />
Kindergärten kommen zu Besuch <strong>und</strong> schauen den Reparateuren<br />
über die Schulter, jeden zweiten Sonntag gibt es ein Senioren-Café.<br />
Auch das Tanzbein wird geschwungen, einmal im<br />
Monat trifft sich gleichzeitig eine Künstlergruppe. Einmal die<br />
Woche ist Spielenachmittag, Hilfe bei Antragsstellungen <strong>für</strong><br />
Geflüchtete ist eine Selbstverständlichkeit, alle zwei Wochen<br />
kommen knapp 30 Leute aus allen Generationen zum Stricken<br />
<strong>und</strong> Klönen, einmal im Monat wird Platt „gekuiert“ in der<br />
Plattdeutschen R<strong>und</strong>e…<br />
Wir helfen gerne<br />
Hans-Werner Neumann<br />
Neumann ist mit Herzblut bei der Sache <strong>und</strong> es gibt noch<br />
mehr, was ihn antreibt: „Einmal, dass man Erfahrungen gesammelt<br />
hat in vielen Bereichen. Die möchte man einfach gerne<br />
weitergeben, vor allem auch im sozialen Bereich. Mein Vater<br />
hat immer gesagt, ‚wir helfen gerne‘. Und Leute begeistern<br />
können, die auf der gleichen Wellenlänge sind.“ Diese Einstellung<br />
scheint den Geist der Vereinsmitglieder widerzuspiegeln.<br />
Manchmal ist ja auch weniger mehr, aber das gilt <strong>für</strong> die <strong>Ense</strong>r<br />
Möbel <strong>und</strong> Mehr ganz <strong>und</strong> gar nicht! ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 53
Wer ist der Mann auf dem Tuch?<br />
Wanderausstellung des Malteser-<br />
Ordens in <strong>S<strong>und</strong>ern</strong><br />
Gisela Wilms<br />
Sandra Peetz & Lia Miederhoff<br />
Anfang 2018 schrieb der<br />
S<strong>und</strong>eraner Thorsten<br />
Miederhoff eine E-Mail<br />
an Pfarrer Stefan Siebert. „Wäre<br />
das nicht auch etwas <strong>für</strong> <strong>S<strong>und</strong>ern</strong>?“<br />
fragte er <strong>und</strong> bezog sich damit auf<br />
eine Ausstellung der Malteser über<br />
das Turiner Grabtuch. Nach einigen<br />
Vorüberlegungen <strong>und</strong> einer gemeinsamen<br />
Fahrt nach Müns ter, wo die<br />
Exponate im Frühjahr letzten Jahres<br />
zu sehen waren, stand fest: „Das<br />
machen wir!“ Denn warum sollte<br />
die Nachbildung des berühmten<br />
Leinens <strong>und</strong> der anderen Gegenstände<br />
immer nur in Großstädten<br />
präsentiert werden? Warum nicht<br />
auch mal im ländlichen Bereich?<br />
Es folgten Gespräche mit Vertretern<br />
des Malteser-Ordens, die die Wanderausstellung<br />
2013 ins Leben gerufen<br />
hatte. Termine wurden abgesprochen,<br />
die in Frage kommenden Orte besichtigt,<br />
die gesamte Logistik geprüft.<br />
Im Herbst <strong>2019</strong> war es dann endlich<br />
so weit. Die Ausstellung wurde am 27.<br />
Oktober eröffnet <strong>und</strong> konnte bis zum<br />
3. Dezember in der Kirche St.-Johannes<br />
in <strong>S<strong>und</strong>ern</strong> besucht werden.<br />
Das am meisten untersuchte<br />
Stück Stoff<br />
Welche Intention verfolgen der<br />
Malteser Hilfsdienst als Projekt leiter,<br />
Pfarrer Stefan Siebert <strong>und</strong> der Unternehmer<br />
Thorsten Miederhoff? Geht<br />
es darum, ein viel diskutiertes Tuch<br />
den Sauerländern präsentie ren zu<br />
können, oder spielen andere Motive<br />
eine Rolle? Sowohl als auch lautet hier<br />
die Antwort. Das Grabtuch ist das am<br />
meisten untersuchte Stück Stoff in<br />
der Geschichte der Menschheit, allein<br />
von daher schon wert, ausgestellt zu<br />
werden. Im<br />
14. Jahrh<strong>und</strong>ert zum ersten Mal<br />
erwähnt, wird seit jener Zeit darüber<br />
diskutiert, wer auf dem 4 m x 1 m<br />
großen Tuch zu sehen ist. Ist es Jesus?<br />
Ist es echt oder ein Gemälde? Die<br />
Ergebnisse der Wissenschaft unterschiedlicher<br />
Fakultäten zu diesen<br />
Fragen sind beeindruckend, geben<br />
aber keine endgültigen Antworten.<br />
So hat man Blutspuren entdeckt,<br />
die von einem Menschen stammen,<br />
Pollen <strong>und</strong> Sporen von Pflanzen lassen<br />
54 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
sich in Ägypten verorten, Staubreste weisen auf die Gegend<br />
um Jerusalem hin. Gerichtsmediziner haben festgestellt, dass<br />
der Körper, der auf dem Stoff zu sehen ist, gefoltert wurde,<br />
die Blutstriemen auf dem Rücken schließen auf Geißelung,<br />
der Kopf zeigt blutige Verletzungen, wie vom Tragen einer<br />
Dornenkrone bzw. Dornenhaube. Eine W<strong>und</strong>e an der Seite<br />
ist dem Körper postmortal zugefügt worden. Der Mensch hat<br />
maximal 72 St<strong>und</strong>en in dem Tuch gelegen. Diese Indizien<br />
<strong>und</strong> noch viele andere stimmen mit den Beschreibungen aus<br />
der Bibel überein, sodass die Vermutung nahe liegt, es könnte<br />
sich um Jesus von Nazareth handeln. Allerdings kollidieren<br />
die Ergebnisse unter anderem mit der Datierung des Tuches.<br />
Untersuchungen haben ergeben, dass es im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
gewebt wurde. Aber auch diese Festlegung wird von<br />
einigen Fachleuten bezweifelt. Heute wird das Leinen unter<br />
High-Tech-Bedingungen im Turiner Dom aufbewahrt, nur zu<br />
besonderen Anlässen kann es die Öffentlichkeit bew<strong>und</strong>ern.<br />
Damals jedoch galten keine Vorsichtsmaßnahmen, demnach<br />
war es Verschmutzungen ausgesetzt. Nach wissenschaftlicher<br />
Auffassung kann eine Verunreinigung von 2 % reichen, um<br />
einen Gegenstand 1500 Jahre älter erscheinen zu lassen.<br />
“Durch die Visualisierung wird anschaulich,<br />
wie die Menschen unter<br />
der Hinrichtungsmethode gelitten<br />
haben.“ Thorsten Miederhoff<br />
Ein Foto, dessen Entstehung niemand erklären kann<br />
Während die meisten der bisher erlangten Erkenntnisse mehrere<br />
Deutungen zulassen, hat <strong>für</strong> eine weitere spektakuläre<br />
Entdeckung niemand eine Erklärung. 1898 fotografierte der<br />
Italiener Secondo Pia das Abbild <strong>und</strong> erlebte beim Entwickeln<br />
des Fotos eine Überraschung: Das Negativ zeigte so deutlich<br />
einen Mann, wie es normalerweise nur auf einem fertigen<br />
Bild, dem Positiv, der Fall ist. Ein Phänomen, das bis zum<br />
heutigen Tag niemand deuten kann.<br />
So viele Fragen, so viel Ungeklärtes, so viele verschiedene<br />
Meinungen. Wenn sich sogar die Kirche nicht festlegt, wer die<br />
Person auf dem Grabtuch ist, warum war es Thorsten Miederhoff<br />
<strong>und</strong> Stefan Siebert so wichtig, die Ausstellung nach<br />
<strong>S<strong>und</strong>ern</strong> zu holen? Im Gespräch mit den beiden Herren <strong>und</strong><br />
der Regional-Kuratorin der Malteser, Adelheid von Aulock,<br />
wird deutlich, dass es nicht um die Frage geht, ob es sich hier<br />
um authentische Exponate handelt. Vielmehr soll eine Auseinandersetzung<br />
mit dem Glauben angestoßen werden. Das<br />
Team hofft, dass die ausgestellten Gegenstände eine Eigendynamik<br />
entwickeln. Dornenhaube, Nägel, der nachgebildete<br />
Korpus <strong>und</strong> vor allem die Kopie des Turiner Grabtuches in<br />
Originalgröße sollen mit dem Betrachter korrespondieren. Es<br />
werden Vorgaben seitens der Veranstalter vermieden, die über<br />
die erklärenden Texte auf den Stelen hinausgehen. Erläuter<br />
Pfarrer Stefan Siebert <strong>und</strong> Thorsten Miederhoff (v.l.)<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 55
In der St. Johannes Kirche<br />
ungen der Personen, die die Besucher ehrenamtlich durch<br />
die Kirche begleiten, lassen Raum <strong>für</strong> Interpretationen.<br />
Die gesamte Ausstellung unterliege dem Konjunktiv, wie<br />
Frau von Aulock formulierte. „Könnte es so gewesen sein?<br />
Müsste ich anhand dessen, was ich gesehen habe, die<br />
Geschichte, die Bibel anders betrachten?“, sind zentrale<br />
Fragen, mit denen sich die Besucher auseinandersetzen<br />
sollen. „Wünschenswert wäre es, wenn die Person offen<br />
<strong>und</strong> ohne vorgefertigte Meinung die einzelnen Elemente<br />
betrachtet, sodass sich deren Wirkung voll entfalten kann“,<br />
so die Kuratorin.<br />
Die Qualen der Kreuzigung<br />
Ein weiteres Ziel, das die Initiatoren verfolgen, scheint<br />
losgelöst von der rein theologischen Sicht. Thorsten<br />
Miederhoff hat es bei seinem Besuch in Münster selbst<br />
erfahren. „Natürlich habe ich in der Vergangenheit schon<br />
einiges über die Kreuzigung gelesen. Aber zu sehen, wie<br />
die Dornenhaube gebaut ist, wie grauenvoll die Geißel<br />
ausschaut, ist etwas völlig anderes. Durch die Visualisierung<br />
wird auf erschreckende Weise anschaulich, wie<br />
die Menschen unter der Hinrichtungsmethode gelitten<br />
haben.“ Frau von Aulock ergänzt: „Ich glaube oder hoffe,<br />
dass unsere Besucher ein größeres Maß an Empathie entwickeln,<br />
wenn sie sich vergegenwärtigen, dass das Kapitel<br />
noch nicht der Vergangenheit angehört. Auch heute leben<br />
Menschen auf unserer Erde, die unbeschreiblichen Qualen<br />
ausgesetzt sind.“<br />
Nach Münster, Speyer, Düsseldorf, Köln <strong>und</strong> anderen<br />
großen Städten war die Ausstellung mitten in <strong>S<strong>und</strong>ern</strong> angekommen,<br />
bevor sie in den nächsten Jahren nach Südamerika<br />
<strong>und</strong> Russland gebracht wird. Vielleicht hat der ein oder<br />
andere Leser die Gelegenheit genutzt <strong>und</strong> sich die Kopien<br />
des viel diskutierten Turiner Grabtuches <strong>und</strong> der zur Kreuzigung<br />
gehörenden Gegenstände an geschaut. Und vielleicht<br />
sind die Eindrücke so nachhaltig, dass die gerade begonnene<br />
Weihnachtszeit zu etwas ganz Besonderem wird. ■<br />
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zum Fotografieren oder Sonnenuntergang gucken – <strong>für</strong> mich<br />
bleibt es einer der schönsten Orte in meiner Heimatstadt.<br />
Land<br />
Die unzähligen Stauseen des Sauerlandes. Seit ich meinen Führerschein<br />
habe, nutze ich die Gelegenheiten spontan zum Möhne- oder<br />
Sorpesee zu fahren.<br />
Leute<br />
Mit den Menschen des Sauerlandes verbinde ich vor allem die<br />
Mitglieder meine Familie. Sie haben immer darauf geachtet, mir<br />
möglichst viel von der Heimat mitzugeben. Das Kennenlernen der<br />
Wanderwege, die Geschichte hinter einigen Dorf- <strong>und</strong> Städtenamen,<br />
oder die Erk<strong>und</strong>ung der Region – ohne sie wüsste ich heute nicht so<br />
viel über meine Heimat, das Sauerland. ■<br />
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Matilda schwärmt <strong>für</strong> Bienen<br />
Susanne Köhlers Buch über <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Kleinen,<br />
die Großes bewirken<br />
Sonja Heller<br />
Manfred Haupthoff<br />
Susanne Köhler hat einen Auftrag. „Hier läuft<br />
etwas schief, hier muss etwas geschehen!“ denkt sie<br />
beim abendlichen Lesen eines Romans mit aktuellem,<br />
wissenschaftlichen Bezug. Sie spürt, dass sie sich<br />
engagieren muss. Zwar kennt sie sich als Polizistin mit<br />
Problemsituationen aus. Aber diesmal dreht sich der Fall<br />
nicht um Menschen, sondern um Bienen.<br />
Dass chinesische Kinder Bienen nur noch aus dem Fernseher<br />
kennen, hatte Susanne Köhler entsetzt. In ihrer abendlichen<br />
Lektüre erfuhr sie, dass die Bienenvölker durch Pestizide<br />
in großen Teilen Chinas so stark dezimiert worden waren,<br />
dass nun Menschen die Arbeit der Bienen übernehmen <strong>und</strong><br />
Blüten von Hand bestäuben müssen. Denn ohne Bestäubung<br />
gibt es kein Obst an den Bäumen. „Das ist so eine wichtige<br />
Sache <strong>und</strong> jeder sollte darüber Bescheid wissen, wie nachhaltig<br />
der Eingriff in die Natur mittlerweile ist“, meint Susanne<br />
Köhler. Die Polizistin musste nicht lange überlegen, wie dieser<br />
Fall zu lösen sei <strong>und</strong> entschied sich, ein Buch zu schreiben<br />
– ein Bienen-Buch <strong>für</strong> Eltern <strong>und</strong> Kinder.<br />
Von der Autorin zur Imkerin<br />
Obwohl sie keinerlei Erfahrung als Autorin hatte <strong>und</strong> bis zu<br />
dem Zeitpunkt ebenso wenig über Bienen wusste, entwickelte<br />
sie in kurzer Zeit eine Story. Darin findet das Mädchen<br />
Matilda eine fast leblose Biene <strong>und</strong> kümmert sich um sie. Sie<br />
lernt eine fre<strong>und</strong>liche Polizistin <strong>und</strong> den Imkersohn Milan<br />
kennen, der ihr viel Wissenswertes über Bienen erzählt. Zwei<br />
Monate benötigte die Autorin, den „Fall Biene“ zu Papier zu<br />
bringen. „Matilda schwärmt <strong>für</strong> Bienen“ lautet der zweideutige<br />
Titel des Buches. Unterstützung bekam Susanne Köhler<br />
von mehreren Hobby-Imkern, darunter ein Polizei-Kollege,<br />
der sie mit fachlichem Wissen unterstützte. Er machte mit<br />
ihr auch den Schritt von der Theorie zur Praxis, indem er<br />
Susanne Köhler zu ihrem ersten eigenen Bienenvolk verhalf.<br />
Da war das Buch längst fertig.<br />
Der Tanz der Bienen<br />
Ihr tatkräftiges Engagement <strong>für</strong> die Umwelt begeisterte auch<br />
Susanne Köhlers Umfeld. Mittlerweile bilden sie <strong>und</strong> fünf<br />
Nachbarn in Bachum eine kleine Imker-Gemeinschaft. Die<br />
Nachbarn <strong>und</strong> die kleine Protagonistin des Buches, Matilda,<br />
wissen jetzt genau, warum Bienen schwärmen <strong>und</strong> warum<br />
dies so immens wichtig <strong>für</strong> die Natur ist. Aber Susanne<br />
Köhler möchte dieses Wissen auch ganz direkt an Kinder<br />
vermitteln <strong>und</strong> plant bereits kleine Lesungen in den Gr<strong>und</strong>schulen.<br />
58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Erlös unterstützt Imkerverein<br />
Susanne Köhler <strong>und</strong> Alina Fabri<br />
Susanne Köhler verfolgt mit ihrem Buch nicht nur das Ziel,<br />
Kinder <strong>und</strong> auch Erwachsene <strong>für</strong> dieses wichtige Thema zu<br />
sensibilisieren. Mit einem Teil des Gewinns aus den Verkäufen<br />
von „Matilda schwärmt <strong>für</strong> Bienen“ wird sie einen<br />
hiesigen Imkerverein unterstützen. Sie wünscht sich <strong>für</strong> die<br />
Zukunft, dass die Bedeutung der Biene <strong>für</strong> die Natur den<br />
Menschen bewusster wird. Dass mehr Imker animiert <strong>und</strong><br />
Bienenvölker besser verteilt werden, um eine flächendeckendere<br />
Bestäubung zu ermöglichen. Der „Fall Biene“ ist <strong>für</strong> die<br />
Autorin also noch lange nicht abgeschlossen, weitere Geschichten<br />
sollen folgen. ■<br />
Dass ein solches Buch nicht nur durch seine Geschichte<br />
lebt, sondern auch durch Bilder, war der Bienen-Autorin<br />
schnell klar. Deswegen finden sich im Buch neben kleinen<br />
Szenen aus der Erzählung ebenfalls Sach-Zeichnungen zu<br />
den Verhaltensweisen der Bienen, wie zum Beispiel dem<br />
Schwänzeltanz. Allesamt wurden die Illustrationen von der<br />
Architekturstudentin Alina Fabri in niedlichen Buntstiftzeichnungen<br />
umgesetzt.<br />
Susanne Köhler wurde<br />
inspi riert von<br />
Maja L<strong>und</strong>es Roman<br />
„Die Geschichte der Bienen“.<br />
Matilda schwärmt<br />
<strong>für</strong> Bienen<br />
(Susanne Köhler)<br />
Matilda findet eine fast leblose<br />
Biene <strong>und</strong> kümmert sich<br />
um sie. Dabei lernt sie eine<br />
fre<strong>und</strong> liche Polizistin, einen<br />
Imker <strong>und</strong> dessen Sohn Milan<br />
kennen, der ihr das faszinierende<br />
Leben eines Bienenvolkes<br />
erklärt. Matilda erfährt<br />
spannende Hintergründe zu<br />
den Verhaltensweisen der Bienen,<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 59
Schwungvoller Swing im Sauerland<br />
Das <strong>Arnsberg</strong>er Skyliner-Swingtett begeistert mit Jazzmusik vom Feinsten<br />
Manfred Haupthoff<br />
“It<br />
don’t mean a thing, if<br />
I ain’t got that Swing”<br />
(Duke Ellington)*<br />
Spielfreude mit viel<br />
Professionalität<br />
Das Skyliner Swingtett ist eine<br />
Formation von fünf Musikern, die<br />
in ihrer Stammbesetzung mit Piano<br />
(Elmar Nordmann), Schlagzeug<br />
(Michael Couley), Bass (Tibi Kühn),<br />
Saxophon (Joe Hafner) <strong>und</strong> Posaune<br />
(Martin Burgard), Jazz-Musik vergangener<br />
Tage wieder neu aufleben<br />
lassen. Bis auf einen haben alle Musik<br />
studiert <strong>und</strong> üben dieses Handwerk<br />
auch beruflich aus, sei es als Lehrer<br />
am Gymnasium oder an einer Musikschule.<br />
Im Anfang gibt es<br />
immer eine Idee<br />
Die Idee dazu kam Elmar Nordmann<br />
2015, als er in seiner Big Band des<br />
Gymnasiums Petrinum feststellte, dass<br />
in einigen der jungen Menschen ein besonderes<br />
musikalisches Potential steckt,<br />
das es zu fördern galt. Um die Fähigkeiten<br />
besonders auf dem Gebiet der<br />
Improvisation <strong>und</strong> Spielfertigkeit zu erweitern<br />
<strong>und</strong> zu fördern, gründete er eine<br />
Jazz-Combo, bei der der Nachwuchs<br />
immer wieder Gelegenheit bekommt,<br />
<strong>für</strong> einen gewissen Zeitraum bis hin<br />
zu einem Auftritt mitzuspielen. Inzwischen<br />
konnten zahlreiche junge Musikerinnen<br />
<strong>und</strong> Musiker zusammen mit<br />
dem Skyliner-Swingtett bei Auftritten<br />
mitwirken. Einige von ihnen haben Eingang<br />
gef<strong>und</strong>en in andere renommierte<br />
Bands oder haben mit den erworbenen<br />
Kenntnissen eigene Bands bis hin zur<br />
Big Band gründen können. Auch konnten<br />
einige sogar bei Studioaufnahmen<br />
des Skyliner-Swingtetts mitwirken <strong>und</strong><br />
diesen Bereich des Musik-Business live<br />
kennenlernen.<br />
Was wird denn so<br />
gespielt?<br />
Das Repertoire des Skyliner Swingtetts<br />
gründet sich vor allem auf die Swingmusik<br />
<strong>und</strong> den Latin-Jazz der 1930er Jahre<br />
bis heute <strong>und</strong> orientiert sich an großen<br />
Jazzmusikern wie Duke Ellington, Thelonious<br />
Monk, Dizzy Gillespie, Miles<br />
Davis, Charlie Parker u. a.; die dynamische<br />
Band gibt deren Musik ein neues<br />
zeitgenössisches Feeling.<br />
60 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Von den „Alten“ lernen.<br />
Förderung ist Zukunft<br />
Doch dient die gemeinsame Leidenschaft<br />
zu einer vergangenen Musikära<br />
eben nicht allein zur musikalischen<br />
Umrahmung von Veranstaltungen. Eine<br />
besondere <strong>und</strong> wichtige Aufgabe sieht<br />
das von Elmar Nordmann gegründete<br />
Swingtett in der Förderung junger Musiker.<br />
So wird jungen Talenten immer<br />
wieder die Möglichkeit gegeben, in diesem<br />
<strong>Ense</strong>mble ihr Spiel, insbesondere im<br />
Bereich der Improvisation, zu entfalten.<br />
Die Jungen lernen von den Erfahrungen<br />
der Alten. Und dies nicht nur in der<br />
musikalischen Spielpraxis, sondern auch<br />
im Bereich der Aufführungspraxis, der<br />
Bühnenpräsenz, des Managements, der<br />
musikalischen Rechte u. v. m.<br />
Jazz ist mehr als Kult<br />
Wenn die fünf Musiker mal wieder<br />
eine Zeit lang unter sich sind, arbeiten<br />
sie an ihren diversen Unterhaltungsprogrammen,<br />
die nicht nur Vernissagen,<br />
Empfänge oder Festakte umrahmen. Im<br />
Programm ist auch eine Reise durch 80<br />
Jahre Jazzmusik, bei der die Zuhörer in<br />
einem musikalischen Vortrag Klassiker<br />
des Jazz - von den Dreißiger Jahren bis<br />
heute - präsentiert bekommen <strong>und</strong> zwischen<br />
den Stücken Interessantes über die<br />
Komponisten, Musiker <strong>und</strong> Songs dieser<br />
Zeit erfahren. ■<br />
Zu den Musikern:<br />
Elmar Nordmann (Piano<br />
/ Hammond-Orgel <strong>und</strong><br />
Band-Leader), studierte Musik<br />
an der Folkwanghochschule in<br />
Essen<br />
Martin Burgard (Posaune),<br />
studierte Musik an der Universität<br />
in Dortm<strong>und</strong><br />
Tibi Kühn (E-Bass),<br />
Profi-Musiker aus Rumänien<br />
<strong>und</strong> Inhaber einer priv.<br />
Musikschule in Iserlohn<br />
Michel James Couley (Schlagzeug),<br />
ehem. Berufsmusiker bei<br />
der britischen Armee, seit 1980<br />
Musikschullehrer<br />
Josef „Joe“ Hafner (Sopran-,<br />
Alt- <strong>und</strong> Tenor-Saxophon), seit<br />
den 70er Jahren Mitglied in diversen<br />
Bands <strong>und</strong> Big Bands als<br />
Solo-Saxophonist<br />
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Zimmertyp Ihrer Wahl<br />
*2x Sauerländer Verwöhn-Frühstück vom Buffet<br />
*2x 3-Gänge-Genussmenü<br />
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*1x Basisbehandlung „Harmonie“<br />
*1x Wohlfühlmassage, 30 Min.<br />
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Pfeilschnell <strong>und</strong> über 60 Jahre jung<br />
In Soest stationierte englische Soldaten legten den Gr<strong>und</strong>stein<br />
<strong>für</strong> den Bogensport in Raum Soest/<strong>Arnsberg</strong><br />
Manfred Haupthoff<br />
1957, also vor über 60 Jahren, begann<br />
die Ära des Bogensports<br />
in Soest. Initiatoren waren die<br />
dort stationierten, englischen Soldaten. Das zog bald<br />
Kreise. Die Soester Polizei war ebenfalls sehr interessiert.<br />
Ein Verein gründete sich zeitnah.<br />
So fing es an...<br />
Im Soester Jahnstadion waren es zuerst die Engländer, die<br />
den Bogensport als Zeitvertreib <strong>und</strong> zu ihrer eigenen Ertüchtigung<br />
ausübten. Das sprach sich schnell herum <strong>und</strong> schon<br />
bald gesellten sich Polizisten aus Soest <strong>und</strong> Umgebung zu<br />
dieser Truppe. Durch die Verbindung der Soester Polizisten<br />
zu ihren <strong>Arnsberg</strong>er Kollegen gab es erste Kontakte aus dem<br />
Sauerland zum Soester Bogensportverein.<br />
Bald darauf bildete sich ein Ableger<br />
des Soester Vereins in Rumbeck<br />
Da es wirklich beschwerlich war, zum Training extra nach<br />
Soest zu fahren, bildete sich kurz darauf ein Ableger des<br />
Soester Muttervereins in Rumbeck. Sechs begeisterte Bogenschützen<br />
bildeten hier in der Rumbecker Anfangszeit das<br />
Vereinsleben ab. Besser gesagt, füllten es prächtig aus.<br />
Bei jedem Wetter wurde auf dem Trainingsgelände geübt.<br />
Das sprach sich schnell herum. Ein langsamer, aber kontinuierlicher<br />
Anstieg der Mitgliederzahlen aus allen Bevölkerungskreisen<br />
<strong>und</strong> Altersgruppen setzte ein. Dabei blieb der<br />
Soester Mutterverein weiterhin <strong>für</strong> Trainingsbögen, Scheiben,<br />
Pfeile <strong>und</strong> die gesamte weitere Vereinslogistik zuständig.<br />
62 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Der Bogensport in Rumbeck<br />
<strong>und</strong> Umgebung<br />
Der Einzugsbereich der Rumbecker Abteilung besteht<br />
zurzeit aus Meschede, <strong>S<strong>und</strong>ern</strong>, Oeventrop, Freienohl <strong>und</strong><br />
natürlich <strong>Arnsberg</strong>. Circa 60 Mitglieder sind es aktuell in<br />
Rumbeck. Alle Mitglieder der Rumbecker Bogenschützen<br />
eint eine große Freude an der gemeinsamen Sache.<br />
Es herrscht - bei allgemeiner <strong>und</strong> gegenseitiger Wertschätzung<br />
- eine ges<strong>und</strong>e Konkurrenz vor. Die älteren<br />
Schützen nehmen die Jungen „an die Hand“, geben dabei<br />
ihre Erfahrung, ihr Wissen <strong>und</strong> Können weiter. Stetes<br />
Üben <strong>und</strong> Lernen ist natürlich Bedingung. Bogensport ist<br />
eine Mischung aus ca. 80 Prozent Konzentration <strong>und</strong> 20<br />
Prozent Kraft. Spaß macht es natürlich auch. Und das bei<br />
jedem Wetter.<br />
Die gute Mischung macht den Verein aus! ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 63
„Kunststoff ist<br />
die Zukunft“<br />
Kunststoffbranche ein<br />
wichtiger Standortfaktor<br />
im Sauerland<br />
Paul Senske<br />
Inga Bremenkamp<br />
„K<br />
unststoff ist <strong>für</strong> mich mein Leben, da<br />
verdiene ich mein Geld mit <strong>und</strong> dazu<br />
noch alle 120 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter, die wir haben“, sagt Jens Frommberger.<br />
„Kunststoff ist die Zukunft.“ Gemeinsam mit seinem<br />
Bruder Lars Frommberger <strong>und</strong> Knut Langer ist er<br />
Geschäftsführer der Firma Werner Langer GmbH &<br />
Co. KG aus Meschede-Berge, einem „Leuchtturm“<br />
der Kunststoffbranche im Hochsauerlandkreis. „Die<br />
Kunststoffbranche ist ein bedeutender Standortfaktor<br />
im Sauerland“, betont Lars Frommberger.<br />
Die Statistik des statistischen Landesamtes, IT. NRW,<br />
unterstreicht das: 2018 waren insgesamt 28 Firmen<br />
(ab 20 Mitarbeiter) in der Kunststoffbranche im Hochsauerlandkreis<br />
tätig <strong>und</strong> beschäftigten 2.693 Personen.<br />
Das waren drei Firmen mehr als 2017, das Plus bei den<br />
Beschäftigten betrug 8,5 Prozent. Der Umsatz betrug gut<br />
511 Millionen Euro (19,1 Prozent mehr als 2017), der<br />
(direkte) Export-Anteil lag bei r<strong>und</strong> 35 Prozent. „Auch<br />
die Kunststoffbranche im HSK hat <strong>für</strong> Wachstum gesorgt<br />
<strong>und</strong> ist ein wichtiger Arbeitgeber“, erklärt Stefan Severin,<br />
IHK-Geschäftsbereichsleiter <strong>für</strong> Volkswirtschaft, Kommunikation,<br />
Unternehmensförderung, International. „Die<br />
Industrie ist hier vielschichtig aufgestellt. Die Metall- <strong>und</strong><br />
Elektroindustrie sowie der Maschinenbau bilden zwar<br />
einen Schwerpunkt, dennoch sind wir alles andere als<br />
monostrukturiert. Das macht uns relativ krisenfest.“<br />
Firma Langer produziert 6.000 Kunststoffteile<br />
Die Firma Langer („Kompetenz in Kunststoff - Von der<br />
Idee bis zur Serie“) produziert in drei Schichten r<strong>und</strong><br />
6.000 hochwertige Kunststoff-Teile. Von der Konstruktion<br />
<strong>und</strong> Entwicklung über den Werkzeugbau <strong>und</strong> Spritzguss<br />
bis zur Montage von Baugruppen bietet der mit über<br />
30 verschiedenen Arbeitszeit-Modellen als „familien-<br />
64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
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fre<strong>und</strong>liches Unternehmen“ zertifizierte <strong>und</strong> in Berge fest<br />
verwurzelte Weltmarktführer die komplette Prozesskette<br />
an. Produziert wird <strong>für</strong> die Bereiche Elektrotechnik,<br />
Lager- <strong>und</strong> Fördertechnik, Freizeit <strong>und</strong> Sport, Werbemittel<br />
<strong>und</strong> Bürobedarf, Bauzubehör, Haushalt <strong>und</strong> Hospital<br />
sowie <strong>für</strong> die Leuchten-Industrie. Langer produziert u. a.<br />
auch <strong>für</strong> das Hüstener Lichttechnik-Unternehmen Trilux, GEMEINSAM FÜR<br />
zum Beispiel ein Leuchtenteil <strong>für</strong> eine LED-Lampe. UNSERE Lars ZUKUNFT<br />
Frommberger erklärt die Herstellung des Kunst stoffteils<br />
im sogenannten Spritzgussverfahren (Umformverfahren):<br />
„Das Material besteht aus Granulat, das sind kleine<br />
Körner. Die kommen in die Spritzgussmaschine, werden<br />
dort thermisch aufgewärmt <strong>und</strong> unter Druck in die Form<br />
eingepresst.“ Nach der Abkühlung wird das Werkzeug<br />
geöffnet <strong>und</strong> das Kunststoffteil entnommen. Qualitätskontrollen<br />
<strong>und</strong> Nachbearbeitungen sind weitere Schritte.<br />
Viele Produkte werden in Zusammenarbeit mit den<br />
K<strong>und</strong>en entwickelt.<br />
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Ein anderer „Leuchtturm“ der Kunststoffbranche ist die<br />
Firma Ramspott GmbH & Co. KG. aus Bestwig-Nuttlar.<br />
Das 1958 gegründete <strong>und</strong> in der dritten Generation<br />
von Heiner Ramspott geführte Unternehmen hat sich<br />
auf Herstellung <strong>und</strong> Vertrieb von Metall- <strong>und</strong> Kunststoffprodukten<br />
spezialisiert. Das Unternehmen liefert als<br />
innovativer Hersteller von Dusch- <strong>und</strong> Brauseschläuchen<br />
oder Kunststoffdichtungen eine große Palette an Sanitärprodukten.<br />
Die meisten Duschschläuche bestehen aus<br />
einem Verb<strong>und</strong> von Kunststoffschläuchen in Verbindung<br />
mit Metall ummantelungen. Auch die Oberteil-Klassiker<br />
aus der Ventiltechnik werden in Nuttlar produziert.<br />
Vertrieben werden die Badartikel über den Sanitär-Fachhandel<br />
<strong>und</strong> die Baumärkte. Ramspott genießt in der<br />
Branche einen glänzenden Ruf. Zahlreiche Erfindungen<br />
wie der Duschschlauch-Drehkonus wurden zu Patenten<br />
angemeldet.<br />
Die Kunststoff-Branche im Sauerland wächst. Die sogenannten<br />
polymeren Werkstoffe gelten als Wegbereiter <strong>für</strong><br />
ökonomischen, ökologischen <strong>und</strong> sozialen Fortschritt.<br />
Kaum ein anderer Werkstoff ist so vielfältig <strong>und</strong> innovativ<br />
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Prost<br />
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Jaust<br />
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Wat krisse?<br />
Schluffen<br />
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Guck ma aufn Tacho…!<br />
betuppen<br />
Bumms<br />
Omma & Oppa<br />
Aufn Keks gehen<br />
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Twersbraaken Nuckelpinne<br />
Mit Foffo!<br />
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rumschlarwenzeln<br />
Pannekauken<br />
Schmackes<br />
Ette<br />
Nachtpolter<br />
krabaftig<br />
Äppel<br />
Käsekauken<br />
schnöggelig<br />
Kannse ma sehen!<br />
Duseldüppen<br />
Schloiterbuchse<br />
De Oime<br />
rumschleutern<br />
röppen<br />
Ömmes<br />
Schnuck<br />
Wo kommse wech?<br />
Strakstich<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 65
Gute Ausbildungschancen<br />
<strong>und</strong> findet<br />
sich so in vielen<br />
Produkten des Alltags<br />
wieder. Besonders in der Medizin sind Kunststoff-Artikel<br />
lebenswichtig.<br />
Ungeachtet dessen genießt Kunststoff, umgangssprachlich<br />
als Plastik bezeichnet, nicht den besten Ruf. Gr<strong>und</strong> ist der<br />
problematische ökologische Fußabdruck (Meeresmüll,<br />
Wegwerfmentalität, Plastikverpackungen, Entsorgung).<br />
„Die Themen Umweltschutz, Ressourcenschonung <strong>und</strong><br />
Recycling spielen bei uns eine große Rolle“, betont Jens<br />
Frommberger. „Jedes Teil hat bei uns einen Materialstempel.<br />
Man kann sehen, aus welchem Material es gemacht ist.<br />
Wir versuchen, Materialverschwendung in der Produktion<br />
zu vermeiden. Das heißt, wir setzen entweder einen Heisskanal<br />
an, den wir direkt auf den Artikel spritzen können,<br />
ohne einen Anguss. Wenn wir einen Anguss haben, dann<br />
fügen wir den dem Spritzprozess sofort wieder bei, indem<br />
wir eine Beistell-Mühle neben der Maschine haben.“<br />
Für die Geschäftsführer der Firma Langer steht fest:<br />
„Kunststoff hat Zukunft. Das hat auch B<strong>und</strong>eswirtschaftsminister<br />
Peter Altmaier auf der jüngsten Kunststoffmesse in<br />
Düsseldorf gesagt“, so Jens Frommberger. „Bei Einwegverpackungen<br />
mag Kunststoff nicht der Weg der Wahl sein.<br />
Schauen wir aber zum Beispiel auf den Automobilbau.<br />
Alles soll leichter werden, das geht nicht mit Metall.“ Lars<br />
Frommberger fügt hinzu: „Wenn das Thema Nachhaltigkeit<br />
eine große Rolle spielt, Recycling-Ware genutzt <strong>und</strong><br />
der Kreislauf der Ware berücksichtigt wird, nicht alles auf<br />
der Deponie landet, sondern aufgearbeitet wird, dann hat<br />
Kunststoff eine gute Zukunft. Kunststoff macht Energie-Ersparnis<br />
möglich, die Bauteile werden leichter <strong>und</strong> die<br />
CO2-Bilanz ist in vielen Bereichen besser als bei Metall.“<br />
Als gut <strong>und</strong> zukunftssicher gelten auch die Ausbildungschancen<br />
in der heimischen Kunststoff-Branche.<br />
Der klassische Weg führt zum Verfahrensmechaniker<br />
<strong>für</strong> Kunststoff- <strong>und</strong><br />
Kautschuktechnik, darauf<br />
aufbauend zum Techniker<br />
<strong>und</strong> Meister. Ein anderer<br />
Weg ist die duale Ausbildung<br />
mit Studium<br />
der Kunststofftechnik.<br />
Auch Anlagemechaniker<br />
haben gute Chancen.<br />
Die Firmen<br />
setzen auf qualifizierten<br />
Nachwuchs<br />
<strong>für</strong> sichere <strong>und</strong><br />
attraktive Arbeitsplätze.<br />
■<br />
Kunststoffe (im Volksm<strong>und</strong> auch Plastik<br />
genannt) sind künstlich hergestellte Werkstoffe<br />
aus Makromolekülen. Sie werden synthetisch -<br />
aus dem Rohstoff Erdöl - oder halbsynthetisch<br />
- durch Modifikation natürlicher Polymere<br />
- hergestellt. Umgewandelte Naturprodukte<br />
sind zum Beispiel Gummi aus dem Saft der<br />
Gummibäume (Kautschuk) <strong>und</strong> Fasern, die<br />
aus Cellulose gewonnen werden. Die Technopolymere,<br />
wie sie auch genannt werden, unterteilen<br />
sich in drei Gruppen: Thermoplaste, die<br />
sehr formbar sind <strong>und</strong> wiederholt verwendet<br />
werden können, wie Plastikbecher. Duroplaste,<br />
die aus eher hartem <strong>und</strong> sprödem Material<br />
bestehen, das u. a. beim Steckdosen-Gehäuse<br />
zum Einsatz kommt. Die dritte Gruppe sind<br />
die Elastomere, die z. B. in Plastikschwämmen<br />
vorkommen.<br />
Der erste Kunststoff der Menschheitsgeschichte<br />
war das sogenannte Birkenpech.<br />
Es wurde durch Trockendestillation aus<br />
Birken rinde gewonnen <strong>und</strong> diente als Universalkleber.<br />
66 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
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Was hat ein<br />
Gullideckel mit<br />
Kunststoff zu<br />
tun?<br />
Mescheder Spritzguss-Spezialisten sind Marktführer<br />
bei Modellzeichen <strong>für</strong> den Gießereibedarf<br />
Dirk Bannenberg<br />
S. Droste & Privat<br />
Man muss schon staunen,<br />
was unsere heimische<br />
Wirtschaft so alles herstellt.<br />
Riskieren wir zum Beispiel einen<br />
Blick nach Meschede-Berge, wo das<br />
Unternehmen Werner Langer GmbH<br />
& Co. KG seinen Sitz hat <strong>und</strong> mit<br />
derzeit 120 Mitarbeitern hochwertige<br />
Kunststoff-Spritzgussteile produziert.<br />
Unter anderem auch Modellzeichen.<br />
„Wer in Europa über einen Gullideckel<br />
geht, der geht mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit über eines unserer<br />
Modellzeichen <strong>für</strong> den Gießereibedarf“,<br />
erklärt Knut Langer, einer der<br />
drei Geschäftsführer.<br />
Modellzeichen werden zum Beispiel<br />
<strong>für</strong> Gussprodukte verwendet, die<br />
eine Kennzeichnung in Form einer<br />
Beschriftung, einer Nummer oder<br />
eines Emblems benötigen. Und weil<br />
Gullideckel nun einmal Gussprodukte<br />
sind <strong>und</strong> diese Beschriftung benötigen<br />
(z.B. mit welchem Gewicht sie<br />
belastet werden dürfen), schließt sich<br />
die Lücke zum Kunststoff-Teil aus<br />
Meschede.<br />
6.000 Produkte <strong>für</strong><br />
vielfältige Branchen<br />
Modellzeichen sind aber nur ein Teil<br />
der Produktpalette. Die K<strong>und</strong>en<br />
von Werner Langer kommen aus<br />
den unterschiedlichsten Branchen<br />
wie z.B. der Leuchtenindustrie, der<br />
Fördertechnik, der Medizin, der<br />
Elektrotechnik oder der Bauindustrie.<br />
“Unser Slogan lautet ´Von der<br />
Idee zur Serie´ <strong>und</strong> wir helfen so<br />
unseren K<strong>und</strong>en wirklich umfassend<br />
von der ersten Konstruktionszeichnung<br />
über den Werkzeugbau bis<br />
hin zur Weiterverarbeitung wie z.B.<br />
dem Bedrucken oder der Montage”,<br />
ergänzt Geschäftsführer Jens<br />
Frommberger. Mittlerweile werden so<br />
über 6.000 verschiedene Produkte bei<br />
Werner Langer produziert. ■<br />
Im Jahr 2018 gebaut:<br />
Die neue Logistikhalle in Meschede-Berge<br />
Jens Frommberger (li), Lars Frommberger (m)<br />
<strong>und</strong> Knut Langer sind die drei Geschäftsführer<br />
der Werner Langer GmbH & Co. KG<br />
Karriere mit Ausbildung<br />
Die Werner Langer GmbH & Co. KG bildet in fünf Berufen aus:<br />
• Industriekaufmann / -kauffrau<br />
• Werkzeugmechaniker/in Formentechnik<br />
• Verfahrensmechaniker/in <strong>für</strong> Kunststoff- <strong>und</strong> Kautschuktechnik<br />
• Fachkraft <strong>für</strong> Lagerlogistik<br />
Werner Langer GmbH & Co. KG<br />
Metall- <strong>und</strong> Kunststoffverarbeitung<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 67
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Biofilm im Brauseschlauch?<br />
Bestwiger Unternehmen erhält Förderung <strong>für</strong><br />
den Einsatz ökologisch vorteilhafter Werkstoffe<br />
Dirk Bannenberg<br />
Jeder kennt ihn <strong>und</strong> jeder hat mindestens einen im Haushalt: Die Rede<br />
ist vom Brauseschlauch. Der Brauseschlauch ist eines dieser Produkte,<br />
über welches sich der Otto-Normalsauerländer keine Gedanken macht.<br />
Wir von <strong>WOLL</strong> treffen Heiner Ramspott, Inhaber <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />
der Ramspott GmbH & Co. KG <strong>und</strong> stellen sofort fest: Er gehört nicht<br />
zur “Otto-Normal”-Sorte, denn er beschäftigt sich jeden Tag intensiv mit<br />
Schläuchen <strong>für</strong> Dusche, Armatur & Co.<br />
Das Ding mit dem Biofilm<br />
Die meisten der heute angebotenen<br />
Brauseschläuche werden aus PVC<br />
gefertigt. Selbst Metallschläuche<br />
haben einen Kunststoff-Kern, da sonst<br />
die Wasserdichtigkeit nicht gegeben<br />
ist. PVC ist gr<strong>und</strong>sätzlich bestens geeignet<br />
<strong>für</strong> dieses Produkt, denn es ist<br />
wasserdicht, lange haltbar <strong>und</strong> dabei<br />
flexibel <strong>und</strong> trotzdem temperatur<strong>und</strong><br />
formstabil.<br />
Etwa 80 % der heute angebotenen<br />
Schläuche bestehen aus PVC – <strong>und</strong><br />
Ramspott GmbH & Co. KG<br />
das ist ein echtes Problem! Um das zu<br />
verstehen, muss man sich die Trinkwasserverordnung<br />
vom 1.8.2018 anschauen.<br />
Diese schreibt nämlich eine<br />
Vermeidung von Biofilmen in Brauseschläuchen<br />
vor. Biofilme be stehen<br />
aus einer Schleimschicht (Film),<br />
in der Mikroorganismen wie z. B.<br />
Bakterien, Algen oder Pilze gedeihen<br />
können. Die schlechte Nachricht<br />
lautet: PVC-Schläuche haben leider<br />
die Eigenschaft, dass sich darin diese<br />
Biofilme bilden können.<br />
Brauseschläuche aus<br />
dem Sauerland<br />
Die 1959 gegründete Ramspott<br />
GmbH & Co. KG produziert in Bestwig<br />
seit über 55 Jahren in nunmehr<br />
dritter Generation Dusch- <strong>und</strong> Brauseschläuche<br />
<strong>und</strong> bietet laut eigenen<br />
Angaben diesbezüglich deutschlandweit<br />
die größte Fertigungstiefe der<br />
gesamten Branche. Design, Langlebigkeit<br />
<strong>und</strong> hohe Funktionalität – das<br />
zeichnen die Ramspott-Produkte aus.<br />
Zum Programm gehören in erster Linie<br />
Kunststoff- <strong>und</strong> Metallschläuche<br />
sowie Robolatoren (Perlatoren), die<br />
mit allen gängigen Sanitärprodukten<br />
kompatibel sind. Die hier vorgestellte<br />
Entwicklung sowie zahlreiche<br />
weitere Patente <strong>und</strong> Geschmacksmuster<br />
dokumen tieren das innovative<br />
Gespür des Unternehmens. Mit<br />
seinen 60 Mitarbeitern produziert<br />
Ramspott ausschließlich <strong>für</strong> nationale<br />
<strong>und</strong> internationale Großhändler<br />
<strong>und</strong> Armaturenhe rsteller, so auch<br />
noch immer <strong>für</strong> ihren ersten Brauseschlauchk<strong>und</strong>en,<br />
den ebenfalls im<br />
Sauerland ansässigen Armaturenhersteller<br />
KLUDI.<br />
68 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Dank TPE 30% weniger Material <strong>und</strong> keine Biofilme<br />
Im Gegensatz zu Schläuchen aus PVC, enthalten Schläuche<br />
aus thermoplastischen Elastomeren (TPE) keine Weichmacher.<br />
Biofilme finden hier somit kaum Nähr stoffe <strong>und</strong> haben quasi<br />
keine Chance. Der Haken: TPE ist je nach Härte entweder<br />
nicht so flexibel oder formstabil wie PVC. Ramspott ist es<br />
nun gelungen, dank einer innovativen Fertigungsanlage einen<br />
vielschichtigen Schlauch aus TPE zu entwickeln mit nahezu<br />
den selben Eigenschaften wie PVC – nur ohne Biofilm-Bildung.<br />
Außerdem kann u.a. auf Gr<strong>und</strong> der geringen Masse<br />
mit dem Einsatz von TPE über 30 % Energie <strong>und</strong> Rohmaterial<br />
eingespart werden, was die Ressourcen er heblich schont.<br />
Weiterhin sind vereinfachte Recycling-Verfahren aufgr<strong>und</strong> der<br />
chlorfreien Rohstoffbasis möglich.<br />
Erfolgreich in dritter Generation: Heiner Ramspott, Inhaber <strong>und</strong><br />
Geschäftsführer der Ramspott GmbH & Co. KG in Bestwig<br />
EU-Förderung<br />
All diese Punkte haben dazu geführt, dass dieses besondere<br />
Fertigungsverfahren vom europäischen Fonds <strong>für</strong> regionale<br />
Entwicklung (EFRE) <strong>und</strong> dem LANUV* im Vorfeld gefördert<br />
wurde. Ramspott ist dabei eines von 24 geförderten Unternehmen<br />
in NRW (es gab insgesamt 40 Bewerber). Die hier vorgestellten<br />
Schläuche werden demnächst im Handel verfügbar<br />
sein. Man kann zu dieser großartigen Leistung nur herzlich<br />
gratulieren <strong>und</strong> auch ein bisschen stolz sein auf unsere Produkte<br />
“made in Sauerland.” ■<br />
* Landesamt <strong>für</strong> Natur, Umwelt <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />
Stärker als man denkt<br />
EFRE steigert die Wettbewerbsfähigkeit von KMU<br />
Innovatives Produktionsverfahren zur<br />
Herstellung von PVC freien Brauseschläuchen<br />
© green-lens.de / C. Gelpke<br />
Wir haben ein Herstellungsverfahren <strong>für</strong> einen siebenlagigen TPE Schlauch in<br />
Vollchromoptik entwickelt, um im Bereich von Kunststoffbrauseschläuchen den<br />
umstrittenen Werkstoff PVC durch den ökologisch vorteilhaften Werkstoff TPE<br />
zu ersetzen.<br />
Dieses Projekt wird durch die Europäische Union <strong>und</strong> das Land Nordrhein-Westfalen gefördert.<br />
www.efre.nrw.de<br />
www.wirtschaft.nrw.de<br />
Ramspott GmbH & Co. KG<br />
Briloner Straße 39<br />
D-59909 Bestwig<br />
Tel.: +49 2904 9709- 0<br />
Fax: +49 2904 9709-17<br />
E-Mail: info@ramspott.de<br />
www.ramspott.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 69
Der Herzschlag unter dem Sattel<br />
In der Wiege von Kathrin Müller lag eine große<br />
Portion Pferdeliebe, die sie heute zu einer erfolgreichen<br />
Springreiterin macht<br />
Inga Bremenkamp<br />
Inga Bremenkamp & Privat<br />
70 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
„W<br />
enn du beim Wettkampf<br />
im Einlass stehst<br />
<strong>und</strong> durch den Sattel<br />
spürst, wie das Herz deines Pferdes zu<br />
klopfen anfängt, dann weißt du, dass dein<br />
Partner heute alles richtig machen will <strong>und</strong><br />
<strong>für</strong> dich kämpfen wird“, beschreibt Kathrin<br />
Müller die letzten Sek<strong>und</strong>en vor einem Ritt<br />
durch den Parcour. Ab dann zählt <strong>für</strong> sie<br />
nur die Einheit zwischen Pferd <strong>und</strong> Reiter,<br />
die sie so fasziniert.<br />
Aus Angst wurde Passion<br />
„Kathrin hat auf einem Pferd gesessen, bevor<br />
sie überhaupt richtig laufen konnte“, erinnert<br />
sich Mama Andrea Müller. „Sie hat sich<br />
einfach ganz fest an der Mähne von Sabrina,<br />
unserem ersten Pony, festgekrallt. Ich hatte<br />
den Strick in der einen <strong>und</strong> den Kinderwagen,<br />
in dem Kathrins kleiner Bruder Philipp saß,<br />
in der anderen Hand“, erzählt die zweifache<br />
Mutter aus dem Familienleben der Müllers.<br />
„Für mich gab’s nie etwas anderes. Ich wollte<br />
einfach nie etwas anderes machen. Das ist<br />
schon eine richtige Passion“, erklärt Kathrin<br />
Müller, die den Gut Beringhof leitet. Ihre<br />
Eltern waren damals beide im Pferdesport<br />
aktiv <strong>und</strong> helfen bis heute fleißig auf dem<br />
Familienhof mit. „Von 52 Wochenenden<br />
im Jahr waren wir damals an mindestens 45<br />
Wochenenden alle gemeinsam auf einem Reitturnier<br />
irgendwo in Europa. Papa hat dann an<br />
den großen Turnieren <strong>und</strong> ich an den kleinen<br />
Kinderturnieren teilgenommen“, erinnert sich<br />
die Springreiterin, die in diesem Jahr bei den<br />
Deutschen Meisterschaften in Balve Bronze<br />
holte. „Springen wollte ich schon immer,<br />
wobei ich anfangs tatsächlich Angst davor<br />
hatte. Eine Passion ist das erst geworden, als<br />
ich auf Papas große Pferde durfte. Auf den<br />
kleinen Ponys waren die Sprünge immer<br />
etwas holpriger“, verrät Kathrin Müller, die<br />
gemeinsam mit ihren Eltern <strong>und</strong> 40 eigenen<br />
Pferden auf dem Beringhof in der Nähe von<br />
Voßwinkel lebt.<br />
Das Pferd, das sprang<br />
wie ein Hase<br />
Unter dem Sattel hat die 33-Jährige aktuell<br />
25 Pferde. 15 weitere sind entweder<br />
in Pension, haben frisch gefohlt oder<br />
sind kurz vor der Ausbildung zum<br />
Sprungpferd. Gemeinsam mit<br />
ihrem Papa Bernd hält Kathrin<br />
Müller immer wieder Ausschau<br />
nach jungen Pferden, in denen ein<br />
Talent zu schlummern scheint. „Wir<br />
scouten die Pferde <strong>und</strong> bilden sie dann<br />
aus. Es ist toll, wenn du mit einem Pferd<br />
arbeitest <strong>und</strong> im Parcour irgendwann merkst,<br />
dass es da unter dir gerade ‚klick‘ gemacht hat.<br />
Das ist ein erhebendes <strong>und</strong> tolles Gefühl“,<br />
berichtet Kathrin Müller, die täglich acht bis<br />
zehn Pferde trainiert. Auf der Suche nach<br />
tollen Nachwuchspferden sind ein gutes Auge<br />
<strong>und</strong> manchmal auch etwas Mut gefragt. „Vor<br />
drei Jahren habe ich meinen Hengst For Cash<br />
ziemlich günstig gekauft. Der war damals fast<br />
gar nicht reitbar <strong>und</strong> einige haben mich <strong>für</strong><br />
diese Entscheidung ein wenig ausgelacht. Ich<br />
aber habe da ein Talent gesehen. Ich wusste,<br />
dass er unglaublich gut werden kann, wenn<br />
er erst einmal verstanden hat, worum es<br />
geht“, sagt die studierte Sport- <strong>und</strong> Eventmanagerin.<br />
„For Cash ist anfangs immer ganz<br />
unklassisch gesprungen. Irgendwie hat<br />
er mich an einen Hasen erinnert. Er<br />
wollte immer alles richtig machen,<br />
ist immer höher gesprungen als<br />
er musste <strong>und</strong> ist dabei völlig verkrampft.<br />
Eines Tages hat er’s dann<br />
verstanden“, äußert sich Kathrin<br />
Müller über ihr Lieblingspferd, das<br />
heute ihr drittbestes im Stall ist.<br />
Die unberührte Pferdeseele<br />
Kathrin Müller ist mit Pferden groß geworden.<br />
Sie hat früh verstanden, dass ein<br />
Pony kein Sportgerät, sondern ein richtiger<br />
Spielkamerad ist, um den man sich gut kümmern<br />
muss. Aus diesem Gr<strong>und</strong>satz heraus ist<br />
ihre heutige Philosophie im Umgang mit den<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 71
Pferden entstanden: „Meine Stärke liegt darin,<br />
die Pferde als Reiterin so zu lassen wie sie<br />
sind. Ich versuche nicht, sie in ein bestimmtes<br />
Muster zu pressen. Jedes Pferd ist anders.<br />
Das ist genau wie bei uns Menschen“, erklärt<br />
Kathrin Müller <strong>und</strong> führt fort: „Ich kann ein<br />
Pferd nicht mit Kraft reiten. Das gegenseitige<br />
Vertrauen ist extrem wichtig. An diesem<br />
Punkt trennt sich die Spreu vom Weizen“,<br />
weiß die junge Profireiterin, die überzeugt<br />
davon ist, dass nur ein ges<strong>und</strong>es <strong>und</strong> glückliches<br />
Pferd seine Bestleistung abrufen kann.<br />
bisherigen Erfolge bei nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />
Turnieren empfiehlt sich die Springreiterin<br />
auch immer wieder <strong>für</strong> den A-Kader<br />
von B<strong>und</strong>estrainer Otto Becker. „Mein ganz<br />
großer Traum ist einmal die Teilnahme am<br />
Chio in Aachen. Das wäre schon noch einmal<br />
eine andere Hausnummer“, verrät Kathrin<br />
Müller, die sich schon jetzt wieder<br />
auf den Moment freut, in dem das<br />
Herz ihres Pferdes unter<br />
dem Sattel zu tanzen<br />
anfängt. ■<br />
Der große Traum von Aachen<br />
Kathrin Müller hat mit sechs Jahren an ihrem<br />
ersten Reitturnier teilgenommen <strong>und</strong> viele<br />
Erfahrungen im Wettkampfparcour sammeln<br />
dürfen. Sie schaut <strong>und</strong> hört genau hin, was<br />
ihr sensibel ausgewähltes Pferd am jeweiligen<br />
Wettkampftag braucht: „Jedes Pferd hat<br />
einmal einen schlechten oder einen ganz<br />
besonders guten Tag. Ich spüre genau, ob ich<br />
mein Pferd kurz vor dem Wettkampf pushen<br />
oder bremsen muss. Das ist vermutlich<br />
ähnlich wie bei einem Fußballtrainer, der<br />
vor seiner Kabinenansprache ja auch schaut,<br />
wie es seinen Spielern heute genau geht“,<br />
verdeutlicht Kathrin Müller. Dank ihrer<br />
Susanne Köhler:<br />
Matilda schwärmt <strong>für</strong> Bienen<br />
ISBN: 978-3-948496-05-0<br />
9,90 Euro<br />
Matilda schwärmt <strong>für</strong> Bienen<br />
Matilda findet eine fast leblose Biene <strong>und</strong><br />
kümmert sich um sie. Dabei lernt sie eine<br />
fre<strong>und</strong>liche Polizistin, einen Imker <strong>und</strong> dessen<br />
Sohn Milan kennen, der ihr das faszinierende<br />
Leben eines Bienenvolkes erklärt.<br />
Lesen <strong>und</strong> staunen Sie selbst!<br />
Ein buntes Bienenbuch - nicht nur <strong>für</strong> Kinder!<br />
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72 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Hochwertige<br />
Lautsprecher<br />
aus dem Sauerland<br />
Mit der Kooperation zwischen ROSE-HANDWERK<br />
aus Meschede-Freienohl <strong>und</strong> der „Lautsprecher-<br />
Ikone“ Joachim Gerhard (Süsskindaudio) aus Brilon<br />
entsteht eine neue Lautsprecher-Marke „made in<br />
Sauerland“, die Joachim-Gerhard-Collection.<br />
Besuchen Sie uns – gönnen Sie sich puren Hörgenuss.<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
Manufaktur & Werksverkauf<br />
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59872 Meschede-Freienohl<br />
Telefon 02937 - 969 890<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 73<br />
Ganzjährige Öffnungszeiten: Montag - Freitag: 10 - 18 Uhr | Samstag: 10 - 14 Uhr | Sowie nach Vereinbarung
Seit 30 Jahren<br />
völlig abgehoben<br />
Das Ballonteam Sauerland<br />
aus Oeventrop ist eines der<br />
ältesten im Sauerland<br />
Anne von Heydebrand<br />
Philipp Nolte<br />
An<br />
seine erste Fahrt mit dem Heißluftballon<br />
kann sich Franz-Josef Hanses noch<br />
ganz genau erinnern. Aber nicht, weil sie<br />
besonders schön war. Im Gegenteil: Die Fahrt war alles<br />
andere als ein Highlight. „Ich war 1988 auf einer Firmenreise<br />
in Mexiko. Wir haben damals eine Fahrt mit einem<br />
uralten Ballon gemacht <strong>und</strong> nach 20 Minuten war alles<br />
schon wieder vorbei. Das war eher Strapaze als Erlebnis“,<br />
erinnert sich Hanses lachend zurück. Dass er 30 Jahre<br />
später Chef eines Ballonteams sein wird <strong>und</strong> über 800<br />
Ballonfahrten absolvieren würde, hätte er damals bestimmt<br />
nicht gedacht.<br />
Seine Einstellung zum Ballonfahren sollte sich erst ein Jahr<br />
später ändern. Damals stiftet die Firma Veltins den Segelfliegern<br />
vom Spatzennest in Oeventrop einen Heißluftballon.<br />
Seine erste Fahrt mit dem Ballon an Ostern 1989 bleibt<br />
Franz-Josef Hanses <strong>für</strong> immer in besonderer Erinnerung:<br />
„Damals war es bitterkalt. Wir hatten minus zehn Grad<br />
Außentemperatur <strong>und</strong> sind über den stillen Möhnesee<br />
gefahren. Der Ballon war damals noch nicht getauft <strong>und</strong> der<br />
Ballonführer hielt es <strong>für</strong> eine gute Idee, den Ballon in der<br />
Möhne zu taufen. Bei so einer Taufe berührt der Korb die<br />
Wasseroberfläche - doch der Plan ging schief. Wir waren bis<br />
zu den Knien im eiskalten Wasser <strong>und</strong> die Spaziergänger am<br />
Ufer dachten, dass wir mitsamt dem Ballon untergehen. Bei<br />
meiner anschließenden Taufe bekam ich dann auch meinen<br />
74 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Namen: Fürst Franz lustiger Tannenzapfenpflücker<br />
<strong>und</strong> mutiger Seefahrer vom Stausee zu<br />
Möhne.“<br />
Die Faszination ist noch heute<br />
ungebrochen<br />
Heute ist das Ballonteam Sauerland eines der<br />
ältesten Teams in der Umgebung <strong>und</strong> hat<br />
acht Mitglieder, die zum Teil seit der ersten<br />
St<strong>und</strong>e mit dabei sind. Dabei macht es <strong>für</strong> die<br />
Teammitglieder keinen Unterschied, wer Pilot<br />
ist <strong>und</strong> wer zur Bodenmannschaft gehört.<br />
„Jedes Teammitglied ist enorm wichtig. Ohne<br />
sie könnten wir den Ballon gar nicht in die<br />
Luft bekommen. Das Team hat einen starken<br />
Zusammenhalt. Vom Start bis zur Landung.<br />
Das ist das Tolle!“, macht es René Hanses<br />
deutlich. Der 32-Jährige ist auf dem Flugplatz<br />
in Oeventrop groß geworden <strong>und</strong> ebenfalls<br />
Ballonpilot. Obwohl er, wie sein Vater, sogar<br />
Freiballon-Fluglehrer ist, hat das Ballonfahren<br />
seine Faszination noch immer nicht verloren.<br />
„Die Ruhe beim Ballonfahren ist das Schönste.<br />
Man hat Zeit, sich Details anzuschauen.<br />
Man sieht jeden Garten <strong>und</strong> entdeckt immer<br />
etwas Neues. Außerdem ist man immer zu<br />
Randzeiten unterwegs <strong>und</strong> sieht die schönsten<br />
Sonnenauf- <strong>und</strong> untergänge“, beschreibt<br />
es René Hanses, der mit seiner Leidenschaft<br />
sogar Fre<strong>und</strong>in Linda Dressner angesteckt<br />
hat. Sie wird aktuell zur Ballonpilotin<br />
ausgebildet <strong>und</strong> ist dann eine der wenigen<br />
Frauen in Deutschland, die das Ballonfahren<br />
beherrschen.<br />
Stolz auf den bunten Ballon<br />
Der knallbunte Ballon des Teams fällt sofort<br />
auf, wenn er am Horizont schwebt <strong>und</strong> ist<br />
natürlich der große Stolz der Mannschaft.<br />
Der 3.400 Kubikmeter große Ballonschirm<br />
kann bis zu vier Personen im Korb tragen<br />
<strong>und</strong> wird besonders gepflegt. „So ein Ballon<br />
inklusive Korb <strong>und</strong> Zubehör kann schon mal<br />
bis zu 75.000 Euro kosten <strong>und</strong> ist dann <strong>für</strong><br />
ungefähr 500 Fahrten ausgelegt. Außerdem<br />
muss<br />
er jedes<br />
Jahr zum<br />
TÜV; Schäden<br />
an der Hülle muss<br />
immer eine Spezialfirma reparie ren. So etwas<br />
geht natürlich ins Geld. Wir starten deswegen<br />
auch kaum noch bei Sonnenaufgang, denn<br />
der Morgentau auf den Wiesen ist <strong>für</strong> den<br />
Ballon das Schlimmste“, erklärt Franz-Josef<br />
Hanses.<br />
Teilnahme an der Montgolfiade<br />
Auf ein Highlight freut sich das Team aber<br />
jedes Jahr ganz besonders: die Warsteiner<br />
Internatio nale Montgolfiade. Auch dieses Jahr<br />
war das Team dort vertreten, seine Teilnahme<br />
hat Tradition. „Wir waren schon 1989 mit<br />
dabei. Damals war es noch eine ganz kleine,<br />
familiäre Veranstaltung mit fünf oder sechs<br />
Ballons“, erinnert sich der 67-jährige Teamchef<br />
<strong>und</strong> erzählt, dass das Ballonteam Sauerland<br />
seitdem jedes Jahr an Europas größtem<br />
Heißluftballon-Wettbewerb teilgenommen<br />
hat. Die Leidenschaft zum Ballonfahren ist<br />
immer noch ungebrochen <strong>und</strong> seine Frau<br />
Birgit Hanses bringt es auf den Punkt: „Die<br />
Faszination <strong>für</strong> das Ballonfahren ist bei Groß<br />
<strong>und</strong> Klein da. Das ist einfach toll. Ich selbst<br />
schaue nach all den Jahren immer noch<br />
begeistert nach oben, wenn die Ballons am<br />
Horizont auftauchen.“ ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 75
- Anzeige -<br />
Kameraüberwachung auf dem eigenen Gr<strong>und</strong>stück<br />
Was ist erlaubt, was nicht? Ein Gespräch mit Olsberger Datenschutzprofis.<br />
Einbruch – Vandalismus<br />
– Schmierereien. Gerade<br />
in der dunklen Jahreszeit<br />
ist das leider vermehrt ein Thema<br />
- auch hier bei uns im Sauerland.<br />
Als Abschreckung sind Überwachungskameras<br />
ein gutes Mittel <strong>für</strong><br />
Immobilienbesitzer. Doch was darf<br />
man eigentlich <strong>und</strong> was ist nicht<br />
erlaubt? Wir haben mit Benjamin<br />
Richter <strong>und</strong> Christoph Kleine von<br />
der Datenschutzfirma PROCOVA-<br />
GmbH aus Olsberg darüber<br />
gesprochen.<br />
“Gr<strong>und</strong>sätzlich darf man das eigene<br />
Einfamilienhaus <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stück<br />
mit einer Videokamera überwachen”,<br />
erklärt Richter. “Die Kamera dürfen<br />
Sie vorsorglich anbringen, um Diebe<br />
von einem Einbruch oder Sprayer<br />
von einem unerlaubten Graffiti abzuhalten.<br />
Dabei darf die Kamera allerdings<br />
nur auf das eigene Gr<strong>und</strong>stück<br />
gerichtet sein – nicht auf ein Nachbargr<strong>und</strong>stück<br />
oder auf gemeinsame<br />
Auffahrten. Eine solche Beobachtung<br />
würde das sogenannte Recht auf informationelle<br />
Selbstbestimmung des<br />
Nachbarn verletzen. Dieses Recht ist<br />
Bestandteil des allgemeinen Persönlichkeitsrechts,<br />
das per Gr<strong>und</strong>gesetz<br />
geschützt ist.”<br />
Öffentlicher Bereich<br />
Kameraüberwachungen von öffentlichen<br />
Bereichen vor dem Haus<br />
sind nur in seltenen Fällen zulässig.<br />
Wenn der Eigentümer allerdings<br />
wiederholt Opfer von Straftaten war<br />
<strong>und</strong> infolgedessen über die Gr<strong>und</strong>stücksgrenzen<br />
hinaus den Gehweg<br />
überwacht (z.B. um sein wiederholt<br />
mutwillig beschädigtes Fahrzeug zu<br />
überwachen), wiegt das Interesse des<br />
Eigentümers in der Regel mehr als<br />
das Interesse des allgemeinen Persönlichkeitsrechts.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte man gut sichtbar<br />
ein Schild aufhängen, dass der jeweilige<br />
Bereich überwacht wird. Das<br />
gilt auch <strong>für</strong> direkte Videoaufnahmen<br />
in der Wohnung. Jede Person, ob<br />
angestellte Servicekraft (Babysitter,<br />
Haushaltshilfe) oder auch Besucher<br />
müssen auf die Überwachung<br />
ausdrücklich <strong>und</strong> sehr transparent<br />
hingewiesen werden. Ausnahmen<br />
bilden hier konkrete Verdachtsfälle<br />
z.B. bei wiederholtem Diebstahl.<br />
76 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Speicherung des aufgenommenen<br />
Materials<br />
“Man kann mithilfe der Überwachung auch Beweise<br />
sammeln, wenn man bereits von Diebstahl oder<br />
Sachbeschädigung betroffen war”, klärt uns der<br />
Datenschutzexperte Christoph Kleine auf <strong>und</strong> führt<br />
fort: “Aber bitte nicht die Aufnahmen selbst ins Internet<br />
stellen, um einen Einbrecher zu suchen. So ein<br />
privater Fahndungsaufruf ist verboten, denn er greift<br />
in das allgemeine Persönlichkeitsrecht des Täters ein.<br />
Dieser kann Schadenersatz verlangen. Übergeben Sie<br />
das Filmmaterial am besten der Polizei, damit diese<br />
den Täter ermitteln kann.”<br />
Wie lange man das Videomaterial speichern darf,<br />
darüber äußert sich die DSGVO leider nur sehr<br />
schwammig. Hilfe zum Thema Datenschutz finden<br />
Sie bei Benjamin Richter <strong>und</strong> Christoph Kleine von<br />
PROCOVA aus Olsberg.<br />
Datenschutz <strong>für</strong> Sauerländer<br />
Unternehmen<br />
Anders als <strong>für</strong> Privatleute gelten in Unternehmen viel<br />
strengere Datenschutzbestimmungen - selbst bei Freiberuflern<br />
oder 1-Personen-Firmen. Sobald personenbezogene<br />
Daten automatisiert verarbeitet werden (<strong>und</strong> dies können<br />
auch „Laufzettel“ im Handwerk sein) gilt die DSGVO. Im<br />
Sauerland hat es sich die Firma PROCOVA zur Aufgabe<br />
gemacht, Unternehmen beim Thema Datenschutz als<br />
Berater <strong>und</strong> externen Datenschutzbeauftragter zu unterstützen.<br />
Als Datenschutz-Spezialisten aus der Praxis sind<br />
PROCOVA als Ausbildungsstätte <strong>für</strong> betriebliche Datenschutzbeauftragte<br />
als einzige in Südwestfalen TÜV-Rheinland<br />
zertifiziert. Allein im Jahr 2018 haben die beiden<br />
Geschäftsführer über 120 Datenschutzbeauftragte ausgebildet.<br />
Überdies sind Christoph Kleine <strong>und</strong> Benjamin Richter<br />
auch im Ehrenamt engagiert <strong>und</strong> zwar im Vorstand des<br />
<strong>2019</strong> neu gegründeten Marketingclubs Hochsauerland.<br />
Nehmen Sie gerne Kontakt auf - info@procova.de ■<br />
procova GmbH<br />
Christoph Kleine (links) <strong>und</strong> Benjamin Richter von der Firma PROCOVA aus<br />
Olsberg kennen sich mit Datenschutz <strong>und</strong> der DSGVO bestens aus.<br />
map-mark Brunskappeler Str. 20<br />
59939 Olsberg<br />
phone +49 (0)2985 9089316<br />
Tv www.procova.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 77
Der Verein der<br />
Eichholzfre<strong>und</strong>e<br />
prägt ein ganzes Viertel<br />
Markus Weber<br />
Philipp Nolte<br />
Sie widmen sich mit großem Enthusiasmus der<br />
Bewahrung <strong>und</strong> Erneuerung eines w<strong>und</strong>erschönen<br />
Natur- <strong>und</strong> Wohngebiets in <strong>Arnsberg</strong>, verlieren<br />
dabei aber auch das übrige Alt-<strong>Arnsberg</strong> nicht aus den<br />
Augen: Der Verein der Eichholzfre<strong>und</strong>e hat in den<br />
letzten Jahren mit seinen ehrenamtlichen Projekten das<br />
Eichholzviertel, also das Gebiet südlich des Neumarkts<br />
in Alt-<strong>Arnsberg</strong>, geprägt.<br />
Eine Nachbarschaftsinitiative veranstaltet seit 1982 das<br />
sogenannte „Eichholzfest“, das alle zwei Jahre auf dem<br />
Parkplatz des Kreishauses des HSK stattfindet <strong>und</strong> bei<br />
dem bis heute viele Vereins-Mitglieder, aktuelle<br />
<strong>und</strong> ehemalige Anwohner des Eichholzes, ein<br />
fröhliches <strong>und</strong> ausgelassenes Wiedersehen<br />
feiern. In einer „Nacht- <strong>und</strong> Nebel-Aktion<br />
bei Peter Havestadt (heutiger<br />
Ehrenvor sitzender des Vereins) in der<br />
Garage“, so der heutige 1. Vorsitzende<br />
Christoph Regniet, wurde dann im<br />
Jahr 2003 durch 14 Mitglieder der<br />
Nachbarschaftsinitiative der „Verein der<br />
Eichholzfre<strong>und</strong>e <strong>Arnsberg</strong> e.V.“ gegründet.<br />
„Kinderteich“ erstes Großprojekt<br />
Christoph Regniet wurde dann 2007 darauf aufmerksam<br />
gemacht, dass die Bezirksregierung <strong>Arnsberg</strong> Fördermittel<br />
zur Pflege der Umwelt in Form sogenannter „Heimatschecks“<br />
bereitstellte <strong>und</strong> auch der Hochsauerlandkreis<br />
sich an Projekten der Naturschutzpflege mit einigen<br />
tausend Euro beteiligte. Bald war ein geeignetes Objekt<br />
gef<strong>und</strong>en: der idyllisch gelegene „Kinderteich“ im Eichholz.<br />
Der letzte von ehemals sieben Fischteichen des<br />
Klosters We dinghausen war zu dieser Zeit zugewuchert<br />
<strong>und</strong> unansehn lich, die Uferbefestigung nicht mehr als<br />
solche zu erkennen. Mit Hilfe heimischer Garten-Landschaftsbauunternehmen<br />
(<strong>und</strong> durch<br />
finanzielle Aufstockung der öffentlichen<br />
Fördermittel durch den Verein selbst)<br />
wurde das Ufer des Teiches komplett<br />
neu befestigt <strong>und</strong> mit Palisaden versehen,<br />
der Teich gereinigt <strong>und</strong> ein breiter<br />
Schotterweg angelegt.<br />
Auch zwei neue Ruhebänke wurden<br />
aufgestellt. So ist der nur einige Gehminuten<br />
vom Altstadtzentrum ent fernte Ort<br />
78 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
<strong>Arnsberg</strong> als Wächterin des Eichholzes thront.<br />
Auf Initiative des <strong>Arnsberg</strong>er Försters Wolfram Blanke<br />
wurde der Platz mit r<strong>und</strong>herum aufgestellten Sitzbänken<br />
versehen; außerdem wurde eine Schneise in den Wald<br />
geschlagen, so dass nunmehr eine freie Sicht vom Platz auf<br />
die <strong>Arnsberg</strong>er Neustadt besteht.<br />
Das Ehmsen-Denkmal , auch<br />
bekannt als „Flüsterhäuschen“<br />
wieder zu einem malerisch-verträumten Anziehungspunkt<br />
<strong>für</strong> Spaziergänger <strong>und</strong> Ruhesuchende geworden. Im Jahr<br />
<strong>2019</strong> wurden unter der Regie des Eichholzvereins übrigens<br />
erneut ergänzende Reparatur- <strong>und</strong> Reinigungsarbeiten am<br />
„Kinderteich“ vorgenommen.<br />
Der „Hexentanzplatz“ mit neuer Hexe<br />
Vom Kinderteich führt ein mäßiger Anstieg zu der mit<br />
265 Meter höchstgelegenen Stelle im Eichholz, dem<br />
„Hexentanz platz“. Christoph Regniet: „Bereits im 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert war der Platz ein beliebter Treffpunkt der<br />
Schüler des am Fuße des Eichholzwaldes gelegenen<br />
Gymnasiums Laurentianums. Wir haben uns<br />
daher entschlossen, diesem schönen <strong>und</strong><br />
prominenten Ort ein neues Gesicht zu<br />
geben <strong>und</strong> haben hier zu zum <strong>Arnsberg</strong>er<br />
Künstler Shapor Engineer (bekannt<br />
unter dem Namen „Kettensägen-Schnitzer“)<br />
Kontakt aufgenommen.“<br />
Es entstand nach den Vorgaben<br />
des Vereins eine markante große Hexe<br />
aus Holz, die nunmehr hoch oben über<br />
Eines der bekanntesten Denkmäler der<br />
Stadt <strong>Arnsberg</strong> ist das Ehmsen-<br />
Denk mal im Eichholz (aufgr<strong>und</strong><br />
seiner besonderen<br />
Akustik auch „Flüsterhäuschen“<br />
genannt), 1897<br />
vom Sauerländischen<br />
Gebirgs verein zu Ehren<br />
des Forst rats Ehmsen<br />
errichtet.<br />
Im Jahr 2011/2012 war eine<br />
umfangrei che Sanierung des<br />
Denk<br />
mals notwendig. Der hier<strong>für</strong> gebildeten Sanierungsgemeinschaft<br />
gehörte neben dem Land NRW als Eigentümer des<br />
Gr<strong>und</strong>stücks, dem SGV <strong>und</strong> der Stadt <strong>Arnsberg</strong> selbstverständlich<br />
auch der Verein „Eichholzfre<strong>und</strong>e e.V.“ an.<br />
Die im Kolonialstil erbaute Kuppel des Gebäudes, welche<br />
durch allmählichen Wassereintritt vom Einsturz bedroht<br />
war, wurde mit einem Stahlrahmen versehen, das Dach neu<br />
verputzt. Die Kosten der Sanie rung, die einen sechsstelligen<br />
Euro-Betrag erreichten, wurden von der Sanierungsgemeinschaft<br />
<strong>und</strong> der Kulturstiftung NRW getragen.<br />
Zudem wird das Ehmsen-Denkmal mindestens einmal im<br />
Jahr mit einem neuen, weißen Anstrich versehen, um die<br />
besondere Anziehungskraft zu erhalten.<br />
Der Wetterpilz im Eichholz<br />
Im Jahr 2015 hatte der damalige,<br />
mutmaßlich 100 Jahre alte Wetter-Unterstand<br />
ausgedient <strong>und</strong> musste aus<br />
Sicherheitsgründen abgerissen werden.<br />
„Wir mussten einfach handeln“, so<br />
der heutige Ehrenvorsitzende Peter<br />
Havestadt, „denn der alte Wetterpilz war<br />
völlig morsch <strong>und</strong> letztlich eine Gefahr <strong>für</strong><br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 79
die Schutzsuchenden“. Glücklicherweise funktionierten<br />
auch hier die Beziehungen, in diesem Fall zum Berufsbildungszentrum<br />
der Handwerkskammer. Bei der folgenden<br />
gemeinsamen Ortsbesichtigung wurde be schlossen, dass<br />
ein Zimmerer-Lehrgang aus dem 2. Lehrjahr unter Anleitung<br />
von Zimmerermeister Rudolf Schmidt die Bauausführung<br />
übernehmen würde, wobei die Materialkosten<br />
vom Eichholzverein getragen wurden.<br />
Die Arbeiten wurden pünktlich zum Eichholzfest 2015<br />
fertiggestellt; auch hier konnte der Eichholzverein, dessen<br />
Vereinszweck nicht umsonst mit<br />
„der Förderung der Kultur, des<br />
Umweltschutzes, der Brauchtumspflege<br />
<strong>und</strong> des Heimatgedankens<br />
in <strong>Arnsberg</strong>,<br />
insbesondere im Eichholzviertel“<br />
angegeben ist, mit<br />
großem Einsatz Sinnvolles<br />
<strong>für</strong> die Allgemeinheit erschaffen<br />
bzw. erhalten.<br />
Peter Havestadt<br />
Für die Zukunft gut aufgestellt<br />
Erfreulicherweise haben die Eichholzfre<strong>und</strong>e keine Nachwuchssorgen,<br />
von den heute circa achth<strong>und</strong>ertdreißig (!)<br />
Mitgliedern beleben auch zweih<strong>und</strong>ert der Alterskategorie<br />
„Unter 18“ den Verein, bei einem Jahresbeitrag von<br />
lediglich 5 Euro ein absolut erschwingliches Vergnügen.<br />
Und es gibt viele Ideen <strong>für</strong> die<br />
Zukunft… Was genau passieren<br />
wird, werden die Besucher<br />
des Eichholzes sicher bald<br />
erfahren <strong>und</strong> selbst erleben<br />
dürfen! ■<br />
80 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Mokka-Zimtsterne<br />
Ohne Zimt ist Weihnachtsgebäck<br />
eigentlich kaum denkbar. Allein der<br />
Geruch löst eine gute Stimmung aus.<br />
Die heilende Wirkung von Zimt ist schon seit<br />
der Antike bekannt. Besonders bei Husten <strong>und</strong><br />
Schnupfen soll Zimt hilfreich sein. Außerdem ist<br />
sein Gehalt an Antioxidantien hoch, er regt den<br />
Appetit an, sorgt <strong>für</strong> eine gute Verdauung <strong>und</strong><br />
senkt den Blutzuckerspiegel. Allerdings darf man<br />
das Gewürz nur sparsam dosieren. ■<br />
Mokka-Zimtsterne<br />
(knapp 50 Stück)<br />
· 600 g gesiebten Puderzucker<br />
· 400 g Mandeln, gemahlen<br />
· 1 EL Zimt, 2 EL Espressopulver<br />
· 4 Eiweiße<br />
· Mokkabohnen<br />
250 g Puderzucker mit Mandeln, Zimt <strong>und</strong> 1 EL Espressopulvers<br />
mischen. 2 Eiweiße mit Knethaken einarbeiten. Teig auf einer mit<br />
Puderzucker bestäubten Arbeitsfläche ca. ½ cm dick ausrollen.<br />
Mit Sternförmchen ausstechen.<br />
1 EL Espressopulver mit 2 EL kochendem Wasser überbrühen,<br />
durchfiltern, abkühlen. 1 Eiweiß steif schlagen. Nach <strong>und</strong> nach<br />
den Rest des gesiebten Puderzuckers zufügen. 2 TL Espresso unterrühren.<br />
Sterne mit der Glasur bepinseln. Auf ein mit Backpapier<br />
belegtes Blech setzen. Im vorgeheizten Backofen bei 160 Grad ca.<br />
15 Minuten backen, auf einem Kuchengitter auskühlen.<br />
Restlichen Puderzucker mit 1/2 Eiweiß glattrühren, in eine Spritztüte<br />
füllen <strong>und</strong> die Ränder der Sterne mit Guss verzieren.<br />
In die Mitte einen kleinen Klecks des Gusses spritzen <strong>und</strong> darauf<br />
die Mokkabohnen setzen.<br />
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Die letzten Mohikaner<br />
Die Brieftaubenzüchter von der Heimatliebe Neheim<br />
sind die letzten ihrer Art<br />
Anne von Heydebrand<br />
Tom Linke<br />
Die Tauben von Brieftaubenzüchter Jürgen<br />
Stoltenhoff gurren laut, als wir den Garten<br />
des 80-Jährigen in Neheim betreten. Aufgeregt<br />
flattern sie im Taubenschlag umher. „Sie nehmen jede<br />
Veränderung wahr <strong>und</strong> merken, wenn ein Fremder im<br />
Garten ist“, erklärt Stoltenhoff <strong>und</strong> er muss es wissen.<br />
Seit über 70 Jahren betreibt er den Brieftaubensport<br />
<strong>und</strong> er schwärmt noch heute von seiner Passion.<br />
Doch die Zeiten, in denen Brieftauben die „Renn pferde des<br />
kleinen Mannes“ waren, sind längst vorbei. Es ist schwer<br />
geworden <strong>für</strong> die Brieftaubenzüchter, denn der Nachwuchs<br />
fehlt. Jürgen Stoltenhoff <strong>und</strong> die Mitglieder von „Heimatliebe<br />
Neheim“ sind die letzten Taubenzüchter in der Umgebung.<br />
Vier Taubenschläge sind der Vereinigung geblieben,<br />
denn bei einem Durchschnittsalter von 80 Jahren, haben<br />
einige Mitglieder die Taubenzucht mittlerweile aufgegeben.<br />
Auch Jürgen Stoltenhoff hat die Zahl seiner Tiere reduziert.<br />
„Früher hatte ich im <strong>Winter</strong> 100 bis 110 Tauben in meinem<br />
Schlag. Heute sind es ungefähr 65 Vögel“, erklärt der Rentner,<br />
der sich um die Zukunft seines Hobbys sorgt.<br />
Kein Nachwuchs <strong>für</strong> den Taubensport<br />
Sorgen, die der 80-jährige nicht alleine trägt. Fast jede<br />
Reisevereinigung, unter der sich die sogenannten reisen den<br />
Schläge versammeln, klagt über einen immensen Mitgliederschw<strong>und</strong>.<br />
Sind es in der Reisevereinigung Oberruhrtal<br />
einmal über 80 Taubenschläge gewesen, waren es Anfang<br />
der 2000er Jahre nur noch 23. „Deswegen kam es 2003 zur<br />
Fusion mit der Reisevereinigung Werl. Wir waren dann auf<br />
einmal wieder 122 reisende Schläge, aber mittlerweile sind<br />
es auch nur noch 45“, erzählt Stoltenhoff. Im Ruhrgebiet,<br />
einst Brieftaubenhochburg, ist die Lage noch dramatischer<br />
<strong>und</strong> auch die Nachbarländer Belgien <strong>und</strong> die Niederlande<br />
haben das gleiche Problem. Da es überall an Züchternachwuchs<br />
mangelt, werden die Gebiete <strong>für</strong> Preisflüge immer<br />
größer <strong>und</strong> die Bedingungen dadurch immer unattraktiver.<br />
Trotzdem kämpfen die Züchter um Nachwuchs <strong>und</strong> auch<br />
Jürgen Stoltenhoff gibt nicht auf: „Wir haben so ein tolles<br />
Hobby, aber es ist auch kostspielig. Deshalb wollen wir es<br />
Jungzüchtern auch so leicht wie möglich machen. Wir stehen<br />
ihnen immer zur Seite <strong>und</strong> würden sogar Jungtauben<br />
kostenlos zur Verfügung stellen.“<br />
Schlagliebe – Bei Taube <strong>und</strong> Züchter<br />
Jürgen Stoltenhoff holt eine Taube aus seinem Schlag<br />
<strong>und</strong> hält sie auf dem Arm. Sie hat die Ringnummer 195<br />
<strong>und</strong> flattert aufgeregt mit den Flügeln. Als sie jedoch<br />
ihren Züchter erkennt, wird sie sofort ruhig <strong>und</strong> scheint<br />
sich wohlzufühlen. Und das ist auch ein Gr<strong>und</strong>, warum<br />
82 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Brieftauben, trotz<br />
Distanzen von über<br />
600 Kilometern,<br />
immer wieder nach<br />
Hause zurückfinden.<br />
Die Schlagliebe <strong>und</strong><br />
die Liebe zum Züchter<br />
zieht die Tauben scheinbar magisch an. Eine Liebe, die<br />
Stoltenhoff momentan besonders zu spüren bekommt. „Ich<br />
habe eine Taube im Schlag, die richtig verliebt ist in mich“,<br />
erzählt er. „Immer, wenn ich den Stock betrete, fliegt sie zu<br />
mir <strong>und</strong> gurrt lautstark. Und sie hört erst auf, wenn ich sie<br />
streichele.“<br />
Auch Jürgen Stoltenhoff liebt seine Tauben <strong>und</strong> er erinnert<br />
sich noch genau an seine Lieblingstaube mit der Ringnummer<br />
101. „Mein Vater <strong>und</strong> ich haben 1948 mit der Brieftaubenzucht<br />
angefangen. Ein Jahr später haben wir dann am<br />
ersten Rennen nach Kriegsende teilgenommen <strong>und</strong> unsere<br />
Taube hat sofort den ersten Platz gemacht. Alle Nachbarn<br />
haben mitgefiebert. 1950 kam sie dann ohne Ring nach<br />
Hause. Irgendjemand muss ihr den Ring entfernt haben <strong>und</strong><br />
damit war sie <strong>für</strong> den<br />
Sport eigentlich wertlos.<br />
Aber sie durfte natürlich<br />
trotzdem bei uns<br />
bleiben“, erinnert sich<br />
der Brieftaubenzüchter<br />
an die Zeit von damals,<br />
in der die ganze Familie <strong>für</strong> den Sport eingespannt wurde.<br />
Die Zeiten haben sich geändert <strong>und</strong> heute boomt die Brieftaubenzucht<br />
vor allem in China <strong>und</strong> den Golfstaaten. Hier<br />
werden immense Summen <strong>für</strong> Wettkampftauben gezahlt,<br />
die über 100 km/h schnell fliegen können. Erst in diesem<br />
Jahr verkaufte ein belgischer Züchter eine Taube <strong>für</strong> 1,25<br />
Millionen Euro. Summen, über die Jürgen Stoltenhoff den<br />
Kopf schüttelt, denn <strong>für</strong> ihn zählt die Ges<strong>und</strong>heit der Tiere<br />
viel mehr als der Erfolg. „Wir machen uns viele Gedanken<br />
um die Zucht ges<strong>und</strong>er Tiere <strong>und</strong> wollen, dass es ihnen gut<br />
geht.“ Jürgen Stoltenhoff setzt Taube Nummer 195 zurück<br />
in den Schlag. Sie wurde erst in diesem Jahr geboren <strong>und</strong><br />
startet nächstes Jahr bei den Wertungsflügen. Und wer<br />
weiß, vielleicht ist sie ja auch mal eine Millionen-Taube. ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 83
Aus dem Leben<br />
eines Rechtsanwaltes<br />
Wie eine poetische Rechtspflegerin<br />
die Wogen glättete<br />
Gisela Wilms<br />
Sandra Peetz<br />
Einen Sauerländer bringt bekanntlich so leicht<br />
nichts aus der Ruhe. Übt man aber den Beruf<br />
eines Rechtsanwaltes aus, wird diese uns zugeschriebene<br />
Eigenschaft manchmal arg strapaziert. Dieter<br />
Wortmann, der in Altenhellefeld aufgewachsen ist,<br />
seit Jahren in Visbeck wohnt, in Hüsten arbeitet <strong>und</strong><br />
deshalb als waschechter Sauerländer bezeichnet werden<br />
kann, weiß davon ein Liedchen zu singen.<br />
Da gab es mal den Fall, in dem Wortmann Kosten<br />
erstattet haben wollte, weil er Beratungshilfe geleistet<br />
hatte. Bei der Beratungshilfe handelt es sich um eine<br />
Rechtsberatung, die der Hilfesuchende aufgr<strong>und</strong> finanzieller<br />
Notlage nicht selbst bezahlen kann <strong>und</strong> deshalb<br />
das Gericht in Vertretung der Landeskasse die Kosten<br />
übernimmt. Hier ahnt der k<strong>und</strong>ige Leser sicherlich<br />
schon, dass das nicht mit einem einfachen Anruf getan<br />
ist. So auch die Erfahrung in dem speziellen Fall von<br />
Dieter Wortmann. Nach umfangreichem Schriftverkehr<br />
mit der Behörde, in dem er mehrere Male an Eides<br />
statt versichern sollte, dass seine Angaben tatsächlich der<br />
Wahrheit entsprächen, schickte der Rechtsanwalt ein<br />
letztes Schreiben an das Gericht, um seinem Ärger über<br />
die Verfahrensweise Luft zu machen. Die Antwort<br />
erstaunte selbst den erfahrenen Juristen <strong>und</strong> wird hier -<br />
bis auf die Namen der Beteiligten - im Wortlaut wiedergegeben:<br />
Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt Wortmann!<br />
In der Beratungshilfesache …….<br />
war das Verfahren nicht ganz ohne.<br />
Rein rechtlich ging´s um die Schuldenfrage<br />
- das war dabei die kleinste Plage.<br />
Die meiste Arbeit hat Ihnen das Gericht gemacht,<br />
das hätten Sie vorher nicht gedacht.<br />
Haben Sie sich verglichen oder nur besprochen?<br />
Schnell hatte der Bezirksrevisor Lunte gerochen.<br />
Der Fiskus wollt ´nen Nachweis sehn,<br />
da mussten Sie dann in sich gehen<br />
<strong>und</strong> mir versichern an Eides statt,<br />
dass man sich tatsächlich verglichen hat.<br />
Die Akten sind jetzt wegzuräumen,<br />
damit Sie vor Zorn nicht noch überschäumen.<br />
Doch recht haben Sie, man fragt sich zum Schluss,<br />
ob dieser Aufwand nun wirklich sein muss?!<br />
Ändern können wir´s leider nicht,<br />
Gesetz <strong>und</strong> Rechtsprechung sind hier der Bösewicht.<br />
Diesmal war es viel Arbeit <strong>für</strong> wenig Geld,<br />
manchmal es sich auch umgekehrt verhält!?<br />
Der Ausgang des Dramas ist Gott sei Dank fein,<br />
einige DM werden bald auf Ihrem Konto sein.<br />
Der Brief endete mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen der<br />
damaligen Rechtspflegerin.<br />
84 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
In der Beratungshilfesache ……..<br />
sei jetzt noch dieses ausgeführt,<br />
vorgetragen, proklamiert:<br />
Die Zeilen jetzt aus Februar<br />
die fanden wir ganz w<strong>und</strong>erbar.<br />
Der Anwalt, diesmal schwer gesch<strong>und</strong>en,<br />
empfand´s wie Balsam auf den W<strong>und</strong>en.<br />
Drum ist er jetzt auch ganz erpicht<br />
zu rufen: „Danke, Amtsgericht!“<br />
Der Alptraum ist jetzt schnell verflogen,<br />
geglättet haben sich die Wogen.<br />
Das harte Herz, es wurde weich,<br />
<strong>und</strong> alles nur durch Sie, Frau Teich. (Name von <strong>WOLL</strong> geändert)<br />
Nach dem Motto: „Das letzte Wort hat der<br />
Angeklagte bzw. der Betroffene“, antwortete<br />
Dieter Wortmann mit folgenden Zeilen:<br />
Mit fre<strong>und</strong>lichem Gruß<br />
(Wortmann) Rechtsanwalt ■<br />
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Thomas Landsknecht<br />
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Fachanwalt <strong>für</strong> Arbeitsrecht<br />
Agnes Watermann-Willeke<br />
Rechtsanwältin <strong>und</strong> Notarin<br />
Fachanwältin <strong>für</strong> Arbeitsrecht<br />
Fachanwältin <strong>für</strong> Familienrecht<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 85
Fotografie: Björn Lülf<br />
www.bjoernluelf.com<br />
Der Christstollen<br />
Der ehemalige Sternekoch Jochen Lülf hat in Zusammenarbeit mit dem Willinger Gourmetbrot<br />
kreative Gerichte aus <strong>und</strong> mit Stollen kreiert.<br />
86 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Christstollen-Strudel mit Glühweinbirne<br />
Zutaten <strong>für</strong> 4 Portionen:<br />
Christstollen-Strudel<br />
• 200 g Christstollen<br />
• 75 g gehackte Walnüsse<br />
• 4 EL Orangenlikör<br />
• 6 getrennte Eier<br />
• 2 Orangen (Saft <strong>und</strong> Abrieb)<br />
• 1 TL Zimt<br />
• ½ TL Lebkuchengewürz<br />
• 75 g Puderzucker<br />
• 125 g Butter<br />
• 100 g gehackte Schokolade<br />
• 4 Strudelblätter<br />
Glühweinbirne<br />
• 4 Birnen<br />
• 100 ml Portwein<br />
• 100 ml Rotwein<br />
• 100 ml Apfelsaft<br />
• 80 g brauner Zucker<br />
• 3 Nelken<br />
• 1 Zimtstange<br />
• 2 Sternenanis<br />
• Orangenscheiben<br />
Christstollen-Strudel<br />
Christstollen in Würfel schneiden <strong>und</strong> mit den Walnüssen im<br />
Orangenlikör einweichen lassen. Hierzu eignet sich jeder Stollen,<br />
vorzugsweise gerne aus <strong>Arnsberg</strong>, <strong>S<strong>und</strong>ern</strong> oder <strong>Ense</strong>! Das Eigelb<br />
mit Zucker, Gewürzen, Orangenabrieb <strong>und</strong> Saft warm aufschlagen.<br />
Den eingeweichten Stollen, die weiche Butter <strong>und</strong> die<br />
Schokolade unterheben. Die sechs Eiweiße zu Eischnee schlagen<br />
<strong>und</strong> unterhe-ben. Die Strudelblätter in gebutterte Formen geben<br />
<strong>und</strong> die Masse einfüllen. Bei 160 Grad Umluft <strong>für</strong> 15 Minuten<br />
im Ofen backen.<br />
Glühweinbirne<br />
Aus Portwein, Rotwein, Apfelsaft <strong>und</strong> Gewürzen<br />
zaubern wir einen schmackhaften Glühwein:<br />
Die Birnen schälen <strong>und</strong> mit einem Ausstecher<br />
den Kern von unten entfernen. Die Birne<br />
soll ganz bleiben! Die Birnen anschließend<br />
im Sud garziehen. Zu guter Letzt den<br />
Glühwein mit Puddingpulver abbinden.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 87
Das Team steht ungefähr da, wo das Denkmal demnächst stehen soll.<br />
Bosoko reitet gedankenverloren durch die Dämmerung.<br />
Er hatte in einem Waldstück seines<br />
Vaters Thankgrim nach dem Rechten gesehen,<br />
wo vor dem kommenden <strong>Winter</strong> Holz gemacht werden<br />
muss. So bemerkt er nicht die Schatten, die sich ihm<br />
nähern. Erst als sein Pferd unruhig schnaubt <strong>und</strong><br />
ausbricht, erkennt er die Gefahr. Doch da ist es schon<br />
lange zu spät. Bosoko wird brutal vom Pferd gerissen,<br />
stürzt zu Boden <strong>und</strong> ahnt, dass er den nächsten <strong>Winter</strong><br />
nicht erleben wird.<br />
Diese Tat ereignete sich vor r<strong>und</strong> 1200 Jahren im damaligen<br />
Hustene. Bosoko war brutal von dem Dorfbewohner<br />
Bruniko <strong>und</strong> dessen Söhnen überfallen <strong>und</strong> ermordet<br />
worden. Das Warum bleibt bis heute ein Geheimnis. Die<br />
Folgen der Tat waren jedoch maßgeblich <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
des kleinen Weilers Hustene. Denn Bosokos Vater<br />
Thankgrim machte trotz seiner Trauer einen entscheidenden<br />
Schritt, der das Dorf Hustene zu dem werden<br />
ließ, was es heute ist: Hüsten. Als Sühne <strong>für</strong> die schreckliche<br />
Tat war Bruniko verurteilt worden, seinen kompletten<br />
Besitz, Hof <strong>und</strong> Ländereien, an Thankgrim abzutreten.<br />
Doch Thankgrim reagierte mit einer weitsichtigen Geste:<br />
Er übertrug die komplette Liegenschaft dem Missionar<br />
Liudger. Liudger konnte dadurch in Hustene die erste<br />
christliche Gemeinde an der Ruhr gründen. Und Hustene<br />
wuchs.<br />
Thankgrim &<br />
Hustene<br />
Ein mysteriöser Mord im<br />
Mittelalter lässt den Weiler<br />
Hustene aufblühen<br />
Sonja Heller<br />
Marita Voss-Hageleit<br />
Stadtentwicklung durch Thankgrim<br />
Der kleine Weiler Hustene wurde zu einer bedeutenden<br />
Kirchengemeinde im Ruhr- <strong>und</strong> Röhrtal. Zu seinem<br />
Kirchspiel gehören unter anderem <strong>Arnsberg</strong>, Neheim<br />
<strong>und</strong> Herdringen. Hustene entwickelte sich über die<br />
Jahrh<strong>und</strong>erte zu dem „Hüsten“, wie man es heute kennt.<br />
Dass Thankgrim quasi mitverantwortlich <strong>für</strong> diese<br />
„Stadtentwicklung“ war, brachte einige Hüstener auf die<br />
Idee, Bosokos besonnenem Vater ein Denkmal setzen zu<br />
wollen. Ende 2018 gründeten sie den Verein „Thankgrim<br />
Denkmal“.<br />
88 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>
Identifikation <strong>für</strong> Generationen schaffen<br />
Dem Verein ist es wichtig, diese <strong>für</strong> Hüsten so identitätsstiftende<br />
Historie zu bewahren <strong>und</strong> weiterzutragen. Die<br />
Aktion stößt auf Zuspruch - nicht nur bei den Bürgern<br />
vor Ort, sondern auch bei außerhalb lebenden, dem Ort<br />
verb<strong>und</strong>enen Hüstenern. So kam bereits nach einem Jahr<br />
mittels Spenden die Summe von 22.000 Euro zusammen.<br />
Um die benötigten 80.000 Euro zu erzielen, setzt<br />
der Vorstand zusätzlich auf öffentliche Fördermittel. Erst<br />
nach Erreichen dieses Ziels, möchte sich der Verein mit<br />
der konkreten Ausführung des Denkmals beschäftigen,<br />
welches aus drei lebensgroßen Bronzefiguren bestehen<br />
soll. Als Nebeneffekt erhofft man sich eine Aufwertung<br />
des Stadtbildes durch das hochwertige Kunstwerk.<br />
„Wir möchten Thankgrim ein Gesicht geben“<br />
Als ausführender Bildhauer <strong>für</strong> die Bronze-Installation<br />
konnte Boris Sprenger gewonnen werden, der <strong>für</strong> seine<br />
expressive Arbeitsweise <strong>und</strong> den Einsatz seiner Skulpturen<br />
im öffentlichen Raum bekannt ist. Er soll in einer szenischen<br />
Darstellung die Dramatik der Tat visualisieren <strong>und</strong><br />
mit seiner künstlerischen Handschrift den Bogenschlag<br />
von damals zum Heute finden – von einer Mordnacht in<br />
Hustene zu einem Tag im lebendigen, urbanen heutigen<br />
Hüsten.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong> - 89<br />
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Inspirationen <strong>für</strong> Haus – Garten – Technik<br />
B<br />
AUSSTELLUNG<br />
Haus Garten Technik<br />
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Technik<br />
Meschede<br />
Sa. 08. Feb.<br />
So. 09. Feb.<br />
Täglich<br />
10:30 bis<br />
17:30 Uhr<br />
St. Georgs Halle Meschede<br />
www.BauLokal.de<br />
Baumesse<br />
Meschede:<br />
• ca. 45 Aussteller<br />
• Beratung von<br />
Mensch zu Mensch<br />
• Alles von hier aus<br />
dem Sauerland!<br />
<strong>Magazin</strong> + Online:<br />
• Handweker-<br />
Portraits<br />
• Projekt-<br />
Vorstellungen<br />
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dem Sauerland!
Mode<br />
<strong>für</strong> die ganze familie<br />
Größen bis 8 XL<br />
Parken kostenlos<br />
Kinderspielecke<br />
Eigene Änderungsschneiderei<br />
Bestellservice<br />
Große Auswahl an<br />
Kommunionbekleidung!<br />
STEINSTRASSE 6 · 59872 MESCHEDE<br />
☎ 0291 / 2894<br />
www.MODEHAUS-HEIDE.de<br />
Das Modehaus auf über<br />
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