WOLL Magazin für Arnsberg, Sundern und Ense // Winter 2019
Zauberhafter Winter im Sauerland!
Zauberhafter Winter im Sauerland!
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Heinrich musste fliehen. Durch die Fürsprache Kaiser Barbarossas<br />
<strong>und</strong> der Selbstdemütigung vor dem Kölner Erzbischof<br />
konnte Heinrich I. seine Herrschaft retten. Zur Sühne gründete<br />
er 1170 das Prämonstratenserstift Wedinghausen, das als<br />
„Kloster Wedinghausen“ in der Gegenwart mit überraschenden<br />
archäologischen F<strong>und</strong>en aufwartet: Hubertus Böttcher,<br />
Propst von St. Laurentius <strong>und</strong> Leiter des Pastoralen Raumes<br />
<strong>Arnsberg</strong>, ist begeisterter <strong>und</strong> begeisternder Experte, wenn es<br />
um die sensationellen Schätze seines Klosters Wedinghausen<br />
geht. Seine Führung beginnt mit der Tumba (Hochgrab), in<br />
welcher die Grafen Heinrich I. <strong>und</strong> sein Sohn, Heinrich der<br />
II. plus dessen Gemahlin Ermengard im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert beigesetzt<br />
wurden. Die Gruft befand sich ursprünglich mit dem<br />
darüber liegenden Hochgrab im Kapitelsaal des Klosters.<br />
Spätestens ab 1864 finden wir die Tumba in der nordöstlichen<br />
Ecke der Propsteikirche. Tumba <strong>und</strong> Gruft wurden seit<br />
2018 zum vielleicht letzten Mal geöffnet <strong>und</strong> bieten einige<br />
große Überraschungen: In der Tumba fanden sich tatsächlich<br />
Knochen, die derzeit in Kiel einer DNA-Untersuchung<br />
unterzogen werden, um den endgültigen Beweis da<strong>für</strong> zu<br />
liefern, dass es sich tatsächlich um die Gebeine von Heinrich<br />
I., seinem Sohn <strong>und</strong> seiner Schwiegertochter handelt. Auf dem<br />
Hochgrab befinden sich die Liegefiguren Heinrichs II. <strong>und</strong><br />
seiner Ehefrau Ermengard. Propst<br />
Böttcher weist auf ein winzig<br />
kleines, eingeritztes Zeichen<br />
in der Figur Heinrichs II.<br />
hin: „Sozusagen ein Vorläufer-Graffiti,<br />
dessen Entzifferung<br />
noch nicht gelungen ist.“<br />
Dann schließt er den abgetrennten Raum, führt uns durch<br />
die w<strong>und</strong>erschöne Pfarrkirche. Hier steht eine Truhe, deren<br />
besonderer Bedeutung der Propst hervorhebt. Die Verbindung<br />
zwischen <strong>Arnsberg</strong> <strong>und</strong> dem Kölner Erzbischof war im<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>ert sehr eng. Als die französischen Revolutionstruppen<br />
1796 in Köln einmarschierten, floh das Domkapitel<br />
– mit insgesamt 32 Kutschen – ins Sauerland. In einer der<br />
mitgenommenen Truhen, die noch heute in der Pfarrkirche<br />
steht, befand sich der Domschatz. Bis 1803 wurden die<br />
Geschicke des Kölner Erzbistums von <strong>Arnsberg</strong> aus gelenkt.<br />
Später brachte man die Wertsachen zurück nach Köln. Erst<br />
danach wurde am Bau des Kölner Doms weitergearbeitet.<br />
Wer weiß, was geschehen wäre, wenn der Domschatz im<br />
Sauerland geblieben wäre …Noch heute steht der älteste,<br />
nicht steinerne Kölner Bischofsstuhl vor dem Hochaltar. Ein<br />
Scherenstuhl, gut gepolstert <strong>und</strong> <strong>für</strong> „gewichti g e “ Männer<br />
bestens geeignet. Selbstverständlich hatte der Bischof auch<br />
einen Bediensteten, der ihm selbigen auch stets hinterhertragen<br />
musste. In der St. Laurentius-Kirche gibt es viele<br />
Schätze zu bestaunen: Das Taufbecken, die Kanzel, die<br />
Altäre – das Fenster hinter dem Hochaltar, das aus dem Jahr<br />
1250 stammt, die besondere Muttergottes nahe der Schreine,<br />
das 900 Jahre alte romanische Kreuz, eines der ältesten im<br />
norddeutschen Raum … Die Geschichten,<br />
die uns Hubertus Böttcher dazu<br />
erzählt, sind beeindruckend <strong>und</strong><br />
könnten gut einen weiteren Bericht<br />
füllen... Nach der Besichtigung der<br />
Sakristei betreten wir den freigelegten<br />
Kreuzgang aus dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />
24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>